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Thema: Fanfiction und andere Stories

  1. #26
    Mitglied Avatar von Jot
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    So. Sollte schon gestern gepostet werden, hatte aber doch zu wenig Zeit gehabt. Hier nun eine Geschichte über den einzig wahren Superhelden unserer Zeit Meine Wenigkeit
    Eine hochinterssante Tatsachengeschichte von vorgestern aus der Rubrik "Bla bla bla". Bin grad damit fertig geworden und hab sie noch nicht überarbietet. Aber so kan ich die Gelegenheit auch gleich nutzen und mich ein wenig besser bei euch vorstellen

    Neugraben, 19 September, 20.20 Uhr Eisenbahnüberführung...
    copyright by Jan Maaß 2006

    Von der letzte Stufe sind es nur schlappe 15 Schritte zur Tür des kleines Kiosks. Die würde ich schon blind hinbekommen. Heute Mittag hatte ich zum ersten Mal die Strecke mit geschlossenen Augen abgelaufen und bin nicht einmal mit einem Zeitungsständer kollidiert, auch wenn mich der Inder oder Pakistani, der im Kiosk arbeitet komisch angeschaut hat, wars ihm im Endeffekt wohl egal, ob ich nun mit offnen, oder geschlossenen Augen bei ihn hineinstolper. Hauptsache ich kaufe was. Und ich kaufe dort immer das gleiche.
    Aber heute Abend biege ich nicht nach rechts zum Kiosk ab. Ich bin pleite, also kann ich dort auch nichts kaufen. Durch die Scheiben sehe ich den Angestellten und wie we gerade Geld für eine BILD und einem Marsriegel einkassiert. Er nimmt keine Notiz von mir. Der Kunde trägt eine braune Lederjacke. Mehr erkenne ich nicht. Ich biege nach links, verlasse den überdachten Teil der Überführung, wo sich neben dem Kiosk noch die Fahrkartenautomaten und die Pläne befinden. Die Türen gehen nicht automatisch auf. Ich muss sie aufdrücken. Dann bin ich draußen.
    Im ersten Moment wirkt die Überführung vor mir wie eine lichtüberflutete Insel in der einsetzenden Dunkelheit. Für eine Sekunde bin ich richtig geschockt. Das liegt vor allem an der Beleuchtung, die hier nicht von oben kommt, wie man es vielleicht erwarten würde, sondern von unten. Dann stellt sich das komische Gefühl ein und ich kann weiter gehen. Der Beton schimmert noch feucht vom letzten Regenschauer, die Luft ist frisch und klar. Man merkt, dass der Sommer jetzt wohl entgültig vorbei ist und sich der Herbst ankündigt. Ein Windstoß trifft mich, bevor ich meine Gewohnte Position auf der Überführung erreiche: Genau in der Mitte über Gleis 3 und Gleis 4. Mit etwas Phantasie blicke auf ein Königreich aus Schienen hinab, aber wirklich nur mit etwas Phantasie. Ohne Phantasie sind es nur Schienen und ich stehe sieben Meter drüber, sonst nichts.
    Mit den Rücken lehne ich mich an das Ostgeländer und schaue nach Westen, wo ein letzter, roter Streifen über dem Horizont dahinschwimmt. Der wird nicht mehr lange durchhalten, sicher nicht. Im Herbst kann sowas ganz fix gehen. Der Bahnhof unter mir ist beleuchtet und weiter im Westen blitzen ebenfalls die Lichter auf. Es sieht so aus, als würde es dort nach Hamburg hineingehen. Aber das stimmt nicht. Nach Westen geht es hinaus in die Peripherie. Irgendwann kommt dann Stade, Cuxhaven, England, Irland, Kanada. Wie gerne wäre ich jetzt wieder in Toronto, als hier in Neugraben, um eine Dreiviertelstunde auf den nächsten Zug zu warten. Ich werfe einen Blick über die Schulter nach Osten. Obwohl es dort nach Hamburg hineingeht, ist es stockdunkel. Die Hochhäuser in Neuwiedentahl kann ich gerade noch so als Silhouette wahrnehmen. Hamburg verliert sich im Dunkeln. Schon merkwürdig. Dann schaue ich nach links, zurück zum überdachten Teil der Überführung. Die weiß-leuchtende Uhr neben dem DB und S-Bahn Logo zeigt 20.24. Noch sechsundreißig Minuten. Sechsunddreißig Minuten ohne etwas, um die Zeit totzuschlagen. Kein Bier.
    Aber wenigstens habe ich die Überführung für mich alleine. Nur hin und wieder werden ein paar Leute vorbeikommen, wenn die S-Bahn aus der Innenstadt kommend am Endbahnhof die Leuts abläd. Die Meisten warten dann an Gleis 3 auf die Regionalbahnen nach Stade und Cuxhaven. Ein Bruchteil wird an mir vorüber gehen zum Parkhaus, dass man mittels der Überführung direkt erreichen kann. Wie das wohl ist, eine Auto zu haben. Steuern dafür zu Zahlen, sich über die Benzinpreise zu ärgern, einen Unfall zu bauen, ein Kind zu überfahren. Ich hab mein Führerschein zwar gemacht, doch inzwischen Frage ich mich, wozu eigentlich. Ich kann ja hier stehen und eine Dreiviertelstunde auf die Bahn warten, anstatt eine Dreiviertelstunde auf der B-73 im Stau zu stehen, auf der am meisten befahrenen Bundesstraße Deutschlands, wenn es nach einer Doku, die mal auf Kabel 1 lief, geht. B-73. Ein leben mit dem Albtraum. Ich lebe an der B-73. Doch Albträume hat sie mir noch nie bereitet. Nur... VERDAMMT, ich habe kein Bier!
    Aber ich habe noch eine angebrochen Sprite im Rucksack. Das ist doch schon was. Ich kann die Sprite nehme, sie in der Hand halten und dann sieht es schon so aus, ich hätte etwas zu tun. Ansonsten hätte ich doch gar keine Berechtigung, hier zu stehen. Ich rauche nämlich nicht. Und normalerweise gehen doch nur Raucher nach draußen, um sich gemütlich eine durchzuziehen. Vielen Dank. Ich werde an Lungenkrebs sterben. Das habe ich längst akzeptiert. Ich habe so viel passiv geraucht, dass meine Lunge schlimmer aussieht, als die der meisten Kettenraucher. Und das mit 23 Jahren. Das ist zum Kotzen. Zum Kotzen wie mein morgendlicher Rauchehrhusten. Nochmal, liebe Leute: Danke schön. Aber vielleicht gibt es ja noch nen anderen Weg.
    Die S-Bahn auf Gleis 2 verlässt den Bahnhof und fährt heulend nach Osten. Ich schaue ihr eine Zeit lang nach, dann verliere ich das Intersse an ihr. Von Osten kommt bereist die EVB. Die fährt zwar in meine Richtung, aber ich kann sie dennoch nicht nehmen, weil sie vor meiner Zielstation nach Süden abbiegt und sich gen Bremervörde bewegt. Pech gehabt. Gleich müsste auch die nächste S-Bahn kommen. Und ich brauche ein Bier. Ich durchforste noch einmal mein Portemonnaie. Nur einen Euro. Das Holsten kostet im Kiosk aber 1,55. das Leben ist gemein.
    Die EVB fährt auf Gleis 3 ein. Niemand steigt aus. Sie soll die Pendler nur nach Hause bringen und jene drängen sich durch die Türen, als gäbe es da was umsonst, oder als wäre es schon unerträglich kalt draußen.
    Ich wende den Blick ab. Neben der Tür zum überdachten Teil der Überführung stehen zwei leere Bierflaschen. Da ist Pfand drauf. Ich gehe auf die Faschen zu und will sie aufheben. Aber es stinkt hier so nach Pisse, dass ich es doch besser lasse. Außerdem habe ich ja immer noch die Sprite. Ich schlendere zurück zu meiner alten Position, knie mich hin und nehme den Rücksack ab. Er landet genau in einer Pfütze, aber was solls. Eine Sekunde später gehört dieser Platz nicht mehr mir alleine. Ein Mädchen stößt die Tür auf und begibt sich ins Freie. Sie schaut mich nur kurz an und ich schaue auch nur kurz zurück. So Mische aus Funk und Goth. Wäre sie normaler, würde sie vielleicht richtig gut aussehen, aber so und OH GOTT! Kann jemand den Mädchen mal sagen, dass enge Hosen, über die das Fett rüberquirlt, einfach ekelhaft sind? Das macht sogar halbwegs schlanke Damen unattraktiv. Wer hat nur diesen völlig bescheuerten Modetrend in die Welt gesetzt, dass man unbedingt einen schmalen Hautstreifen zwischen Jacke und Hose sehen muss? Wenn man den Körper dazu hat, dann ja, aber auch bitte nur dann!
    Vor der Treppe zu Gleis 4 macht sie Halt. Ich weiß nicht, was sie da will. Der nächste Zug fährt dort erst nach Mitternacht ab. Dann lehnt sie sich gegen die Brüstung und kramt eine Schachtel Marlboros aus ihrer pechschwarzen Handtasche hervor. Ach so. Natürlich. Was auch sonst. Ich wende mich wieder meinem vorhaben zu und suche in meinem Rucksack nach der Sprite. Ihr Feuerzeug klickt ein paar Mal hintereinander und als ich meine Sprite gefunden hab, klickt es immer noch. Das ist wohl leer. Sie schaut zu mir herüber und ich schaue schnell weg. Sie will bestimmt Feuer von mir, aber sie traut sich wohl nicht zu fragen, weil ich heute wie der letzte Penner aussehe. Unrasiert, ausgefranste Joggingjacke, trüber Blick. Heute Mittag hab ich mir hier am Kiosk drei Dosen besorgt. Anders geht’s nicht. Computerunterricht. Umsetzung einer Projektes in Dreamweaver. Und das in einer Gruppe. Die Gruppe an sich ist an sich nicht so schlimm, aber die Zusammensetzung. Zwei davon hatte ich für eine Fotografieaufgabe als Models angeheuert. Ein Mädchen und ein Junge. Beide hatten es vergessen, hatten se behauptet und mein Projekt damit scheitern lassen. Dass sie mir damit die Note versaut haben ist mir egal. Nur in einer Bewerbungsmappe sieht das nicht gut aus. Arschlöcher. Und nun muss ich mit denen Zusammenarbeiten und am besten noch so tun, als wäre nichts gewesen. Ich hasse es zu arbeiten, wenn die Stimmung im Team nicht funktioniert. Hätte gute Lust, die beiden mit dem Projekt auch im Stich zu lassen. Doch hier sieht das anders aus. Während die beiden nur mir die Mappe versaut haben und selbst keinen Schaden davontragen werden, so würde ich mir in diesem Fall selbst die Mappe vermasseln. Und wenn ich die zwei nur einen Tag mit Dreamweaver alleine lasse, dann kann ich auch gleich alle Dateien selbst im Papierkorb entsorgen. So sieht’s aus und das stinkt mir echt gewaltig. Und darum übersteh ich den Dienstag auch nur betrunken. Eine Dose hier, eine in der S-Bahn und eine auf dem Fußweg zur Schule. Dann in der Pause rüber zum nächsten Laden, die leeren Dosen abgeben, Pfand kassieren, noch mal zwei leeren, abgeben, Pfand kassieren und sich verduften. Hab extra noch fünf Minuten gewartet, damit ich den anderen ja nicht in der U-Bahn-Station über den Weg laufe. Dann müsste ich mit ihnen reden, obwohl ich ihnen am liebsten eine reinhauen würde.
    Das Goth-Mädchen lässt wieder das Feuerzeug klicken, während die EVB nach Westen davonfährt. Wie die neue S-Bahn eingefahren ist, hab ich gar nicht mitbekommen. Die ersten Menschen kommen die Treppe herauf. Fast alle per Rolltreppe. Faules Gesocks. Aber vielleicht ist es auch nur Herdentrieb. Einer nimmt die Rolltreppe, also machen es alle. Und dann eine Lautsprecheransage. Die RB nach Stade würde heute abweichend auf Gleis 4 fahren. Verdammt! Das bedeutet, dass mehr Menschen als sonst die Überführung nutzen werden. das ist nicht gut für die Stille. Außerdem ist der Bahnsteig 4 unüberdacht und ich kann die Menschen dann die ganze Zeit sehen, wie sie da rumstehen, als müssten sie ausgerechnet dort auf die Bahn warten, die erst in... Fünfundzwanzig Minuten einfahren wird. Solange könnte man sich auch in den Kiosk stellen. Da gibt es auch einen Bäcker, wo man Tellergroße Franzbrötchen bekommt, oder wie es ein Schweizer vor mir in der Reihe mal formuliert hat...
    Ih chätt gärn dieses Schmoalsgebegk miet Ziemmmt
