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Ergebnis 351 bis 375 von 391

Thema: Leben mit Comics - Übersetzungen, Kiosk, Buchhandel, VÖ-Termine, Lieferdauer usw usf

  1. #351
    Mitglied Avatar von eis
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    Zitat Zitat von Mervyn Beitrag anzeigen
    Der Zug mit den Spiegeln ist doch schon längst abgefahren.

    Nächstes Jahr erscheint Taniguchis "Vertraute Fremde" in einer neuen Ausgabe in original japanischer Leserichtung.
    Da hast Du recht, muss ja nicht unbedingt richtig sein. Es haben sich ja auch Fotos von Personen bei der Wahlwerbung durchgesetzt. Es ist aus Marketingsicht die richtige/unvermeidbare Entscheidung.

  2. #352
    Mitglied Avatar von eis
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    Ich muss zur Arbeit, deswegen auf die Schnelle (als provozierender Denkanstoß, kein Manifest meiner (nicht vorhandenen) gottgleichen Weisheit):



    Spiegeln oder nicht? Gehen wir davon aus, dass der Zeichner sich der Wirkung der Leserichtung bewusst ist, und sie als erzählerisches Mittel einsetzt muss man Mangas spiegeln.

    Erklärung: Der westliche Kulturraum "liest" Bilder von leicht über der Mitte beginnend, dann rechts und wandert dann nach links. Linien, die dieser Bewegung folgen, werden als angenehm empfunden. So startet das Flugzeug in einer Werbung fast immer von rechts unten nach links oben. Linien gegen diese Richtung werden zuerst als "Achtung!" empfunden. In der Tunnelsequenz bedeutet dies Folgendes:

    Seite 137: Eigentlich idyllisch, der Zeichner deutet die kommende Krise durch die Bewegung der drei Wanderer nach rechts an. Im zweiten Panel wird der Leser durch die sich nach links drehenden Schienen in den Tunnel hinein. Der Seitenaufbau ist durch gerade Linien geprägt.

    Seite 138: Das erste Panel hat ein Gewicht auf der rechten Seite, die linke Seite bleibt leer. Völlig unausgewogen was das Bild rechtslastig macht, obwohl der Blick des Mannes nach links gerichtet ist. Das Drama kommt schon alleine durch diese Komposition. Die letzte Zeile beginnt mit schrägen Panelkanten, die zusätzlich durch eine Sprechblase gebrochen wird. Die drei Personen rennen nach rechts. Die Dramatik wird unerträglich.

    Seite 139: Die Auflösung. Die Menschen finden eine Nische und betreten diese von rechts nach links - in die Bildharmonie hinein. Die Frau erreicht diese Rettung nach der Flucht aus der rechten Richtung - gegen die harmonische Richtung - und wird diese in der Nische beenden. Danach die Entspannung: Die Panelkanten werden wieder gerade, die dominierende Bildrichtung ist wieder von rechts nach links, was die Entspannung unterstreicht.

    Eine grandios komponierte Sequenz, die allerdings für europäische Leser nur in derr vorliegenden gespiegelten Form greift.
    Geändert von eis (25.05.2024 um 18:02 Uhr)

  3. #353
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von eis Beitrag anzeigen
    Erklärung: Der westliche Kulturraum "liest" Bilder von leicht über der Mitte beginnend, dann rechts und wandert dann nach links. Linien, die dieser Bewegung folgen, werden als angenehm empfunden. So startet das Flugzeug in einer Werbung fast immer von rechts unten nach links oben. Linien gegen diese Richtung werden zuerst als "Achtung!" empfunden.
    Da hab ich doch starke Zweifel. Die logische Bewegungsrichtung wäre immer von links nach rechts. Das einzige was dagegenspricht: In den Wochenschauen der Nazis starteten deutsche und natürlich siegreiche Flugzeuge auch immer in dieser Richtung. Was dazu führte, dass Georg Seeßlen sich zu dem Statement hinreißen ließ, dass diese Darstellung in Comics Nazi-Propaganda sei (er ist aber wohl eh kein Freund von Fliegercomics).

