User Tag List

Ergebnis 1 bis 18 von 18

Thema: Alois Jirásek - Böhmens alte Sagen

  1. #1
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Alois Jirásek - Böhmens alte Sagen

    Inwieweit ist eigentlich bekannt, ob die Sagensammlung "Böhmens alte Sagen" von Alois Jirásek als Quelle für Mosaik #78 ("Der Golem ist wieder los") diente? Das Buch ist 1894 erschienen und es gibt deutsche Übersetzungen 1957/1963/1975 und später. Das heißt, zeitlich spricht nichts dagegen (#78 erschien im Mai 1963).

    Das Buch enthält u.a. die Sagen um das Faust-Haus samt Dr. Faust und seinen Zauberbüchern, dem Zauberer Žito, dem Ritter Dalibor, König Wenzel sowie von der Rathausuhr und Meister Hanuš. Diese werden alle auch im Mosaik angesprochen, bzw. fließen sogar direkt in die Handlung ein (z.B. das mit Fausts Zauberbuch, nach dem die Digedags im Faust-Haus suchen).

    Ich habe mir mal die deutsche Ausgabe von 1957 antiquarisch bestellt, mal gucken, ob noch mehr rauszuholen ist. Aber vielleicht ist das ja schon wieder alles bekannt und ich renne offene Türen ein bzw. begehe Copyrightverletzungen, wenn ich darüber rede. Im ersten Fanbuch schaue ich selbst gleich mal nach.
    Geändert von Tilberg (30.04.2007 um 09:50 Uhr) Grund: ersten, nicht zwoten

  2. #2
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Bei Petra Kock steht nichts darüber, auch in Kramers erstem Fanbuch nicht. MMM weiß ich nicht, müßte man das ganze Buch wieder lesen; in den beiden Literaturverzeichnissen taucht der Titel jedenfalls nicht auf.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Bruno
    Registriert seit
    06.2004
    Ort
    01796 Pirna
    Beiträge
    1.811
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
    Inwieweit ist eigentlich bekannt, ob die Sagensammlung "Böhmens alte Sagen" von Alois Jirásek als Quelle für Mosaik #78 ("Der Golem ist wieder los") diente?
    Wie immer hilft bei solchen Fragen ein nach Potsdam adressierter Brief.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Na das ist doch eine prima Arbeitsteilung: Ich werte das Buch aus und du schreibst den Brief.

  5. #5
    Mitglied Avatar von gbg
    Registriert seit
    07.2000
    Ort
    Erde Börde
    Beiträge
    6.741
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    ..ich denke mal nicht
    hier der Auszug, der zum Heft passt:

    Micky Marx und Manitu S.106-107

    Erwähnenswert in Zusammenhang mit Drägers Lesebiographie erscheint die Schmidtsche Aufzählung seiner Präferenzen bei der Lektürewahl als Kind und Jugendlicher: Nach und neben Jules Verne stehen da May und E.T.A. Hoffmann.
    E.T.A. Hoffmanns Märchen spielten kaum inhaltlich, dafür in ihrer Mischung aus Humor und Phantastik für Drägers Arbeit beim „Mosaik“ stilistisch eine Rolle. Ebenso wie Grimm und Hauff lernte er E.T.A. Hoffmann bereits früh kennen:
    „Der hat auch als Grundbestand in der Bibliothek meines Vaters gestanden und hat als Lesestoff zur gleichen Zeit wie Karl May bei uns eine große Rolle gespielt [...] wir konnten uns identifizieren mit dieser Literatur und haben sie nicht als etwas Verstaubtes angesehen [...] wir haben das als unsereren spezi-fischen Lesestoff, [...] angenommen.“
    Besonders der Umgang mit dem Werken Joseph Viktor von Scheffels und Wilhelm Hauffs bietet Jahrzehnte später eine Vielzahl von Beispielen für die Fähigkeit Drägers, verschiedenste Quellen in Form eines Comics als selbständige Kunstform völlig neu zu interpretieren.