    Die Tür geht auf. Die Menschen latschen an mir vorbei auf das Gleis 4 zu. Nur vorwärts Leute. Da wartet die Erlösung auf euch. Der Feierabend. Einige gehen auch gerade aus zum Parkhaus. Viel Spaß im Stau. Das Goth-Mädchen fragt nun einem nach dem anderem nach Feuer. Du blöde Kuh hättest auch mich fragen können. Hätt dich nicht gefressen auch wenn mir dein Outfit nicht gefällt. Beim fünften hat sie Glück. Ein Mann im beigen Dreiteiler und großer Brille. Fast schon im Rentenalter. Er hat ein silbernes Sturmfeuerzeug. Die gute alte Schule. Bestimmt wird das noch mit Petroleum oder Kohle betrieben. Das Goth-Mädchen bedankt sich und dann ist der Ansturm vorbei. Alles ist nun dort, wo es hingehört. Die Pendler auf Gleis 4, die Autofahrer im Parkhaus und ich auf der Überführung mit dem Goth-Mädchen gegenüber. Auf dem Bahnsteig blitzt die Glut mehrerer Zigaretten auf. Sie rauchen da unten und nicht hier oben, weil es hier so windig ist. das empfinden viele als ungemütlich. Mir macht das nichts und dem Goth-Mädchen offenbar auch nicht. Vielleicht hat sie ja auch die gleichen Gedanken, wie ich. Ein wenig Action ins Leben bringen und auf den nächsten Güterzug springen. Doch das müsste super getimed sein. Und man muss darauf achten, nicht versehentlich auf der Hochspannungsleitung zu landen. Ne ne. Zu risky für mich. Ich beklag mich ja nicht mal bei meinen Models, dafür dass sie mir meine Zukunft vermasseln. Und das, wo es so schwer ist, in Hamburg ein Praktikum zu finden. Und wir müssen auch noch so ein dummes Pflichtpraktikum am Ende des 7 Semesters absolvieren. Ansonsten werden wir nicht für das Achte Semester zugelassen und erhalten keinen Abschluss. Das Praktikum soll drei Wochen dauern. Wie peinlich. Drei Monate, ok, aber drei Wochen? Mir wird Angst und Bange. Ich kann mich nie glaubwürdig für diese drei präsentieren, wo ich doch längst den Gedanken aufgegeben habe, in diesem Gewerbe etwas erreichen zu können. Ich hasse Grafik-Design fast schon. Pixelschieben ist wie Gabelstaplerfahren, nur dass man einen krummen Rücken bekommt. Hab mal schwarz im Straßenbau gearbeitet und Pflastersteine von A nach B getragen. Sogar das war interessanter als ein Direct Mailing.
    JoJo hat einen Praktikumsplatz für diese drei Wochen gefunden. Bei CDE oder CDS. Ich glaub es war CDE. Da hatte der Chef zu ihm gesagt, dass er nicht sonderlich von Schulpraktikenten begeistert wäre. Den letzten hatte er schon nach drei Tagen für immer nach Hause schicken müssen, weil der nichts gepeilt hätte. Und häufig sitzen die nur rum und spielen mit ihrem Handy. Danach trete dann die gesamte Belegschaft an den Chef zu und würde darum betteln, die nächsten fünf Monate keine Praktikenten mehr einzustellen, egal, wo sie herkommen würden und welche Qualifikation sie hätten. Das macht nicht gerade Mut, aber... letzte Woche war die Personalchefin von Economia bei uns auf Werbetour. Vielleicht wäre das ja was für mich. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, wer diese fürchterliche T-Com Werbung bei der Fußball WM verbrochen hat. Es wäre ein Kunstgriff gewesen, James Blond für dieses Projekt zu gewinnen, hat sie gesagt. James Blond und Fußball? Ich halte das für total bescheuert. Aber der Rest, den sie so erzählte, war ganz in Ordnung...
    Es rattert hinter mir und eine Lautsprecheransage verkündet die Einfahrt des Regionalexpresses nach Cuxhaven. Auch der fährt in meine Richtung, hält aber nicht in meinem Kaff. Wieder Pech gehabt. Der Express schlängelt sich wie ein Wurm unter der Unterführung hindurch und hält auf Gleis 3. Auch das Goth-Mädchen betrachtet ihn aufmerksam. die Zigarette ist zur Hälfte aufgeraucht. Meine Sprite ist leer. Jetzt sieht es entgültig so aus, als hätte ich absolut nichts zu tun. Es sieht nicht einmal danach aus, als würde ich auf jemanden warten. Da habe ich eine Idee. Wieder landet mein Rucksack auf dem nassen Beton unter meinen roten Pumaschuhen. Himmel, jemand meinte mal, das wären Mädchenschuhe. Das erinnerte mich unangenehm an eine Episode aus meinem Leben, als sich so um die vierzehn Jahre alt war. Da hatte ich noch lange Haare, die ich zu einem Zopf geflochten habe. Kein einfacher Pferdeschwanz, das war mir nicht gut genug. Fast eher wie Lara Croft, nur nicht ganz so lang. Zusätzlich war ich magersüchtig (und ich habe mir vor kurzen erst eingestanden, dass ich es heute wohl immer noch in abgeschwächter Form bin) und ich war damit sehr schlank. Wenn ich aus dem Haus ging, musste ich mich nicht großartig wie Tokyo Hotel schminken, um wie eine entlaufende Mangafigur auszusehen. Als ich dann eines Tages zum Postamt ging um mir ein paar Briefmarken zu besorgen, fragte der lächelnde Mann, mit dem grauen Vollbart am Schalter doch tatsächlich, was er denn für die junge Dame tun könnte. Das war letztendlich der letzte Tropfen aus einer Vielzahl von dummen Sprüchen, die ich über mich hab ergehen lassen müssen. Aber dieser Spruch war anders als die Neckerein der Mitschüler völlig ernst gemeint. Eine Woche später waren die Haare dann ab. Man kann das Gefühl nicht beschreiben, was es für jemanden bedeutet, wenn er nach jahrelanger Zeit seine lange Haare abschneidet. Ich hätte mir genau so gut den Arm abhacken können. ich glaub die folgende Woche war ich nur noch am Heulen gewesen. Wahrscheinlich lese ich deswegen so ungern Mangas. Sie erinnern mich immer an diesen Schritt, den ich bis heute bereuht habe. Aber zurück zu meiner Idee. Ich habe ja noch einen Walkman dabei. So ein richtig altes Ding, das noch richtig Klack macht, wenn das Band zuende ist. Ich stecke ihn mir in die linke Jackentasche und durch das Gewicht wird der Stoff auf meiner Schulter gespannt. Die Lautsprecher stöpsel ich mir in die Ohren. Aber ich schalte ihn nicht ein. Ich will jetzt keine Musik hören. Es soll für das Goth-Mädchen nur so aussehen, als hätte ich was zu tun. Als hätte ich eine Berechtigng, hier zu stehen. Unten fährt der Express bereits aus dem Bahnhof aus und windet sich über die Schienen nach Westen. Der rote Streifen über dem Horizont ist ganz verschwunden. Ich lege den Kopf in den Nacken. Keine Sterne, schade. Als ich wieder nach vorne sehe, verschwimmen die roten Rücklichter des Expresses bereits mit den anderen Lichtern, kurz darauf heult die nächste S-Bahn auf Gleis zwei, die Lautsprecheransage wiederholt sich und kurz darauf wimmelt es hier wieder von Menschen, die eilig die Treppe zu Gleis 4 herunterstürmen, obwohl der Zug dort noch immer nicht eingefahren ist. Dieses Verhalten ist wirklich zu komisch. Und so schnell wie es hier voll war, ist es wieder leer. Bahnsteig 4 ist jetzt voller. Die Menschen stehen dort aufgereiht wie zum Abschuss freigegeben. Hätte ich kein Rennrad, würde ich sie vielleicht wirklich umbringen wollen, würde ich vielleicht meinen beiden Models wirklich eine reinhauen. Ich fahre fast nur noch nachts, weil ich sonst kaum Zeit finde. Und wenn ich nicht fahre, kann ich nicht schlafen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich kann mich jedenfalls herrlich beim Fahren abreagieren. Ich habe dann keine Gedanken mehr, ich sehe nichts mehr, bis auf das Stückchen Asphalt vor mir. Das ist ein irres Gefühl.
    Das Mädchen hat fertiggeraucht und zertritt die Zigarette auf dem Boden. Ein Ascher befindet sich drei Meter weiter auf der Mülltonne. Tolle Leistung. Ich denke, dass sie jetzt verschwindet, aber sie bleibt dort an der Treppe stehen und steckt sich die nächste Zigarette in den Mund. Und das gleiche Spielchen.
    Klick Klick Klick, ein Fluch, Klick, Klick, Klick.
    Na komm Mädel, jetzt frag ich doch endlich, ob ich Feuer habe. Das ist ja nicht zum Aushalten. Aber sie will es offenbar nicht. Naja. Mit Mädchen kann ich irgendwie nicht so richtig. Meine einzige Beziehung, die länger als eine Woche dauerte, scheiterte daran, dass ausgerechnet ich fremdging und später alles rauskam. Sie hatte mich gefragt, ob ich mir jetzt männlicher vorkäme, weil ich sie betrogen hätte und ich dachte an die Situation in der Post, an meine roten Schuhe, meine Magersucht und ich antwortete wahrheitsgemäß, dass es schon eine Art der Selbstbestätigung wäre. Darauf gab’s ne Ohrfeige und beide wollten nichts mehr von mir wissen. Ich bleibe nun lieber Single. Da hab ich den Stress nicht mehr, keiner anderen hinterher sehen zu dürfen. Viel zu anstrengend für mich.
    Die Tür wird wieder aufgedrückt. Ein Mann. Den kenn ich doch! Das ist der Typ mit der Lederjacke aus dem Kiosk. Nur ohne BILD und ohne Marsrigel. Er labert in sein Handy über geschäftliche Dinge und bleibt unweit von mir auf der Überführung stehen. Und dann geht er auf und ab und labert und nölt. Gott geht der mir auf den Sack. Hoffentlich bleibt der nicht die ganze Zeit hier. Noch Zwölf Minuten.
    Das Goth-Mädchen scheint ebenfalls genervt zu sein. Sie geht an uns beiden vorüber und verschwindet im überdachten Teil. Die Zigarette zwischen den Fingern haltend, hat sie es aufgegeben, sie anzuzünden. Das wäre vielleicht die Gelegenheit, mich nach Feuer zu fragen, aber sie hat es gelassen.
    Und der Mann im Ledermantel hört nicht auf zu labern. Er scheint einen absoluten Idioten als Gesprächspartner zu haben. Er muss seine E-Mail Adresse Buchstabieren und sogar das web.de am Ende. W wie Werner, E wie Emil und B wie Boris.
    Ich denke D wie Du nervst.
    Die Tür wird aufgedrückt. Zuerst denke ich, das Goth-Mädchen kommt zurück. Aber dann der Supergau. Mutter mit Kinderwagen und zwei blödelnde-kreischende Rotzgören im Grundschulalter. Um diese Zeit? Kurz vor Neun? Und wenn die jetzt auch noch auf Gleis vier will! Dort gibt es keine Rolltreppe und einen Lift sowieso nicht. Dann fragt sie mich noch, on ich ihr helfen könnte. Nein danke. Nachher lass ich das Ding noch fallen und das Baby purzelt die Treppen runter. Das Geschrei erspar ich mir lieber. Ich schwinge meinen Rucksack über die Schulter und tue so, als müsse ich in die andere Richtung. Soll der Mann in der Lederjacke das doch erledigen. Ich folge dem Goth-Mädchen in den überdachten Teil und verschwende keinen Blick mehr an das Gespann.
    Drinnen ist es unmerklich wärmer als draußen. Das Goth-Mädchen steht im Kiosk, der Inder breitet die Arme aus und setzt einen entschuldigenden Blick auf. Da verkauft er Unmengen an Zigaretten am und hat kein Feuer. Das ist fast schon zum lachen. Ein Schwarzer mit Trollikoffer marschiert an mir vorbei und will nach draußen. Plötzlich bricht ihm der Griff ab und er ächzt mit verdrehten Augen über dieses Missgeschick. Da würde ich jetzt gerne helfen, aber ich wüsste nicht wie. ich könnte mich schlau einmischen, fragen was passiert ist und dann das gleiche entschuldigende Gesicht ziehen, wie der Inder im Kiosk. Der Schwarze versucht den Koffer notdürftig zu reparieren und schiebt den Griff immer wieder zurück. Ich versuche, ihn nicht dabei anzuglotzen. Das ist unhöflich und macht die Leute nervös. Stattdessen tue ich so, als würde ich die Fahrpläne an der Wand studieren. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie das Goth-Mädchen den Kiosk verlässt. Sie schaut kurz auf dem Schwarzen mit dem Koffer und geht dann nach draußen. Für mich macht es jetzt auch keinen Sinn mehr, hier drinnen zu verweilen. Die Frau mit dem Kinderwagen dürfte sich schon längst den Mann mit der Lederjacke als Träger auserkoren haben und ich kann auch nicht zehn Minuten lang die Fahrpläne studieren. Wie sieht denn das aus? Ich drehe mich ab und will auch nach draußen. Genau in dem Moment, wo ich dem Schwarzen mit dem Koffer passiere, rastet dort im Koffer irgendwas klackend ein und der Schwarze ballt die Faust, freut sich und lächelt mich mit strahlend weißen Zähnen an. Ich grinse höflich zurück und halte ihm die Tür auf. Er geht zügig voran und peilt das Parkhaus an. Die Rollen seines Koffers poltern über dem nassen Beton. Der Mann mit der Lederjacke wurde wie vorgesehen als Träger verpflichtet und die Hälfte des Weges zum Gleis 4 hat er schon hinter sich. Er nimmt jede Stufe so vorsichtig, als würde er auf rohen Eiern laufen. Die Mutter redet auf ihn ein und der Mann lacht. Mir wäre das Ding jetzt sicher entglitten. Und außerdem habe ich meine Schuldigkeit für heute getan. Ich hab meine Gruppe beim Dreamweaverproblem gerettet, ohne ihnen eine zu klatschen. Ich habe dem Schwarzen die Tür aufgehalten. Wenn das nicht genug sozialdienst für einen Tag ist...
    Das Goth-Mädchen steht nahe des Ausgangs des überdachten Bereichs. Jetzt muss sie es tun. Eine bessere Gelegenheit bekommt sie nicht mehr. Ich lächle immer noch und versuche auf diese Weise so wenig asozial und genervt wie möglich zu wirken. Es klappt.
    "Hast du mal Feuer?", fragt sie.
    Na also.
    ~~~~~
    Und da nutz ich noch ma die Gelegenheit und poste meinen Link
    http://www.comicforum.de/showthread.php?t=81613
    Geändert von Jot (26.09.2006 um 13:42 Uhr) Grund: Automatisch eingefügter Doppelbeitrag

