Zum Brief eines Lesers an die MOSAIK-Redaktion von 1962:
"Im Jahr 1962 schrieb ich als 10jähriger einen Brief an die Redaktion des MOSAIK. Bis zum Heft Nr. 61 (Dezember 1961, „Der Lurch mit der Brille“) gab es nämlich Sprechblasen im Heft, und seit dem Heft Nr. 62 (Januar 1962, „Im Lande der Saurier“) hatte man diese abgeschafft, und dadurch war meiner Meinung der Comic-Charakter nicht mehr so gut gegeben. Die Mosaik-Redaktion antwortete mir, aber die Antwort stimmte garantiert nicht mit den tatsächlichen Absichten überein, denn ich vermutete schon damals, und heute bin ich mir ziemlich sicher, daß der Grund ein politischer war - man wollte sich von den westlichen Comicheften, die fast ausschließlich Sprechblasenhefte waren, siehe „Micky Maus“, abgrenzen. Diese Comichefte galten Anfang der 60er Jahre damals als Schund-und-Schmutzliteratur bei den Herrschenden in der DDR, aber nicht nur dort, sondern auch in Westdeutschland, wo besonders die Kirchen gegen Comichefte wetterten. ..."
Aus der Antwort von Hans Ehrhart, seinerzeit Chefredakteur bei MOSAIK:
„Lieber B., wir haben uns das mit den Sprechblasen sehr lange und gründlich überlegt. Du mußt uns doch recht geben, daß die Zeichnungen selbst jetzt viel klarer und übersichtlicher sind. MOSAIK ist ein Bilderheft, und das Wichtigste ist dabei die Gestaltung der Zeichnungen. Dem muß sich alles andere unterordnen. Bei ständig wiederkehrenden Dialogen leidet der literarische Gehalt. Die Texte wurden so sehr umgangssprachlich und konnten so nicht zur Bildung eines guten Sprachgefühls bei den Lesern beitragen. Aus diesen Gründen haben wir uns entschlossen, die Texte setzen zu lassen und unter die Bilder zu stellen.“
Zum Vergleich die Sichtweise Hannes Hegens zum Thema.
Aus „Die drei Leben des Zeichners J.H.“, Seite 90:
„Es ist immer behauptet worden, der Verlag hätte uns genötigt, auf Sprechblasen zu verzichten, weil die typisch für Westcomics seien, Das ist Unsinn! Ich habe mich selbst gegen die Sprechblasen entschieden, weil sich durch die Texte unter den Bildern die Geschichten viel komplexer und differenzierter erzählen ließen. Doch hatte das Bild immer eindeutig Vorrang für mich. Die Sprechblasen in den ersten MOSAIK-Jahren haben die einzelnen Bilder mehr zerstört als zusammengehalten. Durch die Untertexte konnten sich die Bilder besser entfalten. Der Text wurde den Bildern angepasst, nicht umgekehrt.“
Teilt Hans Ehrhardt hier nicht in hohem Maße die erklärte Sichtweise von Hannes Hegen?
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