|
|
-
Mitglied
New York-Trilogie II (Paul Auster)
Schlagschatten
Wir schreiben das Jahr 1947 (Geburtsjahr des Autors).
Mr White beauftragt Mr Blue Mr Black zu beschatten. Ohne auf die Hintergründe einzugehen, wird auf den ersten Seiten beschrieben wie anstrengend und langweilig es ist,
eine andere Person 24h zu observieren. Der Grund hierfür wird nicht genannt und ist auch Mr Blue nicht bekannt.
Die Handlung wird durch die Beschreibungen des Hauptprotagonisten vorangetrieben.
Einer Mischung aus dem Beobachten von Mr Black, persönlichen Anekdoten (Beziehung zu Miss Blue, Erinnerungen an seinen verstorbenen Vater, sein Freund Grey)
und Erzählungen rund um New York - Brooklyn (Brooklyn Bridge, True Crime, Baseball, Henry Davis Thoreau, Walt Whitman). Dazu wird über das eintönige Leben als Schriftsteller philosophiert.
Was dem Alltag des Hauptprotagonisten ziemlich nahe kommen soll.
Nach etwas mehr als der Hälfte verabschiedet sich Blue vom reinen Beobachten und nimmt in Verkleidung Kontakt mit Black auf. Die beiden kommen ins Gespräch und treffen sich nun häufiger … bis die Lage eskaliert.
Erzähltechniken:
Stream of consciousness (siehe auch „Anna Karenina“, „Leutnant Gustl“, „Ulysses“)
Existenzialismus (siehe auch „Warten auf Godot“, „Wenn Kattelbach kommt“)
Jemand soll jemand anderen beobachten. Er weiss nicht warum, wer der andere ist und kennt auch nicht die Beweggründe seines Auftraggebers.
Er sitzt in seinem Zimmer, schaut aus dem Fenster, schreibt regelmäßig einen Bericht über das Gesehene und wird dafür bezahlt. Thats it!
Als Gegenprogramm wird mehrmals auf „Walden“ von Henry David Thoreau verwiesen. In diesem Roman bricht der Hauptcharakter aus der Gesellschaft und ihren Zwängen aus, verlässt die Zivilisation und lebt nun im Einklang mit der Natur.
Auch das Doppelgängermotiv spielt eine Rolle.
Die Tarnnamen Mr Blue, Mr Black, … dürfte vom Film „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“ inspiriert worden sein.
-
Mitglied
New York-Trilogie III (Paul Auster)
Hinter verschlossenen Türen
Ein namenloser Erzähler und allenfalls mittelmäßig begabter Autor wird von Sophie, der Frau seines Jugendfreundes Fanshawe, beauftragt, dessen literarisches Werk zu veröffentlichen.
Dieser ist schon seit längerer Zeit spurlos verschwunden. Im Gegensatz zu ihm ist Fanshawe ein grandioser Schriftsteller.
Der namenlose Erzähler willigt ein und beginnt dazu noch eine Beziehung mit Sophie.
Das Werk wird (erfolgreich) veröffentlicht.
Zwischenzeitlich meldet sich Fanshawe bei ihm, ermutigt ihn weiter zu machen und kündigt seinen Suizid an. Sollte er nach ihm suchen, droht Fanshawe ihn umzubringen.
Der namenlose Erzähler beginnt nun eine Biographie über Fanshawe und begibt sich dann doch auf die Suche …
Intertextualität:
„Hinter verschlossenen Türen“ ist eine eigene Version Austers von Nathaniel Hawthornes Roman Fanshawe
Walden von Thoreau wird wie zuvor in "Schlagschatten" erwähnt
Die Frage nach dem wahren Autor eines literarischen Werks dürfte von Pierre Menard (Jorge Luis Borges) inspiriert worden sein
Es gibt diverse Querverweise auf die anderen beiden Werke der New York-Trilogie (Quinn, Peter Stillman)
Die Beziehung zwischen dem namenlosen Erzähler und Fanshawe ist eine Kafka-Brod-Situation
Die Prosa von Fanshawe zeichnet sich durch Darstellungen von erstaunlichen Biographien aus, u.a. Lorenzo da Ponte.
Gegen Ende des Romans durchbricht Paul Auster die vierte Wand und wendet sich direkt an den Leser - resümiert seine Trilogie
Geändert von frnck1960 (10.08.2025 um 18:52 Uhr)
-
Kriege direkt Lust, wieder Auster zu lesen. Und Borges.
