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Thema: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen? [Bewertung + Review]

  1. #4326
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Dann vergleicht doch mal das Original mit Reinhard Meys Gesang. Ich find, verblüffende Ähnlickeit

    https://youtu.be/Ykgs4Y7oyfU?si=sjzzUtAruXS1FCu7
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
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  2. #4327
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Zugegeben. Ich gehe nach dem was ich hier höre davon aus, dass mir die französische Version genauso auf den Wecker fallen würde. Die Idee, den Film mit einer wiederkehrenden und fortführenden Ballade zu begleiten, finde ich auch gar nicht so unmöglich. Aber beim größten Trick ist es definitiv zu wiederholend und das Lied zu penetrant.

  3. #4328
    Mitglied Avatar von frank1960
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    "Whiskey und Gin, Whiskey und Gin, Mary McCarthy liebt Whiskey und Gin."
    Burt Reynolds singt diese nette kleine Ballade des Öfteren in "Sam Whiskey", tatsächlich, ohne allzu groß zu nerven. Kleines Beispiel, wie man sowas sparsam einsetzt.
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  4. #4329
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    War da nicht auch so was in "Pat Garrett jagt Billy the Kid"? Und auch in "Cat Ballou - Hängen sollst du in Wyoming"? Ich kann mich nicht erinnern, dass mich der Gesang da genervt hätte. Die könnte ich aber eigentlich auch beide mal wieder gucken.

  5. #4330
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Westerngesang ist doch eigentlich nur bei Reibeisenikone Lee Marvin akzeptabel ("Snow can burn your eyes / but only people make you cry"). Dagegen gehen Clints bizarre Gesangseinlagen in "Westwärts zieht der Wind" nun überhaupt nicht ("I talk to the Trees"). Eine Art Marterpfahlhymne ist "Manitou" mit Pierre Brice ("Manitou, beuge disch hinuntär zur Ärdä"). John Wayne war früher als singender Cowboy mit Klampfe unterwegs, und Lorne Greenes "Bonanza"-Cover ("On this land we put our brand, Cartwright is the name") läuft in Westernkneipen in Heavy Rotation!
    Geändert von BobCramer (06.10.2023 um 23:06 Uhr)

  6. #4331
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    War da nicht auch so was in "Pat Garrett jagt Billy the Kid"?
    Das war Bob Dylan mit "Knockin on Heavens Door", eine Art Anti-Western-Ballade.

  7. #4332
    Premium-Benutzer Avatar von HerrHase
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    Zitat Zitat von BobCramer Beitrag anzeigen
    Westerngesang ist doch eigentlich nur bei Reibeisenikone Lee Marvin akzeptabel ("Snow can burn your eyes / but only people make you cry"). Dagegen gehen Clints bizarre Gesangseinlagen in "Westwärts zieht der Wind" nun überhaupt nicht ("I talk to the Trees").
    Ketzerei!

    The Element of Crime (DK 1984)

    Auf arte.tv kann man sich z.zt. sieben Filme von Lars von Trier zu Gemüte führen, im TV laufen dann demnächst noch zwei andere. Dieser war sein zweiter Film überhaupt und der Auftakt seiner Europa-Trilogie, die arte komplett hat, allerdings erst ab 22 Uhr abrufbar oder mit Altersverifikation (wozu man dann seinen Ausweis fotografieren muss - ganz ehrlich, ich verstehe dieses Brimborium nicht, wenn gleichzeitig jedes Kind ohne jegliche Beschränkung Zugang auf harte Pornoseiten hat).

    Ein Polizeiinspektor kommt nach 13 Jahren aus Kairo, das allmählich im Sand versinkt und wo er seine Frau zurückgelassen hat, nach Europa zurück, um von seinem ehemaligen Lehrer an der Polizeiakademie den Fall eines Serienmädchenmörders zu übernehmen. Aber Europa ist nicht mehr, wie er es kennt: Es gibt keine Jahreszeiten mehr, aber das Wetter wechselt ständig. Vor allem regnet es viel und weite Teile des Landes stehen unter Wasser. In dieser apokalyptischen Atmosphäre begibt sich Fisher in einem nicht näher benannten, aber mit vielen deutschen (teils fiktiven) Namen versehenen Land auf die Spur des Killers und treibt dabei die von seinem verrückt gewordenen Ausbilder entwickelte Methode des method policing (meine Wortschöpfung), analog zum method acting, ein Stück zu weit.

