Asterix - Band 40 - Die weiße Iris

[Jovis]

Versuch doch mal, die Sache mit dem Schild nicht als running Gag zu lesen, sondern einfach als Gag ...

...

So gelesen würde der Gag natürlich nicht funktionieren, wenn er nicht laufend wiederholt würde.

Was ihn doch aber als Running Gag klassifizieren würde?

Ich glaube aber, in 45 Jahren Asterix habe ich jede Lesart bereits ausprobiert. Wie wir das wohl alle getan haben, es sei denn wir lesen überhaupt nur in sehr flüchtigen Wahrnehmungszuständen. Wenn ich gerade den einen Band gelesen habe, gebe ich hier wieder, was ich bei diesem Lesen damit assoziierte. Zuletzt war es in einem andeen Band tatsächlich so, dass die Schildsturz-Szene mich in lautes Lachen verfallen ließ. Tatsächlich war meine Haltung da, den Gag genial zu finden. Hier jetzt kam er wohl 3x in diesem Band vor und jeweils eher bemüht. Da habe ich dann diesen Schluss gezogen. Natürlich ist alles relativ. Kunst ist immer an sich lebendig. Da können die Einschätzungen durchaus Veränderungen durchleben.

[BobCramer]

Also zu Goscinny-Zeiten kam dieser Running Gag meines Erachtens gar nicht so oft vor, und wenn, dann immer in einer neuen und originellen Variante. Jedenfalls kann ich mich nicht dran erinnern, dass ich ihn im klassischen Asterix-Universum (für mich das einzige, das relevant ist) auch nur einmal als überflüssig empfunden hätte.

[kormoran]

Und? Kann sich noch jemand an die "Weiße Iris" erinnern? Ich mich auch nicht mehr. (Und ich hoffe, ihr nehmt wohlwollend zur Kenntnis, dass ich "sich erinnern" noch stets als reflexives Verb verstehe und benutze. ) Aber ich kann mich erinnern, dass irgendwer irgendwas kommentiert hat mit der Bemerkung, dass Verleihnix IMMER schon Fisch importiert hat und DAS ist nicht durchgängig richtig. Selbst wenn das mal an einem Ort so rüberkam, so gibt es doch andere Stellen. Gerade las ich zum Beispiel "Das Geschenk Cäsars" und dort weist Verleihnix darauf hin, dass "der Fang gut war letzten Sommer. Besser als bei den Wildschweinessern". Da kann man natürlich jetzt böswillig ein Geflecht aus Lieferwegen hineininterpretieren, als dessen Teil sich der Fischhändler sieht, aber ich für mein Teil fühle mich darin bestätigt, dass die Gallier sich als Selbstversorger verstehen, weil sie es im Grunde auch sind, selbst wenn evtl. Ausnahmen die Regel bestätigen. Und ja, natürlich können wir darüber diskutieren, beim Teutates.

(Es macht aber wenig Sinn. Die Anlieferung von Waren wie Fisch über die Absperrungen durch die Römerlager wäre, wenn Goscinny und Uderzo das wirklich so gesehen hätten, mindestens einmal zum Thema gemacht worden, denn die daraus resultierenden Schwierigkeiten sind ja vorhersehbar und ich kann kaum glauben, dass das absichtlich ausgespart wurde, obwohl und zumal es ja auch das Selbstbild unserer Gallier ganz schön verändern würde, wenn wir sie als Teil einer Zulieferindustrie betrachten müssten. Deren Unabhängigkeit ist ja gerade mit das Wesen der Geschichten um sie.

Apropos "mindestens einmal": es fiel mir hier negativ auf, dass ab dem Zeitpunkt, wo Majestix das erste Mal durch Schuld seiner Schildträger vom Schild fiel, das zum Running Gag stlisiert wurde und dass es unter den vielen brillianten Running Gags doch einer ist, der dann doch ZU regelmäßig benutzt wurde. Zuweilen unglaublich lustig, aber insgesamt ein müder Wiederholix.

