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Thema: Juristerei: Beruf oder Berufung

  1. #1
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Juristerei: Beruf oder Berufung

    Morgen Leute,

    ich habe bißchen überlegt, ob ich dies in die Schreibstube oder hier reinpacke. Letztendlich habe ich mich für Lifestyle entschieden, weil es besser passt (und keine Socke / kein Socker hierherfindet ).

    Juristerei: Beruf oder Berufung

    1. Teil: Das ist der Weg

    Wer hätte gedacht, dass ich ehemaliger "Anarchist", Paragraphenreiter-Hasser, Anti-Spießbürger-Freund, Nihilist, Philosoph etc. zum Juristenberuf komme und da noch meine helle Freude dran habe. Wie und warum ich seit Jahrzehnten diesen Beruf liebe und warum ich mit Leib und Seele Jurist bin, erfahrt ihr hier.

    Es war einmal vor langer, langer Zeit da dümpelte ich so ziellos am Gymnasium in der Oberstufe herum. Das liebste waren mir die Freistunden, die echten und die selbsternannten. Ich hing so im Jugendclub ab, während die anderen büffelten. "Lernen - Nein Danke" wäre meine perfekte Anstecknadel gewesen. Schreiben wollte ich, ja klar. Das war mein Leben. So richtig über alle Spießbürger und ihr Dasein ablästern und mich als coole Socke ausgegeben, den das alles nicht interessierte. Doch was sollte man da in der Zukunft so anstellen. Ein wenig Kohle zu haben, wäre schon ganz schick. Meine Kumpels hatten ihre Maschinen oder sogar schon ein Auto. Ich hatte das alte ausrangierte Fahrrad meines Dads, das schon 50 Jahre auf dem Buckel hatte. Cool war was anderes. Wenn man nix Cooles hat, muss man halt versuchen, coole Sachen zu machen.

    Nunja, was wäre cool und hätte was mit Schreiben zu tun. Naja, ein Journalist kann sehr gut über die Welt ablästern und seinen Frust herauslassen. Also ab in die Spur und gucken, wie man da dran kommt. Hoppla, mein Opa kannte eine Eliteschule für Journalisten, wo ich schon nach wenigen Augenblicken erkannte, dass ich da ganz und garnicht reinpasste. Mein "Freigeist" wäre da gefangengenommen und kastriert worden. Ne, das durfte nicht sein. Also machte ich da einen großen Bogen drum.

    Nächster Schritt, den jeder Schüler gehen muss, der keine Ahnung für seine Zukunft hat: Berufsberatung. "Du willst also Journalist werden, mein Junge. Journalisten sind auch oftmals Juristen." So oder so ähnlich war sein Spruch. "Hey Mann, du hast Recht", hab ich nicht gesagt. Aber ich dachte mir, je länger ich überlegte, dass Anwalt ein absolut cooler Job wäre. Ich dachte an Petrocelli und seinen Kampf für die kleinen, gebeutelten Leute, die er so gerne vertrat. Ein wahrer Kämpfer für die Gerechtigkeit. Mein Ziel war vorgegeben.

    Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, und hätte ich es schon gewusst, dann hätte es mir die gute Laune aber so was von verhagelt: Der liebe Gott (oder auch der Gesetzgeber genannt) hat vor dem Anwaltsberuf eine lange, steinige Ausbildung mit Studium und Referendariat gesetzt. Die größten Feinde sind dabei diejenigen, die schon Juristen sind und die dich ausbilden sollen. Die verteidigen ihre Pfründe mit allem, was sie zu bieten haben. Der größte Feind eines Juristen ist der nächste Jurist (einer davon ist mein bester Kumpel seit 35 Jahren).



    Bald in diesem Forum: Teil 2: Auf dem steinigen Weg


    Gesetzliche Grüße
    Martin
    Geändert von Martin 37 (20.10.2023 um 06:57 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Teil 2: Auf dem steinigen Weg

    Kurz noch das Abi abgelegt und dann ab zur Uni (Bundeswehr - nein, danke!). Eines Tages saß ich dann im größten Hörsaal (Audimax?) der RUB und hörte so, was die Dozenten so erzählten. Wir waren 700 Erstsemester und noch so ca. 300 "Schwarzhörer", die keinen Studienplatz an ihrem Wunschort bekommen hatten. Rechtswissenschaften, so heißt Jura offiziell als Studienfach, hatte damals keinen Numerus Clausus (Nummern Schloss). Sprich: Jeder Volldödel so wie ich konnte sich auf den Weg machen. Einziges Problem war, an die passende Uni zu kommen. Sorry für alle, die nach Passau verschickt worden sind.

    Irgendwann gab es auch mal Vorlesungen. Anders als in der Schule ist bei Studiengängen, insbesondere Jura, nix zwingend vorgegeben (zumindest zu meiner damaligen Zeit). Es gibt natürlich einen "Fahrplan", der empfohlen wird. Und so sucht man sich die Vorlesungen raus, die man gerne anhören will. Es gibt keine Anwesenheitspflicht oder sonstiges. Entweder geht man hin oder nich. Wenn kein Zwang besteht, kann ich mich sogar dazu aufrappeln. Und so wurde ich ein sehr strebsamer Student, der kaum eine/keine Vorlesung verpasste. Manchmal waren aber die Kommilitoninnen (ohne vermeintliches Gender-Sternchen hier) das Interessanteste an den Veranstaltungen. Btw: Früher war Jura fast eine ausschließliche Männerdomäne, zu meiner Zeit war es aber schon fifty zu fifty.

