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  1. #1
    Moderator Zack-Forum Avatar von efwe
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    Editorial "Zack" #6/17

    Nachdem das neue "Zack" bereits an die Abonnenten ausgeliefert wurde und ab 31.5. auch am Kiosk erhältlich sein wird, gibt es an dieser Stelle - in guter alter Tradition - wieder einmal das Editorial, da es womöglich zu Diskussionen einlädt:

    Liebe Leserinnen und Leser,
    geht es dem deutschen Comic-Albenmarkt gut? Fragt man Verlagsvertreter, dann muss eitel Sonnenschein herrschen. Schaut man sich die Verlagsprogramme an, kommen einem Zweifel am guten Wetter. Manche der Vorschauen haben schon etwas von Verzweiflung an sich. Beim Berliner Verlagshaus Ehapa dreht sich fast alles nur noch um Mäuse, Enten, Gallier und den lonesome Cowboy. Die Hamburger Kollegen verkaufen dagegen die ollen Agenten Clever und Smart – die Serie entstand 1958 in Spanien – als den heißesten Scheiß und konzentrieren sich des weiteren im Großen und Ganzen auf Altbewährtes und Gesamtausgaben. Und der Bielefelder Splitter Verlag hält es mit dem Gießkannenprinzip: Bei ca. 15 Novitäten pro Monat wird schon etwas dabei sein, was sich einigermaßen verkaufen lässt. Dabei stellt sich die – wie ich meine – berechtigte Frage, wer das alles kaufen soll. Zwar haben Carlsen und Ehapa die Menge an Novitäten reduziert, greifen mit hochpreisigen Gesamt- und Sonderausgaben aber besonders tief in die Geldbeutel der werten Leserschaft. Gesund erscheint mir das Ganze nicht. Darf man doch nicht vergessen, dass es neben den drei Platzhirschen auch noch Angebote von Panini, Salleck, Finix etc. gibt, die ebenfalls ihre Käufer haben und damit Kaufkraft aus dem Markt ziehen. Die große Anzahl hochpreisiger Comics spricht nun auch nicht für einen Anstieg der Auflagen, sondern erzählt eher das Gegenteil. Vom Massenmarkt ist man dann doch Universen entfernt. Erleben wir gerade einen schleichenden Niedergang der Comics hier in Deutschland? Denn das zigste Wiederkäuen von Klassikern in immer neuen Editionen – Softcover, Hardcover, Gesamtausgabe, Sonderausgabe, fest, biegsam, abwaschbar, unzerstörbar – zeugt nun nicht von einem Zukunftsmarkt. Die letzte erfolgreiche Neuerung, mit der junge Leser gelockt werden konnten, die Manga, liegt nun auch bereits über 20 Jahre zurück. Und selbst hier gibt es bereits Wiederveröffentlichungen in neuer Ausstattung, um die Kunden der ersten Stunde erneut zur Kasse zu bitten. Ein weiterer Versuch, die graphic novels, wurde in den letzten Monaten still und leise zu Grabe getragen, da das positive Echo eher von den Marketingabteilungen der Verlage und der Presse, die sich über teure Rezensionsexemplare freuen durfte, befeuert wurde. Vom Leser ist das Genre mit seinen zumeist „sehr künstlerischen“ Zeichnungen und existenziellen Themen eher ungoutiert geblieben.
    Was bleibt, ist das ungute Gefühl, Zeuge eines langsamen Sterbens zu sein. Die Generation, die die Hoch- und Glanzzeiten der Comics erlebt hat, wird die Neunte Kunst als Massenmedium womöglich auch zu Grabe tragen. In Zeiten, in denen die Jugend lieber dem Unboxing des neuesten Star-Wars-Mechandise folgt, YouTuber die neuen Helden sind (was ist eigentlich aus dem guten, alten McGyver geworden?), Snapchat und Instagramm spannender sind als das wahre Leben, in diesen Zeiten muten Comics eher archaisch an und finden bald keinen Platz mehr im öffentlichen Bewusstsein. Möglicherweise wird man einst seinen Enkeln von Zeiten erzählen, als man allein und offline in seinem Zimmer saß, bunte Bilder anschaute, die sich nicht bewegten, auf Papier geschriebene Buchstaben zu Worten kombinierte, um Sprechblasen (Opa, was ist das?) zu entziffern, damit man den Leerraum zwischen den einzelnen Bildern mit der eigenen Fantasie auffüllen konnte.
    Aber bis zum Comic-Armageddon ist zum Glück noch etwas hin, und so lange sollten wir u. a. das aktuelle ZACK in all seiner altmodischen Pracht genießen.
    In diesem Sinne