    Stilistisch immer noch ein Meisterwerk, die Bildsprache ist unglaublich. Wie von Trier hier lange vor Erfindung des computer gradings mit Farbfiltern arbeitet (der ganze Film ist in Gelb- und Brauntönen gehalten, nur durchbrochen etwa von Blaulichtern oder blau schimmernden Fernsehschirmen) und durchkomponierte Bilder schafft, die wirken, als hätte Tarkowskij Hieronymus Bosch verfilmt, ist faszinierend. Tierkadaver werden aus dem Wasser gezogen, halbnackte Menschen prügeln aufeinander ein, Glatzköpfe bringen sich per Seilsprung und Genickbruch ums Leben, Europa brennt und versinkt gleichzeitig. Beim Wiedersehen nach knapp 25 Jahren fand ich erstaunlich, wie er hier schon die Auswirkungen des Klimawandels vorwegnimmt, die inzwischen ja auch in Deutschland mit Extremwetterphänomenen wie im Ahrtal schon zur Normalität gehören. Der Film wirkt dadurch erschreckenderweise aktueller als vor 25 oder knapp 40 Jahren, als das noch wie reine Phantasie aussah.

    Ebenso großartig die staubtrockenen, oft zynischen Dialoge und inneren Monologe Fishers. Das ist quasi Chandler hoch zehn plus Vulgärsprache. "There are three attractions in Halbestadt: the Hotel Schatz, the sight of the lottery murder and Frau Gerdas whorehouse." Und dort dann: "How do you like Halbestadt?" - "I'd rather live in a hole in the ground."

    Und zum Abspann dann "Der letzte Tourist in Europa". Großartig! Später ging von Trier dann in eine ganz entgegengesetzte minimalistische Richtung (Stichwort Dogma 95) und machte mit Idioten und Dancer in the Dark noch einige anders große Filme, bevor es mit ihm langsam, aber in den letzten Jahren immer stärker bergab ging. Aber dieses Frühwerk ist in meinen Augen immer noch etwas ganz Besonderes.

  8. #4333
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Da bin ich vollkommen mit dir einig, @HerrHase! Ich kenne den Film schon seit Programmkinotagen in den 80ern und der war für mich immer ganz weit vorne. Und im Grunde unerreicht. Ich gucke ihn mindestens einmal im Jahr und dann meistens mit "Europa" zusammen, der auch toll ist, aber immer nur der 'kleine' Nachfolger von Element bleibt, auch wenn er im Grunde der größere Film ist. Ich habe zum Glück ei n Exemplar der Europa-Box direkt bei Erscheinen gekauft, wäre aber durchaus interessiert an einem Bluray-Upgrade.

    EDIT: Genau. Die Erzählerstimme aus dem Off ist alleine schon Geld wert und sicher ein Grund, warum der Film nie synchronisiert wurde. "Harry came to Halbestadt, and stayed with Kim, die halbe Nacht."
    Geändert von Jovis (07.10.2023 um 16:15 Uhr)

  9. #4334
    Mitglied Avatar von franque
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    Horrors Of Malformed Men (Edogawa Rampo Zenshu: Kyofu Kikei Ningen), Japan 1969, Regie:Teruo Ishii

    Medizinstudent Hirosuke findet sich mit Gedächtnisverlust in der Klapse wieder. Als ein enigmatischer Glatzkopp ihn umbringen will, tötet er diesen und kommt so frei. Er trifft auf ein wirres Zeug laberndes Zirkusgirl, das alsbald mit Messer im Rücken vor ihm zusammenbricht. Irgendwie kommt es nun dazu, dass er die Rollen tauscht mit einem ihm zum Verwechseln ähnlich sehenden Toten, in dessen Familie er sich einschmuggelt. Auch dort hält der Sensenmann umgehend Einkehr und schließlich macht sich unser Held mit Teilen seiner neuen Verwandtschaft auf zu einer geheimnisumwobenen Insel, wo der Vater des toten Doppelgängers offenbar medizinische Experimente durchführt...

    Nun beginnt ein Schaulaufen von Japan-Madness pur, denn der sich ruckartig bewegende Manson/Zottelhippie-Mad-Scientist entpuppt sich als eine Art Dr. Moreau auf Acid, der ein unfassbares, kaum beschreibbares Freakshow-Panoptikum zusammengezimmert hat incl. willkürlich kombinierte Siamesische Zwillinge und Frauen mit Ziegenunterleib. Diese Sequenz, in der Hirosuke und seine Entourage die zum Gottserbarmen degenerierte Menagerie der Insel vorgeführt bekommen, zählt wohl zum Bizarrsten, was je das Licht einer Leinwand erblickte, also da wo das Publikum nicht panikartig Reißaus nahm, was angeblich vorkam. Nach allerlei Trubel, in dem der Protagonist u.a. via Inzest mit seiner eigenen Schwester einen neuen Hybriden zeugt, folgt dann auch noch eine Hercule-Poirot-artige Rückblendenaufklärung bzgl. der Morde mit verschieden viragierten Segmenten und als Sahnehäubchen einer weiteren, in Negativfilm umkippenden Wahnsinnseinlage!