    Im übrigen entwickeln Comiczeichner immer eigene Vorlieben. Ich vermeide z.B. nach Möglichkeit Achsensprünge, Martin Frei verfolgt die Theorie, dass die Protagonisten möglichst zur Seitenmitte schauen sollten. Was zwangsläufig zu Achsensprüngen führt.

    Hier ein etwas älterer Artikel über "Bewegung im Comic" aus dem COMIC!-Jahrbuch 2005. Die Rechts-Links-Problematik wird auch kurz gestreift. Von Hergé ist übrigens bekannt, dass Tim mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit ein Ungemach widerfährt, wenn er nach rechts geht. Übertragen auf die startenden Flugzeuge wäre das also ein warnendes Omen.
    Geändert von Mick Baxter (25.05.2024 um 19:33 Uhr)
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  4. #354
    Mitglied Avatar von frnck1960
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    Zitat Zitat von Karate Lothar Beitrag anzeigen
    Stimmt! Da mutiert dann selbst der „Left-handed Swordsman“ wieder zum Rechtshänder, wie es sich für einen anständigen Deutschen schließlich auch geziert. Fehlen eigentlich nur noch die blauen Augen und...äh, ja...der von dir angesprochene Respekt.

    Sch.... Rechtshänder!


    btw. zähle ich als Linkshänder eigentlich zu den LGBTQ+-Typen?

  5. #355
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Also ich bin einer der sowieso alle Meinungen gelten lässt, einfach weil es spannend ist andere Eindrücke zu bekommen.
    Den Eismann betreffend bin ich weiterhin nicht wirklich überzeug, ich bin Purist und möchte das Kunstwerk sehen und erleben wie vorgesehen.
    Weil ich ja auch amateurhaft Comics mache bin ich da möglicherweise etwas mehr drauf fokussiert als andere hier. Mich würde es ungemein ärgern wenn jemand etwas ändert wo man ewig dran gesessen hat, denn Comics machen ist eine elende Plackerei.

    Kleiner Einwurf an den Karate Mann, das war Steve Oliff, Pat Oliffe ist zwar auch Zeichner aber eher bekannt für Untold Tales of Spider-Man z.B.

    Jedenfalls bin ich mit der Master Edition so nicht zufrieden. Bisher holt mich auch sprachlich nur Dani mit den Mangas richtig ab, ansonsten bevorzuge ich englische Übersetzungen.

  6. #356
    Mitglied Avatar von eis
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Da hab ich doch starke Zweifel. Die logische Bewegungsrichtung wäre immer von links nach rechts.
    Wenn Du deine Emotionen mit Quellen Validieren könntest, würde das einer Diskussion förderlich sein. Ich müsste meine alten Unterlagen mit den Studien aus der Marktforschung raussuchen, um über den kurzen bereits verlinkten Text hinaus meine Aussage zu erhärten. Nach kurzem Nachdenken muss ich hinzufügen, das meine Informationen nun schon Jahrzehnte alt sind und ich die Erkenntnisse von damals noch nicht hinterfragt habe. Ich könnte mittlerweile falsch liegen. Wenn jemand aktuellere Quellen hat, es würde mich sehr freuen.

    @Dino: Ich kann deinen Standpunkt völlig nachvollziehen.

    Ich würde Taniguchi zu gerne zu dem Thema befragen. Hat er mit seiner, wie ich es erkennen möchte, überaus durchdachten Bildkomposition die von mir unterstellte Aussage vermitteln wollen? Wenn ja, wie möchte er seine Geschichten in einem Land zeigen, das u. U. andersherum denkt.

    Zum Thema Übersetzung: In den Anfangstagen des Manga-Booms hatte ich ein Gespräch mit einem der Ehapa-Übersetzer. Der war mit einer Veröffentlichung unseres Gesprächs nicht einverstanden, da die japanischen Verlage sehr aufmerksam jegliche Interviews verfolgten und eine falsche oder mehrdeutige Formulierung zu Problemen hätte führen können. aber wie schon geschrieben, alles lange her.

    Konnte hier jemand meine Argumentation an der gezeigten Seite unter er Berücksichtigung meiner Prämissen nachvollziehen, oder habe ich schon damals einen Denkfehler in meiner Argumentation?
    Geändert von eis (25.05.2024 um 20:18 Uhr)

  7. #357
    Mitglied Avatar von eis
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    Taniguchi ist leider 2017 verstorben.

