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Thema: Euer Workflow

  1. #1
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    Euer Workflow

    Hallo Forum,


    Ich möchte mich mit euch über eure Arbeitsweise austauschen.
    Schreibt ihr zuerst die Geschichte? Wie genau ist die, wenn ihr mit dem Zeichnen beginnt?

    Bei mir ist es so, dass ich die Geschichte aus den Zeichnungen heraus entwickle.
    Es gab aber eine Idee für einen Comic. Was ich erzählen wollte war mir in den Grundzügen schon vorher klar.

    Zuerst hab ich mit dem Wacom angefangen, aber schnell gemerkt, dass ich damit keine Bilder verschieben kann.
    Das Wacom kann ich also erst einsetzen, wenn die Geschichte von A-Z steht.

    Um nicht zwischen den Papierstapeln verrückt zu werden, hab ich ein System aus Klarsichthüllen in Leitz-Ordnern angefangen.
    Ich skiziere die Seiten, stecke sie in eine Klarsichthülle, skizziere die nächste Seite usw.
    Ich kann die Seiten umblättern, Zwischenseiten einfügen, Seiten wieder rausnehmen.

    Ich hab z.B. festgestellt, dass es festgelegte Stellen gibt, für bestimmte Bilder.

    Manchmal weiss ich, wie das Bild links oben, auf der linken Seite aussehen muss.
    Es gibt Doppelseiten, auf den eine Situation über beide Seiten gehen muss.

    Ich zeichne meine Skizzen immer wieder, stecke die neuen verbesserten nach vorne.
    Die Klarsichthüllen füllen sich mit der Zeit.
    So hab ich meine Skizzen immer zusammen und kann auf die Anfangsversuche zurückgreifen.

    Auf die Weise bin ich auf 65 Seiten gekommen. Die Geschichte ist gewachsen und komplexer geworden,
    in dem ich wichtige Szenen eigefügt und unwesentliche entfernt habe.

    Wenn die Hüllen zu dick geworden sind, lege ich einen neuen Ordner an, wieder mit Klarsichthüllen.
    Ich nehme die besten Seiten aus dem alten Ordner und fülle den neuen und überarbeite die Skizzen.

    Gleiches Spiel. Die Hüllen füllen sich.
    Ich bin mit dem System total zufrieden. Dass ich die Geschichte in den Klarsichthüllen umblättern kann, macht mich
    direkt zum Leser. Und damit zum Kontrolleur.


    Ich zeichne gerne mit dem Bleistift, dabei kommen mir die Ideen.
    Nur vor einem Blatt sitzen und die Ideen Rest mal verschriftlichen klappt nicht.

    Wie macht ihr das?
    Habt ihr ein „Jekyll an Hyde-Gefühl“ wenn ihr die Story schreibt und danach zeichnet?
    Wie „meldet“ sich der Zeichner bei euch, wenn ihr euch eine Geschichte ausdenkt?
    Quatscht der dazwischen und beeinflusst die Geschichte?
    Oder habt ihr grundsätzlich nur auf Storys Lust, die dem Zeichner in euch liegen?



  2. #2
    Mitglied Avatar von Remory
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    Ist ja witzig - das Jekyll und Hyde-Gefühl. Darüber habe ich noch nie nachgedacht und auch noch nie so empfunden. Bei mir entsteht der Text zuerst, als eine Art Drehbuch. Beim Schreiben habe ich schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie die Seiten aussehen sollen, welche Perspektive angestrebt wird, wie viel Panels die einzelne Seite hat. Läuft im Prinzip wie ein Film in meinem Kopf ab. Danach erst entstehen die Zeichnungen, bei denen sich der Text auch mal geringfügig ändern kann, denn beim Zeichnen entstehen manchmal zusätzliche Ideen. Von daher sind bei mir Jekyll und Hyde ziemlich harmonisch und ergänzen sich gegenseitig. Meist mache ich alle Arbeiten komplett digital, also ohne Zettelwirtschaft.