Ich kann mir nicht helfen, für mich war schon als Kind sonnenklar, dass es lustig ist, dass Verleihnix fischen geht, aber natürlich nicht, um fangfrischen Fisch als Selbstversorger zu verkaufen, sondern um den Fisch nach Lutetia zu liefern und sich selbst wieder mit frischen Fischen aus Lutetia für seinen Laden zu versorgen. So, wie es zu Goscinnys Zeiten eben in der Bretagne wohl absurderweise auch gang und gäbe war, dass die dortige Fischerei eben nur noch für große Firmen gearbeitet hat und in den Läden nichts mehr oder nur noch wenig vom Fang direkt ankam. Ich hatte immer schon das Grinsen der Bretonen, wenn sie im Asterix lasen, vor meinem geistigen Augen und habe mitgegrinst. Und für diesen Seitenhieb auf die realen Zustände im Frankreich der Goscinny-Jahre spielt es überhaupt keine Rolle, ob ein solcher Handel aufgrund der Römersperre in der Realität des Comics überhaupt möglich gewesen wäre. Es ist ein weitgehen von der fiktiven Welt der Handlung abgelöster Kommentar auf zeitgeschichtliche Zustände.

[albert-enzian]

Aber ich kann mich erinnern, dass irgendwer irgendwas kommentiert hat mit der Bemerkung, dass Verleihnix IMMER schon Fisch importiert hat und DAS ist nicht durchgängig richtig. Selbst wenn das mal an einem Ort so rüberkam, so gibt es doch andere Stellen. Gerade las ich zum Beispiel "Das Geschenk Cäsars" und dort weist Verleihnix darauf hin, dass "der Fang gut war letzten Sommer. Besser als bei den Wildschweinessern". Da kann man natürlich jetzt böswillig ein Geflecht aus Lieferwegen hineininterpretieren, als dessen Teil sich der Fischhändler sieht, aber ich für mein Teil fühle mich darin bestätigt, dass die Gallier sich als Selbstversorger verstehen, weil sie es im Grunde auch sind, selbst wenn evtl. Ausnahmen die Regel bestätigen. Und ja, natürlich können wir darüber diskutieren, beim Teutates.

(Es macht aber wenig Sinn. Die Anlieferung von Waren wie Fisch über die Absperrungen durch die Römerlager wäre, wenn Goscinny und Uderzo das wirklich so gesehen hätten, mindestens einmal zum Thema gemacht worden, denn die daraus resultierenden Schwierigkeiten sind ja vorhersehbar und ich kann kaum glauben, dass das absichtlich ausgespart wurde, obwohl und zumal es ja auch das Selbstbild unserer Gallier ganz schön verändern würde, wenn wir sie als Teil einer Zulieferindustrie betrachten müssten. Deren Unabhängigkeit ist ja gerade mit das Wesen der Geschichten um sie.

Allerdings erwähnt Verleihnix in der von Dir genannten Szene mit keinem Wort, wer den "guten Fang" gemacht hat.
Schon im nächsten Band, "Die große Überfahrt", spricht er da dann doch eindeutigere Worte.







"Quod erat usw.!"

[JRN]

@Jovis :

Jetzt hast Du mich vollständig verwirrt.
Ich hatte angenommen, Du habest einen recurring Gag als redundant kritisiert ... und dafür den Ausdruck "running Gag" verwendet, wie es oft geschieht [obwohl beide Begriffe nicht dasselbe bezeichnen].
Jetzt sagst Du, Du habest durchaus nicht einen recurring Gag kritisieren wollen, sondern in der Tat einen running Gag?
Warum denn das?
Weil Du grundsätzlich keine running Gags magst? Oder nur diesen besonderen?



Mit 1000 Grüßen,
JRN

[FilthyAssistant]

Und? Kann sich noch jemand an die "Weiße Iris" erinnern?

Ich habe den Band gerade erst zum ersten Mal gelesen, daher kann ich mich noch ziemlich gut erinnern

Und nein, als besonders gut habe ich ihn nicht empfunden. Die Handlung war unrund und sprunghaft, der Humor bemüht bis nicht vorhanden.
Kann mich nicht erinnern, ein einziges Mal gelacht zu haben. Geschmunzelt habe ich hin und wieder vielleicht, aber an die entsprechenden Gags kann ich mich wiederum auch nicht erinnern.

[Meister Yupa]

Ich würde ihn gerne lesen, aber die normale Ausgabe ist hier nicht mehr zu finden.

[BobCramer]

Apropos "mindestens einmal": es fiel mir hier negativ auf, dass ab dem Zeitpunkt, wo Majestix das erste Mal durch Schuld seiner Schildträger vom Schild fiel, das zum Running Gag stlisiert wurde und dass es unter den vielen brillianten Running Gags doch einer ist, der dann doch ZU regelmäßig benutzt wurde. Zuweilen unglaublich lustig, aber insgesamt ein müder Wiederholix.

