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Thema: Ist das die Zukunft?

  1. #3976
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von muka Beitrag anzeigen
    (...) Wir hatten noch nie einen Kant, Voltaire oder Rousseau. Mit solchen Aussagen wie des deinigen entledigt ihr euch der Wichtigkeit dieser Ereignisse, im Grunde waren diese dann null und nichtig, da ja eh Mensch Mensch bleibt (...)
    Das Drama ist nur, dass die Nazi-Diktatur zu einer Zeit entstand, als "wir" längst Kant, Voltaire oder Rousseau verinnerlicht glaubten. Zudem wurde die Dikatur auch sehr stark von den "gebildeten" und "aufgeklärten" Eliten getragen, während viele "einfache" Leute – gerade auch in sehr ländlich-katholisch geprägte Gegenden – vielfach immun waren gegenüber den Nazis.

    Zitat Zitat von muka Beitrag anzeigen
    (...)Wenn die Idee des Islams auf die der Demokratie und Multi-Kulti trifft, dann entstehen gewaltige Probleme (...)
    Dem stehen aber explizit multikulturelle (und religiöse) Staatswesen wie das Emirat/Kalifat Córdoba oder auch das Osmanische Reich gegenüber, die über Jahrhunderte sehr stabil existierten und im Grunde erst durch äußere Gewalt zu Fall gebracht wurden.

    Es gibt halt immer solche und solche Beispiele und leider keine einfachen Antworten – und schon gar nicht irgendeine Sicherheit, dass nicht von heute auf morgen auch unter uns wieder die schlimmste Barbarei möglich wäre.

  2. #3977
    Mitglied Avatar von DER LETZTE APACHE
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  3. #3978
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    Nach Einhalten der Weihnachtsruhe will ich doch mal wieder einsteigen, Bob und Martin haben mich sicher schon vermisst.
    Zitat von Toni Roco:
    Du hast einen Denkfehler! Diese Flüchtlinge sind keine Massenmörder, sondern Asylsuchende, die in ihrem Land um ihr Leben fürchten müssen und hier in Europa Schutz suchen.
    Kein Denkfehler.
    Wo hätte ich behauptet, dass alle Flüchtlinge Massenmörder sind?
    Eigentlich habe ich nur vom Berliner Massenmörder "Arschi" geschrieben, der trotz "europaweiter" Fahndung von Deutschland über Frankreich nach Italien gelangen konnte. Aber da du meinen Plural schon so gedeutet hast: wir können schon beobachten, dass sich die Terroristen ungewöhnlich frei innerhalb Europas bewegen können. Immer wieder wird von Fahndungs"pannen" geredet. Bei einem einmaligen Vorfall könnte man vielleicht noch von "Panne" reden, doch das geht tiefer.

    Zitat von Martin Jurgeit:
    Anders hätte man ihn aber wohl nicht wirklich aufhalten können als mit einer komplett um unser Land führenden Mauer. Die Gruppe um Anis Amri hat sich schließlich ganz gezielt darauf vorbereitet, im Notfall unterzutauchen, sich zu tarnen und nicht aufzufallen. Die Leute waren sogar als "Wandergruppe" bekannt, die im "freien Gelände" trainiert hat.
    Ganz ehrlich: diese Geschichte ist ein Abgrund von absoluter Unfähigkeit. Angefangen von einem Mann der eine Duldung hat und daher eigentlich nicht den ihm zugewiesen Ort verlassen darf, aber lustig innerhalb Deutschlands hin und her pendelt (man weiß, dass er in Berlin ist, wo er nicht sein dürfte, Konsequenzen: keine, obwohl man auch weiß, dass er "Gefährder" ist) bis hin zu der Tatsache dass seine Beobachtung in Berlin einfach so eingestellt wird. Unglaublich! In Berlin soll er auch noch mit Drogen gehandelt haben. Hatte man das vor dem Massenmord auch schon gewusst und ihn gewähren lassen???
    Unglaublich auch, wie wenig kritische Fragen unsere Presse stellt ...

    Zitat von Martin Jurgeit:
    Glaubt hier wirklich jemand, dass er einfach so im Zug über die Grenze(n) ist?
    Ja.
    Ist doch überhaupt kein Problem in unserem ... hüstel ... "Überwachungsstaat".

    Und jetzt ... aufpassen:
    Kleiner Themenwechsel ... es geht um sexuelle Belästigung und Übergriffigkeit, aber auch (Gewalt-)Kriminalität muslimischer Männer, angeblich alles Erfindungen böswilliger Menschen.

    Einen Artikel wie den folgenden werdet ihr - Heiko Maas sei Dank - in Zukunft wohl nicht mehr lesen können:
    Braune Flut

    Den Pariserinnen wird das Plätschern vergällt. Wo ein vereinzelter Bikini im Frei-Bassin paddelt, ist er bald von bräunlichen Schwimmern eingekreist und angetaucht. Zehn, zwanzig Algerier -Hände zerren an den Verschlüssen des Badekostüms und rauben der Trägerin das Textil.

    Vor allem am Wochenende beherrschen die souverän gewordenen Nordafrikaner die Pariser Bassins, das auf Seine-Pontons schwimmende Feudal -Bad Deligny ebenso wie das Vorstadt -Becken von Puteaux. Folge: Die Bademädchen meiden die Wässer an solchen Tagen, ihr männlicher Anhang bleibt fern. Energische Bademeister, die gegen die Freibeuter einzuschreiten wagen, werden nach Dienstschluß auf dem Trockenen von feindseligen Rotten bedroht.

    ...

    Der leergefegte französische Arbeitsmarkt konnte etliche Tausend ohne weiteres aufnehmen, Doch der Strom schwoll ständig an: 1956 lebten 300 000 Algerier in Frankreich, Anfang 1964 waren es fast 600 000. 30 000 von ihnen sind heute arbeitslos und leben von der französischen Sozialversicherung. 13 000 französische Krankenbetten sind von Algeriern belegt.

    Die Pariser Polizei sah sich bald vor der Aufgabe, mit einer Kolonie von 200 000 Algeriern fertig zu werden, die zwar nur drei Prozent der hauptstädtischen Bevölkerung ausmacht, auf deren Konto jedoch im vergangenen Jahr

    - 32 Prozent der Morde,

    - 39 Prozent der Autodiebstähle und

    - 58 Prozent der Diebstähle mit Schußwaffengebrauch

    gingen.

    Ein Teil der Einwanderer importierte überdies die Gewohnheiten ihrer sanitär unterentwickelten Heimat samt den dort in Blüte stehenden Gebrechen - Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten - nach Frankreich.

    ...

    Wer überdies nicht via Marseille, sondern über Spanien, Italien oder einen Flughafen nach Frankreich einreiste, blieb gänzlich unkontrolliert.

    Um Algerien vor der Entvölkerung und Frankreich vor weiterem Zustrom einigermaßen zu bewahren, vereinbarten Paris und Algier jedoch Mitte April, die Auswanderer künftig schon in der Heimat zu sieben: Ein in den algerischen Großstädten eingerichteter Gesundheits-Service wird die Frankreich-Fahrer ab 1. Juli auf Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten prüfen.

    So entfällt die Frage des Rücktransports abgewiesener, oft mittelloser Einwanderer, und Frankreich erspart sich das Odium, arme Unterentwickelte von seinen Küsten ins Meer zu stoßen.

    In den hauptstädtischen Schwimmwassern werden die Braunen sich weiterhin tummeln, um die Baigneusen anzutauchen und abzutasten. Der für Muselmanen ungewohnte Anblick knapper Bikinis läßt die Schwimmer Freuden ahnen, die sie sonst schwer finden: Unter den 600 000 Frankreich-Algeriern sind nur 40 000 Frauen.

    Algerier in einem Pariser Bad: Unterwasserjagd auf Mädchen
    Ihr fragt, wann und in welchem rechten Hetz-Blatt dies gestanden haben könnte?
    1964, im Spiegel.
    Ein schönes Beispiel dafür, wie man frei von der Leber weg Probleme beschreiben konnte, ohne auf politische Korrektheit achten zu müssen.

    Schon erstaunlich, wie zeitlos dieses Problem ist ... wenn man denn den Gedanken überhaupt zulassen will, dass es existiert.
    Geändert von felix da cat (27.12.2016 um 13:27 Uhr)

  4. #3979
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    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Das sind allerdings nicht meine Argumentationsketten. Ich gebe hier nur Inhalte diverser Presseberichte wieder, die in den letzten Tagen u.a. vom Rechercheverbund NDR/WDR/SZ verbreitet wurden. Cover des zweiten Albums, ebenfalls in der Reihe Collection Jeune Europe erschienen.
    Wie sagte mein Lehrer immer:
    Fehler abschreiben wird bei ihm noch
    stärker bestraft, als Fehler machen!

