Der Incal 6 – In nächster Nähe
Tadaaa – somit wurde die Story um den Incal, John Difool, Kill Hundeschnauze, Animah, den Meta-Baron, und wie sie alle heißen wird nach einem wahnwitzigen finalen Ritt und einem ausgiebigen Nickerchen von Alejandro Jodorowsky und Mœbius (Jean Giraud) zu einem runden Ende gebracht. Rund im wahrsten Sinne des Wortes, denn nicht nur der Stammbaum, auch die Story ist hier sozusagen ein Kreis. „Je mehr sich die Dinge ändern, um so gewisser, dass alles gleichbleibt.“ (Frei nach Snake Plissken) So landen wir nach der sechsbändigen Tour de Force voller Metaphern, wahnwitziger Ideen, Gesellschaftskritik, esoterischer und philosophischer Ausflüge und Denkanstöße mehr oder minder wieder am Ausgangspunkt, womit uns sicherlich wieder eine gewichtige Botschaft vermittelt werden soll. Nein, langweilig war es nicht, anstrengend hingegen schon und ein Stück weit bleibt es mir auch ein Rätsel, wie ein solche eigenes und „eigenartiges“ Werk den Massenmarkt erobern konnte. War vermutlich ganz was Neues damals, die beiden Macher waren vielleicht auch vorher schon Stars der Szene, was natürlich geholfen hat/hätte und die Mundpropaganda tat sicher ihr Übriges, denn dass über die Alben nach dem Erscheinen ordentlich diskutiert wurde, das kann ich mir schon lebhaft vorstellen.
Gesamtheitlich betrachtet wirkt das auf mich leider ziemlich konstruiert, was sicherlich dem Umstand geschuldet ist, dass es das Ziel des Autors war die Erzählung in die äußerts strukturierte Form des Aufbaus hineinzupressen, die er sich ausgedacht hatte. Paarweise auftretende Personen, Paarweise zusammengehörige Alben, welche dann immer Gegensätze Bilden (Höchste Höhen, tiefste Tiefen usw…). Was Jodorowksy mit der Sternform meint, die er im Bonusmaterial eines der früheren Bände erwähnt, verstehe ich schon in Ansätzen, wäre mir ohne den Hinweis aber nie aufgefallen. Ganz im Gegensatz zu der alles umschließenden Kreisform, die der Storybogen bildet. Wir Enden am Ausgangspunkt, befinden uns also in der Schleife, weil sich im Grunde sowieso alles irgendwann irgendwie wiederholt, auch gesellschaftlich. Dieses – sozusagen – Gefangensein in einer Dauerschleife lässt bei mir ein paar Fragezeichen aufploppen, was denn in „Vor dem Incal“ und „Der letzte Incal“ wohl kommen mag, denn das steht ja dann zwangsläufig außerhalb dieses Kreises. Oder hätte es diese Werke ursprünglich gar nicht geben sollen, und sie wurden lediglich erdacht, um die Cash Cow zu melken? Reissverschluss
Herausfinden kann ich das aber in Kürze selbst, denn „Vor dem Incal“ wartet auf dem Lese-K2 noch als Gesamtausgabe, die werde ich mir auf alle Fälle zu Gemüte führen. Ob ich dann noch Weiteres aus dem sogenannten „Jodo-Verse“ lese? Sehr unsicher, da sagen mir bislang seine abseits gelagerten Werke wie Bouncer oder Sang Royal mehr zu, Lust und Glaube habe ich auch noch ungelesen hier. Bei Giraud reite ich demnächst erstmal wieder mit Blueberry los.
Lesezeichen