    Teruo Ishii ist in erster Linie bekannt durch die seinerzeit die Zensoren der Welt rege beschäftigende Tokugawa-Reihe, etwa deren notorischen ersten Teil, "Tokugawa: Gequälte Frauen" von 1968. Dazwischen fand er noch Zeit für diesen Breaker nach zwei Vorlagen des Horrorautors Edogawa Rampo (jap. Verballhornung des Namens Edgar Allan Poe), den ich den anderen mir bekannten Werken des Meisters weit vorziehe.

    In der unmittelbaren Zukunft lauerten die verbotenen Früchte des Pink-Films, von Pinky Violence und Roman Porno; hier manifestierte sich aber bereits der Irrsinn, der die extravagantesten Werke prägen sollte. Es ist immer wieder erstaunlich, was für Absonderlichkeiten der japanische Film hervorgebracht hat und bis heute hervorbringt. Mein lieber Mann...
    Geändert von franque (10.10.2023 um 09:34 Uhr) Grund: O-Titel korrigiert

  10. #4335
    Mitglied Avatar von franque
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    Night Has A Thousand Desires (Mil Sexos Tiene La Noche), Spanien 1984, Regie: Jess Franco


    Medium Irina (Lina Romay) arbeitet mit einem Mentalisten, dessen Feinde sie in schizophrenen Schüben eliminiert, oder waren es nur erotische Fieberträume? Franco in der untersuchenswerten Golden Films-Phase der frühen 80er, die auch den denkwürdigen "Macumba Sexual" (1981) hervorbrachte.

    Der Meister channelt alles Mögliche, z.B.:

    - Remake von "Die nackten Augen der Nacht" ("Les Cauchemars Naissent La Nuit", 1971) sowie "Der Ruf der blonden Göttin" aus der Dietrich-Phase, diesmal aber in Scope (2.35:1) und ähnlich wie "Macumba" ästhetisch äußerst ergiebig (sprich, sieht großartig aus)

    - Anfang à la "Nightmare Alley" von Edmund Goulding (bzw. letztens Remake von Guillermo Del Toro)

    - Irina kann sich nicht erinnern, ob sie nächtens/im Zustand der Läufigkeit Männer getötet hat, à la Irena in Jacques Tourneurs "Cat People" bzw. damals gerade erschienenem Remake von Paul Schrader mit Nasty Nasti

    - das gesamte Set-Up erinnert - nicht nur bei Franco zum wiederholten Male - an Henri-Georges Clouzots "Die Teuflischen"/"Les Diaboliques" (1955)

    -der Originaltitel ist offenbar angelehnt an den 82er "Mil Gritos Tiene La Noche" (also '1000 Schreie hat die Nacht'), jenen legendär hilariousen pseudo-amerikanischen Slasher von Juan Piquer Simon, der als "Pieces" bekannter ist

    - die Mucke besteht überwiegend aus einem sehr prägnanten Thema, das in einer Foursome-"Orgie" allerdings durch atonales Gequietsche/musique concrète (!) ersetzt wird

    -Franco offeriert sein betörend-hypnotisches Opus in weitgehender Dialogreduktion; gegen Ende erfolgt eine gefühlt 25min Deliriumsetappe ohne JEGLICHEN Dialog, bevor dann - wie ebenfalls häufiger im OEuvre des Meisters - eine kriminalistische Holterdipolter-Auflösung abrupt die Mundwinkel senkt (oder sie sich zum herzlichen Lachen formen lässt, kommt auf den Zuschauer an; gut, ganz so grotesk wie in HG Lewis' "The Gore Gore Girls" ist das Finale dann auch nicht, aber dennoch...)


    1000 Sexe hat die Nacht. Alles klar. Vormals total obskur, heuzutage ausgegraben von Mondo Macabro.

  11. #4336
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Die Frankenstein-Filme der Hammer Studios sind ein gemischtes Vergnügen. Richtig seltsam finde ich die innere Kontinuität. Da passt so recht kein Film zum anderen. Das Ende von Film 2 "Frankensteins Rache" wird nirgends wieder erwähnt oder anderweitig aufgegriffen. Film 3 gibt sich per Rückblick als Fortsetzung eines völlig anderen Films als wir denken. Den es aber gar nicht gibt.