    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    So genau werden wir das wahrscheinlich nie erfahren. Aber interessant ist schon, dass der direkteste (und schnellste) Weg mit Nahverkehrsverbindungen laut bahn.de von Berlin aus über Österreich geführt hätte und nicht über die Schweiz, deren Grenzkontrollen gerade in den Abend/Nachtstunden und am Wochenende übrigens kaum existent sind, wie ich aus regelmäßigen Fahrten in die Schweiz weiß. Da komme ich mir bei Fahrten nach Frankreich deutlich kontrollierter vor.

    Ja eben ... "konstruieren" kann man sich - gerade
    je weniger man wirklich weiß
    - um so mehr und um
    so einfacher.

    Ich würde mich dann sofort fragen, ob Amri auch deine
    Erfahrungen machte, also auch regelmäßig Nachts
    in die Schweiz fuhr
    ! Wohl eher nicht!?


    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Am wahrscheinlichsten dürfte aber sein, dass Amri ganz bewusst keinen direkten Weg genutzt hat, sondern die vermeintlich besonders im Fokus stehenden Routen nach Italien, das als Fluchtland von ihm ja von den Behörden bereits ins Kalkül wurde, durch die Alpenländer gemieden hat. Zudem spricht einiges dafür, dass er zunächst wieder zu seinen Komplizen in NRW gefahren ist und von dort einen nahegelegenen Grenzübertritt suchte, der dann Frankreich war.
    Nicht wirklich sinnvoll, das! Es gab keine im Fokus stehende
    Route für Herrn Amri. Außerdem, wenn ich davon ausgehe,
    dass die Behörden meinen Fluchtort in Italien sehen, dann
    bewege ich mich gerade nicht dorthin.

    Da ist also zu viel "Annahme" drinnen!

    Ich selbt konzentriere mich bei so etwas doch eher auf die
    einfachen und wenigen bekannten Basics. Daraus richtig zu
    urteilen liegt in der Wahrscheinlichkeit am höchsten.

    Er ist geflüchtet - also wollte er wohl nicht geschnappt werden.
    Und er ist auf der Route geflüchtet, wo er die wenigsten Kontrollen
    vermutete - weil er eben nicht geschnappt werden wollte.
    Geändert von horst (27.12.2016 um 14:18 Uhr) Grund: QUOTE korrigiert

  5. #3980
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    Zitat von Martin Jurgeit:
    Dem stehen aber explizit multikulturelle (und religiöse) Staatswesen wie das Emirat/Kalifat Córdoba oder auch das Osmanische Reich gegenüber, die über Jahrhunderte sehr stabil existierten und im Grunde erst durch äußere Gewalt zu Fall gebracht wurden.
    Kannst du Dich eigentlich mal entscheiden?
    Sonst wirfst Du dem Westen ständig seinen Imperialismus und Kolonialismus vor und suchst "unsere" Schuld selbst in abwegigsten "Fakten" (sogar in eine historisch deutsche Schuld in Syrien hast Du Dich hineingesteigert), jetzt stellst Du uns Cordoba und das Osmanische Reich, beide durch gewaltsame Eroberungszüge zustande gekommen und als ausgesprochen imperialistische Gebilde anzusehen, quasi als Idealmodell funktionierender Staaten vor.

    Übrigens: von Multi-kulti dieser Art sollte die deutsche Regierung besser nicht lernen, denn die Dhimma, ich nenne es Schutzgeld-Erpressung von Nicht-Muslimen, galt auch in diesen, ach so tollen communities. Und natürlich gab es allzeit Versuche, die eroberten Gebiete zurückzuerobern (man denke nur an die Jahrhunderte währende Reconquista). Nicht meine Vorstellung einer friedlichen Gesellschaft.

  6. #3981
    Mitglied Avatar von franque
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    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Das Drama ist nur, dass die Nazi-Diktatur zu einer Zeit entstand, als "wir" längst Kant, Voltaire oder Rousseau verinnerlicht glaubten. Zudem wurde die Dikatur auch sehr stark von den "gebildeten" und "aufgeklärten" Eliten getragen, während viele "einfache" Leute – gerade auch in sehr ländlich-katholisch geprägte Gegenden – vielfach immun waren gegenüber den Nazis.
    Den Zusammenhang zwischen Aufklärung und Faschismus (zur Zeit der VÖ in full effect mit v.a. Stalin und Hitler) behandelt übrigens "Dialektik der Aufklärung" von Adorno & Horkheimer, genauer, wie das eine das andere "unfreiwillig" hervorbringt. https://de.wikipedia.org/wiki/Dialek...ufkl%C3%A4rung

  7. #3982
    Mitglied Avatar von Huckybear
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    @felix da cat

    Was sind Deiner Meinung nach die Gründe warum der Spiegel das 1964 so noch schreiben konnte und heute nicht mehr ?
    Wenn man das liest wirkt das wie SF oder Fantasy im Spiegel . Heute wäre das wahrscheinlich in der Rubrik Satire oder ironischer Zerrspiegel über bestimmte politische Gegner oder Parteien:
    Genauso wenn man sich heute die Rede von Helmuth Schmidt damals zu Schleyer bei YouTube ansieht und die Rede von Angela Merkel jetzt nach dem Berlin Attentat und sich auch mal die Meinungen und Kommentare ebenfalls dazu durchliest.
    Da ist ein Riesenunterschied der handelnden Kanzlerpersonen wie von einem Oscargewinner als Schaupieler zu einem ..ja, biederen Handwerker oder Laiendarsteller einer Dailysoap als Vergleich.

    Ist das wirklich nur Allgemeine Politische Magazinausrichtung , Einstellung und Vorgaben seitens des Herausgebers, Chefredakteurs ?
    Allgemeiner Zeitgeist im Journalismus ?
    Wer Journalismus oder Politik studiert ist von vorne herein mehr sehr Gefühls orientiert und wird spätestens im Studium dort auf Links Grüne Linie zwangsweise gebracht. Menschen die nicht so gefühlvoll und empathisch sind, studieren eh in der Mehrzahl wohl was anderes.
    So das wir jetzt seit den 80er Jahren der Gründung der Grünen eine neue Art gleichtickenden Art empathischer Typen mit ähnlicher politischer Ausrichtung von Journalisten mehrheitlich in den Medien haben.
    Jetzt sind alle Journalisten aus der SPD -Grüne Schule selbst an den Schaltzentralen der Macht und der Medien.
    Sie verteidigen nun selbst Ihren hart erkämpften Status Quo wie es die Leute einst taten die sie früher selbst bekämpften und können nicht von Ihren einst so stolz sozialisierten Glaubenssätzen und Kurs mehr abweichen, ohne sich selbst und Ihr bisheriges emphatischen Leben und Empfinden in Frage zu stellen ?


    Die Medien gerade der Spiegel hatten nach meiner Beobachtung früher immer wenigstens versucht das die trägen Bürger sich für Politik zu interessieren und sie irgendwie für Probleme zu sensibilisieren und regelrecht wachrütteln und mobilisieren zu müssen.
    Heute sind diese Medien eher selbst fast schon Staatstragend träge und müssen selbst zum jagen und zur Kritik aufgefordert werden.
    Sie versuchen nun eher wie ein Pressesprachrohr konform der Regierung zu beruhigen und die Menschen am mitdenken zu hindern.
    Gerade dem Spiegel merkt man den Wechsel von einem ehemals investigativen Journalismus zur einseitiger inhaltlicher beschwichtigender Berichterstattung stark an.
    Früher hatte man wenigstens noch das schwarze Feindbild.
    Heute konzentriert man sich in der Beziehung was Aufdeckung, Filz und Skandale angeht (Flick, Neue Heimat, co-op Kohl Spendenaffäre usw.) höchstens mal auf die Fifa, Beckenbauer, Hoeneß oder Qlympia was wenigstens noch Teile des alten Feindbildes trifft ohne sich selbst zu widersprechen wie in der Migranten und Flüchtlingsfrage.
    War früher zwar auch nicht anders, siehe damals die obligatorische ZACK Kritik und seine eingekauften Serien einzig weil Magazin aus dem Springerhaus und BILD Zeitung für Kinder aber wenigstens nicht ganz so offensichtlich und auf einem Auge aus Dogmatischen Gründen Jakob Augstein Blind.
    Geändert von Huckybear (27.12.2016 um 15:20 Uhr)

