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Thema: Die Himbeersaft-Kaschemme

  1. #2751
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    Mülsen
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    "Da haben wir hier im Forum jetzt schon mehr Meinungen zusammen, und bisher ist Fernweh keineswegs die dominierende Komponente der Mosaikleidenschaft."

    Genau darauf habe ich mich bezogen, mit der Aussage, dass die die "ganz harten Fans" möglicherweise nicht unbedingt repräsentativ sind für die gesamte Leserschaft. Ich würde die Fernweh-These nicht so kategorisch ausschließen, nur weil sie nicht meiner Sichtweise entspricht.

    Bei dem einen oder anderen Beitrag schwingt ja auch so eine "der böse Westen will uns was aufzwingen, weil er alles besser weiß, deshalb lehne ich das jetzt ab"-Einstellung mit. Das ist sicherlich auch nicht zielführend. (Und nein, der "BRD-Mensch" konnte sich nicht "nur über 'Mein Auto, mein Haus, mein Geld' identifizieren, genau so wenig wie der "DDR-Menschen" ein super-toller Idealist war.) Interessant wäre vielmehr, dem ganzen Thema mal nachzugehen. Gibt/gab es Aussagen von Lesern, die darauf hindeuten, dass Fernweh auch eine Rolle bei der Mosaik-Lektüre gespielt hat/dass die Mosaik-Lektüre die Lust aufs Reisen geweckt hat? Würde bestimmt auch einen interessanten Beitrag für eines der vielen Fanzines ergeben.

  2. #2752
    Mitglied Avatar von komnenos
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    Aber es ging doch hier auch niemals darum, die Fernweh-These auszuschließen. Es sollte nicht darauf reduziert und damit zum eigentlichen Grund des Mosaikinteresses deklariert werden.
    Man hat sich ja früher auch mit Schulfreunden über das Mosaik unterhalten (aus denen keine Hardcore-Fans geworden sind) und ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass bei diesen Gesprächen mal Jemand gesagt hat ,,oh da möchte ich auch mal hin.'' Man hat sich in die Story vertieft, sich gefragt wie es weiter geht, über gelungene Gags gelacht, nach fehlenden Heften gefragt und Tauschmöglichkeiten eruiert. Fehlende Hefte hatten auf jeden Fall eine größere Sogwirkung als fremde Länder, die man nicht bereisen konnte.

  3. #2753
    Mitglied Avatar von gbg
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    Vielleicht hätte einer sogar eine bestätigte Westreise, gegen eine Mosaiksammlung getauscht oder gegen ein Abo

  4. #2754
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    Zitat Zitat von komnenos Beitrag anzeigen
    @pteroman: ... Aber kulturpolitisch gab es nicht die eine DDR, sondern es war immer wieder ein Wechselspiel zwischen Tauwetter und idelogischem Beton.
    In den Tauwetter-Zeiten hat die DDR aber Dinge ermöglicht.
    Nur dass 1955, 10 Jahre nach dem Krieg und 6 Jahre nach Gründung der DDR kein Tauwetter herrschte. Die Zeit Ende der 60er, Anfang der 70er bezeichnete man im Kulturbetrieb der DDR eher so.

    Zitat Zitat von komnenos Beitrag anzeigen
    Sie hat einem jungen Karikaturisten (einer von Vielen beim Eulenspiegel) die Gestaltung einer Comic-Zeitschrift ermöglicht. Sie hat ihm dazu eine Villa überlassen, die er abbezahlen konnte und dafür noch einen kräftigen Vorschuss auf die ersten Hefte ausgeteilt. Es wurde ein Vertrag unterzeichnet, der eine schier unfassbare Summe Geldes in Hegens Taschen fließen ließ, ohne dass der bis dato etwas geleistet oder auch nur sich einen großartigen Namen gemacht hatte.
    Die ersten Hefte hat Hegen bekanntlich mit einem Mini-Team in beengten Atelierverhältnissen hergestellt, Villa und Team kamen erst später. Du haust dir hier die historischen Fakten zurecht, wie du sie benötigst. Hegen war auch kein unbeleckter junger Künstler, sondern hatte sich bereits als fleißiger Karikaturist einen Namen gemacht und seine "Treue zum System" in ungezählten Zeichnungen "bewiesen".

    Dass man den extrem erfolgreichen Bildergeschichten des Westens unbedingt etwas entgegensetzen wollte, was mehr rockte als die kümmerlichen Agitprop-Versuche in Atze, Rakete und Frösi, ist doch hinlänglich bekannt. Die Jugend las auch gern "Schmutz und Schund" aus dem Westen, bis '61 kam man da recht leicht heran. Dass dann Hegen solch großen Erfolg haben würde, haben die Entscheider damals selbst nicht prognostizieren können. Und dass er - nach dem Ärgernis um das von ihm geschaffene Rumpelmännchen - so schlau war, sich nun die Rechte an den Digedags und dem Titel Mosaik eintragen zu lassen, hat damals keiner so recht mitbekommen. Als er dann immer erfolgreicher wurde, die Auflage ständig stieg und er mit seinem Produkt ein Dutzend defizitäre Propagandazeitungen mit am Leben hielt - tja, da konnte man ihn kaum noch stürzen. Obwohl es ja Versuche genug gab.

    Im übrigen waren nicht alle Hungerleider in der DDR, mein Großvater hatte eine PGH zur Veredelung metallischer Oberflächen - bei ihm standen die VEBs monatelang Schlange und er hat sich auch dusselig verdient.