    Zurück zur Vorlesung "Einführung in die Rechtswissenschaften". Auf der Bühne stand vor den etwa tausend Leuten ein Dozent, der das Mirko-Kabel so schwang wie Freddie Mercury zu seinen besten Zeiten auf der Bühne. Ansonsten hatte er wenig Ähnlichkeit mit diesem, eher so ein Norbert Blüm-Typ mit Nickelbrille und Halbglatze. Er war Arbeitsrechtlicher, daran erinner ich mich noch. Aber ganz besonders an seine markanten Sprüche, die einschlugen wie Donnerhall:

    "Wer bei Jura Gerechtigkeit sucht, ist hier verkehrt. Der sollte zur Theologie oder Philosophie rübergehen. Hier gibt es bei Gericht ein Urteil, aber keine Gerechtigkeit."

    Peng!

    "Nur jeder Zehnte, der hier sitzt, wird die Ausbildung komplett durchlaufen und tatsächlich Jurist werden."

    Motivation sieht anders aus.

    "Bis man Jurist ist, dauert es durchschnittlich 9 bis 10 Jahre. Also die sollten jedenfalls eingeplant werden."

    Schluck!

    Ich Volldödel hatte mich in der Berufsberatung nicht danach erkundigt, wie lange man so als Jurist braucht, um fertig zu werden. Selber schuld, wenn man da nicht nachfragt. Ich hatte so mit drei Jahren gerechnet und dann mit der dicken Kohle. Jetzt hieß es, länger zu darben.

    Auch sonst war der Dozent, der die Leute so schön an Jura heranführte, ein Zyniker vor dem Herrn. Seine anderen Sprüche hab ich mir aber nicht gemerkt. Gemerkt habe ich aber schnell, dass die Vorstellungen vom Anwaltsberuf nix mit der Realität zu tun haben.

    Wie es doch eine supergeile Zick wurde und warum, lest ihr bald. Jetzt ist Einkaufen am Samstag, wie manche wissen.

    Ciao
    Martin

    PS: Wir zählten sofort jeden Zehnten in unserer Reihe ab, wer von unserer großen Gruppe übrigbleibt. Ich weiß nich, ob ich dabei war. Aber jeder war von sich überzeugt, durchzuhalten. Ene, mene muh und raus bist du.
    Geändert von Martin 37 (21.10.2023 um 06:13 Uhr)

  3. #3
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Wow! Hochinteressant. Wir beide müssen uns zu Schulzeiten sehr ähnlich gewesen sein. Allerdings habe ich dann tatsächlich Philosophie, Geschichte und Theologie studiert, während zwei meiner Freunde sich an Jura herantrauten. Ich weiß aber, dass es ihr Leben nachhaltig veränderte, weil DIE Menge an Lernstoff einfach unglaublich ist. Damals wurde gesagt, dass Jura und Physik Fächer sind, die jegliche Freizeitbeschäftigung komplett unmöglich machen. Und so hat auch nur einer der zwei durchgehalten. Interessant ist, dass auch der mit großen Ambitionen daran ging - und auch ein guter Jurist ist - aber eben schon das Konzept der individualisierten Situationsanalyse erlernen musste, wo es eben nicht immer um Idealismus geht, sondern um Recht haben. Ich glaube aber auch, dass er als Juzrist auch dazu neigt, sich menschlich schlechter hinzustellen als er ist. Ja, mag sein, dass Rechtsverdreherei eine gute Beschreibung für den Job ist (seine Worte), aber ich habe selbst schon mehrfach dsavon profitiert, dass jemand für mich "das Recht auslegt" und fühle mich völlig gut versorgt und "zu meinem Recht gekommen".

    PS: Bis heute, wo ich das Elend durch Erzählung meiner Azubis miterlebe, ist Berufsberatung der niedrigste und verachtenswerteste Job überhaupt. DIE machen mal wirklich seit 50 Jahren oder schon immer ihren Job so richtig schlecht. Solche Zitate wie du sie berichtest, wo man wirklich 'an dir dran' ist, sind schon ein echter Ausnahmefall.
    Geändert von Jovis (21.10.2023 um 07:06 Uhr)

  4. #4
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @Jovis

    Großes Hallo und vielen Dank, dass du hier reinschaust und für deinen netten Kommentar.

    Manches davon habe ich ja schon in Zwiegespräche im Singular hier im Unterforum Schreibstube vorweggenommen. Es hat auch mich stark verändert und beeinflusst. Wie weit, hat man schon in der Schreibstube gelesen oder wird bald hier kommen.

    Exkurs: Die Zwiegespräche handeln davon, wie mein früheres idealisiertes junges Ich mich jetzt als Altes Ich sehen würde. Dabei disst mein früheres Ich mein Altes Ich ganz schön. Aber ich kann teilweise auch kontern. Dann kommen noch Mittleres und Uraltes Ich und geben dazu auch noch ihren Senf ab. Ich weiß nicht, ob du da reinliest, weil du ja keine Fan-Fictions magst.