  8. #3983
    Mitglied Avatar von Jot
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    Erhofft euch nicht zu viel von Videoüberwachung. Schmackhaft gemacht wird sie einem meist durch angeblich abschreckende Prävention. Verlässliche Studien dazu sind mir jetzt aber nicht geläufig. Nur die Aufklärungsrate im Überwachten Raum wird warscheinlich steigen, wohl auch erstmal die Tatzahl, weil mehr Delikte bekannt werden und die Dunkelziffer sinkt (wenn nicht wie bei der Reeperbahnüberwachung zeitweise das halbe Bild geschwätzt werden muss).
    Videoüberwachte Bereiche sind allerdings bekannt, bis hin bei open-streetmap markiert.
    Das bedeutet, dass sich Kriminalität um der Überwachung zu entgehen nur verlagern muss.
    Salopp gesagt. Wenn der Canabiskäufer nicht gerne mit seinem Dealer aufgenommen werden möchte, gehen Dealer und Käufer 3 Ecken weiter. Dann muss die Ecke auch wieder überwacht werden.
    Die Motive, die CoMichel und Bob da den Machern unterstellen, grenzen zwar schon an Chemtrailqualität und wirken lächerlich - aber auch wenn die zwei diesbezüglich auf dem falschen Zug sind, reden wir über ein System, dass das Potential hat, irgendwann aus dem Ruder zu laufen:
    nämlich genau dann, wenn wegen potentieller erhöhter Aufklärungsrate im überwachten Raum mit kriminalitätsverlagerung in unüberwachten Raum ein Dominoeffekt ausgelöst wird, letztere auch zu überwachen.
    In Hamburg zB hat sich einiges an Midnightradau, taschendiebstählen und Schlägereien von Crime-Hotspots mit Kamera auf den Jungfernstieg verlagert, wo keine Kameras installiert sind. Die CDU fordert nun, auch dort ein Überwachungssystem zu installieren. Bei einem immer weiter ausufernden System, wird irgedenwann das bedienende Personal fehlen und eine Automatisierung erforderlich sein (wie auch immer diese in dieser Angelegenheit aussehen mag). Spätestens dann ist es aus dem Ruder.

  9. #3984
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Ja.
    Ist doch überhaupt kein Problem in unserem ... hüstel ... "Überwachungsstaat" (...)
    Das wäre dann allerdings doch sehr bezeichnend, dass Frankreich mit all seinen Maßnahmen, von denen CSU und AfD hierzulande wohl nicht einmal zu träumen wagen (Ausnahmezustand, massiver Militäreinsatz, Einschränkung der Grundrechte etc.), Amiri nicht einmal in einem international fahrenden TGV schnappen.

    Zitat Zitat von horst Beitrag anzeigen
    (...) Er ist geflüchtet - also wollte er wohl nicht geschnappt werden. Und er ist auf der Route geflüchtet, wo er die wenigsten Kontrollen vermutete - weil er eben nicht geschnappt werden wollte.
    Kann ich voll und ganz unterschreiben!

  10. #3985
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Zitat Zitat von Jot Beitrag anzeigen
    Die Motive, die CoMichel und Bob da den Machern unterstellen, grenzen zwar schon an Chemtrailqualität und wirken lächerlich
    Was ist "Chemtrailqualität" und welche unterstellten Motive wirken warum genau lächerlich? Wenn nur einen Tag nach dem Berliner Anschlag plötzlich die forcierte Videoüberwachung durchgeprügelt werden konnte, darf man schon den Verdacht äußern, dass die Verantwortlichen lediglich nach einem Anlass gesucht haben, um Pläne umzusetzen, die schon lange in der Schublade lagen.

    Wer die forcierte Videoüberwachung gut findet, der muss konsequenterweise die Totalüberwachung des öffentlichen Raumes fordern, also aller Straßen, Plätze und Gebäude, auch die Überwachung aller Hauseingänge, Hausflure, Treppenhäuser, Keller - am besten sogar die Überwachung der eigenen Wohnung und natürlich auch sämtlicher Toiletten. Denn überall können die abscheulichsten Verbrechen geschehen, die dann dank Videoüberwachung aufgeklärt werden können.

    Die Idioten, die in dem Berliner U-Bahnhof den Obdachlosen angezündet haben, wurden nun dank Kameraüberwachung ermittelt. Sie könnten den Obdachlosen aber auch nachts im dunklen Park angezündet haben, was doch logischerweise bedeutet, dass der nächtliche Park in Zukunft durch Infrarot-Kameras überwacht werden muss. Oder doch nicht?

  11. #3986
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Einen Artikel wie den folgenden werdet ihr - Heiko Maas sei Dank - in Zukunft wohl nicht mehr lesen können (...) Ein schönes Beispiel dafür, wie man frei von der Leber weg Probleme beschreiben konnte, ohne auf politische Korrektheit achten zu müssen (...)
    Ich verstehe wirklich nicht, was diese ganzen Verschwörungstheorien von dir immer sollen. Wenn dir der (heutige) links-liberale "Spiegel" nicht passt, dann greife doch zu "Focus" oder "Cicero" (von "Compac", "Junger Freiheit" oder noch schlimmeren – alles erlaubt! – will ich gar nicht erst anfangen). Die Presselandschaft hält doch für jeden was bereit. Wenn ich mich für franko-belgische Western interessiere, kaufe ich doch auch keinen Shojo-Manga und beschwere mich anschließend, dass es dort so wenige Indianer gibt.

    Heiko Maas wünsche ich übrigens viel Glück bei seinem Kampf gegen die Auswüchse in den Medien – gerade in den sogenannten "sozialen Medien", ohne die die Islamisten überhaupt nicht so viel Erfolg bei der Rekrutierung von Nachwuchs hätten. Solange dass nicht in VORzensur ausartet, sehe ich da überhaupt kein Problem. Soviel "Überwachungsstaat" darf ruhig sein. Aber einige ältere Semester haben hier wohl immer noch Angst, dass ihnen wieder ihr "Akim" von der Bundesprüfstelle verboten werden könnte

  12. #3987
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) jetzt stellst Du uns Cordoba und das Osmanische Reich, beide durch gewaltsame Eroberungszüge zustande gekommen und als ausgesprochen imperialistische Gebilde anzusehen, quasi als Idealmodell funktionierender Staaten vor (...)
    Es geht hier doch nicht um ein Werturteil, sondern um die Feststellung, dass auch islamische Staaten auf multikultureller Basis etabliert werden konnten. Die moderne, angeblich laizistische Türkei kannte das dann nicht mehr. Dort wurden die Minderheiten unterdrückt und der sunnitische Islam quasi zu Staatsreligion erhoben.

  13. #3988
    Account gelöscht
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    Zitat Zitat von BobCramer Beitrag anzeigen
    Wenn nur einen Tag nach dem Berliner Anschlag plötzlich die forcierte Videoüberwachung durchgeprügelt werden konnte, darf man schon den Verdacht äußern, dass die Verantwortlichen lediglich nach einem Anlass gesucht haben, um Pläne umzusetzen, die schon lange in der Schublade lagen.
    Und viele dieser Verantwortlichen haben im Sommer noch Erdogan mehr oder weniger offen (und völlig zu Recht) kritisiert, als dieser nach dem Putsch stante pede Tausende verhaften liess (da lagen die Listen ja auch schon in den Schubladen).
    Man könnte mit Frau Nahles ins Pippi-Langstrumpf-Lied einstimmen - wenn Nahles nicht so grässlich singen würde.

  14. #3989
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    Zitat von Martin Jurgeit:
    Es geht hier doch nicht um ein Werturteil, sondern um die Feststellung, dass auch islamische Staaten auf multikultureller Basis etabliert werden konnten. Die moderne, angeblich laizistische Türkei kannte das dann nicht mehr. Dort wurden die Minderheiten unterdrückt und der sunnitische Islam quasi zu Staatsreligion erhoben.
    Du hast ganz offensichtlich keine Ahnung, wie der Begriff "Multikulti" zu verstehen ist.
    Daher nochmal: Christen und Juden waren in Cordoba und im Osmanischen Reich Menschen zweiter Klasse, d.h sie hatten weniger Rechte und zusätzliche Steuerpflichten.
    Und jetzt gucken wir uns mal an, was die Wiki zu "Multikulturalismus" sagt:
    Aus der Wiki:
    Multikulturalismus ... ist der Oberbegriff für eine Reihe sozialphilosophischer Theorieansätze mit Handlungsimplikationen für die Kulturpolitik eines Staates. Multikulturalisten treten für den Schutz und die Anerkennung kultureller Unterschiede ein. Die Theorien stehen dem Gedanken einer dominanten Nationalkultur ... entgegen (fett und unterstrichen von mir, damit Du's begreifst)
    Wenn Du das, was in al-Andalus und im Osmanischen Reich praktiziert wurde, multikulti nennst, dann sind auch Sklavenhaltergesellschaften multikulti.