    Dass es im Westen Künstler gab, die mehr recht als schlecht ihr Leben fristeten, ist bekannt. Zeichner wurden im allgemeinen nicht so hoch geschätzt wie heute. Dass es aber beispielsweise ein Herr Kauka mit recht schlichten Zeichnungen und Geschichten zum Selfmade-Millionär brachte, übersiehst du geflissentlich. Man konnte also, wenn man es drauf hatte. Im Osten hingegen war nicht nur die Kreativität gedeckelt, sondern auch der Verdienst.

    Kieser hat nur 2-3 Tage an drei Seiten Fix und Fax gearbeitet? Hast du dafür eine Quelle? (Und bitte etwas seriöseres als ein kommunistisches Hetzblatt wie die von dir weiter unten zitierte "Junge Welt"!) Und dafür fette 700 Mark abgeschleppt? Rechnest du das jetzt auf einen Monatslohn hoch? 700 waren auch im Osten nicht viel. Und wenn Kieser möglicherweise für die Ausführung drei Tage brauchte, Geschichten und Erzählstränge zu entwerfen und zu dichten haben sicher insg. länger gedauert.

    Klar hatte Hegen auch Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, 10 Jahre später oder vielleicht auch nur fünf, wäre die ganze Chose vermutlich ganz anders verlaufen. Aber durch die Verquickung von günstigen kulturhistorischen Umständen, Hegens Charakter und Cleverness konnte er sein singuläres Produkt schaffen, das Hundertausenden (Millionen?) Lesern Freude brachte. Und dem einen oder anderen vielleicht sogar Fernweh verpasste, wer weiß ...

  5. #2755
    Mitglied Avatar von komnenos
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    Zum Thema Tauwetter:
    Nach dem Aufstand 1953 und Stalins Tod war tatsächlich etwas Tauwetter angebrochen. Es zeigte sich an der Begründung der Wochenpost 1953, einer Wochenzeitung, die sehr populär bleiben sollte. Es folgte Atze (damals noch weitestgehend unpolitisch) und schließlich das Mosaik

    Hegens Atelier:
    Dass die ersten Hefte in Hegens beengter Wohnung entstanden sind, ist doch kein Geheimnis. Die Villa musste ja auch erst noch renoviert werden. Aber der Großteil der Mosaikhefte ist dann in der Waldowallee entstanden und die Bedingungen waren für die Beteiligten mit Sicherheit angenehmer als in einer Wohnung oder im Verlag.

    Hegen als Karikaturist:
    Er war einer von Vielen und an der Anzahl seiner Cover gemessen bei weitem nicht der erfolgreichste Karikaturist beim Frischen Wind/Eulenspiegel. Wenn man bedenkt, dass der bekannte Kinderbuchautor Ludwig Renn 1954 mit seinem Comic-Vorstoss noch gescheitert war, ist es doch erstaunlich, wie Hegen plötzlich die Türen offen standen.

    Kauka:
    Kauka war für mich kein Comiczeichner. Er hat einen Verlag gegründet und Leute angestellt, mit denen er mehrere Zeitschriften herausgebracht hat, am bekanntesten und erfolgreichsten Fix&Foxi, das ist ja bekannt. Hegen war aber nicht Leiter des Verlages Junge Welt, sondern künstlerischer Leiter eines Ateliers. Vergleiche mit Kauka hinken ebenso wie mit freischaffenden Künstlern ohne Team. Es gab eben keine Hegen-Konstellation im Westen. Trotzdem ist es aus meiner Sicht doch bemerkenswert, mal den Vergleich zu Nickel anzustellen. Nickel hatte auch viel recherchiert und sich um historische Korrektheit bemüht und seine Comics auch Bildgeschichten genannt.

    Hegen und die Subventionierung anderer Zeitschriften:
    Ja, das kann man so sehen. Aber ich möchte trotzdem auch mal die andere Brille aufsetzen und sagen, dass die DDR auf Einnahmen verzichtet hat, indem sie so ein stattliches Kollektiv an einer einzigen Monatszeitschrift basteln liess. Diese Sicht muss man nicht teilen.

    Kieser:
    Zitat aus dem Kieserbuch S. 14: ,,Hatte er einmal die Idee, brauchte Kieser für die Zeichnungen, nicht zu vergessen die Verse drei Tage.'' Und 700 Mark waren 1961 viel Geld. Abgesehen davon hat Kieser ja auch für Titelblatt, Atze-Geschichte und andere Sachen (z.B. Frösi) noch Geld bekommen.

    Junge Welt:
    Ich lese die Zeitung nicht. Aber die Tatsache, dass sie politische Ansichten vertreten, die Du nicht teilst und ich nur noch aus der DDR-Zeit kenne, heißt doch nicht, dass sie nicht auch mal eine richtige Erkenntnis aufschreiben können. Ich habe aus dem Zitat keine kommunistische Hetze heraus gelesen.

    An Hegens Charakter und Cleverness gibt es nichts zu deuteln, das bewundere ich ja auch.