    Georg F.W. Tempel
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  2. #2
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Zitat Zitat von efwe Beitrag anzeigen
    Nachdem das neue "Zack" bereits an die Abonnenten ausgeliefert wurde und ab 31.5. auch am Kiosk erhältlich sein wird, gibt es an dieser Stelle - in guter alter Tradition - wieder einmal das Editorial, da es womöglich zu Diskussionen einlädt:

    Liebe Leserinnen und Leser,
    geht es dem deutschen Comic-Albenmarkt gut? Fragt man Verlagsvertreter, dann muss eitel Sonnenschein herrschen. Schaut man sich die Verlagsprogramme an, kommen einem Zweifel am guten Wetter. Manche der Vorschauen haben schon etwas von Verzweiflung an sich. Beim Berliner Verlagshaus Ehapa dreht sich fast alles nur noch um Mäuse, Enten, Gallier und den lonesome Cowboy. Die Hamburger Kollegen verkaufen dagegen die ollen Agenten Clever und Smart – die Serie entstand 1958 in Spanien – als den heißesten Scheiß und konzentrieren sich des weiteren im Großen und Ganzen auf Altbewährtes und Gesamtausgaben. Und der Bielefelder Splitter Verlag hält es mit dem Gießkannenprinzip: Bei ca. 15 Novitäten pro Monat wird schon etwas dabei sein, was sich einigermaßen verkaufen lässt. Dabei stellt sich die – wie ich meine – berechtigte Frage, wer das alles kaufen soll. Zwar haben Carlsen und Ehapa die Menge an Novitäten reduziert, greifen mit hochpreisigen Gesamt- und Sonderausgaben aber besonders tief in die Geldbeutel der werten Leserschaft. Gesund erscheint mir das Ganze nicht. Darf man doch nicht vergessen, dass es neben den drei Platzhirschen auch noch Angebote von Panini, Salleck, Finix etc. gibt, die ebenfalls ihre Käufer haben und damit Kaufkraft aus dem Markt ziehen. Die große Anzahl hochpreisiger Comics spricht nun auch nicht für einen Anstieg der Auflagen, sondern erzählt eher das Gegenteil. Vom Massenmarkt ist man dann doch Universen entfernt. Erleben wir gerade einen schleichenden Niedergang der Comics hier in Deutschland? Denn das zigste Wiederkäuen von Klassikern in immer neuen Editionen – Softcover, Hardcover, Gesamtausgabe, Sonderausgabe, fest, biegsam, abwaschbar, unzerstörbar – zeugt nun nicht von einem Zukunftsmarkt. Die letzte erfolgreiche Neuerung, mit der junge Leser gelockt werden konnten, die Manga, liegt nun auch bereits über 20 Jahre zurück. Und selbst hier gibt es bereits Wiederveröffentlichungen in neuer Ausstattung, um die Kunden der ersten Stunde erneut zur Kasse zu bitten. Ein weiterer Versuch, die graphic novels, wurde in den letzten Monaten still und leise zu Grabe getragen, da das positive Echo eher von den Marketingabteilungen der Verlage und der Presse, die sich über teure Rezensionsexemplare freuen durfte, befeuert wurde. Vom Leser ist das Genre mit seinen zumeist „sehr künstlerischen“ Zeichnungen und existenziellen Themen eher ungoutiert geblieben.
    Was bleibt, ist das ungute Gefühl, Zeuge eines langsamen Sterbens zu sein. Die Generation, die die Hoch- und Glanzzeiten der Comics erlebt hat, wird die Neunte Kunst als Massenmedium womöglich auch zu Grabe tragen. In Zeiten, in denen die Jugend lieber dem Unboxing des neuesten Star-Wars-Mechandise folgt, YouTuber die neuen Helden sind (was ist eigentlich aus dem guten, alten McGyver geworden?), Snapchat und Instagramm spannender sind als das wahre Leben, in diesen Zeiten muten Comics eher archaisch an und finden bald keinen Platz mehr im öffentlichen Bewusstsein. Möglicherweise wird man einst seinen Enkeln von Zeiten erzählen, als man allein und offline in seinem Zimmer saß, bunte Bilder anschaute, die sich nicht bewegten, auf Papier geschriebene Buchstaben zu Worten kombinierte, um Sprechblasen (Opa, was ist das?) zu entziffern, damit man den Leerraum zwischen den einzelnen Bildern mit der eigenen Fantasie auffüllen konnte.
    Aber bis zum Comic-Armageddon ist zum Glück noch etwas hin, und so lange sollten wir u. a. das aktuelle ZACK in all seiner altmodischen Pracht genießen.
    In diesem Sinne