    Auf der Haben-Seite wird aber rein visuell und durch die Ausstattung der Labors ein Wiedererkennungseffekt sehr sorgfältig herbeigeführt, der beim Einstieg in jeden neuen Film hilfreich ist, denn wie gesagt sind die jeweils keine wirkliche Fortsetzung und auch oft im Wiederspruch zu den Vorgängern.

    Was die Reihe aber wirklich auszeichnet (außer dass jeder der einzelnen Filme echt ziemlich spannend und gelungen ist), ist die maximale Meditation rund um das Thema Frankenstein. Die Filme gehen in Charakterzeichnung und Thematik jedes Mal noch ein Stück weiter hinein in das Mosaik des unmoralischen Wissenschaftlers und die Reihe schreckt im Grunde vor nichts zurück, bis hin zu emotionalen und erschreckenden Auswüchsen im Verhalten der Hauptfigur, zum Beispiel die spontane, unerwartete Vergewaltigung in Film 5 "Frankenstein muss sterben. Da geht die Charakterzeichnung unbeirrt ihre Wege und das ist schon sehr eindrucksvoll. Das hat man sich mit Van Helsing in den Dracula-Filmen aber nicht getraut, obwohl es dieser Schwesterreihe auch gut gestanden hätte.

    Als nächstes steht nun die Karnstein-Trilogie an.
    Geändert von Jovis (12.10.2023 um 12:32 Uhr)

  12. #4337
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Na Gott sei es gedankt. Van Helsing als Unhold, der sich an seiner knackigen Enkelin Jessica vergeht... Das hätt Ich Cushing niemals verziehen. Und an 'Dick und Doof als Studenten' könnt Ich mich nimmermehr erfreuen.
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  13. #4338
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Zitat Zitat von frank1960 Beitrag anzeigen
    Na Gott sei es gedankt. Van Helsing als Unhold, der sich an seiner knackigen Enkelin Jessica vergeht... Das hätt Ich Cushing niemals verziehen. Und an 'Dick und Doof als Studenten' könnt Ich mich nimmermehr erfreuen.
    So natürlich nicht. Aber in Dracula und seine Bräute hat Van Helsing sich ja den Biss des Vampirs mit einem mindestens(!) faustgroßen Brandeisen am Hals selbst weggebrannt. Quasi im Vorbeigehen. Das war schon ziemlich cool und ein bisschen quer zum Gentleman-Image, das sie ihm ja anfangs verpasst haben. Da hätte man imo weiter dran feilen können. Denn so wie es dann war, mit Van Helsing nur im Ur-Dracula, im Nachfolger ohne Dracula und dann erst wieder in den Mini-MädchenD) und schließlich im Goldenen Vampir, da haben sie den Charakter Van Helsing nicht besonders sorgfältig entwickelt. Das ist eher statisch. Und das ist schon etwas schade, gerade weil Van Helsing ja auch eher ein Sympathieträger ist. Ein wenig ist er ja das Vorbild für Rupert Giles. Der war auch Engländer und DER hatte mal wirklich Charakter.
    Geändert von Jovis (11.10.2023 um 19:19 Uhr)

  14. #4339
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Rupert Giles musst Ich googeln. Ich kenn nur Rupert Pupkin.
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  15. #4340
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Den musste ich wiederum gugeln.

  16. #4341
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Während ich die ersten beiden Filme der Karnstein-Trilogie ("Gruft der Vampire" und "Nur Vampire küssen blutig") ziemlich betulich fand, überzeugt mich der dritte Teil "Twins of Evil" (deutscher Titel "Draculas Hexenjagd") deutlich mehr, obwohl er die schlechtesten Kritiken bekommen hat. Das Thema Hexenverfolgung und -verbrennung ist ja schon mal sehr gefährlich, und das nicht wegen der Fragwürdigkeit. Aber wenn man nicht selbst ein Sadist und Frauenhasser ist, gibt ein Hexenverfolgungsfilm einfach nichts her. An Handlung ist es schrecklich vorhersehbar, an Gewalt genauso und irgendwie anderweitig erbaulich oder sinnlich erquickend ist das Ganze in der Regel auch nicht. Das Genre Hexenverfolgung ist eine künstlerische Nullnummer. Dieser Hammer Studios Film aber hat es geschickt angestellt und sich außer dem zusätzlichen Vampirplot, der von den ersten beiden Teilen übernommen wurde, musikalisch deutlich an Django 1 angelehnt, was erstaunlich gut funktioniert, und bedient sich auch dramaturgisch und visuell beim Italo-Western-Genre. Dazu dann noch zwei lüsterne Teenie-Girls, die sich gegen die moralische Enge ihrer Umgebung auflehnen und schon macht dieser Film ungeheuren Spaß. In meiner derzeitigen Hammer-Retrospektive nimmt dieser Film sogar im Vergleich mit den Dracula-Teilen noch einen wettbewerbsfähigen vorderen Platz ein. Echt super!

    Ich habe mir die Bluray-Fassung von Pidax angeguckt. Pidax ist ja für Retro-Fans eine echte Goldgrube.

    EDIT: Mit Dracula hat das Ganze übrigens überhaupt gar nichts zu tun. Aber Peter Cushing spielt den Hexenjäger. Hätte man den Film in Deutschland "Van Helsings Hexenjagd" genannt... das hätte ich dann irgendwie lustig gefunden.
    Geändert von Jovis (13.10.2023 um 21:40 Uhr)

  17. #4342
    Mitglied Avatar von franque
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    Der erste Karnstein, THE VAMPIRE LOVERS mit Ingrid Pitt, ist mein Lieblings-Hammer. Den zweiten (von Jimmy Sangster) mag ich überhaupt nicht. TWINS OF EVIL ist da wieder erheblich besser.

    Zitat Jovis:
    Aber wenn man nicht selbst ein Sadist und Frauenhasser ist, gibt ein Hexenverfolgungsfilm einfach nichts her. An Handlung ist es schrecklich vorhersehbar, an Gewalt genauso und irgendwie anderweitig erbaulich oder sinnlich erquickend ist das Ganze in der Regel auch nicht. Das Genre Hexenverfolgung ist eine künstlerische Nullnummer.
    Wohl not hardly. Mal abgesehen davon, dass "Sadisten und Frauenhasser" wohl kaum Exploitationfilme ansehen werden, schon gar keine älteren (sondern eher kulturell von Tuten und Blasen keine Ahnung haben), und nun wirklich unzählige Publikationen und Kritiker:innen (ja auch weibliche, wie Kat Ellinger oder Samm Deighan) seit Jahrzehnten das seinerzeit von der "bürgerlichen" Kritik Verfemte neu bewerten und zudem zu differenzierteren, nicht-ideologischen Schwarz-Weiß-Urteilen imstande sind (d.h., man darf auch "Problematisches" ansehen und positive wie negative Aspekte darin erkennen, und es gibt sogar guilty pleasure):

    WITCHFINDER GENERAL von Michael Reeves (GB 1968) war der Startschuss für den damaligen Hexenjägerzyklus* und der ist definitiv nicht Exploitation, sondern vielmehr eine verklausulierte, verheerend negative Stellungnahme zum damaligen gesellschaftlichen Aufruhr (1968) und der gewalttätigen Unterdrückung jugendlichen Aufbegehrens durch die Autoritäten mit dem Ziel, jegliche Abweichung vom reaktionär-verlogenen Status Quo brutalst zu sanktionieren. Ich habe den vor ein paar Wochen nochmals gesehen und gerade die letzte halbe Stunde ist immer noch ungeheuer powervoll. Ansonsten gibt es ja auch Ken Russells THE DEVILS, ebenfalls ein Werk des aggressiven Weltabräumens. DER HEXENHAMMER (CSSR 1970) ist gleich eine Allegorie auf die damaligen stalinistischen Schauprozesse nach Niederschlagung des Prager Frühlings.





