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  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Das verschollene Zeitalter von Le Gris / Poli

    Bd. 1: Das Fort des Heidelands


    Prolog: Man schreibt das Jahr 999. Silvesternacht. Nur noch wenige Stunden bis zum Jahreswechsel. Ein Unwetter tobt. Das neue Jahrtausend kündigt sich unheilvoll an. In der Abtei von Cluny kopiert ein fleißiger Mönch gewissenhaft Bücher. Er hat Angst. Droht die Apokalypse? Plötzlich hageln Meteoritenschwärme auf die Erde nieder. Aschewolken verdunkelten den Himmel. Das Zeitalter der Finsternis beginnt. Cut.
    Erst Jahrhunderte später gelingt es den Strahlen der Sonne die Wolken zu durchbrechen. Das Himmelsgestirn wird die alte Welt nicht wiedererkennen. Alles hat sich verändert. Tiere sind mutiert. Ein Teil hat sich zu Monstern verwandelt. Brutal. Gefährlich. Erbarmungslos. Cut.
    Wieder tausende Jahre später. Tiere beherrschen die Ebenen und die Meere. Die überlebenden Menschen sind aus den Höhlen, die ihnen Schutz boten, in die helle Welt zurückgekehrt. Wissen, Kultur, staatliche Strukturen sind verloren gegangen. Städte und Dörfer sind verschwunden. Stattdessen haben sich neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens entwickelt. Es gibt mehrere Clans. Jeder von ihnen ist spezialisiert auf das Erlegen ganz bestimmter Tiergruppen. Sie sind Sammler und Jäger. Die Menschen haben Forts gebaut zum Schutz gegen die Monster. Einmal im Jahr tauschen sie nach festgelegten Regeln diese Forts, um den wandernden Herden folgen zu können. Es gibt ein übergeordnetes Gesetz: die Clans bekämpfen sich nicht gegenseitig. Über die Einhaltung der Regeln wacht neben den Ältesten der einzelnen Clans, so etwas wie eine Weltregierung, eine kleine Elite, der Rat aller Völker, die sog. Belerioner.
    In diesem verschollenen Zeitalter macht Primus, Anführer des Moorclans, eine bahnbrechende Entdeckung. Sie könnte die Menschen aus dem Elend erlösen. Aber alles hat seinen Preis. Die Clanstrukturen wären gefährdet. Die geltenden Regeln wären nicht mehr geeignet, das Zusammenleben zu organisieren und zu gestalten. Solche gewaltigen Umwälzungen schaffen Gewinner und Verlierer. Und viele haben Angst vor Veränderungen.
    Es ist die Geschichte von Elaine, Tochter des Primus. Von ihr wird das weitere Schicksal der Menschheit abhängen …

    Im Prinzip handelt es sich um eine Dystopie. Nur spielt sie nicht in der Zukunft, sondern in der Vergangenheit. Der Untergang ereignet sich zu Beginn des Mittelalters und wirft die Menschheit nicht in die Steinzeit, sondern in eine Art Eisenzeit zurück. Dem Autor Jerome El Gris gelingt das Kunststück, abweichend von dem genretypischen anarchischen Strukturen, eine Welt zu schaffen, in der zwar Kämpfe zwischen Einzelnen, aber keine Kriege mehr erlaubt sind. Ein wirklich interessantes Gedankenexperiment. Eine Abenteuergeschichte wird daraus, weil das System starr und unflexibel, auf Beharren angelegt ist. Innerhalb des Systems bestehen zwar gewisse Freiheiten. Gesellschaftliche Entwicklung und Fortschritt sind allerdings ausgeschlossen. Die Reaktion der anderen Clans bzw. Menschen auf die Unsicherheit, die mit fundamentalen Neuerungen verbunden sind, ist universell und findet auch in unserer Zeit ihre Entsprechung.

    Handelt es sich etwa um eine zu kopflastige, theoretisierende Story? Keineswegs. Wie bereits oben angedeutet, ist die Story sehr unterhaltsam, stringent und spannend erzählt. Zahlreiche Actionszenen wechseln mit ruhigen Passagen, in denen der Leser Luft holen kann. Am Ende stellt sich die Frage, ob es außer dem Heideland noch andere Welten gibt. Die Geschichte hat also noch viel Potential.

    Das Artwork ist passend zur relativ düsteren Atmosphäre in dunklen, überwiegend Sepiatönen gehalten. Klassischer franko-belgischer Stil. Landschaften, Forts oder das Kloster zu Beginn sind toll gezeichnet. Niemand wird Schwierigkeiten haben, die einzelnen Personen auseinanderzuhalten. Die phantasievollen Bilder mit all ihren unterschiedlichen Facetten haben mich beeindruckt.


    Fazit: Wer mit Abenteuergeschichten vor (fiktivem) historischem Hintergrund etwas anfangen kann, ist hier richtig aufgehoben. Story und Artwork bieten sehr gute Unterhaltung. Von mir eine klare Leseempfehlung.
    Geändert von Zardoz (19.12.2021 um 17:37 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Thx, bin immer noch unschlüssig. Aber das Pendel schlägt nun etwas mehr in Richtung bestellen

  3. #3
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    @Largo Beutlin:

    Anfangs war ich auch eher skeptisch. Wollte den Band auslassen. Habe ihn spontan dann doch noch mitgenommen und ohne allzu große Erwartungen gelesen. Mich hat er positiv überrascht. Kurzweilige Unterhaltung mit schönen Bildern. Ich mag diesen klassischen Stil.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Hab den Band jetzt auch gelesen und war doch positiv überrascht. Wie Zardoz treffsicher schreibt, handelt es sich um ein Fantasy Dystopie im mittelalterlichen Setting. Schon dieses Grundthema ist mal was anderes, aber auch die Zeichnungen sind gut gelungen und die Colorierung passt sich dem eher düsteren/trostlosen Thema gut an.

    Ich bleib dran und bin gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.

  5. #5
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    Mir hat der erste Band auch sehr gut gefallen.

  6. #6
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    Schnell mal ein paar Worte zu Band 2:
    Die Reise unserer Protagonisten geht mit weiteren Verlusten, neuen Freunden und neuen Feinden weiter. Schliesst storytechnisch und auch in der Qualität der Zeichnungen unmittelbar an Band 1 an.

    Kein Comic, das das Genre revolutioniert, aber weiterhin gute gemachte Fantasy Dystopie.

  7. #7
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    Da schließe ich mich meinem Vorredner an. Geht souverän weiter und unterhält gut.

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