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  1. #551
    Mitglied Avatar von Huckybear
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    @Kulturkerbe

    Vielleicht kannst Du ja mal irgendwann über nicht so viel beachtete, unbekanntere Erstlingswerke, unbekannte One Shots, Kurzgeschichten, Gemeinsame Arbeiten mit anderen Künstlern, älteres Material oder ganz andere Werke auch hierzulande bekannter Seinen Mangaka berichten, die wahrscheinlich eh nie den Weg einer Lizensierung hier in Deutschland erfahren werden weil alle sich nur auf die aktuelle(n) Serien von denen stürzen und nur von denen alles berichtet wird.

  2. #552
    Mitglied Avatar von Yellowbird13
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    Es hat tatsächlich länger gedauert als erwartet, aber nachdem ich nun alle 5 Bände von Initiation durch habe möchte ich wie versprochen ein paar Worte darüber verlieren.

    Aiura, unser 15-jähriger Hauptprotagonist, landet auf der Suche nach einem alten Erbstück in einem sehr abgeschiedenen (fiktiven) Dorf namens Kebigasawa und kommt dort wider Willen mit den alten Riten und Gebräuchen zum Erwachsenwerden der Dorfgemeinschaft in Kontakt, mehrheitlich sexueller Natur. Was sich, auch durch den Umstand das Sex eine wichtige Rolle spielt, zuerst eher nach einer Grundlage für eine Hentaistory anhört entwickelt sich nach und nach zu einem waschechten Thriller von dem man zunehmend gepackt wird, wenn auch das Unheilvolle lange nur unterschwellig durchscheint.
    Die Mangaka Haruko Kashiwagi hat sich dabei als eigene Figur in Form einer Freundin Aiuras ebenfalls mit in die Geschichte eingebracht und erzählt die Ereignisse in Form eines persönlichen Rückblicks.

    Ich muss gestehen, dass mir Aiura als Figur bis zum Schluss nicht wirklich sympathisch wurde, da sein Verhalten zu oft durch sein eigenes Unvermögen sich klar zu äußern zu den oft auch gefährlichen Ereignissen führte – aber dies ist etwas was mir schon bei anderen Geschichten dieser Art noch nie gefallen hat. Natürlich lebt aber gerade die Spannung davon, dass man auch als Leser sich nie wirklich wohl fühlt in diesem Dorf.
    Letzten Endes schaffen es aber Aiura und Haruko doch aus dem Dorf zu entkommen, nicht zuletzt mit Hilfe von Sumiko, dem Mädchen in das Aiura sich verliebt, mit deren zum Teil widersprüchlichen Verhalten aber sowohl er als auch der Leser immer wieder zu kämpfen haben.

    Gelungen fand ich das abschließende Kapitel in welchem Haruko und Aiura nach 10 Jahren nochmals nach Kebigasawa zurückkehren nur um festzustellen, dass sich das beschauliche Dorf durch den nun bestehenden Anschluss an eine Schnellstrasse in ein Ski- und Freizeitressort verwandelt hat. Auf der Suche nach Sumiko landen beide schließlich in einem Restaurant vor Ort wo sie erfahren, dass Sumiko inzwischen geheiratet und Kinder bekommen hat. Eine kleine Überraschung hält die Story noch für Aiura zum Schluss bereit, diese möchte ich aber anderen potentiellen Lesern nicht vorweg nehmen.

    Als Fazit kann ich sagen, dass die Geschichte durchaus zu unterhalten wusste, und der doch recht düstere Zeichenstil sehr gut dazu gepasst hat. Das Verhalten einiger Figuren war nicht immer rational nachvollziehbar, aber dies sollte man bei so einer Geschichte wohl auch nicht erwarten. Interessant fand ich noch die Ausführungen und Erläuterungen im letzten Band wo sich die Mangaka detailliert zur Geschichte und den Hintergründen äußert, die Vorstellung das es solche Rituale zumindest in früheren Zeiten gab ist durchaus denkbar. Den französische Titel finde ich vor dem Hintergrund der „Einführung“ (frz. l’intitiation, auch cérémonie d’initiation civique = Jugendweihe) in das Erwachsenenleben fasst noch aussagekräftiger als den Originaltitel. Damit haben die Franzosen auch einmal mehr gezeigt wie vielfältig die Welt der Manga sein kann wenn man sich etwas abseits der übliche Pfade bewegt.