  8. #358
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von eis Beitrag anzeigen
    Wenn Du deine Emotionen mit Quellen Validieren könntest, würde das einer Diskussion förderlich sein. Ich müsste meine alten Unterlagen mit den Studien aus der Marktforschung raussuchen, um über den kurzen bereits verlinkten Text hinaus meine Aussage zu erhärten. Nach kurzem Nachdenken muss ich hinzufügen, das meine Informationen nun schon Jahrzehnte alt sind und ich die Erkenntnisse von damals noch nicht hinterfragt habe. Ich könnte mittlerweile falsch liegen. Wenn jemand aktuellere Quellen hat, es würde mich sehr freuen.
    Wenn bei Flugzeugen Starts rechts nach links, also entgegen der Leserichtung, besser funktionieren, wie geht das dann mit deiner Argumentation zusammen, dass Comics nur in der korrekten Leserichtung gelesen werden können?
    Geändert von Mick Baxter (25.05.2024 um 20:39 Uhr)
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  9. #359
    Mitglied Avatar von eis
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    Danke, das ist völlig richtig als falsch erkannt. Der Steuwesant Flieger startete natürlich links unten. Ich habe versucht, per Google die alten Anzeigen zu finden. Hat leider nicht funktioniert. Aber Mick hat völlig recht, das ist der erste Fehler.

  10. #360
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    Wird die (anfängliche) Blickführung einer Bildbetrachtung nicht sowieso erst durch Bildaufbau/-komposition, Perspektive, Symmetrien/Asymmetrien usw vom Zeichner selbst gelenkt bzw. sogar wortwörtlich durch das Bild oder die Comicseite geführt? Falls ja, kann eine Spiegelung per se schonmal nicht im Sinne des Künstlers und der Kunst im Allgemeinen sein. Falls nein, ....ja dann ooch nicht. :D


    Zitat Zitat von frnck1960 Beitrag anzeigen
    Sch.... Rechtshänder!


    btw. zähle ich als Linkshänder eigentlich zu den LGBTQ+-Typen?
    Also wennde deinem Kumpel mit der Linken einen von der Palme wedelst, möglicherweise schon. :D ;)


    Zitat Zitat von dino1 Beitrag anzeigen
    ....
    Kleiner Einwurf an den Karate Mann, das war Steve Oliff, Pat Oliffe ist zwar auch Zeichner aber eher bekannt für Untold Tales of Spider-Man z.B......
    Verdammt, hätt ich vorher halt doch noch Google anschmeißen sollen....oder bessa gleich den Publikumsjoker? :D


    Zitat Zitat von eis Beitrag anzeigen
    ....
    Konnte hier jemand meine Argumentation an der gezeigten Seite unter er Berücksichtigung meiner Prämissen nachvollziehen, oder habe ich schon damals einen Denkfehler in meiner Argumentation?
    Naja, die Schiene in Panel 2 ist meines Erachtens jedenfalls schonmal rechts- und nicht linksdrehend. Welche - oder ob überhaupt eine - Auswirkung dies jedoch auf deine Argumentation hat, kann ich allerdings nicht beurteilen.

  11. #361
    Mitglied Avatar von eis
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    Ich habe jetzt eine Werbung gefunden mit dem startenden Flugzeug von links unten nach rechts oben. Für mich leider auch einen Aufsteller, der meine These widerlegt. Somit habe ich einen schlechten Beleg auch noch falsch beschrieben. Wobei die Aussage aus meinem verlinkten Text in seiner verkürzten Form immer noch meine Grundthese stützt.