    und die Anmerkungen 271-278
    Jahre später, im Maiheft 1963, „Der Golem ist wieder los“ ( MVHH Nr.78 [1963]) werden dann derartige Geisterbeschwörungen als Betrugsmanöver gerissener Gauner entlarft und dem Geisterglauben Technikoptimismus entgegengesetzt. Doch schon in Heft zwei vom März 1956 (MVHH Nr. 2 [1956] Windstärke 12) jagen die Digedags einem Dieb mit ganz profanen Mitteln Angst vor Geistern ein.
    Dieter Petzold, S. 111f.
    Dieter Petzold, S. 111
    Dieter Petzold, S. 111
    Bausinger unter Berufung auf Lüthi in Hermann Bausinger, Märchen. In: H(elmut) Brackert; J(örn) Stückrath (Hg.), Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs.(Erweiterte Ausgabe). Reinbek 1992, S. 181. Heinz Ludwig weist 1978 auf Ähnlichkeiten von Märchen und Comic hin (vgl. Heinz Ludwig, Zur Handlungsstruktur von Comics und Märchen. In: Fabula Heft 1/2 1978, S. 262-286).
    Immerhin war E.T.A. Hoffmann der erste Autor - und nur wenige sollten im Laufe der Jahrzehnte folgen -, der - wenn auch in einem Wortspiel verschlüsselt - im „Mosaik“ namentlich erwähnt wird. Vgl. MVHH Nr. 17 (1958) Die Verschwörung, S. 3. Auch Heftchen-Autor Höber, von welchem noch die Rede sein wird, war von E.T.A. Hoffmann fasziniert und erwies ihm mit einer Anspielung in einem Hefttitel Referenz: Jerry Cotton. Im Camp der tödlichen Träume. Der Professor und die Elexiere des Teufels. Welterfolg 2.Auflage. Bergisch Gladbach 1995
    Interview, S. 40.
    Zu Hauff und Scheffel im DDR-Comic vgl.: Thomas Kramer, Ein Schwabe im DDR-Comic - Wilhelm Hauff im MOSAIK. In: Schwäbische Heimat. 47(1996)4. S. 387-396; ders. „Runkel” freit „Frau Aventiure”. Die Rezeption von Autoren des 19. Jahrhunderts im DDR-Comic MOSAIK. In: Geschichte.Erziehung.Politik. 7 (1996)2, S. 83 - 93

  6. #6
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Danke für den Auszug. Die Seiten werde ich mir nochmal zu Gemüte führen.

    Aber ich verstehe deinen Satz "Ich denke mal nicht" nicht. Über eine Quelle für die ganzen tschechischen Sagen, die in das Heft 78 einflossen, steht bei TK doch gar nix.

    Ich vermute in der Sammlung von Jirásek ja auch gar keine Jugendlektüre Drägers. Geht vermutlich zeitlich sowieso nicht (zumindest ist der Deutschen Nationalbibliothek keine frühere deutsche Ausgabe als die von 1957 bekannt). Eher könnte man das Büchlein zu Rate gezogen haben, als man die Prag-Episode plante.

  7. #7
    Mitglied Avatar von gbg
    Registriert seit
    07.2000
    Ort
    Erde Börde
    Beiträge
    6.741
    Mentioned
    15 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    "nicht" bezieht sich auf "MMM" ob er in anderen Publikationen, die ja doch zahlreich sind, darüber was geschrieben hat, entzieht sich meiner derzeitigen Kenntnis,da ich nicht alles lexikonartig im Kopf habe

    Aber wie schon geschrieben, ich denke eher NEIN

  8. #8
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Alles klar. Köszönöm.

  9. #9
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Das Buch ist jetzt bei mir eingetroffen. Nach erstem Überfliegen kann ich noch nicht sicher sagen, ob es Dräger/Hegenbarth damals benutzt haben oder nicht. Die angesprochenen Sagen sind zwar alle enthalten, aber evtl. könnte man sie auch anderen Sagenbüchern entnommen haben, denn weitere Übereinstimmungen habe ich keine finden können.

    Bruno, hast du denn zufällig tatsächlich an Dräger geschrieben?

  10. #10
    Mitglied Avatar von Bruno
    Registriert seit
    06.2004
    Ort
    01796 Pirna
    Beiträge
    1.811
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ach was. Ich werde es mal ansprechen, wenn ich ihm wieder schreibe.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Dufte.