    Damit auch ein dickes Dankeschön an Kulturkerbe für das Vorstellen dieses doch sehr außergwöhnlichen Titels.
    To quote the poets... we're fucked - Master Ren, Monstress

  3. #553
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    Hallo Huckybear,

    Vielleicht kannst Du ja mal irgendwann über nicht so viel beachtete, unbekanntere Erstlingswerke, unbekannte One Shots, Kurzgeschichten, Gemeinsame Arbeiten mit anderen Künstlern, älteres Material oder ganz andere Werke auch hierzulande bekannter Seinen Mangaka berichten, die wahrscheinlich eh nie den Weg einer Lizensierung hier in Deutschland erfahren werden weil alle sich nur auf die aktuelle(n) Serien von denen stürzen und nur von denen alles berichtet wird.
    Ich finde das ist eine sehr gute Idee. Aber an welche Künstler hast du denn so gedacht? Die meisten One-Shots bzw. Erstlingswerke sind häufig nur sehr schwer aufzutreiben. Ein Beispiel wäre Ishikawa Yūgo, der in Deutschland vorrangig durch Sprite bekannt ist, eine relativ düstere Sci-Fi-Mysterserie. Ich habe in diesem Thread unter anderem seine zweibändige Kurzserie über traurige Hundeepisoden vorgestellt, Inunaki. Es gibt in Japan auch eine fünfzehnbändige Serie über einen Mann und sein Haustier, einen Kappa. Das wäre wohl so ein Beispiel, wo das in Deutschland gängige Bild über das Schaffen des Autors mit anderen bisher nicht lizenzierten Werken stark divergiert.

    Ein weiteres Beispiel ist ganz aktuell Yoneda Kō, die bisher BL-Manga gezeichnet hat und jetzt erstmalig in einem Seinen-Magazin von Kōdansha publiziert wird. Diese Serie über einen trübseligen Versicherungsdetektiv der vermeintliche Unfälle als Morde entlarvt, wird ihren Weg wohl eher weniger auch auf den deutschen Markt finden, möchte ich einfach mal so vermuten. So ginge eine "weitere Ebene" im Schaffensnimbus der Künstlerin hierzulande höchstwahrscheinlich verloren, die zeigt, dass sie weit mehr sein kann als "nur" BL-Künstlerin. Ich denke, so etwas würde auch gut in den Rahmen deines Vorschlags fallen.

    Ich werde mir einmal Gedanken machen, ob mir noch etwas dazu einfällt. Vielen Dank für deine Anregung.

    Hallo Yellowbird13,

    vielen Dank für dein Feedback, auf das ich tatsächlich gewartet habe, da ich sehr neugierig bin, liegt die mir bekannte Leserzahl dieses Titels mit dir eingerechnet doch leider nur bei drei. Einige obskure Internetrezensionen mal ausgenommen. Ich freue mich daher, dass er dich unterhalten konnte, auch wenn ich eine gewisse Ambivalenz in deinem Fazit herauslesen möchte. Der Titel hat erzähltechnisch bestimmt seine Ecken und Kanten, der Zeichenstil ist auch eher simpel, aber vor allem bei dem Abschnitt des Dorffestes fand ich, war das alles sehr atmosphärisch und bedrohlich inszeniert. Überhaupt mochte ich die skurril-verstörende Atmosphäre, die der Titel mir vermittelte, sehr gerne. Ich mag generell das Thema "Oh je, gänzlich abgeschnitten von der Außenwelt, was tun inmitten all dieser Lokalkuriositäten?".