  6. #2756
    Mitglied Avatar von Borstel
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    Ich würde gern noch einmal auf das hier strapazierte Wort "Fernweh" eingehen.
    WIKIPEDIA sagt dazu: "Fernweh beschreibt die menschliche Sehnsucht, vertraute Verhältnisse zu verlassen und sich die weite Welt zu erschließen. Das Wort „Fernweh“ steht im wörtlichen Gegensatz zu Heimweh, der Sehnsucht nach der Heimat."
    In diesem eng gefassten Rahmen muss ich die Diskussion in meinem Namen etwas relativieren, ich hatte demzufolge eigentlich nie Fernweh. Demzufolge auch beim Mosaik nicht. Ich suchte deswegen Begriffe, die es etwas besser treffen und dem Mosaik auch nicht abzusprechen sind, so viele Gegenstimmen es auch hier gibt:
    Reiselust und Interesse an anderen Kulturen. Das wurde geweckt. Das ist so eindeutig wie es auch im Unterbewusstsein und inzwischen auch einfach nur vergessen worden sein könnte.
    Avatar Thanks to Pteroman

  7. #2757
    Mitglied Avatar von Remory
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    @komnenos, finde das Thema jedenfalls hochinteressant und werde mir deinen Artikel schon mal vormerken. Zu Kauka habe ich leider so gar keine Informationen, aber es stimmt, dass in der Presse auch immer wieder dieser Vergleich gern gemacht wird. So etwas sollte man nicht einfach unreflektiert übernehmen und lieber hinterfragen. Was Lindner betrifft und überhaupt auch die Ausstellung im ZGF, so schwammen sie auf der gleichen Welle. Fernweh, Wissensbildung, unpolitsich, einziger Comic = Erfolg. Das mag alles irgendwie auch stimmen, ist aber meiner Meinung nach zu kurz gedacht. Für die meisten Leser des MOSAIKS zu DDR-Zeiten war das jedenfalls nicht die entscheidene Motivation jeden Monat dem neuen Heft entgegenzufiebern.

  8. #2758
    Mitglied Avatar von komnenos
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    @Remory:
    Der Artikel wird aber nicht von den Produktionsverhältnissen und den Möglichkeiten in der DDR handeln, das Zitat ist eher einer Randnotiz. Der Artikel ist auch schon fertig und ich habe ihn gestern für die Mosaiker-Macher hochgeladen, aber fertig ist halt im drucktechnischen Sinne nur die halbe Wahrheit. Da gibts noch Einiges zu tun und die Mosaiker-Macher sind ja fleißig und erholen sich gerade von dem Stress, zum letzten Stammtisch in Wolfen 2 Ausgaben rechtzeitig fertig bekommen zu haben.
    Aber zu Rolf Kauka, für den ich jetzt auch nicht der Experte bin.
    Tatsächlich hat er in Leipzig vor dem Krieg für die Leipziger Neuesten Nachrichten und das Weißenfelser Tageblatt gezeichnet. Nach dem Krieg ist er nach München gegangen und hier begann seine Verlegerkarriere. Zunächst einmal hat er sich aber den Doktortitel seiner Frau (Medizinerin) auch selbst zugelegt. So etwas wäre Hegen wohl nie in den Sinn gekommen.
    Dann hat er alles Mögliche verlegt, einen Leitfaden für Polizeibeamte, Groschenromane, Kriminalromane und Einiges mehr. Zu finden ist das alles im Band der Deutschen Comicforschung von 2014. Kauka wollte Geld verdienen, ein eigener künstlerischer Anspruch im Sinne Hegens ist da für mich nicht zu erkennen.
    Dann traf er auf Dorul van der Heide, Zitat: ,,und dieser Maler und Zeichner war es, der im darauffolgenden Jahr den Grundstein zu Rudolf Kaukas Erfolg legen sollte.'' (Eckart Sackmann in der Dt. Comicforschung).
    Auch das kann man über Hegen nicht sagen, er war ja auch immer der künstlerische Mastermind. Bei Rolf Kauka übernahm später (um 1960) Walter Neugebauer die Funktion des Art Direktors.
    Dorul van der Heide hatte übrigens bei Heinrich Züngel, dem Schwiegervater Emanuel Hegenbarths, studiert und war ein klassischer Maler. Ich habe ja die komplette 19-seitige 2.Eulenspiegel-Geschichte (so hieß das Magazin vor Fix&Foxi) von 1953 als Originalzeichnungen in meiner Sammlung und da sieht man, wie schwer sich der in klassischer Malerei geschulte van der Heide mit dem Comicmetier tat. Da wurde retuschiert ohne Ende. Trotzdem ist das Ergebnis ganz ansehnlich und auch witzig und es steht natürlich Kauka drauf, der aber nichts davon gezeichnet hat.
    Ich tue mich wirklich schwer damit Hegen mit Kauka zu vergleichen, dafür ist der Ansatz Masse vs. Qualität einfach zu unterschiedlich. Hegen war zuvorderst Künstler, aber auch Unternehmer. Kauka war Unternehmer durch und durch, wenn sich etwas zu Geld machen ließ, dann war der künstlerische Anspruch nicht entscheidend. So meine Wahrnehmung, aber wie schon geschrieben, ich bin da kein Experte.
    Mir liegt der Vergleich zu Helmut Nickel einfach näher, der nie Unternehmer, aber ein anspruchsvoller Comickünstler war, mit eigenem Doktortitel und einer späteren Karriere am Metropolitan Museum of Art.
    Geändert von komnenos (06.01.2022 um 08:42 Uhr)

  9. #2759
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    Zitat Zitat von komnenos Beitrag anzeigen
    ... Diese Sicht muss man nicht teilen. ...
    yep

  10. #2760
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    Zitat Zitat von komnenos Beitrag anzeigen
    ...
    Ich tue mich wirklich schwer damit Hegen mit Kauka zu vergleichen, dafür ist der Ansatz Masse vs. Qualität einfach zu unterschiedlich. Hegen war zuvorderst Künstler, aber auch Unternehmer. Kauka war Unternehmer durch und durch, wenn sich etwas zu Geld machen ließ, dann war der künstlerische Anspruch nicht entscheidend. So meine Wahrnehmung, aber wie schon geschrieben, ich bin da kein Experte. ...
    Das lass ich gelten. Obgleich beide von anderen Gezeichnetes unter ihrem Namen herausbrachten, es verstanden, ein produktives Kreativteam zu formen und neben der künstlerischen Arbeit (die bei Kauka, nach dem er anfangs viel gezeichnet hatte, irgendwann fast ganz aufhörte) das Kaufmännische zu beherrschen. Merke: Ein guter Kaufmann kommt mit jedem System zurecht!