    *von Carl Dreyers TAG DER RACHE (1943) muss ich ja wohl nicht anfangen

  18. #4343
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Zitat Zitat von franque Beitrag anzeigen
    WITCHFINDER GENERAL von Michael Reeves (GB 1968) war der Startschuss für den damaligen Hexenjägerzyklus* und der ist definitiv nicht Exploitation, sondern vielmehr eine verklausulierte, verheerend negative Stellungnahme zum damaligen gesellschaftlichen Aufruhr (1968) und der gewalttätigen Unterdrückung jugendlichen Aufbegehrens durch die Autoritäten
    Das ist ein möglicher Subtext des Films. Die Frage ist, inwieweit man solche inhaltlichen Ambitionen bei Exploitationfilmen, die für's Bahnhifskino produziert wurden, ernst nehmen kann. Ich wage zu behaupten, dass Leuten wie Nicholson/Arkoff solche hehren Ansprüche völlig egal waren. Die hatten doch zweieinhalb Jahrzehnte lang eine erfolgreiche C-Movie-Fabrik am Laufen, die permanent Produkte ausspuckte, welche passgenau auf a) den Zeitgeist und b) die jeweiligen zensorischen Rahmenbedingungen abgestimmt waren. 1968 war der Zeitgeist links, und die Zensur hatte kapituliert. Prompt wurden Filme wie "Witchfinder General" produziert, in denen eine diffuse Anti-Establishment-Haltung mit bis dato undenkbaren Sex- und Gewaltszenen kombiniert wurden. Das Rezept funktionierte so gut, dass sich das Subgenre des Hexenverfolgungsfilms herausbildete. Zentrales Element dieser Filme war die Darstellung nackter Frauenkörper, die von Hexenjägern gefoltert wurden, und ich wage zu behaupten, dass es genau diese Szenen waren, die das vorwiegend männliche Publikum damals in die entsprechenden Schmuddel- und Bahnhofskinos getrieben hat. Kurz darauf wurden dann eine Zillion Gialli produziert, in denen junge Frauen, gern leicht bekleidet oder nackt, zerschnitten oder zerhackt wurden. Da darf man schon vermuten, dass das männliche Zielpublikum durch latenten Sadismus und Frauenhass zum Kinobesuch animiert wurde.

    Ob "Witchfinder" wirklich die Haltung oder künstlerische Identität seines Regisseurs abbildet, das könnte man wohl nur sagen, wenn es möglich wäre, ihn im Kontext eines Gesamtwerks zu beurteilen. Aber genau das hat Herr Reeves ja aus den bekannten Gründen leider nicht geschaffen bzw. hinterlassen...
    Geändert von BobCramer (14.10.2023 um 10:21 Uhr)

  19. #4344
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Zitat Zitat von franque Beitrag anzeigen
    Wohl not hardly. Mal abgesehen davon, dass "Sadisten und Frauenhasser" wohl kaum Exploitationfilme ansehen werden, schon gar keine älteren (sondern eher kulturell von Tuten und Blasen keine Ahnung haben), und nun wirklich unzählige Publikationen und Kritiker:innen (ja auch weibliche, wie Kat Ellinger oder Samm Deighan) seit Jahrzehnten das seinerzeit von der "bürgerlichen" Kritik Verfemte neu bewerten und zudem zu differenzierteren, nicht-ideologischen Schwarz-Weiß-Urteilen imstande sind (d.h., man darf auch "Problematisches" ansehen und positive wie negative Aspekte darin erkennen, und es gibt sogar guilty pleasure):
    Da kommen wir nicht zusammen. Macht aber nichts. Ich habe durchaus Spaß an guilty pleasure und als Astro Video seinerzeit die ganzen verschollenen Kannibalen und "Hexen aufs Blut gequält" Schocker rausbrachten, da habe ich die durchauis intensiv und interessiert studiert und während der ein oder andere Kannibalenfilm (aber auch nicht viel mehr davon) in meinem Regal steht, hat es kein einziger Hexenverfolgungsfilm geschafft. Ich bleibe für mich bei der Erkenntnis, dass das Thema eine künstlerische Nullnummer ist. Das mit den Sadisten und Frauenhassern war allerdings zugegebenermaßen lediglich ein polemischer Kniff, den ich selbst grade witzig fand. Kann man drüber nachdenken, muss man nicht in jeder Konsequenz ernstnehmen. Aber da Bob da auch was mit anfangen konnte, ist es vielleicht nicht ganz so abwegig. Da sind schon ganz schön viele Vollpfosten unter den Fans des Exploitationgenres.
    Geändert von Jovis (14.10.2023 um 11:42 Uhr)

  20. #4345
    Mitglied Avatar von franque
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    @bob cramer

    Darauf lassen sich gerade Gialli wohl kaum reduzieren, denn gerade dieses - auf die vormals ihrerseits kontroversen PEEPING TOM und PSYCHO zurückführbare - Subgenre zeichnet sich ja wohl so gut wie immer u.a. durch erhebliche visuelle Raffinesse aus, von der viele Mainstreamfilme nur träumen können.
    Ich bewerte Filme auch nicht nach moralischen Kriterien; ich bin nicht der Katholische Filmdienst. Ich sehe mir interessant erscheinende Filme aller Art an, aber besonders solche, die abseits des gemeinhin akzeptierten Mainstreams lagen und liegen, bzgl. Hollywood momentan besonders Pre-Code (die auch meistens "schlimme" und für die nächsten Jahrzehnte undenkbare Aspekte enthielten, wie etwa Cecil B. DeMilles unglaubliche Christenverfolgungsorgie SIGN OF THE CROSS oder FREAKS), Nouvelle Vague (also Autorenfilme; aus allen möglichen Ländern) oder eben Exploitation in allen Spielarten. Weichgespülten Piss für die ganze brave Familie haben wir heutzutage wahrlich genug.

