Vermutlich auch viel Gouache, denn das war ein Favorit unter Illustratoren
Liebe Urgesteine,
Als ich am WE in ein paar Alben aus den Siebzigern/Achtzigern herumblätterte - Asterix und ein paar franko-belgische Bände mit ganz plakativer, klarer und flacher Colo (meistens ohne Farbverläufe)... kam mir die Frage: wie wurde eigentlich damals coloriert? Mit Acrylfarben und ein bisschen Airbrush? Das schaut zum Teil so unglaublich digital (sauber) aus. Ich glaube mich zu erinnern, dass man die Kolo separat von der Lineart gemacht hat, aber krieg das nicht mehr zusammen... Und wann ging das los mit der digitalen Kolorierung (also nicht bei Otto-Normal-User sondern bei den Profis. PS kam so um 1990 auf den Markt).
Man is born naked, wet and hungry and screaming.
Then everything gets worse (Autor unbekannt).
Vermutlich auch viel Gouache, denn das war ein Favorit unter Illustratoren
Da gab es zwei Gundverfahren; das eine wäre die drucktechnische Verarbeitung von Originalzeichnungen bzw. Farbvorgaben, da kamen dann die genannten Farben, gegebenenfalls auch auf einem vom Schwarzstrich getrennten Farbbogen zum Einsatz.
Das billigere jedenfalls, das auch bei den alten US-Heften praktiziert wurde, basierte auf Folien. Ohne da jetzt genau ins Detail gehen zu wollen, das wurde meist in der Druckerei gemacht und ist nicht immer so sonderlich variantenreich (siehe Ehapa-Superman-Alben der frühen 80er, die waren besonders ambitionslos). Theoretisch waren aber je nach Lust und Können des Ausführenden recht gute Ergebnisse möglich. Eine recht ausführliche Beschreibung gibts hier.
Ah, das ist ja interessant mit dieser Folientechnik! Vielen Dank für den Link! Das erklärt warum manche Teile bei den Panels nicht "ausgemalt" sind - ich habe mich immer gefragt warum die Coloristen sowas einfach übersehen, aber wenn da natürlich viele Layer übereinanderkommen kann sowas schon eher passieren. Und wieso manche Alben so krasse, stark gesättigte Farben haben.Stelle mir das schwer vor, immerhin ist die arbeitsweise ja nicht so wirklich intuitiv .
Aber Alben mit einer aufwändigeren Koloration und vielen unterschiedlichen, pastelligen Farben wurden dann doch klassisch koloriert, oder?
Man is born naked, wet and hungry and screaming.
Then everything gets worse (Autor unbekannt).
Ja - oft allerdings auf so einer Art Blaudruck der SW-Zeichnung. Die colorierte Fassung wurde dann fototechnisch separiert, daher in die drei Farben C, Y und M aufgeteilt und aufgerastert. Da das Raster aber recht grob war, hat man den Schwarzfilm extra erstellt bzw nicht gerastert, um eine größere Strichschärfe zu haben.
Bei der Folientechnik muss man anders denken - die Colo da ist nicht unbedingt dazu da, die natürlichen Farben abzubilden, sondern sie soll vor allem Tiefe erzeugen und die Bildelemente voneinander abheben. Wir arbeiten bei Captain Berlin mit diesem Farbspektrum, und es erfordert viel mehr Denkarbeit, als man meinen würde.
Geändert von Levin Kurio (10.10.2017 um 20:08 Uhr)
Nein, Corben hat nicht mit Folien gearbeit, sondern für jede Druckfarbe eine eigene Vorlage gemalt. Da ist natürlich viel Raterei im Spiel.
Da Farbauszüge damals teuer waren und ich SW-Filme für ein paar Mark selber anfertigen konnte, hab ich das zum Beispiel beim Backcover von "Reino und das Geheimnis der Stradivari" auch so gemacht. Allerdings mit wenig Fortune. Auch Satzschriften waren damals aufwendig. Die Kunstakademie hatte einen Staromaten (ein Titelsatzgerät mit Schriftscheiben) und ein Gerät, bei dem man den Text eintippen konnte, aber jede einzelne Zeile von hinten nach vorne Korrekturlesen und dann "abschicken" mußte, anschließend waren Änderungen nicht mehr möglich. Aber keine Ahnung, warum ich mich damals für das wenig hübsche Handlettering bei der Adresse entschieden habe (sie ist übrigens nicht mehr aktuell).
Die frankobelgischen Alben waren meist mit Gouache koloriert, es gibt aber auch Kolorierungen mit Aquarell (zum Beispiel bei Blueberry “Fort Navajo". Oft haben die Zeichner eine Überleger zum Schwarzfilm erstellt, in dem mit Buntstift (zumindest hab ich das bei Franquin so gesehen) grobe Farbangaben gemacht wurden.
