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Thema: Welche Comics habt ihr heute gelesen? - Der große Review-Thread

  1. #7151
    Mitglied Avatar von PhoneBone
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    Spirou - Die Hoffnung Teil 1

    Obwohl (oder vielleicht gerade weil) ich seit meiner Kindheit großer Fan der Abenteuer von Spirou und Fantasio bin, habe ich bislang einen Bogen um diesen Vierteiler von Emile Bravo gemacht. Das ernste Nazi-Thema ging für mich bislang einfach nicht mit den doch eher leichten und unschuldigen Abenteuern des Hobbie-Pagen und seines tolpatschigen aber liebenswerten Freundes zusammen. Nun bin ich aber auch großer Fan von Emile Bravos "Paul" und war doch irgendwie gespannt darauf, was Bravo aus Spirou herauszuholen vermag.

    Nun glänzte Emile Bravo ja in Erlangen mit seiner Anwesenheit, und weder war eine schöne "Paul" (HC) Ausgabe am Carlsen Stand greifbar, noch hatte ich meine eigenen Schlabber-Alben mit. Aber auf so eine schöne, mir persönlich mit warmen Worten gewidmete Zeichnung, von einem original Spirou Zeichner, kann ich doch unmöglich verzichten, also biss ich in den vermeintlich sauren Apfel und griff mir kurzerhand eines dieser Spirou und die Hoffnung Schlabber Alben vom Carlsen Stand (bezahlt habe ich natürlich auch) und stellte mich froher Erwartung in die zu diesem Zeitpunkt noch nicht existente Schlange. So war ich denn nach erfolgreichem Würfelergebnis (ich hatte zu hause natürlich kräftig geübt) auch tatsächlich die Nummer eins, die an diesem Tag eine Zeichung von Emile Bravo ergattern konnte. Mein erklärter Spirou Lieblingscharakter ist der etwas tolpatschige Fantasio, also wünschte ich mir eben diesen für mein gerade erworbenes Album. Stolz erwähnte ich Emile gegenüber (ich nenne ihn "Emile", weil wir sind ja jetzt best Buddies), dass ich Fantasio so sehr mag, weil er mich an mich selbst erinnert. Emiles irritierten Blick konnte ich zunächst ncht deuten. Viel Zeit zum darüber nachdenken blieb mir nicht, denn der erste Schock folgte zugleich, als Emile das Album mit viel Schwung erstmal richtig aufgeschlagen hat. Und mit "richtig" meine ich "richtig"! Soviel sei gesagt: Ich stand kurz vorm Herzkasper (natürlich und glücklicherweise nur im übertragenen Sinne!). Bis ich mich wieder beruhigt hatte war alles schon vorbei und der Schock machte der Verwunderung über den mir grenzdebil aus dem Album entgegenwinkenden Fantasio platz. Was zur Hölle...?

    Jetzt also begebe ich mich in die dunklen Zeiten, als Spirou noch nicht Spirou war, sondern ein doch sehr junger Page im Hotel Moustique in Brüssel. Ich erinnere mich noch vage an die „Vorgeschichte“ im „Tor“, verzichte aber auf eine nochmalige Lektüre dieses. Die Stimmung in der Hoffnung ist erwartungsgemäß alles andere als heiter und unschuldig. Die Deutschen stehen vor der Tür, aber zum Glück ist Belgien ja neutral und die Alliierten werden die deutschen schon in ihre Schranken weisen. Spirous „Freund“ Fantasio hat seine Anstellung als Reporter verloren und ist Soldat. Überall hersscht Unsicherheit, aber auch Zuversicht. Diese Zuversicht endet spätestens mit der Bombardierung Brüssels nd dem Einmarsch der Nazis. Nach nur wenigen Seiten wird mir schlagartig klar, warum Emile Fantasio so grenzdebil aus dem Album winken ließ. Fantasio ist in dieser Geschichte, man kann es leider nicht anders sagen, ein Volltrottel. Ich fühle mich ebenfalls wie ein Idiot, habe ich Emile gegenüber doch erwähnt, dass ich mich in Fantasio wiedersehe. Also passt das ja.

    Man folgt den Protagonisten durch ihren vom Schrecken und Hunger gezeichneten Alltag, immer auf der Suche nach Essen und etwas Geld, um die Miete bezahlen zu können. Wir begeben uns mit ihnen auf die Flucht aus Brüssel und wieder zurück und schließlich landet Spirou auch noch bei den Pfadfindern. Die Bedrohung ist in der Erzählung nicht direkt zu fasssen. Die Nazis treten selbst kaum auf und wenn, werden sie als schwarze, undefinierte Schemen darestellt. Spirou trifft immer mehr Kollaborateure und so langsam wird ihm bewusst, dass die Gesellschaft sich ändert und die Nazis ganz gezielt Hass und Zwietracht sähen. Gleichzeitig erfährt Spirou, dass Juden und Kommunisten willkürlich verhaftet werden, oder fliehen und er versteht einfach nicht warum. Der wahre Schrecken bleibt in diesem ersten Band noch verborgen.

    Bei all der Schwere bleibt trotzdem noch Raum für Humor. Für den sorgt vor allem Fantasio mit seinen völlig aus dem Ruder laufenden Aktionen. Aber auch im kleinen findet sich immer wieder ein Funken Humor, der die Hoffnung hochhält und der diesen Band lesenswert macht.
    Zu meinem Leidwesen legt Emile Bravo meinen „geliebten“ Fantasio wie den kleinen/großen Bruder von Paul an, auch die optische Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, wodurch Fantasio für meinen Geschmack zu unsympatisch und zuweilen nervig rüberkommt.
    Vom eigentlichen Krieg und den Ereignissen an der Front wird in der Geschichte nur geredet, der Leser ist auf dem gleichen Wissensstand wie die Figuren, was die Geschichte für mich enorm intensiv und nachfühlbar macht. Das Erzähtempo ist eher gemächlich, wie bei Emile Bravo üblich, einen ausgefeilten Spannungsbogen gibt es nicht. Wahrscheinlich wäre das für die erzählte Geschichte auch unpassend gewesen.

