Portugal
Bei all den Ziegelsteinen, die Reprodukt in den letzten Monaten veröffentlicht haben, ist es schön, daß mal wieder einer dabei ist, bei dem man mit dem Nudelholz vorher drübergegangen ist. Spricht: Hardcover im normalen Album-Format (bzw. so wie die Library Editions von "Hellboy"). Das ist auch wieder so ein Teil, bei dem man Leute ernsthaft verletzen kann, wenn man damit nach ihnen wirft.
Sollte man natürlich nicht tun, würde dem Werk auch kein Stück gerecht werden. Cyril Pedrosas Zeichnungen mag ich ja nun schon seit geraumer Zeit (und über "Auto-Bio" kann ich mich immer wieder kauputlachen, nicht nur über die Seite mit Eckart Schott). "Drei Schatten" war dann ja etwas trauriger, aber nicht minder fesselnd und "Portugal" liegt irgendwo dazwischen - sehr melancholisch (ein bißchen wie "Der alltägliche Kampf", aber man bekommt nie den Boden unter den Füssen weggezogen), ein bißchen verträumt und einfach schön. Dabei helfen natürlich die warmen Farben. Am Ende hätte sich für mich aber der Kreis noch ein bißchen mehr schliessen können, das war nicht so ganz rund, stört aber auch nicht wirklich.
Ich würde ja jetzt schon behaupten, daß das ein heisser Anwärter aus den "Comic des Jahres" ist, aber so wie ich Reprodukt kenne, kommt spätestens nach Erlangen wieder irgendwas, bei dem ich das dann wieder behaupten würde/werde. Die machen es einem nicht einfach. Saubande!
Was auch mal erwähnt gehört: Das Lettering ist toll - und stammt diesmal sogar mal nicht von Dirk Rehm, sondern von Andreas Michalke. Das ist das i-Tüpfelchen auf einem sowieso schon hervorragenden Comic. Die Arbeit eines guten Letterers sollte überhaupt viel mehr geschätzt werden. Vorallem in Zeiten, in denen deutsche Grossverlage diese Arbeit auf die Philippinen auslagern, weil's billiger ist.
Wie hungrige Wölfe
Ein neuer Taniguchi landet bei mir immer recht weit oben auf dem Lesestapel. "Neu" ist hier aber nicht ganz angebracht, handelt es sich doch um ein älteres Werk. Zeichnerisch kann man dann auch nichts dran aussetzen, Taniguchi zeichnet schon sehr sattelfest, aber inhaltlich fehlt mir etwas der Tiefgang und einfach das, was ihn sonst so auszeichnet. Hier hat's viel Action und auch ein paar deftige (und vollkommen unnötige) Sexszenen, so daß die Personenzeichnung leider sehr, sehr knapp ausfällt. Alle bleiben sie eindimensional. Da ist die Adaption bei "Gipfel der Götter" weit besser gelungen.
20th Century Boys Vol. 20: Humanity in the Balance
Unaufhaltsam geht es auf's Finale zu und ich weiss, daß ich Kanna und Ocho dann VERDAMMT vermissen werde.
Azumanga Daioh Doppelband 1
Das ist jetzt die vierte Version, in der ich diese Serie habe (alte TP-Veröffentlichung plus die englischen Fassungen von ADV und Yen Press) und ich habe eigentlich nur die Hoffnung gehabt, hier würden die neuen Kapitel drin sein (gut, daß werde ich wohl erst mit dem Erscheinen des gerade verschobenen 2. Bandes erfahren).
Die Serie rockt natürlich nach wie vor und ist stellenweise urkomisch. Der Druck allerdings ist unter aller Sau. Praktisch auf jeder Seite Bläßchen-Rückstände, weil wohl ein Druckkopf verstopft war oder so. Sehr, sehr ärgerlich. Auch finde ich es schade, daß man bei amerikanischen Manga im Anhang teilweise x Seiten vorfindet, die detailliert Anspielungen und Gags erklären, die nur wirkliche Insider verstehen bzw, die unübersetzbar sind, im Deutschen damit aber grundsätzlich gegeizt wird. Kostet ja Geld.
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