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  1. #1
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Victor Hugo - Im Exil von Esther Gil und Laurent Paturaud

    Verlagstext: Für seinen Widerstand gegen den Staatsstreich von Napoleon III. verbannt dieser den genialen Dichter Victor Hugo aus Frankreich. 1853 fristet der Poet sein Exil auf der Insel Jersey und widmet sich neben dem Schreiben dem Spiritismus. Bei einer Séance erscheint ihm der Geist seiner tragisch verstorbenen Tochter Leopoldine, über deren Verlust Victor Hugo nicht hinwegkommt. Leopoldine fordert ihn auf, das Drama ihres Todes näher zu untersuchen, und so verlässt der Dichter heimlich sein Exil und dringt tief in das Herz von Paris vor auf der Suche nach Hinweisen. Das menschliche Elend, das ihn dort erwartet, wird ihn zu seinem größten Werk inspirieren: »Les Miserables«.

    Die Handlung von »Victor Hugo« ist fiktiv, aber die Hintergründe sind es nicht. Victor Hugo, der leidenschaftliche Sozialkritiker, war davon überzeugt, mit seiner verstorbenen Tochter kommunizieren zu können und Eingaben aus der Welt der Geister zu erhalten. In einem illustrierten Anhang stellen E
    sther Gil und Laurent Paturaud Fakten und Fiktion einander gegenüber.

    https://www.splitter-verlag.de/victor-hugo.html


    Tja, was soll man hier als Nichtbildungsbürger schreiben?

    Am Augenfälligsten bei diesem Comic ist sicher zunächst einmal das aufwendige Artwork. Die Panels sind zwar sehr klassisch angeordnet, dafür bestechen sie aber mit ihrem durchgängig gemäldehaftem Charakter im Stil der Romantik wie bei Kasper David Friedrich (vgl. Cover ./. Der Wanderer über dem Nebelmeer), sodass man sich hier über das Überformat des Comics mal wieder besonders freut und im üppigen Anhang können dann auch neben oben bereits erwähnter Gegenüberstellung Skizzen ein paar besonders gelungene Panels groß (2 davon ((wieder)) seitenfüllend) und ohne Sprechblasen bewundert werden.

    Die Kolorierung ist im gesamten Comic überwiegend in sehr erdigen Tönen gehalten, wie auf dem Cover schon ersichtlich, und sorgt für eine entsprechend leicht melancholische Atmosphäre. Die Personen werden sehr realistisch und die Kleidung akkurat historisch korrekt wie auch die Gebäudeansichten, Innenräume, Straßen usw. dargestellt.

    Der fiktiv ersonnene Plot ist auch im Geiste der damaligen Romantik erzählt, was zwar passend und originell, aber im Hinblick auf den Thrilleranteil der Story nur durchschnittlich spannend erzählt ist (war für mich kein Pageturner im Hinblick auf die aufzulösenden Todesfälle). Die Handlung wird größtenteils von sehr schön geschriebenen Dialogen getragen, Actionliebhaber werden hier aber etwas zu kurz kommen. Auch wenn es etwas übersinnlich anfängt, ist die restliche Handlung im Rahmen des real Möglichen, auch die Auflösung der Todesfälle.

    Eingestreut werden in die fiktive Handlung immer wieder Teile der damaligen realen historischen Vorkommnisse, die auch eine Rolle in Hugos Leben oder Schaffen gespielt haben, z.B. des gerade wieder zur Macht gekommenen Kaisers Napoleon III, dessen Überlegungen und Pläne zur Machterhaltung (und Volksunterdrückung), das Pariser Leben sowie diverse historische Personen wie z.B. die des Kleinkriminellen John Charles Tapner oder, eher als Nebenfigur, Vidocq (was für eine Biografie ...), der auch Vorlage für Jean Valjean und Inspektor Javerst in "Les Misérables" war, wie dem Anhang zu entnehmen ist. Zudem tauchen in Nebenrollen auch fiktive Figuren aus Les Misérables auf.

    Ich denke, dieses ist vor allem ein Comic für Leser/-innen, die das Artwork und die Romantik als Kunstrichtung anspricht und/ oder sich besonders für Viktor Hugos Leben, sein literarisches Werk und historisch für Paris und die Zeit von Napoleon III interessieren.

    Und ist irgendwie das Gegenteil der Collection-1800-Titel.

    Naja, die Leute mit den Gratisrezensionsexemplaren, die noch nicht arbeiten mussten, um den Comic lesen zu können, dürfen das dann gerne noch etwas ausgiebiger und kompetenter besprechen

  2. #2
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Victor Hugo und Texas Jack sind Opfer des Prinzen der Nacht geworden. Er war einfach zu stark für die beiden. Vielleicht wird Hugo irgendwann wieder zum Leben erweckt. Ich habe den Band durchgeblättert und bin fast in Versuchung geraten. Aber diesmal bin ich stark geblieben, trotz des ansprechenden Artworks. Alles geht eben nicht. Schade.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Danke für die Rezi, Simulacrum. Victor Hugo steht fest auf meiner Einkaufsliste.
    Den kann ich mir locker leisten, denn im Gegensatz zu Zardoz, besitze ich die Kultausgabe vom Prinzen.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  4. #4
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    @Kohlenwolle: das liebe ich am CF. Alle sind so empathisch.

    @Raro: Danke für den Tipp. Aber es sind nicht nur finanzielle Gründe. Es gibt da auch ein Platzproblem. Das Übliche eben.

  5. #5
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ja, das ist ein stetes Abwägen zwischen Zeit, Geld und Platz. Ich leihe mir nicht einmal alle vorhandenen Comics aus der Bücherei aus, weil mir die Lesezeit dafür fehlt und mich andere Titel mehr interessieren.

    Aber wer sich für "malerisch" inspirierte Comics mit weiterem Mordfall interessiert, darf dann ja schon im November bei Schwarze Seerosen wieder zuschlagen. Wobei mich Monet/ Impressionismus als Kunststil auch mehr anspricht als Romantik.

  6. #6
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Ist schon vorgemerkt.

  7. #7
    Mitglied Avatar von amicus
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    Und bei mir ist es Texas Jack geworden. Bei Hugo bin ich auch diszipliniert geblieben. Es ist immer die gleiche Leier.
    Geändert von amicus (09.08.2019 um 13:07 Uhr)

  8. #8
    CF Unterstützer Avatar von Gagel
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    Ich habe ihn - und auch schon gelesen. Als "Bildungsbürger", der "Die Elenden" und den "Glöckner" gelesen hat, durfte ich das nicht auslassen. Und als Bildungsbürger könnte ich auch nicht mehr schreiben, als Simulacrum, darum lass ich es.

  9. #9
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    Hier gibt es sonst gerade noch etwas Bildungsnachhilfe:

    Mit Victor Hugo im Land der Elenden

    Mit Victor Hugo im Land der Elenden. Weite Ebenen und sanfte Hügel prägen die Landschaften in Nordfrankreich und Belgien. Hier fand Victor Hugo die Inspiration zu seinem Klassiker „Die Elenden“ rund um den tragischen Helden Jean Valjean. Das Schlachtfeld von Waterloo, der Kirchturm in Arras und die Picardie wurden zu Schauplätzen seines eindrucksvollen Sozialromans.

    Arte - Stadt Land Kunst - Verfügbar vom 09/08/2019 bis 14/10/2019

    https://www.arte.tv/de/videos/083949...dt-land-kunst/

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