    Mein Fazit: Obwohl ich nicht begeistert bin und es immer noch unpassend finde, so unbelastete fröhliche und klassische Funny-Abenteuer Figuren wie Spirou und Fantasio, die einen normalerweise aus dem Alltag entführen, in die düstere Nazi-Zeit zu versetzen, so kann ich diesen Ansatz aber durchaus nachvollziehen, weil die Geschichte genau daraus ihre Intensität zieht. Ich glaube nicht, dass das mit neuen, unbekannten Figuren so gut funktioniert hätte.

    Nur knapp von einem Meisterwerk entfernt:

    4/5 Cousin-Frisuren


    Nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen:

    Geändert von PhoneBone (04.07.2022 um 12:28 Uhr)

  2. #7152
    Premium-Benutzer Avatar von HerrHase
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    De kronieken van Amoras 10: De zaak Sus Antigoon #2

    Abschluss eines Zweiteilers innerhalb des Spin-Offs von Amoras (derzeit in ZACK), das ja wiederum ein Spin-Off von Ulla &...äh, ich meine Suske & Wiske ist.

    Hab immer noch nur wenig aus dem S&W-Universum gelesen, glaube zu den Bezügen zur Hauptserie aber soviel verstanden zu haben: Sus Antigoon war der Großvater von Suske, der im ersten gemeinsamen Album von S&W (Het eiland Amoras) noch als ewig betrunkener Geist auf der Insel Amoras rumspukt, wo er einst als Lebender Schiffbruch erlitten hatte. Dieser Zweiteiler über die erwachseneren S&W (das Adjektiv bezieht sich nicht nur auf deren Lebensalter, sondern auch auf den Erzählton und die Inhalte) knüpft also an eine der wichtigsten Geschichten an (die ich nie gelesen habe) und versucht einige Fragen dazu zu beantworten, die sich Fans wahrscheinlich nie gestellt haben .

    Z.B. die, wie sich Antigoon auf Amoras fortpflanzen konnte, wenn es doch eine einsame Insel war und zu seiner Besatzung nur Männer gehörten.
    Marc Legendre beantwortet diese und andere Fragen u.a., indem er das Konzept multipler Paralleldimensionen einführt. Der Abschluss des Zweiteilers hat fast zu viele Erzählstränge und Wendungen für 48 Seiten, ist aber erstaunlich flott, unterhaltsam und rund. Die adoleszente Wiske ist im Piratinnenoutfit mit knapper Shorts erstaunlich sexy (was hätte bloß der gute Willy dazu gesagt?) und die ambivalent bleibende Beziehung zwischen ihr und Suske interessant (Sind sie wirklich immer noch nur Freunde?).

    Zeichnerisch erinnert mich Charel Cambré hier sehr stark an Munuera, mit seinem flächigen, aber sehr schön zwischen Cartoon und Realismus schwankenden Stil. Das gefällt mir viel besser als sein Spirou und ist schon auf internationalem Top-Niveau für Semi-Funnys. An diese Reihe könnte sich echt mal ein deutscher Verlag ranwagen, denn wenn wir auf ZACK warten (müssten), könnten wir beim derzeitigen Rückstand diese Geschichte erst in 12-13 Jahren (auf Deutsch) lesen.

    Seinen bzw. ihren Spirou-Run (ebenfalls mit Legendre) bezeichnet Cambré inzwischen übrigens als vertane Chance. Interessant wäre gewesen, wenn Dupuis die Beiden analog zu Amoras eine erwachsene S&F-Version hätten machen lassen. Und mit erwachsen meine ich jetzt, mal ohne Weltkrieg und Nazis, aber in ähnlichem Stil wie das hier.

  3. #7153
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    Mein lieber HerrHase, ich kann mich nur wiederholen und immer wieder dasselbe empfehlen: Het eiland Amoras zu Herzen nehmen.

    Möglich, dass da nostalgische Verklärungen mitspielen, gut möglich. (Immerhin war es die erste Geschichte mit S&W in deutscher Sprache.) Dennoch ist dieses Album ein absolutes Highlight was Erzählstruktur und Phantasiereichtum betrifft. Daher unbedingt lesen!

    Der Rädler Verlag hat unter dem Namen Die Insel Amoras dieses tolle Abenteuer veröffentlicht.

    Nebenbei erwähnt: Sus Antigoon ist der Ur-Ur-Ur-Grossvater von Suske.

  4. #7154
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Grandville, Talbot, Schreiber & Leser

    Inspector LeBrock untersucht einen vermeintlichen Suizid, schnell stellt sich raus, dass eine Verschwörung im Gange ist und es um nicht weniger als…, nein, ich möchte nicht spoilern.

    Anthropomorphe Charaktere handeln vor einer Steampunkkulisse, Talbot gelingt es uns auf eine wirklich rasante Tour zu nehmen und man rast förmlich durch den Comic. Die ‚netten‘ Tierchen sollten einen nicht verleiten lassen den Comic als Funny Animal abzutun, es geht brutal zur Sache, nicht umsonst wird auch Tarantino erwähnt.

    Wilder Ritt für alle die gute Comics mögen und sich nicht scheuen auch etwas abseits des Mainstream zu schauen.

