Eine Weile später waren sie irgendwo auf einer Straße. Hätte Lilli sich genauer mit Erdkunde beschäftigt, hätte sie vielleicht gewußt, wo sie sich gerade befanden, aber es war ihr schon schwergefallen, sich Europa zu merken. Die USA hingegen... Sie seufzte leise. Sie war müde und Daniel hatte nicht viel erklärt. Verständlich, wenn er sich nicht an sie erinnerte. an sich könnte sie ihm sonst was erzählen und er könnte nichts davon überprüfen. Also mußte sie warten, bis Daniel sich wieder erinnerte oder ihr wieder mehr Vertrauen schenkte. Sie rieb sich über die Augen, dann warf sie mal wieder einen Blick nach hinten, doch bisher war ihr unbekannter Patient noch nicht aufgewacht. Immerhin hatten sie ihn mit Schmerzmitteln und einem richtigen, frischen Verband versorgen können. Was sollten sie mit ihm nur machen? Bisher hatte Daniel nicht zugestimmt, den Verwundeten in das Safehouse zu bringen. Aber sie konnten ihn nicht mitnehmen...

Daniel riß sie mit einer Frage aus ihren Gedanken. "Äh... Powerbank? Warte mal..." Ein Gähnen unterdrückend wühlte Lilli kurz in ihrem Rucksack, bis sie das Gesuchte zutage förderte. Bevor sie Daniel um dessen Handy bitten konnte, um es anzuschließen, ertönte ein markerschütternder Schrei. Lilli sprang fast ans Autodach und obwohl sie sich mit Mühe auf ihrem Sitz hielt, klopfte ihr Herz wild und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Es war nur ein Sekundenbruchteil, bevor sie verstand, daß ihr Patient aufgewacht war.
Daniel ließ das Auto langsamer werden und redete beruhigend auf den Verletzten ein. Auch Lilli wandte sich nach hinten, nachdem sie Daniels bittenden Blick bemerkt hatte. Daniel mußte fahren, also...
Langsam und vorsichtig legte sie eine Hand auf die ihres unfreiwilligen Mitfahrers. "Alles gut. Ich bin Lilli... Mein Freund und ich, wir wollen dir helfen", bemühte sie sich um einen ruhigen Tonfall. "Du wurdest angeschossen. Wir haben dich so gut es geht versorgt."