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Thema: Comicstädte Brüssel und Charleroi

  1. #1
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    Comicstädte Brüssel und Charleroi

    Mit meiner Frau war ich 8 Tage in Brüssel. Comics waren eines unserer Hauptanliegen. Zunächst haben wir bei 40 Grad Hitze das Centre Belge de la Bande Dessinée besucht. Was dort sofort deutlich wurde, ist der völlig andere Stellenwert, den Comics in Belgien genießen. Aber nicht nur an dieser Stelle - nahezu überall in der Stadt ist das zu bemerken, nicht zuletzt durch die zahlreichen Comic-Gemälde an den Häuserwänden. Nach einem Comicladen, wie wir ihn auch aus Deutschland kennen (Haupttreffer: ein Band der "Felix"-Gesamtausgabe, der Vorgängerserie von Jeff Jordan/Tillieux), besuchten wir auf einen Tipp eines Verkäufers hin den Second-Hand-Bookshop Pêle Mêle, der neben Anderem auch eine umfangreiche Comic-Abteilung hat. Als ich dort alte Spirou- und Tintin-Magazine sah, aus den 50ern und 60ern, gingen mir die Augen über! Stückpreis 0,50 €, wenn auch natürlich mit sichtbaren Gebrauchsspuren. Dazu diverse Sammelbände. Die Hefte, mit denen Franquin, Morris, Peyo, Hergé und viele andere ihre Klassiker erstmalig in die Welt setzten!

    Den Flohmarkt am Place du Jeu de Balle, der schon von Hergé in seinem Album "Das Geheimnis der Einhorn" verewigt worden ist, haben wir zweimal besucht. Da habe ich u. a. ein paar Bände von "Bécassine" erstanden, eine der ersten frankobelgischen Comicfiguren überhaupt - die uns zu meiner Verwunderung noch öfter in Brüssel begegnen sollte. Am Sonnabend war es dort besonders schön und das Angebot deutlich größer als zuvor am Wochentag.

    Dominant in Brüssel ganz klar: Tim und Struppi.

    Ich hatte mir vorgenommen, einen Tagesausflug nach Charleroi, Ortsteil Marcinelle, zu unternehmen. Aber wir schwächelten beide nicht zu knapp, konnten nur mit Schmerztabletten in Brüssel das unternehmen, was wir sehen wollten. Somit blieben Charleroi (und auch Antwerpen, Wunsch meiner Frau) außen vor.

    Frage an eventuelle Kenner hier: habe ich mit Marcinelle etwas Wichtiges verpasst? Das Verlagsgebäude von Dupuis hätte ich gerne gesehen - aber ich hatte auch die Befürchtung, vor einem großen grauen Kasten zu stehen - und das wär's gewesen. Ist das so? Weiß jemand dazu mehr?

  2. #2
    Moderator Zack-Forum Avatar von efwe
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    Ich war zwei Mal in Charleroi, um Dupuis zu besuchen, und würde sagen, dass du nichts versäumt hast. Ist kein Vergleich zu Brüssel. Der Stellenwert des Comics wird dort nicht sehr hoch geschrieben.

    EfWe

  3. #3
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Wer sich einen Eindruck von Charleroi/Marcinelle verschaffen möchte, dem ist vielleicht mit diesem Beitrag gedient:
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/c.../25485960.html

    Überhaupt muss man sagen, dass sich Charleroi in den letzten Jahren kräftig rausputzt, was ich persönlich aber nicht nur positiv sehe, da dort jetzt vielerorts die weltweit austauschbaren Glas-Sandstein-Fassaden anstelle alter Gebäude hochgezogen werden.

    Ich liebe z.B. den "alten" östlichen Stadtring mit den – zugegeben etwas in die Jahre gekommenen – großen Comic-Skulpturen. Dieser Straßenzug für die "autogerechte" Stadt atmet den noch ungebrochenen Fortschrittsglauben der 1950er und 1960er Jahre. Und auch einzelne damals erbaute Gebäude am Rand wie z.B. ein großes Krankenhaus könnten direkt aus einem Franquin-Comic stammen.

