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Thema: Biografie über Rolf Kauka wird Frühjahr 2022 erscheinen

  1. #151
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Raro Beitrag anzeigen
    Wie gesagt, er war Sozialdemokrat bis zum Verbot 1933 und hat Hitler nicht gewählt. Nach dem Krieg war er nach Kriegsgefangenschaft wieder Sozialdemokrat, er war nie NSDAP Mitglied. Wurde als Jahrgang 1904 im Jahr 1940 eingezogen. Er hat Militärdienst gehaßt und kam schwer erkrankt aus Rußland zurück. Ich habe viele Gespräche mit ihm geführt, er war immer der Meinung, daß es eine Schande war, den Krieg anzuzetteln.
    Und hier kann ich Dir nur vorbehaltlos zustimmen. Aber Dein Opa war halt auch schon ein bisschen älter und hatte als überzeugter Sozialdemokrat wohl auch ein fundierte politische Meinung und Bildung. Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass das bei Jugendlichen, die gerade in der Pubertät extrem beinflussbar sind, leider auch in eine ganz andere Richtung laufen kann?

  2. #152
    Mitglied Avatar von Raro
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    Natürlich waren die Jugendlichen der Indoktrination permanent ausgesetzt, in der Hinsicht ist das bei Kauka ein Teil der Sozialisation, aber er hätte sich nach den Erfahrungen des Krieges deutlicher abgrenzen können, anstatt immer wieder die Nähe zu Gehlen zu suchen. Auch das Verbergen der Gesinnung und Taten direkt nach dem Krieg, um einer eventuellen Bestrafung zu entgehen, ist ein Indiz.
    Wie Markus das sehr zielführend festgestellt hat, Kauka war extremely adaptable.

  3. #153
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Taneleer Tivan Beitrag anzeigen
    Nachbarländer zu überfallen und dort einen Genozid zu verüben, Zivilisten (darunter schwangere Frauen, Kinder, Invaliden) ermorden, vergewaltigen und foltern ist für mich eindeutig böse, ja. Ob es nun vor 80 Jahren Hitlers Leute waren oder heute Putins ist dabei einerlei. Alles ein Dreckspack. Die Welt ist manchmal in der Tat sehr einfach, wenn es darum geht, das Böse zu erkennen.
    Und genau so eine undifferenzierte Allgemeinplattitüde versuchen fixundfertig und ich entgegenzuwirken. Damit machst Du jeden Soldaten, egal ob Hitlers oder Putins, zum Massenmörder. Nach Deinen Worten "Alles ein Dreckspack." So einfach kann man es sich nun wirklich nicht machen. Damit würdest Du auch Raros Opa, der eingezogen wurde, in dieses "Dreckspack" vorbehaltlos einbeziehen.

    Ihr macht immer wieder den Fehler, wie fixundfertig es schon schrieb, dass ihr geschichtliche Ereignisse aus dem Blickwinkel heutiger Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen beurteilt.
    Wir loben die alten Griechen ob ihrer frühen Demokratiebestrebungen und Einbeziehung des Volkes in politische Entscheidungen und haben dabei völlig verdrängt, dass auch die alten Griechen Sklaven hatten, die für sie nur Handelsware und Gegenstände waren und von ihnen auch nicht als Lebewesen gesehen wurde. Das war für sie völlig normal und wenn Du versucht hättest ihm das verwerfliche daran zu erklären, hätte er Dich für völlig verrückt erklärt.
    Bei den alten Römern nicht viel anderes. Frühe, hochentwickelte Judikative. Aber halt nur für "römische" Bürger. (Konnten übrigens auch Fremde dazu ernannt werden). Aber Sklavenhaltung völlig "normal" und moralisch auch nicht verwerflich.

    Ich kann in diesem Zusammenhang nur wieder einmal Nietzsche zitieren:
    "Es ist ein richtiges Urteil der Gelehrten, dass die Menschen aller Zeiten zu wissen glaubten, was gut und böse, lobens- und tadelswert sei. Aber es ist ein Vorurteil der Gelehrten, dass wir es jetzt besser wüßten als irgendeine Zeit."

  4. #154
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Raro Beitrag anzeigen
    Natürlich waren die Jugendlichen der Indoktrination permanent ausgesetzt, in der Hinsicht ist das bei Kauka ein Teil der Sozialisation, aber er hätte sich nach den Erfahrungen des Krieges deutlicher abgrenzen können, anstatt immer wieder die Nähe zu Gehlen zu suchen. Auch das Verbergen der Gesinnung und Taten direkt nach dem Krieg, um einer eventuellen Bestrafung zu entgehen, ist ein Indiz.
    Wie Markus das sehr zielführend festgestellt hat, Kauka war extremely adaptable.
    Auch hier muss/kann ich Dir wieder nur zustimmen. Hier hat Markus mit seiner Einschätzung m.E. sehr gut den Punkt getroffen und deckt sich eigentlich auch mit meiner Einstufung von R.K. als eiskalten Geschäftsmann.
    Das Verbergen der Gesinnung und "Taten" sehe ich in diesem Zusammenhang nicht ganz so. Welche Taten gab es denn nun konkret, die eine eventuelle Bestrafung verdient hätten? Soweit bin ich in der Lektüre noch nicht. Und direkt nach dem Krieg gab es ja sowieso keinerlei Leute mit Gesinnung. Da waren alle Nazis gefallen oder verschwunden. Und das war nach den Erzählungen meiner Großeltern und diversen Onkel und Tanten anscheinend überall so.