  2. #27
    Mitglied Avatar von Kai "the spy"
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    Du warst an dem Tag echt nicht gut drauf, was?!
    Ich fand die Geschichte sehr interessant und habe das Gefühl, schon recht viel über dich erfahren zu haben. Und wieder komme ich mir mit meinen meist kurzen Abschnitten etwas zurückgeblieben vor. Naja, ich denke ich habe andere Stärken. Zu deinen gehören wohl eindeutig längere Charaktersequenzen. Ein bisschen muss ich da noch dran arbeiten, wenn ich mal, wie ich vorhabe, was im Noir-Stil schreiben will.
    "Jeder Mensch sollte die Welt mit seinem Leben ein ganz klein wenig besser machen."

  3. #28
    Mitglied Avatar von Jot
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    Hab jetzt noch mal schnell die gröbsten Fehler gekillt.

    Uhrzeit und Outfit der Personen sind leicht abgewandelt, damit sich nicht versehentlich jemand "zu genau" wiedererkennt und dem Schwarzen ist der Koffer erst draußen auf der Überführung zu Bruch gegangen, doch letzteres ist nebensächlich. Ansonsten stimmt das schon im gröbsten so, wie es sich zugetragen hat. Hoffentlich bekommen das meine Kommiliotenen nicht zu lesen
    ~~~~~
    Zitat Zitat von Kai "the spy" Beitrag anzeigen
    Zu deinen gehören wohl eindeutig längere Charaktersequenzen.
    Brachiale Action ist mein Problem. Selbst, wenn bei mir die Fetzen fliegen dauerts recht lange. In dem bereits angesprochenen "Geil, das erste Wort ist gleich ein Rechtschreibfehler Roman" befetzen sich zwei Schiffe über 35 Seiten. Und geschossen wird vielleicht alle drei bis fünf Seiten.
    Geändert von Jot (22.09.2006 um 09:22 Uhr) Grund: Automatisch eingefügter Doppelbeitrag

  4. #29
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    *g*
    Jaja so die Problemchen beim Schreiben... ^^
    Ich muss sagen, ich habs auch nicht so mit der Aktion, aber ich versuche mich zu verbessern. Mitunter ist auch dass einer der Gründe weshalb das Finale meines Sorgenkindes bereits zum 5. male Überarbeitet wurde x3
    Die größten Problem hab ich allerdings daran dass ich sehr nach dem "Kindchen"-Schema arbeite, da ich mich nunmal auch viel mit Spielen und anderen Dinge beschäftige. Wenn ein Spiel/Film/usw also ein FSK von Beispielsweise 6 Jahren hat, wird mein FF dies nicht übersteigen, möglicherweiße allerdings unterbieten *g*
    Sie soll an sich eigentlich keine Fragen offen lassen (was mir regelmäßige neue Feedbacks kaum unmöglichmacht), auch für jüngere Leser verständlich und dennoch auch einem akzeptablen Niveau gehalten werden.

    Der hießige Text ist jedenfalls mal überflogen. Ein paar leichte Rechtschreibfehler haben sich reingeschmuggelt, aber das passiert.
    Nach dem ersten Überfliegen schien es mir eine "Geschichte" zu bieten, an der ich lange zu kauen haben werde und das in mehreren Sinnübertragungen. Zum einen hab ichs irgendwie nicht so mit Zeitgemäßgen Geschichten, frag mich nicht wieso. Vielleicht hat es etwas mit meinem "Weltbild" zu tun. xx" Sprich: Sobald der Mensch in der Schule beginnt zu lernen, entwickelt er sich immer weiter zu einer Ausgeburt der Hölle, die es als einziges Wesen dieser Welt schafft, die Umwelt zu verschmutzen, sich selbst, Artgenossen und sogar Tieren absichtlich Leid zuzufügen. In Geschichten hege ich daher einen prinzipiellen Hass für alles was damit zu tun hat, sowie diverse Erfindungen die einen Einfluss auf folgliche Dinge hegen - Beispielsweise das Auto. Wieso hast du selbst ja schon wunderbar erklärt. Wenn es aber in den Alltag geht, hat man keine Probleme damit, sich umhergondolieren zu lassen, oder den ganzen Tag vor dem Monitor eines Pcs zu sitzen.
    Selbst darüber schreiben könnte und will ich auch nicht, dafür habe ich damit durch meine Umwelt schon genug davon; darüber zu lesen lässt allerdings doch vertraute Gesichtspunkte finden. Besonders die oftgenannten Markennamen geben der Erzählung das "gewisse Etwas". Lustig das gerade soetwas, das ausmacht, nicht wahr?
    Einem Gothik bin ich noch nie wirklich begegnet. Ich meide es auch, ebenfalls wie Alkohol oder Zigaretten.

    Ich hab keine Ahnung was meine Eltern bei meiner Erziehung 'falsch' gemacht haben. Mein Gewissen ist einfach zu "rein" um irgendetwas "böses" tun zu können, vor dem man Kinder immer warnt. Ein Doktor, machte mir letztens sogar den "Vorwurf", ich sähe zwar aus, wie eine junge Frau, würde meinem Alter allerdings nicht entsprechen. Es störte mich nicht. Im Gegenteil, es freute mich sogar, da es lustigerweiße stimmt. Ich solle mich um Schul- oder Arbeitsplätze kümmern. Ich solle meinen Führerschein machen, mich gegebenenfalls nach einem hübschen Jungen umsehen... aber hallo? Hat mich irgendjemand gefragt, ob ich das WILL???


    Fast schon selbstironisch ist ja dieser Wunsch nach Beachtung, den du im Beispiel mit dem Gothik-Girl und dem Feuerzeug fein Nahe bringst. Rauchen, wird gehasst. Dennoch besteht der unbewusste Wunsch nach Feuer gefragt zu werden. Ob das wohl nur der Fall war, um dem Mädchen eine kleine Lektion zu erteilen und schadenfroh abwinken zu können, wissen wir ja nicht, könnte aber sein.
    Das einzige was in meinen Augen doch etwas leicht unsympathisch rüberkommt, ist dieses ständige Hinterfragen nach Bier. Zigarretten werden gehasst, Alkohol wird aufgesucht. Man hat seine Gründe dafür, dennoch habe ich da auch so diverse "Klischees". Entweder ganz oder gar nicht. Alkohol kann unter Umständen genauso schädlich sein, wie eine Zigarette. Dass zwischendurch allerdings schonmal heftigst über Mitmenschen gelästert wurde, ist in der Hinsicht nicht besonders. Wer hat einen seiner Lehrer oder bekannten, vor Wut nicht schonmal gedanklich den Hals umgedreht?

    Besonders beeindruckt hat mich in irgendeiner Weise das Ende der Geschichte. Wieso kann ich nicht sagen.

    Die Message dieser Geschichte? Nun, mir beweist sie irgendwie nur NOCH stärker, dass die Charakterzüge des Menschen eine einzige Katastrophe sind. Wir sind egoistisch und selbstverliebt. Jeder einzelne Mensch kommt sich besser vor wie der andere, nur um seine eigene Unterlegenheit zu verdrängen. Man sieht es an fast jeder etwas genauer beschriebenen Person.
    - Der Kioskbesitzer blockt ab und scheint auch an sonsten, kein besonders interessierter Mensch zu sein: Desinteresse an einem potentiellen Stammkunden und diese Ironie mit dem Zigarettenverkauf und dem Feuer. "Was interessieren MICH, denn schon die Probleme von anderen? Hauptsache mir gehts gut und ich hab meine Ruhe."
    - Das Gothic-Girl darf den klassischen "Ich bin besser als du" Typen zur Schau stellen. Wieso tut es das? Oder wieso hat es wohl angefangen zu rauchen? Wird wohl auch das Klischee des Mitläufers gewesen sein. Und wieso beginnt man dann damit? Weil man das Gefühl der "Unterlegenheit" nicht ertragen kann.
    - Der nette Buchstabierkönig ist wohl eine der Personen, die alles durch die Blume sagt und im Hinterstübchen böööse Gedanken brütet. Möglicherweise gehört er zu derer Sorte Mensch, die nach dem Motto "Man kann sich auf niemanden verlassen! Wenn man will das etwas klappt muss man es selbst machen! Also verlasst euch alle auf mich!" lebt. Um selbst Hilfe anzunehmen, sind sie dann allerdings zu stolz. Auch der Erzähler vermittelt größtenteils solche Charakterzüge, wie man an der misslungenen Gruppenarbeit sehen kann. Und ich muss sagen, möglicherweiße gehöre auch ich zu jener Sorte.

    Fazit: Das wären sie wohl, die "Schubladen" der Menschen. Diese Erzählung spiegelt eine scharfe Kritik an der heutigen Gesellschaft wieder; wie wir mit anderen Umgehen, wie mit uns selbst umgegangen wird...
    Währe da kein Kopierschutz auf diesem Beitrag (welcher mich nebenbei ziemlich beeindruckt - sowas will ich auch :3), hätte ich möglicherweiße auf diverse Stellen tiefer eingehen können und dir die Rechtschreibfehler herauspicken können. Aber nunja, ich kann diese Schutzvorrichtung sehr gut verstehen. ^^
    Das Urheberrecht ist eine der wenigen Dinge, die man erst zu schätzen lernt, wenn man selbst einmal den Geleimten spielen durfte. Traurig aber war - noch so eine nette Eigenschaft unserer Art.
    Geändert von Levy (22.09.2006 um 15:51 Uhr)

  5. #30
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    Kopierschutz?

  6. #31
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    Frag mich nicht wieso, ich habe gemerkt, jetzt würde es funktionieren.
    Als ich den Beitrag bearbeitet habe war sämtliches Kopieren nicht möglich, was mir meine Arbeitsweise etwas über den Haufen geworfen hat. Aber nunja... ^^
    Irgendwie schon schade. So ein Hindernis zum kopieren von Texten wär doch mal eine hübsche Sache.