  3. #3
    Premium-Benutzer Avatar von adamajo
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    Falls die Geschichte nicht so kurz ist, dass ich sie komplett im Kopf zusammenstellen kann, schreibe ich zuerst einen Script. Dabei arbeite ich auch vollständig digital.
    Zum Schreiben benutze ich “Scrivener”, zum Zeichnen “Clip Studio Paint” und zum Malen “Corel Painter”.


    Zuerst erarbeite ich aus der Idee eine kurze Zusammenfassung. Nebenbei entwickle ich die Charaktere, mache Skizzen, sammle Referenzmaterial, etc.




    Danach erstelle ich eine Outline. Dabei arbeite ich non-linear mit Szenen. Wenn ich zum Beispiel schon eine Idee für den finalen Kampf habe, dann schreibe ich die Szene auf und das davor und danach kommt später.



    Wenn die Outline fertig ist, erstelle ich den Script. Dabei denke ich schon in einzelnen Panels.



    Aus dem fertigen Script erstelle ich das Storyboard (bzw. Name wie es im Manga heißt). Dabei kopiere ich Dialogtext aus dem Script schon in die Seite.



    Wenn das Storyboard für die Geschichte fertig ist geht es Seitenweise weiter mit Skizze und Zeichnung.




    Fertig!

  4. #4
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    Hallo Remory und adamaro,

    danke für eure Antworten.

    Ich finde diese Frage hochspannend. @Remory
    Das Kino im Kopf kenne ich auch.
    @adamajo,
    danke für deine Zeichnungen und Beispiele.
    Ich guck mir alles in Ruhe an.


    Am Ende sieht man ja nicht, wie die Geschichten entstanden sind-
    wenn sie denn da sind.
    Würde mit euch gerne darüber weiter diskutieren.

  5. #5
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    Dr. Jekyll hat sich wieder gemeldet (Dr. Jekyll ist der Autor)

    Er war mit den Zeichnungen nicht zufrieden. Leider drückt sich der Kerl nie so klar aus,
    dass man ihn gleich versteht.
    Sollte er eigentlich können, da er sich die Geschichten ausdenkt.
    Ich glaube, das liegt daran, dass er einer ist, der Worte weglässt. Also er
    schreibt die Dialoge und dann überlegt er, wie das ganze mit möglichst wenig Worten zu machen ist.

    Jedenfalls war es so, dass Mr. Hyde die Kritik sehr gewurmt hat und er hat sich seine Zeichnungen
    selber sehr kritisch angeguckt.

    Und dann fiel der Groschen! Sein Zeichenstil ist eher realistisch. Die Geschichte muss aber
    humorvoll gezeichnet werden. Wenn in den Zeichnungen der Witz fehlt, fehlt den Figuren
    die Absurdität, die in der Geschichte steckt.

    Jetzt ist beiden wohler. Besonders Mr. Hyde (dem Zeichner) geht es gut.
    Er kann kreativer sein.

  6. #6
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    Falls das jemanden interessiert kann ich als Autor, dessen Geschichten dann von anderen umgesetzt werden, auch mal meinen Senf beitragen?
    Es würde dann eher um die Geschichtenfindung - von der ersten Idee bis zum finalen Skript - gehen.

    Das hat zwar @adamajo schon sehr gut in der ersten Hälfte seines Beitrags beschrieben, aber mehr als eine Sichtweise könnte ja hilfreich sein...
    Interesse? Oder sind hier eher Wortmeldungen von Zeichnern gefragt?
    Bitte beachtet meinen neuen Verkaufsthread.
    Trinken mit der Linken, Fechten mit der Rechten.

  7. #7
    Premium-Benutzer Avatar von adamajo
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    Zitat Zitat von FilthyAssistant Beitrag anzeigen
    Falls das jemanden interessiert kann ich als Autor, dessen Geschichten dann von anderen umgesetzt werden, auch mal meinen Senf beitragen?
    Es würde dann eher um die Geschichtenfindung - von der ersten Idee bis zum finalen Skript - gehen.