    Und das mit der Abgrenzung nach der Erfahrung des Krieges ist auch keine so leichte Sache. Ich habe ja über den Fall meines Schwiegervaters berichtet (siehe Post # 130). Der hat das nie geschafft.

  5. #155
    Mitglied Avatar von Raro
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    Der Opa väterlicherseits hatte Glück, für den hat die Nazizeit eigentlich nicht stattgefunden, er war Lokomotivführer im Regionalbetrieb, seine Frau Krankenschwester, sie hatten 11 Kinder, da war er befreit, und die Kinder waren zu jung, um eingezogen zu werden. Mein Vater erzählte immer von den Amerikanern, die gegen Kriegsende im Dorf waren, haben Kaugummi und Schokolade verteilt.

  6. #156
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    Zitat Zitat von albert-enzian Beitrag anzeigen
    Und genau so eine undifferenzierte Allgemeinplattitüde versuchen fixundfertig und ich entgegenzuwirken. Damit machst Du jeden Soldaten, egal ob Hitlers oder Putins, zum Massenmörder. Nach Deinen Worten "Alles ein Dreckspack." So einfach kann man es sich nun wirklich nicht machen. Damit würdest Du auch Raros Opa, der eingezogen wurde, in dieses "Dreckspack" vorbehaltlos einbeziehen.
    Schau, mir ging es in erster Linie um den Abschnitt, den ich zuerst von fixundfertig zitiert habe. Würdest du ihm also zustimmen, dass man die Menschen, die heute die Ukraine unterstützen und den russischen Vernichtungskrieg verurteilen, quasi mit Hitlers Fahnenschwenkern vergleichen kann?
    Wenn ich lese, wie sozusagen Täter (und das sind die Russen durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg nun mal und die deutsche Wehrmacht damals) zum Opfer gemacht werden, oder Angriffskriege mit der Absicht ein Volk auszulöschen mit "Ja, man muss ja beide Seiten verstehen" relativiert werden, hört bei mir das Verständnis auf. Sorry, kann man doof finden, ist aber so.
    Du hast aber recht, nicht jeder Wehrmachts-Soldat wird Zivilisten ermordet haben, sowie nicht jeder russische Soldat an systematische "Säuberungen" ganzer Dörfer wie in Butscha, Mariupol etc. beteiligt war. Gibt bestimmt auch ganz nette darunter (vielleicht sogar Fix und Foxi Fans? ).

    Da ich das Thema auch nicht weiter ins Off-Topic ziehen möchte, lass ich euch mit dem Thema jetzt aber auch in Ruhe. Ich habe meine Gedanken dazu geäußert und damit soll es jetzt gut sein.
    Geändert von Taneleer Tivan (29.04.2022 um 20:56 Uhr)

  7. #157
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Zitat Zitat von Taneleer Tivan Beitrag anzeigen
    Schau, mir ging es in erster Linie um den Abschnitt, den ich zuerst von fixundfertig zitiert habe. Würdest du ihm also zustimmen, dass man die Menschen, die heute die Ukraine unterstützen und den russischen Vernichtungskrieg verurteilen, quasi mit Hitlers Fahnenschwenkern vergleichen kann?
    Natürlich nicht! Sorry, habe ich aber so auch nicht in fixundfertigs Beitrag gelesen. Meiner Meinung nach wollte er damit ausdrücken, wie leichtfertig manche nach der NATO rufen, ohne dabei zu Bedenken, wie nahe wir uns an einer extremen Eskalation befinden die uns tatsächlich in einen III. WK führen könnte.

    Zitat Zitat von Taneleer Tivan Beitrag anzeigen
    Wenn ich lese, wie sozusagen Täter (und das sind die Russen durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg nun mal und die deutsche Wehrmacht damals) zum Opfer gemacht werden, oder Angriffskriege mit der Absicht ein Volk auszulöschen mit "Ja, man muss ja beide Seiten verstehen" relativiert werden, hört bei mir das Verständnis auf.
    Sorry, auch hier kann ich keinen einzigen Beitrag von uns finden, in denen irgendwo ein Täter von uns zum Opfer gemacht wurde. Und es war auch nie die Rede davon, dass man in solchen Fällen beide Seiten verstehen solle. Es gibt von mir keinerlei Verständnis für Leute die diese furchtbaren Dinge anzetteln und ausführen. Es ging einzig und allein um den Versuch zu erklären, warum viele (jüngeren) Kriegsteilnehmer des II.WK hinterher so große Probleme mit der Abgrenzung zu dieser Zeit haben bzw. hatten. Und Rolf Kauka gehört für mich zu den jüngeren Kriegsteilnehmern.

  8. #158
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    Mein zur Debatte stehender Absatz hat im ersten Satz das Thema benannt:
    Gerade wenn ich mir anschaue, was aktuell abgeht, sehe ich die Wirkmächtigkeit des gleichgeschalteten Mainstreams auf die meisten einfachen Tröpfe.

    Die Wirkmächtigkeit des Mainstreams. Ich wollte erklären, warum Rolf Kauka, der so "einfach" ja gar nicht war, auch infiziert wurde. Übrigens erwischte es auch sehr intelligente und gebildete Leute, wie etwa den Philosophen Martin Heidegger. Bei der nicht-intellektuellen Masse ist die Hysterie aber am augenfälligsten.