Hier mal spaßeshalber eine Übersicht über alle Sturz-Gags mit Majestix, die ich gefunden habe:

SPANIEN:
- die Träger bücken sich beim VERLASSEN des Hauses nicht, weshalb er gegen den Türrahmen knallt
- er wird von einem geschleuderten Fisch getroffen
STREIT:
- die Träger bücken sich beim BETRETEN des Hauses nicht, weshalb er gegen den Türrahmen knallt
- er wird vom Schild geschleudert, als er diesen in der Absicht betritt, diesmal zu Fuß gehen zu wollen
- er weist beide Träger an, sie sollen das Tor öffnen
SCHWEIZER:
- die Träger lehnen sich zurück, um das schöne Wetter zu betrachten
SEHER:
- die Träger rasen mit dem gebückten Majestix aus dem Haus, der gegen einen niedrigen Ast prallt
KORSIKA:
- die Träger kippen den Schild, um auf seine Anweisung hin schmutzige Stellen zu betrachten
GESCHENK:
- einer der Träger niest
- er stürzt in dem Wäschekübel, in dem er ein Fußbad nimmt und aus dem Haus getragen wird, zu Boden
- er fordert einen der Träger wütend auf, ihm aus den Augen zu gehen
- bei einer Wahlveranstaltung geht einer der Träger, weil unzufrieden, davon
BELGIER:
- er will eine Schlägerei mit dem Befehl "Auseinandergehen!" stoppen, welchen allerdings die Träger umsetzen
GRABEN:
- er hat den Schild auf einem hohen Wagen montiert, der von den Trägern gezogen und umgeworfen wird
- die Träger stoppen auf seinen Befehl hin in vollem Lauf, weshalb es ihn vom Schild katapultiert
KREUZAHRT:
- er stürzt bei einer pathetischen Rede vom Schild, der als Unterlage seines Thonsessels dient
GEFAHR:
- die Träger laufen in wilder Panik vor der außerirdischen Metallkugel davon
- wegen der Geräuschentwicklung bei der Schlacht der Superhelden halten sich die Träger die Ohren zu
GEBURTSTAG:
- die Träger applaudieren Asterix und Obelix
PIKTEN:
- er prallt mit seinem neuen Schildwagen, der von den Trägern geschoben wird, gegen einen Baum
IM JAHRE 50 V. CHR. (Kurzgeschichte):
- er stürzt, als sich die Träger aus Respekt vor ihm verneigen

[Jovis]

Wow! Danke! Es fällt also, ganz gleich ob man meiner Meinung folgen will oder nicht, doch auf, dass es ein später Einschub in die Reihe ist, der dann aber erstmal in fast jedem Band vorkommt. Belassen wir's doch ruhig dabei.

[BobCramer]

Wow! Danke! Es fällt also, ganz gleich ob man meiner Meinung folgen will oder nicht, doch auf, dass es ein später Einschub in die Reihe ist, der dann aber erstmal in fast jedem Band vorkommt. Belassen wir's doch ruhig dabei.

Ja, es ist ein Running Gag aus der zweiten Hälfte der Ära Goscinny, der bis 1981 weiter variiert wurde, dessen Potantial dann aber erschöpft war und auf den später nur noch sehr sporadisch zurückgegriffen wurde. Das war mir so bisher auch nicht bewusst. Goscinny scheint auf jeden Fall so ziemlich jede denkbare Variante des Gags eingesetzt zu haben.

[frank1960]

Asterix in San Francisco: Als Majestix auf seinem Schild an einer Männersauna vorbeikommt, wird er erneut Opfer der sich Bückenden. Der Gag wurde dann auf Alcatraz insofern variiert, dass die Träger beim Duschen sich erneut bücken, als Majestix seine Seife fallen lässt.

[Gorgon]

Gestern gekauft und heute gelesen. Mir hat er klasse gefallen und die Asterix-typischen Anspielungen auf das aktuelle Zeitgeschehen finde ich wirklich gelungen. Ich lese nicht all zu oft die Asterix Alben, aber wenn ich mal einen in der Hand habe, dann macht‘s mir meistens schon Spaß diesen auf einen Rutsch zu lesen. Und wie immer bestätigen einzelne wenige Ausnahmen die Regel.