    Wie akzeptiert (zum Beispiel) Juden in al-Andalus waren, kannst du übrigens hier lesen (zugegebenermaßen Ereignisse, die nach der Cordoba-Zeit geschehen sind, aber wäre die "Multikulti"-Toleranz im Kalifat Cordoba so groß gewesen wie von Dir kindischerweise angenommen, sollte man meinen, dass diese Haltung ein bisschen länger hätte konserviert werden können).

    Du bestätigst immer wieder meine Vorurteile gegenüber (in Deinem Fall einem ehemaligen) Ethnologie-Studenten.
    Zitat von Martin Jurgeit:
    Zitat von Felix da cat:
    Einen Artikel wie den folgenden werdet ihr - Heiko Maas sei Dank - in Zukunft wohl nicht mehr lesen können (...) Ein schönes Beispiel dafür, wie man frei von der Leber weg Probleme beschreiben konnte, ohne auf politische Korrektheit achten zu müssen (...)
    Ich verstehe wirklich nicht, was diese ganzen Verschwörungstheorien von dir immer sollen. Wenn dir der (heutige) links-liberale "Spiegel" nicht passt, dann greife doch zu "Focus" oder "Cicero" (von "Compac", "Junger Freiheit" oder noch schlimmeren – alles erlaubt! – will ich gar nicht erst anfangen). Die Presselandschaft hält doch für jeden was bereit. Wenn ich mich für franko-belgische Western interessiere, kaufe ich doch auch keinen Shojo-Manga und beschwere mich anschließend, dass es dort so wenige Indianer gibt.
    Verschwörungstheorien? Unsinn!

    Erst einmal sollte man meinen, dass wir kein Problem mit zu wenig positiver Berichterstattung zum Thema haben, sondern eines mit zu wenig Kritik unserer vierten Macht (die sich damit für dieses "Amt" disqualifiziert) gegenüber unserer Regierung.
    Lass uns einfach mal ein paar Zahlen angucken:
    Mit dem wachsenden Zustrom von Geflüchteten sei die Berichterstattung, welche die Willkommenskultur thematisierte, regelrecht explodiert: Für das Jahr 2015 zählte Haller 19.000 Beiträge, 4.000 mehr zum Thema als in den sechs vorherigen Jahren zusammen. Zwischen Juli und September 2015, als die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreichte, hätten einzelne Zeitungen im Durchschnitt sieben entsprechende Beiträge pro Tag gebracht.

    Insgesamt seien 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv konnotiert gewesen, zwölf Prozent rein berichtend, sechs Prozent hätten die Flüchtlingspolitik problematisiert. Reichweitenstarke Medien hätten sich das Motto der Bundeskanzlerin - „Wir schaffen das“ - zu eigen gemacht. Haller zitiert die „Zeit“, die im August 2015 mit „Willkommen!“ titelte.
    Quelle
    Und die wenigen, die kritisch berichten, bekommen auch noch Ärger von hyperaktiven Weltrettern:
    Da „Breitbart“ gerade nach Europa expandiert, wirkt der Boykottaufruf „Kein Geld für Rechts“ wie der Versuch, dem möglichen Erfolg der Seite gleich die finanzielle Basis zu entziehen. Getroffen aber hat er umgehend andere – das Portal „Achse des Guten“ von Henryk M. Broder und „Tichys Einblick“, die Seite des früheren „Wirtschaftswoche“-Chefredakteurs Roland Tichy.
    Die beiden beklagen massive Werbeeinbußen, Broder erinnert der Boykott-Aufruf an die „Kauft-nicht-bei-Juden“-Hetze der Nationalsozialisten. Dabei will der Boykott-Initiator Hensel die beiden gar nicht gemeint haben. Er verheddert sich aber in seiner Argumentation. „Achgut.com“ wurde als vermeintlich rechtsradikale Publikation erwähnt, nicht aber auf die „Schwarze Liste“ derjenigen Seiten gesetzt, auf denen Unternehmen nicht werben sollten.
    ...
    Brandmarken ist schwer in Mode

    Das freilich sind die unfreundlichen Geister, welche ein Boykottaufruf wie dieser heraufbeschwört. Es ist gerade schwer in Mode, Leute zu brandmarken und als „rechts“ zu denunzieren, deren Ansichten man nicht teilt. Mit dem Etikett wollen Unternehmen nichts zu tun haben und drehen – wie man auf Twitter nachverfolgen kann –, gleich bei, wenn sie nur heftig genug darauf hingewiesen werden, sie unterstützten mit ihrer Werbung (die im Internet oft automatisch geschaltet und gestreut wird) die Falschen.

    Ein Werbeboykott ist übrigens nicht nur ein Mittel gegen vermeintlich gefährliche (Meinungs-)Blogs und Netzportale, sondern vor allem gegen kritische Presseberichterstattung. Wer auf so etwas setzt, erst recht als Stratege einer Werbeagentur, bringt wirtschaftliche Macht gegen die Meinungsvielfalt und die Pressefreiheit in Stellung.
    Wir haben schon massive Angriffe auf die Pressefreiheit, noch nicht durch die Regierung! Und das soll auch so bleiben!


    Zitat von Martin Jurgeit:
    Heiko Maas wünsche ich übrigens viel Glück bei seinem Kampf gegen die Auswüchse in den Medien – gerade in den sogenannten "sozialen Medien", ohne die die Islamisten überhaupt nicht so viel Erfolg bei der Rekrutierung von Nachwuchs hätten.
    Klar, war schon immer gut wenn der Staat die Medien mal ein bisschen aufmischt.

    Das Werben für eine terroristische Vereinigung ist bereits jetzt verboten, ebenso Volksverhetzung (dazu gehören zum Hass aufstachelnde Schriften - was Ton- und Bildträger, Datenspeicher beinhaltet), auch Beleidigung und Verleumdung (dazu zählt das falsche Zitieren in der Absicht, jemanden zu diskreditieren).
    Wenn wir das alles schon haben, wozu brauchen wir ein Wahrheitsministerium?

    Und wenn uns der Staat/seine Repräsentanten anlügen?
    Erinnern wir uns, was die Polizei unmittelbar nach der Silvesternacht 2015 meldete: Ruhige Nacht, keine besonderen Vorkommnisse.
    Wir wissen, dass das gelogen war!
    Nicht wenige vermuten, dass die Polizei dies auf höhere Anweisung getan hat.

    Ich gehe mal davon aus, dass nicht geplant ist, so etwas zu bestrafen ... oder wie ist Deine Meinung dazu, Martin?
    Wenn das Volk in Fragen, die mit den Flüchtlingen zu tun haben, bewusst belogen wird, welche Strafe würdest Du vorschlagen?

    Zitat von Huckybear:
    Was sind Deiner Meinung nach die Gründe warum der Spiegel das 1964 so noch schreiben konnte und heute nicht mehr ?
    Kurze Frage, die eine lange Antwort erfordert ... oder einfach nur das Allzweck-Wort "Zeitgeist".

    Aber interessant ist die Frage schon, also ...

    Erst einmal:
    Natürlich ist ein Wort wie "Flut" im Zusammenhang mit Ausländern (siehe die Überschrift des Spiegel-Artikels von 1964) heutzutage ein absolutes Tabu, ganz besonders "braune Flut", wenn wie hier die Hautfarbe gemeint ist. Und die "braune Flut" auch noch europäische Frauen angrapscht.
    Es hat sich schon eine Menge geändert und wenn Martin meint, um solche Artikel zu lesen, müsste ich nur in den Cicero schauen, dann schreibt er einfach wider besseres Wissen oder weil er ein hermetisch abgeriegeltes Weltbild hat, dass keinen widrigen Einflüssen zugänglich ist.