    Der Satz
    Ich würde nicht wissen wollen, wie viele der heute herumlaufenden Fanatiker "für die gute Sache" damals dem Hitler zugejubelt hätten.
    sollte verdeutlichen, dass leider viele Menschen sehr rasch sich einer auf den ersten Blick guten Sache anschließen (Deutschland soll wieder Bedeutung in der Welt haben, ein Volk, ein Reich, ein Führer! bzw. Retten wir das Opfer Ukraine vor dem russischen Aggressor) und dafür bereit sind, jedes Mittel einzusetzen. Das Problem: Der gute Zweck heiligt nicht das böse Mittel. Das Ziel "ein Volk!" hat damals bekanntlich in den Holocaust gemündet. Heute könnte eine militärische Unterstützung der Ukraine im 3. WK münden.
    Mich erschreckt es genauso, dass damals so viele von der NS-Ideologie gepackt wurden, wie es mich heute erschreckt, dass ehemalige Pazifisten wieder Fahnen schwingen, in Freund-Feind-Kategorien denken (R. Reagan: Sowjetunion = "Reich des Bösen") und am liebsten deutsche Panzer gegen Putin auffahren lassen würden.



    Geändert von fixundfertig (30.04.2022 um 08:14 Uhr)

  9. #159
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    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen
    Mein zur Debatte stehender Absatz hat im ersten Satz das Thema benannt:
    Gerade wenn ich mir anschaue, was aktuell abgeht, sehe ich die Wirkmächtigkeit des gleichgeschalteten Mainstreams auf die meisten einfachen Tröpfe.

    Die Wirkmächtigkeit des Mainstreams. Ich wollte erklären, warum Rolf Kauka, der so "einfach" ja gar nicht war, auch infiziert wurde. Übrigens erwischte es auch sehr intelligente und gebildete Leute, wie etwa den Philosophen Martin Heidegger. Bei der nicht-intellektuellen Masse ist die Hysterie aber am augenfälligsten.

    Der Satz
    Ich würde nicht wissen wollen, wie viele der heute herumlaufenden Fanatiker "für die gute Sache" damals dem Hitler zugejubelt hätten.
    sollte verdeutlichen, dass leider viele Menschen sehr rasch sich einer auf den ersten Blick guten Sache anschließen (Deutschland soll wieder Bedeutung in der Welt haben, ein Volk, ein Reich, ein Führer! bzw. Retten wir das Opfer Ukraine vor dem russischen Aggressor) und dafür bereit sind, jedes Mittel einzusetzen. Das Problem: Der gute Zweck heiligt nicht das böse Mittel. Das Ziel "ein Volk!" hat damals bekanntlich in den Holocaust gemündet. Heute könnte eine militärische Unterstützung der Ukraine im 3. WK münden.
    Mich erschreckt es genauso, dass damals so viele von der NS-Ideologie gepackt wurden, wie es mich heute erschreckt, dass ehemalige Pazifisten wieder Fahnen schwingen, in Freund-Feind-Kategorien denken (R. Reagan: Sowjetunion = "Reich des Bösen") und am liebsten deutsche Panzer gegen Putin auffahren lassen würden.



    Sorry, aber hier finde ich schon das Gleichsetzen der beiden Ziele als "auf den ersten Blick gute Sachen" problematisch. Im ersten Fall ging es um eigene imperialistische Ansprüche, nämlich ganz Europa zu erobern. Im zweiten Fall geht es darum, einem Land zu helfen, das selbst Opfer eines imperialistischen Angriffskriegs geworden ist. Wieso sollten die Menschen, die letzteres unterstützen, anfällig für ersteres gewesen sein?

    Womit du natürlich recht hast, ist, dass man das Alle-über-einen-Kamm-Scheren unterlassen sollte. Also nicht jetzt russische Filme aus dem Programm nehmen oder alle Deutschrussen beleidigen, weil Putin und seine Clique in der Ukraine wüten. Und ja, dass jetzt ausgerechnet die Grünen plötzlich die größten Befürworter von Waffenlieferungen geworden sind, finde ich auch befremdlich, obwohl ich in diesem Fall tatsächlich für Waffenlieferungen an die Ukraine bin.

  10. #160
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    Zitat Zitat von HerrHase Beitrag anzeigen
    Sorry, aber hier finde ich schon das Gleichsetzen der beiden Ziele als "auf den ersten Blick gute Sachen" problematisch. Im ersten Fall ging es um eigene imperialistische Ansprüche, nämlich ganz Europa zu erobern. Im zweiten Fall geht es darum, einem Land zu helfen, das selbst Opfer eines imperialistischen Angriffskriegs geworden ist. Wieso sollten die Menschen, die letzteres unterstützen, anfällig für ersteres gewesen sein?
    Mir ist bewusst, dass mir bei dieser vergleichsweise hohen Abstrahierung viele nicht folgen wollen. Da kann ich erläutern, bis ich schwarz werde.
    Ihre Endziele haben die Nazis nicht so formuliert, sonst hätten sich ihnen viele nicht zugewandt. Sie haben jeden Deutschen an seinem Platz "abgeholt", in Vereine gesteckt, sind wandern gegangen, haben Liedln gesungen, von der Liebe zu Volk und Vaterland und einer "neuen Zeit" gesprochen und vieles mehr. Nicht haben sie von Krieg und Judenvernichtung gesprochen. Das meinte ich mit den "auf den ersten Blick guten Sachen". Der mitschwingende Antisemitismus fiel anfangs nicht groß auf, weil es den schon vor den Nazis gegeben hatte. Heidegger war kein Barbar! Wie hätte sich anders ein so feinsinniger Philosoph auf diese Ideologie einlassen können? Er hatte, nebenbei gesagt, eine Liaison mit der jüdischen Philosophin Hannah Arendt.
    Aktuell ist die auf den ersten Blick gute Sache, der Ukraine zu helfen. Aber hier, wie damals, muss man tiefer schauen. Wie helfen wir und mit welchen Mitteln, und welche Folgen könnte das haben? Das hat nichts mit fehlender Solidarität oder Feigheit zu tun, sondern mit politischer Klugheit. Politik ist keine moralische Veranstaltung. Wo sie dazu wird, ist sie Terror (Jakobiner) oder Unvernunft.

