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Ergebnis 1.201 bis 1.212 von 1212

Thema: Just my 2 cents - (nicht ganz so kurze) Reviews von God_W.

  1. #1201
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Geheimakte Labrador (André Milewski)

    Nach dem Indy-Shorty () folgte alsbald mein erster „richtiger“ Milewski. Die Geheimakten sind die langlebigste und auch erfolgreichste Reihe des Autors und man muss nicht lange suchen um zu erraten, welche Filmreihe dafür Pate stand.

    Wir schreiben das Jahr 1952 in Oslo, wo der junge Deutsche Max Falkenburg in einem Museum arbeitet, und Trübsal bläst, weil er unter unschönen Umständen sein Archäologiestudium aufgeben musste. Deutsche waren zu der Zeit eben nicht allzu beliebt, so hat er noch Glück, dass sich der Museumsdirektor, ein alter Freund seines Vaters, sich seiner angenommen hat. Doch es dauert nicht lange, da zieht ein Einbruch in das Museum weitreichende Folgen nach sich. Unversehens wird Max in ein lebensgefährliches Abenteuer hineingezogen, eine Hetzjagd über mehrere Kontinente, bei der Gewaltiges auf dem Spiel steht, wie die alles entscheidende Frage: Gibt es den Hammer des Donnergottes wirklich?…



    Ihr merkt, so ganz neu ist das Schema nicht, aber das will es eben auch gar nicht sein. Meines Erachtens haben wir hier einen astreinen, waschechten Vertreter der sogenannten Trivialliteratur, und das ist keineswegs abwertend gemeint! Ich bin von klein auf Freund der Trivialkultur, das Wort habe ich nur sehr viel später von Deutschlands größtem Kaiju-Fan, dem Comicschaffenden Jörg Buttgereit gelernt. Pulp-Movies, Godzilla, Gamera, Gappa, die Fortsetzungsfilmchen, die es früher an den Nachmittagen in den Kinos gab (vor allem in Amerikanischen) mit ihren wilden Cliffhangern, das ist abenteuerliche Unterhaltung in Reinkultur! Gerade letztere waren großes Vorbild für die Filmemacher hinter der Indiana-Jones-Reihe und exakt in diese Kerbe schlägt dieser erste „Geheimakte“-Band.

    Nein, da bewegen wir uns sprachlich nicht auf einem Niveau von Victor Hugo oder J. R. R. Tolkien, nein, da werden keine tiefpsychologischen Charakterstudien ausgebreitet, da geht es einfach nur kopfüber ins Abenteuer und in kurzweilige Unterhaltung, ein paar Stunden raus aus dem Alltag, rein in die Lederjacke, nicht mehr, aber auch nicht weniger.



    Die Charakterbeschreibungen und Hintergründe der Protagonisten sind ausreichend detailliert und sicherlich erfahren wir da in den weiteren Bänden noch mehr, zumindest was die Überlebenden angeht. Gestorben wird nämlich durchaus reichlich in dem Buch, und das nicht gerade zimperlich, was Gewalt angeht. Allgemein gibt es reichlich Action und es wird nie langweilig. Grundsätzlich haben wir hier zwar schon viele stereotype Versatzstücke nach bekanntem Muster, aber der mutig geradlinige Mix ist heutzutage gar nicht mehr wirklich oft anzutreffen, weil jeder meint, er müsse das Rad neu erfinden. Ich finde es gerade erfrischend, dass das nicht die Intention von André Milewski ist, auch wenn ich den kleinen Twist im Personalstamm schon recht früh kommen sah.

    Inspirationsquelle für dieses erste Abenteuer war neben Indy ganz klar Carl Barks, denn wenn man als Autor schon Comicfan ist, weshalb sollte man sich nicht von einem der größten Erzähler seiner Zunft Anregungen holen? Die wunderbare Story „Der Goldene Helm“, in der Donald als Wärter in einem Wikinger-Museum arbeitet durfte ich Krümelchen vor einiger Zeit aus einem der Barks Classic Taschenbücher vorlesen, weshalb ich die noch sehr gut im Gedächtnis hatte, das hat mich während der Lektüre manchmal schön zum Schmunzeln gebracht. Zusammenfassend also: Nein, keine große Kunst, aber ja, ein großer, äußerst unterhaltsamer Spaß.