    Exploitation spielt natürlich immer auf 2 Hochzeiten gleichzeitig: einerseits mussten die Sachen kommerziell verwertbar sein (Standardbestandteile ab Mitte der Sechziger vor allem Sex und/oder Gewalt), andererseits die ästhetischen/visuellen/auch inhaltlichen/transgressiven Qualitäten, die in dem meisten, was ich dieser Art kenne, auch vorhanden sind. All diese Sachen bewegen sich zwischen diesen Polen. Ich nehme die Sachen, so wie sind, und sehe dann, was ich damit anfangen bzw. darin qualitativ erkennen kann. Es ist alles vielschichtiger als in der Reduzierung auf Marketing-Aspekte geschweige denn beim Moralapostelgetue; die allermeisten Filme von Interesse senden gemischte Signale;das gilt erst recht für die berüchtigten 70er Skandalfilme wie SALO, DER NACHTPORTIER, DIE GROSSE ORGIE oder SWEET MOVIE, die ja ebenfalls und nicht gerade zuletzt exploitativ verwertbare Elemente hatten,aber ja wohl sonst dem Kunstbereich zuzurechnen sind.

    WITCHFINDER ist übrigens von Tigon British; AIP sprang dann wieder als US-Koproduzent ein, wie bei Mario Bava auch häufiger. Zum Glück: das hat deren Verbreitung gesichert. Michael Reeves hatte nunmal offenbar gewisse Absichten bei dem Film.
    mit bis dato undenkbaren Sex- und Gewaltszenen
    stimmt übrigens in dem Fall nicht.
    Jess Francos DER HEXENTÖTER VON BLACKMOOR und die beiden Adrian-Hoven-Hexendinger waren dann die volle Exploitation-Packung, was sie wieder auf andere Weise interessant macht.

    Dass das damalige Publikum auf gewisse Oberflächenreize reagierte ist eine etwas banale Feststellung; das war noch nie anders seit 1895. In Deutschland gab es in den 70ern (also nach Zensurlockerung der Post-Adenauer-Ära) dann unzählige Softsex-Filme, wovon einige so erfolgreich wie sonst nur James Bond und die Disney-Zeichentrickfilme waren, Stichwort: Goldene Leinwand. Es gibt nun mal eben einen dialektischen Zusammenhang zwischen braven Familienwerten und Vermarktung von Sexualität, da wird sich vermutlich auch niemals was dran ändern.
    Geändert von franque (14.10.2023 um 11:33 Uhr)

  21. #4346
    Mitglied Avatar von franque
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    @Jovis

    Und was ist dann mit den vier aufgezählten (incl. Dreyer; und es gibt auch noch mehr)? Sind die auch Nullnummern?

    Was ich unbedingt noch sehen will ist IL DEMONIO mit Dahlia Lavi von Fellini-Koautor Brunello Rondi, der laut Jonathan Rigbys "Euro Gothic" großartig sein soll.

  22. #4347
    Mitglied Avatar von franque
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    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    Aber da Bob da auch was mit anfangen konnte, ist es vielleicht nicht ganz so abwegig.
    Ihr seid eben die Nachfolger von Hahn & Jansen.

  23. #4348
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Bei Ken Russel könnte es sein, dass der bei mir als Ken Russel Film laufen würde. Ich hab ihn aber nicht gesehen. Auch die anderen nicht. Aber ich nehme das Wort Nullnummer jetzt einfach zurück. Ich glaube, es ist klar geworden, dass ich an dem Thema in Filmen nicht andocken konnte und ich mir auch dann sehr bald nicht mehr unbedingt Mühe geben wollte, meine Positionen zu untermauern. Es gibt andere Lücken in meinem Filmrepertoire, die ich eher zu füllen interessiert wäre.