  11. #161
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    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen
    Mir ist bewusst, dass mir bei dieser vergleichsweise hohen Abstrahierung viele nicht folgen wollen.
    Nein, will ich nicht, kann ich nicht. Die hohe Kunst historischer Analogiebildung ist im Detail oft voller Fallstricke, aber Du begehst gleich derart viele grobe Schnitzer, dass ich Dir dringend empfehlen würde, noch einmal zu überdenken, was Du hier postest. Es fängt schon mit Deiner Grundprämisse an, die Nazis hätten "jeden Deutschen an seinem Platz "abgeholt", in Vereine gesteckt, sind wandern gegangen, haben Liedln gesungen" etc. - das verschlägt mir beinah die Sprache. Dir ist doch wohl klar, dass erst mal viele Deutsche - politische Gegner, Bürger jüdischen Glaubens, sonstige Missliebige - tatsächlich "abgeholt" und in "Schutzhaft", KZs usw. gesteckt worden sind? Und dann Dein anderer Argumentationsstrang, die irritierende Gleichsetzung von Zustimmung zum Nationalsozialismus mit Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen einen Aggressor - was, bitte, willst Du damit eigentlich sagen? Dass es allemal "poltisch klüger" ist, sich rauszuhalten, im Zweifelsfall egal, worum es geht? Mit dieser Maxime in der Weltpoltik hätten wir womöglich heute noch ein Naziregime in Deutschland und darüber hinaus, denn vergiss nicht, es waren nicht die Deutschen, die sich vom NS-Terror befreit haben. Und die Kauka-Biografie gibt einige überlegenswerte Ansätze dafür, warum.

  12. #162
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    Ich geb's auf.
    Erkläre du mir aber noch schnell, woher die massenhafte Begeisterung für die Nazis gekommen ist, wenn nicht durch ihre positive Propaganda? Unterstellst du, dass die Begeisterten insgeheim alle Sadisten waren, begierig, letzten Endes alle Juden umzubringen und andere Länder mit Krieg und Tod zu überziehen? Wahr ist, dass sie mitbekamen, dass manche Leute "verschwanden", aber was mit ihnen geschah, wollten sie nicht wissen und haben später geleugnet, es geahnt zu haben. Sehen so Sadisten aus?
    Natürlich entwickelt sich auch die Propaganda und ist nicht ganz die gleiche vor und nach der Machtergreifung und nach Beginn des Krieges, geschweige denn in dessen Endphase.
    Als Erstlektüre würde ich mal mit https://de.wikipedia.org/wiki/Nation...che_Propaganda anfangen.
    Dort wird auch Hitler aus "Mein Kampf" zitiert:
    "Gerade darin liegt die Kunst der Propaganda, dass sie, die gefühlsmäßige Vorstellungswelt der großen Masse begreifend, in psychologisch richtiger Form den Weg zur Aufmerksamkeit und weiter zum Herzen der breiten Masse findet".
    So viel zum "Abholen" der Menschen, an dem du dich gestoßen hast.