  7. #32
    Mitglied Avatar von Jot
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    Nebenbei.
    Habt ihr interesse an einem Sory Jam?

    http://www.comicforum.de/showthread.php?t=82350

  8. #33
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    Ich hab das Thema schon gesehen. Aber ich versteh nicht wieso man sich da anmelden muss, immerhin ist es kein FPG.
    Usergeschichten haben in meiner Erinnerung viele gemischte Erinnerungen hinterlassen.
    Und was nun jetzt wieder ein StoryJam ist müsst ich erstmal in Aktion erleben

  9. #34
    Mitglied Avatar von Jot
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    Thanx für die Kritik. Ein paar Worte muss ich allerdings noch zu der Geschichet sagen.
    Zum Ende: Ich hatte Feuer und habe ihr danach Feuerzeug geschenkt, weil ich selbst keine Verwendung dafür habe (Was soll ich denn damit außer Sylvesterböller anzünden?, oder Autos ) Danach ist sie abgehauen ind den überdachten Teil ging weder runter zu Gleis 1 noch 2 noch drei noch 4 (irgendwie ne dämliche Formlierung). daduch hatte ich keine Ahnung, was die zumteufel auf der Überführung gesucht hatte und wo sie hinging. Ich ielt es abe rnicht für angebracht, ihr nachzuspionieren und das Ende wäre für die Geschichte auch irgendwie doof gewesen, also brach ich die Geschichte dort ab, wo es nötig war.
    Ob sie den Kioskbesitzer (ich weiß nicht, ob er der Besitzer oder ein Angestellter ist) um Feuer gebeten hat ist ne Annahme von mir, einen Beweis dafür habe ich nicht (Auch wenn ich immer noch fest davon ausgehe) und ich bin dort kein Großartiger Stammkunde. Da latschen pro Tag so an die 1000 Leute ein und aus, der wird sich sicher kaum an mich erinnern. Nur weil ich die selbe Strecke schon 3 Jahre fahre, bin dadurch relativ häufig dort drin und habs tatsächlich geschafft, mit verschlossenen Augen dort hineinzugehen.
    Alkohol/Zigaretten, ganz oder gar nicht? Ich weiß nicht. Hab mal versucht, mit den Rauchen anzufangen, mir einen Abgeghustet und es dann gelassen. Rauchen ist sowieso teurer, als sich zu betrinken. Bei minimal gibts ne Flasche kalten Glühwein 2,5 Liter für ein Euro noch was. Das reicht schon mal für drei Tage. Darum habe ich auch kein schlechtes Gewissen, besoffen im Unterricht zu erscheinen, hab ja Geld gespart.
    Un dich bin nebenbei Teamfähig und arbeite sogar lieber zusammen mit anderen, als alleine. Nur eben nicht mehr in diesem Team. denn wenn ich eines nicht außstehen kann, ist es andere Leute hängen zu lassen. Da raste ich richtig aus. Selbst betrunken bin ich noch zuverlässiger als die, und das sollte einem im sechsten Semester schon irgenwie zu denken geben ala: was haben die da noch verloren und warum wurde ausgerechnet ich mit denen zusammengelost? Jepp, das Leben kann ungerecht sein, ist es aber nicht immer
    Ach, da fällt mir noch auf, dass du es meisdest, auf Gothic-Leute zu treffen. Die sind nicht "böse". Ich mag zwar den Style nicht aber die, die ich kenne sind ausgesprochen nett. Netter als die meisten Leute, deren Style ich mag und mit denen ich sonst rumhänge.
    Geändert von Jot (23.09.2006 um 12:07 Uhr)

  10. #35
    Mitglied Avatar von Kai "the spy"
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    So, jetzt hole ich mal die nächste Kurzgeschichte von der Website, deren Link ich ja nicht posten darf, rüber. Wieder eine Superheld-gegen-Riesenechse Geschichte, diesmal aber zum einen Eigenkreationen, zum anderen inspiriert durch die Japanischen "Giant Heroes", wie Ultraman, Zone Fighter oder Spectreman. Da diese Namen euch wahrscheinlich eh nix sagen, will ich nur noch darauf hinweisen, dass diese Geschichte Eiji Tsuburaya, dem Erfinder von Ultraman und Spezialeffektemacher der frühen Godzilla-Filme, gewidmet ist.



    Der Koloss
    Larger than Life

    von Kai Brauns


    Dr. Hatori Mafune trat aus dem Aufzug in den kleinen Kontrollraum. Er trug einen schwarzen Anzug, was im krassen Gegensatz zu den anderen Wissenschaftlern in dem kleinen Raum stand, welche allesamt weiße Laborkittel trugen. Das lag daran, dass Mafune als Firmenvorstandsvorsitzender nur noch selten im Labor war, meist nur noch, um sich über den Stand der Dinge auf dem Laufenden zu halten. Ansonsten war er nur noch in seinem Büro, im Hauptgebäude der GEN-U-TECH GmbH.
    Mafune wandte sich an den Projektleiter, Dr. Simon Foss. Foss war etwa zwei Jahrzehnte jünger als Mafune und im Gegensatz zu seinem Chef in Deerenstadt, wo der Hauptsitz der Firma lag, geboren. „Wie geht es dem Prototyp?“ wollte Mafune wissen und strich sich dabei über seinen grauweißen Schnurrbart.
    „Es läuft alles, wie geplant, Dr. Mafune,“ antwortete Foss. „Wenn es weiterhin so läuft wird es planungsgemäß am Freitag schlüpfen.“
    „Sehr gut,“ sagte Mafune. Er blickte durch das große Sichtfenster hinaus in die große Halle, auf das gigantische Ei, welches dort lag.

    Jörg Stein saß auf den Stufen zur Universität von Deerenstadt und las Immanuel Kant. Es war ein sonniger Tag im Juli. Jörg war ein junger Philosophiestudent, intelligent und in relativ guter Form. Er war gerade an der Stelle angelangt, an der Kant darauf hinwies, dass der Mensch weder gut noch böse, sondern gar kein moralisches Wesen sei, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er sah auf und blickte in das bekannte Gesicht von Elizabeth Garrison.
    „Hey, wie geht’s?“ fragte die Kanadierin mit ihrem exotischen Akzent und einem weißen Lächeln, welches einen wunderschönen Kontrast zu ihrem dunkelhäutigen Gesicht bildete.
    Jörg erwiderte das Lächeln. „Gut, danke! Und dir?“
    Liz nickte nur und blickte auf das Buch. „Es ist so ein schöner Tag, du hast keine Vorlesung… Hast du da nichts Besseres zu tun, als ein so anspruchsvolles Buch zu lesen?“
    Jörg lachte. „Naja, es ist eben recht interessant!“ Dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu und fügte hinzu: „Aber wenn du eine bessere Idee hast, ich bin aufgeschlossen.“
    „Wie wäre es mit einem Eiskaffee und ein bisschen Smalltalk?“
    „Worauf warten wir noch?“ fragte Jörg mit einem Grinsen.
    Plötzlich warf sich ein Schatten über sie. Jörg wandte sich um und sah seinen besten Freund Eiji. „Jörg, ich muss mit dir sprechen,“ sagte Eiji mit ernster Miene.
    „Eiji, wir wollten gerade…“
    „Unter vier Augen!“ fügte der Student aus Japan hinzu.
    Jörg zögerte, wandte sich dann an Liz. „Es wird sicher nicht lange dauern. Wir treffen uns nachher im Luigi’s, okay?!“
    Liz nickte, stand auf und ging, nicht ohne Eiji einen zornigen Blick zuzuwerfen.
    Jörg stand auf, sah Liz noch einen Moment hinterher, dann wandte er sich Eiji zu und fragte: „Was ist denn so wichtig, dass du sogar auf Höflichkeit verzichtest?“
    Eiji blieb todernst und sagte: „Die Zeit ist nah!“
    „Welche Zeit?“ fragte Jörg, teils genervt, teils amüsiert.
    „Ich wollte dich noch besser vorbereiten, aber sie sind mir zuvor gekommen. Eine gigantische Bedrohung naht, und du bist auserwählt, dich ihr entgegenzustellen.“
    Jörg lachte, doch verklang es, als er merkte, dass Eiji immer noch ernst war. „Das war doch ein Witz, oder?!“
    Eiji ergriff Jörgs rechte Hand am Gelenk, hob se auf Brusthöhe zwischen ihnen und strich mit seiner anderen Hand über Jörgs Handrücken. Als Eiji seine Hand wegzog, erschien ein Symbol auf dem Handrücken, drei gleichschenklige Dreiecke, eines außen, eines in der Mitte und eines Innen. Die Spitze war auf die Finger gerichtet. Jörg starrte seine Hand an. „Wie hast du das gemacht? Ist das ein Trick?“ Er rieb sich über den Handrücken, aber das Symbol blieb.
    „Wenn der Zeitpunkt gekommen ist,“ sagte Eiji, „berühre das Symbol. Von da an wirst du wissen, was zu tun ist.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.
    Jörg blickte ihm ein paar Sekunden hinterher, sah dann wieder auf das Symbol auf seinem Handrücken. Die Linien schienen unter seiner Haut zu verlaufen. Der junge Mann war verwirrt. So ein Verhalten war er von seinem besten Freund nicht gewohnt. Und wie hatte er das mit dem Symbol gemacht? Jörg beschloss, dass er einen Termin beim Arzt machen würde, nur um sicher zu gehen, auch wenn er nicht glaubte, dass Eiji ihm irgendwie schaden würde. Er packte sein Buch in seinen Rucksack und ging Richtung Luigi’s.

    Dr. Foss schreckte auf, als das Heulen der Sirenen erklang. Er stürmte sofort aus seinem Büro, den Korridor entlang auf den Kontrollraum zu. Hastig tippte er seinen Sicherheitscode ein und trat ein, als sich die Tür öffnete. Drinnen herrschte gewaltige Aufregung. Rote Lichter leuchteten auf. Die beiden Wachmänner tippten eilig auf ihre Knöpfe und brüllten in ihre Funkgeräte. Doch darauf achtete Foss nicht. Alles, was er sah, war die große Halle hinter dem Sichtfenster. Gigantische, zerbrochene Eierschalen. Und ein klaffendes Loch im Boden. Schlagartig wurde Foss klar, was geschehen war. Dainossor war da.

    Jörg setzte sich an den kleinen Tisch vor dem Café Luigi’s und lächelte Liz an. „Ich hatte ja gesagt, dass es nicht lange dauern würde!“
    Liz nickte mit hochgezogener Augenbraue. Ihr eng anliegendes, kurzes Haar glänzte im Sonnenlicht. „Was wollte er denn?“
    Jörg schüttelte den Kopf. „Frag’ mich was Leichteres. Er hat nur irgendwelches, wirres Zeug geredet. So kenne ich ihn gar nicht.“
    „Vielleicht war er zu lange in der Sonne?!“ witzelte Liz. „Naja, jedenfalls, hast du von der Party bei Achim am Wochenende gehört?“
    „Ja, hab ich. Ich weiß noch nicht, ob ich hingehen soll.“
    „Würdest du mit mir hingehen?“
    Jörg verengte seine Augenlider. „Als Date?“
    Liz verzog für einen Moment ihre linke Augenbraue auf verführerische Art. „Vielleicht?!“
    Jörgs Lächeln wurde breiter.
    Plötzlich begann die Erde zu vibrieren. Es wurde stärker, bis es ein richtiges Beben war. Entfernt waren Schreie zu hören. „Was ist das?!“ fragte Liz mit besorgtem Gesichtsausdruck.
    Jörg schaute sich um. Da hörte er ein lautes, animalisches Brüllen. Er blickte auf und traute seinen Augen nicht, als er den Kopf und die Schultern einer gigantischen, von kleinen Hörnern übersäten Echse hinter ein paar Gebäuden sah.
    Liz folgte Jörgs Blick, sah zu dem Riesenreptil, gerade als es den Kopf ihnen zuwandte. Liz schrie panisch auf, im selben Moment, als das Monster zu brüllen begann. An seiner Kehle blähte sich ein Kehlsack auf.
    Jörg ahnte Böses, packte Liz an den Schultern und zog sie mit sich von dem Café weg. Der Kehlsack des Monsters entleerte sich, als aus dem Maul der Kreatur ein riesiger Feuerball geschossen kam und das Luigi’s in Stücke riss. Panik herrschte auf den Straßen, die Leute liefen, Autos fuhren, alles wild durcheinander. Trümmer fielen auf die Straße und begruben den einen oder anderen Passanten unter sich. Das Monster löste mit fast jeder Bewegung Zerstörung aus. Die Spitze seines Schwanzes schlug gegen die oberen Stockwerke eines Hochhauses und ließen Stücke davon nach unten fallen. Liz hatte noch Glück im Unglück, als sie am Knöchel von einem faustgroßen Stück Hauswand getroffen wurde. Sie schrie vor Schmerzen. Jörg erkannte, dass sie so nicht würde laufen können. Er sah sich um und rannte vor ein Auto, hatte Glück, dass der Fahrer noch anhielt. Jörg lief zur Fahrertür und redete durch das offene Fenster auf den Fahrer ein. Ein Platz war noch frei im Wagen. Jörg half Liz auf die Rückbank, schlug die Tür zu und blickte dem davonrasenden Wagen hinterher. Dann lief er zu einer Seitengasse. Dort atmete er ein paar Momente durch, dann erinnerte er sich an Eiji und das Symbol auf seinem Handrücken. War dieses Monster die Bedrohung, von der Eiji gesprochen hatte? Jörgs Weltbild bereits genug in Stücke gerissen, dass er es in Betracht zog. Vorsichtig berührte er die drei Dreiecke. Plötzlich erstrahlte Alles. Jörg fühlte, wie sich sein Körper veränderte. Eine zweite, dicke Haut zog sich über seinen ganzen Leib. Unglaubliche Energien flossen durch seinen Körper. Als das Strahlen abklang blickte Jörg an sich herunter. Die zweite Haut war rot, ab den Schultern dunkelblau. Auf seiner Brust prangten die drei Dreiecke in größerer Ausführung. Das innerste Dreieck leuchtete. Er berührte sein Gesicht und stellte fest, dass auch sein Kopf von dieser Haut überzogen war. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, er blickte hinunter zu seinem Schritt und sah erleichtert, dass die Schutzhaut ihm keine Blöße gab. Nun sah er auf. Er streckte seine Arme in die Höhe und begann, zu schweben, immer höher, bis er tatsächlich flog. Er landete auf einem Gebäude und sah zu dem Monster hinüber. Nun konnte er es ganz ausmachen. Es ging auf zwei Beinen, hatte zwei längere Arme, die in dreikralligen Händen endeten. Die Hörner verliefen in Reihen an den oberen Seiten des Körpers, bis sie am Schwanz zu einer Reihe wurden. Er wusste nicht woher, aber irgendwoher wusste er den Namen der Kreatur: Dainossor. Dieses Wissen musste aus derselben Quelle kommen, wie die Ahnung, dass er in diesem Zustand fliegen konnte, oder was als nächstes zu tun war.
    Es dauerte nur einen Augenblick, bis Dainossor diesen eigenartigen Menschen auf dem Gebäude bemerkte. Der einzige Mensch, bei dem es keine Furcht erkannte.
    Jörg trat an den Rand des Gebäudes und sprang mit angewinkelten Ellenbogen auf das Monster zu. Im Flug wuchs er, immer weiter, - das mittlere Dreieck begann zu leuchten, schließlich auch das Äußerste - bis er eine ähnliche Größe wie Dainossor angenommen hatte, und ließ schließlich den Ellenbogen von oben gegen die Schnauze des Monsters knallen. Dainossor fiel zu Boden. Doch nicht für lange. Schnell rappelte die Echse sich wieder auf. Ein paar Augenblicke starrte es seinem unerwarteten Gegner an, dann sprang es auf und traf Jörg mit den Füßen an der Brust. Jörg fiel nach hinten, gegen das Gebäude, auf dem er eben noch gestanden hatte, und fühlte es unter sich zusammenbrechen. Rauch stieg von den Trümmern auf. Bevor Jörg aufstehen konnte, war Dainossor über ihm, riss sein Maul weit auf und stieß es dem Menschen entgegen. Jörg zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, so dass Dainossor nur Trümmer zwischen die Zähne bekam, und schlug mit der Faust in die Magengegend der Riesenechse. Er hörte ein schmerzerfülltes Japsen, rollte sich unter Dainossor weg und sprang auf die Füße. Das Monster wandte sich zu ihm um, blähte seinen Kehlsack auf und spuckte einen weiteren Feuerball. Jörg sprang zur Seite und registrierte, dass der Feuerball ein weiteres Gebäude in Stücke riss, während er auf dem Boden aufprallte.
    Er blickte sich einen Moment um, sah in der Ferne einige Helikopter der Bundeswehr anfliegen. Er sah die Menschenmassen, die aus sicherer Entfernung zusahen. Und er entdeckte Leichen, unter den Trümmern begraben. Er wusste, dass er diesen Kampf so schnell wie möglich beenden musste, wenn er weitere Opfer vermeiden wollte.
    Er stand auf und stellte sich dem Monster entgegen. Wieder blähte sich der Kehlsack des Dainossor auf. Schnell eilte Jörg auf das Monster zu und packte es an der Schnauze, presste die Kiefer der Echse fest zusammen. Dainossor schüttelte sich, stieß den Kopf vor und zurück, versuchte alles, um seine Schnauze freizukriegen. Erfolglos. Mit dem Bein stieß es gegen ein Kaufhaus und riss ein großes Stück der Fassade heraus. Der Schwanz schlug hin und her, prallte gegen das ein oder andere Gebäude. Schließlich wurde der Druck zu groß. Mit einem lauten Geräusch platzte der Kehlsack auf. Dainossor wurde schwächer, immer schwächer, bewegte sich schließlich gar nicht mehr. Das Monster war tot.
    Jörg stand über dem Kadaver der Riesenechse und blickte erleichtert auf sie hinunter.
    Er blickte sich um, die Helikopter kamen näher. Er begann, zu schrumpfen, das Leuchten des äußersten Dreiecks erlosch, schließlich auch das Mittlere, bis nur noch das Innerste leuchtete und Jörg auf Normalgröße zurück war. Er berührte das Symbol auf seiner Brust, wieder erstrahlte alles, und er fühlte, wie sich die zweite Haut wieder von ihm abschälte. Als das Strahlen erlosch, war er wieder wie vorher, trug dieselbe Kleidung, selbst sein Haar war nicht durcheinander geraten. Niemand hatte seine Verwandlung bemerkt. Ungläubig blickte Jörg auf Dainossors Kadaver zurück, der nun viel gigantischer aussah, als noch vor einem Moment. Jörg schüttelte den Kopf. Er würde erstmal eine zeitlang brauchen, um mit diesen Geschehnissen fertig zu werden. Und er würde ein wichtiges Gespräch mit Eiji führen. Aber zuerst würde er nach Liz suchen.