  24. #4349
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Zitat Zitat von franque Beitrag anzeigen
    Darauf lassen sich gerade Gialli wohl kaum reduzieren, denn gerade dieses - auf die vormals ihrerseits kontroversen PEEPING TOM und PSYCHO zurückführbare - Subgenre zeichnet sich ja wohl so gut wie immer u.a. durch erhebliche visuelle Raffinesse aus, von der viele Mainstreamfilme nur träumen können.
    Ich habe viele Gialli in meiner Sammlung und finde einige künstlerisch reizvoll. Ich mache mir aber keine Illusionen über die Intentionen des damaligen Bahnhofskinopublikums. Dass diese Klientel an filmästhetischen Qualitäten interessiert gewesen sein könnte, halte ich für absolut ausgeschlossen. Dieselben, nämlich die künstlerischen Qualitäten des Subgenres, wurden ja auch erst viel später entdeckt bzw. gewürdigt und spielten im konkreten ca. zehnjährigen Verwertungszeitraum (späte 60er bis späte 70er) weder für die Filmkritik noch für das Zielpublikum irgendeine Rolle. Wenn Leute wie Argento oder Bava hier Überdurchschnittliches geleistet und noch dazu internationale Spitzenregisseure von Hitchcock und de Palma bis Carpenter und Roeg inspiriert haben, dann ist es richtig und wichtig, das heute zu würdigen. Das ändert aber nix daran, dass diese filmischen Produkte damals in rascher Folge und großer Zahl auf den Markt geworfen wurden, um die sehr niederen Instinkte einer bestimmten Klientel zu bedienen.

    Zitat Zitat von franque Beitrag anzeigen
    Ich bewerte Filme auch nicht nach moralischen Kriterien
    Nein? Auch "Triumph des Willens" oder "Kolberg" nicht? Wenn man sich über die moralisch-epische Komponente eines Films Gedanken macht, dann doch deswegen, weil man ihn in den Kontext seiner Entstehungszeit einordnen will und sich dafür interessiert, wie wirkungsmächtig er war. Diese Überlegungen sollten dazugehören, wenn man an der Gesamtbetrachtung eines künstlerischem Werkes interessiert ist, zumal Ästhetik und Moral in der Regel in einem engen Zusammenhang stehen bzw. erstere dazu dient, die zweitere zu transportieren.

    Zitat Zitat von franque Beitrag anzeigen
    WITCHFINDER ist übrigens von Tigon British
    Aber das ist doch egal. Es ist typisches AP-Material.

  25. #4350
    Mitglied Avatar von franque
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    Nein, das ist eben genau nicht typisches AIP-Material und auch Vincent Price ist völlig anders darin, nämlich ausnahmsweise ohne over-acting.

    Alle Filme sind Spiegel ihrer Zeit und häufig in dieser Hinsicht extrem aufschlußreich, selbst die erwähnten Sexfilme, und auf sehr spezielle Weise gilt das natürlich für die Nazi-Propaganda-Filme. Die sind zweifellos auf einzigartige Weise moralisch verkommen, aber doch ein eher singulärer Komplex, der nicht allzu umfangreich ist (jedenfalls die klaren Fälle), von dem sich schlecht auf den Rest der Filmgeschichte schließen lässt. Die gucke ich je nach Möglichkeit* trotzdem, wie z.B. TRIUMPH DES WILLENS, weil filmhistorisch wichtig und als cineastische Abnormitäten offenkundig interessant. Die ordnet man natürlich ein, aber nach "moralischen" Kriterien? Ist das nicht ein bißchen naiv? Wir sind ja nicht im Kindergarten, wo man erklären muss, was Faschismus ist etc.

    Wo wir schon dabei sind, auch THE BIRTH OF A NATION ist extrem dubios und schon mal schlicht und ergreifend total rassistisch, aber soll das einen Filminteressierten davon abhalten, sich den anzusehen? In den 90ern lief mal eine stark gekürzte und gerade in der üblen zweiten Hälfte entschärfte Fassung im WDR, die einen völlig falschen (verharmlosenden) Eindruck dieses filmgeschichtlich äußerst wichtigen Opus' vermittelte. Ich nehme zur Kenntnis und konstatiere in solchen Fällen, was damit los ist. Es gibt für mich aber bzgl. zu sichtender Filme keine automatischen Tabus, à la "Wir raten ab". Niemand, der in Filmliteratur von Substanz etwas von sich gibt, agiert als Moralapostel. Das machten Boulevardschreiber wie Hahn/Jansen**, und die nimmt niemand ernst, außer seinerzeit vielleicht sog. Jugendschützer und Reaktionäre.



    *die ja bekanntlich selten gegeben ist
    ** das ist jetzt nicht auf dich und Jovis gemünzt, der Vergleich oben war offenkundig ein Scherz
    Geändert von franque (14.10.2023 um 14:25 Uhr)

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