  13. #163
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    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen
    Erkläre du mir aber noch schnell, woher die massenhafte Begeisterung für die Nazis gekommen ist, wenn nicht durch ihre positive Propaganda?
    Ungern, weil ich leider den Eindruck habe, Du sträubst Dich mit aller Macht dagegen, Deine mit Vehemenz geäußerte Sichtweise auch nur im Ansatz in Frage zu stellen. Dabei gibst Du interessanterweise schon ein Stichwort vor, wo Du ansetzen könntest: Was ist denn Deiner Ansicht nach "positive" Propaganda? Und soll das bedeuten, dass es auch so etwas wie "negative Propaganda" gegeben habt? Falls Dir letzteres unverständlich oder abwegig vorkommt, dann erinnere ich noch mal daran, dass die Nazis ihren Aufstieg zur Macht mit allen Mitteln betrieben haben, schon während der Weimarer Republik: mit Demagogie, Einschüchterung, Straßenterror, sogar einem (jämmerlichen) Putschversuch. Das könnte man in der Tat als "negative Propaganda" bezeichnen. Damit gemeint ist nichts anderes als Angst einjagen. Und dieses Programm wurde ab 1933, erst mal an der Macht, konsequent fortgeführt, ausgeweitet, verschärft mit Entrechtung, Vertreibung, KZs und letztlich dem Holocaust. Das "Positive" daran war allenfalls die zynische Behauptung, das müsste so sein, für "Führer, Volk und Vaterland". Wenn ich Dich recht verstehe, willst Du darauf hinaus, der "gemeine Deutsche" hätte gar nicht anders gekonnt, als dem begeistert zuzustimmen und bei gewissen Begleiterscheinungen peinlich berührt wegzuschauen. Damit vergisst Du, dass gar nicht wenige dem überhaupt nicht zugestimmt haben, nur wurden sie verfolgt, mundtot gemacht, oft genug umgebracht.
    "Positive Propaganda" ist also schon mal nur für die eigene Klientel bestimmt gewesen. Und um die so richtig in Stimmung zu bringen, brauchte es auch noch ein Feindbild. Es ist ein Kernmerkmal des Faschismus, eine Gesellschaft zu spalten, in "wir oder die". Für das "die" boten sich den Nazis die jüdischen Mitbürger an, aber auch Kommunisten, Sozialdemokraten und wer sonst noch so nicht auf der politischen Linie lag. Der Rest wurde umgarnt. Z. B. mit sozialen Aufstiegschancen, natürlich häufig auf Kosten der Ausgegrenzten, die man bedenkenlos ausplündern durfte. Und ansonsten mit Versprechungen auf künftige "Stärke" einer Nation, für die man pflichtschuldigst Opfer zu bringen habe. Dafür war man in Deutschland - und wie sich dann zeigte, in Österreich nicht minder - nach der vielfach als Demütigung empfundenen Niederlage im Ersten Weltkrieg nur allzu empfänglich. Insgesamt wäre ich also sehr vorsichtig, was die vorgebliche "massenhafte Begeisterung" der Deutschen während der NS-Zeit betrifft. Die beruht wenn, dann auf Ausblendung (der Verfolgten), z. T. niederen Beweggründen, für die Götz Aly, wenn ich nicht irre, den Begriff "Wohlfühdiktatur" geprägt hat (wie gesagt, auf Kosten der Opfer), und nicht zuletzt auf Inszenierung. Letzteres bedeutet sogar, dass eine unkritische Verwendung der Idee von einer "Massenbegeisterung" auf perfide Weise die "positive" Nazipropaganda von einst fortleben lässt.
    Was nicht heißt, dass nicht Millionen von Deutschen Hitler & Co. begeistert zugestimmt hätten. Nur dieses "wir hatten ja keine andere Wahl, und im Übrigen wussten wir von nichts", das muss man hinterfragen. Und eben das wünschte ich mir vor allem von den Überlebenden, zumal den Profiteuren dieses Mörderregimes nach dem Krieg. Warum sie das häufig nicht getan haben, mitunter bis heute (!) nicht, das steht auf einem anderen Blatt.

  14. #164
    fuxiger Teilzeit-SysOp Avatar von Markus
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    wenn ich fixundfertig richtig verstehe, geht es im Kern um allgemeine Beeinflussbarkeit von Menschen gegenüber Propaganda und Ideologien, was auch heute und zu jeder anderen Zeit beobachtbar ist. Der Faschismus breitete sich seinerzeit aufgrund gegebener sozio-ökonomischer und kultureller Verhältnisse in den 30ern in ganz Europa in unterschiedlichen Varianten aus, hat aber in Deutschland aufgrund der Verhältnisse seinen fruchtbarsten Boden gefunden und in Staat und Gesellschaft alles übernehmen können. Das macht natürlich Verbrecher absolut nicht von ihrer Schuld frei. Wir sollten aber nicht so tun, als ob wir heute grundsätzlich vor solchen Verbrechen immun wären. Zivilisationen stehen auf dünnem Eis.

  15. #165
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    Hier herrscht über die Biographie inzwischen betretenes Schweigen. Der liebe Onkel Rolf wurde also dekonstruiert, aus ihm wird ein "strammer Nazi" und Comicverleger "mit Rechtsdrall". So die Rezension im "Spiegel". Es wäre ein Wunder gewesen, wenn in einer gutmenschlichen Zeit wie der unseren ausgerechnet auf Kauka vergessen worden wäre. Wie kann man einerseits Wort-Tabus installieren (Neger, Eskimo, Indianer, Mohrenbräu usw.), nach alten "Antisemiten" benannte Straßen umbenennen, an denen sich 100 Jahre niemand gestoßen hat, sexuelle Anzüglichkeiten ins Strafrecht aufnehmen und andererseits einen alten "Nazi" wie Kauka ungeschoren lassen, der sich nie von seinen Wehrmachts-Umtrieben distanziert hat und, obwohl verheiratet, scheinbar jeden Abend eine andere Frau im Bett hatte? Das Hechelhammer-Machwerk passt also hervorragend zum Zeitgeist. Es "musste" kommen.

    Auf zwei Rezensionen möchte ich hinweisen.
    https://www.spiegel.de/geschichte/co...3-b5fa90019696
    https://comicgate.de/rezensionen/fuerst-der-fuechse/

    Der "Spiegel" bestätigt, wie nicht anders zu erwarten, die Interpretation Hechelhammers und lässt uns mit einem Bild von Kauka zurück, zu dem das Comicgate sagt:

    Vermutlich ist eine offizielle und autorisierte Biographie noch nie ähnlich vernichtend ausgefallen. Ob es seine Absicht war oder nicht: Mit diesem Buch beerdigt Hechelhammer Rolf Kauka.

    Das Comicgate wirft der Biographie eine Themenverfehlung vor. Um den Comicverleger, den "Fürsten der Füchse", gehe es im Grunde gar nicht, Comics würden Hechelhammer nicht interessieren. Das ist, finde ich, kein Wunder. Obwohl der Autor irgendwann einmal Kunstwissenschaft studiert hat, scheint er in dieser Richtung nie groß gearbeitet und publiziert zu haben. Trotz dieser Kritik des Comicgates an der Einseitigkeit der Biographie und dessen falschem Titel (wohl rein aus Marketinggründen) teilt der Rezensent die hechelhammersche Beurteilung Kaukas als "karrierebesessener Nazi" und "gewaltbegeisterter Soldat" - wie es der "Spiegel" tut. Ein schönes Beispiel dafür, wie Wirklichkeiten medial konstruiert werden. Einer schreibt ein Buch, Medien rezensieren und bestätigen dessen Sicht, zumindest im Kern. Schwupps, senkt der FF-Freund den Blick und ist beschämt.

