Ich möchte mal etwas zur allgemeinen deutschsprachigen, also unsere Anime-Szene und Community.
Es gab eine Zeit wo es viele Foren und IRC-Chats zu den Themen Anime, Manga, J-Music und Japan gab. Diese waren voll. Man hatte sich über alles unterhalten können und jeder hatte einfach Spaß.
Heute ist es anders. Es gibt zwar noch viele Foren und Chats, aber dort wo in einem sehr belebten Forum damals Hunderte Leute online waren sind heute meistens nur noch um die 20 Personen. Die Chats werden nur noch von vier bis fünf eisernen Leuten belebt, die diesen nicht aufgeben möchten. Vielleicht mag es der generelle Trend der Foren zu sein, das diese schlichtweg out werden. Es scheint als würden sich nur noch wenige für die Szene interessieren.
Dass es jedoch die Fans gibt zeigen die zahlreichen Conventions auf denen sie sich alle tummeln. Es gibt kleine Conventions die klein bleiben, es gibt welche die klein sind und von Jahr zu Jahr wachsen und es gibt die schon großen Conventions wie die Connichi und Hanami mit über 5000 Besuchern. Aber auch die Buch-Messen zum Beispiel in Frankfurt und Leipzig werden für Cosplayer immer beliebter. Es gibt mittlerweile große Manga-Ecken und 2014 innerhalb der Leipziger Buchmesse (LBM) eine eigene Convention, die Manga-Comic-Con. Dennoch bleibt der kleine trübende Eindruck, dass die Besucher und Fans sich eher in kleinen Gruppen treffen, sodass das offene „Wir“-Gefühl fehlt.
Woran liegt es, dass dieser Eindruck aufkommt? Es liegt eher an dem Deutschen Anime-Markt. Es gibt sechs Anime-Publisher und drei weitere Publisher, die unter anderem Anime-Titel im Programm haben. Nun wird es etwas genauer. Der bekannte Publisher Kazé (Anime) veröffentlicht viele Titel im Jahr. Vier bis fünf Titel werden dann über einem gleichen Zeitraum über mehrere Monate veröffentlicht. Hinzu kommen noch einzelne Movies in verschiedenen Ausführungen und selten auch Re-Releases in Form von Gesamtausgaben. Während Kazé viele Titel veröffentlicht begrenzen sich andere auf weniger Titel im gesamten Jahr. Verständlich wo man hier auf jeden Fall wirtschaftlich denken muss.
Während es in Japan mehrere TV-Sender gibt bei denen viele Anime-Serien erstmals ausgestrahlt werden, gibt es nach Ausstrahlung die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray. Hier ist also ein Bekanntheitsgrad gegeben. Im deutschsprachigen Raum fehlt dieser allerdings. Ein neu lizenzierter Anime wird ohne vorige Ausstrahlung – wenn dann nur beim Anime-Sender Animax, den allerdings viele nicht haben, da dieser ausschließlich im Bezahlfernsehen empfangbar ist – auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Heißt also, die Leute, die die Anime-Szene kennen werden auf die neuen Veröffentlichungen aufmerksam. Hinein gekommen sind sie mit Ausstrahlungen im frei empfangbaren TV, die Zeiten mit „Sailor Moon“, „Ranma ½“, „Dragon Ball“ & Co. Da es im heutigen Programm nur noch wenig, sonst schon bekannte, Anime-Serien gibt, werden keine andere, jüngere Personen nicht mehr auf die Anime-Szene aufmerksam. Die Nachkommenschaft bleibt also eher aus.
Die deutschen Publisher trauen sich ohne diesen Bekanntheitsgrad einer vorigen TV-Ausstrahlung, verständlicher Weise, nicht an Titeln mit hoher Episodenzahl, wie zum Beispiel der durchaus beliebte und aktuelle Anime „Fairy Tail“. Dass dieser aber Erfolg haben würde, zeigen andere Serien, wie „One Piece“ mit über 400 deutsch synchronisierte Folgen, die im TV ausgestrahlt wurden und im Nachhinein aktuell in DVD-Boxen veröffentlicht werden. Außerdem werden auch oft bereits ältere Titel Jahre später im deutschsprachigen Raum veröffentlicht.
Die Fans möchten allerdings die aktuellen Produktionen sehen. Hieraus entstand der Trend mit den Simulcasts. Anime-Serien, die oft nur Tage später mit verschiedensprachigen Untertiteln für einen kleinen Preis angeboten werden. Die Ansichten sind zwiegespalten, die einen meinen, wenn man für diesen Simulcast bereits Geld bezahlt hat, brauch man den Titel nicht noch auf DVD und BD kaufen, andere sind aber begeistert und kaufen sich die Titel mit einer deutschen Synchronisation, sowie mit japanischen Original-Ton und deutschen Untertiteln.
Es gibt aber auch viele, die die deutsche Synchronisation oftmals bemängeln. Hierbei muss man aber auch wiederrum den wirtschaftlichen Faktor beachten. Die Sprecher kosten Geld und das Geld in dem ganzen Zusammenhang mit den Verkäufen und ohne (vorige) TV-Ausstrahlung reinzuholen ist somit auch schwierig, sofern man die DVD-/BD-Boxen bzw. Einzelvolumes nicht zu einem teureren Preis anbieten. Doch die Fans sagen auch sehr oft, dass sie bereit sind für eine tolle Synchronisation auch mehr Geld auszugeben.
Wenn man nun mal eine Bilanz zieht, ist klar zu erkennen, dass man sehr wohl auf eine Kooperation zwischen Publisher und TV-Sender angewiesen ist, damit der Bekanntheitsgrad gegeben ist und neue Leute auf die Anime-Szene aufmerksam werden. Durchaus angebracht und mit einer richtigen Führung wäre ein frei empfangbarer Anime-Sender wirtschaftlich tragbar. So können auch aktuelle Anime-Serien, sowie welche mit hohen Episodenzahlen veröffentlicht werden. Bei Conventions müssen die Fans wieder offener werden, einfach mal Leute anquatschen und sich unterhalten. Gibt es wieder mehr neue Veröffentlichungen und ein offener Umgang, werden sich die Foren und Chats wieder füllen, weil es Stoff gibt worüber man sich unterhalten kann. Vielleicht sollten sich auch andere – Fans an sich, aber auch die Leute in den Teams der Publisher- darüber Gedanken machen und viele werden sich eingestehen: „Ohja das stimmt!“.
Vielleicht entsteht mit diesem Text und Anliegen eine rege Diskussion. Würde mich freuen wenn ihr mitteilt, wie ihr das seht, was ihr verbessern würdet, etc.
Ich darf anmerken den Text habe ich bereits im Forum von Animexx veröffentlicht. Da das Comicforum allerdings auch sehr belebt ist habe ich es mir erlaubt es ihr hier auch zu posten. Den Text habe natürlich ich komplett alleine geschrieben.
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