  5. #7155
    Mitglied Avatar von frank1960
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    So wie MijnheerHase die neue Ulla beschreibt, möcht Ich nichts damit zu tun haben. Willy wär bestimmt meiner Meinung. Der hätt dem ganzen einen Riegel fest vorgeschoben.
    Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
    Mit Bastei-Gruß,
    Euer Frank

    Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!


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  6. #7156
    Mitglied Avatar von frank1960
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    Galoppel, Hasihoppel! Hihi.
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    Euer Frank

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  7. #7157
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    Drache und Gifte

    Ein seltsamer Titel, der sich allerdings relativ schnell selbst erklärt. Auf der einen Seite wären da die Gifte, die in der Geschichte eine tragende Rolle spielen, denn in der Welt in der dieses Fantasy Abenteuer angesiedelt ist, ist einfach alles giftig. Der Comic wirft einen vom ersten Panel an direkt in die Geschichte. Vom Artwork her erinnert das Ganze ganz klar an Lanfeust, jedes Panel ist vollgestopft mit kleinen Details. Ich habe zunächst tatsächlich Probleme mich in diese vergiftete Welt reinzufinden. Ich verstehe das Setting nicht, es lässt mich außen vor, zumindest zu Beginn.
    Der Inhalt ist schnell erzählt: 2 Freunde hauen ihre Freundin übers Ohr, klauen deren Pläne für eine verrückte Expedition zum sagenumwobenen Wunschbrunnen, an dessen Grund ein verschnarchter Drache (da isser, der Drache) wohnt, der demjenigen, der ihn besiegt einen Wunsch erfüllt. Soweit, so einfach, doch der Weg hinunter zum Schnarchdrachen ist vollgestopft mit giftigstem Getier und alles andere als ein Nachmittagsspaziergang.
    Es kommt wie es kommen muss, das Abenteuer geht mächtig schief und nur einer der beiden Freunde verlässt den Brunnen wieder. Von da an läuft dann auch das ganze restliche Leben völlig schief, endet im Alkoholismus und der Ermordung der vermeintlich großen Liebe. Zeitsprung: 19 Jahre später kommt ein seltsamer, vom Leben deutlich gezeichneter alter Mann in die Stadt und interessiert sich sehr für das Leben des überlebenden Freundes. Wer zum Teufel ist dieser Mann?… jedenfalls beginnt ab da dann das Abenteuer. Ja, richtig gelesen: Wir befinden uns erst auf Seite 22 von 96. Was folgt ist eine unterhaltsame Fantasy-Zeitreise-Story, die so manche Überraschung parat hat. Zumindest schreibe ich das mal jetzt so, weil es sich gut anhört. Das Ganze kommt mit viel Humor daher und macht definitiv Spaß. Das Ende ist rund, aber wie das oft so ist: ein kleiner Spalt für eine Fortsetzung bleibt offen. Mittlerweile habe ich mich auch an das Setting gewöhnt. Wurde ja dann auch Zeit.

    Kein Meisterwerk, aber weiß zu unterhalten. Eine Fortsetzung würde ich mir gönnen.

    3/5 Drachenomawächterinnen
    Geändert von PhoneBone (07.07.2022 um 08:26 Uhr)

  8. #7158
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    Zitat Zitat von frank1960 Beitrag anzeigen
    So wie MijnheerHase die neue Ulla beschreibt, möcht Ich nichts damit zu tun haben. Willy wär bestimmt meiner Meinung. Der hätt dem ganzen einen Riegel fest vorgeschoben.
    Ich glaub, Mijnheer benutzt man auch seit mindestens 40 Jahren nicht mehr als Anrede (ist heute Meneer), ähnlich wie den Namen Ulla für Wiske. Mit dem Willy könntest du recht haben, aber heute holt Standaard Uitgeverij eben aus der Marke raus, was rauszuholen ist. Eine Version für jede Altersgruppe, von S&W Junior für die ganz Kleinen (übrigens auch von Chambré gezeichnet) über die reguläre Reihe bis eben Amoras. Dazu noch die Hommagealben. So richtig warm geworden bin ich bislang nur mit der Amoras-Variante. Ist sicher ne Frage, ob man mit dem Original opgegroeid ist, was ich eben nicht bin. "Felix" habe ich erst mitgekriegt, als es schon in den letzten Zügen lag, und da war von U&P schon nix mehr zu sehen (hatte allerdings als Kind tatsächlich ein paar Wastl-Taschenbücher).

  9. #7159
    Mitglied Avatar von Diskomo
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    IRON MAN EPIC COLLECTION #5 – BATTLE ROYAL

    Ich könnte es jetzt in einem Wort zusammenfassen: Anstrengend.
    Oder in mehreren Worten: Nicht gut gealtert.

    Und es dabei bewenden lassen.
    Was man bekommt: 437 Comicseiten Superheldenklopperei mit um und den güldenen Rächer.
    Zum Großteil geschrieben von Mike Friedrich (der NICHT mit Gary Friedrich verwandt ist, was man merkt) und ebenfalls zum Großteil gezeichnet von George Tuska.
    Auf die Kleinteile kommen wir später.

    Die Großteile sind anstrengend, weil Mike Friedrich die übelsten Seifenopernelelemente ausbeutet, weil er mit dem Tony Stark-Charakter nichts anfangen kann. Da kümmert er sich dann doch eher um das Liebesleben von Tony. Der aber auch hier schon (wenn auch nur hin und wieder und eher dezent) mehr Alkohol zu sich nimmt, als er eigentlich sollte.

