Fragen an die "ZACK"-Redaktion

[Horatio]

Das ist eigentlich kein Einzelfall (nicht dass das jemand behaupten würde). Jean Giraud hat für Blueberry auch eine neue Vorgeschichte vor Fort Navajo erdacht, obgleich es zumindest als Textfassung bereits eine von Jean-Michel Charlier gibt. Könnte man sich endlos drüber streiten, welche denn nun die offizielle sein könnte. Aber es ist eben alles nur Fiktion …

[Jovis]

Du beziehst dich auf den langen Doku-Anteil am Ende einer Ausgabe von Ballade für einen Sarg? Ich muss zugeben, dass ich den als nicht-kanonisch aus meinem Gedächtnis gelöscht hatte. Zumindest in der deutschen Fassung ist MIR damals - der ich aber jung und unerfahren war - nicht klar geworden, um was es sich hier insgesamt handeln soll. Dass es nicht authentisch war, war mir irgendwie intuitiv gegeben, aber was das alles soll leuchtete mir nicht ein. Die Zeit der parodistischen Fake-Biographien wie "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond" lag weit in der Zukunft. Und meine Bereitschaft, mich auf 'so einen Quatsch' einzulassen, war nicht gegeben. Deshalb weiß ich auch im Großen und Ganzen nur noch Bruchstücke davon.

Auch bei Comics bin ich da übrigens skeptisch. Die Giraud-Jugend von Blueberry ist richtig gut und mir willkommen. Die Albenserie der Jugend kann mir den Buckel runterrutschen. Hat meines Erachtens nichts mit Blueberry zu tun und ist auch als Western nicht wirklich gut. Und das Extended Album aus dem Mister Blueberry-Zyklus hat mich IM Mister Blueberry Zyklus schon geärgert und als Album interessiert es mich nicht.

Von daher, und da ich Hermann nach Jeremiah 15 eh komplett ignoriere, interessieren mich diese Geschichten höchstens als Teil des Fachwissens. In Zack wäre mir die ein oder andere vielleicht willkommen.

[BobCramer]

Der eigentliche Kanon von Serien wie "Blueberry" oder "Comanche" ist ja längst abgeschlossen bzw. untrennbar verbunden mit dem Zeitgeist der Entstehungszeit und der Kreativpower der ursprünglichen Szenaristen, die bekanntlich seit langem nicht mehr unter uns weilen. Natürlich kann man Jahrzehnte später theoretisch jedes popkulturelle Franchise unendlich um Prequels, Sequels, Spin-Offs erweitern - was ja auch passiert. Bei Serien wie "Blake und Mortimer" funktioniert das ganz gut, bei "Blueberry" oder "Comanche" sind solche Versuche meines Erachtens von vornherein zum Scheitern verurteilt.

[Markus_1969]

Der eigentliche Kanon von Serien wie "Blueberry" oder "Comanche" ist ja längst abgeschlossen bzw. untrennbar verbunden mit dem Zeitgeist der Entstehungszeit und der Kreativpower der ursprünglichen Szenaristen, die bekanntlich ja schon seit langem nicht mehr unter uns weilen. Natürlich kann man Jahrzehnte später theoretisch jedes popkulturelle Franchise unendlich um Prequels, Sequels, Spin-Offs erweitern - was ja auch passiert. Bei Serien wie "Blake und Mortimer" funktioniert das ganz gut, bei "Blueberry" oder "Comanche" sind solche Versuche meines Erachtens von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Hervorragend, du hast es auf den Punkt gebracht!!!
Wobei es "für mich" auch bei Blake und Mortimer - oder auch Corto Maltese - nicht funktioniert...

[Jovis]

Bei mir funktioniert Corto ganz gut. Aber auch, weil die zeitlich intelligent produzieren. Mit 1 Band pro 2 oder 3 Jahre komme ich klar und die einzelnen Bände für sich gelesen sind wirklich schön. Auf lange Sicht kann das mit dem Lücken füllen aber nicht gut gehen. Das sehe ich ein. Da werden auch die Rick Master-Kreativen gut daran tun, die kleinen Hinweise, wo genau ein Band zeitlich eingefügt werden muss, in späterenBänden zu unterlassen.

[BobCramer]

Wobei es "für mich" auch bei Blake und Mortimer nicht funktioniert.

Gerade bei "Ligne Claire"-Serien wie "B+L" oder "L. Frank" ist es meines Erachtens möglich, den klassischen Zeichenstil so gut zu adaptieren, dass die neuen Geschichten funktionieren. Diese strenge Stilistik kann mit viel handwerklichem Geschick nachgeahmt werden, wobei ich allerdings der Meinung bin, dass es nicht möglich wäre, den Stil von "Tim und Struppi" überzeugend zu adaptieren, da Hergès Können als Zeichner einmalig war. Ganz unmöglich ist es meines Erachtens auch, den klassischen Stil von Giraud oder Hermann zu kopieren bzw. zu adaptieren. Das sollte man erst gar nicht versuchen.

[Jovis]

Das sollte man erst gar nicht versuchen.

Da gebe ich dir völlig Recht. Obwohl ich bei den allerersten Jugendalben bei Blueberry von Colin Wilson den Eindruck hatte, dass es zeichnerisch echt toll hingehauen hat. Ich hätte gerne mehr Colin Wilson-Alben gehabt (wobei der zwischenzeitlich glaube ich allgemein in Ungnade gefallen ist?), aber leider waren die Stories so ungeschmeidig. Da stimmte irgendwas nicht. Gut gemeint, aber äußerst spröde im Handlungsfluss.

[ZAQ]

Um mal zum Thread-Thema zurück zu kommen:

Wie stehen die Chancen, dass die Comanche-Geschichte in ZACK kommen wird?

[Markus_1969]

Gerade bei "Ligne Claire"-Serien wie "B+L" oder "L. Frank" ist es meines Erachtens möglich, den klassischen Zeichenstil so gut zu adaptieren, dass die neuen Geschichten funktionieren. Diese strenge Stilistik kann mit viel handwerklichem Geschick nachgeahmt werden, wobei ich allerdings der Meinung bin, dass es nicht möglich wäre, den Stil von "Tim und Struppi" überzeugend zu adaptieren, da Hergès Können als Zeichner einmalig war. Ganz unmöglich ist es meines Erachtens auch, den klassischen Stil von Giraud oder Hermann zu kopieren bzw. zu adaptieren. Das sollte man erst gar nicht versuchen.

Ich denke, es funktioniert nur, wenn die Künstler bewusst was eigenes machen, wie Harry und Platte von Blutch, Blueberry von Blain, Corto von Vives oder auch der Marsupilami-Band von Frank Pé.
Tardi wollte ja vor langer Zeit ein Tim und Struppi-Album machen, das wäre sicher wunderbar geworden, wenn man ihn gelassen hätte…

[BobCramer]

aber leider waren die Stories so ungeschmeidig. Da stimmte irgendwas nicht.

Ja, es ist interesssant, dass "Blueberry" nur mit Charlier und Giraud funktioniert. Die inspirierten sich gegenseitig in einer einmaligen Art und Weise, das war schon eine bemerkenswerte Zusammenarbeit. Fehlt einer der beiden, wird es bei "Blueberry" schnell öde.

[ZAQ]

Ja, es ist interesssant, dass "Blueberry" nur mit Charlier und Giraud funktioniert. (...)

(Hervorhebung von mir.) Find ich nicht. Giraud ohne Charlier (Mister, Marshall) funktioniert mMn zuweilen auch, im Ggs. zu Charlier ohne Giraud (Jugend mit Wilson). Und: Der von Blair/Sfar sieht zwar auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig aus, beim 'richtigen Lesen' stellt sich aber erstaunlicherweise schnell das 'Blueberry-Feeling' ein. Schade, dass es da nicht (schneller) voran geht...

[BobCramer]

Der von Blair/Sfar sieht zwar auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig aus, beim 'richtigen Lesen' stellt sich aber erstaunlicherweise schnell das 'Blueberry-Feeling' ein.