    Der Hauptgrund für diese Veränderungen liegt in der Gesinnung der Journalisten. Das Hamburger Institut für Journalistik hat 2015 ein aufschlussreiches Umfrageergebnis veröffentlicht.
    Demnach verteilt sich die politische Sympathie deutscher Journalisten wie folgt:

    Grüne: 35,5 Prozent,
    SPD: 26 Prozent,
    CDU: 8,7 Prozent,
    FDP: 6,3 Prozent
    Sonstige: 4
    keine Partei: 19,6 Prozent.
    siehe hier

    Über 61 Prozent grün oder links.
    Alles andere als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Oder wo findet man ein vergleichbares Wahlergebnis?
    Man kann also nicht erwarten, dass die deutsche Presse dem Meinungsproporz entsprechend kommentiert oder auch nur berichtet.

    Gerne nehmen Grüne und Linke für sich in Anspruch, im Allgemeinen idealistischer zu sein als Konservative oder Rechte.
    Möglich, aber idealistische Menschen haben eben auch einige unangenehme Angewohnheiten, z.B. einen starken Bekehrungsdrang, den Drang ihre "tollen" Ideen, die die Welt garantiert besser machen, unter die Leute zu bringen (das Wort "Drang" ist ein naher Verwandter von "aufdrängen"). Und: Wenn man für ganz besonders edle Anliegen kämpft, müssen diejenigen, die anderer Meinung sind und nicht akzeptieren wollen, dass man es viel besser weiß, entweder dumm oder besonders böse sein.

    Wir haben keine großen "Glaubenskriege" mehr. Der letzte endete mit dem Untergang der Sowjetunion.
    Uns geht es materiell gut.
    Wofür also kämpfen, wenn man idealistisch ist und die Welt verändern will?
    Die westliche Welt ist selbstkritisch (einer ihrer größten Vorteile gegenüber der muslimischen, der dieser Wesenszug fast völlig abgeht), also konzentriert sie sich mangels äußerer Feinde auf die inneren.
    Und auf die Themen, die vorher nicht beachtet wurden, weil sie "Luxusprobleme" waren.
    Dazu gehört alles bis hin zur Sprachregelung.
    Also wird uns beigebracht wie wir geschlechtergerecht zu reden oder uns zum Flüchtlingsproblem zu äußern haben. "Flüchtlingsproblem" ist schon ein doppeltes Buhwort.
    "Flüchtling" ist ein Dimunitiv, macht den Menschen angeblich klein, also soll man von "Flüchtenden" reden. Blöderweise rückt das sie in die Nähe von Leuten, die aus dem Knast oder von einem Tatort fliehen. Aber Intelligenz muss man bei solchen Wortklaubereien ja nicht unterstellen.
    "Problem", der zweite Teil des Wortes "Flüchtlingsproblem", ist natürlich deshalb "igitt", weil man dadurch angeblich Menschen auf ein Problem reduziert.
    Man muss also höllisch aufpassen, dass man keinen der neuen (Sprach-)Kodizes verletzt.

    So ... und in einem Land, in dem mit einer solchen Inbrunst über Begrifflichkeiten gestritten wird und wo jeder bei der kleinsten eingebildeten oder tatsächlichen Fehl-Formulierung zumindest moralisch Anklage erheben darf und dabei noch ernst genommen wird, kann man nicht allzu viel Vernunft erwarten, wenn über grundsätzlichere Dinge gestritten wird.

    Das hat sich mitunter in nahezu religiösen Wahn versteigert (wir erinnern uns wie die Flüchtlinge mit Teddys und applaudiert begrüßt wurden - und an die teils verdutzten Gesichter selbiger, die ganz offensichtlich nicht wussten, warum sie so gefeiert wurden -, sie ahnten nicht, dass sich wohl jeder an ihnen seiner Mitmenschlichkeit versichern wollte).
    Und die Presse hat ja kräftig mitgemacht (s.o., 82 % positive Berichterstattung).
    Wer in so einer Situation die Party stört indem er sich kritisch äußert, ist natürlich automatisch der Buh-Mann.
    Und wenn man sich auf der einen Seite in einen solch quasi-religiösen Wahn hineinsteigert, ist der Gegner halt der Teufel. Oder in weltlichen Kategorien gesprochen (schließlich leben wir in einer eher areligiösen Gesellschaft): mindestens Rechtspopulist.
    Mindestens.
    Und wenn dann dein Gegner zu den ganz Bösen gehört, macht dich das selber noch viel edler.
    Wie sagte Johannes Gross einmal: "Je länger das Dritte Reich tot ist, umso stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen."
    Warum?
    Weil der "Kampf" heutzutage risikolos ist und trotzdem edel macht.

    Schwer, da umzusteuern.
    Silvester 2015 sind einige vom Glauben abgefallen.
    Andere kämpfen dafür umso leidenschaftlicher.

    Diese ganze Gesinnungsethik-Scheiße hat etwas sektiererisches. Bist du nicht für uns, musst du bekämpft werden. Ausgrenzen ist die Devise.
    Als der Cicero begann, kritisch über Merkels Politik zu schreiben, verortete die taz sie sofort am "rechten Rand" (lässt sich nicht verlinken, aber wen's interessiert: "taz" und "ein neuer Ton" bei Google eingeben).
    Das ist alles sehr durchschaubar, aber wie immer bei Sekten: nicht für deren Jünger.
    Geändert von felix da cat (27.12.2016 um 23:01 Uhr)

  15. #3990
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Christen und Juden waren in Cordoba und im Osmanischen Reich Menschen zweiter Klasse, d.h sie hatten weniger Rechte und zusätzliche Steuerpflichten (...)
    Sie hatten aber immerhin Rechte und durften ihre Kultur und Religion bewahren. Nach dem Untergang dieser Staatswesen war es damit vorbei unter Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien in Spanien und in der Türkei unter Atatürk. Da blieb nur noch Assimilation oder Vertreibung. Und von den eingeschränkten Rechten, die etwa Juden in Córdoba oder dem Osmanischen Reich genossen, konnten ihre Glaubensbrüder in den christlichen Reichen Europas lange nur träumen.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Das Werben für eine terroristische Vereinigung ist bereits jetzt verboten, ebenso Volksverhetzung (...)
    Solange die "sozialen" Medien in Deutschland aber schalten und walten können, wie sie wollen, sind diese Paragraphen doch nur Papiertiger. Facebook hat doch überhaupt kein Interesse IS-Propaganda etc. zeitnah zu löschen (wenn sie es überhaupt mal machen), da dadurch nur ihre Zugriffszahlen sprich ihr Geschäftsmodel tangiert würden.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Wenn das Volk in Fragen, die mit den Flüchtlingen zu tun haben, bewusst belogen wird, welche Strafe würdest Du vorschlagen? (...)
    Genau die Strafen, die unser Gesellschaftssystem hierfür vorsieht, wenn das Volk dieser Meinung ist: Die etwaige Abwahl der verantwortlichen Politiker! Und jetzt schreibe bitte nicht wieder, dass dieses ja durch das "System" verhindert würde.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Demnach verteilt sich die politische Sympathie deutscher Journalisten wie folgt (...) Über 61 Prozent grün oder links (...) Man kann also nicht erwarten, dass die deutsche Presse dem Meinungsproporz entsprechend kommentiert oder auch nur berichtet (...)
    Und was soll das jetzt aussagen? Willst du etwa Zeitungsredaktionen etc. vorschreiben, Wahlergebnis-konform ihre Redaktionen zusammenzusetzen? Soll mir etwa vorgeschrieben werden, was ich in dem von mir herausgegebenen Magazin an Meinungen verbreite? Ich kann es kaum glauben, was du da (auch zwischen den Zeilen) schreibst ...

    Wenn Leuten wie dir die Presselandschaft nicht passt, dann gründe einfach neue Medien. Ist in den letzten Jahrzehnten zuhauf in Deutschland passiert – sowohl auf der linken wie vor allem in letzter Zeit auch auf dem rechten Hälfte des politischen Spektrums, gerade auch im Internet (sehr effektiv und wenig kostenintensiv). Ein Problem hätten wir, wenn all das nicht möglich wäre und von der Regierung verboten würde. Wird es aber nicht!

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) "Flüchtling" ist ein Dimunitiv, macht den Menschen angeblich klein, also soll man von "Flüchtenden" reden. Blöderweise rückt das sie in die Nähe von Leuten, die aus dem Knast oder von einem Tatort fliehen. Aber Intelligenz muss man bei solchen Wortklaubereien ja nicht unterstellen (...)
    Das ist keineswegs Wortklauberei. Meine Großeltern und Eltern haben sich nie als "Flüchtlinge" gesehen, sondern darauf bestanden, "Vertriebene" zu sein. Ein Begriff der hierzulande lange sehr umstritten war und wohlweislich in der DDR bis zum Schluss verboten war. Auch die "Umsiedler", die gerade Ost-Aleppo verlassen müssen, sind für mich übrigens keine "Flüchtlinge", sondern "Vertriebene".