    Georg F.W. Tempel
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    Ist das echt das Editorial? - Ich halte es für misslungen. Wenn es zu Diskussionen einlädt, dann viel Spaß.

  3. #3
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    Zitat Zitat von Pickie Beitrag anzeigen
    Ist das echt das Editorial? - Ich halte es für misslungen. Wenn es zu Diskussionen einlädt, dann viel Spaß.
    Das ist ein typisches Zack-Vorwort. Mit sehr wehmütigem Blick auf die gute und alte Zeit, als man mit wenigen Serien ohne Qualitätsanspruch noch dick Kohle machen konnte und die flatternden Heftchen einem bei jeder Tante Emma um die Ohren flogen. Ja, das ist ein Editorial für die älteren Opas unter uns. Komischerweise kennen Kinder nach wie vor Comics und wissen sehr wohl was da ist. Sie lesen den heißen Scheiß halt am Tablet. Und ein paar verwirrte Jugendliche rennen scharenweise auf Cons und haben ihren Spaß und der Comic-Umsatz in den USA knackt die Milliarden-Marke, während hier Tieftraurige den sterbenden Markt beweinen.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Befinden wir uns jetzt in einer Diskussion?

  5. #5
    Mitglied Avatar von Stefan
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    Zitat Zitat von Huxley Beitrag anzeigen
    Sie lesen den heißen Scheiß halt am Tablet. Und ein paar verwirrte Jugendliche rennen scharenweise auf Cons und haben ihren Spaß und der Comic-Umsatz in den USA knackt die Milliarden-Marke, während hier Tieftraurige den sterbenden Markt beweinen.
    Das mit den Tablets ist immerhin eine interessante Sache: Welche Produzenten bieten denn - am besten hauptsächlich - für den Konsum via Tablet an, und welchen Umsatz erzielen die damit? Ich kenne mich auf dem Gebiet nun mal leider so überhaupt nicht aus... Gibt es inhaltliche und formale Eigenheiten, die diese Comics schon deutlich von denen unterscheiden, die für den Druck auf Papier erstellt werden? Wie viele Titel werden denn so (ca.) für die Lektüre via Tablet produziert?

  6. #6
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Wow, Mark O. Fischer hat hierher verlinkt:

    Zitat Zitat von Mark O. Fischer Beitrag anzeigen
    Vernünftig weiter diskutieren zum Thema kann man hier.
    Dann kann's ja losgehen.

  7. #7
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    Zitat Zitat von Pickie Beitrag anzeigen
    Befinden wir uns jetzt in einer Diskussion?
    Der Dissens ist eben groß.
    Erleben wir einen schleichenden Niedergang der Comics in Deutschland? In Zeiten, wo sich Cons die Klinke in die Hand geben und der Massenmarkt so breit aufgestellt ist wie noch nie?

    PS: Ich hätte gerne die abwaschbare Sonderausgabe zu "Es war einmal in Frankreich". Ich stehe auf Märchen und Geschichten.

    PPS: Aber diskutiert ihr mal weiter. Ich merke nämlich gerade, dass ich nach diesem Editorial und dem permanent weinerlichen Abgesang mancher gescheiterter Verleger gerade wieder abgrundtief zynisch werde. Tut einer Diskussion nicht gut. Der deutsche Markt und Comics, das passt seit Jahrzehnten nicht zusammen. Ich mache den Flattermann und kaufe mir weiterhin Comics.
    Geändert von Orwell (29.05.2017 um 14:09 Uhr)

  8. #8
    Mitglied Avatar von Comic_Republic
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    Die Frage ist doch erstmal "Wieviel Comicleser gibt es in welchen Altersgruppen?"
    Wenn man diese zuverlässig beantworten kann, kann man einen realistischen Blick in die Zukunft werfen. Alles andere ist reine Spekulation nach der Momentanen Laune des jeweiligen Verfassers...