    Letztlich hat ja Hegen auch nur noch sporadisch in die Endzeichnungen eingegriffen (und wenn man sich mal das Cover der Nr. 200 ansieht, auch nicht übermäßig gut). Seine SB-Cover waren dann sogar teilweise grausam. Aber die Aufrisse zu machen waren wohl ebenso ein Gerüst für sein Heft, wie die Fibel mit den standardisierten Figuren, die Kauka nach den frühen Jahren für seine Mitarbeiter zur Regel machte, für Fix & Foxi.

    Über Kauka gibts ja recht viel zu lesen (ich hab z. B. einen recht hübschen und informativen Ausstellungskatalog und ein paar Comixenes von früher), nicht nur in der von dir zitierten Comicforschung.

    Helmut Nickel ist natürlich auch ein arrivierter Künstler, ob er allerdings mit einem Team noch bedeutender geworden wäre, muss spekulativ bleiben. Auch Roland Kohlsaat wäre hier zu nennen oder Manfred Schmidt. Aber das führt dann wohl immer weiter in die dt. Comicgeschichte.

  11. #2761
    Mitglied Avatar von komnenos
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    Zitat Zitat von pteroman Beitrag anzeigen
    Das lass ich gelten. ...
    Na da bin ich wohl einer drohenden digedonischen Strafe (bspw. Zählen aller Füße in sämtlichen Mosaikheften incl. Klassifizierung nach Schuhgröße und Evaluierung eines potentiellen Fetischs) entronnen.

    Der Vergleich mit Nickel ist mir einfach sympatischer als mit Kauka. Nickels Geburtsort liegt ja auch nur rund 60km Luftlinie von dem Hegens entfernt, bei Kauka ist es schon die dreifache Distanz, (ein besonders schlagkräftiges Argument!)
    Alterstechnisch liegen Nickel und Hegen nur ein Jahr auseinander, der Abstand zu Kauka sind schon 8 Jahre, (also wenn das nicht überzeugt!)...

    ...dann muss ich noch die ganz große Keule schwingen und darauf hinweisen, dass Nickel auch thematisch (Musketiere, Titanus, Robinson, Winnetou) näher an Hegens Digedagsabenteuern dran war als Kaukas Streichelzoo. Das wäre natürlich bei thematischer Weiterverfolgung der Mosaikhefte 3 und 5 anders geworden.
    Geändert von komnenos (06.01.2022 um 11:47 Uhr)

  12. #2762
    Mitglied Avatar von gbg
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    #ptero , die gezahlten Tantiemen kann ich durch die Original-Abrechnungen (verlag Junge Welt) von Fred Westphal (ar, ABC-Zeitung, Frösi, viele Filmplakate, Buchillus ) bestätigen.
    Er wird in etwa so bezahlt worden sein, wie auch die anderen Zeichner. Und das deckt sich mit Kiesers Entlohnung.

    Tja und an der Schule in Markranstädt, wo auch Kauka lernte, war ich mal im Zuge meiner Berufsberatung. Leider kannten nur ganz wenige Schüler den bekannten Meister

    Nun und zu den Ausführungen der Zeichnungen der Digedags ist schon viel gesagt und geschrieben worden.
    Es kommt darauf an, wann man mit dem Lesen des Mosaik begonnen hat.
    Reni z.B. fand nun wieder die eigenen Zeichnungen der Bücher sicher besser, weil er ja auch die ersten Hefte gut fand.
    Ich oder auch wir finden eben die rundlicheren verjüngten etwas mehr ins räumliche gehenden Figuren augenfreundlicher.

    wahrscheinlich kamen dann die Zeichnungen nicht so an.
    Ein echter Hegenbart beim Mosaik ist aber gerade so eine Zeichnung!!
    Die für mich Schöneren, sind im Kollektiv oder auch direkt zuordenbar von den Zeichnern gestaltet worden.
    Leider erzieheln die, falls mal angeboten die ungleich höheren Preise, da nicht nur Mosaik draufsteht, sondern sie zB. aus der Amerikaserie sind.
    Sicher wird auch der Titel des Hefts 1 einen Abnehmer finden, aber nicht jeder hat dafür das nötige Kleingeld.

    Anders ist es schon mit den "sonstigen" Arbeiten, Karikaturen und Zeichnungen Hegens.

    Allesamt "Echte Hegenbarths". Leider sind sie meist unbekannt und so kann ein geneigter Interessent auch keinen Einblick erhalten. Und weiter leider tut das ZGF alles dafür, damit es auch so bleibt.

    Ich für meine Fälle, finde auch die anderen Zeichnungen, z.B für die Dia-Serien sehr gelungen. Ebenso den begleitenden Schaffensprozess zu einer Endzeichnung. Erstaunlich wieviele Studien dafür nötig waren und sind.

    Und genau diesen Aspekt wollten die beiden Kuratoren Götze und Lang in den weiteren Ausstellungen explizit zeigen.
    Die vorzeitige Verschenkung seines Werks an eine Stiftung, die so gar nichts damit am Hut hat, hat natürlich diesen Plan zunichte gemacht.