  12. #362
    Mitglied Avatar von eis
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    Ich hatte meinen Wissenstand von damals ja schon beschrieben: Erster Blick auf die überhöhte Mitte, dann die Suche nach den Reizen, dann links nach rechtes, oben nach unten. Nun kommt der Künstler und arbeitet mit den Vorgaben, weil er mit seiner Bildkomposition etwas Aussagen möchte. Ich hoffe mal, wenigstens das habe ich nicht so falsch beim Beispiel beschrieben. Natürlich kann ein Künstler vom Format eines Frank Quitely genau an diesem Punkt ansetzten, und den Leser vorschreiben, wie er zu lesen hat. Was eine völlig andere Bedeutung hat. Aber auch er weiß, wie es "normal" läuft und spielt damit. Ganz großes Kino. Sein Beitrag zur Multiversity Reihe ist fantastisch. Das Wissen beider Künstler um die Bewegung in Bilder ist sichtbar, was sie damit anstellen erfrischend kontrovers.

  13. #363
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    Zitat Zitat von Karate Lothar Beitrag anzeigen

    Naja, die Schiene in Panel 2 ist meines Erachtens jedenfalls schonmal rechts- und nicht linksdrehend. Welche - oder ob überhaupt eine - Auswirkung dies jedoch auf deine Argumentation hat, kann ich allerdings nicht beurteilen.
    Ein schöner Punkt. Die Bildrichtung (wohin die Familie geht), ist erst einmal vorgegeben (das wäre meine Richtung). Allerdings wechselt die Kamerarichtung (was Mick, wie auch der normale Film, möglichst vermeidet und die Schiene in die andere Richtung dreht) und der Weg geht auf den Tunnel zu, was der Leser erst einmal, weil so nicht "normal", auflösen muss. Könnte jetzt eine reine Rechtfertigungs-Argumentation sein, oder ein weiterer Beleg für die panelübergreifende Qualität der Komposition.

  14. #364
    Mitglied Avatar von eis
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    Gibt es jetzt eigentlich eher Zweifel an der Bedeutung von Bewegung für die Bildkomposition?

  15. #365
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    Zitat Zitat von eis Beitrag anzeigen
    ....
    Erklärung: Der westliche Kulturraum "liest" Bilder von leicht über der Mitte beginnend, dann rechts und wandert dann nach links....
    Zitat Zitat von eis Beitrag anzeigen
    Ich hatte meinen Wissenstand von damals ja schon beschrieben: Erster Blick auf die überhöhte Mitte, dann die Suche nach den Reizen, dann links nach rechtes, oben nach unten...
    Jetzt bin ich aber endgültig verwirrt. Also erst nach rechts und dann nach links? Oder doch andersherum. Und vor allem, welches starres Schema verfolgt dann eigentlich so der Durchschnittsjapaner?

    Ne, sorry, kann dir da leider kein bisschen folgen...

    Und an der Bedeutung von „Bewegung“ zweifelt hier glaub ich keiner, eher an deiner dogmatischen Auslegung eben jener, siehe auch dein Flugzeugbeispiel.

  16. #366
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    Ich habe deutlich eine Links Rechts Schwäche. Natürlich Mitte, Links, Rechts Oben und Unten. Das ist nicht starr, sondern wird natürlich von dem auf diesem Weg gefundenen Reizen weitergelenkt. Ob es dazu auch Untersuchungen in Japan gibt habe ich gerade eine in Japan lebende Bekannte gefragt. ich bin gespannt. Aber wo war ich dogmatisch? Ich war Links/Rechts verwirrt, habe das als "normal" geltende versucht zu verdeutlichen. Habe auf die u. U. veraltete Datenlage hingewiesen. Um neue Quellen gebeten. Bin ich dogmatisch? Ich habe eine These aufgestellt, diese zur Diskussion gestellt.

    Also sind wir uns einig, Bewegung in der Bildkomposition hat eine Bedeutung?

    Hat jemand eine Antwort auf die Frage, ob in einer (und jetzt überlege ich zwei Mal) recht nach links lesenden Kultur die Bewegungen eine angepasst andere Bedeutung, als in unserer (und wieder nachdenken - Links/Rechts Schwäche und so) links nach rechts lesenden Kultur?
    Und:
    Wenn es diese "gedrehte" Bedeutung gäbe - sollte man auch diese "übersetzten"?

