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und die Preisträger verschwinden dann innerhalb von 15 Monaten in der Bedeutungslosigkeit, so wie die Verkaufszahlen von Anfang an.
Ich stell mir dann immer vor wie die ehemaligen Preisträger 15 Jahre später in einer launigen Runde amüsiert berichten "stellt Euch vor, ich bin vor 15 Jahren mal mit dem wichtigsten deutschen Comic Preis ausgezeichnet worden..." echt Comics? ...ja war so eine Jugendsünde von mir und mein ganzer Freundeskreis den ich mobilisiert habe hat mich auf Platz 1 gepusht. Einer hatte noch ein Programm mit dem man mehrere Accounts anmelden kann ...ha aha ha ha ...kööööstlich..."
Nun ist allerdings der Publikumspreis in Erlangen NICHT der wichtigste Comicpreis in Deutschland, sondern ein Hirnfurz.
Gibt es überhaupt irgendeinen Publikumspreis, der als wichtig gilt (auch bei weniger zweifelhaften Regularien)?
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Der Autopreis "Gelber Engel" der ADAC-"Motorwelt" und die ZDF-Rankingshow "Deutschlands Beste!" (beide 2014 beendet).
Beim Tor des Monats stimme ich zu, aber die anderen Preise haben entweder ihr Renommee verloren (wegen Manipulation der Abstimmungszahlen) oder hatten nie eins (das Ranking war ja eher dramturgisches Element als Ehrung – da hat ja die RTL-Chartshow mehr Aussagekraft).
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Vom Geld her der Bernhard-Leibinger-Preis
Es freut mich für den Titel und Splitter, dass es schon eine Neuauflage gibt.
Hat der Band auch absolut verdient.
Rudolph Dirks Award 2020 in der Kategorie Action/Abenteuer und für Juanjo Guarnido
Wird im nächsten Alfonz 1/2021 im Artikel über Splitter auch zu den wichtigsten Comics des vergangenen Jahrzehnts gezählt.
Quot libros, quam breve tempus – So many books, so little time.
(Stephen King/ Frank Zappa)
Durch Jellymans Weihnachtsaktion mit Mantel und Degen angefixt wollte ich auch die anderen Werke des Autors antesten, nach D als vermeintlich schwächster aber sehr guter Serie und dem famosen Garulfo war jetzt der Indien-Schwindel dran^^
Es scheint als Fortsetzung eines bekannten Romans gedacht zu sein kann aber auch komplett ohne Vorwissen verstanden und genossen werden wie ich euch versichern kann da ich das Werk das als Grundlage dient nicht kenne^^" Ich habe aber den Verdacht, dass man bei Kenntnis selbigens noch ein paar mehr Querverweise erkennt^^
Jedenfalls definitiv eine vergnügliche Lektüre einer fantastischen Abenteuergeschichte voller Ideenreichtum und ansprechender Illustrationen^^
Alles in allem ein sehr guter Comic und ich werde alles von Ayroles lesen
No Gods, no Masters!
The bird of Hermes is my name - eating my wings to make me tame
http://www.blamesphere.de/
Wünsche: Yu Yu Hakusho, GTO (inkl. Fortsetzung und Spin-off), Shimauma
Habe den Schwindel heute gelesen und jetzt kommt noch dieser Thread dran, da ich mich ja nicht spoilern lassen wollte ...
Och nö, muss ich mir nicht geben, bin bis Seite 9 des Threads gekommen, reicht. Nur sehr wenige Beiträge gehen mal auf Details ein ... Ich finde auch insbesondere die Gesichter/Mimik, aber auch die Körper insgesamt faszinierend gezeichnet. Und spannend war's, monumentale (Vor-)Arbeit, dabei der Schluss für das Buch zwar sinnig, aber etwas unbefriedigend (als Trick nicht mehr glaubhaft).
Geändert von Pickie (24.01.2021 um 16:12 Uhr)
Na klar, hab mir gerade im Zug noch die S. 10-13 gegeben, aus Langeweile.
Mann, diese "Besprechung" eines schönen Comics ist ja wieder gründlich in die Hose gegangen.
Aber die "Schwarzen Seerosen", die sind jetzt doch noch mal in mein Blickfeld gerückt.
Ich habe Pickies Bemerkungen zum Anlass genommen, auch mal den Thread zu überfliegen. Dabei bin ich mehrmals auf eine Aussage gestoßen, die mich zu einem Kommentar veranlasst. Ich habe sie mal in Idurs Version rausgepickt:
Der große Indienschwindel ist von Schelmenromanen inspiriert, er benutzt sehr viele Elemente des Schelmenromans und er gibt vor, die Fortsetzung eines real existierenden Schlemenromans zu sein, aber er ist eben KEINE klassische Umsetzung eines Schelmenromans. Ich finde das enorm wichtig auch für die Bewertung dessen, was Ayroles da ersonnen hat. Der Ich-Erzähler eines Schelmenromans gibt vor, die Wahrheit zu erzählen, und tut dies chronologisch. Da der Ich-Erzähler meist weniger gebildet ist als die zeitgenössischen Leser*innen und weil er auch ein Schlitzohr sein kann (aber nicht muss), kommt natürlich ein gewisser Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Erzählers auf. Es kann eventuell sein, dass der Erzähler dem Leser etwas vorflunkert oder dass er zwar wahre Begebenheiten schildert, diese aber nicht richtig wiedergibt, weil er es -- als Ungebildeter -- nicht besser weiß. Abgesehen von diesem Zweifel lebt der Schelmenroman aber davon, dass die erstaunliche Biografie eines Underdogs im Brustton der Überzeugung von vorn bis hinten vorgetragen wird.