    Das Liebesleben: George Tuska zeichnet hübsche Frauen. Allen voran die übersinnlich begabte Blondine Marianne Rodgers, die in Folge ihrer Visionen erst Tony in einer lebensbedrohlichen Situation im Stich lässt, dann von ihm verlassen wird, dann einen neuen Job findet und dort im Banne weiterer schröcklicher Visionen ihren Arbeitsplatz demoliert und folgerichtig in der Klapse landet. Man wird von dem durchgeknallten Weibsstück später noch hören. Aber nicht an dieser Stelle.

    Das war ja schon schön seifig, aber da geht mehr, sagt sich Mike Friedrich. Auftritt Roxanne (Roxie) Gilbert. Friedensbewegte Tochter eines gewalttätigen Vaters, Inhaberin eines Ladens für „Organic Food“ und Schwester von (ausgerechnet) Firebrand, der Tony Stark und Iron Man als „Systemknechte“ bis aufs Blut hasst. Dass der Vater dieses liebreizenden Geschwisterpaares ausgerechnet bei einer Auseinandersetzung mit Iron Man ums Leben kommt (hat der Kerl doch echt versucht, eine von Starks Fabriken in die Luft zu jagen und dann hat Iron Man auch noch Firebrand gerettet und den Bombenleger sterben lassen – au weia), fügt der Seifenoper einige neue Arien hinzu. Dass sich Tony Hals über Herzschrittmacher (den er nicht mehr braucht, siehe Band #4 ) in Roxie verknallt, versteht sich von selbst. Dass die wegen Starks Vergangenheit als Hauptwaffenlieferant der Army, Navy Air Force and Marines (we care a lot!) nicht so ganz von dessen Wesensänderung und der Umorganisation des Stark-Konzerns überzeugt ist… Nu ja, et is, wie et is. Und Spannung muss sein.

    Und weil eine Seifenoper richtig kompliziert sein muss, passiert noch das:
    Rückkehr von Pepper Potts (der flammend rothaarigen ersten richtigen Sekretärin von Stark), die jetzt Hogan heißt, weil sie ja „Happy“ geheiratet hat. Die hat genug vom tristen Hausfrauendasein und will einen Job beim Ex-Brötchengeber. Ihr Ehegespenst ist so gar nicht einverstanden, taucht auch auf, faselt von „Women’s Lib und so Unfug!“, der ihr zu Kopf gestiegen sei und will seine Angetraute aber sowas von so-fort wieder am heimischen Herd sehen. Hui, und dann erwischt er Tony („Der ist soooo viel verständnisvoller als du, Schatzi!“ *flöt*) und Pepper beim Knutschen. Da is‘ dann aber was los.

    Spätestens jetzt erkennen wir, dass das Material in diesem Band genau 50 Jahre alt ist. Es liest sich furchtbar.
    Und der Reigen der Superschurken, der hier aufgefahren wird, ist trotz der Prominenz ganz schrecklich blass. Weder der Mandarin noch Firebrand (der Phrasendrescher, der), der Adaptoid, Doctor Spectrum (der als rassistischer schwarzer Politiker enttarnt wird) entwickeln Bedrohungspotential. Obwohl die Story um Doctor Spectrum (Sklave seines intelligenten Energieprismas, das aber in Wirklichkeit ein verbannter Skrull ist, au Backe) über viel zu viele Hefte gezogen wird. Schlimm ist auch, dass hier die eigentlich für MARVEL typischen ironischen Brechungen fehlen. Das Zeux nimmt sich ernst. Friedrich und Tuska holen außerdem den Masked Marauder (Daredevil-Schurke) aus dem Reich der Toten zurück und tun ihm damit auch keinen Gefallen.

    Dass Tuska hübsche Frauen zeichnet, habe ich erwähnt. Seine Helden und Schurken (Gastauftritte von Luke Cage und Thor/Don Blake) gehen in Ordnung, das ist alles solide. Aber nicht überragend. Iron Man hatte vorher bessere Zeichner und wird später viel bessere Zeichner bekommen.
    Was man Tuska wirklich übelnehmen kann, ist der „neue“ Happy Hogan, der sich überhaupt nicht mehr ähnlich sieht. Aus dem früher eher sanften, aber traurigen (daher der Name) Ex-Boxer, Chauffeur und Mitwisser um Tonys Zweitperson mit der sympathischen Gorillafigur ist ein drahtiger 70er-Jahre-Schnösel mit mittelalterlichen Einstellungen geworden, der Jack Norriss (aus den DEFENDERS-Heften) an Blödheit Konkurrenz machen kann. Nur dass dieser Jack Norriss (kompetentem Autor namens Steve Gerber sei Dank) die interessantere Figur ist. Trotz oder wegen der Blödheit.
    Im Grunde genommen aber muss man der Redaktion diesen neuen Happy übelnehmen. Denn Roy Thomas als Chefredakteur hat diese Veränderung durchgewunken.

    Gut, das waren die Großteile. Kommen wir zum Kleinteiligen.
    Und da gibt’s Dinge zu erwähnen, die für Iron Man als Comic und das MARVEL-Universum als Ganzes recht wichtig sind.
    Da ist erstmal der Beginn der Umstrukturierung des Stark-Konzerns. Schluss mit den Waffen, her mit Umwelttechnologie (wir sind in den 70ern), Weltraumforschung und schönen Dingen für den Endverbraucher. Dass seine Aufsichtsräte (auch der Pappa von Roxie und Firebrand) und auch die Arbeitnehmerschaft das teils mit sorge sehen, wird zwar thematisiert, aber nicht in der Weise ausgearbeitet, wie es spannend gewesen wäre.