    Ich denke ja, aber das habe ich ja schon beschrieben. Falls Ihr an einer Stelle dieser Kette eine andere Meinung habt, ist der Rest meiner Kette natürlich hinfällig. Oder?
    Geändert von eis (25.05.2024 um 21:48 Uhr)

  17. #367
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    Damit keiner dem Link weiter oben folgen muss:

    "Bewegung auf einem Bild wird erzeugt durch die Blickrichtungen, die den Augen vorgeschlagen werden. Diese Wege vermitteln bestimmte Emotionen: Geht der Blick von unten nach oben, entsteht Optimismus, Freude, Leichtigkeit; fallende Linien erzeugen eher traurige, gedämpfte Gefühle. Grundsätzlich geht, zumindest im westlichen Kulturkreis, die Leserichtung auch bei einem Bild von links nach rechts."

    Nicht von mir, aber in verkürzt das was ich meine und wohl nicht richtig ausgedrückt habe. Und davon ausgehend, in wie weit funktioniert das genauso in Japan.
    Geändert von eis (25.05.2024 um 22:01 Uhr)

  18. #368
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Mal aus Interesse liest du Mangas (also die von rechts nach links)? In deinen Posts sehe ich eher ein subjektives Problem (links/rechts Schwäche ), das andere einfach nicht haben. Ein Kind das man einen Manga in die Hand drückt kommt schnell damit klar. Gewohnheiten sind da um sie zu brechen und genauso verhält es sich hier, darauf das sich durch Spiegelungen einfach Ungereimtheiten in das Artwork einschleichen gehst du ja auch erst gar nicht ein...

    Der einzige Punkt wäre für mich: Die japanischen Schriftzeichen werden auch von rechts nach links gelesen, ein Japaner ändert quasi nie die Blickrichtung, bei uns läuft dann die Schrift "gegen" die Bildfolge und das Auge muss mehr "springen". Die meisten Mangas sind jetzt aber auch keine Textmonster

  19. #369
    Mitglied Avatar von eis
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    @CHURCHI: Ich konnte (und kann das auch heute noch halbgut) berufsbedingt flüssig spiegelverkehrt, auf dem Kopf, seitlich usw. lesen - das ist nicht mein Problem und ja, ich lese auch aktuelle Mangas. Deine Fragestellung zeigt mir, dass ich meine zugrundeliegende Fragestellung noch nicht verständlich genug formulieren konnte.

    Ausgangspunkt: Ich möchte das Bild eines Zeichner unverfälscht sehen und vielleicht auch verstehen (und dann spiegeln? Wartet!). Da habe ich mindestens eine offensichtliche Barriere: ich kann kein japanisch, auch nicht das wohl einfachere Hiragana / Katakana). Ich kann die Firmenschilder nicht deuten, die Umgebung kann ich also nicht immer erkennen. Auch die Soundwords erschließen sich mir nicht. Als Hilfe gibt es Übersetzungen und erklärende Unterzeilen. Die Künstler stammen aus einem völlig anderen Kulturkreis. Warum freut sich das Kind in Barfuß durch Hiroschima, als es eine Ohrfeige vom Vater bekommt? Mir wurde erklärt, in Japan hat der Vater keine Zeit für die Familie, da ist die Zeit für die Ohrfeige, alleine das Bemerken des Fehlverhaltens des Kindes, eine Anerkennung durch die übermächtige Vaterfigur (das habe ich aus Japan erklärt bekommen, das muss ich so glauben). Bei solchen Sachen kann man Fragen und Hilfen bekommen, etwas besser zu verstehen.

    Meine These: Ausgehend von der mir bekannten Marktforschung und Bilddiskussion haben Bewegungen in Bildern emotional konnotierte Bedeutungen. Das spielt sich nicht mehr im kognitiv beinflussbar kontrolliertem Erleben ab, da sind tieferliegende psychische Prozesse beteiligt. Dadurch kann man sich das erklären, man ist dennoch "unserer" Wirkung unterworfen (vergleiche mit der Wirkung von Placebos oder dem Confirmation Bias, beides wirkt trotz des Wissens um diese Prozesse).

    Die offene Frage: sind Bewegungen im Japanischen gleich, ähnlich oder gänzlich anders konnotiert? Ich ging von einer dominanten Rolle der Leserichtung aus. Sollte das zutreffen, würde ein Bewegung in einem Bild nur dann in der intendierten Weise wirken, wenn das Bild für unsere erlernte Rezeption bearbeitet wäre (weil ja wie erwähnt subliminal und auch durch Wissen nicht zu verändern).

