Splitternackt - Manara

[hanskarlpaul]

Spannende Idee, eine Nische zu besetzen. Das vorne weg.

Ich habe Manara gelesen und halte es für Papierverschwendung. Sowas hat höchstens Nostalgie- und Fremdschämcharme. Bei einem 2023 Erstdurchgang kann es unbeholfen, unerotisch und völlig aus der Zeit gefallen wirken. So ging es mir bei der Lektüre.

Wenn ich nackte Haut sehen will, gibt es heute genügend Pfade das Ziel zu erreichen.

Eine holprige Story mit maximal soliden Zeichnungen, dazu bisschen "hui hui hui nackt"... ergibt bei Manara eine Mischung, auf die ich auf alle Fälle verzichten werde.

[Jovis]

Das kann ich zulassen, das jemand so denkt, zumal Erotik ein höllisch komplexes Genre ist, ich selbst kann da aber nicht mitgehen. Ich finde Manara ganz großartig und zwar in so ziemlich jeder Hinsicht. Er bietet, so wie bei Gullivera, pure Erotik, die gar keinen sexualisierten Anspruch hat, sondern einfach nur, fast beiläufig, absurd und doch zärtlich, Sinnlichkeit visualisiert, und dabei selten vor einem Detail zurückschreckt. Ich weiß aber, dass es ihm zumindest etwas ausmacht, Erotik mit toten Menschen zu verbinden, was er dann aber für Hugo Pratt mehrfach doch tat. Apropos Pratt: für ihn zeichnete er große Literatur, in der Erotik so unverschämt beiläufig auch ein Thema ist, wohingegen Sex aber absichtlich zur Obszönität verkommt (wie mehrfach im Indianischen Sommer). Manara ist ein Erotizist in allen Lebenslagen, bis hin zur Pornographie, und bietet doch nur etwas für den Voyeur, der sich mit dem was er kriegt zufrieden gibt. Und das bin ich. Genügsam, schwelgend und leicht zufrieden zu stellen. Doch Manara stellt mich mit jedem Bild auf die Probe. Eine absurde Haltung, eine zufällige Entblößung zu viel, manchmal eine Ahnung von expliziter Intimität. Man sollte Manara nie unterschätzen, und vielleicht sollte man ein Thema zu seinem Werk nicht ausgerechnet dann eröffnen, wenn einem doch im Grunde der Respekt fehlt.