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Ergebnis 1 bis 18 von 18
  1. #1
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Selenie von Fabrice Lebeault

    Verlagsangabe:



    Der tyrannische Alien Antacyles hat die Erde unter seine diktatorische Herrschaft gezwungen. Einzig in einer kleinen Biosphäre auf der Rückseite des Mondes leben unentdeckt noch einige freie Menschen. Unter ihnen drei junge Leute – Selenie und ihre Freunde Verne und Méliès – in der Obhut von Herrn Tatterich, einem ebenso gestrengen wie fürsorglichen Hauslehrer-Androiden. Aus der Vereinigung mit Außerirdischen hervorgegangen, schlummern in ihnen womöglich ungeahnte Kräfte. Zumindest können sich die drei schon mal frei auf der Mondoberfläche bewegen, ohne Raumanzüge, und Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, den Seleniten, aufnehmen. Ansonsten bleiben der kleinen Kolonie zur Beschäftigung nur ihre Hofintrigen und die Hoffnung, eines Tages Nachricht von einer befreiten Erde zu erhalten, dass sie zurückkehren können. Als dann ein unbekanntes Raumschiff auf dem Mond bruchlandet, brechen die drei zu einer abenteuerlichen Expedition auf, um herauszufinden, ob es sich um Freund oder Feind handelt. Doch unverhofft stoßen sie dabei auf ein beunruhigendes Geheimnis...



    Fabrice Lebeault wandelt mit diesem charmanten Album auf den Spuren der großen Meister vergangener Epochen. Méliès und Chaplin, Moebius und Hergé, Verne und Herbert standen Pate für eine originelle Science Fiction, die von einer nostalgischen Brise durchweht wird, dabei aber weit mehr ist als ein bloßer Sturm von Zitaten.
    https://www.splitter-verlag.de/selenie.html

    Das ist wieder einer der Comics, über die man nicht viel schreiben kann, ohne etwas zu spoilern, und einen Großteil der Handlung verrät auch schon der obige Verlagstext ... obwohl es natürlich noch ein paar Überraschungen gibt. Ich finde es ja immer schöner, neue Welten ohne Vorkenntnisse zu entdecken.

    Kurz: Zwei ältere Jugendliche und ein Junge leben als Exilanten der Erde auf der Rückseite des Mondes unter Betreuung eines Androiden.

    Vom Artwork kann man sich in der Vorschau schon einen guten Eindruck verschaffen. Es ist sehr fantasievoll, wirkt sehr elegant verspielt mit den Art déco-Elementen und Moebius-Anleihen, man kann allerlei schöne Details entdecken - es macht Spaß, sich die nostalgieschwängerten Zeichnungen anzusehen. Schätze, dass man mit der Printausgabe noch mehr Freude als mit der digitalen Ausgabe haben wird.

    Die Story und auch das Artwork enthalten unglaublich viele mehr oder wenige offenkundige Zitate und Referenzen auf Sci-Fi-Klassiker aus Roman, Film und Comic des 19. und. 20. Jh. Im Zusammenspiel mit dem Artwork verspürt man dadurch eine recht spezielle, mitunter auch leicht surreale, retrofuturischte Atmosphäre.

    Wobei ich das geschilderte Mondleben nicht durchgehend als "charmant" empfunden habe, so haben die Mond-Ureinwohner, die sog. Seleniten, kein erbauliches Leben auf dem Mond, sondern müssen als eher gering geschätzte Domestiken und Arbeiter den Mond-Exilanten dienen. Nachdem man die Auflösung kennt, kann man sich den Grund dafür aber zusammenreimen.

    Insgesamt war die Story doch einen Tick bedrückender und pessimistischer als ich, wohl aufgrund des Artworks, erwartet hatte, obwohl es auch schon im Verlagstext angedeutet wird.

