User Tag List

Ergebnis 1 bis 5 von 5
  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
    Registriert seit
    04.2017
    Beiträge
    1.908
    Mentioned
    110 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Crusaders von Bec / Carvalho

    Bd. 1: Die stählerne Brücke


    Endlich. Endlich mal wieder was von Bec. Ich fühlte mich schon etwas an Terence Malick erinnert. 20 Jahre hörte man nichts. Und dann plötzlich ein weiteres Meisterwerk: „Der schmale Grat/The thin red line“. Gut. Der Vergleich hinkt etwas . Hier waren es wohl eher 2 Monate (seit der „wandernden Erde“) und ein Meisterwerk ist „Crusaders“ auch nicht. Lohnt es sich trotzdem?

    Kommt darauf an, was man erwartet. Um es in der Filmsprache zu formulieren (ich weiß, dass ich mich wiederhole): Bec ist Blockbusterkino. Er braucht die ganz große Leinwand. IMAX. Bei Bec ist immer Endgame-time. Positiv formuliert: Er ist einer der Profis, die praktisch immer liefern. Er kennt sein Publikum, dass er nie, oder nur äußerst selten enttäuscht. Er weiß, wie man Geschichten spannend erzählt. Routiniert arbeitet er mit unterschiedlichen Erzähl- und Handlungsebenen, variiert gekonnt Orte und Zeiten, um am Ende alles spielerisch wieder zusammenzuführen.

    In Crusaders (dt.Kreuzzügler) beschreibt er eine Zukunftsvision, in der aufgrund Überbevölkerung und schrumpfenden Ressourcen sich die Menschheit gezwungen sah, den Weltraum zu erobern und fremde Planeten zu besiedeln, so auch den Titan, einem der Monde des Saturn. Was zunächst noch den Eindruck eines harmonischen Gesellschaftsbildes erweckt, entpuppt sich hier schnell als eine kapitalistische Klassengesellschaft, die von einer Gruppe von Excellent Masters im Titan Shriners Council oligarchisch gesteuert und beherrscht wird. Auf dem Titan wird aus den Tiefen des Weltalls ein Funksignal empfangen, das Bauanleitungen für Schiffe enthält, die technisch das Vorstellungsvermögen der Menschen übersteigen. Die Protagostin Natalie - jung, hübsch, ehrgeizig - wird wegen ihrer überragenden Fähigkeiten ausgewählt, die Führung der fünf, nach den Plänen gebauten Schiffe zu übernehmen, die zum Ursprung der Milliarden von Lichtjahren entfernten Quelle führen soll. Eine gefährliche Mission mit ungewissem Ausgang, weil von Anfang an klar ist, dass der Kontakt zum Titan abbrechen wird. Aber was erwartet die Mannschaften? Ist es eine Falle? Warum sind die Urheber des Signals nicht selbst zum Titan gereist? Welche Rolle spielt der undurchsichtige Excellent Master, der kurz vor dem Abflug noch als 13. (!) Mitglied des Führungsschiffs hinzugekommen ist?

    Soviel zum Inhalt. Zu sehen ist übrigens auch noch die im Titel angekündigte Brücke. Kommt Euch etwas bekannt vor? Bec wäre nicht Bec, wenn er nicht bereits bekannte Elemente aus anderen Geschichten/Spielfilmen herauspicken, einmal kräftig umrühren und dann eine eigene Story daraus machen würde. Am auffälligsten ist zunächst der Bezug zu Contact, verfilmt mit der unvergleichlichen Jody Foster. Bec denkt den Ansatz weiter, macht die Geschichte greifbarer. Damit geht aber auch gleichzeitig die philosophische und poetische Dimension verloren. Bec selbst zitiert ausdrücklich Star Trek, wobei er Natalie auf die Bemerkung, man komme sich vor wie in einer schlechten Folge dieser Serie, antworten lässt, die „Original Series“ sei „Kult, da gebe es keine schlechten Folgen“. Damit wird deutlich, in welche Richtung Bec denkt und schreibt. Die „Meta-Ebene“ von Picard, der immer auch die großen Fragen im Blick hatte, geht bei Bec weitestgehend verloren. Bec ist eben kein Stanislaw Lem und er behauptete es auch gar nicht. Im Vordergund stehen immer Spannung und Action, ohne aber gänzlich eindimensional zu wirken. Andererseits scheut Bec sich nicht, auch Versatzteile zu verwenden, die mich an Deep Space Nine erinnern, einem eher schwächeren Ableger der Hauptserie. Absicht bzw. Zitat oder nicht: auch Bowman ist von der Odyssee zum Jupiter wieder zurückgekehrt, allerdings nur in einem kurzen Nebenrolle und in einer anderen Funktion. Den Babelfisch von Douglas Adams gibt es bei Bec in der Ei-Version.