    Ich Jungspunt (ganz am Ende meiner 20er-Jahre) genieße jedenfalls diese Zeit und widme mich meiner Luxusausgabe (Der Mörder den sie verdient) im sonnigen Nordhessen!

    C_R
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  9. #9
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Oh, comic-galerie-wien ist online. Ich muss das einfach mal erwähnen, weil ich seine Beiträge gerne gelesen habe. Hat ewig nichts geschrieben.

  10. #10
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    Zitat Zitat von Comic_Republic Beitrag anzeigen

    Ich Jungspunt (ganz am Ende meiner 20er-Jahre) genieße jedenfalls diese Zeit und widme mich meiner Luxusausgabe (Der Mörder den sie verdient) im sonnigen Nordhessen!
    Als du Jungspund noch ein sündiger Gedanke deiner Eltern warst, haben auch schon weinerliche Zeiten geherrscht und der Comic-Markt wurde totgepriesen. Da hätte ich mir auch nie gedacht, dass es mal hippe Comicläden und nicht nur schmuddelige Tauschzentralen geben wird oder die Superhelden mit ihren Strumpfhosen massenhaft Besucher in die Kinosäle ziehen können oder diverse subversive Comic-Serien reihenweise im Bezahl-Fernsehen laufen werden. Damals gab es schon so ganz heiße Videotheken in jeder Stadt und die waren einst zu MacGyvers Zeiten die Totengräber der Heftchen. Als Ehapa die Superhelden noch in Schreibmaschinenschrift kalauern ließ.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Comic_Republic
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    Und zudem kaufe ich jetzt schon mehr wie ich tatsächlich lesen kann. Sorge also vor. Und selbst dann, hätte ich mehr als genug Serien, Die ich nochmals lesen will. Wozu ich schon gar nicht mehr komme!

    C_R
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  12. #12
    Moderator Zack-Forum Avatar von efwe
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    @Huxley
    Mit dem richtigen Knochen funktionieren die immer gleichen Beißreflexe, gell?

    EfWe

  13. #13
    Moderator Epsilon Forum Avatar von Mark O. Fischer
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    Zitat Zitat von Stefan Beitrag anzeigen
    Das mit den Tablets ist immerhin eine interessante Sache: Welche Produzenten bieten denn - am besten hauptsächlich - für den Konsum via Tablet an, und welchen Umsatz erzielen die damit? Ich kenne mich auf dem Gebiet nun mal leider so überhaupt nicht aus... Gibt es inhaltliche und formale Eigenheiten, die diese Comics schon deutlich von denen unterscheiden, die für den Druck auf Papier erstellt werden? Wie viele Titel werden denn so (ca.) für die Lektüre via Tablet produziert?
    Dieser Aspekt wurde im Editorial wohl nicht erwähnt, weil der Umsatz mit digitalen Comics so gering ist, dass er für verlegerische Kalkulationen überhaupt keine Rolle spielt. Die werden nur angeboten, weil es eine technische Möglichkeit bietet, die nach dem Prinzip Hoffnung vielleicht irgendwann mal sinkende Erlöse der Printprodukte kompensieren können wird. Der Vormarsch der digitalen Medien geht am Comic völlig vorbei. Wenn Geld für Comics ausgegeben werden will, dann doch bitte gedruckt. Das Schmökern und Blättern in gezeichneten Geschichten, wo es viel zu entdecken gibt und man seine Lesegeschwindigkeit selbst bestimmen kann, macht nach wie vor den eigentlichen Reiz des Mediums aus.

    Man sollte das Problem allerdings differenzieren. Man würde wohl kaum von einer Krise sprechen, wenn der europäische Comic (das Comic-Album) bei Jugendlichen denselben Stellenwert hätte wie amerikanische oder japanische Comics mit ihrer multimedialen Vermarktung. Der europäische Comic mit seiner stilistischen Vielfalt vieler für sich allein stehender Serien wird praktisch nur noch als Luxusprodukt für Erwachsene angeboten und zwar nur noch dort, wo diese danach suchen. Der letzte Verlag, der versucht hatte, neue jugendliche Leser für diese Art von Comics zu begeistern, war praktisch Koralle mit ZACK. Von der Kundschaft, die dieses Magazin gewonnen hat, lebt der Markt noch heute. Ohne ZACK würde es längst keinen Alben-Markt mehr geben.

