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  1. #1
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    LTB Mundart 4 - Kölsch (EVT: 08.02.2021)

    Pünktlich zur heißen Phase des Karnevals, aber im denkbar schlechtesten Jahr dafür, erscheint das neue LTB-Mundart-Büchlein, das sich mit der durchaus noch lebendigen Mundart der größten deutschen Karnevalsmetropole, also Köln, befasst.

    Zwar feiern die echten Karnevalisten auch in diesem Jahr irgendwo um "em Hätze" (im Herzen) Karneval, aber es ist sehr still. An meinem Wohnort würde gerade der Zug die Hauptstraaße erreichen und bis zu mir zu hören sein. Nichts. Entsprechend dürfte das mediale Echo auch sehr gering gewesen sein. Das Kölner Boulevardblatt "Express" hat berichtet, und das scheint es hier in der Region auch schon gewesen zu sein. Man bekommt das Büchlein - anders als das Wienerische im letzten Jahr - leicht, aber es fragt sich schon, wem gerade danach ist.

    Das andere Problem, wenn ich was dazu sage: Ich bin ja nun in Düsseldorf geboren und aufgewachsen und lebe jetzt im Übergangsbereich zwischen den alten rheinischen Rivalen, die sich in vielem unterscheiden und in vielem auch eben unausgesprochen nicht. Bei mir sagt man "Helau", einen Kilometer südlich "Alaaf". Kann ich unvoreingenommen was zum Ergebnis berichten?

    Der Inhalt:

    https://www.lustiges-taschenbuch.de/...band-4-koelsch

    So richtig glücklich finde ich die Auswahl tatsächlich nicht - der übliche Promi-Einseiter, in dem die Schauspielerin Annette Frier (an der Übersetzung beteiligt) ins Licht gerückt wird, hat die Qualität seiner Geschwister im Royal oder dem letzten Mundart-Band. Also: Ist halt da und stört nicht. Dass die Köln-Episode aus "Die Ducks in Deutschland" hier nur in der 1-seitigen Kurzfassung benutzt wird, ist fast schade. Denn die Langfassung (ja, 4-Seiter) hat tatsächlich Lokalkolorit und setzt auch die Kölner Ehrengarde (wichtig im Karneval!) viel besser ins Bild.

    Ansonsten sind es halt viele Geschichten, die etwas mit Kostümen und Lachen zu tun haben. Das ist mir dann tatsächlich ein wenig zu billig, denn das rückt Köln in ein schiefes Bild. Die Höhner haben Köln mal als "e Jeföhl" (ein Gefühl) besungen, zu dem eine gewisse Geselligkeit, ein gewisser Zusammenhalt und eine hohe Identifikation mit der eigenen Stadt gehören. In den Übersetzungen scheint das allerdings durch.

    Ein wenig näher möchte ich mir deshalb die erste längere Geschichte "En Serie setz sich durch" anschauen, weil die tatsächlich inhaltlich mal so gar nichts mit den Köln-typischen Attributen zu tun hat, so dass man hier am besten die Übertragungsarbeit sehen kann.

    So weit ich das sehen kann, ist das sauberes Kölsch (wobei ich die rheinischen Mundarten ziemlich fließend verstehe und auch einen Teil der Unterschiede kenne, aber selbst nicht wirklich korrekt sprechen kann), in das ein paar Kölner Elemente eingebaut sind. Mal ist das nervig (so der mehrfache gewollte Bezug auf den FC, der allerdings gut abbildet, dass der Kölner gerne mal die beiden erfolgreicheren Klubs im rheinischen Sprachraum übersieht - und meine Fortuna sowieso), mal passend (wenn bei einer Korruptionsaffäre in der Stadt auf den realen Kölner Müllskandal Bezug genommen wird), mal unfreiweillig komisch (wenn eine Anspielung auf die Mafia-Serie "Die Sopranos" über die hochdeutsche "Sängerin" zum karnevalistischen Kölner Rudelsingen "Loss mer singe" (Lass uns singen) wird, aber auf der DVD-Hülle immer noch ein grobschlächtiger Übeltäter abgebildet ist). Und dann ist da noch etwas, was trotz Freddy und Max eigentlich nicht viel mit Köln zu tun hat: die Eigenreferenz auf "Tatort Entenhausen" mit Kommissar Schimauski, die in der älteren hochdeutschen Fassung noch "Polizeirevier Entenhausen" hieß - die Abkürzung "P.R.E." bleibt aber, wenig auch völlig sinnfrei.

    Insgesamt ein interessanter Band für jemanden, der im Rheinland lebt, wenn auch mit etwas einseitigen Klischees. Das Problem, dass wir in unserer Mundartregion mehr als eine große Stadt haben (aber Mundarten, die sich nicht sehr stark unterscheiden), haben andere Mundart- und Regionalprojekte auch, aber es ist trotzdem ein wenig schade, dass andere Großstädte in unserer Ecke bei so was immer zu kurz kommen werden: Für Düsseldorwer Platt gibt es keinen Markt (bei "Asterix" gab es den Versuch), für Niederrheinisch (Mönchengladbach/Krefeld) und Bergisch (Wuppertal/Solingen/Remscheid) auch nicht, Bonn wird regionaltechnisch immer ein Vorort von Köln bleiben (anders als Düsseldorf, die sich wehren...), und Ruhrdeutsch ist wieder ein anderer, aber polyzentrischer und nicht einheitlicher Regiolekt.

    Mal sehen, was als nächstes kommt: Plattdütsch wäre naheliegend (mit einem dann auch nicht ganz unproblematischen Fokus auf Hamburg), oder doch Schwäbisch, Hessisch oder Sächsisch?

  2. #2
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    Sind diese Bände eigentlich auch lesbar wenn man nichts mit der Region am Hut hat?

  3. #3
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    Eingeschränktes Ja.

    Ich habe ja auch die drei anderen Bände (München, Berlin, Wien), wobei ich die mit weniger Interesse gelesen habe. Ich habe aber auch ein paar Asterix-Mundart-Bände, und die funktionieren besser. Warum?

    1. Bei Asterix gibt es viel mehr Mundarten, ich kann mich also auf die konzentrieren, die ich entweder etwas mehr als oberflächlich verstehe (in meinem Fall sind das die nordwestdeutschen von Plattdeutsch bis Hessisch und Moselfränkisch) oder irgendwie sympathisch finde, wenn ich sie mir im Kopf vorlese (Schwäbisch) oder wo ich regionale Eigenheiten kenne. Mit Mainfränkisch, Thüringisch, Alemannisch oder Steirisch käme ich also nicht klar.

    2. Bei Asterix gibt es nur wenige Geschichten, die ich alle mehr oder weniger präsent habe - manche sogar bis in tiefe Details. Der Reiz ist für mich, die kreative Eigenleistung bei der Übertragung zu finden und mich über die Fälle zu freuen, bei denen das stimmig gelungen ist (auch bei Asterix gibt es solche und solche). Bei den LTB-Mundart-Bänden werden halt häufig belanglose Fließbandgeschichten als Vorlage verwendet.

    Das Vokabular, so weit vorhanden, hilft jedenfalls recht wenig. Im Kölsch-Band sind zu wenige und dann auch nicht immer die wichtigen Begriffe angegeben. Die Bläck Fööss haben ihren Platten auch gerne eine Übersetzungshilfe beigefügt. Die war meistens treffender und alleine wegen der manchmal längeren anekdotischen Erklärungen lesenswert.

  4. #4
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    Hallo zusammen!

    Wer von euch hat dieses Band schon gelesen?Was ist denn eure Meinung da zu zum diesen Band halt?!

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