    Dazu kommt die Andeutung dessen, was einige Jahre später zu den besten Iron Man-Stories führen wird – Die Sache mit dem bösen Feind Allohool.
    Netter Kleinkram am Rande: Als der Marauder den Prototyp eines Space Shuttle stehlen möchte, trägt dieses Gefährt den schönen Namen STAR REACH. Kann es ein Zufall sein, dass Mike Friedrich später ein Indie-Magazin gleichen Namens lancieren wird, in dem dann Größen wie Ken Steacy oder Howard Chaykin ganz eigene Sachen veröffentlichen? Doch, doch, kann nur Zufall sein.
    Aber mal im Ernst: Gugelt euch mal nach STAR REACH um. Das war wirklich ein gutes Magazin.

    Schöner Kleinkram: Gleich das erste Heft in diesem Band ist von Barry Windsor-Smith gezeichnet. Ach so, ja, der zeichnet später auch Zeux in STAR REACH.

    Wichtiger Kleinkram: Dieser Band enthält mehrere wichtige erste Auftritte. Zuerst von Moondragon, die zwar schon ihr amtliches Kostüm und Haartracht zur Schau stellt, aber laut Mike Friedrich erstmal noch „Madame MacEvil“ heißt und rätselhafte Experimente mit Superhelden anstellt.

    Für zwei Hefte übernimmt Steve Gerber den Autorensessel und da gibt’s die Gerber-typischen Sarkasmen, schrägen Charaktere, sozialkritischen Kommentare und satirischen Seitenhiebe, für die ich (ganz persönlich) ihn sehr liebhabe. Er beginnt auch eine interessante Story um den Mandarin (immerhin so ziemlich „der“ Erzfeind vom Eisenmann), die ihm aber von Mike Friedrich entrissen und der Mittelmäßigkeit überantwortet wird. Einhorn oder kein Unicorn, völlig egal.

    Und noch ein wichtiger Erstauftritt, nein es sind eigentlich ganz viele, ist zu vermelden: Thanos.
    Jawoll, DER Thanos, der wahnsinnige Titan. Und damit gleich die Titanen vom Mond Titan, Drax the Destroyer, die Blood Brothers, der ganze Komplex. Jetzt sagt ihr: Das kann sich, nach dem, was du da schrubst, der Mike Friedrich doch nicht ausgedacht haben.
    Hat er auch nicht. Jim Starlin war’s. Wer sonst? Friedrich hat da bloß ein bisschen assistiert. Und eigentlich hätte er daraus lernen können, was man innerhalb eines einzigen Heftes anstellen kann, was Folgen für das gesamte MARVEL-Universum haben MUSS. Sein Versuch, etwas ähnlich Episches zu erzählen, endet im kläglichen Origin dieses albernen Prismas, mit dem Doctor Spectrum herumfuchtelt.

    Im Groben war’s das leider. Definitiv kein EPIC-Band, den ich so schnell wieder hervorkramen werde.
    Und ach ja, wer jetzt meint, er könne nicht ohne diesen ersten Auftritt von Thanos leben, dem sei der Band „Captain Marvel by Jim Starlin“ empfohlen. Der enthält sogar den Origin von Moondragon (aus ‘nem Daredevil-Heft), und mit besagtem erstem Auftrit von Thanos beginnt der wüste Reigen um den Captain und Thanos, der mit der Graphic Novel „The Death of Captain Marvel“ enden wird. Ist ein hübscher Band, wirklich.

    Was ich mich immer noch frage: Warum ist dieses wirklich schlecht geschriebene und durchschnittlich gezeichnete Material so durchgewunken worden? Dass das niemand erkannt hat, kann nicht sein. Liegt es vielleicht daran, dass Iron Man in den frühen 70ern einfach nicht als „wichtig“ für das Programm wahrgenommen wurde und einfach so mitlief? Mir sagt ja keiner was.
    Das reicht für heute.

    Eckdaten:
    IRON MAN EPIC COLLECTION #5 (1972-1974)
    BATTLE ROYAL
    $ 39.99

  10. #7160
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ich bin durch massiv viele Überstunden aktuell in der Firma sehr eingespannt. Ich lese zwar trotzdem so Einiges (in den Pausenzeiten in der Firma) aber in der wenigen Freizeit stecken wir gerade momentan mitten in der Routen- und Tagesplanung für unseren Sommerurlaub, und mit Gattin und Krümelchen will ich schließlich auch noch ein wenig Zeit verbringen, da blieben die Rezis zuletzt ziemlich auf der Strecke. Deshalb will ich in nächster Zeit wenigstens in aller Kürze 3-4 Zeilen zu den Bänden hierlassen, die ich in den vergangenen Wochen so gelesen habe, für ausführliche Reviews ist vielleicht später wieder mehr Zeit.

    Batman – Under the Hood (DC Comics Graphic Novel Collection Band 59)



    Schon Anfang der 50er Jahre hatten es Batman und Robin mit dem Mann unter der roten Maske zu tun. Schön, dass dieser erste Auftritt hier als Bonus enthalten ist, ich kannte die Story schon aus Paninis Joker-Anthologie (womit Ihr Euch denken könnt, wer damals unter der Haube steckte). Diesmal steckt freilich jemand Anderes hinter der roten Verkleidung, ein Wiedersehen mit Knalleffekt wie ich meine. Insgesamt ein düsterer, spannungs- und actiongeladener Band der Platz für Detektivarbeit lässt, den dunklen Ritter ziemlich vom Schicksal gebeutelt in Szene setzt und mit überraschend blutigen Gewaltspitzen aufwartet. Zeichnerisch nicht schlecht, aber auch kein Meisterstück, leider wenig bis gar keine Alleinstellungsmerkmale an der Artworkfront.