Auf einen Blauandruck hab ich auch mal koloriert, dummerweise ist der Pinselfilzer (damals von Staedtler) von der blauen Druckfarbe abgeperlt. Das wirkt dann wie eine mißglückte Unterlinienbereinigung (sieht man gelegentlich in Carlsenalben), zum Glück war der Passer bei meinem Comic perfekt.
Geändert von Mick Baxter (24.10.2017 um 14:08 Uhr)
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Ich frag mich oft eher, wie sie das drucktechnisch gelöst haben, also ohne Computer die Farben in Kanäle getrennt und so weiter, gerade bei Verläufen. (Auch bei Kunstdrucken, Farbfoto-Büchern oder -Magazinen). Bei der Vorstellung, wie das vonstatt ging, mach ich mir immer mal wieder n Knoten ins Hirn, wenn ich im Antiquariat stehe. Filme wurden ja lange "einfach" mit lichtempfindlichem Film kopiert, aber beim Druck auf Papier ?_? weiß einer da was zu?
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Hilft das?
https://de.wikipedia.org/wiki/Trommelscanner
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Der Scanner ist ja schon ein "elektrische"
(wenn auch am Anfang analoge) Erfassung!
Passender ist dieser Link, denn die klassische Reprokamera
war das am meisten eingesetzte Werkzeug der Comicbranche.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reprofotografie
Technisch gesehen ist sie nichts anders, als ein "großer Fotoapparat"!
Der systemische Unterschied zum "normalen Fotoapparat" lag darin,
dass die Farbtrennung für den CMYK-Druck mithilfe von Farbfiltern
für die Farbillu (im Druck CMY) und in (Schwarzweis)-Strichaufnahmen
für die Tusche (die dann die "K-Platte" wurde) erfolgte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fotoli...(Drucktechnik)
bzw.
https://de.wikipedia.org/wiki/Farbseparation
Grüssle
Alles hilfreiche Links, vielen Dank! * hirnraucht *
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Ich hab euch mal eine Demoseite aufgebaut!
DURANGO_GA_03_demokk.jpg
Ihr könnt hier - von Links nach Rechts - sehen:
STRICH/die gedruckte KOMBINATION/FARBE/die gedruckte KOMBINATION/STRICH
Zu sehen sind hier auch die schon angesprochenen
Farbtechniken mit Tempera/Gouache und Airbrush.
Dies war für ca. 40 Jahre (ca. 1960 bis 2000) die geläufigste
Arbeitsweise der europäischen Farbcomics.
Was war denn damals die sinnvollste Variante, wenn möglich, um einen vollfarbigen Comic zu zeichnen.
Wie beim alten Heavy Metal(Metal Hurlant)-Magazin, 2000 A.D. , ... (und davor noch?)?
Mit Tusche und Farben fehlt den Zeichnungen ja leider etwas Licht.
Ist "Durango" in deinen Augen kein vollfarbiger Comic? Und wieso fehlt da Licht?
Heavy Metal und Métal Hurlant sind zudem völlig unterschiedliche Magazine (amerikanisches Material in ersterem, frankobelgisches in der Mutterzeitschrift).
Außerdem gibt es Zeichentechniken, die nun wirklich nicht zu empfehlen sind (wie z.B. die von Richartd Corben).
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Ich meine damit, dass es ist ein großer Unterschied ist, ob man eine Zeichnung als colorierte Strichzeichnung oder als Komplettfarbzeichnung angelegt ist. In letzterem ist das Licht halt viel wichtiger und man kann es halt viel plastischer aussehen lassen...
Naja, ich hätte eigendlich sowieso eher viel lieber mehr Haare. Ich versuche mich mal lieber daran...
Es gibt (gab) mehrere Gründe für eine "sinnvolle" Trennung!
Hier nur mal fünf!
Sinnvoll ist die Trennung Tusche/Farbe für schnellere und vor allem sichere Arbeit;
sinnvoll ist sie noch viel mehr bei Teamarbeit oder gar Kolorierung durch spezialisierte Studios;
sinnvoll ist sie bei regelmäßigen Terminarbeiten;
sinnvoll ist sie, wenn man einen "perfekten ungerasterten" Strich haben möchte;
sinnvoll ist sie, wenn man eine "mitentscheidende" Redaktion hat (wie damals oft bei Magazinen).
Überall, wo "ist" steht, kannst du das natürlich
auch durch das Wort "war" ersetzen, denn die
meisten der damaligen Argumente gelten Heute
nicht mehr ...begründen aber sehr häufig diesen
traditionellen damaligen Stil.
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