Der große Indienschwindel macht das aber nicht. Hier wird das Flunkern gleich in mehreren Pirouetten entlarvt, und selbst das Entlarven wird wiederum als Flunkern entlarvt. Solche nachträglichen Umwertungen von bereits Erzähltem, das Zurückkehren zu bereits erzählten Ereignissen, um sie mit einer "zweiten Wahrheit" zu versehen, ist in diesem Maße im Schelmenroman undenkbar. Der Schelmenroman hangelt sich episodisch von Station zu Station und blickt nur selten zurück. Im Grunde sind die meisten Comics, die landauf, landab so konsumiert werden, so erzählt wie Schelmenromane. Eins folgt aufs andere.
Ayroles aber nimmt die leicht unglaubwürdige Erzählhaltung des Schelmenromans quasi als Thema, das er dann hochvirtuos variiert. Und dieses ganz bewusste Spiel mit der Glaubwürdigkeit und im Grunde auch die Bloßstellung der Fragwürdigkeit einer Suche nach der Wahrheit im Erzählten kennzeichnen den großen Indienschwindel als viel mehr als nur eine klassische Umsetzung. Darin liegt unter anderem die Eigenständigkeit des Comics, und nach meinem Empfinden erhält er dadurch auch die nötige Relevanz für heutige Leser'innen. Die Suche nach dem Eldorado (und damit nach Macht, Ruhm und Geld) entpuppt sich hier als eine in mehreren Stadien und Schichten zusammengeflunkerte Geschichte. Ihre Wahrheit, sollte sie überhaupt existieren, steht auf extrem wackligen Füßen. Unterhaltsamer, schlitzohriger und cleverer kann man das Unbehagen darüber eigentlich kaum ausdrücken, als es dieser Comic tut.
Vielen Dank für diesen wirklich aufschlussreichen und erhellenden Kommentar! Again what learned. Ich hatte das mit dem Schelmenroman auch für gegeben angenommen, aber du hast natürlich zweifellos recht.
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
kormoran hat es abermals grandios untermauert das gerade dieser thread ist, in dem es ganz klar um den Inhalt geht, etwas andere ist bei der Aufmachung von Splitter auch nicht möglich.
Aber durch Pickies schelmenhafte Provokation sind wir jetzt auch noch in den Genuss von kormorans stichhaltiger Analyse gekommen.
Dem Schelm sei gedankt
Der Indienschwindel würde ich unter Postmodern einordnen. Die Elemente des Schelmenromans, der ja als Parodie auf die Ritter- und Abenteuerromane angelegt ist, werden so stark überzeichnet, dass hier quasi die Parodie der Parodie vorliegt.
Postmodern, genau das! Das Thema Eldorado und Amerika ist, so weit ich weiß, eigentlich auch nicht typisch für die spanischen Schelmenromane der Zeit. Ich glaube, da sind bei Ayroles einige Sachen zusammengekommen. Fest steht, dass er unglaublich belesen ist, was das Barockzeitalter angeht. Und auf mich wirkt es so, als habe ihn bei den Schelmenromanen zunächst vor allem das Element gereizt, dass die Protagonisten meist sympathische, schlitzohrige, vom Schicksal und der Gesellschaft verschaukelte Typen sind. Diese Simplizissimus-Gestalten eben.
Die Beschäftigung mit dem Barock spiegelt sich dann auch im formalen Aufbau wieder. Drei Teile und ein Anfang und ein Ende, die sich aufeinander beziehen. Da hätten die Baumeister, Komponisten und Gärtner des Barock Ayroles anerkennend mit ihren perückten Köpfen zugenickt, wenn sie den Comic angeschaut hätten. Und in meinen Augen auch deutlich sichtbar ist der Bezug zum Theater, der barocke Gedanke der Welt als Bühne bis hin zu den Verwechslungen und Verkleidungen (von wegen Nase und so). Das ist ja ein Element, das noch viel deutlicher in Mantel & Degen zutage tritt, aber einiges findet sich auch im Indienschwindel wieder. Natürlich auch vor allem, weil Ayroles mit Guarnido den Volltreffer schlechthin gelandet hat, denn ihm gelingt es besonders gut, dieses Theater vor dem Zuschauer auszustellen.
Da es drüben im Fehlkaufsthread gerade noch mal um den Indienschwindel geht und darum, ob die Handlung nun vorhersehbar ist oder nicht, noch eine persönliche Notiz zu dem Thema: Lange Zeit zeichneten sich Geschichten nicht unbedingt durch ihre originelle Handlung aus, die großen Romane bzw Epen des Mittelalters zum Beispiel erzählen zum überwiegenden Teil lauter Geschichten, die eigentlich die meisten Leute im anvisierten Publikum bereits kannten. Wichtig war hier weniger das Was als das Wie. Zur Neuzeit hin nahm das Interesse an der "nouvelle" dann natürlich zu, aber die Neubearbeitung bereits bekannter Stoffe florierte weiterhin auch in Renaissance und Barock. Anscheinend bin ich in meinem persönlichen Bedürfnis nicht sonderlich weiter gediehen, denn für mich bietet "Story" bzw "Plot" per se so gut wie gar keinen Wert. Was bringt mir eine Geschichte ohne das Wie? Wie ist sie erzählt, warum wird sie erzählt, was wird dabei hervorgehoben, unterdrückt, reflektiert, verhunzt, verschleiert, gepriesen, Themen, Stile, Formen. Diese Fragen sind für mich viel entscheidender als die Frage danach, wie eine Story ausgeht oder welche Haken sie schlägt. Deshalb staune ich geradezu, wenn beim Indienschwindel, wo auf der Ebene des "Wies" so wahnsinnig viel geboten wird, eine Vorhersehbarkeit auf der Ebene des "Was" konstatiert wird.
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