    8/10




    VG, God_W.
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  11. #7161
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    Azteken (Andreas)



    Um die Wartezeit auf meine bestellten Capricorn-Bände zu verkürzen gab es einen weiteren Andreas. Azteken ist eine mystische Geschichte voller Götter und Symbole. Erzählerisch insgesamt eher schwer zu greifen und äußerst kryptisch. Es werden Einzelschicksale herausgestellt, die mit Vergangenheit, Gegenwart und Vorhersagen verknüpft sind. Diese münden schließlich in den Untergang einer ganzen Zivilisation.

    Optisch auf den ersten Blick hinter Andreas‘ anderen Werken, die ich bislang sichten konnte, zurück, doch bei der Lektüre, wenn man in der Welt, dem Zeitalter und den Träumen der Azteken versinkt, da beginnt die Kunstfertigkeit des Zeichners und Autors plötzlich ihre gesamte Kraft zu entfalten.


    Sicher nicht einfach zugänglich und auch nicht Andreas‘ stärkste Arbeit, aber dennoch auf alle Fälle wert gelesen zu werden, bei mir sicher noch mehrfach in der Hoffnung mehr zu entdecken und zu verstehen.

    6,5-7/10

    VG, God_W.
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  12. #7162
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Das Geheimnis von Red Hood (Batman Graphic Novel Collection)



    Weiter geht die Geschichte von Red Hood und diesmal wird auch erklärt, wie es denn dazu kam, dass derjenige die Maske trägt, der sie jetzt nunmal innehat. Äußerst unterhaltsam, wenn auch ganz schön trashig muss ich sagen. Da werden schon ein paar irrwitzige Figuren und Ideen aufs Tablett gebracht, aber wer bei einem Superheldencomic auf Realismus und Logik pocht ist mit der Lektüre sowieso schlecht beraten. Doch, macht insgesamt Spaß und wie das damals ungenutzte Ende von „Ein Todesfall in der Familie“ von Altmeister Jim Aparo eingeflochten wurde ist noch ein kleines Schmankerl. Der Rest vom Artwork ist guter US-Durchschnitt ohne Ausreißer nach oben oder unten hätte ich mal gesagt.

    6,5-7/10




    VG, God_W.
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  13. #7163
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    Der Killer: Gesamtausgabe 3



    Die nächsten drei Alben des Killers liefern im Großen und Ganzen exakt das, was ich mir davon versprochen habe. Spannend, blutig, adrenalinhaltige Action in einer modernen Hochglanzoptik, die mir ein ums andere mal den Atem verschlägt. Die Schauplätze noch exotischer und bildgewaltiger, im Gegenzug wird der eiskalte Zyniker jedoch ein wenig greifbarer und familiärer. Er macht sich selbst angreifbar und zeigt auch seinen Partnern gegenüber freundschaftliche Gefühle. Finde ich persönlich etwas schade, denn der emotionslose Unsympath war mir irgendwie ans Herz gewachsen. Andererseits ist ein wenig Charakterentwicklung sicher kein Fehler. In der Sparte hat Mariano allerdings die Nase vorn – doch nicht jede Entwicklung muss auch zum Positiven hin sein…


    Noch immer bärenstark, mir persönlich haben die ersten beiden Zyklen jedoch ein klein wenig besser gefallen.

    8,5/10

    VG, God_W.
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  14. #7164
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Spirou und Fantasio, Zantafios Plan, Cambre, Legendre, Carlsen

    Oberbösewicht Zantafio ist zurück und möchte gern an alte Zeiten anknüpfen. Was liegt näher als sich erstmal die Taschen zu füllen? Das klappt dank seines genialen Plans eigentlich sehr gut, leider spielt ihm eine Erfindung des Grafen wie so oft einen Streich.

    Schöne Story mit Zantafio und auch Steffanie ist am Start, mir gefällt Zantafios Plan, also nicht der Titel jetzt, wobei der auch, sondern der Plan an sich. Der ist nämlich mal überhaupt nicht blöd sondern hat was und hätte durchaus gelingen können.

    Nette Anspielungen auf die Überfischung, einiges an Slapstick und für ein Spirou eigentlich unglaublich, es gibt sogar nackte Tatsachen, wenn auch nur als Poster in Zantafios Versteck.

    Zeichnerisch ist das top, aaaaaber, leider sieht ausgerechnet Spirou super schräg aus, mit so einem kleinem Kopf, keine Ahnung was da schief gelaufen ist. Alles andere gefällt mir ausgesprochen gut, klasse Dynamik, rasanter Stil deshalb sehr schade. Muss gleich mal den Happy Family Band checken ob er da auch so seltsam war. Erinnert fast an Broca, da mochte ich den Spirou auch nicht, aber die Zeichnungen generell schon.

    Top Spirou Album, Spaß, Action, Spannung, jetzt kein Watchmen Level oder Maus, aber ich finde genau so müssen Comics sein. Deshalb unbedingte Empfehlung für alle Funny Fans.

    Edith: Hm, auch in Happy Family ist Spirou nicht so gut.
    Geändert von dino1 (07.07.2022 um 19:37 Uhr)

  15. #7165
    Mitglied Avatar von PhoneBone
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    Zitat Zitat von dino1 Beitrag anzeigen
    Zeichnerisch ist das top, aaaaaber, leider sieht ausgerechnet Spirou super schräg aus...
    Hab' ich doch gesagt, hab' ich nicht?

    Auch der Graf ist jetzt nicht so Klasse und warum hat Stefanie so weit auseinander stehende Augen?

    Und überhaupt, wo kommt jetzt plötzlich der Honda her?
    Geändert von PhoneBone (07.07.2022 um 20:46 Uhr)

  16. #7166
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Heute gelesen Die Geisel aus der aussergewöhnlich tollen Western Serie Durango.