    In der Notaufnahme war die Hölle los, überall waren Verletzte, glücklicherweise nicht so viele von ihnen schwer. Jörg hatte Liz bei einem Krankenpfleger gefunden, der sie auf dem Flur behandeln musste. Erleichtert legte er seine Arme um sie und spürte, wie sie ihre Arme um ihn schlang. „Bist du in Ordnung?“ fragte er mit hörbarer Besorgnis.
    „Der Knöchel ist angebrochen. Scheint, als würde ich auf der Party nicht tanzen können.“
    Jörg atmete erleichtert auf. „Wir werden uns schon nicht langweilen.“ Schließlich schaffte er es, sich von ihr zu lösen.
    Hinter sich hörte er ein Gespräch mit. Ein paar Leute redeten über die Geschehnisse. Über diesen Riesen, diesen Koloss, wie er im Fernsehen genannt wurde. Und über das Monster, und wo es wohl hergekommen war.

    Dr. Mafune trommelte mit den Fingern auf seinem Schreibtisch. Sein weißer Schnäuzer juckte, als er sich den Bericht anhörte, den Foss ihm über das Telefon gab. „In Ordnung,“ sagte er, als Foss fertig war. „Sorgen Sie dafür, dass niemand Dainossor zu uns zurückverfolgen kann.“
    „Ja, Dr. Mafune,“ kam die Antwort.
    „Und, Foss!“
    „Ja, Doktor?“
    „Sorgen Sie dafür, dass von den Anderen kein weiteres vorzeitig ausschlüpft!“

    Ende(vorerst).



    "Jeder Mensch sollte die Welt mit seinem Leben ein ganz klein wenig besser machen."

  11. #36
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    @Kai

    Vom Gesamteindruck find ich die Geschichte nicht ganz so gut wie ein Engel auf Erden, weil man hier so gut wie nichts über den Helden der Geschichte erfährt, womit ich mich nicht so gut mit ihm identifizieren kann. Er wirkt auf mich recht blass, er hat kein Zuhause, keine Familie und keine Vergangenheit, scheinbar keine Interessen, etc. Da ist dir die Beschreibung des Helden beim Engel auf Erden deutlich besser gelungen

    Nichts desto trotz, mal wieder ein turbomäßiges Tempo, null zeit zum Durchatmen. Das rockt (Die Geschichte hatte ich übrigens auf deiner anderen Seite noch gar nicht gelesen, muss ich irgendwie übersehen haben)

    Was noch auffällt sind erneut Wortwiederholungen in kurzer Folge. Und dass bei dir immer nur Stücke als Trümmer herumfliegen...

    Im einzelnen mach ich mich mal wieder auf zum Korrekturwahn

    Er trug einen schwarzen Anzug, was im krassen Gegensatz zu den anderen Wissenschaftlern in dem kleinen Raum stand, welche allesamt weiße Laborkittel trugen. Das lag daran...

    Um deinen schnellen Erzählfluss nicht zu stören, würde ich umformulieren:
    Er trug im krassen Gegensatz zu den weißen Laborkitteln der anderen Wissenschaftler einen schwarzen Anzug.
    oder
    Sein schwarzer Anzug stand im krassen Gegensatz zu den weißen Laborkitteln der anderen Wissenschaftler.

    Und die Formulierung: das lag/liegt daran, benutze ich eigentlich fast nur noch in wörtlicher Rede. Hier passt besser
    Das beruhte auf seiner Rolle als Firmenvorstand, und die damit verbundenen Pflichten. Die in welcher er für das Labor kaum noch Zeit hatte und sich nur noch hier unten Blicken ließ, um...
    Oder noch besser, ohne alles
    Als Firmenvorstand war er kaum noch hier unten und somit verzichtete er weitgehend auf das angemessene Outfit...

    in Deerenstadt, wo der Hauptsitz der Firma lag.

    Liegen tut er dort nicht. Er tut sich dort befinden

    ...fragte die Kanadierin...

    Daumen hoch. ich weiß nicht so ganz warum, aber in meinen Geschichten wuselt meistens auch mindestens ein Kanadier rum. Weiß der Teufel, wieso.

    Dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu

    Was sagt er denn aus? Ich kenn eigentlich nur nichtssagende Blicke. Ich glaub du meinst hier so was wie einen erwartungsvollen Blick, weil er ja gerne von ihr eingeladen werden würde, oder einen wissenden Blick, weil er weiß, dass sie ihn gleich einladen wird.

    Wie wäre es mit einem Eiskaffee und ein bisschen Smalltalk?

    So wurde ich noch nie angebaggert. Bei mir gabs immer nur die Frage, ob man zusammen wohin geht. Der Smalltalk ist eine Zwangsfolge daraus und brauch in der Anmache nicht erwähnt werden. Das holpert ein wenig beim Lesen.

    und ging, nicht ohne Eiji einen zornigen Blick zuzuwerfen

    Gute Formulierung

    fragte Jörg teils genervt, teils amüsiert

    genervt und amüsiert? Außerdem wäre ich bei Eijis Spruch eher verwirrt, als amüsiert.

    Er packte sein Buch in seinen Rucksack

    Wortwiederholung.
    Er packte das Buch in seinen Rucksack.

    Als sich Jörg zu Liz setzt, hätte ich sie schon was bestellt haben lassen, was nun vor ihr auf dem Tisch steht. Das kann später, als das Monster die erde erzittern lässt nämlich umkippen und auf dem Boden zerschellen. Solche Kleinigkeiten bringen mehr Leben in die Geschichte.

    Vielleicht war er zu lange in der Sonne?, witzelte Liz

    Ich find solche Sprüche einfach zu blöd, sorry. Wenn ich richtig verstanden habe, mag sie ihn auch nicht. Wie wäre es mit:
    Vergiss doch den Spinner. Warum hängst du überhaupt mit dem Langweiler rum?

    Jörgs lächeln wurde breiter

    Kleiner Fehler. Er hat doch noch gar nicht gelächelt also:
    Jörg lächelte breit.

    Liz schrie panisch auf

    Ich wehre mich so ein bisschen dagegen, das Mädchen/Frauen in Angesicht einer Krise immer sofort schreien müssen. Ich hab festgestellt, dass das allgemein gar nicht so stimmt. Überhaupt wird in der Realität nicht so dermaßen rumgeschrieen, wie es uns Literatur und Kino gerne andrehen würden. Auf einem Flug von Brüssel nach Hamburg sind wir in ein starkes Gewitter mit Orkan geraten. Das war der Orkan, der Europaweit von Dänemark bis Belgien über 30 Menschenleben gekostet hatte. Luftloch um Luftloch und bei der Landung kippte das Flugzeug nach rechts weg und beinahe wäre die rechte Tragfläche vor den Rädern auf der Landebahn aufgekommen. Natürlich haben wir uns nicht gerade wohl gefühlt, doch geschrieen hat aber niemand, auch die Frauen nicht

    die Leute liefen, die Autos fuhren

    Na wenn schon, denn schon. die Leute rannten, die Autos beschleunigten mit quietschenden Reifen.

    Trümmer fielen auf die Straße und begruben den einen oder anderen Passanten unter sich

    Da musste ich kurz auflachen Unglücklich, weil unfreiwillig komisch formuliert.

    ...hatte Glück, das der Fahrer noch anhielt.

    Mit Vollbremsung bitteschön. der wird sich auf der Flucht nämlich bestimmt nicht an die 30-Zone halten.

    dann verwandelt sich Jörg und das finde ich verwirrend. Wenn er eine zweite Haut bekommt, wo ist dann plötzlich seine Kleidung hin? Und warum ist sie wieder da, als er sich zurückverwandelt? Aber eins ist super. nämlich dass er sich zuerst in den Schritt schaut, ob da was zurückguckt. Genau das hätt ich nämlich auch als erstes gemacht

    ... nur Trümmer zwischen die Zähne bekam und schlug mit der faut in die Magengegend der Riesenechse. Er hörte ein...

    Hier würde ich die Sätze genau andersrum trennen:
    Er schlug mit der faut in die Magengegend der Riesenechse und hörte alsgleich ein schmerzerfülltes Japsen.

    Die Anordnung der Dreiecke versteh ich nicht ganz. Wenn das Innere Dreieck nicht das Mittlere ist, welches ist es dann?

    Niemand hatte seine Verwandlung bemerkt

    Dazu noch ein oder zwei Sätze zur Erklärung anfügen. Vorher sagst du nämlich, dass schon Helikopter anrücken und ihn eine Menschenmasse beobachtet.

    Und zum Schluss:
    Der Name Jörg Stein gefällt mir. Wäre vielleicht sogar etwas für den Titel. Weil bei der Koloss muss ich immer an den Koloss von Rhodos denken.

  12. #37
    Mitglied Avatar von Kai "the spy"
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    @Jot: Danke, dass du dir wieder die Zeit genommen hast, meine Arbeit zu korrigieren. Auch wenn ich teilweise etwas einzuwenden habe.

    genervt und amüsiert?


    Ja! Noch nie erlebt?! Also, ich erlebe sowas dauernd.

