
Zitat von
PhoneBone
Das Buchmaultier von Cordoba
Immerhin stammt das Werk aus der Feder eines der genialsten Szenaristen unserer Zeit, Wilfrid Lupano, dem wir Werke wie: "Die alten Knacker", "Der Affe von Hartlepool", "Azimut" oder mein All-Time-Favorit "Alim der Gerber" verdanken.
Da kann ja eigentlich nichts schief gehen, oder?
Um's kurz zu machen: tut es auch nicht; natürlich nicht!
Die Geschichte ist im Jahre 976 in und um Cordoba angesiedelt. Der Kalif Al-Hakam II. segnet überraschend das Zeitliche und zurück bleibt nur sein Sohn Hischam, der zu dem Zeitpunkt gerade mal 11 Jahre alt ist. Dieses Machtvakuum nutzt der findige Wesir Mohammed Amir und übernimmt kurzerhand die Amtsgeschäfte bis zur Volljährigkeit des Kalifen. Genug Zeit, um das Reich komplett umzukrempeln. Denn im Geiste seines verschiedenen Kalifen handelt er nicht. Vorbei ist es mit der Weltoffenheit, dem gemeinsamen Miteinander aller Religionen, vorbei mit Wissenschaft und Fortschritt. Was zählt ist einzig und allein der Koran. Gestützt von den Imamen, denen die Weltoffenheit des Kalifen ohnehin ein Dorn im Auge war, setzt der Wesir gleich mal ein Zeichen wohin die Reise geht und lässt alle Bücher, die den Unglauben stützen, verbrennen. Das sind dann quasi alle, außer dem Koran.
Für den Eunuchen Tarid, dessen Lebenswerk es war, die Bibliothek von Cordoba zu pflegen, bricht damit seine Welt zusammen und er fasst den Entschluss, wenigstens die wichtigsten Werke aus der Bibliothek zu retten. Da kommt ihm das mehr oder weniger zufällig vorbeikommende namesgebende Maultier gerade recht und es beginnt eine Odyssee quer durch das Reich, mit ungewissem Ausgang, immer auf der Flucht vor der Schergen des Wesirs. Die Sklavin Lubna, der Dieb Marwan und der Eunuch Tarid bilden dabei ein ungleiches Gespann auf ihrem Weg Richtung Christen-Gebiet.
Die Geschichte ist dabei wunderbar und vielschichtig erzählt, wie man es von Lupano erwarten würde. Immer wieder erfahren wir über Flashbacks mehr über den Hintergrund der Figuren, die dadurch mehr und mehr Tiefe gewinnen. Obwohl die Geschichte im Prinzip recht simpel scheint, ist sie doch tiefgründig und stets einfühlsam mit klarem Fokus auf den Figuren und ihrer Beziehung zueinander. Das Maultier spielt natürlich eine große Rolle, allerdings ist es bei genauer Betrachtung nichts anderes als ein einfaches Maultier und handelt auch so. Es sind die menschlichen Figuren, die dem Maultier eine Persönlichkeit verpassen, die es eigentlich gar nicht hat.
Die Zeichnungen sind recht einfach gehalten und unterstützen dennoch durch die unaufgeregte Art den Kern der Geschichte.
Alles in Allem, ist dieser Band einfach großartig. An dieser Geschichte gibt es eigentlich kein Vorbeikommen. Zugreifen!
5/5 Salzseiten
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