Es dauert erstmal 100 Seiten, in denen sich die Obsession langsam aufbaut, bis Gabriel es nicht mehr aushält und seinen Vater entführt. Nope! Er haut direkt das Rohypnol raus.
Dafür wird der Hintergrund wieder durch Rückblicke ersichtlich, bzw. durch Dialoge, die gut in die Geschichte eingeflochten sind.
Die Charaktere verhalten sich der Situation entsprechend sehr labil mit von Moment zu Moment wechselnden Gefühlen, wobei die Schwankungen nie unglaubwürdig wirken.
Besonders eindrocksvoll ist dabei Uriels Entwicklung. Am Anfang kämpft er gegen seine Situation an - zum Schluss wehrt er sich überhaupt nicht mehr und sagt sogar, dass er seinen Sohn liebt. Das kann man als Stockholm-Syndrom auffassen, mir kam's aber nicht so vor. Für mich schien es wie eine Kombination aus Fatalismus (der schlussendlichen Akzeptanz seines Todes) und instinktiver, bedingungsloser Vaterliebe trotz allem, was ihm sein Sohn antut. Selbst am Ende ist er zwar körperlich und seelisch am Boden, aber trotzdem hat er nie versucht, zu lügen, um zu entkommen und auch ganz zum Schluss denkt er, sobald er den Ring zurück hat, nicht an sich, sondern an seinen Sohn...
Die Nachbesprechung des Falls mit Katsuya und Blackstone war auf jeden Fall ein toller Schluss. Wie Katsuya hier analytisch, aber voller Empathie selbst für Gabriel herangeht, ist beeindruckend und (ich wiederhole mich) sehr gut geschrieben.
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