    Ich will hier noch nicht spoilern, was noch kommt. Aber du hast mit deiner Beschreibung schon sehr viel erfasst, was es ausmacht, Jurist zu werden. Zum Glück gibbet bei Juristen verschiedene Sachen, die man machen kann und wie man die machen kann.

    Bis bald.
    In dubio pro Jurist
    Martin

  5. #5
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Ich hab ja im Moment recht viel Zeit. Vielleicht sollte ich da doch mal reingucken.

  6. #6
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Das würde mich freuen. Wenn du dann auch mal "Ein gutes Omen" lesen möchtest. Auch in der Schreibstube schreibe ich nicht viel anders als sonst hier. Kennste doch, meinen Stil.

    Übrigens gute Besserung.

    Ciao
    Martin

  7. #7
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Danke!

  8. #8
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    Ich hab ja im Moment recht viel Zeit. Vielleicht sollte ich da doch mal reingucken.
    Lohnt sich auf alle Fälle! Ich habe mich dort wirklich köstlich amüsiert.
    Es war so treffend und man konnte sich oft genug selbst erkennen.

  9. #9
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen
    Lohnt sich auf alle Fälle! Ich habe mich dort wirklich köstlich amüsiert.
    Es war so treffend und man konnte sich oft genug selbst erkennen.


    Meinst du wirklich, das von mir Dahingestammelte? Eins der größten Lobe, die ich hier je gelesen habe. Herzliches Dankeschön.

    Ich werde hier bald weitermachen, habe mich aber heute zu sehr im Zack-Forum aufgehalten und mich mit der Übersetzungsproblematik von Texten auseinandergesetzt. Jetzt fehlt mir hier die Zeit.

    Ich wünsche allen einen wunderschönen Sonntag.

    Heute verklage ich mal keinen, weil es schön hier ist.
    Ciao
    Martin

  10. #10
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Da grüße ich gleich zurück. Auch dir - und euch allen - einen schönen Sonntag.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Heute mal ganz auf die Schnelle (ich musste in den letzten Tagen auf vielen Kanälen meinen Senf zur Berufseinstellung vieler Schalker Spieler Stellung nehmen und hatte somit keine Zeit für hier).

    Im Erstsemester standen so Sachen wie die Methodik der Fallbearbeitung, Kriminologie und Römisches Recht auf dem "Stundenplan". Ob da auch schon Volkswirtschaftslehre (VWL) dabei war, weiß ich gerade nicht mehr.
    Ansonsten gab es natürlich Vorlesungen zu den drei Hauptbereichen bei Jura, als da wären Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht.

    Zu Anfang hat mir das Römische Recht als alter Lateiner fast am besten gefallen. Na, wer seinen Asterix liebt, ist hier bestens aufgehoben. Mir fällt gerade ein, dass man daraus bestimmt ein Asterix-Album stricken kann.

    Manch einer könnte jetzt fragen, warum man bei Jura in die Antike zurück geht. Man studiert hier doch keine Geschichte. Tja, so dumm waren die alten Römer nich. Die haben das europäische Recht, wie so vieles anderes, sehr geprägt.



    "Einfluss auf das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch und die europäische Rechtsprechung

    Die Römer dürfen sich rühmen, die Ersten zu sein, die es schafften, aus der Gesetzgebung eine Wissenschaft zu machen. So legten sie auch den Grundstein für das positive Recht. Das Bürgerliche Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland beruht ganz wesentlich auf überlieferten Rechtsregeln der römischen Antike. Diese allerdings wurden kodifiziert, will meinen, angepasst und zusammengefasst. Herausragend ist, dass das römische Recht die gemeinsame Grundlage der europäischen Rechtsprechung darstellt.

    Das römische Recht wurde, anders als andere Dinge, die sie lediglich von den Griechen übernahmen, von den Römern selbst gestaltet. Doch kann man dies dahingehend einschränken, dass doch etliche Argumentationsmuster und Begrifflichkeiten aus der griechischen Rechtsphilosophie übernommen wurden. Die Wissenschaft vom römischen Recht wird Romanistik genannt. Die größte Errungenschaft des römischen Rechts, die 'Ius Civile', kannte bereits die Unterscheidung zwischen Besitz und Eigentum, auch in Sachen Erbrecht und anderen Angelegenheiten des Sachenrechts gab sich das römische Recht ähnlich unseren heutigen Gesetzen."

    Quelle: juraforum.de/lexikon/roemisches-recht



    "Ius Civile" (= Zivilrecht) ist also älter, als man so dachte.


    Exkurs:

    Neben dem Römischen Recht hatte auch der "Code civil" bzw. "Code Napoleon" bis zum Inkrafttreten des BGB zum 01.01.1900 Auswirkungen in Deutschland. Mit Inkrafttreten des BGB war aber damit auch in Deutschland das Zivilrecht/ das bürgerliche Recht in einem umfangreichen Gesetz kodifiziert worden.