-
Mitglied
-
Mitglied
City of Glass - Stadt aus Glas Comic (Auster - Karasik - Mazzucchelli)
Der Anfang wird mMn ein bisschen zu flott abgehandelt. Die Kontaktaufnahme zwischen Mrs Stillman und Quinn klappt im Roman erst nach mehrmaligen
Anrufen. Auch die Hintergründe von Peter Stillmans Handeln als Vater kommen im Comic nicht so klar rüber.
Ansonsten liegt hier eine geniale Übersetzung von Prosa in Bildsprache vor. Vor allem die Analogie zwischen Babel und USA ist mehr als gelungen.
Auch das Abdriften der Psyche Quinns in den Wahnsinn wirkt hier noch intensiver.
Mazzucchelli versteht es in meist kleinen minimalistischen Panels alles aus dem Text rauszuholen.
Im Grunde kann der Roman als Abschied des Autors von der konventionellen Erzählweise gelesen werden. Passend dazu kann man A Straight Story von David Lynch
nennen. Lynch wurde ja immer mal wieder nachgesagt, dass er nicht konventionell erzählen kann. Mit diesem Film hat er dann seinen Kritikern gezeigt, dass er
rein technisch gesehen auf diese Weise erzählen kann, es aber nicht will.
Mehrmals wendet sich Auster direkt an den Leser, u.a. mit dem Verweis auf Cervantes Don Quijote. Wie viel Blasphemie, Quatsch und Unappetitlichkeiten akzepziert
der Leser solange er unterhalten wird ... die Antwort darauf lautet:
Geändert von frnck1960 (09.08.2025 um 21:09 Uhr)
-
Mitglied
Ghosts - Schlagschatten Comic (Auster - Karasik - Mattotti)
Wir haben hier eine bunte Mischung aus illustriertem Roman, Comic, ganzseitigen Abbildung (mit und ohne Text) und wenigen Seiten
reiner Prosa. Die Essenz des Romans wurde denke ich gut wiedergegeben. Und Mattotti ist ein großartiger Künstler.
Die Darstellung der beiden gegenüberliegenden Appartments hat mich stark an Das Fenster zum Hof (Hitchcock) erinnert.
War Stadt aus Glas der Abschied des Autors von der Trivialliteratur, sind die Themen in diesem Werk vielgestaltig:
- Druck, Eintönigkeit und Klaustrophobie der Arbeit als Schriftsteller
- Ideenfindung und Brainstorming (hier kam mir Des Vetters Eckfenster von E.T.A. Hoffmann in den Sinn)
- der Hang des Autors zum offenen Ende (Stichwort: "Wakefield" von Hawthorne)
... kein Ende zur verfassen, da das Leben an sich ebenfalls keine richtiges Ende hat.
-
Mitglied
The Locked Room - Hinter verschlossenen Türen (Auster - Karasik)
Der letzte Roman wurde ebenfalls stark umgesetzt. Es gibt wieder diverse graphische Spielereien.
Vor allem die "Catch Me If You Can"-Szenen. Gegen Ende muss man das Buch sogar mehrmals drehen.
Die New York-Trilogie als Comic ist ein gelungenes Gesamtkunstwerk.
-
Mitglied
-
Mitglied
 Zitat von frnck1960
New York-Trilogie III (Paul Auster)
Hinter verschlossenen Türen
...
Intertextualität:
...
Die Frage nach dem wahren Autor eines literarischen Werks dürfte von Pierre Menard (Jorge Luis Borges) inspiriert worden sein
Es gibt diverse Querverweise auf die anderen beiden Werke der New York-Trilogie (Quinn, Peter Stillman)
...
Ein kleine Ergänzung, da ich gerade das Vorwort zu Fiktionen gelesen habe:
Ein mühseliger und strapazierender Unsinn ist es, dicke
Bücher zu verfassen; auf fünfhundert Seiten einen Gedanken auszuwalzen,
dessen vollkommen ausreichende mündliche Darlegung wenige Minuten beansprucht.
Ein besseres Verfahren ist es, so zu tun, als gäbe es diese Bücher bereits, und ein
Resume, einen Kommentar vorzulegen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln
|
Lesezeichen