Die Qualität der Kurzgeschichten war durchaus durchwachsen, was bei Kurzgeschichten halt immer so ist - kann man nix machen. Insgesamt hat mir der Band aber gefallen und keine Geschichte hat mich ganz enttäuscht.
Mascara Blues war die Hauptgeschichte - zumindest soll es wohl so wirken, da dessen Inhaltsangabe für den ganzen Band benutzt wird. Und im Gegensatz wie manch anderen hier fand ich die Prämisse gar nicht mal übel. Mir ist das auch schon ein paar Mal passiert, dass ich mich verknallt habe, das Gefühl aber für meinen Geschmack viel zu schnell wieder verflogen ist. Das macht einen natürlich unsicher, ob man zu einer langfristigen Beziehung überhaupt fähig ist. XD Die weiterführende Handlung war dann ziemlich vorhersehbar, aber auch nicht schlecht.
Silhouette der Liebe war ebenfalls solide - auch hier wurden bekannte Bahnen nicht durchbrochen, aber die Erzähltechnik hat das, was da war, schön poliert. Ist halt gut, aber auch hier nicht überragend.
Der lange Weg zu mir selbst fand ich toll. Und ja, teilweise aus den
offensichtlichen Gründen. Aber auch, weil ich den love interest unglaublich mochte - best boy, definitiv. Die ideale Balance zwischen "Zu passiv" und "Zu bedrängend" - er strahlt eine gesunde Art Selbstvertrauen und Ruhe aus, was ich ziemlich attraktiv finde. Außerdem hatte die Geschichte die stärkste Freundschaftsthematik. Aber ja, klar, Transgender-Thematik in einem Mainstream-Shoujo verdient natürlich ein Plus. (Japaner haben es in der Hinsicht gut, geschlechterneutrale Namen zu haben) Sogar die Toiletten-Debatte wird aufgegriffen. Die Wortwahl, die TP nutzt, ist zwar auf 70er-Jahre-Niveau stehengeblieben, aber ich gehe mal ganz stark davon aus, dass das nur durch die Übersetzung kommt. (Immerhin wurden im Original sogar Leute mit Erfahrung befragt - TP hat das wohl nicht gemacht)
Anders als die ersten beiden Geschichten haben mich diese Geschichte, aber auch
Next World überrascht. Next World beginnt mit einer Beziehung, die einen Tiefpunkt erreicht hat. Das allein kommt schon nicht häufig vor, aber es war ja nur die Prämisse. Ich war mir ziemlich sicher, wie es weitergeht: Die Beziehung wird immer zerbrechlicher, die Liebe verschwindet und dann taucht ja auch direkt der schillernde Liebesrivale auf, um die Protagonistin aus ihrer Misere zu retten. Vorhersehbar, aber immer noch originell und mutig - damit wäre ich zufrieden gewesen. Aber Io Sakisaka entscheidet sich hier, dass ihre Protagonistin doch mit ihrem Freund zusammenbleibt. Es war sicherlich eine Überraschung. Ich weiß nicht, ob ich hier genauso handeln würde. Er hat sich ja schon ziemlich mies verhalten - grob und nachlässig. Es wird ja ganz richtig gesagt, dass alle Beziehungen ein wenig abkühlen, wenn die ursprüngliche Verknalltheit vorüber ist - das passiert nun mal. Aber sein Verhalten geht dann doch darüber hinaus. Und ihre Kritik schlägt er einfach in den Wind. Wenn sie Schluss gemacht hätte, hätte ich das verstanden. Aber eine Beziehung hat auch mal Tiefphasen, richtig miese Tiefphasen. Sein Verhalten war untragbar, aber nicht unreperabel, denke ich. Hier ist definitiv ein ernstes Gespräch über Wortwahl und Regeln gefragt - die Geschichte gibt uns keinen Einblick, ob das wirklich stattfindet oder ob die Beziehung hält, aber zumindest die Hoffnung dazu. Und dass ein Streit mit zumindest vorübergehender Rekonziliation thematisiert wird, finde ich mutig. (Obwohl ich den Typen in den Wind geschossen hätte.
)
Mach's gut, kleines Ich! war auch ein schöner Abschluss. Nicht so gut wie Geschichten 3 und 4, aber besser als 1 und 2. Was soll ich sagen, außer ein übertriebenes "Es gibt kein Richtig oder Falsch in Fiktion - nur Interessant oder Langweilig", hehe~.
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