    Das hat zwar @adamajo schon sehr gut in der ersten Hälfte seines Beitrags beschrieben, aber mehr als eine Sichtweise könnte ja hilfreich sein...
    Interesse? Oder sind hier eher Wortmeldungen von Zeichnern gefragt?
    Also mich interessieren andere Vorgehensweisen schon, schließlich kann man immer etwas dazulernen. Von daher, immer her damit!

  8. #8
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    Zitat Zitat von FilthyAssistant Beitrag anzeigen
    Falls das jemanden interessiert kann ich als Autor, dessen Geschichten dann von anderen umgesetzt werden, auch mal meinen Senf beitragen?
    Es würde dann eher um die Geschichtenfindung - von der ersten Idee bis zum finalen Skript - gehen.

    Das hat zwar @adamajo schon sehr gut in der ersten Hälfte seines Beitrags beschrieben, aber mehr als eine Sichtweise könnte ja hilfreich sein...
    Interesse? Oder sind hier eher Wortmeldungen von Zeichnern gefragt?
    @FilthyAssistant

    Ich bitte dich ganz herzlich, hier mitzuschreiben.
    Ich finde alles zum Thema wahnsinnig interessant.

    Wenn du Geschichte schreibst, wirst du wahrscheinlich den Zeichner nach seinem Stil aussuchen,
    damit er deine Ideen unterstützt. (Oder ihr seid ein eingespieltes Team)

    Mich würde interessiere, wann für dich der richtige Zeitpunkt ist, einen Zeichner anzusprechen.
    Wenn du einen festen Zeichner hast,- wann sagst du ihm, dass du an einer Geschichte arbeitest- die er umsetzen soll?

    Vom Schreiben her weiss ich, dass es fragile Momente gibt.
    Man spricht erst darüber, wenn man sicher ist, dass die Geschichte fertig wird.
    Nichts ist Lästiger als ständige Nachfragen, wann die Geschichte fertig ist.

    Also: Ist deine Story abgeschlossen und erst dann sprichst du den Zeichner an?
    Oder hat es sich bewährt, den Zeichner recht früh zu informieren, ihm zu erzählen, worum es geht, damit er sich einarbeiten kann?
    Evtl. muss er vor dem Zeichnen Dinge recherchieren.
    Und vor allem: durch die Sicht des Zeichners, bekommst du vielleicht nochmal Anregungen und veränderst die Story?

    Das ist alles sicher individuell: aber wie ist das bei dir?

  9. #9
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    @Arti:

    Ich habe ja das große Glück, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten, der wiederum einen kleinen, aber feinen Pool an Stammzeichnern beisteuert.
    Somit wird der Zeichner von Verlag ausgewählt und angesprochen - ich habe zwar ein Veto- und Vorschlagrecht, mache davon aber recht selten Gebrauch.

    Somit stellt sich eher die Frage, wann ich den Verlag anspreche, aber das kommt ja aufs Gleiche hinaus.
    Die Antwort ist: Mal so, mal so. Meist schreibe ich tatsächlich ein komplettes Skript, bevor ich es dem Verlag anbiete.
    (Da ich aber nur Kurzgeschichten schreibe, ist die investierte und im Fall einer Absage verschwendete Arbeit überschaubar.)
    Manchmal, wenn ich meiner Idee selbst nicht traue, schreibe ich aber auch nur eine grobe Inhaltsangabe und frage erst mal nach, ob Interesse besteht.

    Ist die Geschichte dann fertig eingereicht, kommen manchmal noch ein paar Änderungsvorschläge vom Redakteur. Eine zweite Fassung habe ich schön öfter angefertigt, eine dritte eigentlich nie.
    Und allzu groß sind die Änderungswünsche auch nie; es passiert selten, dass ich wirklich viel an der Handlung rumschrauben muss.
    Ein einziges Mal musste ich bisher, weil eine Szene visuell nicht funktionierte, nach den Scribbles etwas umschreiben; normalerweise wird aber das gezeichnet, was im Skript steht.
    Außerdem hatte ich schon einmal den Fall, dass, nachdem ich eine Idee grob skizziert hatte, durch das Geplänkel mit dem Redakteur eine komplett andere Geschichte entstand als eigentlich geplant.

