Der Weiße Lama

[FIRFIN der Lin]

Ein ehrliches und qualitativ konstant gutes Werk

Wer Alejandro Jodorowski kennt, weiß dass ein qualitativ konstant gutes Werk von ihm eher die Ausnahme ist. Ein starker Anfang ist die Regel bei ihm, aber irgendwann verliert er oft scheinbar das Interesse und vor allem die Geduld mit seiner eigenen Serie und dreht oft im wahrsten Sinne des Wortes durch, was sich darin äußert das das Ende in total konfusen Zeug mündet, gepaart mit Sex, Gewalt, Inzest, Verstümmelung und durchgedrehter Esoterik – mit einen Erzählstil eines achtjährigen Jungen.

Die Splitter Gesamtausgabe von „Der Weiße Lama“ fast sechs Bände zusammen – sechs Bände und das bei einen Alejandro Jodorowski. Das vermasselt Alejandro Jodorowski bestimmt – das hält er nicht durch, habe ich mir nach jeden Alben gesagt, bis ich im sechsten Band realisiert habe das sich Alejandro Jodorowski hier wahrlich zusammengerissen hat und ein konstant gutes Werk geschaffen hat, was er sich anscheinend von Anfang an durch den Kopf hat gehen lassen und durch konzipiert hat.

Die typischen Alejandro Jodorowski Elemente wie eben Sex, Gewalt, Inzest, Verstümmelung und durchgedrehter Esoterik findet man hier kaum. Vor allem verwundert es mich da „Der Weiße Lama“ eine Steilvorlage thematisch gesehen für abgedrehte Esoterik gewesen wäre, aber Alejandro Jodorowski nimmt sich das Thema relativ Ernst zur Brust und seine Geschichte ist voller Weisheit und Menschlichkeit, auch begeht er nicht den Fehler wie so viele westliche Autoren die tibetanische Kultur verklärt und idealisiert darzustellen, denn er geht sehr oft auf diese harte und raue Gesellschaft mit ihren Schattenseiten ein, wobei hier der Fokus auf das klerikale Leben als Mönch liegt. Die Geschichte (inkl. Stimmiger Charakterzeichnung) selber ist überaus spannend und schön erzählt.

Es sind auch die wunderschönen Zeichnungen von Georges Bess die einen von Seite zu Seite einfach nur fasziniert zurücklassen. Diese Zeichnungen waren es auch die mich dazu bewegt haben diesen Band trotz meiner schlechten Erfahrungen mit Alejandro Jodorowski eine Chance zu geben. Zeichner und Autor harmonieren sehr gut und auch Georges Bess gibt mit seiner hohen visuellen Kunst ein authentisches Bild Tibets wieder. Ein hartes, atmosphärisch Land voller Mythen – mit finsterer Magie und Menschen die versuchen in dieser klaren aber schönen Einöde das Sein und darüber hinaus zu verstehen.

Visuell gesehen ist der „Der Weiße Lama“ ohnehin ein absoluter Leckerbissen aber auch inhaltlich überzeugt dieses Werk Voll und Ganz.

[Schreibfaul]

@ Firfin
finde ich gut, dass du die Mühe gemacht hast das alles zu schreiben. Dann spare ich mir mein blabla und beschränke mich auf ein "sehe ich genauso!".

Und gerade deswegen, tendiere ich eher dazu, mir die Fortsetzung nicht zu holen, um dieses, ausnahmsweise positives Erlebniss, nicht zu zerstören.

[FIRFIN der Lin]

Ha Ha ja den zweiten Zyklus sehe ich auch sehr skeptisch – weil hier hat Alejandro Jodorowski doch noch die Möglichkeit voll zu zuschlagen

[jellyman71]

Puhh, da bin ich mal froh das ich in meiner Erinnerung nicht daneben lag.
Einfach gut analysiert Firfin.
Ich fand von Ihm noch John Difool 1-6, Lust und Glaube sehr gut und in Juan Solo habe ich grosses Vertrauen, muss den aber noch lesen.

Wir müssen aber schon alleine wegen George Bess dem 2. Zyklus eine Chance geben. Der Mann ist super und vielleicht hält Jodo beim Lama das Niveau.

[MichiSchwarz]

Ich habe den Band leider aufgrund der Dicke (6 Bände) im Regal liegen lassen, wie ich auch schon das Narrenschiff habe liegen lassen. Bei handhabbareren Einzelalben (oder von mir aus 2-3 Bände in einer etwas dünneren GA zusammengefasst) hätte ich bei beiden zugegriffen.

[jellyman71]

Ich habe den Band leider aufgrund der Dicke (6 Bände) im Regal liegen lassen, wie ich auch schon das Narrenschiff habe liegen lassen. Bei handhabbareren Einzelalben (oder von mir aus 2-3 Bände in einer etwas dünneren GA zusammengefasst) hätte ich bei beiden zugegriffen.