    Vor allem sollte man Charleroi aber am Wochenende besuchen. Dann findet in der gesamten Innenstadt nämlich der legendäre Sonntagsmarkt statt – eine einmalige Kombination aus Wochenmarkt, Trödel- und Flohmarkt und sogar noch einem richtigen Viehmarkt.

    Charleroi und Marcinelle sind natürlich überhaupt nicht mit Brüssel vergleichbar, aber einen kürzeren Abstecher für ein, zwei Tage allemal wert.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Brüssel

    Gesendet von meinem SM-G780G mit Tapatalk

  5. #5
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Charleroi (nicht immer)

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  6. #6
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    Vielen Dank! Vielleicht ist ja mal ein Kurztripp übers Wochenende nach Charleroi/Marcinelle für uns drin - wenn wir halbwegs in der Nähe sind. Neben dem Verlagshaus wäre dann die Galerie Palais du Bas und der Sonntagsmarkt, von denen Martin geschrieben hat, die Ziele. Nochmals vielen Dank!

  7. #7
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    Du warst ein paar Wochen zu früh, sonst hätten wir gemeinsam ein paar Waffeln futtern können.

    Für den nächsten Besuch dort empfehle ich das oft übersehene, kleine, aber feine Figurenmuseum, in der Nähe vom Hauptbahnhof. Dort kann man Nachbildungen des Schlumpfdorfs, des Schlosses Champignac, der Tim-Mondlandung (in Lebensgröße) und viele andere Goodies besichtigen.

    Zitat von kaschi:
    Aber nicht nur an dieser Stelle - nahezu überall in der Stadt ist das zu bemerken, nicht zuletzt durch die zahlreichen Comic-Gemälde an den Häuserwänden.
    Ein bisschen deprimierend, wie viele der Gemälde durch Graffiti-Schmierereien verschandelt wurden. Das Motiv zur Vance-Serie XIII hat's am schlimmsten getroffen, da sieht man nur noch den gemalten Himmel.

  8. #8
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Du warst ein paar Wochen zu früh, sonst hätten wir gemeinsam ein paar Waffeln futtern können.
    Ja, wirklich schade. Aber Anfang September passt bei uns zeitlich einfach nicht.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Für den nächsten Besuch dort empfehle ich das oft übersehene, kleine, aber feine Figurenmuseum, in der Nähe vom Hauptbahnhof. Dort kann man Nachbildungen des Schlumpfdorfs, des Schlosses Champignac, der Tim-Mondlandung (in Lebensgröße) und viele andere Goodies besichtigen.
    Wir haben davor gestanden, aber an einem der heißen Tage hatten wir schon so einiges abgeklappert und sind deshalb nicht da rein ...

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ein bisschen deprimierend, wie viele der Gemälde durch Graffiti-Schmierereien verschandelt wurden. Das Motiv zur Vance-Serie XIII hat's am schlimmsten getroffen, da sieht man nur noch den gemalten Himmel.
    Wir haben einige entdeckt, aber längst nicht alle. Dafür ein Buch, das diese zeigt - allerdings nicht komplett, weil nicht auf dem neuesten Stand.

    Eins wusste ich vorher nicht: ich dachte, die Magazine "Tintin", "Spirou" und "Pilote" wären zu ihren jeweiligen Erscheinungszeiten die bedeutendsten in Frankreich und Belgien gewesen. Bei Pêle Mêle waren zwar "Spirou" und "Tintin" zahlreich vertreten, "Pilote" aber gar nicht. In einem zweiten Laden mit kleinerer antiquarischer Abteilung war es genauso, ebenso auf dem besagten Flohmarkt. "Pilote" sei (nahezu?) nur in Frankreich erschienen, meinte ein Verkäufer dazu.
    Geändert von Kaschi (04.08.2022 um 19:37 Uhr)

  9. #9
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    Zitat von kaschi:
    Wir haben einige entdeckt, aber längst nicht alle. Dafür ein Buch, das diese zeigt - allerdings nicht komplett, weil nicht auf dem neuesten Stand.
    Und einige sind wohl auch wieder verschwunden. Nicht alle durch Vandalismus. Ich bin vor drei Jahren mal den ganzen BD-Walk abgegangen, Blake und Mortimer habe ich gesucht wie blöde, bis ich gemerkt habe, dass sie ein Haus vor diese Fassade mit den Jacobs-Helden gestellt haben .
    Ich hoffe die beiden bekommen ein neues Plätzchen.