    Also wird für die Nachwelt nur bleiben:

    Mosaik von Hannes Hegen, das ist das unpolitische Kinder-Magazin, welches sich 20 Jahre erfolgreich gegen die Machtstrukturen des Volks-Sozialismus wehrte, und dabei ein steter Tropfen für dessen Untergang war. Amen!!

  13. #2763
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Anders ist es schon mit den "sonstigen" Arbeiten, Karikaturen und Zeichnungen Hegens.

    Allesamt "Echte Hegenbarths". Leider sind sie meist unbekannt und so kann ein geneigter Interessent auch keinen Einblick erhalten. Und weiter leider tut das ZGF alles dafür, damit es auch so bleibt. ....

    Und genau diesen Aspekt wollten die beiden Kuratoren Götze und Lang in den weiteren Ausstellungen explizit zeigen.
    Die vorzeitige Verschenkung seines Werks an eine Stiftung, die so gar nichts damit am Hut hat, hat natürlich diesen Plan zunichte gemacht.

    Also wird für die Nachwelt nur bleiben:

    Mosaik von Hannes Hegen, das ist das unpolitische Kinder-Magazin, welches sich 20 Jahre erfolgreich gegen die Machtstrukturen des Volks-Sozialismus wehrte, und dabei ein steter Tropfen für dessen Untergang war. Amen!!
    Bei dir liest es sich immer so, als hätte Hegen seinen Nachlass direkt der Dokumentenvernichtung zugeführt. Will ja gerne glauben, dass u. a. konkrete Pläne die zwei Kuratoren hatten durchkreuzt worden sind. Sowas ist doof, kommt jedoch vor. Dann muss man, wenn man das wirklich will, eben neue Pläne machen und entsprechende Hebel ansetzen. Das ZGF ist kein allmächtiges Geheimarchiv, sondern in erster Linie eine Ansammlung von Bürokraten mit einer beachtlichen Organisationsstruktur mit der Kernaufgabe, Geschichte (also auch Kunst- und Comicgeschichte der ehem. DDR) für alle zu bewahren und zu vermitteln. Logisch, dass sich bei diesem Aufgabenkomplex nicht alles um Hannes Hegen das Mosaik dreht. Also ist eine solche Einrichtung auf "Externe" angewiesen, auch wenn es dem Einen oder Anderen der momentan dort sitzt vielleicht nicht bewusst ist.

    Außerdem ... die Nachwelt beginnt zwar - aber endet nicht mit uns. Und was von Hegen bleibt, könnte auch von dir mit abhängen. Was hier im Forum dazu geschrieben wird, beeinflusst die Nachwelt allerdings eher weniger. Ich finde auch, dass das Lebenswerk von Hannes Hegen ausreichend für sich selbst spricht. Und Lindners Veröffentlichung ergänzt das mit dem, was Hegen selbst über sich und seine Zeit mitteilen wollte. Das wird den meisten Menschen genügen, aber logischerweise ist es nicht mehr als eine Selbstdarstellung. Jeder Biograf, jeder Kurator - sogar jeder Fan vereinnahmt wie auch jede gesellschaftliche Strömung die Kunst nach den eigenen Bedürfnissen und Anschauungen. Ist es da nicht irgendwo ein großes Plus, dass man heute unbehelligt veröffentlichten medialen Darstellungen etwas entgegensetzen kann? Für die tatsächliche Nachwelt zählen nicht eine Hand voll Ausstellungen die geplatzt sind, sondern ob sich Biografen und Kunsthistoriker wissenschaftlich mit der Person und dem Werk von Johannes Hegenbarth auseinandersetzen. Bei umstrittenen und streitbaren Personen wie Hegen wird es nie die eine Publikation oder Ausstellung geben, in der sich die "objektive Wahrheit" widerspiegelt.

    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  14. #2764
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    Weise Worte. Gleichwohl - und ich glaube, das insinuiert gbg - sitzt das ZGF bei Hegens Werk auch auf einem Schatz, der mit der Zeit immer "wertärmer" wird in dem Sinne, dass die Menschen, die mit Hegens Bildergeschichten groß wurden, inzw. stramm auf das Rentenalter zugehen resp. dieses bereits erreicht haben und sich jetzt für seine bis dato ungezeigten Werke interessieren, weil sie dies irgendwann kraft ihres von den Parzen abgeschnittenen Lebensfadens nicht mehr können werden. Lässt man jetzt noch 20, 25 Jahre ins Land gehen, in denen man sich mit der hochwissenschaftlichen Archivierung, Digitalisierung und Kuratierung des Werkes befasst, wird es womöglich kein Schwein mehr interessieren, wenn es doch noch ausgestellt werden sollte. Denn nicht nur Hegen ist ja ein Zeitzeuge, sondern auch alle seine Leser und wenn die wegsterben, wird das Interesse der Nachwelt deutlich bescheidener ausfallen und nahezu auf den akademischen Bereich beschränkt bleiben, fürchte ich.

    Werden die Sachen in den 10 nächsten Jahren nicht gezeigt und weiter versteckt, sind sie praktisch verbrannt für das breite Publikumsinteresse. Ob ich dann vielleicht mit 85 noch irgendwohin zu der ein Vierteljahrhundert lang vorbereiteten Superausstellung pilgern möchte und/oder kann?

  15. #2765
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Da will ich dir gerne zustimmen. Für mich sind das allerdings zwei ganz verschiedene Baustellen. Ob nun wir alten klapprigen Hegen-Jünger zu Ausstellungen pilgern um uns bis dato ungezeigte Werke anzusehen, dürfte die historische Betrachtung, also welche Rolle das Mosaik im politischen System der DDR spielte, kaum bis gar nicht tangieren.
    Für die Historiker sollte es eher ein Segen sein, wenn alle Werke an einem Standort sind. Klar natürlich, dass ein wie auch immer gearteter Zugang möglich sein muss. Das zu gewährleisten ist ja eine Kernaufgabe der Stiftung und muss ggf. eingefordert werden.
    Die zweite Baustelle ist natürlich, dass die Werke für Ausstellungen in der Gegenwart bzw. näheren Zukunft zur Verfügung gestellt werden müssen. Wäre ich Entscheidungsträger der Stiftung, würde allerdings kein Dokument das Haus verlassen, bevor es nicht in bestmöglicher Qualität digitalisiert ist. Exponate müssen auch extern gezeigt werden wenn man möchte, dass sie überhaupt gezeigt werden sollen. Das ist bei der Größe der Sammlung an einem Standort gar nicht möglich. Das ZGF ist ja schließlich kein Mosaik-Museum. Hegen hat sich dafür entschieden, dass die Sammlung (zumindest verwaltungstechnisch und rechtlich) zentral in dieser einen Hand ist. Das muss akzeptiert werden und ich persönlich finde es auch besser, als wenn die einzelnen Exponate nach und nach in alle Winde verweht werden. Zumindest sollten aber die, die der Stiftung übergeben wurden, nicht in privaten Sammlungen verschwinden (selbst wenn im Einzelfall dadurch auch mal ein Werk eher der Öffentlichkeit präsentiert werden könnte). Das ZGF mag nicht der bequemste Verhandlungspartner sein, aber Diplomatie und Projekte zum gegenseitigen Vorteil sind eventuell Voraussetzung um in überschaubaren Zeiträumen etwas in die Wege zu bringen.
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  16. #2766
    Mitglied Avatar von gbg
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    Uhrviech, du alter Idealist: Mache doch mal einen Selbsttest:
    1. suche dir eine schöne Zeichnung oder am besten eine Zeichnung von Edith aus, die NICHT aufgelistet ist. Die haben ja welche.
    1a eventuell noch möglichen Schriftverkehr.
    2. Erkläre dass du darüber einen Aufsatz verfassen möchtest und das Bild dazu verwenden möchtest.
    2a (Reprofähige Ausführung)
    3. Reputation über deine Homepage hast du ja.

    4. Teile mir nach 6 Wochen deine Ergebnisse mit!!!

    5. Ich bin gespannt

    Toi, toi, toi !
    Geändert von gbg (08.01.2022 um 16:09 Uhr)

  17. #2767
    Mitglied Avatar von Borstel
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Uhrviech, du alter Idealist: Mache doch mal einen Selbsttest:
    1. suche dir eine schöne Zeichnung oder am besten eine Zeichnung von Edith aus, die NICHT aufgelistet ist. Die haben ja welche.
    1a eventuell noch möglichen Schriftverkehr.
    2. Erkläre dass du darüber einen Aufsatz verfassen möchtest und das Bild dazu verwenden möchtest.
    2a (Reprofähige Ausführung)
    3. Reputation über deine Homepage hast du ja.

    4. Teile mir nach 6 Wochen deine Ergebnisse mit!!!

    5. Ich bin gespannt

    Toi, toi, toi !
    Die werden Lizenzkosten verlangen, zeitlich kommt es darauf an, wen man anspricht und wieviel man wo nachfragt, Termin vor Ort machen. Ich denke, das ist nur ein Frage, wie hartnäckig man das angeht und wieviel man bereit ist, für seine Ziele zu investieren. Geschenkt und schnell müsste man sich an den Papst wenden .
    Avatar Thanks to Pteroman

  18. #2768
    Mitglied Avatar von gbg
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    Nun in anderen Archiven hat man in der Zeit eine Bestätigung ohne Druck, eventuell, gegen Gebühr sogar die Archiv-Unterlagen als Kopie etc.
    Ich muss einschränken
    Wehrmachts Archiv und Stasi dauern länger.
    Aber innerhalb der 6 Wochen zumindest eine Bestätigung das es dauern kann

  19. #2769
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    @gbg, der alte Idealist Uhrviech wird einen solchen Selbsttest natürlich nicht machen. Warum nicht?

    1. Das scheitert bereits an deinem Punkt 1. Ich bin nicht einmal ansatzweise qualifiziert oder überhaupt eine entsprechende Zeichnung auszuwählen. Du wirst von mir hier im Forum auch kaum einen Beitrag finden, bei dem ich mich zur Qualität und dem Stil verschiedenen Mosaikzeichner äußere. Über ein „das gefällt mir“ oder ein „ab Amerika oder in den ersten Heften gefällt mir das Aussehen der Digedags nicht so sehr“ geht es bei mir nicht hinaus. Natürlich könnte ich mich in das Thema einarbeiten, aber warum sollte ich das tun? Um zu beweisen, dass man Erfolg haben könnte oder das Gegenteil davon? Punkt 1a würde bedingen, dass ich mich noch tiefer in die Problematik einarbeiten müsste – und das mit dem Ziel eine Einrichtung (die scheinbar eh schon nicht sehr umgänglich ist) zu täuschen?
    2. Also das wäre ja der Hammer. Selbstverständlich würde ich mich heute nicht mehr als jemand darstellen, der einen Aufsatz schreiben möchte wenn ich nicht wirklich die Absicht und Qualifikation dazu hätte. Das sind genau solche Aktionen die weder der Stiftung, noch den Fans und schon gar nicht mir selbst etwas bringen würde. Ich habe zudem auch nicht das geringste Engagement das ich dafür in die Waagschale werfen könnte.
    3. Also die Reputation meiner Homepage bewerte ich diesbezüglich als 0 (auf einer Skala von 0 bis unendlich). Dort findest du weder anspruchsvolle Aufsätze noch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Werk der Hegenbarths.
    4. Daraus folgt, es wird kein Ergebnis geben.