    Etwas ermüdend dagegen sind diesmal die vielen wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Ausführungen. Die Krümmung der Raumzeit dürfte mittlerweile nicht nur jedem Science Fiction Fan bekannt sein. Immerhin gibt es mir Gelegenheit, nochmals auf den von mir innig geliebten Hoimar von Ditfurth hinzuweisen, der schon in den Siebzigern darüber in „Querschnitte“ berichtet hatte. Auf gänzlich schmalen Grat, und damit wäre ich wieder am Ausgangspunkt angelangt, wandert Bec hingegen, wenn er Giovanni über die Vorlieben von russischen Frauen schwadronieren lässt. Klar wird es Frauen geben, die die materielle Sicherheit einer Liebesbeziehung vorziehen. Was das mit der Nationalität zu tun haben soll, erschließt sich mir jedoch nicht. Umgekehrt gibt es Männer, denen es wichtig ist, etwas nach ihren Vorstellungen „visuell Vorzeigbares“ an ihrer Seite zu haben, die Frau also eher als Objekt sehen. Die ganze Szene hätte man problemlos weglassen können. Sie wird auch nicht dadurch besser, dass Natalie den Vorhalt, Frauen würden den Orgasmus vortäuschen, elegant als Form „elementarer Höflichkeit“ kontert. Gleiches gilt im Übrigen für die Szene, in der Clark Tower an die Basis angekoppelt wird. Den Fahrer/Piloten lässt Bec dabei sagen „Komm meine Schöne .. lass dich besteigen. Du bist ganz heiß und feucht …“. Das sind Monologe aus B-Fliegerfilmen der 80er/90er Jahre, bei denen die Piloten die Einführung des Einfüllstutzen der Jets in das Tankflugzeug mit den gleichen Worten begleiteten. Nicht originell oder lustig, sondern nur noch langweilig. Altherrenhumor. Schade. Hat Bec nicht nötig.

    Und das Artwork? Richtig gut. Ich habe die teilweise über Doppelseiten gehenden, detailreichen Zeichnungen genossen. Carvallo ist ein Newcomer mit einer frischen, unverbrauchten Vison dieser von Bec entworfenen Zukunft.


    Fazit:
    Bisher hat Crusaders nicht die Klasse von Olympus Mons, ist aber auf einem guten Weg. Ich bleibe am Ball. Der nächste Band der auf x Folgen angelegten Serie ist bereits für Oktober 2021 angekündigt.
    Geändert von Zardoz (10.08.2021 um 17:44 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
    Registriert seit
    01.2021
    Beiträge
    2.362
    Mentioned
    49 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Danke, dann werde ich mit zuerst doch noch Olympus Mons zulegen

  3. #3
    Mitglied Avatar von Zardoz
    Registriert seit
    04.2017
    Beiträge
    1.908
    Mentioned
    110 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    @Largo Beutlin:
    Ich denke, dass das die richtige Entscheidung ist. Prometheus soll auch sehr gut sein. Habe ich aber noch nicht gelesen. Ich hoffe noch ein wenig auf eine GA.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
    Registriert seit
    01.2021
    Beiträge
    2.362
    Mentioned
    49 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    @Zardoz

    ja, das hoffe ich auch bei Olympus Mons

  5. #5
    Mitglied Avatar von yoorro
    Registriert seit
    02.2009
    Ort
    Trostlos, NRW
    Beiträge
    1.172
    Mentioned
    28 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Band eins ist gelesen und ob ich dabei bleiben werde ist eher fraglich. Das ganze hat mich von der Geschichte her eher enttäuscht. Die Zeichnungen sind phantastisch. An ihnen liegt es nicht. Irgendwie kam ich in die Story nicht rein, weil man so ganz ohne große Erklärung in ein Zeitalter gestossen wird, welches man nicht kennt. Auch deren Entstehungs Geschichte fehlte mir. Vielleicht kommt das ja noch in einem späteren Band. Ob ich das aber je lesen werde weiß ich noch nicht. Große Interesse hat die Story nicht in mir geweckt. Dabei mag ich den Beck.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •