Seltsame Moralpredigt, und auch völlig fehl am Platz. Hie werden fachmännisch verschiedene Künstler verglichen, ganz ohne Herabwürdigung. Und im Vergleich zum Genie Pratt (Erfinder, Szenarist und Zeichner in Personalunion) fallen sowohl die Geschichten als auch die Interpretation der Figur Corto Maltese deutlich schwächer aus. „Vorverurteilung“ WTF?
Ich fürchte schon den gewaltigen Sturm, der sich ob meiner folgenden Aussage über mir zusammenziehen wird, aber ich traue mich trotzdem: In meinen Augen waren die Szenarien, die das Genie Pratt seinen Corto durchleben ließ, nicht alle von gleichbleibend überragender Qualität.
*duckundweg*
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Klar gibt’s da Unterschiede. Außerdem hat jeder auch noch seine eigenen Vorlieben oder findet mal‘n Szenario nicht so dolle. Ich zB bin nicht so Fan der späten Alben (‚Die Schweizer‘ und ‚Mû‘), und vergöttere ‚Die Kelten‘ und ‚Das Goldene Haus von Samarkand‘. Aber ich finde eben ALLE Pratt-Alben besser als die von Canales/Pellejero. Wie gesagt: Ist Geschmacksache.
"Die Schweizer" und "Mû" kenne ich noch nicht. Seit Band 4 ist alles neu für mich. Mit Ausnahme von "Samarkand". Bei dem stimme ich dir zu, der ist großartig. "Die Kelten" fand ich eher Durchschnitt. Vergöttern tu' ich auf alle Fälle die "Südseeballade". Und weil ich ein großer Jack-London-Möger bin, hat mir auch die "Mitternachtssonne" ausnehmend gut gefallen. Von der "Jugend" hatte ich mir etwas mehr erhofft, aber das ist ja auch eine unvollendete Geschichte. Hier würde ich mir eine Fortsetzung sehnlichst wünschen.
Letztendlich hast du natürlich recht, es ist und bleibt Geschmackssache. Aber das Argument ist doof, damit kann man nicht so trefflich streiten.
Geändert von CHOUETTE (21.08.2019 um 16:56 Uhr)
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Bitte beachtet meinen neuen Verkaufsthread.
Trinken mit der Linken, Fechten mit der Rechten.
Andersrum formuliert: Die, die beides können, schaffen oft „das besondere“: Hergé, Franquin, Pratt.
...und Andreas und...
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Jetzt muss ich hier doch noch eine Lanze für den neuen Corto Maltese brechen. Das bin ich alleine schon meinem Alias Namen schuldig
Ich finde es toll, dass Kunstwerke weiterleben, auch wenn der Schöpfer dies leider nicht mehr kann.
Ich hatte mich riesig über die Fortsetzung gefreut, und bin alles andere als enttäuscht worden! Ganz große Comic-Kunst!
Puristen mögen sich auf die Originale beschänken (eine Haltung die ich ausdrücklich respektiere!), müssten dann konsequenter Weise aber auch auf Franquin's Spirou, auf Cosey's Mickey oder Frank Miller's Batman verzichten.
Die Grenze verläuft für mich nicht zwischen Original und nicht-Original sondern zwischen gut und schlecht.
Ich wollte euch nur mal aufklären, worüber ihr diskutieren sollt, sonst hätte ich ja was Inhaltliches geschrieben. Deine Antwort reicht mir, als Zeichen, dass das mal nötig war
Corto Maltese begleitet mich seit 1982. Da kaufte ich mir mit 11 Jahren „Und immer ein Stück weiter...“ Carlsen Special Comics in schwarz-weiß. Die fünf Kurzgeschichten faszinierten mich damals und tun es auch noch heute. Wobei ich als Kind weniger von den Geschichten, denn von der fremden Kultur und den S/W Zeichnungen und deren Spiel mit Licht und Schatten begeistert war. Erst 1989 lernte ich die Südseeballade als Farbausgabe von Carlsen kennen. Daher ist mir auch die Reihenfolge des Erscheinens und die Reihenfolge des Lesens total egal. Mir ist der „Zauber“ des ersten Auftauchens Cortos somit nie bewusst gewesen, so dass ich es reizvoll finde, zu lesen, wie es dazu kam, dass er ausgesetzt wurde. Ich finde es klasse, dass die Serie weiter fortgesetzt wird, Pellejeros Strich passt toll zu den Geschichten von Canales. Der Schreiber&Leser Verlag machte mir mit der KlassikEdition das größte Geschenk, so sammele ich die KlassikEdition und spare für weitere Farbbände.
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Eines der besten Beispiele, warum eine Weiterführung der Geschichte mit anderen Künstlern sinnvoll sein kann, haben wir übrigens auch bei einem Pratt‘schen Werk. Ich habe mir, wie wahrscheinlich viele von euch, „Ticonderoga“ zugelegt. Diese wunderschöne Ausgabe vom avant-Verlag endet mitten in der Geschichte. Mit Cliffhanger. Weil Pratt aufhörte, sie zu zeichnen. Seine Parnerin führte, wie man lesen konnte, die Geschichten fort. Das hätte ich sehr gerne gelesen. So aber hat man ein, wenn auch wunderschön gestaltetes, Fragment in der Hand. Ich bin noch hin und hergerissen, ob ich den Kauf bereue.
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Wobei die besten Geschichten von Hergé und Franquin nicht unbedingt von ihnen geschrieben wurden (bei Hergé vom Tim-Team, bei Franquin viel von Greg).
Allerdings waren Goscinny und Greg und mit Einschränkungen Charlier selber Zeichner. Das hilft sicher beim Schreiben von Comic-Szenarios. Es gibt aber sicher auch sehr gute Comics von Autoren, die keinen Stift halten können.
Geändert von Mick Baxter (23.08.2019 um 09:35 Uhr)
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Vielleicht sollten dann in diesem Thread auch die Namen: Lele Vianello und Guido Fugo als Pratts selten erwähnte Studiomitarbeiter mal wieder genannt werden (#701, #702, #647)
mal schlecht von deepl übersetzter Eintrag aus der italianischen Wikipedia über Vianello:
"Vianello wird während seiner gesamten Produktion mit Pratt zusammenarbeiten, zusammen mit Guido Fuga, dem anderen großartigen Freund und Mitarbeiter von Pratt. Aber während Fuga Pratt bei der Realisierung der technischsten Elemente (Fahrzeuge, Schiffe, Züge und dergleichen, die Pratt nicht gerne zeichnete) half, unterstützt Vianello ihn andererseits bei der Realisierung des gesamten Brettes (oder besser der Streifen, da Pratt früher daran arbeitete, die Arbeit in horizontalen Streifen zu organisieren), und tatsächlich kann die Nähe von Linie, Stil und Schnitt der Vignetten zwischen den beiden nicht unbemerkt bleiben. Beispiele für eine starke Zusammenarbeit zwischen Vianello und Pratt sind unter anderem in Cato Zulu und Mu (das letzte Abenteuer des Corto Maltese). "
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator
https://it.wikipedia.org/wiki/Lele_Vianello
Geändert von Simulacrum (23.08.2019 um 18:21 Uhr)
Ging so. Kein Vergleich mit Corto Maltese. Ziemlich schlichte Stories, wenig Tiefgang. Und der Abbruch hinterlässt einen faden Beigeschmack, weil er dafür sorgt, dass man Band zwei ziemlich unbefriedigt in den Schuber packt und das ganze wohl für immer ins Regal verbannt. Bei guten Geschichten weiß ich genau, dass ich die dereinst einer Zweitlektüre unterziehe. Das erste Mal steht die Story im Fokus, beim zweiten Mal delektiere ich mich an Kleinigkeiten, freue mich über stimmige Entwicklungen, die man beim ersten Lesen noch übersehen hat. Da ist bei Ticonderoga aber nicht viel zu entdecken. Kann verstehen, dass Pratt da keine Lust mehr drauf hatte.
Geändert von CHOUETTE (23.08.2019 um 19:35 Uhr)
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Schön, dass du schon in dem jungen Alter was damit anfangen konntest. Viele ZACK-Leser wurden ja - verständlicherweise - in ähnlichem Alter eher von ihrer ersten Begegnung mit Corto verstört. Französische Kinder waren anscheinend toleranter, sonst wäre die Serie nicht jahrelang in PIF erschienen, wo es auf den ersten Blick noch weniger reinpasste. Ich stelle mir vor, das deutsche Pendant YPS hätte diese Geschichten gebracht, im Wechsel mit Asterix und Lucky Luke. Wahrscheinlich wäre das keine zwei Monate gut gegangen.
Ich lese mich - angeregt durch die Pratt-Autobiografie "Warten auf Corto" - seit ein paar Wochen durch die Corto-Alben (durch die meisten erstmals) und habe dabei auch mit dem Carlsen-Band von 1982 angefangen, der hier immer noch in der Stadtbücherei steht. Fand den auch bis jetzt mit den besten. Die kurze Form lag Pratt vielleicht sogar mehr als die epische, wobei mir jetzt auch die Südseeballade beim zweiten Lesen nach vielen Jahren viel besser gefallen hat als beim ersten Mal. Am Ende, als sich Corto von Pandora und Cain verabschiedet, hatte ich fast Tränen in den Augen. Auch sehr gut: Das goldene Haus von Samarkand. Am Anfang fragte ich mich, was soll das alles? Diese endlosen Dialoge über schon längst vergessene geschichtliche Hintergründe (wenn man nicht grad Türke oder Armenier ist), diese merkwürdigen Nebenfiguren wie die beiden Schauspieler in ihren albernen Kostümen? Aber irgendwann entwickelt die Geschichte so einen ganz eigenen Sog, obwohl man von einer geradlinigen Geschichte i.e.S. noch weniger sprechen kann als bei der Südseeballade. Am Ende hatte ich den Eindruck, hier ganz große Kunst gelesen zu haben.
Die Zeichnungen machen es einem auf den ersten Blick natürlich nicht leicht. Die wirken erstmal sperrig, oft hingeschludert, eben nicht so gefällig wie Moebius oder Bilal. Aber wenn man sich darauf einlässt, merkt man erst, wie viel Poesie in dieser Reduktion steckt: zwei, drei Tuschestriche und eine ganze Landschaft entsteht vor dem inneren Auge des Betrachters. In schwarzweiß tatsächlich noch beeindruckender als koloriert. Doch schön, dass es zwischen der Serie und mir im zweiten oder dritten Anlauf doch noch gefunkt hat. Da denkt man manchmal als langjähriger Albenleser, man habe eigentlich alle großen Werke schon entdeckt, und dann merkt man plötzlich, dass man eines der vielleicht größten Meisterwerke die ganze Zeit übersehen hat.
Das ist ja schön beschrieben, mir liegt das leider nicht das rezensieren, aber ich stimme dir 100% zu. So ähnlich ging mir das auch beim ersten lesen. Und „Warten auf Corto“ wäre auch für Nicht Fan‘s sehr interessant denke ich.
Es gab mal ne Zeit, da hab ich tatsächlich gemeint, dass ein paar der ganz Grossen gemeinsam haben: s/w und Überlänge:
1.) Das große Abenteuer (Manara)
2.) Die Südseeballade (Pratt)
3.) Silence der Stumme (Comés, könnte auch mal wieder auf deutsch erscheinen ...)
4.) Die große Macht des kleinen Schninkel (Rosinski)
Wer also einen dieser vier bisher auch noch 'übersehen' hat, sollte das wenn möglich noch nachholen, wobei Schninkel auch in Farbe als Zweibänder (oder warens sogar drei?) erschienen ist und Silence vermutlich schwer zu kriegen sein dürfte, weil seit den 80ern mWn nicht mehr nachgedruckt.
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Silence wär mal wieder was. Eventuell bei Avant.
Schninkel ist kein Problem und eine der größten und besten Storys die es je gab. Wer das noch nicht kennt, hat Glück:
https://www.splitter-verlag.de/die-g...schninkel.html
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