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Thema: Wonder Woman - Erde Eins --- zensiert?

  1. #1
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    Wonder Woman - Erde Eins --- zensiert?

    Hallo Leute,

    ich bin ganz neuer Comic-Leser und gerade dabei einen Einstieg bei Wonder Woman zu finden. Daher interessiere ich mich für das Band "Erde Eins".

    Als Neuling durchforstet man natürlich zunächst das Netz nach Infos. Hierbei ist mir aufgefallen, dass auf den Internetseiten deutscher Comic-Händler einige Probeseiten immer das Eiserne Kreuz auf Fahnen und Armbinden abbilden. Wenn ich die gleiche Seite auf englischen Portalen anschaue, dann ist das Hakenkreuz abgedruckt.

    Daher meine Frage: Gibt es im Comic-Bereich in Deutschland hier eine Zensur? Speziell in Erde Eins?

    Anbei die Beispiele:

    https://www.weltbild.de/artikel/buch...ins_26200222-1
    http://www.tcj.com/reviews/wonder-wo...rth-one-vol-2/


    Und wenn ich schon dabei bin: Fängt ein Neuling mit "Erde Eins" an oder ist "Das erste Jahr" der bessere Start?

    Danke und ich freue mich auf Eure Antworten.

    VG RedBaron

  2. #2
    Mitglied Avatar von LaLe
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    Ohne den konkreten Fall jetzt auf die Schnelle prüfen zu können ist das Hakenkreuz regelmäßig problematisch. Das wäre keine Besonderheit bei Wonder Woman: Erde Eins.

    Ansonsten lassen sich beide angefragten Sachen unabhängig voneinander lesen, da Erde Eins Elseworlds ist.

    "Das erste Jahr" ist ein guter Einstieg, allerdings wird es danach mit der regulären Rebirth-Serie etwas komplizierter. Aber falls es dich beruhigt, das verwirrte auch Kenner der Materie. Absolut empfehlenswert ist der New52-Run von Brian Azzarello. Der dürfte noch problemlos zu bekommen sein.
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  3. #3
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    Danke für die schnelle Antwort... ok - das hört sich danach an als ob Comics wie Computerspiele ein Problem mit Hakenkreuzen in Deutschland haben. Ich dachte dass Comics analog Filmen eher in die Kunst-Ecke gehören und es damit keine Probleme gibt - aber naja - man lernt nie aus!!!

  4. #4
    Mitglied Avatar von JRN
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    @RedBaron :

    Mit "Zensur" hat das nichts zu tun.
    Das Zeigen von Symbolen von Organisationen, die als verbrecherisch oder verfassungsfeindlich eingestuft worden sind, wäre eine Gesetzesübertretung. Und ich vermute, Du würdest auch das gesetzliche Verbot von Ladendiebstahl nicht als "Zensur" einstufen, oder?



    Es gibt von dieser Regel Ausnahmen. In einer historisch-kritischen Edition zum Beispiel müssten die NS-Symbole nicht wegretuschiert oder durch etwas anderes ersetzt werden.
    Auch bei dokumentarischen Werken oder bei Werken mit eindeutig aufklärerischer, oder antifaschistischer Ausrichtung drücken die Aufsichtsbehörden in der Regel ein Auge zu.

    Übrigens wäre auch der Import des Originalwerks nicht legal. Der Zoll könnte ein entsprechendes Werk einbehalten, wenn es bei der Einfuhr auffallen würde.

    Und schließlich:
    Sollten Behördenvertreter jemals gegen Dich ermitteln [ganz egal, weswegen] und im Zuge dieser Ermittlungen würden Deine Speichermedien durchsucht, kann es sein, dass Du Dir eine zusätzliche Anklage einfängst, falls Du massenhaft Bildchen, die Hakenkreuze zeigen, gespeichert haben solltest.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  5. #5
    Mitglied Avatar von JRN
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    ... und dass es beim Film größere "Freiräume" zu geben scheint, hat nicht so sehr mit "Kunst" zu tun ... sondern mit besser ausgestatteten Rechsabteilungen der Filmproduktionsgesellschaften und praller gefüllten Kassen.
    IMHO könnten einige existierende Comics mit Hakenkreuzen drin hierzulande problemlos veröffentlicht werden. Aber das pure Risiko, dass dann doch die ganze Auflage eingestampft werden müsste, ist für die meisten deutschsprachigen Verlage schlicht zu groß.
    Das heißt, dass immer dann, wenn tatsächlich einmal ein Verlagsjustiziar um eine Einschättzung gebeten wird, dieser stets dazu raten würde, die potenziell anstößigen Stellen nicht zu bringen oder zu retuschieren.

    Wer daran etwas ändern möchte, wird seine Sache bis vor das BGH bringen müssen ... und so ein Verfahren dauert und kostet.
    Für einen durchschnittlichen einheimischen Comicverlag wäre das, wie gesagt, nicht zu stemmen.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Geändert von JRN (07.09.2021 um 17:00 Uhr)

  6. #6
    Junior Mitglied
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    @JRN: Doch - genau das ist "Zensur" - ganz wertfrei. Schau dir einfach die Definition an.

    Und dass das Zeigen eines Hakenkreuzes nicht immer eine Gesetzesübertretung wie Ladendiebstahl ist, gibt es den Absatz 3 im § 86 StGB. Der regelt alle Ausnahmen. Und eine Ausnahme hierbei ist die "Kunst".

    Aber wir müssen hier ja nicht mega in juristische Sachverhalte abdriften. LaLe hat mich ja aufgeklärt, dass es bei Comics anders gesehen wird als bei Filmen - jetzt weiß ich Bescheid.

    Wenn noch jemand eine Meinung hat wie ich am besten bei Wonder Woman einsteigen kann - hier bin ich für jeden Hinweis dankbar.

  7. #7
    Mitglied Avatar von Black Lantern
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    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    @RedBaron :

    Und schließlich:
    Sollten Behördenvertreter jemals gegen Dich ermitteln [ganz egal, weswegen] und im Zuge dieser Ermittlungen würden Deine Speichermedien durchsucht, kann es sein, dass Du Dir eine zusätzliche Anklage einfängst, falls Du massenhaft Bildchen, die Hakenkreuze zeigen, gespeichert haben solltest.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Das ist so nicht richtig. Man darf zuhause so viel Hakenkreuze haben wie man möchte.
    Man muss nur dafür sorgen, dass sie allenfalls eine „eingrenzbare Menge“ an Menschen zu sehen bekommen wie z.B. Familie oder Freunde.
    Comics sind außerdem eine Kunsform und in Deutschland haben wir immer noch die Kunstfreiheit. Diese Kreuze dürfen durchaus abgebildet werden, wenn es die Story her gibt oder der Story dient.

  8. #8
    Mitglied Avatar von Black Lantern
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    Zitat Zitat von RedBaron Beitrag anzeigen
    @JRN: Doch - genau das ist "Zensur" - ganz wertfrei. Schau dir einfach die Definition an.

    Und dass das Zeigen eines Hakenkreuzes nicht immer eine Gesetzesübertretung wie Ladendiebstahl ist, gibt es den Absatz 3 im § 86 StGB. Der regelt alle Ausnahmen. Und eine Ausnahme hierbei ist die "Kunst".

    Aber wir müssen hier ja nicht mega in juristische Sachverhalte abdriften. LaLe hat mich ja aufgeklärt, dass es bei Comics anders gesehen wird als bei Filmen - jetzt weiß ich Bescheid.

    Wenn noch jemand eine Meinung hat wie ich am besten bei Wonder Woman einsteigen kann - hier bin ich für jeden Hinweis dankbar.
    Also Wonder Woman Erde Eins ist ein schöne alternative Origin. Es gehört also nicht zur Kontinuität. Wie LaLe schon schrieb. Der New 52 run von Azzarello ist großartig und ein toller Einstig. Allerdings finde ich die Zeichnungen, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig.
    Ich finde aber Das erste Jahr und der Rebirth run sind auch durchaus gut zum Einstig geeignet.

  9. #9
    Mitglied Avatar von JRN
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    @RedBaron :

    Zensur findet statt, wenn eines staatliche Stelle vor der Veröffentlichung eines Werks eine Genehmigung erteilen muss und in das Werk eigreifen kann.
    Nach dieser Definition ist nicht einmal das, was sich die großen Plattformbetreiber erlauben, Zensur. Weil sie a) zwar quasi ein Monopol haben, aber kein Staat sind, und b) sie immer erst nach der Veröffentlichung eines Werks [also: dem Hochladen] mit dem "Aufräumen" beginnen können.