  12. #12
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich habe nun den entsprechenden Mosapedia-Artikel angelegt. Hoffentlich sind meine Formulierungen nicht zu gewagt; aber ich finde die Übereinstimmungen schon beachtlich: Fast das gesamte 3. Kapitel, das sich "Legenden aus dem alten Prag" widmet, findet sich in der einen oder anderen Form in Heft 78 wieder. Sei es als bloße Erwähnung (Dalibor, Zito, Wenzel), sei es als wichtiges Handlungselement (Golem, Faust-Haus, astronomische Uhr).

    Und die Gegenprobe ergibt: Alle Sagen, die in #78 erwähnt werden, finden sich auch in Jiráseks Werk.

    Hätte ich noch die ganzen tschechischen Namen, die im Heft auftauchen und nichts direkt mit den Sagen zu tun haben (Havlitschek, Myslewicek, Krupa, Pokorny, Czibulka), auch in "Böhmens alten Sagen" wiedergefunden, wäre das ein definitiver Beweis für die Nutzung des Buches durch Dräger. Da das aber nicht gelungen ist, bleibt die - theoretische - Möglichkeit bestehen, daß Dräger die ganzen Sagen auch aus einem anderen Buch entnommen haben könnte. Welches das sein sollte, wüßte ich aber nicht zu sagen - sooo viele tschechische Sagenbücher gibt es nunmal nicht.

    Irgendwann wird sich die Frage schon klären...
    Geändert von Tilberg (10.05.2007 um 00:15 Uhr)

  13. #13
    Moderator Avatar von Bhur
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    5.472
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich möchte noch einwerfen, dass an der Stelle auch Hannes Hegen selbst den Hauptanteil eingebracht haben KÖNNTE. Als Sudetendeutscher ist er vielleicht schon in seiner Kindheit mit diesem Sagenkreis in Berührung gekommen. Weiß jemand ob Hegen Tschechisch spricht?

  14. #14
    Mitglied Avatar von Bruno
    Registriert seit
    06.2004
    Ort
    01796 Pirna
    Beiträge
    1.811
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von Bhur Beitrag anzeigen
    Weiß jemand ob Hegen Tschechisch spricht?
    Unwahrscheinlich, denn in seiner Gegend gab es bis 1945 keine ortsansässigen Tschechen. Er müßte es also erst später gelernt haben, wonach ihm aber bestimmt nicht der Sinn stand.

  15. #15
    Mitglied Avatar von Tilberg
    Registriert seit
    12.2004
    Ort
    Berlin - Rote Insel
    Beiträge
    6.895
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Anmerkung zur Anmerkung: Meine Großeltern stammen aus derselben Gegend wie Hegenbarth und konnten damals durchaus einiges Tschechisch.

    Grundsätzlich hat Bhur natürlich recht; auch Hegenbarth könnte die Sagen beigesteuert haben.

  16. #16
    Mitglied Avatar von Orlando
    Registriert seit
    10.2000
    Ort
    Oderwitz in Sachsen
    Beiträge
    556
    Mentioned
    1 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    stimmt nicht ganz, bruno.
    von 1918 bis 1938 gab es in dieser gegend sehr wohl tschechen. mit der gründung der tschechoslowakei wurden alle maßgeblichen verwaltungsposten mit tschechen besetzt. und tschechisch-unterricht gab es auch in der schule.
    da kenne ich sogar deutsche, die das in der zeit noch gelernt haben.

  17. #17
    Mitglied Avatar von Bruno
    Registriert seit
    06.2004
    Ort
    01796 Pirna
    Beiträge
    1.811
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Deshalb sprach ich ja auch von "ortsansässigen", hätte vielleicht besser "alteingesessene" nehmen sollen.

    PS: Meine Verwandtschaft im Hultschiner Ländchen (die sich allerdings im Gegensatz zu den Sudetendeutschen immer als Reichsdeutsche sahen) sprachen jedenfalls kein Tschechisch.
    Geändert von Bruno (10.05.2007 um 14:27 Uhr)

  18. #18
    Mitglied
    Registriert seit
    01.2012
    Beiträge
    1.469
    Mentioned
    3 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Literatur zu der Gegend, aus der Hegen stammt: "Heimatbilder - Eine Sammlung von Sagen und Erzählungen aus dem Kamnitztale" von Raimund Klaus.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •