Eine hochinteressante Aussage! Wie sehen das denn die anderen? Ich finde die epischen redaktionellen Texte großartig (wie bei Buck Danny, Lucky Luke, Jerry Spring usw.) und alle 10 Jahre lese ich die beim Wiederlesen der Comics nochmal mit, die Comics selber lese ich aber häufiger. Andere redaktionelle Texte hingegen lese ich dann doch insgesamt nur einmal. Und die Frage ist tatsächlich die, ob die Mühe wirklich mit offenen Armen aufgenommen wird. Ich erinnere mich an eine Diskussion um eine künftige Michel Vaillant-GA, wo den Diskutierenden der redaktionelle Teil unheimlich wichtig war, während die DRINGENDE Notwendigkeit einer MV-GA alleine wegen der Kurzgeschichten nicht mal erwähnt wurde. Hätte mich beinahe damals schon hier registriert, weil ich die Nichterwähnung dieses Umstandes geradezu skandalös fand. Ich finde, der gesamte GA-Apparat des aktuellen Comicmarktes steht und fällt mit der Antwort auf die Frage, wie wichtig die redaktionellen Teile sind. Wenn sich keiner für die interessiert, dann ändert sich meine Wahrnehmung der All-Strategie (Einzelalbenausgaben mit nur dem nötigsten redaktionellen Beiwerk). Oder der Zack Spezial Alben. Und dann rechtfertigt sich auch die Frage, warum man an einer Lucky Luke GA so lange leiden soll, wenn die einzelnen Bände doch schon alle erhältlich sind? Dieselbe Frage stellt sich auch bei Tim und Struppi, wo gerade auch die GA-Diskussion neu entflammt ist, nicht ganz ohne meinen eigenen Anteil daran.
EDIT: Die Gefahr, die ich sehe ist die, dass GAs zum Selbstzweck werden, die mit einer 'Standardausrüstung' auf den Markt kommen, die dem Endverbraucher dann irgendwann nicht mehr gerecht werden. Es ist ja zum Beispiel die Frage, wieviele Lebensläufe in Fortsetzungen wir von Hermann, Charlier, Duchateau, Goscinny, Franquin wirklich brauchen und sollten wir sie erwartungsgemäß nur einmal brauchen, dann wo?

Die neue Adele-GA bei S+L hat ja nicht den ganzen Tardi Revue passieren lassen, sondern 3 Essays zum Thema Adele geboten, ein Vorgehen, das mir gut gefallen hat, wenngleich dort in Band 1 ein paar drastische Spoilerfehler begangen wurden, die zeigen, dass auch Vorworte kein Kinderspiel sind. Somit stellt sich hier ein ganzer Katalog von Entscheidungen vor, die von der Erscheinungsweise der Comics (kommentierte oder unkommentierte Einzelalben, kommentierte GAs oder unkommentierte Sammelbände) bis hin zur Ausgabe von Sekundärwerken anstelle(!) von kommentierten GAs und Alben, die sich dann in Aufwand, Auflage und Preis nur an die wenden, die auch die redaktionellen Teile der kommentierten GAs lesen. Ich fürchte allerdings, das solche Sekundärwerke sich nicht verkaufen würden, was die Beantwortung der Ausgangsfrage noch interessanter erscheinen lässt.
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