Ob Tenji Yuki umgebracht hat oder nicht, lässt sich noch nicht sagen, definitiv fühlt er sich aber für ihren Tod verantwortlich und wird geplagt von starken Reuegefühlen. Durch seinen Gerechtigkeitssinn möchte er dafür büßen, auch wenn es sein Leben kostet. Er begeht keinen Selbstmord, da das keine "Bestrafung" wäre und er hält Itsuki für einen angemessenen Richter. Der
Archetyp ist ja bekannt und kommt auch im echten Leben vor, wenn man dem Bereich "Real Life" der Seite Glauben schenkt. (Zumindest die direkten Zitate würde ich als glaubhaft erachten) Definitiv fehlen noch Puzzleteile, die entweder erklären, warum er Yuki umgebracht hat, oder warum er sich verantwortlich fühlt, aber das wird sicherlich noch enthüllt. Ich würde Tenjis Aktionen also schon mal nicht als unrealistisch abstempeln.
Kommen wir zu Asahi. Sie vereint Idealismus und Intelligenz; sie vertraut auf das Gute im Menschen, plant das aber auch ein und kann überraschend berechnend sein. (wie im letzten Band, als sie Itsuki einstweilig von seinen Plänen abgebracht wird, indem sie vorgeschlagen hat, Tenji bei vollständig erwiesener Schuld selbst umzubringen und gleichzeitig fest davon überzeugt war, dass er unschuldig ist) Diese Charaktereigenschaften kommen auch in dieser Schlüsselszene zum Tragen: Zu dem Zeitpunkt, in dem sie das Gift trinkt, weiß sie zwar noch nicht, dass Itsuki nicht ernsthaft vorhatte, Tenji zu vergiften, weswegen sie ihn retten möchte, aber sie vertraut dennoch darauf, dass Isuki zumindest sie nicht umbringen würde. Ihr Plan beruht teilweise auf Emotionalität (ich muss meinen Kindheitsfreund retten!), aber auch auf Vernunft, (Da Itsuki mich garantiert nicht umbringen wird und er als Botaniker selbstverständlich ein Gegengift zu seinen vorhandenen Giften besitzt oder beschaffen kann, kann ich ohne
tatsächlichen Einsatz meines Lebens ein Menschenleben retten, womit ich zusätzlich nicht die Chance verliere, Yukis Fall zu lösen) obwohl das meiste davon in der kurzen Zeit wahrscheinlich eher unbewusst abgelaufen ist.
Was ich an Kawabatas Geschichten sehr schätze ist die moralische Ambivalenz ihrer Charaktere; in ihrer vorherigen Reihe wie auch hier. Gerade denkt man, dass Itsuki vollkommen amoral und manipulativ ist, da stellt sich heraus, dass er sich doch an seine und Asahis Abmachung hält und dass ihm etwas an der fairen Aufklärung des Falles liegt, obwohl weiterhin schwer einschätzbar ist, was von seinen Worten an Asahi stimmt und was nur dafür da ist, Sympathie zu schüren.
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