    Ich will überhaupt nicht in Abrede stellen, dass es alles andere als einfach ist, mit dem ZGF zusammenzuarbeiten. Auch nehme ich dir ab, dass andere Archive erheblich zugänglicher sein mögen. Das glaube ich also unbesehen und du wird ja auch nicht müde es hier an dieser Stelle zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit rauszulassen. Aber was bringt das? Um etwas zu erreichen ist mit Sicherheit mehr nötig als per Mail, Brief oder Telefonat eine reprofähige Ausführung einer Zeichnung und die Kopie von Dokumenten anzufordern. Vermutlich genügt es auch nicht sich um einen Termin vor Ort zu bemühen. Je nachdem was man erreichen möchte, sind vermutlich verschiedene Voraussetzungen zu schaffen, „Strippen zu ziehen“ und wenn ich von diplomatischem Vorgehen sprechen, dann meine ich bestimmt nicht, die Stiftung mit einer „Fake-Anfrage“ zu testen. Natürlich sollte ein „diplomatisches Vorgehen“ es nicht notwendig sein, wenn man ein Repro veröffentlichen möchte und ggf. dazu noch Kopien von speziellen Dokumenten benötigt. Aber wir sprachen ja auch von anderen Aktionen wie externe Ausstellungen. Das ist schon ein anderes Kaliber, da sollte man schon eine gewisse Reputation nachweisen können und dazu ist auch mehr als ein Termin vor Ort mit evtl. verschiedenen Entscheidungsträgern und Sachbearbeitern nötig. Und ähnliches trifft auch für Projekte zu, die wissenschaftlich arbeitende Biografen und Historiker vorbereiten müssen wenn sie eine Zusammenarbeit mit der Stiftung anstreben. Unter Umständen könnte es auch wichtig sein, wenn man nicht als Einzelperson gegenüber der Stiftung auftritt.

    Was wieder die „kleinen Brötchen angeht“ … zugegeben, ich weiß es nicht besser – aber ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum das ZGF alles dafür tun sollte, damit unbekannte „Echte Hegenbarths“ auch unbekannt bleiben. Vielleicht tut die Stiftung derzeitig nicht genug, damit solche Arbeiten bekannt werden. Aber das ist schon wieder eine Frage der Diplomatie, wie man den gleichen Umstand als Mangel oder böswillige Unterstellung beschreibt.
    In sachlichen Gesprächen muss man auch nicht permanent rumschleimen und seinem Gegenüber permanent Honig ums Maul schmieren. Es ergibt sich in der Regel immer eine Möglichkeit Gegenargumente zu entkräften und auch mal den Finger in die Wunde stecken. Trotzdem kann es manchmal auch nützlich sein, potentielle Verbündete mit Verbindungen zu Stiftung als Partner und Gleichgesinnte zu gewinnen. Das ist nicht immer so einfach, besonders wenn inhaltliche Differenzen bestehen.

    Jetzt bin ich schon wieder etwas abgeschweift und mache es auch gleich noch einmal. Also, was den Selbsttest angeht – da will ich neben dem bereits geschriebenen auch dem Kommentar von Borstel zustimmen (was ja in letzter Zeit auch nicht so sehr oft der Fall war). Personalien kommen und gehen in Einrichtungen wie dem ZGF. Manchmal muss man Umwege gehen, aber auch bereit sein Mittel jeglicher Art zu investieren. Die Sache muss eine Herzensangelegenheit sein!
    Achtung nur bei Langeweile weiterlesen :
    Was ich mir im Leben aus Leidenschaft in den Kopf gesetzt habe, das habe ich in der Regel auch erreicht – schon zu DDR-Zeiten. Zwei lustige Beispiele für Leute die mit den damaligen Realitäten vertraut sind:
    1975 habe ich als Privatperson einen VW-Bus (Bulli Bj. 1951) zugelassen bekommen. Der Trick: Mehrere Gespräche mit den Behörden für Denkmalschutz zum Ausbau einer verfallenen Mühle der freilich aus finanziellen Gründen niemals stattfand. Später hat eine LPG daraus eine wirklich schöne Gaststätte gemacht. Meine Kumpels und ich hatten aber noch ein paar Jahre Freude an dem Bulli und haben 1977 eine der damals bei uns eher seltenen WGs aufgezogen. Dazu war der Bus sehr hilfreich. Vielleicht war das auch ein Grund, warum ich zu diesem Zeitpunkt kaum noch Interesse hatte ein neues Kapitel des Mosaiks mitzugehen… (das kam mir gerade eben erst zu Bewusstsein)
    1984/85 bin ich beim Minister für Elektrotechnik und Elektronik vorstellig geworden und im Ergebnis konnte ich (auch wieder als Privatperson) einen Computer erwerben der damals selbst für Betriebe nur schwer zu beschaffen war. Mein Angebot und Argument: Ich hatte u.a. die Volkshochschule überzeugt, dass ich mit einem Computer als Dozent für sie tätig werden könne und entsprechende Empfehlungen erhalten. Das habe ich dann tatsächlich 2 oder 3 Jahre lang nebenberuflich in meinem Wohnort getan. Mit den VH-Erlösen und Auftragsprogrammierung für Handwerker, VEB und PGH hatte ich meinen finanziellen Einsatz relativ schnell raus. Manchmal flossen aber auch keine Geldmittel. So baute mir ein Betonwerk eine Sauna sowie einen Garagen- und Schuppenkomplex, ich programmierte ihnen dafür ihre gesamte Warenwirtschaft mit der sie dann noch bis zur Wende auf Kleincomputern arbeiten konnten die ursprünglich dafür gar nicht ausgelegt waren und die wir deshalb in einer privaten Elektronik-Firma aufmotzten.

