Seine Manga haben ihn längst unsterblich gemacht. Ein längeres Leben wäre ihm trotzdem vergönnt gewesen. :/
Der japanische Autor und Manga-Zeichner Jiro Taniguchi ist am 11. Februar 2017 im Alter von 69 Jahren verstorben. Mit Werken wie Vertraute Fremde, Der spazierende Mann und Der Gourmet (dt. bei Carlsen) oder der fünfteiligen Reihe Der Gipfel der Götter (dt. bei Schreiber und Leser) gilt Taniguchi als einer der ganz großen, renommierten Comic-Künstler weltweit.
In Europa – insbesondere im frankobelgischen Sprachraum, aber auch in Deutschland - begeistern seine Bücher sowohl Publikum wie auch Kritiker gleichermaßen, mehrfach wurden seine Werke ausgezeichnet. 2003 erhielt sein Schlüsselwerk »Harukana Machi-E« auf dem Comicfestival in Angoulême den Preis für das beste Szenario; die deutsche Ausgabe Vertraute Fremde wurde als »Comic des Jahres 2007« sowie 2008 auf dem Comic-Salon Erlangen mit dem Max-und-Moritz-Preis als »Bester Manga« prämiert. Die Geschichte um einen 48-jährigen Mann, der sich plötzlich in seinem Körper als 14-jähriger Junge wiederfindet, wurde von Sam Garbarski als Kinofilm adaptiert.
Im Laufe seiner Zeichnerkarriere hat der Autodidakt Taniguchi sowohl Genre-Stoffe im Action- und Krimisegment als auch, ab den 1990er-Jahren, Geschichten mit persönlichem Ton erschaffen. Grafisch gilt er mit seinen sehr detaillierten Arbeiten als »europäischster« unter den japanischen Manga-Zeichnern, erzählerisch zeichnen sich seine Werke durch ihren tiefen Humanismus aus. Oft stehen das Alltägliche, das Kontemplative und die Bescheidenheit auf überzeugende und sehr berührende Weise im Vordergrund seiner Arbeiten. Immer wieder wurden seine Werke ausgestellt, zuletzt 2015 in Angoulême und 2016 in Versailles sowie auf dem Comic-Salon in Erlangen, auf dem ihm eine ausführliche Werkschau gewidmet wurde.
Es ist uns eine große Ehre und erfüllt uns mit Dankbarkeit, Jiro Taniguchis Werke bereits seit einem Jahrzehnt verlegen zu dürfen. Sein Tod erfüllt uns mit tiefer Traurigkeit und großem Wehmut. Mit ihm geht ein Mensch von uns, dessen Schaffen von Leidenschaft, Einsatz, Ethos und großer Neugier für die »Neunte Kunst« geprägt und nicht nur international angesehen ist, sondern auch wie kaum ein anderes die japanische und westliche Comic-Kultur miteinander verbunden hat.
Wir trauern mit seinen Angehörigen, seinen Freunden und Kollegen, und wir verneigen uns voller Respekt vor einem großen Künstler und besonderen Menschen.
Domo arigatou gozaimasu, Taniguchi-sensei.
Kai-Steffen Schwarz, Programmleitung Manga
für den Carlsen Verlag, Hamburg
12. Februar 2017
+++++
Weiteres zu Jiro Taniguchi (Auswahl):
Interview mit Jiro Taniguchi:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/co...o%2FXTlDD0PaCX
Denis Scheck (»Druckfrisch«, ARD) im Gespräch mit Jiro Taniguchi:
http://www.daserste.de/information/w...guchi-102.html
»Augenschmaus: Jiro Taniguchi – der Gourmet« (ARTE TV-Mediathek)
http://www.arte.tv/guide/de/053436-007-A/augenschmaus
Lars von Törne, Nachruf im »Tagesspiegel«
http://www.tagesspiegel.de/kultur/co...o%2FFSVPJdWQGO
Geändert von Kai Schwarz (12.02.2017 um 17:49 Uhr)
Seine Manga haben ihn längst unsterblich gemacht. Ein längeres Leben wäre ihm trotzdem vergönnt gewesen. :/
Tokusō Sentai Dekarenjā - Investigation Squadron Detective Ranger - S.W.A.T. Mode
Danke Kai.
Ich stehe immer noch unter Schock und will es einfach nicht Wahr haben Jiro Taniguchi bleibt für immer in meinen Erinnerungen und seine Werke werden mich mein Leben lang begleiten.
Ja, sehr schade das Ganze. Nicht nur als Mangaka, auch als Mensch kam er mir seit jeher sehr nett und sympathisch vor =(.
Ich hatte auf der Seite vom französischen Casterman-Verlag schon von der traurigen Nachricht gehört.
Obwohl ich erst sehr spät durch die Ausstellung vom Comic-Salon 2016 in Erlangen mit ihm wirklich in Berührung kam und seine Kunst bewundern durfte, bedauere auch ich sein viel zu frühes Ableben. Er hat es auf einfühlsame Weise geschafft, alltäglichen Ereignissen ein interessantes Gesicht zu geben. Was mir sehr stark gefällt ist, dass viele seiner Bilder mit Liebe fürs Detail ausgearbeitet sind - der bald auch in Deutschland erscheinende "Venedig"-Band verdeutlicht dies wieder mal sehr eindrucksvoll. Man konnte wunderbar in seine geschaffenen Welten eintauchen und sich einfach mit der Geschichte treiben lassen.
Bleibt zu hoffen, dass trotzdem noch der ein oder andere Band bei uns kommen wird, denn einige interessante Werke von ihm sind bis heute noch nicht bei uns erschienen.
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