    Zitat:
    Dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu

    Was sagt er denn aus? Ich kenn eigentlich nur nichtssagende Blicke. Ich glaub du meinst hier so was wie einen erwartungsvollen Blick, weil er ja gerne von ihr eingeladen werden würde, oder einen wissenden Blick, weil er weiß, dass sie ihn gleich einladen wird.
    Die Formulierung "vielsagender Blick" habe ich schon des Öfteren gehört. Und was gemeint war, war ja anscheinend auch verständlich.

    Zitat:
    Vielleicht war er zu lange in der Sonne?, witzelte Liz

    Ich find solche Sprüche einfach zu blöd, sorry. Wenn ich richtig verstanden habe, mag sie ihn auch nicht. Wie wäre es mit:
    Vergiss doch den Spinner. Warum hängst du überhaupt mit dem Langweiler rum?
    Ich mag solche Sprüche auch nicht besonders, aber so reden die Menschen halt. Nicht jeder ist ein Komiker.
    Im Übrigen ist es nicht so, dass Liz Eiji nicht mag. Er hat die beiden einfach in einem innigen Moment gestört und sich nicht abwimmeln lassen. Tatsächlich war Eijis Verhalten ungewöhnlich, was ich eigentlich rüberbringen wollte, anscheinend aber nicht ganz geschafft habe. Den Begriff "Langweiler" hast du dir aber an den Haaren herbeigezogen, was?!

    Ich wehre mich so ein bisschen dagegen, das Mädchen/Frauen in Angesicht einer Krise immer sofort schreien müssen. Ich hab festgestellt, dass das allgemein gar nicht so stimmt. Überhaupt wird in der Realität nicht so dermaßen rumgeschrieen, wie es uns Literatur und Kino gerne andrehen würden. Auf einem Flug von Brüssel nach Hamburg sind wir in ein starkes Gewitter mit Orkan geraten. Das war der Orkan, der Europaweit von Dänemark bis Belgien über 30 Menschenleben gekostet hatte. Luftloch um Luftloch und bei der Landung kippte das Flugzeug nach rechts weg und beinahe wäre die rechte Tragfläche vor den Rädern auf der Landebahn aufgekommen. Natürlich haben wir uns nicht gerade wohl gefühlt, doch geschrieen hat aber niemand, auch die Frauen nicht
    Erstens, es ist ein solcher Moment, der einfach fehlen würde. Klar ist es ein Klischee, aber eines von denen, die sich nur schwer abändern lassen. Im Übrigen ist es auch eine andere Situation als die von dir beschriebene. Ein Orkan ist etwas, das man kennt, weiß, es ist real. Ein riesiges Monster widerrum ist etwas, das man erstmal mit seinem Realitätssinn vereinbaren muss. Wenn man so etwas erblickt, ist es entweder schreckliche Realität, oder man hat den Verstand verloren. Es ist also ein völlig anderes Level von Schrecken. Ich glaube, ich würde auch schreien, aber das Schreien von Männern klingt nicht so schön

    dann verwandelt sich Jörg und das finde ich verwirrend. Wenn er eine zweite Haut bekommt, wo ist dann plötzlich seine Kleidung hin? Und warum ist sie wieder da, als er sich zurückverwandelt?
    Es handelt sich um eine Verwandlung. Etwas, was ich von dem Vorbild, Ultraman, herübergerettet habe. Ich glaube, die Geschichte zeigt ganz gut, dass hier keine physischen Gesetze gelten (naja, einige, zumindest, nicht). Wir befinden uns hier auf einer metaphysischen Ebene. Er wird in gleißendes Licht getaucht und verwandelt sich. Es ist nicht so wie bei Superman & Co., welche sich umziehen. Er verwandelt sich. Sprichwörtlich. Sein Körper wird ausgetauscht und er bekommt einen neuen, welcher mit diesen Kräften ausgestattet ist. Vergleiche aus der Amerikanischen Comicwelt: Shazam; He-Man.
    Im Text selbst findet sich auch eine Bemerkung dazu:
    Als das Strahlen erlosch, war er wieder wie vorher, trug dieselbe Kleidung, selbst sein Haar war nicht durcheinander geraten.
    Zitat:
    Niemand hatte seine Verwandlung bemerkt

    Dazu noch ein oder zwei Sätze zur Erklärung anfügen. Vorher sagst du nämlich, dass schon Helikopter anrücken und ihn eine Menschenmasse beobachtet.
    Ja, da sollte ich noch erwähnen, dass er natürlich wieder auf normale Körpergröße zurückgeschrumpft ist und inmitten eines Trümmerfeldes steht. Die Helikopter sind zu hoch, die Menschenmasse (aus Sicherheitsgründen) zu weit entfernt.

    Zum Schluss:
    Der Name Jörg Stein gefällt mir auch, sonst hätte ich ihn nicht genommen. In den Titel werde ich ihn aber nicht aufnehmen, da er hierfür schlicht und ergreifend zu nichtssagend ist. "Koloss" deutet bereits die Größe an. Natürlich ist die Assoziation "Koloss von Rhodos" naheliegend, aber davon lasse ich mir meinen Titel doch nicht versauen.
    "Jeder Mensch sollte die Welt mit seinem Leben ein ganz klein wenig besser machen."

  13. #38
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    Es wäre bedauernswert, würdest du in einigen Punkten NICHT anderer Meinung sein. Das wäre dann nämlich ein ziehmlich lahme Diskussion

    Um nochmal auf das Rumschreien zurückzukommen. Ich glaube, ich würde völlig verblüfft wie angewurzelt stehen bleiben und mich ohne mich zu rühreren von dem Biest zermalmen lassen. Natürlich brauchen geschichten Panikmomente, aber ich mag das ewige Edgar-Wallace-Gebrülle einfach nicht, egal ob Film oder Print. Das ist natürlich hochgradig subjektiv und bei mir wird eigentlich nur noch geschrieen, wenn schon ordentlich Blut geflossen ist (das gillt für Opfer, als auch für die Betrachter)

    Boing. da fällt mir ein, dass ich auch noch irgendwo ein FF rumliegen hab. Mann, wie lange ist das her, ich glaub da war ich 16, oder so. War zur Renegade Legion, falls dir das was sagt. mal schauen, ob das noch irgendwo auf ner CD rumwgitiert oder gar auf der Festplatte. Huiii. Ohne diesen Thread hätt ich das Ding glatt vergessen.
    ~~~~~
    Zitat Zitat von Levy Beitrag anzeigen
    Das Urheberrecht ist eine der wenigen Dinge, die man erst zu schätzen lernt, wenn man selbst einmal den Geleimten spielen durfte. Traurig aber war - noch so eine nette Eigenschaft unserer Art.
    Wurdest du schon geleimt? Ich schreib jetzt über jeden Text ein Copyright von mir drauf.
    War mal in dem anderen Forum und habmir die "Lügengeschichte" mit dem Elefanen angeschaut. Die fromulierun
    ...schaute mich treudoof an...
    gefällt mir. Würd die Formulierung gern für eines meiner Projekte übernehmen, wenn du nichts dagegen hast.
    (Ich hoffe, ich liege richtig, dass diese Geschichte deine ist)
    Geändert von Jot (24.09.2006 um 10:57 Uhr) Grund: Automatisch eingefügter Doppelbeitrag

  14. #39
    Mitglied Avatar von Kai "the spy"
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    Es wäre bedauernswert, würdest du in einigen Punkten NICHT anderer Meinung sein.
    Schön, dass wir da einer Meinung sind.

    War zur Renegade Legion, falls dir das was sagt.
    Nö.

    Zitat:
    Zitat von Levy
    Das Urheberrecht ist eine der wenigen Dinge, die man erst zu schätzen lernt, wenn man selbst einmal den Geleimten spielen durfte. Traurig aber war - noch so eine nette Eigenschaft unserer Art.



    Wurdest du schon geleimt? Ich schreib jetzt über jeden Text ein Copyright von mir drauf.
    Muss ich mir auch noch angewöhnen. Aber wenn ich mich nicht irre, sieht die Rechtslage doch so aus, dass selbst, wenn du nicht darauf hinweist, dass das Copyright dir gehört, die Geschichte trotzdem dein geistiges Eigentum darstellt, solange du deinen Namen unter die Erstveröffentlichung setzt. Allerdings bin ich weder Rechtsexperte, noch unfehlbar, also wenn ich falsch liege und ihr wisst es, dann berichtigt mich lieber, bevor ich noch was falsch mache.
    Zum Glück veröffentliche ich meine Geschichten immer erst auf besagter Website oder in einem Fanzine (XUN, und ich hoffe, dass es gestattet ist, wenn ich den Namen nenne), wo bereits im Impressum darauf hingewiesen wird, dass die Rechte bei den Autoren liegen.
    "Jeder Mensch sollte die Welt mit seinem Leben ein ganz klein wenig besser machen."

  15. #40
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    genervt und amüsiert?
    Ja! Noch nie erlebt?! Also, ich erlebe sowas dauernd.

    Hm, im Sinne von "Das is so doof, dasses nervt aber trotzdem noch lustig is"? ^^
    Hab die Geschichte selbst noch nich gelesen und werds heute auch nich mehr, wir schreiben morgen wieder nen Test (und kriegen hoffentlich gleich beide Arbeiten endlich raus @@)

    Natürlich brauchen geschichten Panikmomente, aber ich mag das ewige Edgar-Wallace-Gebrülle einfach nicht, egal ob Film oder Print.
    Wir brauchen den Willhemlsschrei \o/

    Wurdest du schon geleimt?
    Tjaja, der Bengel hatte Pech, dass er es in einem Forum on zu stellen versuchte auf dem der eigentliche Autor angemeldet war *das Vorwort zu "k4" sehr beherzige*

    Daher an diverse User, die diverse Ideen in ihrem diversen kleinen Köpfchen schmieden: Diese Geschichte wird von keinem in die Raymanzone gestellt außer mir. Auch in kein anderes Forum und bitte, wenn, dann ausschließlich verlinkt. Damit nicht wieder, diverse Vorfälle, a la "Ich habe diese Geschichte geschrieben und ich bleibe dabei, auch wenn jeder auf dem Forum weiß, dass es nicht so ist, weil ja der eigentliche Autor dort angemeldet ist" auftauchen


    Und was sagt 'er' dazu?
    Man, kannst du fies sein
    War mal in dem anderen Forum und habmir die "Lügengeschichte" mit dem Elefanen angeschaut.
    Hm, da kommst du schon rein und musst dir ausgerechnet die älteste und mit Fehlern übersähteste Geschichte von mir aussuchen *g*

    "Treudoof" is bei uns irgendwie Umgangssprache. Ich wüsste nichts fremdes an diesem Begriff, oder einen Grund weshalb ich ihn für mich beanspruchen sollte (auch wenn mein Lehrer oft meinte, ich würde Wörter erfinden oo")
    Treudoof kann man inetwa gleichsetzen mit einem "Dackelblick" oder so ^^

    @Kai: Also meines Wissens ist es auch so, dass das Copyright erwähnt werden kann aber nicht muss (Lustiger Weise wurde es dass sogar damals als 'es' passierte). Das Urheberrecht ist automatisch da und leider, wird gerade das im Internet am meisten gebrochen.
    http://www.e-recht24.de/artikel/urheberrecht <- dies ist weder ein Forum , noch muss man sich für irgendwas registrieren, sind solche Links dennoch verboten?
    Zitat Zitat von www.e-recht24.de/irrtuemer/
    2. Ein Copyright-Vermerk ist notwendig, damit eine Website dem Schutz des Urheberrechts unterliegt. Dies ist falsch. Der Copyright-Vermerk stammt aus dem anglo-amerikanischen Rechtsraum. Hier genossen Werke tatsächlich nur Schutz, wenn diese gekennzeichnet wurden. Ein Urheberrechtsschutz nach Deutschem Recht entsteht unabhängig von einer solchen Kennzeichnung. Dies ist der Fall, wenn ein Werk im Sinne des UrhG vorliegt und dieses Werk eine gewisse Gestaltungshöhe besitzt, also auf jeden Fall unabhängig von einer Copyright-Kennzeichnung. Schaden kann diese Kennzeichnung aber nicht. Hierdurch können Sie zumindest der oft gehörten Ausrede "Ich wusste ja nicht, dass ich Ihre Inhalte nicht übernehmen darf" entgegentreten.
    (Nunja und jenes Quote ist auch (c) von der Seite x) )

    Zum Glück veröffentliche ich meine Geschichten immer erst auf besagter Website oder in einem Fanzine (XUN, und ich hoffe, dass es gestattet ist, wenn ich den Namen nenne), wo bereits im Impressum darauf hingewiesen wird, dass die Rechte bei den Autoren liegen.
    Dito, meine Site hab ich ja auch. Aber was ist ein "Fanzine"?
    Das mit dem Impressum ist eine nette Idee, könnte bei Fanfictions allerdings Problematisch werden, denn gesetzt den Fall, ich schreibe ein Fanfiction zu einem, sagen wir Disneyfilm - so liegen die Rechte, an den darin vorkommenden Disneyfiguren, IMMER noch an Disney - auch wenn ich sie verwende. Das ist dann der "Disclaimer" und der sollte auch erwähnt werden, wenn man sich keinen Ärger einhandeln will.
    Geändert von Levy (25.09.2006 um 12:38 Uhr)

  16. #41
    Mitglied Avatar von Jot
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    So, ich hau auch noch ma schnell ne Story raus. Nach S-Bahn und Regionalbahn fehlt natrülich noch die U-Bahn
    Einleitend kurz gesagt. ich hab die Geschichte ein bissel gerafft, damit sie hier nicht zu lang wird, trodzdem werden ihr hoffentlich noch feststellen, dass es Menschen gibt, den man einfach nur noch den Tod wünscht, egal in welcher schlimmen Situation sie sind...

    Das Foto des Jahrhunderts.
    copyright by Jan Maaß 2005

    Man wacht auf und denkt, man hat geträumt. Aber eigentlich weiß man, dass man nicht geträumt hat. Man ist sich nicht sicher, worauf dieses Gefühl beruht. Wenn man aus einem Traum aufwacht, dann hat man zumindest den Eindruck als wäre eine lange Zeit vergangen, selbst dann, wenn man gar nichts geträumt hat. Selbst die undurchsichtige Schwärze hat Zeit. Aber hier und jetzt?

    Diese Schwärze ist völlig zeitlos. Alles hat sich auf einen undefinierbar kleinen Punkt zentriert. Auf ein unerfassbares Nichts. Und diese trübe Benommenheit macht es ihm nicht leichter, zu verstehen, was mit ihm los ist. Und warum bleibt es dunkel, obwohl seine Augen schon offen stehen? Und warum ist die Luft hier drinnen so schwer? Drinnen? Woher weiß er, das er irgendwo drinnen ist? Oder besser gesagt: steckt? Festgeklemmt? Er will sich bewegen, nur ein kleines Stückchen, den Hals recken, sich umsehen, obwohl es ja nichts zu sehen gibt. Und dann durchzuckt ihn ein Schmerz im ganzen Körper. Er hat keine Luft, um zu schreien, er ächzt nur. Aber der Schmerz holt ihn vollends in die Realität zurück, die Benommenheit blättert so abrupt von ihm ab, als hätte wer das Licht ein und ausgeschaltet. Das ist schon fast unheimlich. Und jetzt weiß er, wo er ist, oder wo er eben noch war. Madrid. Er ist in der U1. Er war in der U1?
    Und wo bin ich jetzt?
    Wenn nur diese Dunkelheit nicht wäre. Und dieses Ding, was gegen seinen Bauch drückt.
    Ding?
    Seine Arme kann er bewegen und er fummelt nun nervös an seinem Bauch herum. Ihm wird ganz übel, als er merkt, dass da nicht etwas gegen, sondern in seinen Bauch drückt. Es ist rund, kalt und unglaublich glatt. In der nähe seines Bauches blättert unter seiner Hand etwas herunter wie vertrocknetes Pergament. Ein Rohr, eine Stange, eine Verstrebung. Was es auch ist, es steckt in seiner linken Bauchdecke und nagelt ihn förmlich mit den Rücken an der Wand fest. An der schrägen Wand, denn er glaubt, dass liegt. Nicht in der horizontalen, sondern eher in einem Winkel. Wenn er raten müsste, würde er sagen, genau 45 Grad. Aber er muss nicht raten. Warum sollte es ihn interessieren, wie er liegt? Er sollte sich darum kümmern, warum er hier in der Dunkelheit liegt, mit einem Eisenrohr im Bauch, das ihm bei jeder Bewegung einen stechenden Schmerz bis in die Haarspitzen jagt.
    Ein stechender Schmerz. Ist das nicht schon fast ironisch?
    Seine Füße haben festen Grund unter sich, er muss sogar die Knie ein wenig anwinkeln, weil er sich nicht strecken kann. Aber er kann die Beine grätschen und macht es, bis er rechts gegen etwas hartes und unverrückbares stößt. Der linke Fuß dagegen hat sämtliche Freiheiten. Falls man in seiner Situation von Freiheit sprechen kann. Nur etwas völlig Undefinierbares liegt da im Weg. Es klappert hohl, wenn er dagegen tritt, aber er kann es verschieben. Jetzt probiert er auch die Arme auszubreiten. Rechts dasselbe Spielchen. Mit den Fingerkuppen streicht er über die Oberfläche der Barriere. Kalter Stein. Das gleiche Material, auf dem er in einem 45 Gradwinkel liegt. Und links hat er wieder Platz bis ins Nichts. So. Nun nach vorne. Er streckt die Arme aus und versucht die Stange in seinem Bauch zu vergessen. Auch vor sich hat er scheinbar Platz ohne Ende, bis seine Hand auch dort vielleicht einen Meter vor sich wieder über eine gerade Steinfläche streichelt.
    Und dann kommt ganz langsam die Erinnerung.
    Ich bin ein Tourist. Ein Tourist in Madrid. Nein, kein Tourist! Ich bin Schüler! Schüler auf Klassenfahrt in Madrid. Ich bin also auf Klassenfahrt in Madrid, mit allen meinen Klassenkameraden und wir haben die U-Bahn genommen, um vom Flughafen unsere Herberge zu erreichen. Bin ich immer noch in der U-Bahn?
    Natürlich, wo sollte er denn sonst sein? Er ist ja nicht ausgestiegen. Niemand war ausgestiegen. Sie saßen alle fröhlich scherzend in der Bahn, haben den dicken Thomas geärgert, vom Lehrer einen mahnenden Zeigefinger kassiert, drüber gelacht und dann kam die Decke runter und alle Lichter gingen aus. Gab es auch einen Knall? Einen Knall und einen Feuerball? Weder noch. Nur einen weißen, grellen Blitz, der alle aufschrecken ließ. Genau so war es!
    Ich saß mit Jonathan, Dragan und Stefan in einer Vierergruppe. Links von uns saßen die geilen Ischen, wie die Hühner auf der Stange und über jeden dummen, aber auch noch so dummen Witz, von uns viel zu laut lachend. Wir haben rumgekaspert, uns Digga genannt, ne leere Plastikflasche quer durch den Wagon geschmissen und volles Rohr den dicken Freak von Thomas an der Murmel erwischt, damit er endlich die Klappe hält, wie viele Punkte er bei so nem Scheiß-Internetrollenspiel hat, dass er Swordman wäre und blablabla. Dann kam der mahnende Finger von Schröder, ner Witznummer mit Jackett und Schlips. Sogar Lederflicken hat er auf den Ellenbogen. Wie peinlich. Und wir haben ihn ausgelacht und die Ischen haben sich darüber wieder beömmelt und gegackert, besonders diese Jasmin, dieser Bettvorleger, diese Fickmatratze, die mit so ziemlich allen von uns in der Kiste war und sicherlich ne Strichliste führt. Und wenn sich nicht Neues ergeben sollte, hätte sie sicherlich noch den Freaks irgendwann mal ihre echten, anstatt nur deren sonstigen virtuellen ****** gezeigt.
    Genug, genug, genug! Es ist der völlig falsche Zeitpunkt, über die anderen abzulästern. Er sollte sich besser um sich kümmern. Und darum, wie er sich befreien kann.
    Gar nicht. Wie denn auch? Soll ich die Stange durchschneiden? Womit? Mit meinem Springmesser im Rucksack?
    Wie lange liegt er überhaupt schon da? Wie lange war er bewusstlos?
    Unerheblich. Ich krepier doch sowieso hier. Mir ist ja jetzt schon ganz schwindelig, vor Durst.
    Durst. Wasser, leere Plastikflasche, Rucksack. Im Rucksack ist noch eine volle. Im Rucksack neben seinem linken Fuß.
    Nur toll, dass ich mich nicht bücken kann.
    Bück dich, Jasmin, bück dich für mich...
    Er könnte seine Beine benutzen, den Riemen erwischen und das Ding dann irgendwie nach oben hebeln. Er streckt den Fuß aus und sucht in der Finsternis nach dem Rucksack. Er kann ihn relativ gut ertasten, so gut, dass er sogar ziemlich darüber staunen muss. Dann spannt sich etwas über seiner Schuhspitze. Der Riemen. Es muss der Riemen sein. Er winkelt das Bein an und zieht den Fuß nach oben. Er spürt das Gewicht, es klappt. Als er nicht mehr höher kommt, angelt er mit der linken Hand nach dem Rucksack und bekommt ihn tatsächlich zu fassen.
    So macht man es. So überlebt man, Leute. Was bin ich nur für ein Glückspilz.
    Er positioniert den Rucksack auf seiner Brust und die Stange in seinem Bauch verhindert, dass er wieder runter fällt. Ist das Mistding doch tatsächlich zu etwas zu gebrauchen. Er findet den Reißverschluss und öffnet ihn behutsam. Sein Bauch bleibt erstaunlich ruhig. Dann stöbert er ein wenig herum, findet die Plastikflasche dreht den Verschluss auf und führt sie zum Mund. Er zwingt sich, nicht zu viel zu trinken. Er weiß ja nicht wie lange er davon überleben muss. Er dreht sie zu und will sie zurückstecken, als er etwas hört. Er verharrt regungslos mit der Flasche in der Hand. Da ist das Geräusch wieder. Ein leises, unscheinbares Klicken. Irgendwo unter ihm. Und noch einmal. Jetzt ist kein Klicken, es ist eher ein Plicken.
    Gott, bitte nicht.
    Er ahnt nichts Gutes. Licht, er braucht Licht! Wo bekommt er Licht her? Schade, dass sie aus dem Alter der Nachwanderungen raus sind. Dann hätte er ne Taschenlampe dabei. Wo hat er noch Licht? Sein Handy, natürlich! Sein Handy in der rechten Schenkeltasche. Dass ist er da nicht früher drauf gekommen ist. Er öffnet die Schenkeltasche und greift nach dem Handy, klappt es auf drückt eine beliebige Nummerntaste und schon leuchtet das Display im matten Blau. Sein SonyEricsson hat ihm noch nie im Stich gelassen, freut er sich. Hier muss man sich auch über alles freuen. Aber das Licht ist letzten Endes so schwach, dass es kaum ausreicht um auch nur etwas deutlicher zu sehen, wie es um ihn herum ausschaut. Er muss es ganz dich vor den Gegenständen halten, die er sehen will. Und so tastet er sich mit seinem Handy ab, etwas, dass er auch niemals im Entferntesten in Erwägung gezogen hätte, wäre er jetzt nicht hier. Nacheinander erscheinen so Wasserflasche mit verschmutzter Hand, ein völlig verdrecktes Nikeshirt (eine Jacke trägt er nicht, weil es draußen... draußen, welch unglaublich entferntes, irreales Wort, was ist schon draußen... so heiß ist) und dann wird es blutig um seinen Bauch herum. Und dann sieht er, dass er leckt. Er läuft regelrecht aus. Das Wasser, dass er eben noch getrunken hatte, läuft über seine Hose über den Beton und verliert sich in der Dunkelheit. So weit runter kann er nicht schauen, dafür ist das Licht zu schwach. Aber er ahnt, wo dieses hohle plickende Geräusch herkommt. Ganz unten muss es eine Kante geben. Er tastet mit den Füßen danach und findet sie. Dort fällt das Wasser einige Zentimeter runter und plitscht unten auf. Und dann wird ihm klar, was mit ihm passiert.
    Ich laufe aus, bei Gott, ich laufe doch tatsächlich aus. Ihm wird noch schwindeliger als es ihm ohnehin schon ist. Wasserflasche und Handy gleiten ihn aus den Händen, schlittern die Bentonrutsche hinab und landen schließlich neben seinen Schuhen. Unerreichbar. Fast wäre auch noch der Rucksack zu Seite gefallen und in die Tiefe gestürzt, aber den erwischt er gerade noch so. Ihm wird wieder etwas klarer und er rollt mit dem Kopf hin und her. Von unten dringt ein ganz schwacher, unheimlicher Lichtschimmer nach oben. Das Handy ist noch an, doch bald wird es sicher automatisch ausgehen. Kaum hat er den Gedanken zu Ende gebracht, ist es wieder stockdunkel.
    Nachdenken, nachdenken. Was kann man tun? Als aller erstes Ergebnis seiner Nachdenkphase erhält er, dass er sich keine Gedanken darüber machen sollte, wie es möglich ist, in so eine Position gekommen zu sein. Wenn die U-Bahn Komplett einstürzt, wird man da nicht zerquetscht? Wie kann er mit seinem Rücken auf Beton liegen? Es ist egal, er lebt. Er hat eine Stange im Bauch, läuft aus, aber er lebt. Und es ist auch egal, was passiert ist. Scheißegal ob Anschlag oder Unfall. Es ist passiert und er sitzt in der Kacke. So sieht aus Leute. Und was ist mit dem Rest? Mit Dragan und Co, mit den Hühnern auf der Stange? Mit den Freaks? Gibt es weitete Hohlräume? Vielleicht sollte ich einmal rufen...
    „HALLO!“
    Er muss husten und spuckt auch etwas Blut mit aus. Die Luft ist zu schwer um groß rumzubrüllen. Und eine Antwort erhält er auch nicht. Er geht davon aus, dass die anderen tot sind. Er hat zwar keine eindeutigen Hinweise darauf, aber er kann es spüren. Sie sind alle zerquetscht. Ganz bestimmt sind sie alle zerquetscht und nur er ist noch übrig um als einziger qualvoll zu krepieren. Langsam und schmerzhaft.
    Na, ich habs ja eigentlich auch nicht anders verdient, denkt er. Sein Nikeshirt, dass sich ganz blutig gefärbt hat, ist jedenfalls keine eigene Investition gewesen. Das hat ihm ein Achtklässler bezahlt und als Dank trotzdem ein paar auf die Schnauze gekriegt. In Jasmin war er auch schon drin und das gleich dreimal, während er jedes mal eigentlich schon fest vergeben war. Aber was bedeutet in der heutigen Gesellschaft schon fest?
    Moment mal? Nicht besser verdient? Was ist mit Dragan, Jonathan und Stefan?
    Die sind noch viel Schlimmer als ich!
    Besonders Jonathan, der Kleinste von ihnen, ist/was ein richtiges *********. Es sind immer die kleinsten Hunde, die am lautesten bellen, oder? Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Drogendealer. Einmal hat er einen Mercedes SLK aufgebrochen fuhr damit durch Blankeneese, erwischte mit dem Vorderreifen noch ne Katze, wie er behauptet hatte, und setzte die Karre anschließend gegen einen Laternenpfahl. Unglaublich, dass er nicht erwischt wurde. Wie stolz er damals besonders von der Katze berichtet hatte. Wie er am nächsten Tag wieder an den Ort des Verbrechens zurückgekehrt wäre und sich niemand die Mühe gemacht hätte, den Kadaver zu entfernen.
    „Genau über ihren Schädel bin ich gerollt“, hatte er gesagt und steckte sich auf dem Schulhof ne Zigarette an, „Das habt ihr noch nicht gesehen. N zerdrückter Vogel oder Igel ist nichts dagegen. Total grotesk, Mann. Der Kopf platt und nur noch ein Brei und der Rest voll in Ordnung, Digga.“
    Warum sollte ich mehr leiden als, der? Jonathan hatte direkt vor ihm gesessen, als es passierte. Dort, wo jetzt der Betonklotz ist. Jetzt ist Jonathan platt. Er wünschte es wäre auch mit ihm schon vorbei. Er denkt gar nicht daran, dass es vielleicht entfernt eine Möglichkeit der Rettung gebe. Er hofft es zwar, aber was soll man schon tun, wenn so ein Schacht einstürzt? Bis man sich da durchgebuddelt hat, vergehen doch Tage. Und Tage hat er nicht. Und überhaupt. Wenn sie schon nahe wären, würde er dann nicht schon Gedröhne und Gerumpel von Maschinen und Baggern und sonst was hören? Aber es ist still, absolut still.
    Aber ich will nicht sterben.
    Er kann sich vorstellen, wie aus aller Herren Länder die Fernsehteams ihre Objektive auf den Unglücksort richten. Wie diese Grottenzucht von Menschen allesamt auf den Fernseher gaffen und ganz geil dabei werden, wenn sie hören, dass es bestimmt zweihundert Tote gegeben hat. Wie schön, dass das Leben doch nicht so langweilig wie Lindenstraße ist. Wie schön, dass noch Menschen sterben.
    Objektive.
    Er hat eine absurde Idee. Hastig fummelt er in dem Rucksack rum erwischt schließlich das, wonach er sucht, dass was er braucht um denen zu geben, wonach sie verlangen. Die Canon EOS 3000N. Die anderen hatten ihn ausgelacht, warum er ausgerechnet das schwere Teil durch Madrid mit sich rumschleppen wollte und er meinte, er wolle gute Fotos machen. Und sie hatten gefragt, wovon er die bezahlt hätte, bei arbeitsloser Familie und eigener chronischer Joblosigkeit. Und er hatte gesagt, ein paar aus der Siebten und der Achten hätten für ihn zusammengelegt und dann hatten sie genickt und gelacht. Aber er hatte gelogen. Er wollte vor den anderen nicht doof dastehen. Denn niemanden hatte er dafür ausgenommen. Das hier ist kein Nikeshirt. Das hier sollte mal seine Zukunft werden. Jeder Mensch hat einen Traum. Jeder will mal etwas aus sich machen und wenn man akzeptiert, dass die Gesellschaft einen ausgrenzt und den Kuchen des Erfolges für sich alleine haben will, da gerät man in die Abwärtsspirale aus Frust, Hast, Belustigung und einem absurden Machtgefühl, wenn man Kleinere zusammenhaut. Aber er hatte die Hoffnung nie ganz aufgegeben. Er wollte schon immer Fotograf werden und für die Canon hat er ein ganzes Jahr gespart. Er hat einen Extratopf in seinem Regal, in den er nur ehrlich verdientes Geld gesteckt hat. Von Pfandflaschensammeln bis extrem spärliches Taschengeld. Er fand und findet es noch immer richtig, so gehandelt zu haben. Er weiß nicht warum, aber die Canon wollte er ehrlich verdienen. Das war ihm damals sehr wichtig gewesen.
    So böse bin ich gar nicht. Nicht so böse wie die anderen. Herrjeh, ich bin nur ein erbärmlicher, frustrierter Mitläufer.
    Er klappt den Blitz hoch und dreht am Einstellrad von Off eine Position weiter auf Automatik. Er weiß, dass er noch mindestens zwanzig Fotos auf dem Film hat. Der Blitz heult leise, als er sich aufläd, bis das Gehör den Piepton nicht mehr wahrnehmen kann. Er drückt auf den Auslöser. Der Blitz tut in den Augen weh und pocht hinter den Schläfen. dann wartet er, wie sich der Blitz wieder aufläd.
    Vielleicht ist es ein Geschenk, dafür, dass ich einmal wirklich ehrlich war, dass ich nun die besten Fotos meines Lebens schießen darf.
    Er schüttelt den Gedanken sofort ab. Das ist einfach zu sentimental. Er lebt noch, weil er Glück im Unglück gehabt hatte. Mehr nicht. Es gibt keinen Gott und fertig. Es gibt nur die Masse, die vor dem Fernseher sitzt und so gerne zusehen würde, wie er hier unten langsam stirbt. Sollen sie doch kriegen, was sie haben wollen. Er verschwendet fünf Fotos an seine Umgebung. Dann beginnt er sich selbst zu fotografieren. Drei Mal. Er bemüht sich dabei, völlig ausdruckslos zu sein. Er würde gerne den Mittelfinger ins Objektiv halten, doch er lässt es. Dann schlägt ihm etwas ins Gesicht. Es muss ein Steinchen sein. Die Betonplatte unter ihm beginnt zu zittern. Auch die Stange vibriert. Sein Bauch fängt an zu kreischen. Und er kreischt mit. Er kann sich nicht daran erinnern, jemals im Leben so gebrüllt zu haben. Es quietscht, die Stange biegt sich und reißt seinen Bauch weiter auf. Irgendwas fällt aus ihm raus. Und er kann nichts tun, als zu heulen und sich weiter zu Fotografieren, bis alles noch schwärzer und dunkler wird.