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Als der Cicero begann, kritisch über Merkels Politik zu schreiben, verortete die taz sie sofort am "rechten Rand" (...)
    Na und? Was meinst du, was ich mir alles zu unseren Ausgaben zu den Mohammed-Karikaturen, dem Charlie-Hebdo-Attentat oder zur Flüchtlingskrise anhören (bzw. -lesen) durfte. Ich stehe schließlich mit Privatadresse, Telefon und E-Mail in jedem Heft drin. So etwas zieht natürlich die Spinner wie der Speck die Fliegen an. Aber solche Begleiterscheinungen muss man halt tolerieren. Das gehört für mich dazu, dass man im Mediengeschäft mit offenem Visier kämpft. Wem es in der Küche zu heiß ist, sollte nicht Koch werden.

  16. #3991
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    Zitat Zitat von falkbingo Beitrag anzeigen
    (...) In welcher Zeitschrift veröffentlichst du denn?
    Im Comic-Bereich bin (bzw. war) ich Herausgeber und Chefredakteur u.a. von COMIX, HIT COMICS, ZACK und COMIXENE. Im "normalen" Leben bin ich u.a. tätig für SZ, FAZ, "Tagesspiegel" oder öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten wie WDR und Deutschlandradio. Alles Medien, die felix da cat wohl unter "die deutsche Presse" abstempelt

  17. #3992
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    Zitat von Martin Jurgeit:
    Sie hatten aber immerhin Rechte und durften ihre Kultur und Religion bewahren. Nach dem Untergang dieser Staatswesen war es damit vorbei unter Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien in Spanien und in der Türkei unter Atatürk. Da blieb nur noch Assimilation oder Vertreibung. Und von den eingeschränkten Rechten, die etwa Juden in Córdoba oder dem Osmanischen Reich genossen, konnten ihre Glaubensbrüder in den christlichen Reichen Europas lange nur träumen.
    O.k., Du schreibst einmal mehr wie der Blinde von der Farbe, aber wenn's Dich wirklich interessiert, hier lesen.
    Zitat aus dem Artikel: "Es bleibt eine verlockende Idee: eine tolerante Gesellschaft, in der Völker mit verschiedenen Sitten, Sprachen und Religionen friedlich zusammenleben. Gerade in unserer Zeit hat sie eine außerordentliche Anziehungskraft. Dabei herrscht die weit verbreitete Vorstellung, daß sich im mittelalterlichen Spanien eine solche geradezu ideale multikulturelle und gemischtreligiöse Gesellschaft herausgebildet habe, in der drei Kulturen - die christliche, die muslimische und die jüdische - in relativer Harmonie zusammenlebten. Dort habe es, anders als im homogenen und monolithischen christlichen Europa nördlich der Pyrenäen, Toleranz und Verständnis füreinander gegeben.

    Nicht wenige Politiker und Intellektuelle sehen darin ein Modell, um den wachsenden Problemen der Integration von Einwanderern aus anderen Kulturkreisen zu begegnen. Obwohl es Ansätze dafür auch in den christlichen spanischen Reichen gegeben hat, glaubt man dieses geradezu idyllische Profil vor allem im muslimischen Andalusien vorzufinden. Doch diese Vorstellung einer Gesellschaft dreier verschiedener, sich gegenseitig respektierender Kulturen ist ein Mythos oder ein Gemeinplatz, der nicht der historischen Realität entspricht."
    Noch Fragen?

    Zitat von Martin Jurgeit:
    Zitat von felix da cat:
    (...) Wenn das Volk in Fragen, die mit den Flüchtlingen zu tun haben, bewusst belogen wird, welche Strafe würdest Du vorschlagen? (...)
    Genau die Strafen, die unser Gesellschaftssystem hierfür vorsieht, wenn das Volk dieser Meinung ist: Die etwaige Abwahl der verantwortlichen Politiker! Und jetzt schreibe bitte nicht wieder, dass dieses ja durch das "System" verhindert würde.
    Offensichtlich empfindest Du eine Abwahl als genauso schlimm wie eine strafrechtliche Verfolgung.
    Wow, so kann nur ein (ehemaliger) Politiker denken!
    Warum soll man die einen Lügner anders bestrafen als die anderen. Erklär das mal!
    Die Polizei-Ansage, dass Silvester 2015 in Köln alles ruhig war, ist 100 % fake news.
    Würde Heiko Maas konsequent durchgreifen, würden es hier nach einer Gesetzesänderung Anzeigen hageln.
    Aber es war ja im "Dienst der guten Sache"!
    Mein Gott, wie verlogen das ist!
    Ich könnte brechen!

    Zitat von Martin Jurgeit:
    Zitat von felix da cat:
    (...) Demnach verteilt sich die politische Sympathie deutscher Journalisten wie folgt (...) Über 61 Prozent grün oder links (...) Man kann also nicht erwarten, dass die deutsche Presse dem Meinungsproporz entsprechend kommentiert oder auch nur berichtet (...)
    Und was soll das jetzt aussagen? Willst du etwa Zeitungsredaktionen etc. vorschreiben, Wahlergebnis-konform ihre Redaktionen zusammenzusetzen? Soll mir etwa vorgeschrieben werden, was ich in dem von mir herausgegebenen Magazin an Meinungen verbreite? Ich kann es kaum glauben, was du da (auch zwischen den Zeilen) schreibst ...
    Was für ein hanebüchener Unsinn!
    Ich habe auf Huckybears Frage geantwortet, warum die Presse so anders schreibt als weiland 1964. Mehr nicht. Damit war keine Forderung verbunden.
    Und weil ich nicht mehr geschrieben habe, unterstellst Du mir einfach, das "stünde zwischen den Zeilen".
    Du unterstellst einfach irgendwas, was ich nicht mal im Ansatz schreibe, und dann gibst Du Dich als Kämpfer gegen Deinen selbst verzapften Mist.
    Zitat von Martin Jurgeit:
    Das ist keineswegs Wortklauberei. Meine Großeltern und Eltern haben sich nie als "Flüchtlinge" gesehen, sondern darauf bestanden, "Vertriebene" zu sein. Ein Begriff der hierzulande lange sehr umstritten war und wohlweislich in der DDR bis zum Schluss verboten war. Auch die "Umsiedler", die gerade Ost-Aleppo verlassen müssen, sind für mich übrigens keine "Flüchtlinge", sondern "Vertriebene".
    Danke für die Bestätigung!
    Pausenlos regt sich irgendwer über irgendeine Formulierung auf und kann nicht einfach mal fünfe gerade sein lassen ... wie ich geschrieben habe. Willkommen im Club!

    Zitat von Martin Jurgeit:
    Zitat von mir:
    (...) Als der Cicero begann, kritisch über Merkels Politik zu schreiben, verortete die taz sie sofort am "rechten Rand" (...)
    Na und? Was meinst du, was ich mir alles zu unseren Ausgaben zu den Mohammed-Karikaturen, dem Charlie-Hebdo-Attentat oder zur Flüchtlingskrise anhören (bzw. -lesen) durfte. Ich stehe schließlich mit Privatadresse, Telefon und E-Mail in jedem Heft drin. So etwas zieht natürlich die Spinner wie der Speck die Fliegen an. Aber solche Begleiterscheinungen muss man halt tolerieren. Das gehört für mich dazu, dass man im Mediengeschäft mit offenem Visier kämpft. Wem es in der Küche zu heiß ist, sollte nicht Koch werden.
    Und nochmal:
    Ich habe Huckybear geantwortet. Meine Meinung ist, dass diese Ausgrenzungs-Automatismen Formen religiösen Wahns angenommen haben.
    Ich halte das nicht nur für schlecht, ich halte es für eine gefährliche Vergiftung des Klimas. Das Hinarbeiten auf eine gespaltenen Gesellschaft.
    Man muss das nicht tolerieren, man muss allenfalls damit leben. Ich darf das scheiße finden und auch schreiben.
    Wenn dir das zu "heiß" ist, musst du halt die Küche verlassen!
    Schwätzer!
    Geändert von felix da cat (28.12.2016 um 13:35 Uhr)

  18. #3993
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    Wie ist denn Bobs und Deine Meinung zum Inhalt des Spiegel-Artikels von 1964?
    Hat's das alles nicht gegeben?
    Hat's das nur damals gegeben und heute nicht mehr?

    Derweil in Augsburg.