Ich finde an diesem Album alles furchtbar, das fängt schon bei extrem schlechten Zeichnungen an...

[Jovis]

Da könnte ich jetzt auch stundenlang mitdiskutieren. Gibt's nicht einen Blueberry-Thread zu dem man sich hinverlagern könnte?

[BobCramer]

"Da könnte ich jetzt auch stundenlang mitdiskutieren. Gibt's nicht einen Blueberry-Thread zu dem man sich hinverlagern könnte?" Ich gebe zu, das Thema ist hier deplaziert... allerdings musste ich gerade noch mal nachprüfen, was das eigentlich für ein Thread ist.

[ZAQ]

Wie ich grade feststelle, gab es von IAN von R. Meyer & F. Vehlmann seinerzeit zwei Alben in ZACK. Zeichner und Szenarist, damals hierzulande noch eher unbekannt, sind mittlerweile auch hier ein Begriff. Von IAN liegen im Original vier Alben vor. Besteht die Chance, den Rest noch in ZACK, als ZACK Spezial oder sonstwo auf dt. mal komplett lesen zu können?

[fulbecomics]

IAN würde mich auch interessieren (das wäre ja dann einfach nur die Fortsetzung)

[efwe]

Ich bin davon nicht ganz überzeugt.Das Beispiel „Empire USA“ hat gezeigt, dass Fortsetzungen nach langer Zeit nicht unbedingt den breiten Geschmack treffen.

EfWe

[Jovis]

Das Problem bei mir und Empire ist, dass ich kein Wort verstehe, weil mir zu viel des Vorherigen fehlt. Das wäre bei jeder anderen Serie natürlich auch, die Jahre später fortgesetzt wird, aber eine fortlaufende Handlung hat. Im Grunde scheint Empire mir eine starke Serie zu sein.

[Derma R. Shell]

Von IAN gibt es im Original eine sehr schöne Gesamtausgabe, alle 4 Bände mit exklusivem Print. Habe die niederländische Version davon. Die Bände 3 und 4 unterscheiden sich im Zeichenstil sehr von den ersten beiden seinerzeit in ZACK veröffentlichten Abenteuern. Ich denke für diese kurze Serie empfiehlt sich auch hierzulande die kompakte Herausgabe in einem Band. Vielleicht kann sich ja ein anderer Verlag im Sinne der Autorenpflege für dieses "Frühwerk" des Undertaker-Zeichners interessieren...

[Jovis]

Das klingt für mich auch vernünftiger!

[ZAQ]

Isses vermutlich auch. Aber ich fänd/find auch charmant, wenn ZACK 'alte Versprechen einlöst'...
...und da bin ich dann auch gleich wieder gedanklich beim Keltenfürst...

[efwe]

Welche „alten Versprechen“?

EfWe

[HerrHase]

Welche „alten Versprechen“?

EfWe

"Fortsetzung folgt"

[efwe]

Das möchte ich aber nur bedingt auf die Arbeiten meiner Vorgänger ausweiten. Außerdem zeigen aktuelle Beispiele, dass es Comics gibt, deren Fortsetzung niemand wirklich fordert.

EfWe

[Jovis]

Naja, im Grunde ist es immer ein Versprechen, die Herausgabe einer Comicserie, dass man sie zu beenden denkt. Weil es sonst keinen Sinn machen würde. Und wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass Nichtvollendung mehrerer Serien mit einem Vertrauensverlust in irgendeiner Form einhergeht. Von daher: Ja, IAN IST ein altes Versprechen, welches bisher nicht eingelöst wurde. Ich würde aber diese überfrachtete Dramaturgie im Falle Zack nicht auf die Spitze treiben wollen. efwe macht schon saugute Arbeit und ihn auf die nicht eingehaltenen Versprechen seiner Vorgänger anzusprechen ist erst mal ganz schön ungehörig. Aber ich bin ja ein - oder DER? - Fan von MADI und durchaus bereit da was am Köcheln zu halten.