    Auch was das Geschichtenfinden angeht, ist der Ansatz unterschiedlich. Anfangs ging ich sehr systematisch vor, indem ich erst mal die Struktur der Geschichte festlegte.
    Da es sich, wie gesagt, um Kurzgeschichten handelt, baue ich die Struktur seitenweise auf (bei längeren Geschichten würde ich wohl zu Akten wie beim Film oder zu Kapiteln tendieren).
    Dann habe ich festgelegt, welche Bilder ich pro Seite brauche, um die Geschichte erzählen zu können. Falls ich hier merke, dass ich zu viel oder zu wenig Bilder pro Seite habe, wird rumgeschoben, gestrichen oder ergänzt.
    Habe ich die Bilder, kann ich je nach Geschmack Textelemente (Sprechblasen, Erzähltexte) einbauen. An der Stelle ist es wichtig, nicht zu viele und nicht zu wenige Textelemente pro Bild zu haben (stumme Panels mag mein Redakteur nicht).
    Habe ich zu wenig Text, kann ich irgendwas ergänzen, was der Geschichte bzw. den Figuren mehr Fleisch verpasst... Habe ich allerdings zu viele Textelemente, muss ich welche streichen oder ins nächste Panel verschieben!
    Streichen ist schwierig, weil der Dialog auf die Handlung abgestimmt ist; verschieben hingegen versaut mir wieder meine Seitenstruktur.

    Daher bin ich mittlerweile dazu übergegangen, die Struktur nicht allzu genau zu planen, sondern nur grob zu überschlagen, wie viele Seiten ich pro Szene ungefähr brauche. Dann wird druaflos geschrieben, und zwar idealerweise der Dialog.
    Dabei springe ich von Panel zu Panel und bringe jeweils so viel Dialog unter, wie ich brauche. Am Ende sehe ich dann, wie viele Seiten es geworden sind. Auch hierbei muss ich manchmal noch umplanen, weil zB eine bestimmte Szene erst beim Umblättern aufgelöst wird oder weil ich auf eine ungerade Seitenzahl komme - aber ich bin viel flexibler, was die Dialoge angeht.

    Eine interessante Herangehensweise, die ich bisher erst zwei- oder dreimal verwendet habe, ist, zuerst den Erzähltext zu verfassen. Das funktioniert natürlich nur, wenn man sehr textlastige Comics schreibt.
    Damals habe ich tatsächlich nur die Prosatexte geschrieben, die die Handlung vorantreiben. Diese habe ich dann auf Panels verteilt, habe entsprechende Action ergänzt und erst am Schluss überlegt, was die Figuren in der Situation wohl sagen könnten.
    Das Ergebnis war, dass die "Charaktere" recht holzschnittartig waren und austauschbare Worthülsen von sich gegeben haben - aber da sich die Handlung über einen längeren Zeitraum zog und ich dafür nur 8 Seiten hatte, war das ok. Jede Seite war dann quasi eine Momentaufnahme in einem längeren Prozess...

    Schreibt ihr eigentlich vom Ende her oder aufs Ende hin? Also: Ist das Ende von vornherein festgelegt oder schaut ihr mal, wo sich eure Figuren so hinbewegen?
    Ich gehe ja meist von einem festen Ende aus und konstruiere den Weg dahin dann quasi im Rückblick. Scheint irgendwie die Art zu sein, wie mein Gehirn beim Schreiben funktioniert.
    Bitte beachtet meinen neuen Verkaufsthread.
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  10. #10
    Mitglied Avatar von Remory
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    Zitat Zitat von FilthyAssistant Beitrag anzeigen


    Schreibt ihr eigentlich vom Ende her oder aufs Ende hin? Also: Ist das Ende von vornherein festgelegt oder schaut ihr mal, wo sich eure Figuren so hinbewegen?
    Ich gehe ja meist von einem festen Ende aus und konstruiere den Weg dahin dann quasi im Rückblick. Scheint irgendwie die Art zu sein, wie mein Gehirn beim Schreiben funktioniert.
    Ich habe meist nur ein ungefähres Ende, beim Entwickeln einer Geschichte. Vieles passiert bei mir paralell, wenn ich schreibe. Entwickeln der Figuren, Dialoge, Handlung. Das ist ein fortwährender Prozess. Außerdem schreibe ich eher episodenartig und treibe die Handlung damit fort. Das Ende ergibt sich dann meistens tatsächlich erst ganz am Schluss.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Bei meinen ersten (fast immer albenlangen) Geschichten hab ich von Panel zu Panel geschrieben und gezeichnet, dann seitenweise die Geschichte entwickelt, schließlich erst das komplette Szenario geschrieben. Überarbeitet habe ich dann nur "Renn um dein Leben", wo ich (wahrscheinlich unnötig) ein wenig Privatleben eingebaut habe. Und ich hab nach 18 getuschten Seiten wieder von vorne in einem anderen Stil angefangen, weil die Geschichte ursprünglich für den Comicwettbewerb "German Comic Open" von Ehapa und in Farbe angelegt war und damals im Eigenverlag nur SW finanzierbar war (die Farbfilme für den Druck kosteten ja allein mehr als ein ganzes SW-Album). Vom ersten Entwurf des Protagonisten existiert ein Piccoloheft in der Reihe "Utopische Welt".

    Szenarien lege ich immer so an, daß alle Panels einzeln beschrieben sind, nie, wie das auf einer Seite plaziert werden soll. Wenn ich das selber zeichne, weiß ich eh, wie das aussehen soll, wenn Szenarist und Zeichner verschiedene Leute sind, vertrete ich die Ansicht, daß sich der Texter nicht in den Job des Zeichners einmischen sollte. Der weiß das eigentlich besser als der Texter (wobei ja einige der besseren Texter selber Zeichner sind/waren wie etwa Goscinny, Greg und Charlier).

    Beispiel für Szenario:

    Die Tote von Churchwood Castle
    Nie gezeichneter Teil 3 der "Abenteuer des Reginald W. Spotherwort-Moulder"

    1 Totale Churchwood Castle.
    Juni 1938. Ein Wochenende auf Churchwood Castle, dem Landsitz von Lord Horatio Brewingcamp.
    2 Reginald beim Golf im Garten des Anwesens. Waldo trägt wie immer die Golftasche. Im Hintergrund ist der Gärtner zu sehen.
    Waldo: Ich würde Ihnen zu Eisen 5 raten, Sir.
    Reginald: Eisen 3 ist genau richtig!
    3 Reginald schlägt einen weiten Ball mit dem Treiber.
    4 Der Ball fliegt durch eine Fensterscheibe im Obergeschoß des Schlosses.
    5 Zimmer von Gerald Fitzgerald. Madeleine, die gerade die Habseligkeiten des Zimmerbewohners durchsucht, fährt erschreckt auf.
    Madeleine: Mon Dieu!
    6 Sie legt den Golfball auf den Tisch.
    7 Dann durchsucht sie weiter die Taschen der Kleidungsstücke im Kleiderschrank.
    8 Sie findet einen wichtigen Hinweis.
    Madeleine: Ah, c'est ça!
    9 Der Schatten eines Mannes (oder einer Frau?!) fällt auf die Schranktür.
    Bei der Geschichte hab ich übrigens, als ich auf der letzten Seite war, noch den Täter dieses Whodunit geändert. Ging, ohne irgendwas umschreiben zu müssen. Meist sind aber Änderungen, die einem erst so spät einfallen, mit einer umfassenden Überarbeitung verbunden.
    Geändert von Mick Baxter (12.03.2021 um 09:59 Uhr)
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  12. #12
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    @FilthyAssistant

    Danke für deine ausführliche Antwort.
    Beim Lesen sind gleich wieder neue Fragen aufgetaucht.
    Später mehr. Jetzt erst mal nur

    auf deine Frage:

    Schreibt ihr eigentlich vom Ende her oder aufs Ende hin? Also:
    Ist das Ende von vornherein festgelegt oder schaut ihr mal, wo sich eure Figuren so hinbewegen?

