All-Star Superman (Relief-Hardcover) (Panini)
Puh, also das war mal deutlich der am anstrengendsten zu lesende Superman-Band meines bisherigen Runs. Zugutehalten muss man Autor Grant Morrison, dass er mal einen etwas anderen Ansatz wählt, wie er es ja oft tut, wenn er altbekannte Dinge anpackt. Sein Batman-Run hatte für mich Höhen und Tiefen, war insgesamt aber ganz gut, wie ich finde. Deutlich besser gefällt mir der schottische Chaosmagier aber, wenn er freier arbeiten kann und seine abgedrehten Ideen und Ansichten ohne die Berücksichtigung einer voll bepackten Mythologie erzählen kann. Klar, da es sich hier quasi um eine „Elseworld“-Story handelt hatte er schon einen größeren Spielraum, aber lange nicht so wie bei seiner grandiosen Doom Patrol, dem Animal Man oder komplett selbst erdachten Werken wie We3 oder gar dem herausragenden Nameless.
Ich finde auch nicht, dass Morrisons Erzählstil, wie er ihn hier betreibt, sonderlich gut zu Superman passt. Einerseits wollen da epische und tragische Erzählstränge entwickelt werden, andererseits entstehen solche Situation aus trashigen Blödeleien wie einem Wettkampf um die Gunst einer Frau. Auch die Passage auf dem Bizarroplaneten mit den ins Gegenteil verkehrten, dümmlichen Texten fand ich eher peinlich denn innovativ.
Es gab allerdings auch ganz gute Abschnitte, einige coole Ideen und vor allem reichlich Eastereggs. Sei es nur der Penny aus der Bathöhle, der jetzt in der Festung der Einsamkeit verweilt. Auch hat Morrison natürlich wieder ganz tief in der Sups-Mottenkiste gegraben und Dinge aus früheren Epochen ausgegraben, sei es nur Jimmy Olson als Transvestit, der wohl in den 60ern schonmal in Damenkleidern unterwegs war. Sicherlich gehören auch einige der Personen, Monster und Ideen, die ich doof fand in diese Kategorie, kann also durchaus sein, dass sich für wahre Fans des Stählernen hier ein freudiges Fest des Wiedererkennens abspielt, für mich halt nicht.
Dass Clark sich hier einer Reihe augenscheinlich unlösbarer Aufgaben stellen muss, wie einst Herkules, ist eine schöne Grundidee für so eine Mini-Serie und wie gesagt, so manche davon ist auch unterhaltsam, gelungen und es gibt auch reichlich Momente zum Schmunzeln. Allgemein habe ich das Gefühl, dass Morrison hier vieles nicht so ernst genommen hat. Ständig frage ich mich, ob er hinter seinen Storybestandteilen einen tieferen Sinn verborgen hat, den es zu entschlüsseln gilt, oder ob er sich mit einem breiten Grinsen gedacht hat: „Ich hau einfach mal den wahnwitzigsten Nonsens raus, der mir zu Superman einfällt und schaue mal, was die Leute da alles Hochtrabendes hineininterpretieren.“ Bin gespannt, wie er das bei seinem regulären Run an Superman gemacht hat, der steht bei mir ja auch in Bälde an.
Das Artwork von Frank Quietly fand ich gewöhnungsbedürftig, Krümelchen findet es furchtbar. Ich finde zu We3 hat sein Stil besser gepasst und bin auch der Meinung, dass Sups hier nicht sonderlich ansehnlich geraten ist. Gut finde ich es allerdings wie es ihm gelungen ist Superman und den schusseligen Clark so deutlich zu unterscheiden, ohne für den Leser den Wiedererkennungswert einzubüßen. In Sachen Statur, Körperhaltung, Körpersprache usw. hat er das schon großartig hinbekommen. Wie gesagt, der Mann ist echt gut, ich finde halt nur nicht, dass er gut zu Superman passt. Insgesamt für mich ein sehr durchwachsener Band, kann aber verstehen, dass er unter den Superman-Geschichten stets als besonders wahrgenommen wird.
VG, God_W.
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