Das Fazit einer Rezession auf comic.de lautet: „Dr. Schiwago“ trifft auf „Soweit die Füße tragen“. Nicht ganz falsch, trifft es aber auch nicht wirklich. Was so beginnt wie eine Geschichteder russischen Revolution, wird schnell zu einer wundervollen poetischen Erzählung über Freundschaft, Liebe, Enttäuschungen, Verrat und Erlösung. Die ganz großen Gefühle. Dostojeweski hätte es vermutlich gefallen. Vielleicht passend zur russischen Seele. Zu übertrieben und euphorisch formuliert? Im Gegenteil: der Comic gehört in meine top five des Jahres 2017!
Die Erzählung überrascht mit einer Vielzahl von Wendungen. Nichts ist wirklich vorhersehbar. Der Plot verliert sich nicht in eine der üblichen Anastasia-Verschwörungstheorien. Irgendwie plausibel werden alle historischen Personen dieser Zeit miteinander verknüpft (selbst der Gefreite „Adolf“), was teilweise schon ziemlich verrückt und abgefahren ist, aber immer gerade noch am Rande des Möglichen erscheint.
Die Zeichnungen mit ihrem dünnen und präzisen Strich erinnern mich an die Aquarelle von Prugne. Erst durch sie wird aus der wunderbaren Geschichte ein überragendes Gesamtkunstwerk, getragen auch durch die Kolorierung mit den gedeckten Farben, aus denen immer wieder das leuchtende Blutrot heraussticht.
Alles natürlich eine Frage des persönlichen Vorlieben und des eigenen Geschmacks. Für mich eine absolute Leseempfehlung.
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