    Ich bin Anfängerin. Ich hab diesen thread eröffnet, weil ich selber herausfinden musste,
    mit welcher Arbeitsweise ich am besten klar komme.
    Ich kann dir also nur sagen, wie ich jetzt arbeite. - Vielleicht ändert sich das später?

    Der Anfang war eine Idee, von der ich dachte, sie sei in 20 Seiten auserzählt. (Irrtum, es sind 65)
    Es handelt sich nicht um eine klassische Erzählung, die einen Anfang, einen Höhepunkt und einen Schluss hat.
    Die Geschichte könnte nach ihrem Ende fortgesetzt werden. Ich erzähle eine Episode.

    Als Kind mochte ich die Vorgeschichten aus Entenhausen am liebsten.
    Diese vier Seiten (wäre es vier?) auf denen die Illusion vermittelt wurde,Entenhausen gibt es wirklich.
    (Die Vorgeschichte in den lustigen Taschenbüchern gab es wohl bis in die 80er Jahre.)
    Ich hab mir damals ein ganzes Buch gewünscht, in dem nichts passiert. In dem man nur
    den Alltag der Entenhausener miterlebt.

    Die Vorgeschichten waren inhaltsleer. Der Konflikt, der anschließenden Geschichte wurde nicht angedeutet.
    Also dass Oma Duck zu Arabella gesagt hätte: Hast du schon gehört? Die Panzerknacker sind gestern ausgebrochen.

    Auf der Straße war nur Frieden. Man sah in den Vorgeschichte die Bewohner auf der Straße,
    sich grüßen und ihre normalen Dinge machen.

    In meiner Geschichte geht es um den Alltag. Und auch da, wo Action aufkommt,
    spielt der Alltag im Hintergrund eine große Rolle.

    Was mich als Thema nicht interessiert: Superheld rettet Frau, alle gucken auf ihn.
    Giganten kämpfen, der Comic
    konzentriert sich nur auf den Kampf.

    Ich finde spannend, zu gucken, was sich an Drama und Komik im Alltag ergibt..

    Und ich habe festgestellt, dass ich die Geschichte rein aus dem Zeichnen entwickle.
    Ich schreibe überhaupt nichts, m
    ein Manuskript sind die Zeichnungen.
    Die Seitenstruktur spielt eine große Rolle, darum bin ich auf die Aktenordner gekommen.
    Ich habe gestern erst wieder die obersten Seiten aus den zu vollen Klarsichthüllen gezogen
    und neu abgeheftet.
    Die Texte/Dialoge schreibe ich gleich dazu.

    Möglichst wenig Text. Es gibt viele textlose Pannels.

  13. #13
    Mitglied Avatar von peter schaaff
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    Ein sehr interessantes (und auch wichtiges) Thema.
    Als junger Comics- Macher habe ich viele Geschichten 'getötet', da ich blind angefangen und meist irgendwann den Faden oder die Lust verloren habe. Die Werke blieben in der Regel unvollendet.
    Das ist nicht wirklich schlimm, denn das ist das Recht der Jugend: Ausprobieren & scheitern. So what? Weitermachen ...

    Spätestens mit Eintritt in das Berufsleben/ dem Gestalten von Comics für Geld ist es aber unabdingbar, einen Plan zu haben. Die drei 'W': Was mache ich für wen in welchem Umfang?
    Im Zeitraffer: Habe ich die Idee für eine Geschichte mache ich mir Gedanken über den Umfang (oder bekomme Vorgaben von aussen). Ich kreiere die 'Welt' und mache Entwürfe zu den Charakteren. Ich schreibe die Geschichte als Entwurf herunter. Erste Dialoge. Fertige Geschichte mit Dialogen, die auf die Seiten heruntergebrochen wird. Änderungen. Ich fange an zu zeichnen.
    ...

  14. #14
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    Zitat Zitat von peter schaaff Beitrag anzeigen
    Ein sehr interessantes (und auch wichtiges) Thema.
    Als junger Comics- Macher habe ich viele Geschichten 'getötet', da ich blind angefangen und meist irgendwann den Faden oder die Lust verloren habe. Die Werke blieben in der Regel unvollendet.
    Das ist nicht wirklich schlimm, denn das ist das Recht der Jugend: Ausprobieren & scheitern. So what? Weitermachen ...