    Nachdem ich den Comic erst einmal 1 Tag sacken lassen habe, fand ich ich das aber erzählerisch nicht schlecht und gut konstruiert. Mehr kann ich dazu aber nicht schreiben, ohne zu spoilern.
    Geändert von Simulacrum (25.10.2022 um 17:49 Uhr) Grund: Méliès ist doch nur ein Junge, keine Teenie

  2. #2
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Hmm. Bin noch etwas unschlüssig. Auf "bedrückend" und "pessimistisch" habe ich im Augenblick einfach keine Lust. Zu viele reale Krisen. Deswegen habe ich auch R.I.P trotz des tollen Artworks ausgelassen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, die Einkäufe deutlich zu reduzieren. Energiepreise, Inflation, Platzmangel, die Anzahl der ungelesenen Comics …..
    Ich befürchte aber, dass ich den Band wohl doch noch "spontan" mitnehmen werde, wenn er im Comicshop nach mir ruft.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ich will nicht einmal ausschließen, dass Lebeault sogar eher einen Lobgesang auf die Phantastik (und Realitätsflucht ganz in Deinem Sinne) anstimmen wollte, wofür die vielen Reminiszenzen sprächen, aber so ein charmant harmloser Retro- und Nostalgietrip wie z.B. "Hafen der Geheimnisse" in einem alternativen Cherbourg ist es durch den irdischen Kontext der Handlung nicht geworden, ohne weiter in die Tiefe gehen zu können. Sollte wohl doch etwas erwachsener werden.

    Wobei ich das auch nicht übermäßig originell fand, originell ist eher das Mondszenario mit den Referenzen, den Seleniten sind wir ja auf andere Weise auch schon einmal in Mantel und Degen begegnet.

    btw: Die Handlung ist zwar abgeschlossen, die Tür für einen weiteren Band mit einem neuen Abenteuer hat er sich aber offen gehalten.

  4. #4
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    @Simulacrum:

    Vielen Dank für die gute - und für mich sehr hilfreiche Besprechung! Mir ging's bei der Erwartungshaltung aufgrund des Artworks ganz ähnlich wie dir: sieht ja oberflächlich betrachtet eher Richtung durchgeknallt charmant - und nicht bedrückend pessimistisch aus...
    Deine Einschätzung ist für mich jetzt ausschlaggebend für mein Kaufverhalten, da es mir zur Zeit eher so wie Zardoz geht. Allerdings heißt aufgeschoben ja nicht aufgehoben, aber das Geld werde ich beim nächsten Comicladen-Besuch sparen, um mir davon dann das von Jelly ausspionierte und abfotografierte Thorgal-Original zu kaufen. Viel mehr wird das ja nicht kosten.

  5. #5
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Also ich schrieb einen Tick pessimistischer und bedrückender als erwartet.

    Das bezieht sich allein auf den Kontext. Ein durchgehender Depri-Comic ist es nun auch nicht.

    Vllt schreiben ja noch ein paar mehr über ihre Eindrücke.
    Es bleiben auf jeden Fall das exotische Szenario, schöne Artwork und die vielen Referenzen, die gelungen in die Handlung eingebunden sind.

  6. #6
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    Das mit dem Kontext habe ich auch so verstanden, der Comic bleibt ja weiterhin interessant für mich. Nur nicht zur Zeit. Im Augenblick werden halt Comics bevorzugt, bei deren Lektüre ich ob ihrer Naivität und optimistischen Grundeinstellung eigentlich eine Sonnenbrille tragen müsste, damit sie mich nicht so blenden. Nicht mal der Hauch von Pessimismus wird in Comics geduldet! Kampf dem Pessimismus! Kampf allen 'ismen'! Außer den optimistischen!

  7. #7
    Mitglied Avatar von Diskomo
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    Sehr richtig.


    Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.

  8. #8
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ja, ja. Eine Triggerwarnung mag ich dennoch nicht aussprechen, da fällt die Rezeption dieses Comics dann wohl individuell bei jedem etwas anders aus, im besten Fall verhagelt er einem nicht die gute Laune, sondern stimmt nur nachdenklich. Ich habe die Lektüre nicht bereut.

    Zur Aufmunterung lese ich jetzt den Rest der 7 Dektektive-Bände. Und ja, Miss Crumble zeigt zu viel Dekolleté
    Geändert von Simulacrum (25.10.2022 um 19:48 Uhr) Grund: Wahnsinn im Warnsinn

  9. #9
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Zitat Zitat von Simulacrum Beitrag anzeigen
    Und ja, Miss Crumble zeigt zu viel Dekolleté
    Da muss ich widersprechen;-)

  10. #10
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ich bin noch nicht ganz durch, aber nein, da verkühlt sich die Gute doch, so warm war es damals noch nicht in Britannien.

  11. #11
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    Miss Crumble
    Die Dame hätte eine eigene Serie verdient. Ihr Heimatort samt Gartentor, durch das Miss Dingsbumms nicht passt, wäre ein wunderbares Setting für weitere Fälle - mit Ausflügen zu Herrenhäusern und Spukschlössern, Zugfahrten und Stipvisiten in London.
    Und Miss Crumble's gleichbleibendes Dekolleté in den verschiedenen Jahreszeiten!
    Das waren noch gute Comics damals, vor Doppelwummsen und Zeitenwenden

  12. #12
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    Ich fand Selenie sehr gelungen. Vor allem hat es mich einige Zeit zum Nachdenken angeregt. Wie ist es wohl möglich mit dem Wissen um die Situation so weiterzuleben?

  13. #13
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ein Verlagsmitarbeiter bezeichnete den Comic als trauriges Kleinod. Das trifft es ganz gut, finde ich.

    https://diezukunft.de/news/buch/phan...en-im-november

  14. #14
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    So, ich habe mich nun auch auf die dunkle Seite des Mondes gewagt - oder besser geträumt. Hat mir gut gefallen, wobei ich mir trotz der herrlich eskapistischen ersten beiden Drittel komischerweise eine ähnliche Auflösung bereits gedacht, bzw. diese befürchtet hatte.

    Simulacrums absolut treffender Besprechung ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Das Artwork ist absolut gelungen, der Bonus-Skizzenteil ebenso, die anfängliche Atmosphäre hat mich total begeistert, die vielen Reminiszensen (u.a. selbstverständlich Georges Méliès "Die Reise zum Mond", ein Bild von Schulze und Schultze auf dem Mond, Moebius, Flash Gordon oder Buck Rogers) waren sehr gelungen und die Tatsache, dass der Comic in sich abgeschlossen ist, hat mir ebenfalls gefallen. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass man da mehr hätte draus machen können. Aber das geht schon in Ordnung. Das Mondgefährt (Pneumodingsbumms) ist eine herrliche Idee und der Innenraum sieht wunderbar retrofuturistisch aus (wie eigentlich alles in diesem Comic). Alles in allem ist das also ein richtig guter Comic, der am Ende nachdenklich und etwas traurig stimmt - aber wirklich beileibe kein "Depri-Comic" ist.

    Bleibt lediglich die philosophische Frage, ob Lebeault eher ein Loblied auf Eskapismus anstimmen - oder diesen kritisieren wollte. Ich tendiere eher zum Lobgesang. Naja, was heißt "eher"? Ich finde, der Comic ist eine ziemlich eindeutige Ode an die Kraft der Phantasie und dabei ein handfester Lobgesang auf den Eskapismus. Meinen Segen hat er.

  15. #15
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ja, ich fürchte, ich habe schon zu viel geschrieben, wenn du die Auflösung schon geahnt hast, ein Wort aus deinem 1. Satz hatte ich auch extra vermieden. Am besten liest man vorher nur den Artikel aus # 13.

  16. #16
    Mitglied Avatar von yoorro
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    Ich habe den Comic auch gelesen und kann etwaige Stimmungsänderungen nicht an mir feststellen. Es war ein Comic mit für mich eher lauen Geschichte. Zeichnerisch ganz nett und auch krudes Zeug dazwischen aber reicht das? Die Reifen haben mich an den 313 denken lassen. Ich kann dem im ganzen nicht viel abgewinnen. Schade.

  17. #17
    Mitglied Avatar von PhoneBone
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    Nachdem ich ja zunächst die alten Knacker im Selenie Mantel genießen musste, jetzt also der richtige Band im richtigen Gewand.

    Im Prinzip ist über diesen Comic schon alles gesagt oder, zum Glück, nicht gesagt. Zufügen könnte ich eigentlich nur, dass ich das Ende wirklich prima fand und es mich zum Nachdenken angeregt hat. Sowas findet man leider viel zu selten. Ein wahres Kleinod, dieser Comic.
    Einer Fortsetzung würde ich allerdings kritisch gegenüber stehen. Im Prinzip wurde alles gesagt. Alles weitere würde diesen Band nur irgendwie herabwürdigen.

  18. #18
    Mitglied Avatar von robert 3000
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    Für jeden Fan dieses Albums kann ich nur die Serie Horologiom empfehlen.

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