    Und wer jetzt Zweifel hat, oder etwas anderes glaubt - das ist okay, solange wir Spaß an der Sache haben. Falls ich zeitnah eine Antwort auf meine Frage zur Konnotation von Bewegung in Bilder im asiatische Kulturkreis erhalten sollte, poste ich das.

    Mein nächstes Projekt für mich ist: Kann auch ich die Faszination von romantischen Mangas erleben?

    Ich bin voller Fragen, möchte gerne auf Vielfalt hinweisen und befürchte, durch meinen Zwang, mich erklären zu müssen, allzu pastoral zu wirken. Ich bedanke mich für das Interesse.
    Geändert von eis (26.05.2024 um 17:33 Uhr)

  20. #370
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    Müssten japanische Filme deiner Meinung nach, dann nicht auch gespiegelt werden oder switcht der Japaner einfach je nach Medium seine emotional konnotierte, nicht mehr kognitiv beeinflussbare Deutung von Bewegungen um? :D ;)

    Eine rechts gerichtete bzw drehende Bewegung, ist eine universal positive, eine zunehmende, völlig ungeachtet jeglicher Lesegewohnheiten - das Rad läuft bei einer Vorwärtsbewegung rechtsherum, der Uhrzeiger bei zunehmender Zeit…oder der an den Zen Buddhismus angelehnte Enso Kreis,…ja selbst bei nahezu allen japanischen 8bit/16bit Videospielen läuft das Manschgelrl von links nach rechts. :D

    Im Grunde lieferst ja du selbst mit der Taniguchi Seite das perfekte Beispiel für eine Verfälschung durch Spiegelung und nicht andersherum. Da der Blick – und zwar sowohl aus Leser- wie auch Protagonisten Sicht - auf einen dunklen Tunneleingang mit einer, im Original noch „bedrohlichen“, linksgekrümmten Wegführung, in der dt. Version zu einer „angenehmeren“, rechtsgekrümmten abgeändert wird. Oder etwa nicht?

  21. #371
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    Ich kenne mich nicht mit Filmen aus. Und natürlich müssten positive Aktionen im Japanischen Film mit einer Bewegung nach links verbunden sein. Wobei so durchkonstruierte Filme bei uns in den Bereichen Werbung und Propaganda zu suchen sind.

    Der Enso Kreis ist laut Wikipedia das Symbol für das Unperfekte. Grundsätzlich ist im Comic eine Kreisbewegung schwer zu zeigen, daher fällt es mir schwer, das Argument in der Fragestellung zu beurteilen. Es arbeitet in mir.

    Zur gezeigten Seite:
    Panel 1 | Bewegung in Leserichtung und nach unten = noch okay, aber nach unten und somit traurig
    Panel 2 | Wir kommen aus der Bewegung von Panel 1, müssen den Wechsel der Blickrichtung erkennen (vielen Dank für den Hinweis) - dadurch ändert sich die Bewegung gegen die Leserichtung.
    Panel 3 & 4 | Die Familie wähnt sich in Sicherheit. Bewegung in Leserichtung - alles entspannt
    Panel 5 | Bewegung gegen die Leserichtung - Spannungsaufbau

    Wer den Comic nicht kennt: Ein außerplanmäßig fahrender Zug gefährdet die Familie. In der vorliegenden gespiegelten Version funktionieren die Grundsätze für die Bedeutung von Bewegung im Sinne der Erzählung.



    In der Hoffnung, so wenig Emotionen wie möglich verwendet zu haben und in der Hoffnung, das es zeitnah eine erklärende Antwort aus Japan gibt. Noch halte ich meine These für bedenkenswert.
    Geändert von eis (27.05.2024 um 11:54 Uhr)

  22. #372
    Mitglied Avatar von eis
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    Die These besteht auch der Falsifikation. Für die Wirkung in unserer Leseart der Seite in originaler Ausrichtung würde die negative Stimmung aus den Panels 3 & 4 und der in Panel 5 dann positiven Auflösung nicht mit der folgenden Bedrohung durch den Zug im Tunnel entsprechen.