    Dabei ist festzuhalten: Nicht nur analysiert Hechelhammer das Werk Kaukas nicht ("an den Taten sollt ihr sie erkennen"), es gelingt ihm auch keine historische Einschätzung der Person Kaukas - und das als Historiker! Weil ihm der BND eben nicht Zugang zu allen Daten ermöglicht hat, kann er nicht genau sagen, worin denn nun Kaukas BND-Tätigkeiten genau bestanden haben. Dass es auch nicht gelungen zu sein scheint, Kauka "echte" Verbrechen vor 1945 nachzuweisen, das habe ich schon gesagt. Im Zweifel gegen den Angeklagten, heißt es bei Hechelhammer, und die Rezensionen übernehmen das. Für mich am fatalsten ist, dass Hechelhammer Kauka offenkundig nicht aus dem damaligen Zeitgeist heraus zu verstehen sucht. Seine Methode besteht darin, alle aus heutiger Sicht unguten Handlungen und Ansichten penibel (und schnarchlangweilig) aufzulisten, ohne sie auch nur ein bisschen in den Zeitkontext einzubetten. Nicht als "Entschuldigung" Kaukas, sondern aus Rücksicht auf geschichtliche Entstehungszusammenhänge.
    Geändert von fixundfertig (04.05.2022 um 15:11 Uhr) Grund: korrigiert: nicht zu allen Daten statt nicht zu alten Daten

  16. #166
    Mitglied Avatar von albert-enzian
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    Eines verstehe ich in der Rezension von comicgate nicht. Was ist an der Verlagsbibel "Elemente der Kauka-Comics" denn umstritten???

    Vom Spiegel habe ich nicht wirklich etwas anderes erwartet.
    Allein dieser Satz
    Die Entnazifizierung als bloßer »Mitläufer« erschlich er sich durch die falschen Angaben, da keine der konsultierten Behörden belastende Informationen ermitteln konnte.
    ist für mich sehr schwach. Bis heute gibt es anscheinend nicht wirklich was zu ermitteln.
    Und irgendwie würde ich wirklich von Glauben abfallen, wenn es in unserem Staat wirklich möglich sein sollte, dass echte Kriegsverbrechen oder sonstige strafwürdigen Taten während der NS-Zeit tatsächlich von Verantwortlichen unter Verschluss gehalten würden und dem entsprechenden "Täter" auch noch ein Bundesverdienstkreuz verliehen würde. Damit wäre mein Vertrauen in diesen Rechtsstaat nicht mehr gewährleistet.

    Jetzt noch ein Crossposting. Gestern gab es in Report München auch einen (kurzen) Beitrag zu R.Ks. dunkler Vergangenheit. Das habe dazu an anderer Stelle geschrieben:

    Habe mir den Beitrag heute Vormittag in der ARD-Mediathek angesehen.
    Extrem schwach und wirklich nichts, aber absolut NICHTS Neues an Informationen. Allenfalls ergänzt um ein paar Fotos aus der neuen Biographie.

    Der Rest nur wiedergekäute und abgekupferte "Recherchenarbeit" aus den verschiedensten Berichten und Artikeln der letzten 40 Jahre.

    Siehe unter anderem:

    "Politische Bildung für die Kleinen" von Peter Sulzbach aus Pardon Nr. 6 Juni 1965

    "Die gesellschaftliche und ideologische Funktion der Comics" von Wiltrud Ulrike Drechsel, Jörg Funhoff und Michael Hoffmann (1975 im Suhrkamp Verlag)
    Kapitel 2.4 Lektionen einer kindgemäßen Wirklichkeit 2.4.1 Staat und Politik Signale von rechts

    "Asterix in Deutschland" von Andreas Knigge in Comixene Nr.17 Januar 1978

    "Der Kauka-Effekt" von Matthias Heine in Die Welt am 22.März 2005

    usw, usw, usw.

    Für mich ist das ganze nur ein getarnter "Werbespot" für die nun erschienene Biographie.

  17. #167
    Premium-Benutzer Avatar von HerrHase
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    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen
    Es wäre ein Wunder gewesen, wenn in einer gutmenschlichen Zeit wie der unseren ausgerechnet auf Kauka vergessen worden wäre. Wie kann man einerseits Wort-Tabus installieren (Neger, Eskimo, Indianer, Mohrenbräu usw.), nach alten "Antisemiten" benannte Straßen umbenennen, an denen sich 100 Jahre niemand gestoßen hat, sexuelle Anzüglichkeiten ins Strafrecht aufnehmen und andererseits einen alten "Nazi" wie Kauka ungeschoren lassen,
    Und was genau stört dich jetzt daran? Wäre es dir lieber, das wäre alles genauso geblieben wie schon die letzten 100 Jahre (in denen sich daran ja "niemand gestoßen hat", außer wahrscheinlich denen, deren Angehörige von den entsprechenden Antisemiten verfolgt oder umgebracht wurden, oder diejenigen, die Opfer dieser "sexuellen Anzüglichkeiten" geworden sind)? Mannmannmann, was manche Menschen für ein Weltbild haben, ist immer wieder bestürzend...