    Das BGB ist in weiten Teilen bis heute erhalten geblieben. Zwischendurch gab es mal eine Schuldrechtsmodernisierung (2001). Aber Regelungen wie den "Überfall" (§ 911 BGB) gibbet immer noch.




    "Der Code civil (Abkürzung CC oder C. civ.) regelt das französische Zivilrecht. Es wurde 1804 von Napoleon Bonaparte eingeführt und in den nachfolgenden drei Jahren durch ein Zivilprozessbuch, den Code de procédure civile, und ein Handelsgesetzbuch, den Code de commerce ergänzt. Zwischen 1807 und 1815 und nochmals zwischen 1852 und 1870 unter Napoleon III. wurde der Code civil offiziell auch Code Napoléon genannt.[1] Napoleon sah die Gesetzessammlung als sein persönliches Werk an und gab ihr ursprünglich den Titel Code civil des Français („Zivilgesetzbuch der Franzosen“).

    Der Code civil gilt als ein modernes und bedeutendes Gesetzeswerk der Neuzeit, da es dem Vorbild eines vernunftrechtlich-liberal geprägten Kodifikationsmodell folgt. Im Stil ist das Werk kurz und prinzipienorientiert gehalten. Die Systematik der Gliederung baut auf dem spätantiken Institutionensystem auf. Die Rezeption des Code civil gilt – insbesondere während des 19. Jahrhunderts – als Vorgang von weltgeschichtlicher Bedeutung, da er viele Territorien erreichte. In wesentlichen Teilen ist der Code in Frankreich bis heute gültig. Wie die Zivilrechtsbücher Preußens und Österreichs, gehört der Code zu den sogenannten Naturrechtsgesetzgebungen. Maßgeblichen Einfluss nahmen in der frühen Phase die Rechtsgelehrten der Aufklärung, etwa Hugo Grotius (1583–1645), Samuel Pufendorf (1632–94) und Christian Wolff (1679–1754)."

    Quelle: wiki Code civil




    Fürs Jura-Studium wurde früher empfohlen, dass man das Große Latinum besitzen sollte, um klar zu kommen. Das ist totaler Humbug. Die paar lateinischen Befriffe kann man sich auch so merken.

    Wer kennt nicht den Spruch "in dubio pro reo". Ob es meinen Lieblingsbegriff "invitatio ad offerendum" bereits zu Römerzeiten gab, weiß ich übrigens nicht, gehe aber davon aus.

    Ave
    Martin

    PS: Demnächst mehr in diesem Theater.

  12. #12
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Also ich finde, dass man mindestens das Große Latinum grundsätzlich ganz gut gebrauchen kann. Für mein Philo-Studium brauchte ich das oder das Graecum. Das Große Latinum habe ich aber schon mitgebracht, habe dann aber freiwillig noch das Graecum zusätzlich gemacht und empfinde beides als total wertvollen Beitrag zur Allgemeinbildung. Es hilft allein schon dabei, Synapsen im Kopf zu bilden zwischen Sprache, Geschichte und Lebenswelt. Der Prof bei dem ich Graecum gemacht habe, der konnte von den Unterschieden bei Latein und Altgriechisch auf das Temperament der beiden Völker zurückverweisen und da ganz lange Vorträge drüber halten. Das war ganz toll. Halte ich auch für Anwälte für interessant. Was passiert, wenn man das alles nicht mehr in Verbindung setzen kann, Sprache und Denken, wenn Meinungen nur noch spontan gebildet werden und womöglich noch von emotionalen Ausbrüchen geprägt sind, kann man hier im Internet doch sehr eindrücklich mitverfolgen.

    EDIT: Und das war kein Hieb gegen das CF! Ich finde nämlich, dass hier im Großen und Ganzen noch sehr wortreich und argumentativ gefochten wird. Das finde ich eigentlich nämlich super am CF.
    Geändert von Jovis (25.10.2023 um 18:03 Uhr)

  13. #13
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @Jovis

    Du hast recht, dass Latein sehr hilfreich ist. Es ist schon allein zum Verständnis romanischer Sprachen mehr als nützlich, wenn man die Ursprünge kennt. Hinzu kommt, dass es einem bei der Grammatik (auch der deutschen) sehr hilft.
    Da ich auch immer sehr Geschichtsinteressiert war, traf es bei mir auch einen Nerv.

    Was ich aber sagen wollte, ist, dass es bei Jura nicht "überlebensnotwendig" ist, lateinische Sprüche zu verstehen. Auch als Nichtlatainer kann man sich die paar Begriffe gut merken.

    Hier die Auflösung zum letzten Post:

    invitatio ad offerendum: Aufforderung zur Abgabe eines Angebots (= Abgrenzung zum Angebot für einen Vertragsabschluss)
    in dubio pro reo: im Zweifel für den Angeklagten (kennen wohl die meisten)

    Glück auf
    Martin

    1. Edit: Auch im Schalke-Forum gibbet hochqualifizierte Beiträge

    2. Edit: Wer Jura studieren will, sollte anstelle von Latein eher das logische Denken wie in der Mathematik beherrschen. Wobei Latein und logisches Denken auch eng verknüpft sind. Ein gewisses Sprachgefühl (für Urteile oder Schriftsätze, beim Plädoyer im Gerichtssaal oder bem Gespräch mit Mandanten etc.) sollte auch vorhanden sein.
    Zudem spielt Psychologie eine große Rolle z. B. beim Umgang mit Mandanten etc. Ein Anwalt sollte zudem auch kaufmännische Fähigkeiten besitzen, um den Laden finanziell am Laufen zu halten.

