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Jot
Die Geschichte von der verhärmten Frau, die über sich hinauswächst, weil es die Situation erfordert, ist eine tolle Geschichte. Es ist die Geschichte von Ellen Ripley, Sarah Connor, Prinzessin Leia, Jackie Brown, Queen Elizabeth II.! Was die Alternative ist, frühstückt gerade Disney bis zur Unendlichkeit ab: Übermenschen, die nicht über sich hinauswachsen
müssen, weil sie verfickte Superkräfte haben. Vierzig fünfzig sechzig Filme der gleichen Schablone und zwei Dutzend Fernsehserien obendrauf. Was'n Wix! Da ist es mir echt viel lieber, wenn sich Star Wars auf Menschen konzentriert, die keine Armeen mit dem Lichtschwert abmurksen. Auf Mon Mothma etwa, die das Franchise gerade alles andere als ruiniert. George Lucas wirbt heute für eine Demokratie ohne Kapitalismus und unterhält Stiftungen für gesellschaftlich benachteiligte Minderheiten, der hat da sicher nichts einzuwenden. Und Roddenberry, naja, es gab zu Lebzeiten schon Dutzende Star-Trek-Episoden mit bildschirmfüllenden moralischen Zeigefingerabdruck, warum sollte es heute anders sein?
Den Rückschritt in zweifelsohne abgedroschene 80er-Jahre-Female-Empowerment-Schablonen muss man den Schreibern ein bisschen nachsehen, immerhin kehren die USA gerade moralisch in die 40er und 50er zurück (wenn das mal reicht). Der böse mächtige alte weiße Mann ist gerade heute ein ultimativ an die Realität angelehnter Stereotyp. Und als "Snowflake" bezeichnen die US-Republikaner inzwischen grundsätzlich jeden halbwegs empathiebegabten Menschen. Die Counter Culture über die US-Erzählmedien hat hier wenig Möglichkeiten.
Was natürlich alles nicht heißt, dass die Star Wars und Star Trek-Autoren heutzutage ein besonders glückliches Händchen hätten.

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