    Die Freiräume, die im Film in jahrzehntelanger Arbeit erkämpft worden sind, gibt es auch deshalb, weil bestimmte Praktiken staatlicher Stellen bereits in große Nähe zu zensorischen Maßnahmen gerückt waren. Da Zensur in diesem Land aber nicht stattfindet und dies nicht im StBG steht, sondern im übergeordneten GG, hatten die Filmproduzenten und -verleiher hier gewisse Handlungsspielräume.

    Auch was "Kunst" ist, wird in diesem Land vor Gericht entschieden.
    Comics galten bis vor ein paar Jahren noch grundsätzlich als "Kunsthandwerk" und als nicht als "Kunst". Das hat es Gerichten leicht gemacht, regelhaft gegen Verlage, die Hakenkreuze drucken wollten, zu entscheiden.
    Hier hat es erst vor wenigen Jahren ein paar Grundsatzurteile gegeben, die auch "Werke der angewandten Kunst" klar und eindeutig der "Kunst" zugeschlagen haben.
    Seither wird der Verlauf der Roten Linien neu verhandelt.

    Solltest Du also jemals deutschsprachige "Wonder Woman"-Ausgaben ohne Retuschen lesen wollen, solltest Du vielleicht nicht gerade diejenigen mit ausgefahrenen Ellenbogen wegdrücken wollen, die, wie der Schreiber dieser Zeilen, genau daran arbeiten.



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  10. #10
    Mitglied Avatar von JRN
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    @Black Lantern :

    Genau das habe ich mit der "wenn - dann"-Konstruktion sagen wollen:
    Wenn Du ins Visier der Ermittler geraten bist, dann kann es ein zusätzliches Problem werden, wenn Du zu viele Hakenkreuze auf Deinen Festplatten hast - vor allem dann, wenn Du nicht belegen kannst, wer alles Zugriff auf die Daten gehabt hat.
    Ich sehe hier keinen Widerspruch zwischen uns.
    Ich schätze vielleicht nur die kriminelle Energie von Teilen der einheimischen Ordnungskräfte etwas höher ein als Du.

    Mir war wichtig darauf hinzuweisen, dass nicht alles, was technisch möglich ist, deswegen auch erlaubt oder wünschenswert sein muss. Und was "erlaubt" oder "wünschenswert" ist, das verhandelt die Zivilgesellschaft in teilweise langwierigen Prozessen - nicht selten unter Einbeziehung von Gerichten.

    Gerade die jüngere Vergangenheit der "Aushandlung" dessen, was in Sachen "Comic" geht und was nicht geht, hält ja einige Beispiele parat, die deutlich zeigen, dass es nicht auf der einen Seite einen erstarrten Staatsapparat gibt und auf der anderen Seite Leute wie uns, die gern Handlungsspielräume erweitern wollen, sondern dass auch eine ziemlich aktive Gruppe von Personen und Institutionen existiert, aus der heraus die gesetzlichen Regelungen genau in die andere Richtung verschoben werden sollen. Die Einführung von Zensur ist dort wieder Thema.

    Vor diesem Hintergrund ist es nicht hilfreich, wenn jemand sich hinstellt und behauptet, es gäbe längst eine Zensur.

    Wie in meinem vorigen Beitrag geschrieben:
    Sollten Comics inzwischen allgemein als "Kunstform" anerkannt sein, hätten wir in den letzten dreißg Jahren etwas erreicht [also in dem Zeitraum, in dem ich selbst dieses Ziel verfolge].
    Meine tägliche Erfahrung sagt mir aber etwas anderes ... nämlich, dass wir immer noch weit davon weg sind, dass Comics in allen relevanten Stellen als "Kunstform" anerkannt sind.

    Das heißt: Es ist nach wie vor nicht selbstverständlich, dass ein Werk der Graphischen Literatur grundsätzlich den Status eines Kunstwerks genießt ... und also ist es Comiczeichnerinnen und -zeichnern nach wie vor nicht möglich, sich auf die Kunstfreiheut zu berufen.
    Es sollte so sein. Aber wir haben hier leider immer noch Arbeit vor der Brust ...