  23. #373
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Zitat Zitat von eis Beitrag anzeigen

    Zur gezeigten Seite:
    Panel 1 | Bewegung in Leserichtung und nach unten = noch okay, aber nach unten und somit traurig
    Panel 2 | Wir kommen aus der Bewegung von Panel 1, müssen den Wechsel der Blickrichtung erkennen (vielen Dank für den Hinweis) - dadurch ändert sich die Bewegung gegen die Leserichtung.
    Panel 3 & 4 | Die Familie wähnt sich in Sicherheit. Bewegung in Leserichtung - alles entspannt
    Panel 5 | Bewegung gegen die Leserichtung - Spannungsaufbau


    Deine "Emotionen" ändern sich ja nicht wenn du von rechts nach links liest... "in Leserichtung"... "Wechsel"..."gegen Leserichtung"... bleibt alles genau gleich, halt (un)gespiegelt

  24. #374
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    Naja, die Kreisbewegung soll halt lediglich als Definition für eine positive, wie negative Drehrichtung dienen. Bildete eben jene, in deiner ersten Bildbeschreibung, schließlich noch deine grundsätzliche Argumentationsbasis „sich nach links drehenden Schienen“ „immer von rechts unten nach links oben“ startende Flugzeuge etc...

    Jetzt beziehst du dich wiederum rein auf die Leserichtung. Wechselst also von einer Absoluten zu einer Relativen Bezugsposition. Und dass eben letzteres bei einer „doppelten Negierung“, also Spiegeln plus zusätzliche Umkehrung der Leserichtung wieder dem Original entspricht ist simple Logik. (hätte man sich hinsichtlich der Ausrichtung zur Leserichtung demnach aber auch komplett sparen können ;)) wie es Churchi ebenfalls just in diesem Moment gerade anmerkte :-)

    Was sich durch diese Prozedur allerdings zum Original hin tatsächlich ändert, ist eine grundsätzliche Links-Rechts Ausrichtung. Eine linke Hand wird zur Rechten, die Linkskurve wird zur Rechtskurve usw... Also muss doch auch gerade darin, in dieser Anpassung, die deiner Meinung nach zwingende Notwendigkeit eines Transfers für die westliche Welt zu finden sein.


    Dass positive Aktionen natürlich im jap. Film mit einer Bewegung nach links verbunden sein müssen, wage ich mal übrigens mal sehr stark zu bezweifeln. Hau doch dafür einfach mal so salopp nen paar unverfängliche Beispiele raus, - sofern das bei Filmen überhaupt exakt möglich ist. Deswegen auch meine Analogie zu 2-D Videogames, in welchen alle vier Richtungen ganz klar vordefiniert sind und sich die Bewegungsrichtung Genre übergreifend von links nach rechts abspielt und die rechte Pfeiltaste quasi unwiederbringlich mit einer Vorwärtsbewegung bzw. „vorne“ verbunden ist.

    In welcher Richtung wohl japanische Lineale so bemaßt sind?

    :D :D

  25. #375
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    Wenn ich das Bild spiegel und die (nicht von mir so erkannt und postulierten) Bedeutungen von Bewegung in der Grafik ebenfalls spiegele - natürlich nicht. Aber Kreisschlüsse (ich glaube das nennt man so) sind sehr verwirrende Konstrukte.

    Die Wirkung der Bewegung im gespiegelten Bild - was die originale Version ist:
    Panel 1 | super harmonisch, der startende Flieger in der Steuvesant Print-Werbung - die Welt ist wunderschön
    Panel 2 | mit Wechsel der Position auf eine angreifende Bewegung
    Panel 4 & 5 | Konfrontation (widerspricht dem belanglosen Text)
    Panel 6 | Bewegung in Leserichtung = Die Welt ist doch schön, mit negativer Tendenz

    So ist meine Interpretation. Wer das mit den bereits verlinkten und auch zitierten Grundsätzen anders sehen kann - ich bin gespannt. Es besteht immer die Gefahr, das ich mich im Bestreben, meine These zu verteidigen, vertue.

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