Karsten
05.02.2001, 09:11
Lange vor mir hergeschoben - vor drei Tagen endlich angesehen - immer noch irritiert.
"Salò" bzw. "Die 120 Tage von Sodom" gilt seit seiner Veröffentlichung 1975 als einer der skandalumwittersten Filme überhaupt. Die Buchverfilmung von Pier Paolo Pasolini, die den italienischen Faschismus von 1944 behandelt, ist auch heute noch starker Tobak und bezieht den größten Reiz eigentlich immer noch aus seinem schlichten Drang zur Provokation. Was dem Regisseur auch oftmals zum Vorwurf gemacht wurde. So soll Pasolini den Film nur gedreht haben, um möglichst geschmacklos alle bisherigen Grenzen zu überschreiten, um sich selbst zu profilieren. Pasolini starb kurz nach der Fertigstellung des Film durch einen mysteriösen Unfall, was die Anrüchigkeit des Films nur noch steigerte.
Zur Geschichte.
Der Film, der auf Marquis de Sade Novelle beruht, erzählt recht metaphernreich die Geschichte von vier mächtigen Männern (...sie stehen für Institutionen wie der Kirche, Justiz ect...), die sich mit 16 Jugendlichen - acht männlich und acht weiblich - in einem Schloss verbarrikadieren, in dem der Herzog, der Richter, der Bischof und der Präsident die Maßlosigkeit zum Prinzip erklären. Im Schlepptau sind vier Frauen mittleren Alters, die sich an diversen unmenschlichen Aktionen beteiligen bzw. sie durch Erzählungen motivieren. Der Film unterteilt sich grob in drei Abschnitte: Circle of Manias, Circle of Shit und Circle of Blood
Als "der krankeste Film, der je gedreht wurde" genießt der Film bis heute eine ungebrochenen polarisierenden Status in der Filmgemeinde, und sensiblen Naturen sei der Film tatsächlich ausdrücklich nicht ans Herz gelegt. Selbst hartgesottene "Braindead"-Gorehounds, die den ultimativen Ekel-Film erwarteten, winden sich zuweilen unangenehm berührt im Sitz. Der Film ist zwar relativ unblutig, dennoch gibt es diverse Szenen, deren Ungeheuerlichkeit mehr irritiert, als bei den mir bekannten gängigen Filmen je zuvor. Aber natürlich nagt auch an diesem Film der Zahn der Zeit und dürfte super-"coolen" Zuschauern mehr verständnislose Erheiterung als Anregung zum Nachdenken bieten.
Ich möchte an dieser Stelle eigentlich keine ausführliche Kritik zum Besten geben, da ich mir selbst immer noch nicht sicher bin, was ich von dem Streifen eigentlich nun halten soll. Was ich aber mit Bestimmheit sagen kann: trotz aller Provokation ist der Film nicht oft nur ein pures "Ärgernis". Auch wenn die Machart zuweilen dilettantisch und außer physisch- bzw. psychischer Folter keinen Sinn zu haben scheint, ist das Werk mMn nicht "dumm", sondern genauso wichtig für das Kino an sich wie z.B. Leones „Handvoll Dollar“, Kubricks "2001" oder Tarantinos "Pulp Fiction". Es ist ein Film, der damals schon drei Schritte weiter ging, während die „normale“ Filmindustrie noch schüchtern einen Fuss vor den anderen setze.
Er ist mutig, innovativ und visionär, aber das sind Ed Wood-Filme bekanntlich auch. Ob man es hier aber auch nun mit einem Meisterwerk oder vulgärem Trash zu tun hat, liegt mal wieder im Auge des Betrachters und es wäre interessant, wenn es an dieser Stelle ein wenig erörtert werden würde...
"Salò" bzw. "Die 120 Tage von Sodom" gilt seit seiner Veröffentlichung 1975 als einer der skandalumwittersten Filme überhaupt. Die Buchverfilmung von Pier Paolo Pasolini, die den italienischen Faschismus von 1944 behandelt, ist auch heute noch starker Tobak und bezieht den größten Reiz eigentlich immer noch aus seinem schlichten Drang zur Provokation. Was dem Regisseur auch oftmals zum Vorwurf gemacht wurde. So soll Pasolini den Film nur gedreht haben, um möglichst geschmacklos alle bisherigen Grenzen zu überschreiten, um sich selbst zu profilieren. Pasolini starb kurz nach der Fertigstellung des Film durch einen mysteriösen Unfall, was die Anrüchigkeit des Films nur noch steigerte.
Zur Geschichte.
Der Film, der auf Marquis de Sade Novelle beruht, erzählt recht metaphernreich die Geschichte von vier mächtigen Männern (...sie stehen für Institutionen wie der Kirche, Justiz ect...), die sich mit 16 Jugendlichen - acht männlich und acht weiblich - in einem Schloss verbarrikadieren, in dem der Herzog, der Richter, der Bischof und der Präsident die Maßlosigkeit zum Prinzip erklären. Im Schlepptau sind vier Frauen mittleren Alters, die sich an diversen unmenschlichen Aktionen beteiligen bzw. sie durch Erzählungen motivieren. Der Film unterteilt sich grob in drei Abschnitte: Circle of Manias, Circle of Shit und Circle of Blood
Als "der krankeste Film, der je gedreht wurde" genießt der Film bis heute eine ungebrochenen polarisierenden Status in der Filmgemeinde, und sensiblen Naturen sei der Film tatsächlich ausdrücklich nicht ans Herz gelegt. Selbst hartgesottene "Braindead"-Gorehounds, die den ultimativen Ekel-Film erwarteten, winden sich zuweilen unangenehm berührt im Sitz. Der Film ist zwar relativ unblutig, dennoch gibt es diverse Szenen, deren Ungeheuerlichkeit mehr irritiert, als bei den mir bekannten gängigen Filmen je zuvor. Aber natürlich nagt auch an diesem Film der Zahn der Zeit und dürfte super-"coolen" Zuschauern mehr verständnislose Erheiterung als Anregung zum Nachdenken bieten.
Ich möchte an dieser Stelle eigentlich keine ausführliche Kritik zum Besten geben, da ich mir selbst immer noch nicht sicher bin, was ich von dem Streifen eigentlich nun halten soll. Was ich aber mit Bestimmheit sagen kann: trotz aller Provokation ist der Film nicht oft nur ein pures "Ärgernis". Auch wenn die Machart zuweilen dilettantisch und außer physisch- bzw. psychischer Folter keinen Sinn zu haben scheint, ist das Werk mMn nicht "dumm", sondern genauso wichtig für das Kino an sich wie z.B. Leones „Handvoll Dollar“, Kubricks "2001" oder Tarantinos "Pulp Fiction". Es ist ein Film, der damals schon drei Schritte weiter ging, während die „normale“ Filmindustrie noch schüchtern einen Fuss vor den anderen setze.
Er ist mutig, innovativ und visionär, aber das sind Ed Wood-Filme bekanntlich auch. Ob man es hier aber auch nun mit einem Meisterwerk oder vulgärem Trash zu tun hat, liegt mal wieder im Auge des Betrachters und es wäre interessant, wenn es an dieser Stelle ein wenig erörtert werden würde...