Mit einigen Tagen Verspätung habe ich mir gestern nun auch endlich Undead Messiah zugelegt. Hab's vorhin in einem Rutsch gelesen und wollte hier mal ein paar Dinge teilen, die mir mehr und weniger gut gefallen haben.
Als erstes ist mir der gewaltige Fortschritt aufgefallen, den Gin mit Undead Messiah gemacht hat. Wenn ich den Manga mit dem 2015 in Eigenproduktion erschienenen Dojinshi Z.A.C. (Zombie Apocalypse Cooperation) vergleiche, fällt auf, dass sie nicht nur zeichnerisch besser geworden ist, sondern auch vom Storytelling her. Auch das Design sowie die verschiedenen Charakterzüge der Figuren gefallen mir. Während ich in der Leseprobe bei M-Kay noch ein wenig skeptisch war, hat auch sie mich im Manga nun von sich überzeugen können. Lediglich ihre Reaktion auf den zum Zombie gewordenen Vater von Tim kam mir etwas komisch vor. Sie war für einen kurzen Moment geschockt, hat Tim dann aber direkt getröstet und daraufhin ohne jegliche sichtbare Furcht den Zombie analysiert. Bei Tim ist eine derartige entspannte Situation auf einen echten Zombie ja irgendwo noch nachvollziehbar, der ist ja verrückt nach denen, aber bei ihr wirkte es schon etwas unlogisch. Nichtsdestotrotz gefallen mir die Charaktere sehr gut, besonders auf Ritchs weitere Entwicklung bin ich gespannt. Ich hatte nicht gedacht, dass er sich als Bösewicht entpuppt, wobei ich mir hier noch gut eine Wendung vorstellen kann!
Ein bisschen unlogisch dagegen fand ich, dass Tims Vater auf der vorletzen Seite wieder zu sich kam. Tim hatte ihm doch im 2. Kapitel mit der Schaufel des Nachbarns das Herz durchbohrt? Und als die Soldaten im Krankenhaus auf die Zombies geschossen haben, ist eindeutig zu erkennen, wie diese durchschossen werden. Hätten Tim und M-Kay, die sich hinter der Zombiehorde befanden, im Kugelhagel nicht sterben müssen?
Als nächstes möchte ich mich einem Punkt widmen, der mir nach Goldfisch und Kamo: Pakt mit der Geisterwelt nun auch bei Undead Messiah negativ aufgefallen ist, wobei ich denke, dass sich diese Kritik weniger an Gin als Zeichnerin, sondern mehr an ihren Redakteur bzw. TOKYOPOP richtet. Denn auch hier wird wieder zu Lasten der Geschichte darauf geachtet, dass jedes Kapitel eine einheitliche Seitenanzahl aufweist. Ich habe wirklich mal nachgezählt, und es ist tatsächlich so, dass jedes Kapitel in Undead Messiah exakt 28 Seiten lang sind, genauso wie bei Goldfisch und Kamo: Pakt mit der Geisterwelt. An sich wäre ich mit der Zahl ja zufrieden, die meisten japanischen Shonen-Manga, die in wöchentlich erscheinenden Magazinen wie dem Weekly Shonen Jump vertreten sind, sind in der Regel 20-30 Seiten lang. Mit Ausnahme des ersten Kapitels! Im ersten Kapitel muss klar werden, wohin die Geschichte geht, was das Motiv des Protagonisten ist, was ihn ausmacht, was er drauf hat etc. Dem Leser muss die Möglichkeit geboten werden, sich mit der Story und den Charakteren binden zu können, er muss überzeugt werden. Und die wirklich erfolgreichen Manga lassen sich hierfür nunmal einfach mehr als 28 Seiten lang Zeit. Kapitel 1 von One Piece hat genau 54, genauso das von Attack on Titan. My Hero Academia ist im 1. Kapitel 56 Seiten lang, Toriko 58 und Seven Deadly Sins insgesamt 64. Hiro Mashima hat Kapitel 1 von Fairy Tail sogar auf 80 Seiten (!) erzählt. Es kann nicht sein, dass die Hauptfigur eines Mangas in Kapitel 1 lediglich ein Videospiel spielt, sich mit anderen Figuren unterhält und eine gruselige Entdeckung macht, und dieses Kapitel dann mit einem Cliffhanger beendet wird! Genau das wurde aber bei Undead Messiah gemacht, und genau diese Problematik ist mir auch bereits bei den beiden anderen Eigenproduktionen, die TOKYOPOP in den letzten Monaten veröffentlicht hat, aufgefallen! Kaum Action, man weiß nicht, was der Protagonist überhaupt erreichen möchte oder überhaupt im Stande ist zu erreichen usw. Und ich sehe es schon kommen, dass ich den gleichen Kritikpunkt im September auch im Thread von Demon Mind Game, dem kommenden Manga von David Füleki, anbringen muss.
Meiner Ansicht nach hätte man Kapitel 1 von Undead Messiah mit Seite 7 von Kapitel 3 enden lassen müssen, damit würde das 1. Kapitel mit dem Kampf zwischen Tim und seinem zum Zombie mutierten Vater auf der Strasse bereits eine spannende Action-Einlage beinhalten. Darüber hinaus hätte man die emotional-geladene Szene, in der Tim in seinem Zuhause vor der verschlossenen Tür sitzt, hinter der sich sein Zombie-Vater verbirgt, super für ein dramatisches Panel nutzen können, in welchem Tim dem Leser sein Motiv mitteilt, nämlich ein Heilmittel zu finden und seinen Vater zu retten. Denn genau aus diesem Grund begeben sich M-Kay und er in den darauffolgenden Kapiteln ins Krankenhaus, dass vor Zombies nur so wimmelt, und damit in höchste Lebensgefahr. Stattdessen baut man schon fast krampfhaft nach jeder 28. Seite einen Cliffhanger ein, der zwar seinen Zweck erfüllt und Spannung aufbaut, in Kapitel 1 an der Stelle aber komplett fehl am Platz ist. Und die Problematik mit den Cliffhangern wurde ja bereits in einigen vorherigen Posts erwähnt.
Auch wenn ich mich da jetzt so drastisch ausdrücken muss, aber wer auch immer bei TOKYOPOP dafür verantwortlich ist, dass jedes Kapitel von Goldfisch, Kamo: Pakt mit der Geisterwelt und nun auch Undead Messiah exakt 28 Seiten lang sein muss, macht seinen Job in der Hinsicht einfach nicht richtig! Ich hatte mich dazu ja auch bereits im Thread zum Manga von Gins Schwester geäußert, wo das 1. Kapitel allenfalls eine Art Prolog darstellt. Bei Undead Messiah ist es mir durch den vollkommen unnötigen Cliffhanger allerdings nun noch negativer aufgefallen. Ich würde mich freuen, wenn in Zukunft auch auf solche Details Acht gegeben wird. In dem Zusammenhang vielleicht noch die Anmerkung, dass auch das letzte Kapitel eines Mangas gerne mal eine deutlich höhere Seitenanzahl vorweist, für den Fall dass diese bei den 3 Eigenproduktionen noch gezeichnet werden müssen.
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