    Spätestens mit Eintritt in das Berufsleben/ dem Gestalten von Comics für Geld ist es aber unabdingbar, einen Plan zu haben. Die drei 'W': Was mache ich für wen in welchem Umfang?
    Im Zeitraffer: Habe ich die Idee für eine Geschichte mache ich mir Gedanken über den Umfang (oder bekomme Vorgaben von aussen). Ich kreiere die 'Welt' und mache Entwürfe zu den Charakteren. Ich schreibe die Geschichte als Entwurf herunter. Erste Dialoge. Fertige Geschichte mit Dialogen, die auf die Seiten heruntergebrochen wird. Änderungen. Ich fange an zu zeichnen.
    ...
    Wenn man sein Album tatsächlich auch beenden will, muss man die Fahrroute kennen.
    Wer ins Blaue segelt, wird nicht ankommen.

    Ich weiss, wovon ich rede: In meiner Schublade liegt ein Roman, der in der Mitte "krankt"
    und darum nicht fertig geworden ist.

    Mir ist jetzt klar geworden, dass meine Skizzieren mein Art zu schreiben ist,- ohne Worte.
    Warum ich das jetzt so mache, ist mir inzwischen klar geworden.
    Angefangen hab ich nämlich auch, indem ich Szenen beschrieben habe.
    Das hat mich aber überhaupt nicht zufrieden gestellt.
    Ich konnte die Geschichte erst "fühlen", als ich sie skizzierte.

    Ein Beispiel:
    Eine Person verliert ihre Farbe (wird blass), wenn sie sich übergangen fühlt.

    Es gibt noch weitere Momente, in denen sich Farben und Schriftbilder verändern
    und dem Leser mitteilen, wie es der Figur gerade geht.
    Das sind Dinge, auf die ich schreibend nie gekommen wäre.

    In dem ich die Geschichte von der Idee her (von innen) skizziere und mich
    nach aussen vorarbeite (also immer detaillierter werde), wird mir immer klarer,
    wie ich die Grafik nutzen kann, um Worte zu reduzieren. Um also eine Bildergeschichte
    zu entwerfen, die mit möglichst wortarm auskommt.

    Mit von "innen" nach "aussen" meine ich:

    "innen", meine Idee. Entwürfe, die einem Aussenstehenden zunächst
    unverständlich erscheinen.

    "aussen": Leser, die gezeichnete Geschichte schließlich
    lesen können, ohne dass ich ihnen etwas erklären muss.

    Kein Widerspruch zu meinen Vorschreibern.
    Um es anschaulicher zu machen:

    Es ist lediglich so, dass der Autor den Zeichner beauftragt,
    seine Ideen umzusetzen. Beide sitzen nebeneinander.
    Der Zeichner darf sich einbringen,
    darf die Geschichte aber nicht an sich reissen. Der Autor
    bestimmt.

    Ist auch schon mehrfach vorgekommen, dass "der Zeichner "
    eine Idee hatte und der Autor sagte: Sehr schön, aber
    das ist eine Gag für eine Extraseite.

    Da gibt es nie Diskussionen.
    Ich weiss ja, wie viel Zeit ich in den unvollendeten Roman
    gesteckt habe.
    Davon brauche ich keine "Neuauflage".

  15. #15
    Junior Mitglied
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    Bei mir entstehen die Ideen aus dem Bauchgefühl heraus. Ich lese zwar gern Comics und Anime. Aber zeichnen tu ich nicht professionell. Aber ich verknüpfe gern Fotos und Inhalte zusammen. Habe mal als blutiger Anfänger für diesen Beitrag hier mithilfe einer App eine kleine Story kreiert. Ich denke, man muss sich von der Außenwelt und den Gegebenheiten inspirieren lassen und zielgerichtet die Intention hinter so einem Werk verstehen. Bei mir war es just for fun. Habt ihr auch schon mit Apps Comics kreiert?


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