    Für solche Sachen habe ich damals vollen Einsatz gegeben weil es genau mein Ding war… Freilich ist das kein Vergleich zu heute – damals waren alle irgendwie aufeinander angewiesen wenn sich was bewegen sollte. Aber Engagement und Einfühlungsvermögen in das Gegenüber kann sich auch heute noch auszahlen.
    Geändert von Uhrviech (09.01.2022 um 07:46 Uhr)
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  20. #2770
    Mitglied Avatar von gbg
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    Du strafst dich Lügen, siehe oben, ein schöner Aufsatz!

    Ich gehe soweit mit, dass man sicherlich nochmals was anfragen könnte, man soll aber auch erkennen, wenn man dort "verbrannt" ist, deshalb ja über den Mosaiker. Aber auch das klappe nicht.
    Das Problem dort ist eher ein ideologisches, sie können nicht über ihren bundesdeutschen Schatten springen, weil sie den nicht mal erkannt haben.

    Ich vergleiche es mal mit der jetzigen Situation: Sicher weit hergeholt:

    Die AFD würde im Bundestag den Antrag stellen, zu erfahren, welche Meinung die Bundesregierung dazu hat, dass die Sonne im Osten aufgeht.
    Dort würden alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, diese Anfrage nicht auf die Tagesordnung zu stellen.

    Denn dann müsste man Offensichtliches zugeben, aber eben nicht vor Leuten, die sie nicht leiden können, weil diametral anderer Meinung.

    Praktisch sind wir schon gar nicht qualifiziert im HDG irgendetwas zu wollen, schließlich ist "man" der Sieger der Geschichte.

    Das sind meine persönlichen Schlussfolgerungen aus den ganzen Jahren.
    Geändert von gbg (08.01.2022 um 21:09 Uhr)

  21. #2771
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Ganz im Ernst: Was willst du uns mit dem AfD-Vergleich erklären und warum? Habe das 3 Leuten vorgelesen und KEINER versteht es. Sehe ich das richtig: Die AfD hat Recht, es kann und will nur niemand zugeben? DANN ist es schlimmer, als ich dachte.

  22. #2772
    Mitglied Avatar von Remory
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    Warum sollte man im ZGF keine Anfragen bearbeiten? Die BMC hat das für eine Reihe von Bildern getan. Fragt mal Predantus. Wenn ich mich recht erinnere, fragte er nach einer Genehmigung zum Abdruck im Mosa-icke, die ihm gegen eine Gebühr auch gewährt wurde.

  23. #2773
    Mitglied Avatar von Nante
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    D
    Die AFD würde im Bundestag den Antrag stellen, zu erfahren, welche Meinung die Bundesregierung dazu hat, dass die Sonne im Osten aufgeht.
    Dort würden alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, diese Anfrage nicht auf die Tagesordnung zu stellen.
    Mal ganz ehrlich: ICH würde auch alle Hebel in Bewegung setzen, um zu verhindern, daß mit so einer bescheuerten Anfrage Zeit und (Steuer) Geld verschwendet wird; - EGAL von welcher Partei er kommt.

    Und was die "Sieger der Geschichte" angeht: Ich lebe ja nun seit über 25 Jahren unter ihnen und habe bis jetzt ehrlich gesagt noch keinen getroffen, der sich als solchen betrachtet. Eher wird im Gegenteil eine "DDRisierung" der "alten" Republik bejammert, was natürlich auch Quatsch ist.
    Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
    (angeblich) Anton Tschechow

  24. #2774
    Moderator Digedags Forum Avatar von Uhrviech
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    Zitat Zitat von gbg Beitrag anzeigen
    Du strafst dich Lügen, siehe oben, ein schöner Aufsatz!
    ... schön vielleicht nicht, aber mit Engagement geschrieben. Aber leider geht es in ihm nicht um einen "Echten Hegenbarth", sondern darum wie verzweifelt du hier mit den merkwürdigsten Vergleichen aus Dingen die einfach nur besser funktionieren könnten, schräge politische Thesen aufstellst.
    Wir haben schon lange verstanden wie du und vielleicht auch warum du so denkst. Es muss nicht permanent wiederholt werden, dadurch wird es weder zutreffender, noch wirst du auf diesem Wege deine eigenen Ziele besser oder schneller erreichen.
    Es grüsst
    Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben

  25. #2775
    Mitglied Avatar von gbg
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    Zitat Zitat von Remory Beitrag anzeigen
    Warum sollte man im ZGF keine Anfragen bearbeiten? Die BMC hat das für eine Reihe von Bildern getan. Fragt mal Predantus. Wenn ich mich recht erinnere, fragte er nach einer Genehmigung zum Abdruck im Mosa-icke, die ihm gegen eine Gebühr auch gewährt wurde.
    Ja weiß ich, beim Mark Lehmstedt hat es auch funktioniert, deshalb hatten wir gedacht das es normal geworden sei, ist es aber nicht. Keine Ahnung, muss an mir liegen

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