    7,5/10



    PS: Zum 10-Jährigen Jubiläum der Geheimakten gab es das Buch in einer schick aufgemachten Taschenbuch-Ausgabe mit Ausklappbarer Broschur und Glyphen-Optik bei Kapitelstart. Schon cool.
    Geändert von God_W. (16.09.2024 um 14:32 Uhr)
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  2. #1202
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    Der Incal 3 – In tiefsten Tiefen

    Es beginnt mit einer Horde Psycho-Ratten und endet damit, dass die Sonne vom Schatten-Ei der Techno-Techniker verschlungen wird. Dazwischen passieren allerlei wilde und abstruse Dinge, vollgestopft mit Metaphern und philosophischen Ansätzen, die Interpretationsspielraum bieten. Mir persönlich gefällt da vieles sehr gut, sowohl optisch als auch erzählerisch, letzteres aber vor allem in den Passagen, in der die Erzählung zumindest ein wenig geerdeter und stringenter vorangetrieben wird. Das sind die Abschnitte, in denen der schelmenhafte Romancharakter des Ganzen zu Tage tritt, den Jodorowsky im nachfolgenden Bonusmaterial beschwört, so gefällt mir zum Beispiel die Beziehung zwischen Kill Hundeschnauze und John Difool sehr gut. Andere Teile sind mir dann doch zu abgehoben und/oder kryptisch. Mal sehen wie es weiter geht. Ach ja, ich mag den Betonpapagei.
    Geändert von God_W. (17.09.2024 um 08:05 Uhr)
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  3. #1203
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    Kitaro vom Friedhof 4 – Der Vampir Elite

    Weiter geht die wilde und kurzweilige Yokai-Hatz. Am Ende des dritten Bandes ist Kitaro in die Fänge des schrägen, aber nichtsdestotrotz gefährlichen Vampirs mit dem Namen Elite geraten, wird es gelingen ihn aus dessen Schloss zu retten?

    Noch schauriger, optisch teils beeindruckend und vor allem richtig cool wird es in der Höhle der „Yokai Bestie“. Das Siegel, welche diese über viele Jahre gefangen hielt wurde nämlich durch Bauarbeiter zerstört, weshalb das Biest sich jetzt anschickt die Zeit der Menschen zu beenden und das Zeitalter der Yokai einzuläuten.

    Ich habe weiter immens viel Spaß an der Reihe, lese häppchenweise meist zwei bis drei Kapitel, nachdem ich einige Bahnen schwimmen war und überwinde seitdem viel öfter den inneren Schweinehund, wenn es darum geht ins Schwimmbad zu fahren.
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  4. #1204
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    Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster (John Scalzi)

    Hatte ich bei meiner Rezi zu „Geheimakte Labrador“ was von Trivialliteratur geschrieben? Hier haben wie so etwas wie das absolute Paradebeispiel aus diesem Genre, allerdings im wahrlich besten Sinne.

    Jamie ist ein junger, dynamischer Hippster wie er im Buche steht. Der Workaholic arbeitet für ein junges Startup und sprüht nur so vor innovativen Ideen, mit denen er die Firma voranbringen und somit auch die eigene Karriere boostern kann. Sein Chef, ein privilegierter Milliardärssohn, der die Kohle für das Startup vom Papa bekam, klaut diese Ideen kurzerhand und setzt Jamie vor die Tür. Pünktlich zum Start der Corona-Pandemie darf der jetzt für einen Lieferdienst Essen ausfahren.