    Eine Konsequenz aus dem gerade Gesagten ist eben auch, dass am Ende ein Gericht entscheidet, ob "es die Story hergibt", dass irgendwo Hakenkreuze zu sehen sind.
    Das ist - angesichts des, äh, anfechtbaren Kunstsachverstands vieler Juristinnen und Juristen - ein inakzeptabler Zustand!

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  11. #11
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    Ich sag nur Maus.
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  12. #12
    Mitglied Avatar von Black Lantern
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    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    @Black Lantern :

    Wenn Du ins Visier der Ermittler geraten bist, dann kann es ein zusätzliches Problem werden, wenn Du zu viele Hakenkreuze auf Deinen Festplatten hast - vor allem dann, wenn Du nicht belegen kannst, wer alles Zugriff auf die Daten gehabt hat.


    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Na ja, so einfach ist nicht. Die Ermittler müssten mir nachweisen dass ich diesen Müll einer breiteren Masse zugänglich gemacht habe. Ansonsten gilt ja immer noch die Unschuldsvermutung.
    Mit Comics als Kunstform wirst du sicherlich recht haben. Da wirst du dich besser auskennen.
    Ich frage mich allerdings nur, warum ein großer Verlag wie Panini so etwas "zensiert" und kleinere Verlage machen es trotzdem.
    Aber lassen wir das lieber. Darüber wurde schon so oft diskutiert.
    Ich muss solche Kreuze nicht haben, aber dennoch hätte ich gerne das Werk so unverfälscht wie der Künstler es zu Papier gebracht hat.

  13. #13
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Da es ja mittlerweile schon Grundsatzurteile FÜR den Comic als Kunstform gab sollte es, mal abgesehen von NS-Zeit- und Gewalt-verherrlichendem Schund, kein Problem mehr sein Hakenkreuze zu drucken. Bei den Hellboy Kompendien hat es doch auch problemlos geklappt.
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

  14. #14
    Mitglied Avatar von JRN
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    @Black Lantern :

    Warum in ein Werk eingegriffen wird oder eben nicht, hängt von so vielen Faktoren ab, dass immer nur konkrete Einzelfälle diskutiert werden sollten.
    Ich teile aber Deinen Eindruck, dass die Rechsabteilungen großer Häuser eher konservativ eingestellt sind - vielleicht weil dort mehr auf dem Spiel stünde, wenn es zu einem Prozess käme. Vielleicht gibt es aber auch einfach mehr Entscheiderinnen und Entscheider. Und jemand in einer im Ausland ansässigen Konzenzentrale sagt wahrscheinlich einfach nur "njet" oder "no" oder was auch immer, wenn er oder sie aus Deutschland eine juristische Einschätzung auf den Tisch bekommt, in der steht, dass es "mit Hakenkreuzen Probleme geben könnte".
    In einem relativ kleinen Verlag, in dem die Person, die entscheidet, oft identisch ist mit der Person, die das unternehmerische Risiko trägt, kann es natürlich viel leichter zu "riskanten" Entscheidungen kommen.
    Wir haben ja aber aufgrund solcher Entscheidungen immer auch wieder mal einen Verlag verloren.

    Sicher scheint mir nur eines zu sein:
    Mach dich juristisch angreifbar und es wird sich jemand finden, der dich vor Gericht zerrt.
    Und an dieser Stelle schlagen dann halt zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen kann ich jeden und jede verstehen, der oder die langwierige Gerichtsverfahren tunlichst vermeiden möchte [sie kosten Geld, Zeit und Lebensfreude] - zum anderen brauchen wir unbedingt ein paar erfolgreich zum Abschluss gebrachte Prozesse mit Präzedenzcharakter, damit sich an der gesetzlichen Gesamtsituation überhaupt etwas ändert.



    @God_W. :

    Und damit habe ich, denke ich, auch Dich gleich mit adressiert:
    Es gab noch nicht genug Grundsatzurteile ... und noch nicht zu allen wichtigen Punkten.
    Und dass "Graphische Literatur" grundsätzlich "Kunst" sei [von den von Dir benannten Ausnahmen abgesehen], hat eben noch kein höchstes Gericht festgestellt.
    Der in der Jurisprudenz derzeit gültige Lehrsatz lautet sinngemäß, dass einzelne Werke von besonderer Relevanz "Kunst" sein können. Der Rest läuft nach wie vor Gefahr, als "solides Handwerk ohne hinreichende Schöpfungshöhe" einsortiert zu werden.

    Als "Kunst" gelten Comics, die aus dem Umfeld von Kunsthochschulen stammen. Und das nicht, weil sie etwa "besser" wären als eine Nazis verdreschende Wonder Woman oder als MAUS, sondern weil der Hochschulbezug vor Gericht als ein starkes Indiz für den Kunstcharakter angesehen würde.
    Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass zum Beispiel Gutachten von einschlägigen Berufsverbänden vor Gericht regelhaft in die Bewertung von erzählenden Bildwerken mit einfließen.
    Das sind, leider, dicke Bretter.

    Dass bei Hellboy die Kreuze drin geblieben sind, ist super.
    Aber ein durchgeknallter Kläger vor einer einzigen überforderten Kammer reicht, um den Verleger in Teufels Küche zu bringen [pun intended].
    Die derzeitige Rechtslage schafft hier nicht genügend Rechtssicherheit.

    Das alles muss euch als Leser und Leserinnen nicht interessieren. Aber denkt euch die Welt bitte nicht zu schön ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Geändert von JRN (07.09.2021 um 22:12 Uhr)

  15. #15
    Mitglied Avatar von Damian
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    In der Neuauflage von Blade of the immortal von Manga Cult sind sie jetzt auch drin
    Ist wirklich nur eine Frage des sich trauens, nicht des dürfens^^
    Mit Hellboy, Maus und co. gibt's da genug Beispiele.
    Selbst Egmont (bekannt für Zensur aus Schisserei) die damals bei der Erstveröffentlichung von Blade of the immortal jede swastika zensiert haben ließen das in den späten Bänden einfach sein. Ging also schon damals^^
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  16. #16
    Mitglied Avatar von JRN
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    @Damian :

    Ja. Wahrscheinlich hatte sich bei Egmont damals fünf Bände vor Schluss endlich die Einsicht durchgesetzt, dass es in Blade of the Immortal nicht um eine verbrecherische Organisation geht, für die nicht geworben werden darf.
    Oder jemandem ist aufgefallen, dass die Kreuze auf Manjis Kimono rechtsläufig sind - und also nicht mit Nazi-Symbolen verwechselt werden können [oder sollten].

    Auf jeden Fall ein anschauliches Beispiel für Personen in der Entscheidungsetage eines Verlags, die die Hosen voll haben ...

    Aber absoluten Schutz vor Idioten wird es wohl nie geben. Von daher wäre es gut, auch gesetzlich voranzukommen.
    Dazu fällt mir noch eine Anekdote ein.
    Bei einem Besuch der Ny Carlsberg Glyptothek [vor bestimmt 20 Jahren; das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert] stehe ich in der Randzone eines der Säle neben einem älteren Ehepaar aus den Vereinigten Staaten.
    Sie, mit Blick auf das aus rechtsläufigen Swastiken gebildete Mäanderband, das das Bodenmosaik rahmt, zu ihrem Mann: "Did you know, that the Nazis built this?"
    Er, nach kurzer Überlegung: "No. But it seems finally they manged to built one acceptable building."
    Solche Personen würden auch den Vertrieb von Blade of the Immortal als "Verbreitung von Nazi-Propaganda" zur Anklage bringen ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Geändert von JRN (08.09.2021 um 12:23 Uhr)

  17. #17
    Mitglied Avatar von Damian
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    @JRN das ist wohl leider wahr, geradezu tragikomisch^^"
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  18. #18
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    Zitat Zitat von Damian Beitrag anzeigen
    In der Neuauflage von Blade of the immortal von Manga Cult sind sie jetzt auch drin
    Ist wirklich nur eine Frage des sich trauens, nicht des dürfens^^
    Mit Hellboy, Maus und co. gibt's da genug Beispiele.
    Selbst Egmont (bekannt für Zensur aus Schisserei) die damals bei der Erstveröffentlichung von Blade of the immortal jede swastika zensiert haben ließen das in den späten Bänden einfach sein. Ging also schon damals^^
    Na ja im Inneren hat man es nicht retuschiert, aber das Symbol auf dem Cover von Blade of the Immortal Band #1 ist im Original auch das was Manji auf dem Rücken trägt da hat man es auch verändert weil es gut sichtbar ist, im Gegensatz zum nicht sichtbaren Teil im eingeschweißt verkauften Band.

  19. #19
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Okay, wobei ich das schon nachvollziehen kann. Das will vermutlich nicht jedermann in der Buchhandlung groß auf dem Cover prangern sehen bzw. schreckt die Leute ab. Vor allem auch diejenigen, welche die Ny Carlsberg Glyptotek für einen Nazibau halten. Und ja, Glyptotek schreibt man in dem Fall tatsächlich ohne h.

    Danke für das Teilen dieser tollen Anekdote @JRN und auch für die aufschlussreichen Erläuterungen zum Thema!
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

  20. #20
    Mitglied Avatar von JRN
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    @Kal-L :

    Cover-Motive gelten juristisch als "Werbung" ... und an die werden noch einmalk andere Maßstäbe angelegt.
    Ich gehe davon aus, dass auch die Herausgeber einer moralisch und wissenschaftlich nicht zu beanstandenden Publikation wie der Mein-Kampf-Ausgabe des Instituts für Zeitgeschichte vor Gericht gelandet wären, wenn sie ihrem Buch einen Schutzumschlag mit Hakenkreuzen drauf verpasst hätten.
    Und bei Werbung spielte es auch keine Rolle, ob die Kreuze rechts- oder linksläufig sind. Schließlich bräuchte der moderne Nazi nur durch einen Spiegel auf die Kreuze blicken und dürfte sich verstanden und wertgeschätzt fühlen.
    Im Ernst: Die Kreuze auf Manjis Kimono sind ja nun sowas von Nebensächlich für die Handlung .,.. da hätten sich ja wohl auch ausreichend viele Motive für Cover-Abbildungen finden lassen, die keine Retuschen erfordert hätten.

    Klar würden Kreuze in der Werbung die Verkaufszahlen erhöhen.
    Aber möchtet ihr in einer Welt leben, in der ein Discounter seine Fleischtheke mit von mit Hakenkreuzen verzierten "Lade ein zum 'Grill den Hitler'-Barbecue!"-Plakaten bewerben würde?
    Ich nicht.
    Von daher findet der "Keine Werbung mit Nazi-Symbolen"-Grundsatz in der deutschen Rechtsprechung meine Zustimmung ... gerade weil ich nicht mag, wenn am Werkinhalt herumgekürzt oder -retuschiert wird.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN


    P.S.:
    Könnte der oder die zuständige Mod vielleicht mal alles, was nicht so viel mit Wonder Woman zu tun hat, in einen eigenen Thread verschieben?
    Danke.

    P.P.S.:
    Cross-Posting mit meinem bevorzugten Prätorianerpräfekten ...

    P.P.P.S.:
    ... der im Übrigen Recht hat, was das überzählige "h" angeht. Kopenhagen ist nicht München ...
    Geändert von JRN (09.09.2021 um 21:54 Uhr)

  21. #21
    Mitglied Avatar von LaLe
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    Prätorianerpräfekt?

    Und seit wann wird nicht mehr zwanghaft eingedeutscht?
    [SIGPIC][/SIGPIC]

  22. #22
    Mitglied Avatar von JRN
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    @LaLe :

    Für eine Antwort auf Deine erste Frage hier draufklicken ... und gegebenenfalls auch die folgenden drei Beiträge mitlesen.



    Und zu Deiner zweiten Frage:
    Das zwanghafte Eindeutschen von Namen ["Mailand", "Walfischbucht", "Eduard II. von England"] ist nicht vollständig aus der Mode gekommen ... hat aber mit dem Ende des Kolonialismus erstmals einen Dämpfer erhalten ... und dann einen weiteren, seit Online-Recherchen mit Originalnamen regelhaft bessere Ergebnisse liefern.

    Ich weiß, dass es nicht das war, was Du hier lesen wolltest ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  23. #23
    Mitglied Avatar von LaLe
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    Okay, dass das irgendwie mit dem Glatzkopf zu tun hat, dachte ich mir schon. Danke für die Sachverhaltsklärung.

    Und was du nicht alles meinst über mich zu wissen...