    Als er das zweite Mal zu Bewusstsein kommt, ist er sofort klar bei allen Gedanken. Er weiß sofort was passiert ist und wo er ist. Und dass, obwohl sich die Schwärze wieder auf null reduziert hat. Seine Hand ist leer und er fängt an zu schreien.
    „Wo ist sie? Wo ist sie?“, wie klar die Luft ist. Etwas rauscht. Licht?
    Eine Hand drückt sich auf seine Brust und eine Stimme spricht ihm etwas Unverständliches aber Beruhigendes zu.
    Ich verstehe doch kein Spanisch, du Trottel, von... was bist du überhaupt?
    Da ist noch einer in seinem Loch. Er kniet vor ihm, wo vorhin noch der Betonklotz war. Man hat ihn vielleicht zur Seite geschafft. Die Stange steckt noch immer in seinem Bauch, aber sie hört wenige Zentimeter über der Bauchdecke auf. Einer von den beiden hier unten muss sie abgesägt haben. Und was machen sie nun? Das Licht kommt jedenfalls aus zwei Leuchtröhren, das Rauschen kommt aus einem gräulichen Rohr. Sie pumpen Luft hinunter. Aber wo ist die Canon? Er schaut nach oben. Ein greller Lichtkreis. Es ist so, als würde in einem tiefen Brunnen sitzen und nach oben sehen. Von dort müssen sie gekommen sein. Er stellt sich nicht die Frage, woher sie wussten, wo sie graben mussten, um ihn zu finden, er stellt sich nicht die Frage, wie lange es gedauert hat, ihn zu finden, wie lange er wieder weg war und was das für ein ekelhafter Geschmack auf seinen schroffen Lippen ist. Nur die Canon ist wichtig.
    „Allemania“, ruft er dem Mann neben sich zu, der ihm die Hand auf die Brust gelegt hat. Der Mann nickt. Er trägt einen weißen Schutzhelm. Das Gesicht wirkt im fahlen Licht wie in Stein gemeißelt.
    „Foto!“, ruft er.
    Der Mann nickt nicht. Er spricht ihm wieder auf spanisch etwas zu.
    Ich versteh doch kein Spanisch!
    Und dann schreit er auf. Ein schier unglaublicher Schmerz, noch gemeiner und fieser und brüllender als die Stange in seinem Bauch Es schüttelt ihn durch. Ein kreischendes Geräusch mischt sich in seinen Schrei. Ihm wird wieder ganz duselig. Der Mann klatscht ihm zweimal mit dem Handrücken ins Gesicht und er schafft es, dieses Mal bei Bewusstsein zu bleiben. Der Schmerz hört nicht auf. Er pocht irgendwo an seinem Bein. Nun merkt er auch, dass er nicht mehr im 45 Gradwinkel liegt, sondern ganz flach auf dem Boden. Das muss es sein. Bei den Grabungen hat sich alles verrückt, ist eingestürzt und... aber er hatte doch nichts gehört. Kein Grummeln, kein Rumoren. Da war nichts gewesen, als alles zu zittern anfing. Und dann? Wehe, wenn ein Betonklotz auf die Kamera gefallen ist. Wehe! Er dreht den Kopf von rechts nach links. Da ist sie. Nur einen Meter links von ihm. Dort liegt auch die Wasserflasche, die ihm entglitten war. Er greift nach der Canon aber der Mann hält seinen Arm fest.
    Er will was sagen, wenigstens auf English, aber ihm fällt in seiner Verwirrung einfach kein Wort ein. Er will noch mal nach der Canon greifen und nun ist er schneller als der Mann. Er presst die Kamera an die Brust, der Mann sagt wieder etwas und nun schreit plötzlich sein linkes Bein auf. Er schreit wieder mit und drückt auf den Auslöser. Er fotografiert sich dabei, wie man gerade sein linkes Bein amputiert. Er weiß nicht, wie es passiert es, wie er eingeklemmt wurde. Am Anfang waren seine Beine noch frei gewesen. Er hatte den Rucksack mit seinen Beinen... Wieder wird ihm schwindelig und wieder verhindert der Mann die Ohmnacht mit wohl dosierten Schlägen auf die Wangen.
    Wenn ich ohnmächtig werde, bin ich tot, denkt er. Die Welt dreht sich, der helle Fleck über ihm kommt näher und entfernt sich dann wieder. Der Mann will ihm die Kamera wegnehmen, er schlägt ihn auf den Handrücken. Er muss drei Mal zuschlagen, bis man ihn endlich versteht.
    „Vale“, sagt der Mann und hebt die Hände entschuldigend. Der Rest passiert wie in Trance. Er scheint zu schweben und merkt nur beiläufig, wie man ihn noch oben zieht. Ob an Gurten oder ob sie ihn Tragen, kann er nicht feststellen. Und als dann neue Hände nach ihn greifen und er vollends nach oben gezogen wird, schlägt ihm das Licht wie ein Vorschlaghammer ins Gesicht. So muss sich der Junge aus der Achten gefühlt haben, der ihm sein Shirt finanziert hat und von da an beschließt er, nie wieder gemein und böse zu sein. Aber das hat nichts mit seiner Rettung zu tun oder einer eventuellen Läuterung in dem dunklen Loch tief unter der Erde. Er hat es beschlossen, einfach so aus heiterem Himmel, so plötzlich und grundlos, wie, als alles plötzlich zu zittern angefangen hatte. Jemand legt eine Decke um ihn und plötzlich geht es erneut aufwärts. Er sitzt auf einer Trage, die nun angehoben wird. Mit der Stange im Bauch will er nicht liegen, er will aufrecht sitzen, denn dann tut es nicht so weh. Die Canon liegt in seinem Schoß. Er wird davongetragen und seine Augen gewöhnen sich langsam an die unerträgliche Helle. Um ihn herum sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Rechts von ihm, hinter einer Absperrungsleine und wuselnden Polizisten, glotzen ihn hunderte Objektive an. Fotoapparate, TV-Kameras. Er dreht die Kamera auf die Journalistenschar und drückt ab.

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