    Hab ich watt vergessen? Wenn ja, werde ich es erwähnen.

    Ach so: Den Großteil vom oben Genannten kann ich selbstverständlich nicht, sonst wäre ich doch erfolgreich geworden und meinen Namen würde man in der Zeitung mal lesen.

    3. Edit: Ich freue mich über Rückmeldungen und eigene Erfahrungen in der Ausbildung oder im Beruf.

    4. Edit: Eigentlich wollte ich über Kriminologie referieren und was mir dran missfallen hat. Das kommt dann.
    Geändert von Martin 37 (26.10.2023 um 05:12 Uhr)

  14. #14
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Der Familienanwalt der Corleones stand bestimmt auch nicht namentlich in der Zeitung und war trotzdem außerordentlich gut. Wenn du mal hier nicht dein Licht unter den Scheffel stellst.

  15. #15
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @Jovis

    Hier sind wir wieder bei Luther (siehe Zack-Forum):

    "Die Redensart „man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“ bedeutet, man soll seine Leistungen und/oder Verdienste nicht aus Bescheidenheit verbergen oder die eigene Leistungsfähigkeit geringschätzen. Die Redensart bezieht sich auf das Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel im Neuen Testament (Mk 4,21 LUT; Mt 5,15 LUT; Lk 11,33 LUT) in der Übersetzung Martin Luthers; gemeint ist der Korb oder das Gefäß, mit dem die Menge abgemessen wird. Luther wählte „Scheffel“ als Übersetzung für das Hohlmaß griechisch modios, bzw. lateinisch modius, dessen Volumen mit ca. 8,75 l angegeben wird."

    Quelle: wikipedia - Scheffel

    Meinen Lebenstraum habe ich übrigens nicht erfüllen können:

    Justitiar bei Schalke 04 zu werden

    Glück auf
    Martin

  16. #16
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Leute, es wird endlich Zeit, dass wir was ändern. So kann es einfach nicht weitergehen. Lasst uns ein neues Team aufstellen, dem die Zukunft gehört:

    Kabadyi links
    Kozuki rechts
    Lasme und Karaman Mitte
    Ouedraogo dahinter auf der 10
    Tempelmann und Tauer als Doppelsechs
    Murkin links hinten
    Matriciani rechts hinten
    Cisse und X Innenverteidigung
    Heekeren Tor

    Und mit diesen 12 Spielern rocken wir dann jedes Spiel. Ihr werdet sehen. (Karaman natürlich alleine als Spitze).

    Alle Spieler ab Mitte bis Ende 20 oder gar drüber endlich ins Alterszeit schicken. Vielleicht schaffen Schallenberg, Seguin, Baumgartl, Fährmann es irgendwo noch als Trainer oder Sportdirektor aber nicht mehr als Spieler beim FC Schalke.

    Glück auf
    Martin

    ________________________

    Upps. Falsches Forum.

    Also Kriminologie Leute ... Mist, ich habe keine Zeit mehr. Muss arbeiten und ein paar Paragrafen biegen.

    Taktische Grüße
    Martin

  17. #17
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    Nach dem Ausflug ins Seriöse (Schalke-Aufstellung) nun zurück ins Fantastsiche:

    Kriminologie:

    Wie das Römische Recht gehörte Kriminologie zu den Grundlagenfächern (ich glaube die Methodik gehörte auch dazu). Man musste einen Grundlagenschein in einem dieser Fächer schaffen.




    Exkurs: Scheine sind in Studiengängen Leistungsnachweise, die man überwiegend durch Klausuren und teilweise auch mit "Hausarbeiten"/Sechswochenarbeiten erlangen kann/konnte. Im Vergleich zum Examen aber sind die Pillepalle, sodass irgendwann Zwischenprüfungen eingeführt wurden, von denen ich gehört habe, dass diese auch nicht so sehr gesiebt haben sollen, wie erforderlich gewesen wäre).




    "Die Kriminologie bedient sich verschiedener Bezugswissenschaften wie Rechtswissenschaften und Psychiatrie, Soziologie und Pädagogik, Psychologie, Ethnologie und Anthropologie, sowie in den letzten Jahrzehnten verstärkt der Wirtschaftswissenschaft, um die Erscheinungsformen der Kriminalität zu beschreiben bzw. zu untersuchen."

    Quelle: wiki - Kriminologie

    Ich kann mich als Aufreger hauptsächlich an die alten Theorien aus dem 18. oder 19. Jahrhundert erinnern, die wirklich schrecklich waren.