    Dabei klingelt er eines Tages an einer Tür, um eine Bestellung abzuliefern und trifft unverhofft einen alten Bekannten von der Uni. Der hat bei einer äußerst mysteriösen „Tierschutzoragnisation“ offenbar ordentlich Karriere gemacht und bietet Jamie einen Job an, den Job seines Lebens…

    Kennt Ihr das, wenn ein Film losgeht, Ihr den Hauptdarsteller vom Fleck weg sympathisch findet, schon nach den ersten Minuten ein hassenswerter Gegenspieler da ist und der „Held“ böse in der Misere landet? Dann bietet sich eine außergewöhnliche Gelegenheit, die Story geht zügig voran und bei jedem Step denkt man sich – Mann wäre das cool, wenn jetzt dies oder jenes passieren würde! Und weil der Streifen so vorhersehbar ist passiert dann auch immer genau dies oder jenes! Weil es aber so cool ist und total Spaß macht ist es Euch vollkommen egal, dass Ihr schon wisst, was gleich passiert, weil Ihr wissen wollt WIE es passiert und wie sie es umgesetzt haben. Und dann ist die Umsetzung mindestens so cool, wie Ihr es Euch erhofft habt, wenn nicht sogar NOCH cooler!



    Genau so ein Buch haben wir hier. Deshalb bietet es kaum Überraschungen, deshalb ist es auch zügig durch, weil es sich liest wie geschnitten Brot, aber deshalb macht es auch so immens viel Spaß, wie ein richtig geiler Burger mit richtig knusprig heißen Fritten und übergenialer Soße. Ja, Fastfood, aber sooo geiles! Fast Food fürs Hirn, für mich als Kaiju-Fan von klein auf ein wahres Fest! Was würde ich mir wünschen, dass da noch weitere Bände folgen, aber da der Autor mit seinen Sci-Fi Anthologien (Krieg der Klone, Imperium der Ströme etc…) so erfolgreich ist, wird dieser One-Shot wohl alleine bleiben. Aber wer weiß?



    Der Cross Cult Verlag hat das kleine Schmuckstück neben der 16€ Taschenbuchausgabe auch noch im schicken Hardcover mit Schutzumschlag, rot glänzender Prägung, zweifarbigem Schnitt, Lesebändchen und beiliegendem Druck veröffentlicht. Als Fan der Riesenmonster musste ich mir die natürlich gönnen. Wer den Riesenmonstern nicht abgeneigt ist und Spaß an Parallelweltstories und dergleichen hat, vor allem wenn sie frisch, modern und mit allerlei Seitenhieben auf die Popkultur gespickt sind, unbedingt zugreifen!

    8,5/10

    Was musste ich mich beherrschen keine 10/10 zu geben, aber im Grunde ist es halt Trash.
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  5. #1205
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    Zitat Zitat von Starwatcher Beitrag anzeigen
    Ba!d 3 von Gefährten der Dämmerung wird Dir sicher gefallen. Das ist mit das beste von burgeon und das sittengemälde des Mittelalters ist der Wahnsinn
    Da hattest Du wohl Recht.





    Die Gefährten der Dämmerung 3 – Das Fest der Narren

    Na das war ja was. Ein ganz anderer Ton, als in den ersten beiden Bänden angeschlagen wurde, die Fantasyelemente werden nahezu gänzlich getilgt, um Platz für ein detailliert ausgearbeitetes Drama vor einer ausgesprochen realistisch anmutenden Mittelalterkulisse zu machen. Das ist ehrlich gesagt so anders, und den Protagonisten widerfahren derart unvorhergesehene Dinge, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass Bourgeon beim Start der Reihe schon einen Plan gefasst hatte, wie diese Geschichte mit dem dritten Band weitergehen, bzw. abgeschlossen werden sollte.