  18. #168
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    @albert-enzian: Was die "Elemente" betrifft, kann ich mir vorstellen, dass Leute, welche sonst nie etwas mit Exposés u.ä. zu tun haben, verstört sind von den strategischen Überlegungen "berechnender" Art. Dabei haben die größten Dichter und Schriftsteller solche Konzepte in mehr oder minder ausformulierter Form. Nur Genies schreiben/zeichnen drauflos. Die meisten planen den Einsatz der Mittel, um beim Leser bestimmte Zwecke zu erreichen. Am ehesten gesteht das der Unbedarfte den Krimi-Autoren zu. Aber bei Kinder-Comics hört sich das auf. Dort sind solche Strategien fragwürdig und "umstritten". - Im Übrigen - ich besitze die Elemente nicht vollständig - kann ich mir nicht denken, dass etwa drinsteht, im jungen Leser soll das Selbstbewusstsein des Ariers geweckt werden oder soldatischer Wehrwille.
    @HerrHase: Wenn du die politische Korrektheit der letzten 20 Jahre nicht als hysterisch empfindest und in weiten Teilen nutzlos, repressiv und in der Sache falsch, kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Nur 2 Beispiele will ich anmerken.
    Nach Jahrzehnten stürzt man sich plötzlich auf das Logo von Mohrenbräu. Wobei es auf einen gewissen Johann Mohr zurückgeht, und da fand man es für eine gute Idee, halt einen Mohrenkopf als Firmenemblem zu verwenden. Das war - nach meinem Verständnis - weder damals noch heute eine rassistische Message.
    Der Dr.-Karl-Lueger-Ring, vor der Wiener Uni, wurde umbenannt vor 10 Jahren in Universitätsring. Lueger war Bürgermeister von 1897 bis 1910 (!). Er hat natürlich keine Juden "verfolgt oder umgebracht". Aber ja, er hat sich, und da nicht ganz zeit-untypisch, einer antisemitischen Rhetorik bedient. Deswegen die Umbenennung, und alles, was Lueger für die Stadt getan hat, ist auf einmal nichtig.
    Aber wie gesagt - denke, da haben wir sowieso keine Basis. Ich wollte dazu keine Diskussion auslösen, aber mir war es ein Bedürfnis, die Biographie in das aktuelle zeitgeistige Klima einzuordnen. Hechelhammers Buch ist zu 100% ein Kind unserer Zeit.

  19. #169
    Mitglied Avatar von Old Pauli
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    Bereits am 4. Mai ist in der FAZ eine Besprechung von Comic-Papst Andreas Platthaus mit der Überschrift „Böser Onkel Rolf“ erschienen. Der Rezensent spricht von einer „ermüdenden Liebe zum Detail“, wenn es um Kaukas Karriere in Hitlerjugend und Wehrmacht geht, bemängelt aber die fehlende Detailfreude, wenn es um seine Tätigkeit als Verleger geht, sehe man mal von der Thematik „Siggi und Babarras“ ab. Platthaus’ Fazit: Autor Hechelhammer habe sich von den Nachtseiten eines schillernden Lebens fasziniert gezeigt, sei aber alles andere als ein Comic-Fan.

  20. #170
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    @Old Pauli: Danke für den Hinweis. Platthaus kritisiert zwar das weitgehende Ausblenden der Verlegertätigkeit Kaukas, meint aber auch, das Buch beschreibe eine "exemplarisch reaktionäre Existenz". Das sind starke Worte über einen Mann, der in den 50ern einen Kinder-Comic herausgibt. Kauka war vielleicht politisch reaktionär (auch das müsste man präzisieren), aber kulturell bestimmt nicht. Die Reaktionären, wie ich sie als Kind erlebt habe, haben Comics grundsätzlich als kinderverblödend verdammt. Und die Comics einfach als Mittel zum Zweck der Indoktrinierung der Kinder? Dazu komme ich gleich.

    "Das Erste" hat im "Report München" mit Hechelhammer und Michael Walz (dem langjährigen Verleger der dt. Asterix-Comics) gesprochen.
    https://www.br.de/fernsehen/das-erst...mismus100.html
    (Achtung: mit Videobeitrag, auf das erste Bild mit den Füchsen klicken, übersieht man leicht.)
    Zitate:
    "Wir sind [...] auf der Spur eines der unfassbarsten antisemitischen Skandale der Comic-Literatur".
    Christian Stücken meint natürlich "Siggi und Babarras".
    Michael Walz: Kauka
    "hatte das Ziel, mit solchen Vergewaltigungen einer Originalvorlage die Kinder mit seinem Gift zu konfrontieren und zu infiltrieren."
    Wie man mit Hilfe der satirischen Asterix-Verdeutschung Kinder vergiftet, hätte ich gerne näher erläutert. Wohl kaum ein Kind wird die Serie zum Judenfeind gemacht haben, weil wohl die wenigsten die Botschaft (wenn es denn eine war), verstanden haben. Dazu war die ganze Thematik zu verklausuliert. Auch Kaukas Aufforderung im Weihnachtssonderheft, für die "Unschuldigen" in Spandau zu beten (de facto für Rudolf Hess), hat doch so gut wie kein kindlicher Leser "übersetzen" können. Ich denke, die "Schlagseite" in S+B und die Spandau-Geschichte waren gar nicht für die jungen Leser gedacht, sondern an ältere oder gar die Eltern gerichtet. Zur Kindervergiftung taugte das nicht. Der Spandau-Artikel passte gut zur Amnestie-Stimmung der Weihnachtszeit, und Kauka hat sich damit vielleicht ein persönliches Bedürfnis erfüllt, ohne groß an seine Leser zu denken.