  19. #3994
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    @felix da cat:
    Ich finde viel interessanter deinen unten verlinkten Artikel, weil er für mich beispielhaft ist. Komplett normal für mich ist, dass über diesen Vorfall eine Lokalzeitung in Augsburg berichtet. Dass der Vorfall jetzt aber von einem überegeionalen Blatt aufgegriffen wird, hängt einzig und allein damit zusammen, dass es um eine Auseinandersetzung unter Syrern geht.

    Wir haben solche und schlimmere Vorfälle täglich überall in Deutschland. Zu dem Rentner, der in der Münchner U-Bahn niedergerempelt wurde und starb (anders als jetzt Gott sei Dank in Berlin) habe ich vor ein paar Tagen zur SZ verlinkt. In Köln wurde vor ein paar Wochen ein Obdachloser angezündet und starb (anders als jetzt Gott sei Dank in Berlin). Bei uns hier gab es vor kurzem (wieder) einen Mord an einer Prostituierten usw. All das sind – zu recht! – nur Themen für die lokale Medienöffentlichkeit. Wenn aber Personen mit womöglich "fremder" Herkunft beteiligt sind, wird dies sofort zu einem deutschlandweiten Ding.

  20. #3995
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    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    Das Drama ist nur, dass die Nazi-Diktatur zu einer Zeit entstand, als "wir" längst Kant, Voltaire oder Rousseau verinnerlicht glaubten. Zudem wurde die Dikatur auch sehr stark von den "gebildeten" und "aufgeklärten" Eliten getragen, während viele "einfache" Leute – gerade auch in sehr ländlich-katholisch geprägte Gegenden – vielfach immun waren gegenüber den Nazis.


    Dem stehen aber explizit multikulturelle (und religiöse) Staatswesen wie das Emirat/Kalifat Córdoba oder auch das Osmanische Reich gegenüber, die über Jahrhunderte sehr stabil existierten und im Grunde erst durch äußere Gewalt zu Fall gebracht wurden.

    Es gibt halt immer solche und solche Beispiele und leider keine einfachen Antworten – und schon gar nicht irgendeine Sicherheit, dass nicht von heute auf morgen auch unter uns wieder die schlimmste Barbarei möglich wäre.
    Die religiöse Befreiung führte zur nationalen Identität. Das stimmt. Selbst in der Veränderung greifen wir zum uns Bekannten (ob nun Gott oder Deutschland, ob nun Jesus oder Hitler). Entwicklung geschieht nicht von heute auf morgen. Entwicklung braucht Zeit.
    Und punkto Intellektuelle: Ich dachte viele Jahre ebenso, dass die Gebildeten von Fehlern dieser Art gefeilt seien.. Aber das ist falsch: Unser Intellekt arbeitet für unsere Idee, nicht umgekehrt. Ideen werden uns meist als Indoktrination eingepflanzt, in einer Zeit, in der wir das Denken noch gar nicht ausgebildet haben. Dieses "gebildet und ungebildet" Gegenpol ist sowieso eine sehr beliebte Methodik des Menschen. Ob nun Muslimen vorgeworfen wird, sie glauben dummerweiße immer noch an Fantasien, Atheisten, sie würden sich dummerweiße als Nachfahren von Affen sehen (was defacto natürlich falsch ist), Wutbürger, die sich dummerweiße von Gefühlen und Gerüchten leiten oder Gutmenschen, die sich dummerweiße immer noch von Staat und Ideal beirren lassen. Diesen marginalen Fehler würde ich niemals machen. Ich habe sehr viele intelligente Muslime getroffen. Gerade sie sind es, die die Idee beleben (deutsche Unis sind nicht ohne Grund links gerichtet).

    Frag mal Ungarn, wie sehr ihnen Multi-Kulti im Osmanischen Reich gefiel. Deine Sichtweiße diesbezüglich macht mich ehrlich gesagt etwas ratlos. Das war nicht Multi-Kulti, das war radikale Leitkultur. Mit Atatürk kam übrigens tatsächlich eine Weiterentwicklung zum Nationalismus, aber der Islam als religiöse Idee ist schlicht zu mächtig, wie man es heute sieht. Nationalismus ist übrigens deshalb eine Weiterentwicklung zur Religion, weil sie eher eine Öffnung zum Wissenschaft bietet, säkulare Prozesse ankurbelt und damit sich als Übergang zum Humanismus prädestiniert.

  21. #3996
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von muka Beitrag anzeigen
    (...) Nationalismus ist übrigens deshalb eine Weiterentwicklung zur Religion, weil sie eher eine Öffnung zum Wissenschaft bietet, säkulare Prozesse ankurbelt und damit sich als Übergang zum Humanismus prädestiniert.
    Für Deutschland wären "Öffnung" und "Übergang" dann aber mit über 50 Millionen Toten in Europa durch die Nazi-Herrschaft extrem teuer erkauft – viel zu teuer meiner Meinung nach!

  22. #3997
    Mitglied Avatar von Zyklotrop
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    Zitat Zitat von Martin Jurgeit Beitrag anzeigen
    All das sind – zu recht! – nur Themen für die lokale Medienöffentlichkeit. Wenn aber Personen mit womöglich "fremder" Herkunft beteiligt sind, wird dies sofort zu einem deutschlandweiten Ding.
    Man stelle sich erst vor, das in Brand gesteckte Opfer wäre fremder Herkunft und die Täter Deutsche. Was für ein "Ding" das erst wäre. So ist leider von gutmenschlichen Kerzchenmärschen und Ergriffenheitsbekundungen der Politikerkaste weit und breit nichts zu hören und zu sehen.

  23. #3998
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    Letzte Meldung:
    Fake News und Aufstachelung in der taz!

    Ihr Einsatz, Herr Maas.
    Bitte bestrafen sie diese Aufstachelung zum Hass:
    Liebe Linke, Antifaschist*innen, Kommunist*innen und alle anderen Antis.

    Wir müssen reden. Wie ihr vielleicht zwischen Ketamin-Kater und Marx-Lesekreis bemerkt habt, ist die Hütte am Brennen. Auf der ganzen Welt machen sich unter völkischem Jubel Faschos breit. Auch hierzulande ist die Situation für Frauen, Queers, Transpersonen, Personen of Color, Schwarze Personen, Menschen mit Behinderung, Geflüchtete und alle, die in der Intersektion dieser Identitäten leben, nach wie vor bedrohlich.

    Neben offener Gewalt auf der Straße, im Netz und im vermeintlich Privaten passiert vieles institutionell. Zum Beispiel gibt sich die CDU enorm viel Mühe um zu beweisen, dass das „C“ in ihrem Parteinamen eigentlich für „catastrophe“ – oder kurz: Kadda – steht. Auf ihrem Parteitag ging ein Kadda-Beschluss nach dem anderen raus und kreiert weiter ihre rassistische Politik der Abschottung.

    Geflüchtete sollen „zurück“ ins Mittelmeer, ... (Kommentar von mir: ups, ist das nicht die Unterstellung eines Massenmord-Plans?)

    Anstatt die rassistische Stimmung weiteraufzuheizen, können sie ruhig mal anfangen, sich nach dem Kacken den Arsch richtig abzuwaschen ...
    Quelle
    Ach so. "fake" und Hetze gibt's ja nur von Rechts.
    Ich bin aber auch vergesslich!

    Zitat von Martin Jurgeit:
    Wir haben solche und schlimmere Vorfälle täglich überall in Deutschland. Zu dem Rentner, der in der Münchner U-Bahn niedergerempelt wurde und starb (anders als jetzt Gott sei Dank in Berlin) habe ich vor ein paar Tagen zur SZ verlinkt. In Köln wurde vor ein paar Wochen ein Obdachloser angezündet und starb (anders als jetzt Gott sei Dank in Berlin). Bei uns hier gab es vor kurzem (wieder) einen Mord an einer Prostituierten usw. All das sind – zu recht! – nur Themen für die lokale Medienöffentlichkeit. Wenn aber Personen mit womöglich "fremder" Herkunft beteiligt sind, wird dies sofort zu einem deutschlandweiten Ding.
    Verdrängung vom Feinsten ...

    Wer von den 61 % linken und grünen Journalisten (siehe Statistik oben), die (und wahrscheinlich auch andere) im letzten Jahr zu 82 % positiv über Flüchtlinge berichtet haben (siehe Statistik oben) sollte denn jetzt seine Liebe zum Ressentiment entdeckt haben, um verstärkt von den "bösen Flüchtlingen" zu berichten?

    Erst einmal solltest Du Dich - ausnahmsweise ohne vorgefasste Meinung - fragen, warum die Berliner Obdachlosen-Geschichte den Weg in die Überregionalität gefunden hat.

    Dazu gehört, sich daran zu erinnern, dass die Verbreitung durch einen Fahndungsaufruf ausgelöst wurde. Man hatte Bilder von den Tätern, suchte diese öffentlich. Sollte man sich auf Berlin beschränken? Und wenn diese nur einen "lustigen" Tag dort verbracht hätten?
    Im Kölner Obdachlosen-Mordfall wusste man zunächst gar nicht, wen man suchen soll. An die überregionale Öffentlichkeit heranzutreten hatte man keine Veranlassung, weil man für die nichts hatte (außer dem "Sensationswert" der Tat).

    Für den Rest brauchst Du nur 1+1 zusammenzuzählen.
    Der vor kurzem gesuchte bulgarische U-Bahntreter hatte seine Tat bereits Ende Oktober begangen.
    Die Berliner Polizei konnte ihn wie üblich nicht ermitteln ... und wandte sich trotz vorhandenem Bildmaterial wochenlang nicht an die Öffentlichkeit.
    Dann forcierte (oder: führte herbei) die BILD-Zeitung die öffentliche Fahndung, indem sie das Video überhaupt erst einmal in Umlauf brachte. Und: es dauerte nur ein paar Tage, dann wurde der Täter dingfest gemacht.
    siehe z.B. hier: letzte zwei Sätze im Artikel: Die Tat hatte eine Debatte über die Frage ausgelöst, ob in Zukunft schneller öffentlich gefahndet werden solle. Das Video war noch bevor die Polizei es herausgegeben hatte bei bild.de veröffentlicht worden.
    Tja, und dann die Geschichte mit dem grünen Justizsenator Steffen, der die Fahndung nach Arschi behinderte, wieder in der Bild.

    So ... und jetzt denk mal scharf darüber nach, was passieren würde, wenn die Bilder aus der Überwachungskamera, die die sieben Obdachlosen-Anzünder aus Berlin recht gut zeigt, nicht schnellstens veröffentlicht würden. Wenn die womöglich unter Verschluss blieben und die Berliner Polizei die Täter auch nach Wochen nicht hätte ermitteln können.
    Und dann die Bilder ans Tageslicht geraten wären.
    U-hu ... da haben die Überlebensinstinkte einiger Politiker schlichtweg Purzelbäume geschlagen.
    Müsstest Du doch wissen wie die ticken.
    Machterhalt über alles!
    Peinlich, dass die Bild zum "Sturmgeschütz der Demokratie" (altes Selbstbild des Spiegel) wird!

    Wenn Du meinst, jetzt würden alle Straftaten, die von Muslimen begangen werden, breitgetreten, liegst du falsch. Oder haben die Überregionalen etwa in größerem Umfang von diesen U-Bahn-Tretern aus München berichtet? (über Google finde ich nur was bei n-tv)

    Schade für dich, wieder eine Theorie, die wie eine Seifenblase zerplatzt.

    Dass über den Augsburger Fall überregional berichtet wird, liegt in seiner Ungewöhnlichkeit und extremen Brutalität begründet (einem Baby mit der Schuhsohle ins Gesicht zu springen ist schon von außergewöhnlicher Rohheit).
    Wie auch einige andere Taten, an die wir uns wohl jetzt gewöhnen müssen.
    Seine eigenen Kinder aus dem Fenster zu werfen, weil die Ehefrau "verwestlicht" und dann zu meinen, in der Heimat wäre man mit einem Monat Haft davongekommen, ist hierzulande halt noch nicht ganz so üblich.
    Oder die Ehefrau zunächst mit dem Messer zu traktieren und sie dann ans Auto gebunden über den Asphalt zu schleifen.
    Aber tröste Dich!
    Wenn wir uns dann erst einmal an diese Form der "muslimischen Scheidung" gewöhnt haben, wird auch das nur noch in den regionalen Blättern zu finden sein.
    Ist im Moment halt noch spektakulär.


    Aber ich möchte dich nicht ganz aus der Frage nach dem 1964er-Spiegel-Artikel entlassen.
    Zitat von Martin Jurgeit:
    Ich finde viel interessanter deinen unten verlinkten Artikel, ...
    Kann ich mir vorstellen, denn der Spiegel-Artikel wirft ein paar essentielle Fragen auf, deren Antworten dein Weltbild unangenehm berühren könnten.

    Also: wenn der im Spiegel 1964 dargestellte Sachverhalt so richtig berichtet wird (keine Grenzkontrolle, eingewandert sind vor allem algerische Männer - Folge:
    "Die Pariser Polizei sah sich bald vor der Aufgabe, mit einer Kolonie von 200 000 Algeriern fertig zu werden, die zwar nur drei Prozent der hauptstädtischen Bevölkerung ausmacht, auf deren Konto jedoch im vergangenen Jahr
    - 32 Prozent der Morde,
    - 39 Prozent der Autodiebstähle und
    - 58 Prozent der Diebstähle mit Schußwaffengebrauch
    gingen.
    Ganz zu schweigen von den massenhaften sexuellen Übergriffen, die den Aufhänger des Artikels stellen), kann es dann wirklich stimmen, dass die aktuelle Zuwanderung keine solche Folgen hat, wie ja offiziell behauptet wird?
    Die Kriminalitätsrate der muslimischen Zuwanderer soll ja mehr oder minder - eher minder - der der einheimischen Bevölkerung entsprechen.

    Wenn das so ist, was ist der Grund?

    Kommen die neuen Zuwanderer nicht auch aus Gebieten einerseits extremer Prüderie, andererseits mit einem katastrophalen Frauenbild? Wenn überhaupt, dann ist die arabische Welt durch das Erstarken des Islam in den letzten Jahren noch prüder, noch frauenfeindlicher geworden.

    Und ist diese Welt friedlicher geworden?
    Wird der Nachwuchs nun allenthalben liebevoller erzogen, dass er in Teilen nicht mehr so gewaltaffin wie damals ist?
    Habe ich da eine Entwicklung verschlafen?

    Da beißt sich was.
    Ich hätte gern von Bob und/oder Dir eine Auflösung.
    Ihr wisst doch immer Bescheid, einer wird doch Rat geben können.
    Ich will halt nur verstehen ...
    Geändert von felix da cat (28.12.2016 um 22:10 Uhr)

  24. #3999
    Account gelöscht
    Gast
    Zitat Zitat von Zyklotrop Beitrag anzeigen
    Man stelle sich erst vor, das in Brand gesteckte Opfer wäre fremder Herkunft und die Täter Deutsche.
    Das braucht man sich leider nicht vorzustellen, das gabs schon oft genug!

  25. #4000
    Moderator die neunte • Internationaler Comic-Salon Erlangen Avatar von Martin Jurgeit
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    (...) Wer von den 61 % linken und grünen Journalisten (siehe Statistik oben) (...)
    Ich weiß wirklich nicht, was du laufend mit dieser Zahl willst? Selbst wenn diese so stimmen würde, hätte sie null Aussagekraft, weil jeder einzelne Journalist nur so stark wirken kann, wie sein Blatt Auflage verkauft und Leser bindet. Und was bringen da all die tollen seriösen links-liberalen "Blättchen" gegen die publizistische Dampfwalze Springer, die hierzulande alles platt macht (selbst online!). Ja, und ich vergesse auch nicht, dass BILD zwischendurch mal für kurze Zeit einen Pro-Merkel-Kurs gefahren ist – das hat man dort inzwischen aber mehr als wett gemacht mit der Berichterstattung in diesem Jahr.

    Was du hier laufend suggerierst, ist, dass den armen deutschen Lesern Zeitungen aufgenötigt würden, die komplett ihrer Meinung zuwider berichten würden. Das ist völliger Quatsch. Deine 61 % "links-grüne" Journalisten erreichen leider wohl nicht einmal 25 Prozent Leserschaft – und da muss ich dann schon Blätter wie die SZ mit eingemeinden.

    Was werfen denn die ganzen Journalisten, die für Mini-Blätter wie taz, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Junge Welt etc. (alle – kein Witz! – TAGESzeitungen, alle im Verkauf unter 100.000, in der Regel sogar klar) in die publizistische Waagschale gegenüber auch nur einer Regionalausgabe der BILD-Zeitung. Praktisch nichts!

    Die sind mit ihren Vollredaktionen nur gut für deine Statistik. Das musste seinerzeit ja auch schon Gerhard Schröder einsehen, wie wir uns erinnern

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