    Zitat von kaschi:
    Eins wusste ich vorher nicht: ich dachte, die Magazine "Tintin", "Spirou" und "Pilote" wären zu ihren jeweiligen Erscheinungszeiten die bedeutendsten in Frankreich und Belgien gewesen. Bei Pêle Mêle waren zwar "Spirou" und "Tintin" zahlreich vertreten, "Pilote" aber gar nicht. In einem zweiten Laden mit kleinerer antiquarischer Abteilung war es genauso, ebenso auf dem besagten Flohmarkt. "Pilote" sei (nahezu?) nur in Frankreich erschienen, meinte ein Verkäufer dazu.
    Das kann nicht stimmen.
    1972 gab's auf jeden Fall ein "belgisches Pilote" (d.h. die französische Ausgabe als Grundlage mit ein paar Seiten belgischer Beiträge).
    und hier ist ein Vorwort, dem zu entnehmen ist, dass das "rein" französische Pilote schon vorher in Belgien erschienen ist.
    Wahrscheinlich hatte Pilote in Belgien einfach nur eine kleine Auflage.
    Geändert von felix da cat (04.08.2022 um 20:26 Uhr)

  10. #10
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    Auch möglich. Zumindest ist das Magazin "Pilote" heute in Belgien offenbar kaum noch präsent. Das gilt natürlich nicht für die entsprechenden Alben der populärsten Serien wie Asterix, Isnogud, Roter Korsar, ...

  11. #11
    Premium-Benutzer Avatar von HerrHase
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Auch möglich. Zumindest ist das Magazin "Pilote" heute in Belgien offenbar kaum noch präsent.
    Ich hab zumindest schon mal einen Karton mit alten Pilote-Ausgaben in einem Antiquariat in Brüssel bzw. Ixelles gesehen. Leider ist mein Französisch zu schlecht. Von Spirou und Tintin findet man wenigstens in manchen Comicläden und Antiquariaten auch flämische Sammelbände (dann natürlich als Robbedoes respektive Kuifje).

  12. #12
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    Hab' mir jetzt im Web ein paar Pilote-Hefte bestellt.

    Aufgefallen ist mir in den Spirou- und Tintin-Heften die kleinschrittige Veröffentlichungsweise der zahlreichen Fortsetzungsgeschichten (meistens 2 Seiten, auch mal nur eine oder gar drei). Bedeutete, dass man auf eine komplette Story wohl häufig ein knappes halbes Jahr warten musste - und über 20 mal das Portomonnaie zücken musste. Nachzuvollziehen natürlich auch auf der bdoubliée-Seite im Web.
    https://bdoubliees.com/index.html

    Abgeschlossene Geschichten im Einzelheft hatten maximal 6 Seiten, meistens nur eine. Wenigstens in den Heften, die ich ergattert habe. Das war hierzulande (Micky Maus, Fix und Foxi, Felix) doch anders.

  13. #13
    Mitglied Avatar von FOX
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Hab' mir jetzt im Web ein paar Pilote-Hefte bestellt.