  21. #171
    451858164354
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    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen
    Wie man mit Hilfe der satirischen Asterix-Verdeutschung Kinder vergiftet, hätte ich gerne näher erläutert. Wohl kaum ein Kind wird die Serie zum Judenfeind gemacht haben, weil wohl die wenigsten die Botschaft (wenn es denn eine war), verstanden haben. Dazu war die ganze Thematik zu verklausuliert.
    Kein Kind wird zB als Rassist geboren, dazu werden Kinder erst, oft schon sehr früh beginnend, subtil und schleichend, von Älteren gemacht. Dazu müssen sie das inhaltlich auch nicht vestehen, die dauernden Wiederholungen zB von Stereotypen reichen dazu völlig aus. Bis zu einem gewissen Alter plappern Kinder doch sowieso den Eltern nach, und ratzfatz ist es drin in den Köpfen.
    Bei Dir scheint ja so einiges an Indoktrination, wenn man sich Deine Einlassungen zum Thema anschaut, auch funktioniert zu haben.

  22. #172
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    Mein Gott, ist das ein oberflächlicher TV-Bericht von Report München. Die O-Töne passen auch manchmal gar nicht richtig zu dem vorherigen Sprechertext. Bsp: Was waren jetzt genau die dunklen Seiten Kaukas? Dass er die Schule abgebrochen und kein Abitur hatte oder dass er sich als Doktor der Literaturwissenschaften ausgegeben hat? Wenn man das da so liest, könnte man denken, ersteres.

    Und dann immer "Asterix-Hefte"! Wann verstehen endlich mal fachfremde Journalisten, dass es keine Asterix-Hefte gibt, sondern höchstens Alben - und dass Kauka welche verlegt hätte, wäre mir neu. Soviel ich weiß, waren das doch nur in Fortsetzungen abgedruckte Geschichten innerhalb von "Lupo modern"?

  23. #173
    451858164354
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    Zitat Zitat von HerrHase Beitrag anzeigen
    Und dann immer "Asterix-Hefte"! Wann verstehen endlich mal fachfremde Journalisten, dass es keine Asterix-Hefte gibt, sondern höchstens Alben - und dass Kauka welche verlegt hätte, wäre mir neu. Soviel ich weiß, waren das doch nur in Fortsetzungen abgedruckte Geschichten innerhalb von "Lupo modern"?
    Also in meiner Kindheit und Jugend kaufte man am Kiosk oder wünschte man sich die Softcover-Alben eben als "Asterix-Hefte" - und der Autor und die meissten Rezipienten des Beitrags, der sich ja in erster Linie an fachfremdes Publikum richtet, sicherlich auch.

    Du zB willst doch sicher von Deinem Arzt bei dem Gespräch über seine Diagnose auch nicht fachspezifisch zugetextet werden - sondern in Dir verständlicher Sprache...

  24. #174
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    Zitat Zitat von P_Mancini Beitrag anzeigen
    Kein Kind wird zB als Rassist geboren, dazu werden Kinder erst, oft schon sehr früh beginnend, subtil und schleichend, von Älteren gemacht. Dazu müssen sie das inhaltlich auch nicht vestehen, die dauernden Wiederholungen zB von Stereotypen reichen dazu völlig aus. Bis zu einem gewissen Alter plappern Kinder doch sowieso den Eltern nach, und ratzfatz ist es drin in den Köpfen.
    Möchtest du nun über Erziehung qua Vorbild oder über Literatur reden? Mit dem Einfluss der Eltern kannst du nicht den etwaigen Einfluss von Literatur erklären. Ich weiß, wie ideologische Beeinflussung über Literatur i.w.S. funktioniert. Und ich weiß auch, dass es eine ideologiefreie und wertfreie Literatur gar nicht geben kann. Dir haben deine Eltern vermutlich zu viel an "Anti-FA"-Literatur hingelegt, dass du jetzt überall dort Nazis riechst, wo es nicht nach dir riecht. Auch nicht gerade eine pluralistische Gesinnung, gell. Du siehst, ich kann auch persönlich werden. Zur Fortsetzung dieses Niveaus bin ich aber nicht bereit. Bring Argumente und hör auf, dich mit mir zu beschäftigen. Und schau dir im Übrigen mal an, wie NS-Kinderbücher gestaltet waren.

  25. #175
    451858164354
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    Du schreibst doch selber, dass Du erst noch schwarz werden musst - freilich ohne explizit zu erwähnen, von welcher Farbe kommend:
    Zitat Zitat von fixundfertig Beitrag anzeigen
    Mir ist bewusst, dass mir bei dieser vergleichsweise hohen Abstrahierung viele nicht folgen wollen. Da kann ich erläutern, bis ich schwarz werde.
    Ihre Endziele haben die Nazis nicht so formuliert, sonst hätten sich ihnen viele nicht zugewandt. Sie haben jeden Deutschen an seinem Platz "abgeholt", in Vereine gesteckt, sind wandern gegangen, haben Liedln gesungen, von der Liebe zu Volk und Vaterland und einer "neuen Zeit" gesprochen und vieles mehr. Nicht haben sie von Krieg und Judenvernichtung gesprochen.
    Alles nachzulesen in "Mein Kampf", der in fast jedem Haushalt stand.
    Und mit "Endzielen" meinst Du wohl "Endsieg" und "Endlösung" - bedienst Dich also des gleichen Vokabulars. Na toll.

    Ach nö, reden will ich mit Dir eigentlich gar nicht, also passt schon.

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