    Das neue ZACK kam 1999 eigentlich zum genau richtigen Zeitpunkt, als die Buchhandlungen dabei waren die Comic-Alben aus dem Sortiment zu schmeißen, hatte aber immer mehr die alten ZACK-Leser als eine neue Generation für "die großen Abenteuer unserer Zeit" als Zielgruppe im Auge. Mit seiner vorsichten Auflagen-Kalkulation hat es dieses neue ZACK zwar geschafft, heute immer noch zu existieren. Für die Nachfrage nach Comic-Alben setzt es aber leider so keine neuen Impulse.

    Derzeit sehe ich keine Kunden, Händler oder Verlage, die überhaupt darüber nachdenken, wie man Comics wieder zu einem Massemedium machen könnte. Es geht nur noch darum, wie man mit immer kleineren Auflagen doch noch irgendwie kostendeckend Comics produzieren kann. Es ist genau der Liebhaber-Markt geworden, über den Koralle nie nachgedacht hatte.
    Alle Angaben ohne Gewähr

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    "Große Denker diskutieren Ideen, mittelmäßige Denker diskutieren Ereignisse, Kleingeister diskutieren über andere Menschen." (Eleanor Roosevelt)

    "Ein Mann lebt entweder das Leben, das für ihn bestimmt ist. Er setzt sich mit aller Kraft dafür ein, oder er… er dreht ihm den Rücken zu und fängt an zu verdorren." (Dr. Phillip Boyce)

  14. #14
    Mitglied Avatar von Mr.Hyde
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    Ach Mark....was die Koralle in Sachen Comics mal wollte oder dachte wurde vor ueber 30 Jahren zu Grabe getragen, und ist ungefaehr so relevant wie die Gedanken vom Herrn Direktor Lehnning zum Thema.

    Und selbst wenn Efwe mit manchem Recht hat, mich und die meisten hier werden die Comics ueberleben.

  15. #15
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Wirklich wahr, dass das Editorial von Mark O. Fischer geschrieben wurde? Ihr wolltet doch aufpassen mit den Autoren-Angaben.

    Also WER war es?

  16. #16
    Mitglied Avatar von Zauberland
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    Oh je .... jetzt ist der Mark auch noch da.

    Mark und Efwe sitzen in der Ecke des Comicladens, nippen an ihrem Whiskey und trauern den alten Zeiten nach. Efwe rutscht der Hut vom Kopf. Als er ihn, umständlich, schwankend und lallend, wieder aufsetzen will sieht er ein junges Mädchen, dass auf ihr Smartphone schaut. "Sakrileg!!" ruft er laut bevor er wieder in sich zusammenfällt, den Blick schon wieder auf den Whiskey gerichtet, der auf der neustsen, abwaschbaren, "Dein Freund und Helfer" GA steht.
    Das Mädchen schaut kurz auf. Ihr Blick fällt auf die beiden alten Männer in der Ecke des Comicladens, dort wo die wenigen FB Ausgaben noch stehen. Sie denkt "Hoffentlich werde ich nie so alt!" und blickt wieder auf den Manga auf ihrem Smartphone.
    "Früher war alles besser" lallt Efwe. "Ja! Besser! Als Epsilon ...." pflichtet Mark laut lallend bei und versucht vergeblich sich aufzurichten um seinen Kummer in die Welt zu schreien, während der Verkäufer verzweifelt darüber nachdenkt, wie der die beiden Opas aus dem Laden bekommt, denn die heutige Kundschaft ist damit nur zu vertreiben.
    Efwe ist inzwischen eingeschlafen und träumt von einem eigenen Verlag mit Auflagen die es, für FB Comics, nur noch in seinen Träumen gibt, während Mark beginnt auf der vor ihm liegenden GA mit einem Filzstift das "Manifest für den deutschen Comic" zu entwerfen. "Was ein Glück, dass die nur abwaschbar ist" murmelt er leise.
    Die anderen Kunden im Laden machen einen grossen Bogen um die beiden wunderlichen Gestalten.

  17. #17
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    Hippe Whiskey-Konsumenten lallen nicht, sie genießen. Ist wie mit frankobelgischen Comics: Was für Kenner und Insider, nichts für den Massenmarkt. Erinnert sich noch jemand an das Gelalle, das Übersetzungskünstler bei Bastei und Koralle einst verbrochen hatten? Als der Markt und manche Verleger noch in ihrer Blüte standen? Der deutsche Markt kann mal in der Vergangenheit wühlen und überlegen, warum das Schmuddelimage hierzulande so lange gültig war. Ja, die Auflagen sind gering. Ich danke allen Helden, die trotzdem veröffentlichen und nicht Trauerschleier tragen.

  18. #18
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Also ich gehe am liebsten in Berufskleidung in den Comic-Shop. Da werde ich zwar auch kurz gemustert, aber die Cool Kids wissen dann gleich, dass da jemand mehr kaufen kann als sie, und kümmern sich wieder um ihr eigenes Zeug.

  19. #19
    Mitglied Avatar von Comic_Republic
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    Zitat Zitat von Huxley Beitrag anzeigen
    Hippe Whiskey-Konsumenten lallen nicht, sie genießen.
    Ja, die, die für den Whisky Preise zahlen, wie für heutige Gesamtausgaben und nicht wie in den guten alten Zeiten mal Bussi-Wussi-Heftl kosteten!

    C_R
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  20. #20
    Mitglied Avatar von Huckybear
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    Neben dem Editorial ist links daneben prompt die neuste Anzeige der Gesamtausgabe von Julie Wood und den Michel Vaillant Album Klassikern die auch zum xten Male in superduper verwurstet werden , wenn das jetzt mal keinen Ärger mit dem Herausgeber vom Mosaik Verlag mit seinem Chefredakteur gibt
    Ein
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  21. #21
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    Neuzugang beim Wasser des Lebens: The Pogues - The Official Irish Whiskey of the Legendary Band. Neuzugang bei den Klassikern der Frankobelgischen Kunst: Jeff Jordan - Gesamtausgabe. Ich hatte seine Abenteuer nicht, weil ich damals nicht so viel Taschengeld zur Verfügung hatte als er erst- oder zweitverwurstet wurde. Da lobe ich mir auch die Superduperausgabe.

  22. #22
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    Zitat Zitat von Mark O. Fischer Beitrag anzeigen
    Derzeit sehe ich keine... Es geht nur noch darum, wie man...
    Ich lese es, und ich weiß nicht, was der Autor mir damit sagen will.
    Ist es jetzt schlecht, dass es in Deutschland Verlage und Händler gibt, die Comics herstellen und verkaufen?
    Dass es Menschen gibt, die einen Markt sehen und diesen mit passenden Produkten beliefern?
    Sollen sie, weil es diesen Markt in 20 Jahren so vielleicht nicht mehr gibt, heute den Verkauf dieser Produkte einstellen?

  23. #23
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    Zitat Zitat von Huxley Beitrag anzeigen
    Ich danke allen Helden, die trotzdem veröffentlichen und nicht Trauerschleier tragen.
    Mit diesem Satz ist mein Tag gerettet!

  24. #24
    Mitglied Avatar von Pickie
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    Zitat Zitat von efwe vor knapp einem Jahr Beitrag anzeigen
    Ich darf der Einfachheit halber mal eine ordentliche Comic-Kalkulation posten, um zu zeigen, wie man Alben ordentlich kalkuliert. Und wenn man das richtig macht, dürfte man eigentlich keine Comics mehr produzieren.
    Aber Editorials für Comic-Magazine schreiben sich mit dieser Einstellung spannend und enthusiastisch weg (?) ...

    Ich verstehe da was nicht. Please clarify.

  25. #25
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Jedes Geschäft kann einbrechen, Garantien gibt es eben nicht.

    Was den Wandel angeht, ich bin froh, dass in unserem, denke inzwischen einzigen Comicladen in Hannover, nicht mehr muffige alte Herren sitzen die sich ungern von ihren Objekten getrennt haben, dass dort ein gemischtes Publikum anzutreffen ist, von Cosplayern zu uns Altsäcken, dass der Markt noch nie vielfältiger war, es gibt deutsche Mangakas, ich lese meine Superhelden digital, muss nicht mehr mein Haus mit Heftchen volladen, tausche mich national wie international aus, kann meine Comics selbstverlegen, gehe ins Kino und schaue Filme mit meinen Lieblingsfiguren, kaufe mir Merchandising.
    Und sogar meine Kinder sind dabei, wer hätte das gedacht.

    Wie eingangs erwähnt, das kann alles kollabieren, muss es aber nicht, denke auch zukünftig wird es Leser unserer geliebten Hefte, Alben, GAs geben.

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