    Aufgefallen ist mir in den Spirou- und Tintin-Heften die kleinschrittige Veröffentlichungsweise der zahlreichen Fortsetzungsgeschichten (meistens 2 Seiten, auch mal nur eine oder gar drei). Bedeutete, dass man auf eine komplette Story wohl häufig ein knappes halbes Jahr warten musste - und über 20 mal das Portomonnaie zücken musste. Nachzuvollziehen natürlich auch auf der bdoubliée-Seite im Web.
    https://bdoubliees.com/index.html

    Abgeschlossene Geschichten im Einzelheft hatten maximal 6 Seiten, meistens nur eine. Wenigstens in den Heften, die ich ergattert habe. Das war hierzulande (Micky Maus, Fix und Foxi, Felix) doch anders.
    Lag das nicht daran, dass die Zeichner immer 2 Seiten pro Woche (oder alle 2 Wochen) produziert haben und dann diese Seiten
    direkt veröffentlicht wurden?
    Große Mengen an Vorproduktion gab es doch nicht, so weit ich weiß... (??)
    "Was alles Kunst ist!" W.W. Möhring als Kommissar Falke im Tatort

  14. #14
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    So, ein Pilote-Sammelband ist bei mir eingetrudelt, von Anfang 1965. Auf den Titelseiten sind die Preise pro Heft angegeben für: France 1 F, Belgique 10 F, Suisse 1 F, Canada 20cts, Algerie 115 F. Belgische Extraseiten habe ich nicht ausmachen können.

    Im französischen Wikipedia ist zu lesen, dass eine spezielle belgische Ausgabe erst 1972 ins Leben gerufen wurde: "Dans le même temps, les difficultés de la presse obligent le journal à augmenter son prix pour passer de deux francs à deux francs cinquante. La rédaction doit réagir, une version belge du journal est lancée par le Groupe Rossel à partir du no 657 du 8 juin 1972."
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Pilote_(p%C3%A9riodique)

    Sehe gerade: felix hatte diese Info auch schon verlinkt.

    Also hat Pilote im Comic-Land Belgien sehr wohl eine Rolle gespielt, auch wenn das heute nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Spirou und Tintin sind offenbar deutlich präsenter.
    Geändert von Kaschi (09.08.2022 um 19:28 Uhr)

  15. #15
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Also hat Pilote im Comic-Land Belgien sehr wohl eine Rolle gespielt, auch wenn das heute nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Spirou und Tintin sind offenbar deutlich präsenter.
    ...was ja durchaus logisch ist, gab es beide doch wesentlich länger, das Spirou-Magazin ja sogar bis heute. Außerdem denke ich, dass die Zielgruppe bei Spirou und Tintin auch breiter ist/war, weil deren Funnys sich auch an jüngere Kinder richte(te)n. Pilote enthielt ja wohl eher Abenteuerstoffe (und eher wenige Funnys wie natürlich Asterix), war also eher mit unserem ZACK vergleichbar. Und das dürfte - auch wenn man hier im Forum vielleicht einen gegenteiligen Eindruck gewinnt - auch nicht so viele Leser beeinflusst haben wie etwa Fix & Foxi über die Jahrzehnte.

  16. #16
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    Was mir an den mir jetzt vorliegenden Pilote-Heften (alle, wie gesagt, Anfang 1965, aus einem Sammelband) missfällt, sind die offenbar heroisierenden Geschichten aus dem 2. Weltkrieg.

    Als Beispiel hier das Cover von Ausgabe 273 (14.1.1965):

    https://images-na.ssl-images-amazon....1zjvleF8rL.jpg

    Derartige Abbildungen sind in fast allen Heften dieses Sammelbandes zu finden - der Zweite Weltkrieg war ein großes Thema im "Pilote" jener Jahre -, was die Vermutung nahelegt, dass das zumindest in den Jahren davor (und danach?) ähnlich gewesen sein dürfte. Die dazugehörigen Artikel habe ich zwar nicht durchgelesen, aber die Abbildungen sprechen Bände. Derartiges habe ich in "Spirou" und "Tintin" nicht gefunden (wohlgemerkt, in den mir von diesen beiden Magazinen vorliegenden Heften, die zwischen 1957 und 1988 erschienen sind, Schwerpunkt 60er Jahre). -
    Bei den "realistischen" Comicserien kenne ich mich nicht gut aus: agierten von den bekannteren Serienhelden einige schwerpunktmäßig in realen Kriegen?

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