    Wir hatten die italienische Schule:

    "Die italienische (kriminalanthropologische) Schule

    Hauptvertreter der kriminalanthropologischen Schule war der italienische Mediziner Cesare Lombroso; er wird weithin als Begründer der Kriminologie angesehen. Obwohl seine frühen Thesen als vollständig widerlegt gelten, war er der erste, der seine theoretischen Aussagen auf Basis von umfangreichen Studien entwickelte und einen strikt erfahrungswissenschaftlichen Ansatz zugrunde legte.[5]

    Lombroso glaubte feststellen zu können, dass sich Straftäter in vielen physischen und psychischen Anomalien von anderen Menschen unterscheiden. Er deutete diese als Ausdruck des atavistischen, degenerierten Entwicklungsstandes der Verbrecher. Dieser Entwicklungszustand hindere sie, sich an die Regeln der zivilisierten Gesellschaft anzupassen."

    Quelle: s. o.

    Und die französische Schule:

    "Die französische (kriminalsoziologische) Schule

    Von der französischen Schule der Kriminologie wurde der kriminalanthropologische Ansatz abgelehnt und die gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen von Kriminalität in den Mittelpunkt gestellt. Wichtige Impulse für diese Sichtweise kamen von den in vielen europäischen Ländern entstehenden kriminalstatistischen Datensammlungen. Pioniere der Kriminalstatistik waren André-Michel Guerry und Adolphe Quetelet; sie nannten ihre Forschungsdisziplin Moralstatistik.

    Führende Theoretiker der französischen Schule waren Alexandre Lacassagne und Gabriel Tarde. Lacassagne vertrat die These, Nährboden der Kriminalität sei das Milieu. Von ihm stammt der Satz: „Jede Gesellschaft hat die Verbrecher, die sie verdient.“ Tarde sah die Hauptursache von Kriminalität in der Nachahmung und postulierte, dass ein Verbrecher nur das nachahmen könne, was andere ihm vorgemacht hätten. Daraus folgerte er: „Jedermann ist schuldig mit Ausnahme des Kriminellen.“"

    Quelle: s. o.

    Beim Prof. hatte ich stellenweise den Eindruck, dass er teilweise diesen alten Theorien hinterhertrauerte und nicht vehement genug widerlegte. So guckten wir uns alte Fotos an, wonach früher Menschen nach ihrem Aussehen als Kriminelle verdächtigt (und verurteilt?) wurden. Mir ist klar geworden, warum Jack The Ripper damals nicht gefasst wurde.

    Bevor das jemand in den flaschen Hals bekommt: Kriminologie ist von der Kriminalistik zu trennen:

    "Kriminalistik (aus lateinisch crimen Beschuldigung, Vergehen) ist die Lehre von den Mitteln und Methoden der Bekämpfung einzelner Straftaten und des Verbrechertums (der Kriminalität) durch vorbeugende (präventive) und strafverfolgende (repressive) Maßnahmen. Eingeschlossen sind die dazu erforderlichen, am Einzelfall orientierten, rechtlich zulässigen, allgemeinen und besonderen Methoden, Taktiken und Techniken."

    Quelle: - wiki - Kriminalistik

    Wir wurden schließlich nicht zum Ermittlungsbeamten bei der Kripo ausgebildet.

    Den Rest des Inhalts der Vorlesung habe ich verdrängt. Den Schein habe ich wohl trotzdem gemacht. Muss wohl Multiplichoise gewesen sein, wie in anderen Studienfächern auch. Das gab´s dann später nie wieder, außer vielleicht VWL.

    Krimi- listige Grüße
    Martin
    Geändert von Martin 37 (28.10.2023 um 06:33 Uhr)

  18. #18
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Ich bin fasziniert. Klingt philosophisch, obwohl die Philosophie, zumindest wie ich sie studiert habe, offiziell die Juristerei nie wirklich berührt hat. Aber deine Inhalte, so wie du sie beschreibst, klingen auf jeden Fall als seien sie philosophischer Natur, was ja im Grunde bei einem so umfassenden und lebensweltübergreifenden Metier wie der Juristerei sich von selbst versteht.

  19. #19
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @Jovis

    Ich komme erst jetzt dazu hier reinzuschauen. Zuvor musste ich ja Asterix, Soda (Piredda Forum) und die Fan Fiction abarbeiten.

    Danke für deine Faszination. Da es sich um Grundlagenfächer handelte war der Einstieg da breiter gestreut als es dann in der Juristerei tatsächlich gebraucht wird. Es ist eher zum Appetitmachen im Studium, dass dann doch eher Richtung Rechtsanwendung und Rechtsauslegung geht.
    Eins kan ich aber vorwegnehmen: Als Jurist muss man sich in Lebensbereiche einfinden, die einem nich tunbedingt bekannt sind.

    Später aber mehr in diesem Theater. Sonntagsessen ist fertig. Beste Ehefrau von allen ruft (Danke Kishon, mein großes Vorbild).

    Schmatzende Grüße
    Martin

  20. #20
    Mitglied Avatar von Grünling
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    Ohne dir in irgend einer Weise zu nahe treten zu wollen, waren meine Erfahrungen als Mandant mit den mich
    vertretenden Rechtsanwälten in allen Fällen negativ. Okay, bis auf eine große Ausnahme, aber mit dem war
    ich quasi befreundet. Die sonstigen Anwälte waren eigentlich nur an ihrem Honorar interessiert.
    Sorry, aber so hab ich's empfunden. Ich hab allerdings auch nicht oft einen Anwalt gebraucht, zum Glück.
    Vielleicht so 6 bis 7 mal in 40 Jahren. Wie gesagt, geht nicht gegen dich, sondern ist einfach mein Eindruck
    von den Juristen mit denen ich zu tun hatte.

    Aproporz – Kishon mag ich auch sehr gerne. Hier an meinem Wohnort läuft grade wieder ein Bauprojekt.
    Meine persönliche Bezeichnung dafür 'Blaumilchkanal'. Du weißt was ich meine.
    Geändert von Grünling (29.10.2023 um 21:31 Uhr)

  21. #21
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Hallo Grünling

    Ach, das tut mir leid für dich. Bedauerlicherweise gibt es von dieser Art sehr viele Anwälte. Während meines Referendariats wurde diese Problematik auch von einem Anwalt als Dozent angesprochen. Wie verhält man sich gegenüber seinem Mandanten? Insoweit muss sich das jeder Anwalt überlegen, was er macht. Sagt er seinem Mandanten, dass er keine Erfolgsaussichten hat oder streicht man die Anwaltsgebühr ein und macht ein wenig auf Schau. Bei Mandanten, wo man die Hoffnung hat, dass sie wieder kommen, wird das erste gelten. Bei den einmaligen Mandanten macht man wahrscheinlich jeden Mist und bringt unbedingt eine Klage vors Gericht. Da verdient man dann mehr. Möglichst noch den Streitwert in die Höhe treiben und dann richtig absahnen. Da es meistens kein Erfolgshonorar gibt, ist es auch egal, wenn man in Bausch und Bogen aussem Gericht fliegt. Der Anwalt hat jedenfalls ein üppiges Honorar eingestrichen. Dann wird über den Richter/die Richterin/ die Kammer etc. abgelästert, dass die alle keine Ahnung haben und man eigentlich hätte gewinnen müssen und macht sich dann mit seinem Ferrari/Jaguar/Maserati aus dem Staub, und zwar ganz flott, damit der Mandant nix mehr fragen kann.

    In meinem Berufsleben habe ich soviele Anwälte kennengelernt, die wirklich sehr wenig Ahnung von der Materie hatten und trotzdem grotzkotzig aufgetreten sind. Ich hatte es gerade in einen anderen Thread angeführt. Die beleidigen einen, unterstellen einem einen Betrug und lügen, dass sich die Balken biegen, weil sie in der Sache nicht dagagen ankommen. Alles schon erlebt. Deshalb mein großer Groll gegen solche Sachen ( Hallo Jovis, hier nur noch mal zu Erklärung, warum ich bei sowas abgehe wie Frettchen). Manche Anwälte verfallen dann in die große Unsachlichkeit. Das bekommt man als Mandant nicht mit, findet aber den Anwalt dann super, weil er es der Gegenseite mal so richtig gezeigt hat.

    Du siehst, ich habe unendlich viel Erfahrung mit einer Masse an Anwälten.




    Ich wollte es eigentlich nicht vorwegnehmen. Ich hasse den Anwaltsberuf und hätte den nur ergriffen, wenn ich ansonsten unter einer Brücke hätte schlafen müssen. Ich bin vielmehr als Justitiar im öffentlichen Dienst tätig und wahre die Rechtmäßigkeit der Verwaltung. Dabei bin ich nur an Recht und Gesetz gebunden und setze dies vehement um, ob in der Verwaltung, bei den Bürgern oder vor Gericht. Nur der "Gerechtigkeit" habe ich mich unterworfen!

    Dazu aber viel später mehr.

    Besonders zu den "dumben" Anwälten beim Verwaltungsgericht habe ich viele Storys auf Lager.




    Anti-Anwaltliche Grüße
    Martin

    PS: Der Blaumilchkanal ist super!
    Geändert von Martin 37 (30.10.2023 um 07:50 Uhr)

  22. #22
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Ich habe eigentlich nur gute Erfahrungen mit Anwälten gemacht. Die notarielle Copyright-Beglaubigung meiner Kurzgeschichten hat ein Notar immer total liebevoll gemacht, mit Zertifikat mit Bändchen in die handschriftlichen Kladden eingearbeitet. Total schön. Anwälte, die sich in einem anderen Betrieb eingekauft haben, zum Beispiel die Anwälte bei der ARAG, die sind immer etwas sehr unengagiert. Eher Geschäftsleute. Auch der Anwalt, den ich in meinem Betrieb erstmalig konsultiert habe, Fachbereich Arbeitsrecht und Teilhaber einer größeren Firma, hat uns tatsächlich falsch beraten und war offenbar auch moralisch eher der Gegenseite zugeneigt. Aber aus Unwissenheit heraus. Das war sehr unschön und da habe ich jetzt jemanden gefunden, die nicht Teilhaberin ist, sondern selbstverantwortlich arbeitet.

    Alle Anwälte, die ich privat konsultieren musste, sind aber immer völlig in Ordnung und hilfreich gewesen. Teilweise sogar witzig. Ich hatte mal vergessen mich nach Umzug umzumelden, musste dann Strafe zahlen und bekam dann eine zweite Rechnung ein Jahr später, die VIEL höher ausfiel. Da hat mein Anwalt die Stadtverwaltung verschmitzt lächelnd der "Doppelverfolgung" beschuldigt und mit Anzeige gedroht, woraufhin man mir eine Entschuldigung geschrieben hat. Sowas erlebt man natürlich nur, wenn man im Rechtsschutz ist, den man mal ausprobieren wollte. Normalerweise nimmt man sich für sowas keinen Anwalt sondern ruft bei der Stadt an und klärt es selbst.

    Ich werde aber in Kürze nochmal gegen eine Angestellte in einer sehr schwierigen Sache meine neue Anwältin brauchen. Da muss sie zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist.
    Geändert von Jovis (30.10.2023 um 08:33 Uhr)

  23. #23
    Mitglied Avatar von Grünling
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Ich bin vielmehr als Justitiar im öffentlichen Dienst tätig und wahre die Rechtmäßigkeit der Verwaltung.
    Jetzt hab ich's begriffen. Ansonsten vielen Dank für deinen längeren Eintrag, und genau so hab ich's empfunden.
    Wirklich geholfen haben mir im Leben nur zwei Anwälte –
    der eine war angestellter Anwalt bei einem Schutzverein und
    mit dem zweiten war ich befreundet und leider ist er viel zu früh verstorben.
    Die Frage ist für mich weiterhin, wie findet man einen guten Anwalt zu seinem jeweiligen Anliegen?

  24. #24
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Hallo Grünling,

    erstmal muss ich dich noch mal sehr loben, dass du so "mutig" warst, dass Thema "Anwalt" hier aufzumachen. Ich habe natürlich den Threadtitel mit "Juristerei" schon bewusst gewählt (und nicht Anwalt: Beruf oder Berufung). Ich weiss schließlich, watt ich arbeite. Aber du konntest es ja nicht ahnen und dachtest, du würdest mich indirekt auch kritisieren.

    Dass mit deinem befreundeten Anwalt tut mir leid.
    Um einen guten Anwalt für seine Sachen zu finden, hilft am besten Mundpropaganda, auch wenn diese mit großer Vorsicht zu genießen ist. Anwälte dürfen nach dem Anwaltsehrenkodex nicht werben. Es gilt also ein Werbeverbot für Anwälte. Anwälte locken somit Mandanten, wenn sie sich als Fachanwälte für bestimmte Rechtsgebiete auszeichnen. Dann kann man wenigstens davon ausgehen, dass die in ihrem Leben schon mal mit der Rechtsmaterie zu tun hatten (die müssen in ihrer Kanzlei schon mehrere Rechtsfälle in diesem Rechtsbereich gehabt haben). Dann müssen die eine "weitergehende" (mündliche) Prüfung ablegen, um sich Fachanwalt zu nennen. Anwälte, die das nicht erfüllen, geben dann Schwerpunktgebiete an, die keiner besonderen Prüfung unterliegen. Da kann ein Anwalt dann reinschreiben, was er will.

    Ich persönlich habe in meinem Leben privat nur einmal einen Anwalt gebraucht (klar, ich kann mich ja selbst rechtlich durchsetzen), und zwar bei einer Versicherungssache. Da war ich noch Referendar und es war ein eindeutiger Verkehrsunfall, wo ich nicht schuld war, sondern mir einer rückwärts in die Seite reingefahren ist ("Ich hab kein Auto gesehen, als ich nach hinten geschaut hatte. Also bin ichnicht schuld."). Den Anwalt hab ich vielleicht fünf Minuten gesehen, er hat alles abgewickelt, ich hab mein Geld komplett bekommen und vom Anwalt nie wieder was gehört. Vorschuss wollte der nicht, sondern hat einfach gemacht. So stelle ich mir einen guten Anwalt vor (auch wenn´s rechtlich sehr simpel war).

    Hallo Jovis,

    du scheinst viel positivere Eindrücke gesammelt zu haben. Ein Notar ist natürlich immer entspannt, weil er grundsätzlich nur unstreitige (einfache) Sachen machen darf und dafür ein Schweinegeld verdient. (Im nächsten Leben sollte ich vielleicht Notar werden - Quatsch, viel zu langweilig). Die Doppelahndung eines einmaligen Vergehens ist natürlich für jeden Anwalt ein Zuckerschlecken, der die ersten paar Semester an der Uni überlebt hat. Gibt´s auch im Arbeitsrecht, dass ein Arbeitsrechtsverstoß entweder durch eine Abmahnung oder durch eine Kündigung geahndet werden darf, aber nicht beides. Ich gehe davon aus, dass die Verwaltung da "geschlafen" hat.

    Meine Frau ruft wieder zum Essen. Bis danne.

    Ciao
    Martin


    PS: Ansonsten rede ich hier über den selbständigen Wald- und Wiesenanwalt, der alles annehmen muss, um über die Runden zu kommen. Vielleicht dann irgendwann mal mehr.
    Geändert von Martin 37 (30.10.2023 um 17:49 Uhr)

  25. #25
    Mitglied Avatar von Grünling
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    Ich lerne hier dazu – vielen Dank Martin!

    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Meine Frau ruft wieder zum Essen. Bis danne.
    Hier jetzt auch und ich soll noch einen Salat machen.
    –hastig den PC abknips–

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