    Eine spannende Geschichte um verstecktes Indio-Gold, welches von zu vielen schrägen Typen gesucht wird.



    Spannend, fesselnd und anregend!

  17. #7167
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Fox Comicroman, Dufaux, Charles, Comicplus


    Allan Fox, ehemaliger Soldat der US Armee, taucht überraschend nach einer Explosion im Kohlebergwerk irgendwo in Frankreich auf. Erstaunliches geschieht in dieser Mine und ein etwas überforderter Inspektor lauscht Fox Erzählungen, ebenso wie wir.

    Es geht nach Ägypten und weit in die Welt der Phantastik. Natürlich wird Fox eine bezaubernde Dame zur Seite gestellt die sich auch gern mal ungeniert entblättert. (Warum eigentlich immer nur die Frauen? So Schniedel gibt es wenig in Comics fällt mir gerade mal so auf.)

    Wer nach abschließenden Antworten sucht oder seine Comics gern logisch hat sollte sich hier lieber fern halten, manches ist arg sprunghaft und wir wechseln bisweilen die Lokalität öfter als ich meine Unterhose, was zugegebenermaßen selten ist.

    Das Artwork von Charles ist durchaus ok, wobei ich jetzt mal sage, dass er kein Superstar ist, denke er würde sich auch selbst nicht als solcher sehen, aber es hat durchaus Charme und mir gut gefallen.

    Bin noch ein wenig unschlüssig bezüglich der Story, da sind schon sehr interessante Aspekte drin aber dann werden auch zu viele Charaktere eingeführt denen das Ganze nicht gerecht wird. Was es gleichzeitig auch wieder interessant macht, denn ich muss nicht alles über jede Figur wissen, aber gerade bei den Antagonisten, hier sind die Grenzen etwas verschwommen, fehlt mir doch bisweilen ein wenig Tiefe. Da wären die englischen Geschwister z.B. deren Rolle mir nicht wirklich klar geworden ist.

    Verlegerisch wurde ja alles besprochen, keine GA, sondern nur die Alben 1 - 4, für meinen Teil mehr als ausreichend, denn die Geschichte brauchte wirklich keine Fortsetzung.
    Preis ist eben auch teurer geworden, auch hier kein Schnapper, aber gute Verarbeitung , besonders das Cover ist schön, dazu einige nette Extras im Anhang. Wenn Amazon es geschafft hätte das schöne Album gut zu verpacken wäre es auch ohne Ditsche an den Ecken gekommen. Nun ja...

    Schwierig eine Empfehlung auszusprechen, mir persönlich hat es trotz einiger Schwächen sehr gut gefallen, könnte mir aber bei einigen eher konservativen Mitforisten hier vorstellen, dass sie etwas unbefriedigt zurückbleiben. Wer sich der Phantastik nahe fühlt muss zugreifen, das gibt es sonst eher selten bis nie, vielleicht etwas im Hellboy Universum.
    Geändert von dino1 (08.07.2022 um 18:25 Uhr)

  18. #7168
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Autsch, ein 49€-Edelcomic bei Amazon bestellt…

  19. #7169
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Amazonbestellung? Das tut weh. Autsch!

  20. #7170
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Doppeltes Spiel (Batman Graphic Novel Collection)



    Ein mit immerhin acht Heften ungewöhnlich dicker Band, in dem sich das Who is Who von Gothams Schurkenriege die Klinke in die Hand gibt. Zentrale Frage ist, ob Harvey Dent – ehemals Two-Face, jetzt vermeintlich geheilt – das Vertrauen verdient, welches in ihn gesetzt wurde. Oder ist dieses Vertrauen gar nur vordergründig vorhanden und im Hintergrund spielt Misstrauen die Hauptrolle? Spannende Frage in dem spannenden und auch psychologisch interessanten Band, bei dem die eigentliche Killerjagd über diese fesselnden Aspekte der Figuren beinahe in den Hintergrund rückt.


    Batmans „Tages-Detektiv“ Jason Bard ist ein Charakter, von dem ich gerne noch mehr gelesen hätte, aber da kommt wohl nicht mehr viel. Das Artwork ist ein wenig eigen und wirkt, gerade was Gesichter angeht, teilweise etwas leblos und unterkühlt, dann wieder äußerst detailliert und ausdrucksstark. Die Cover sind durch die Bank bombe.

    7,5-8/10

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  21. #7171
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Cyrrus / Mil (Andreas)



    Archäologische Ausgrabungen und damit einhergehende Mythen faszinieren mich schon sehr lange (ob ein gewisser Dr. Jones daran etwa Anteil hatte?), weshalb wir uns diesbezüglich auch in Griechenland, Ägypten, Schottland und im Oman schon so Einiges angeschaut haben. Wenn das Ganze dann noch mit übernatürlichen Ereignissen wie Zeitreisen oder Außerirdischen verknüpft wird kommt sozusagen der Stargate-Faktor dazu.


    Wenn der Autor/Zeichner dann allerdings auch noch Andreas heißt, dann wird aus diesen Zutaten alles Andere als eine Mainstream-Geschichte. In seiner ihm eigenen Art macht sich der Meister das Thema zu Eigen, erzählt mit viel Freiraum und rätselhaften Lücken, die erst viel später (oder nur im eigenen Denken?) geschlossen werden. Faszinierende Bilder aus typischen Andreas-Blickwinkeln, verschiedene Stile, lange, schmale Panels, ob vertikal oder horizontal und Wechsel zwischen S/W und Farbe verbinden sich zu einem absoluten optischen Augenschmaus. Wenn man schließlich am Ende des zweiteiligen Bandes angekommen ist, wird einem Vieles klarer, zumindest wenn man gleich nochmal von vorne beginnt um den Kreis zu schließen. Für mich nahe am Meisterwerk.

    8,5-9/10

    VG, God_W.
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  22. #7172
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Batman und Sohn (Batman Graphic Novel Collection) Batmans Sohn (DC Comics Graphic Novel Collection Band 8)



    Hier haben wir eine der Dopplungen, die es zwischen der Batman Collection und der zuvor erschienenen DC-Collection gibt. Ist für Abonnenten von beidem eher unschön, aber bei einer Bats-Collection die doch recht einschneidende Erkenntnis außen vor zu lassen, dass der Dunkle Ritter einen Sohn hat wäre natürlich auch nicht gegangen.


    Batman hat also einen Sohn, und wie sollte es anders sein, die Mutter ist Thalia al Ghul, Tochter des Erzschurken Ra’s al Ghul. Wie man sich denken kann, hat der Knirps unter diesen Voraussetzungen eine ganz besondere Erziehung genossen, ist schon vor seinem zehnten Geburtstag zu einem hochgefährlichen Kämpfer und Killer herangereift und ganz nebenbei zum großkotzigsten ********* weit und breit. Doch nicht nur mit der Göre und dessen Mutter muss Bruce sich rumschlagen, da gibt es auch noch wildgewordene Batman-Nachahmer, denen er sich annehmen muss, während er ganz nebenbei versucht mit der hübschen Jezebel Jet mal wieder etwas Normalität in sein Privatleben zu bringen. Ein nahezu unmögliches Unterfangen.

    Insgesamt kein schlechter Storybogen, zu besten Momenten richtiggehen James-Bond-Like, dazwischen auch mal harte Zweikämpfe und ein paar Überraschungen. Damian, der Knirps, geht mir allerdings gewaltig auf den Senkel, nicht nur wegen seiner vorlauten Art, sondern auch weil seine Entwicklung unglaublich vorhersehbar geschrieben wurde. Mal schauen, ob das noch besser wird, der Junge bleibt mir ja wohl noch ein Weilchen erhalten.


    Auszug aus dem Prosa-Heft.


    Im Band der DC Comics Graphic Novel Collection gibt es als passende Ergänzung noch das Heft Detective Comics #411 mit Thalias allererstem Auftritt, dafür beinhaltet die Batman Graphic Novel Collection das Heft Batman #664 , wo die DC Collection erst wieder bei #665 einsetzt. Bei dem Heft handelt es sich um eine starke Prosa-Story zum Joker (hat also nix mit Damian zu tun, bietet dafür aber eine Menge atmosphärischen Text), die jedoch leider im Style eines billigen Computerspiels bebildert wurde. An der Front also Licht und Schatten.

    6,5-7/10

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  23. #7173
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Vandisandi (Hermann)



    Abgesehen von einem Jeremiah-Album, welches ich vor einiger Zeit geschenkt bekam, ist das mein erster Band von Hermann Huppen gewesen und der hat mir durchaus gefallen! Das liegt vor allem am Afrika-Setting und an der mysteriösen Hauptperson, dem ehemaligen – ja, was eigentlich? – Kunstdetektiv? Aufspürer seltener Gegenstände? Oder gar Geheimagent? Die Sache mit dem Agrarökonomen kaufe ich ihm auf alle Fälle nicht ab. Auf alle Fälle erwartet den geneigten Leser ein spannendes, undurchsichtiges Abenteuer in den von Korruption gebeutelten Wirren des afrikanischen Kontinents und einem Ende, welches zum Nachdenken anregt und Interpretationsspielraum lässt.

    7/10


    VG, God_W.


    PS: Um mich noch näher mit Hermann zu beschäftigen stehen demnächst die Comanche-Gesamtausgaben an (liegen schon auf dem Lese-K2) und Die Türme von Bos-Maury habe ich auch schon länger auf der Haben-will-Liste. Weiß jemand, ob zu letzteren auch noch ein vierter Band der Integral-Ausgabe folgt? Da fehlen nach den ersten dreien doch noch ein paar Alben, wenn ich mich nicht irre?
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  24. #7174
    Premium-Benutzer Avatar von HerrHase
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    PS: Um mich noch näher mit Hermann zu beschäftigen stehen demnächst die Comanche-Gesamtausgaben an (liegen schon auf dem Lese-K2) und Die Türme von Bos-Maury habe ich auch schon länger auf der Haben-will-Liste. Weiß jemand, ob zu letzteren auch noch ein vierter Band der Integral-Ausgabe folgt? Da fehlen nach den ersten dreien doch noch ein paar Alben, wenn ich mich nicht irre?
    Ist jedenfalls nichts angekündigt. Ist aber im Grunde auch nicht nötig, da die eigentliche Serie ja mit Album 10 endete (letztes Jahr hat Hermann dann noch ein 9b nachgeschoben). Die anderen Alben sind ja One-Shots über irgendwelche Nachfahren der Hauptfigur, die aber inhaltlich nichts mit den "Türmen" zu tun haben. Reines Marketing, dass man da auch "Bos-Maury" draufgepackt hat (allerdings auch nicht "Die Türme von...").

  25. #7175
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ah, OK. Vielen Dank, das hilft mir schon mal (auch wenn es natürlich schon schön wäre, würde der Rest auch noch gesammelt kommen). Dann werde ich demnächst mal schauen (spätestens im Herbst), dass ich die drei Integral-Ausgaben und das 9b-Album bekomme. Bin gespannt, ob mir das Werk ähnlich gut gefällt wie die 7 Leben des Falken.
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