    Sei es drum, waren die ersten beiden Alben äußerst unterhaltsam und schick gezeichnet, so nimmt dieser Abschluss in Sachen Tiefe und Detailreichtum schon beinahe romanhafte Züge an. Auch zeichnerisch packt der Künstler nochmal eine Schippe drauf, das sieht einfach fulminant aus und der von Splitter glücklicherweise beigelegte Kunstdruck ist einfach wunderschön. Nur vor viel Text darf man keine Scheu haben, das kennt man ja von Bourgeon, auch wenn es hier nicht ganz so ausufernd ist wie bei der „Zeit der Blutkirschen“, dann entführt er einen in eine der wohl authentischsten Mittelalterwelten, die es in Comicform gibt.
    Geändert von God_W. (18.09.2024 um 20:55 Uhr)
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  6. #1206
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Na immerhin, zumindest zwei der von Dir genannten Werke warten auch schon hier auf dem K2.

    Kleiner Funfact: Am Buddenbrook-Haus waren wir in dieses Jahr im Urlaub mal.
    Da die Lieferung des Romans, den mir der gute kormoran empfohlen hat noch auf sich warten lässt und mir grad langweilig ist, habe ich hier mal ein bisschen brainstorming betrieben:

    https://www.comicforum.de/showthread...76#post5915376

  7. #1207
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Coraline

    Den Roman von Neil Gaiman habe ich nicht gelesen, aber als Animationsfilm-Fan habe ich den Stop Motion Film schon mehrfach gesehen, wobei die letzte Sichtung da auch schon einige Jahre zurückliegt. Ich will damit auch nur sagen, dass ich nicht beurteilen kann, wie nah Film oder Comic an der Vorlage geblieben sind, könnte mir aber vorstellen, dass sich P. Craig Russell, der ja schon reichlich Gaiman-Material in Comicform gegossen hat, dichter am Original hält.

    Die wunderschöne und ordentlich gruselige Geschichte um die kleine Coraline, die sich von ihren Eltern vernachlässigt fühlt und in dem neuen, schaurigen Haus, in welches sie kürzlich gezogen sind, eine Tür in eine andere Welt entdeckt, ist ein klassischer Gaiman. Äußerst fantasievoll, düster, oft auch traurig und deprimierend, sogar angsteinflößend, aber immer mit einem hoffnungsvollen Silberstreif am Horizont und ganz viel Gefühl. Diese Emotionen zu transportieren gelingt auch Russell wieder sehr gut, auch wenn ich mir weiterhin zumindest ein paar mehr Details in seinen Zeichnungen wünschen würde, also was die Umgebung und Hintergründe angeht. Seine Figuren, Mensch wie Tier, finde ich auch so sehr ausdrucksstark.
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  8. #1208
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Der Incal 4 – In höchsten Höhen

    Okay, da passiert mal wieder so Einiges. Da wird verraten, geklont, geschmolzen, wieder zusammengesetzt, vor allem wird vereinigt, vereinigt um eventuell die Chance zu haben, die 10.000 Schatten-Eier abzuwehren. Andernfalls droht der Menschheit, ach was, der ganzen Welt die unendliche Finsternis. Ob es da viel hilft, wenn John Difool sich überbachelormäßig gegen Millionen andere Bewerber behauptet und die Königin der Berk pimpert? Wir werden es (hoffentlich) erfahren, in den beiden abschließenden Alben.

    Schön bunt, ganz schön verrückt, mit sehr witzigen, aber ebenso vielen recht anstrengenden Passagen. Öfter mal habe ich das Gefühl, dass gewisse Szenen nur erdacht wurden, um optische Ideen umsetzen zu können, die jemand im Drogenrausch ersonnen hat. Vielleicht ist das aber auch tiefphilosophisch und ich habe nur keinen Draht dazu. Auf jeden Fall wird reichlich Abwechslung für die Augen geboten und wie es ausgeht will ich auch wissen.
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  9. #1209
    Mitglied Avatar von Diskomo
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    Pension Schöller
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    Obacht - Alle tot.




























    Vermute ich mal.
    Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.

  10. #1210
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Öfter mal habe ich das Gefühl, dass gewisse Szenen nur erdacht wurden, um optische Ideen umsetzen zu können, die jemand im Drogenrausch ersonnen hat.
    Das ist ja gerade das Geniale an Moebius, dass es tatsächlich so ist, dass die Bilder nicht unbedingt den "Plot" illustrieren, sondern dass Plot aus Bildern erwächst. Im Incal sicher etwas weniger wie in seinen "eigenen" Werken, aber auch da durchaus sichtbar, zumal Jodorowsky natürlich jemand ist, der mit dieser Art "graphischen Erzählens", wo tatsächlich das Bild die Erzählung und nicht nur ihr Gehilfe ist, etwas anfangen kann. Denn ganz sicher ist es bei beiden Künstlern auf Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen zurückzuführen, dass sie die optische Idee als dem Plot gleichwertig betrachten. Für mich war das, als ich zum ersten Mal Comics von Moebius gelesen haber, ein Augenöffner. Hier wird aus dem Kunsthandwerk, Geschichten möglichst dynamisch und hübsch aussehend zu illustrieren, wirkliche Kunst, weil die Graphik quasi zum Autor der Geschichte erhoben wird. Das hat mir lange schon eingeleuchtet, bevor ich selber meinen ersten LSD-Trip hatte.

  11. #1211
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Hmnja. Mit chemischen Drogen hab ich's nicht bzw. hatte ich noch nie was am Hut, und bei natürlichen Substanzen halte ich mich seit geraumer Zeit an die legalen Vertreter. Auch als es die Legalisierung gab bin ich dahingehend nicht wieder aufgesprungen.

    Der große Augenöffner ist der Incal für mich bislang nicht, auch wenn ich schon nachvollziehen kann, dass es damals vielleicht anders war, weil es in der Richtung vermutlich kaum Vergleichbares gab.

    Klar, gerade bei den franko-belgischen Klassikern erlebt man oft, dass der Text nur wiedergibt, was im Panel eh zu sehen ist, oder das Panel nur dazu da war, den Text zu illustrieren. Aber auch früher gab es dahingehend schon andere Beispiele meine ich, wo die Bilder tatsächlich erzählerisch genutzt wurden und teilweise sogar ganz ohne Text auskamen. Eisner zum Beispiel konnte schon früh mit einem Bild mehr erzählen als andere mit einer halben Seite Text, so zumindest mein Gefühl.
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  12. #1212
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    Was Du beschreibst, ist aber nicht das, was ich meine. Es geht mir nicht darum, dass Comics ohne viel Text auskommen oder dass ein einziges Panel schon sehr viel erzählt. Auch ein Comic, das überhaupt keinen Text hat, ordnet sich meistens der Geschichte unter, die es illustriert. Mit der Textmenge hat das nichts zu tun. Sondern damit, dass eben erst eine Geschichte da ist und dann zu der Geschichte Bilder gefunden werden. Bei Moebius (und natürlich nicht nur bei ihm, aber bei ihm halt am Prominentesten) ist aber eben manchmal erst das Bild da (das ist genau das, was Du oben in Bezug auf den Incal meintest, dass ein optischer Einfall die Szene vorgibt). Der Arzach ist so ein Beispiel für so ein Comic, der eindeutig keiner Geschichte, sondern den Bildern folgt. Oder dieser Comic mit dem Typen, der durch alles Mögliche immer weiter in die Tiefe fällt, bis er am Ende aufschlägt und es einen Atompilz gibt. Da erzählen nicht in erster Linie Bilder eine Geschichte, sondern es werden Bilder erzählt. Und das finde ich als Verabsolutierung von "grafischem Erzählen" sehr überzeugend. Und wie gesagt: Das hat mir schon eingeleuchtet ohne die entsprechenden psychedelischen Erfahrungen (ich sage das, weil ich eben nicht finde, dass man das alles immer nur als "ist denen halt im Drogenrausch eingefallen" und "um das zu goutieren, muss man das genommen haben, was die genommen haben" abtun kann).

    Im Übrigen will ich hier auch gar nicht überzeugen, sondern nur mitteilen, dass das, was Dich nicht überzeugt, gerade das ist, was mich bei Moebius abholt.

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