Das ist bei beiden ein Fehler! Dann lieber Hanteltraining forcieren

[Comic_Republic]

Das ist bei beiden ein Fehler! Dann lieber Hanteltraining forcieren

Da stimme ich jellyman voll und ganz zu!

C_R

[kormoran]

Jodorowsky ist nicht so schlecht, wie ihr ihn macht. Seine wirren Exzesse sind nicht Unvermögen, Desinteresse oder zu wenig Geduld, sondern das, was er erzählen will. Und das macht er auf seine Art auch sehr gut. Muss einem nicht gefallen. Ich kann das auch nur phasenweise ab, ist halt, wie so manche Kunst, eine gewisse Zumutung.

Juan Solo ist allerdings brillant, finde ich deutlich besser als das Lama. Auch weil es persönlicher ist.

[Vaucanson]

Ich finde auch, dass "Der weisse Lama" toll geworden ist. Ein wahres Schmuckstück, äußerlich, wie inhaltlich.
Ich mag das "Dicke-Wälzer-Konzept" aber auch sehr. "Das Narrenschiff" und auch "Das verlorene Land" waren für mich zwei weitere absolute Highlights der letzten Monate.

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[jellyman71]

Wann kommt der 2 Band vom 2 Zyklus?

[Hobbes13]

Gibt es bei der Gesamtausgabe ein blaues und ein rotes Cover?
Auf der Splitterseite und bei einigen Rezensionen findet man ein blaues, im Verkauf nur ein rotes.

Antwort auf meine eigene Frage: Das blaue Cover ist das tatsächliche.

[Hobbes13]

Toller Band, gefällt mir sehr gut.

Schade, dass die Fortsetzung scheinbar nach einem Band eingestellt wurde. In Frankreich sind bis 2017 bereits 3 Bände erschienen, bei uns seit fast 3 Jahren nichts mehr.

[FIRFIN der Lin]

Hallo liebe Splitter Redaktion - ich schließe mich der Frage von Hobbes13 an - kommt da noch was?

[Borusse]

Jodorowski und das hier ist die 14. Rückmeldung...sagt schon was aus, auch wenn viele nur mitlesen oder nichts mitzuteilen haben.
Drei Jahre nach Erscheinen fragt mal jemand, ob da noch was kommt. Scheint dringendere Bedürfnisse zu geben.
(Ich habe den Band auch und war meines Wissens sogar angetan. Obwohl ich mittlerweile bei Jodorowski vorsichtig bin).

[Hobbes13]

Die Rückmeldungen hier im Forum sind tatsächlich überschaubar, jedoch durchweg positiv zumindest bezgl. des weißen Lamas.
Jodorowski gegenüber scheint es ja auch viel Kritik zu geben, das kann ich nicht beurteilen, da ich kein anderes Werk von ihm kenne.

Bei Splashcomics, wo nahezu alles Kritiken eher positiv sind, wurde die GA verrissen (http://www.splashcomics.de/php/rezen..._gesamtausgabe), für mich ist die Härte der Kritik nicht nachvollziehbar. Mir scheint der Buddhismus-Fantasy-Mix ist nicht Sache des Rezensenten, aber das ist Geschmackssache. Handwerklich kann man dem Comic nichts vorwerfen.

Naja, ich hab mir Band 1 des 2. Zyklus jetzt einfach bestellt und hoffe auf weitere Veröffentlichungen.

Nach knapp 3 Jahren kann splitter in jedem Fall entscheiden ob es weitergeht oder nicht.
Das wird dann wohl von Verkaufszahlen und nicht von Rezensionen oder Forenbeiträgen abhängen.
Vielleicht findet sich ja auch ein anderer Verlag.

[jellyman71]

Das wird ja hoffentlich weiter gehen. Bess spielt auch eine ganz große Rolle, mal unabhängig von Jodorowsky.
Grosse Zeichenkunst und der 1. Zyklus war definitiv sehr gut. Da kann der Zerreisser schreiben was er will.

[Hobbes13]

Auch den Beginn des zweiten Zyklus fand ich sehr ansprechend. In der ersten Hälfte wird die historische Entwicklung vorangetrieben, danach geht es mit den zentralen Charakteren des ersten Zyklus weiter.

Ich kann keinen Qualitätsabfall erkennen.

[Hobbes13]

Zur Info:

Frage 101

Werden die weiteren Bände des 2. Zyklus von "Die Legende des weißen Lama" von Jodorowsky und Bess noch veröffentlicht?
Wenn ja, gibt es ein Zeitfenster?

Zu 101)

Ist aktuell nicht geplant, aber auch nicht komplett vergessen.