    Aber ja, ich dachte mehr an TV-Serien-Glotzer, denen man trotz jahrelanger Veröffentlichung Greyjoys, Snow oder King´s Landing nicht mehr zumuten mochte. Das war deutlich nach der Kolonialzeit.

    Sorry übrigens, dass ich bei Slaine noch nicht weiter kam. Aber der steht mit Chance um die Jahreswende herum zunächst mit der 5 wieder auf dem Zettel. Ihr könnt euch also schon mal langsam an die 10 heranmachen.
    [SIGPIC][/SIGPIC]

  24. #24
    Mitglied Avatar von JRN
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    @LaLe :

    An mir liegt es nicht, dass die 10 noch im Limbo feststeckt ...
    ... eher an Alan Moore. Ich hoffe, nachdem ich jetzt die Zweidrittelmarke überschriffen habe, dass es mit Cinema Purgatorio noch etwas wird ...



    Kein Grund sich zu entschuldigen, übrigens. Ich kriege ja mit, was Du in unserem Schwesterplaneten auf der anderen Seite der Sonne in letzter Zeit so gerissen hast.
    Dafür übrigens noch einmal ein herzliches Dankeschön! Die Paket-Nummer war Nerd-Kino vom Feinsten [weil: so gut ge-managed und ge-broadcasted ... klasse].

    Und was das zwanghafte Eindeutschen in der Welt der bewegten Bilder angeht ... das hat sehr wohl was mit Kolonialismus zu tun ... in diesem Fall mit der Abhängigkeit des hiesigen Marktes von Lizenzdeals und daran hängenden Markenrechts- und anderen geldwerten Deals.
    Wenn ein Distributor [wie zum Beispiel eine Sendeanstalt] mit einem eingekauften Filmwerk Traffic generieren will, kann es von großem Vorteil sein, wenn Suchmaschinen nicht immer nur auf US-Seiten verweisen, sondern auch auf Einheimisches. Dafür werden eindeutige Namen und Titel gebraucht ... und dann taucht das Problem auf, dass die naheliegenden Übersetzungen immer schon irgendwem gehören.
    Bei der letzten Filmproduktion, an der ich beteiligt war, hatte der Produzent ungelogen zwei Dutzend Titel im Vorfeld "weggekauft", die Assoziationen zu seinem eigenen Werk erlaubt hätten. Diese Titel stehen dann natürlich für ein paar Jahre niemandem zur Verfügung.
    Eine Zeitlang habe ich für ein anderes Studio auch die Skript-Revision bei einer TV-Serie betreut. Irgendwann reicht das Studio eine Liste mit den besten Übersetzungen der Episodentitel an den Produzenten. Unsere Liste kam nach ein paar Wochen wieder zurück ... und hinter der Hälfte der vorgeschlagenen Titel standen Vermerke wie "Titel ist nicht mehr frei" oder "Einspruch unserer Rechtsabteilung" ...

    Wie so oft sind Titel, die dämlich klingen, nicht [nur] den geistigen Fähigkeiten von Übersetzerinnen oder Übersetzern geschuldet ...
    Ich vermute, Du wirst in Cinema Purgatorio ein paar erbauliche Beispiele für schlecht eingedeutschte Titel finden ...

    ... mein persönlicher Favorit in dieser Hinsicht ist bisher übrigens Black Narcissus von 1947 [gemeint ist ein indischer Junge, dessen Charme ein paar Nonnen erliegen ... ein, im doppelten Wortsinn, schwarzer Narziss]. Deutscher Verleihtitel: Die schwarze Narzisse.



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  25. #25
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    Zitat Zitat von LaLe Beitrag anzeigen
    Ich sag nur Maus.
    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    Als "Kunst" gelten Comics, die aus dem Umfeld von Kunsthochschulen stammen. Und das nicht, weil sie etwa "besser" wären als eine Nazis verdreschende Wonder Woman oder als MAUS, sondern weil der Hochschulbezug vor Gericht als ein starkes Indiz für den Kunstcharakter angesehen würde.
    Was wollt ihr in Bezug auf MAUS zum Ausdruck bringen? Ist ja in Deutschland nie indiziert oder verboten worden. Nur das Plakat zur Ausstellung des Erlanger Kulturamts stand mal im berüchtigten Alpha-Prozeß auf der Liste des Sonneberger Staatsanwalts, verschwand aber noch vor Eröffnung der Verhandlung.
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