Warum ist es dir persönlich nicht möglich und nicht zumutbar, angesichts des ökologischen und ausbeuterischen Fußabdrucks des Buches neben dem Verzicht auf die Leistungen von Amazon auch auf den Erwerb des Buches zu verzichten? Ich verzichte nicht. Ich kaufe in dem Laden, der auf meinem Weg liegt. Das ist seit zwei Jahren die Filiale einer Buchladenkette. Vor zwei Jahren war es noch ein kleiner persönlich geführter Buchladen, in den ich viel Geld getragen hatte. Leider hing das Überleben dieses Ladens nicht nur von mir ab.
Wenn ich auf Erzeugnisse verzichten müsste, die durch Ausbeutung entstehen, dann dürfte ich nichts mehr kaufen. Ich müsste auf Subsistenzwirtschaft umsteigen. Dazu bin ich aber nicht in der Lage. Stell dir den Stress vor, wenn man Monat für Monat sein eigenes Mosaik schreiben und zeichnen müsste - auf selbstproduziertem Papier mit selbstproduzierter Farbe.
Mir wäre eine kommunistische Weltgesellschaft als Assoziation freier Produzenten auch lieber, aber es gibt sie nicht und es wird sie nach meiner Erfahrung wohl auch nie geben. So bleibt uns nur, uns mit den ökonomischen Gegebenheiten zu arrangieren. Ein Amazon-Boykott ist nur eine Form von Maschinenstürmerei. Die mit Amazon verbundene Misere ist eine gesamtgesellschaftliche Misere, die komplexer ist als nur dieses eine Unternehmen. Ich verurteile zum Beispiel niemanden, der die Leistungen einer schlecht bezahlten und bis aufs Blut ausgebeuteten Altenpflegerin in Anspruch nimmt. Dem Absinken der Profitrate wird nun mal mit der Erhöhung der Mehrwertrate begegnet. So ist er, der Kapitalismus.
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