Liebe Fans,
ihr fragtet euch das sicher auch schon mal: Warum haben Anime in Deutschland verglichen zu anderen Ländern so einen schweren Stand?
Dieser Umstand führt neben etwaigen schiefen Blicken dazu, dass nur wenige Serien im Fernsehen laufen, weniger Animes überhaupt hier erscheinen und letztlich deutsche Produkte manchmal teurer sind als anderswo. Auch das Pauschalurteil, dass Zeichentrick (und damit Anime) „Kinderkram“ seien, erscheint hierzulande am weitesten verbreitet. Dabei ist das selbst in Japan nicht anders (weshalb „Otaku“ dort auch eher eine Beleidigung ist):
http://www.animenewsnetwork.com/answ...-06-22/.103469
Ein ganz kurzer Abriss über die deutsche Situation: Während Frankreich (u.a. Asterix und Obelix), BeNeLux (u.a. Lucky Luke, Tim & Struppi, zusammen mit Frankreichs Comics bezeichnet als Bande dessinée) oder auch Italien (z.B. stammen viele Disney-Comics, die wir hier kennen aus Italien) und erst recht die USA (Marvel, DC und Disney) eine eigene und lang etablierte Comickultur haben, ist so etwas bei uns eher unbekannt. Oder kennt ihr deutsche Comics, die schon eure Eltern oder Großeltern vorurteilsfrei lasen? Auch die Zeit vor und um die Weltkriege haben Bildergeschichten hierzulande diskreditiert. Die wenigen deutschen, die Comics zeichneten, flohen vor dem Regime und/oder wanderten aus diversen Gründen aus (Charles M. Schulz, Erfinder der Peanuts, hatte deutsche Wurzeln und Rudolph Dirks schuf mit den Katzenjammer Kids einen Comicstrip, der bis heute lebt).
Deshalb sind ganze Generationen hierzulande ohne Comics in der eigenen Kultur großgeworden und erlebten diese nur als Unterhaltungsmedium während der Kindheit. Darunter „leiden“ alle Zeichentrickfilme hierzulande, mit Ausnahme der Disneyfilme.
Das führt weiterhin auch dazu, dass Bildergeschichten nicht als ernstzunehmende Kunst verstanden werden, das kann man schon daran feststellen, dass die „deutsche Animeszene“ keine Persönlichkeiten hervorbringt, die sich tiefer mit der Animation, der Bildkomposition und dem ganzen Produktionsprozess beschäftigen – wieso auch, gibt es doch vielleicht nur ein- oder zwei kleine Animationsstudios (aus denen dann bspw. alle paar Jahre so etwas wie Lauras Stern kommt). Fast alle Beiträge, die man über den Entstehungsprozess oder den Köpfen hinter den Anime findet, sind auf Englisch. Dazu aber gleich etwas mehr.
All das ist der bisher leider noch wenig fruchtbare Boden, auf dem Anime und Zeichentrick generell hierzulande stehen, weshalb es hier vergleichsweise wenig Leute Anime gucken (können) und wieso eine deutsche Umsetzung wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich intensiver und schwerer ist. Wir, die wir uns dafür interessieren und durch den Boom der 90er damit aufgewachsen sind, müssen hierzulande etwas etablieren, was es fast überall anders schon gibt. Deswegen ist ein Vergleich à la „auf Englisch ist/gibt es…“ kaum anstellbar, man kann ja nicht mal den Französischen Markt 1:1 mit dem deutschen vergleichen.
Abschließend zurück zum Thema Youtube und Interesse: Warum gibt es zum Beispiel keine deutsche Animeyoutuber, die erklären, wieso Studio Madhouse vermeintlich keine zweiten Staffeln macht (
https://www.youtube.com/watch?v=c6Txhokrw48 dazu auch interessant:
https://www.youtube.com/watch?v=I9TisrHUk9k)? Was Anime zur Kunstform macht (
https://www.youtube.com/watch?v=-aChpK2jcnQ)? Oder die Anime auf ihren fundierten Gehalt hin analysieren (
https://www.youtube.com/watch?v=0kQrT8S2Mrw)?
Wenn ihr des Englischen etwas mächtig seid, guckt euch diese drei Kanäle an und gewinnt vielleicht neue Ansichtsweisen, Erkenntnisse und Faszinationen
Quelle: KSM per Facebook
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