    Ich bedanke mich, dass du dir die Zeit genommen hast, nach dem Lesen sogar noch etwas zu dem Titel zu schreiben. Und ich hoffe du hast es nicht bereut, dich hier von mir verleiten zu lassen. Falls ich noch irgendwie helfen kann, bitte gerne melden.





    Außerdem sind die letzten Tage in Japan einige für mich sehr interessante Serien gestartet, von denen ich euch hier einmal kurz zwei davon vorstellen möchte. Ich hoffe der eine oder andere findet die Titel vielleicht ein wenig ansprechend. Es sind beides Seinen-Serien von Kōdansha, die, wie gesagt, noch sehr jung sind, aber durch ihre außergewöhnliche Prämisse und den souveränen Zeichenstil sofort ins Auge stechen.

    Erst ganz frisch letzte Woche erschienen ist ein fesselndes Familienkrimidrama:

    My Home Hero von Yamakawa Naoki (Originalvorlage) & Asaki Masahi (Mangaumsetzung)
    erscheint im Magazin Young Magazine beim Verlag Kōdansha
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:
    Tosu Tetsuo ist ein ganz gewöhnlicher 47-jähriger Angestellter bei einem Spielzeughersteller. In seiner Freizeit liest er gerne und schreibt auch mal Kriminalgeschichten im Internet, er ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter namens Reika. Diese ist vor kurzem jedoch aus der elterlichen Bleibe ausgezogen. Wie es sich für einen guten Vater gehört, sorgt er sich um das Wohlergehen seiner über alles geliebten, einzigen Tochter, die ihn in jugendlicher Rebellion lieber aus ihrem Leben halten möchte. Als er sie jedoch in einem Restaurant trifft und die Spuren von Schlägen in ihrem Gesicht entdecken muss, beginnt seine Sorge zu wachsen. Doch Reika weicht seinen Fragen nach dem Verantwortlichen aus. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, schleicht sich der besorgte Tetsuo in die Wohnung seiner Tochter. Es endet damit, dass er dort einen Mann niederschlägt, ihn tötet, noch schlimmer, der Tote ist ein Mitglied einer Yakuzagruppierung. Von dieser Minute an beginnt eine höllische Spirale in den Abgrund für Tetsuo, der alles daran setzt, sein Leben, seine Familie, seine Tochter zu beschützen.

    Kurze Anmerkung: Ein schön gezeichnetes Untergrund-Familiendrama über einen Vater, der eigentlich nur seine Tochter beschützen will, doch dabei geht schief was schiefgehen muss und plötzlich sieht er sich mit der aufreibenden Sorge konfrontiert, dass sich die Yakuza bei seiner Familie für das tote Bandenmitglied rächen könnten. Zusammen mit seiner Frau versucht er mithilfe des Wissens aus seinen Kriminalromanen, das Verbrechen zu vertuschen. Doch kann das gelingen?

    Leseprobe My Home Hero beim Verlag Kōdansha


    Sehr interessant finde ich außerdem diese spannende Serie über eine sehr außergewöhnliche Schachtel:

    Ihotose Box
    von Miyao Ikumi
    erscheint im Magazin Evening beim Verlag Kōdansha
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:
    Kanata hilft der Familie seiner Kindheitsfreundin Mana beim Ausräumen eines lange vergessenen Lagerhauses. Dabei findet er eine merkwürdige Schachtel. Als er einen Blick hinein wagt, entdeckt er darin winzige Menschen, die in einer Welt, die an das japanische Mittelalter erinnert, ihrem Alltag nachgehen. Er verfolgt diesen faszinierenden Anblick, bis er mit ansehen muss, wie ein Räuber im Begriff ist, ein Mädchen anzugreifen. Gedankenlos greift Kanata ein und tötet dabei den Räuber. Er will Mana über seinen außergewöhnlichen Fund berichten und rennt zum Haupthaus. Doch dort öffnet ihm der Vater von Mana die Tür und sagt schier Unvorstellbares: "In unserem Haus gibt es niemanden der Mana heisst."

    Kurze Anmerkung: Im Grunde ist die Prämisse schon oft da gewesen, aber dennoch finde ich es immer wieder interessant. Was passiert mit der Gegenwart, wenn man die Vergangenheit ändert? Diese Frage muss sich Kanata stellen, der die Existenz seiner Sandkastenliebe durch einen Unfall ausradiert. Wie kann er diesen Fehler rückgängig machen? Was wird er noch mit der merkwürdigen alten Box anstellen?

    Ebenfalls sehr ansprechend und detailreich gezeichnet und überaus spannend erzählt. Ich liebe solche Gedankenspiele, es gibt dem Ganzen eine besondere Note, dadurch dass dieses vergangene Land in der Schachtel mehr an ein Spielzeug, an eine Art Urzeitkrebse für Erwachsene erinnert, doch nach kurzem Grübeln erkennt man, die Tragweite ist enorm, was könnte bereits ein falscher Fingergriff mit den vermeintlichen Miniaturvorfahren anstellen?

    Leseprobe zu Ihotose Box beim Verlag Kōdansha


    PS. Die obigen Inhaltsangaben orientieren sich stark an denen des Verlags Kōdansha und sind von mir an einigen Stellen ergänzt worden.
    Geändert von Kulturkerbe (12.09.2017 um 01:57 Uhr)

  4. #554
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    Hallo zusammen,

    da ich den Titel hier vor ein paar Monaten bereits vorgestellt und es Desty zudem versprochen habe, Info über die Lizenzierung zu geben, wird es ihn und den einen oder anderen möglicherweise auch freuen, dass Watashi to sensei no genjū shinryōroku von Kajiya 2018 in den USA veröffentlicht wird.

    Hallo Kulturerbe

    Ich denke mal du wirst sofort meldung machen falls dieser Titel in den US oder FR Lizenziert wird oder ?

    Watashi to sensei no genjū shinryōroku (dt. etwa "Meine und meines Lehrers Krankenakten der Fabelwesen") von Kajiya
    erscheint beim Verlag Mag Garden
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:

    Es ist eine Zeit, in der die Menschen die Magie vergessen, in der die Wissenschaft beginnt, die Welt zu erobern. Eine Welt, in der magische Wesen drohen zu verschwinden. In diesem Umfeld verfolgt die junge Ziska, aus einer Familie von Zauberern stammend, unter der Aufsicht des Tierarztes Niko, das Ziel, die schwächelnde Kunst der Magie zu studieren. Sie ist fest davon überzeugt, durch ihre eigene Kraft Leben retten zu können.

    Kurze Anmerkung:
    Die Geschichte wird in schönen, in sich abgeschlossenen Episoden erzählt. Dabei erinnert, wie gesagt, viel an den Stil obengenannter Vorreiter, was die Gestaltung und Mythologie angeht, aber auch der Zeichenstil kann sich da nahtlos detailliert und einfallsreich einfügen. Alles ist mit viel Fantasie, durchzogen von europäischer Folklore geschaffen, Alraunen, Wolpertinger, Lindwürmer oder Seeungeheuer, all diese Tiere sind Patienten auf dem Behandlungstisch der ungewöhnlichen Tierarztpraxis. Die kleine Ziska hat einen unbändigen Willen, das Leiden der von Wunden und Krankheiten geplagten Tiere zu lindern, unter allen Umständen deren Leben zu retten.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Titel in einigen Monaten auch in den Westen schwappt, da er in eine sehr ähnliche Kerbe wie das erfolgreiche Werk von Yamazaki Kore schlägt. Er ist unterhaltsam und es macht mir einfach Spaß, diese etwas melancholische, beruhigende Atmosphäre und die unermüdlich positive Energie des Magiermädchens, umringt von all diesen faszinierenden Wesen, beim Lesen in mich aufzusaugen. Es ist schön und verleitet zum Träumen, wenn ein Lindwurm zur Sternschnuppe wird, ein todkranker Hase zum Wolpertinger oder ein Salamander Feuer schluckt, um zu genesen. Ich denke hier steckt viel internationales Potential.

    PS. Die obige Inhaltsangabe entspricht der offiziellen Beschreibung von Mag Garden und wurde von mir übersetzt. Die Eigennamen können daher in einer offiziellen Übersetzung abweichen.


    PS. Außerdem habe ich das in westlichen Medien noch nirgendwo gelesen und da der Titel ja auch noch in Deutschland veröffentlicht wird,die kurze Info dass Dolly Kill Kill laut dem Twitter-Account des Mangaka im übernächsten Kapitel enden wird. Vermutlich endet der Titel damit auch in 11 Bänden.
    Geändert von Kulturkerbe (13.09.2017 um 11:51 Uhr)

  5. #555
    Mitglied Avatar von Sakuya
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    Schade das Dolly Kill Kill doch so bald endet :0


  6. #556
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    My Home Hero hört sich sehr interessant an *o*

  7. #557
    Mitglied Avatar von Huckybear
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    Zitat Zitat von Kulturkerbe Beitrag anzeigen
    Hallo Huckybear,
    Ich finde das ist eine sehr gute Idee. Aber an welche Künstler hast du denn so gedacht? Die meisten One-Shots bzw. Erstlingswerke sind häufig nur sehr schwer aufzutreiben. Ein Beispiel wäre Ishikawa Yūgo, der in Deutschland vorrangig durch Sprite bekannt ist, eine relativ düstere Sci-Fi-Mysterserie. Ich habe in diesem Thread unter anderem seine zweibändige Kurzserie über traurige Hundeepisoden vorgestellt, Inunaki. Es gibt in Japan auch eine fünfzehnbändige Serie über einen Mann und sein Haustier, einen Kappa. Das wäre wohl so ein Beispiel, wo das in Deutschland gängige Bild über das Schaffen des Autors mit anderen bisher nicht lizenzierten Werken stark divergiert.

    Ein weiteres Beispiel ist ganz aktuell Yoneda Kō, die bisher BL-Manga gezeichnet hat und jetzt erstmalig in einem Seinen-Magazin von Kōdansha publiziert wird. Diese Serie über einen trübseligen Versicherungsdetektiv der vermeintliche Unfälle als Morde entlarvt, wird ihren Weg wohl eher weniger auch auf den deutschen Markt finden, möchte ich einfach mal so vermuten. So ginge eine "weitere Ebene" im Schaffensnimbus der Künstlerin hierzulande höchstwahrscheinlich verloren, die zeigt, dass sie weit mehr sein kann als "nur" BL-Künstlerin. Ich denke, so etwas würde auch gut in den Rahmen deines Vorschlags fallen.

    Ich werde mir einmal Gedanken machen, ob mir noch etwas dazu einfällt. Vielen Dank für deine Anregung....

    Ganz spontan dachte ich da an Erstlingswerke solche auch in Deutschland sehr bekannten Seinen Mangaka wie bsw, Naoki Urasawa, Hideo Yamamoto, Minetarō Mochizuki, Masasumi Kakizaki,Motorô Mase, Hiroya Oku, Kentarō Miura, Mohiro Kitoh, Hitoshi Iwaaki, Takehiko Inoue usw.

    Das Beispiel mit Yoneda Kō finde ich auch sehr spannend und ungewöhnlich zu erfahren, ja gerne mehr davon
    Gamon Sakurai wäre vielleicht ein ähnliches Beispiel
    Geändert von Huckybear (13.09.2017 um 19:56 Uhr)

  8. #558
    Ahornbaum Mitglied Avatar von Desty
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    Geil das der Titel in den USA Lizenziert wurde

    Bei dem erfolg von Magus Bride und Totsukuni no Shoujo war das auch kein wunder ^^

  9. #559
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    Hallo zusammen,

    bei meiner letzten Vorstellung beschäftigte sich "My Home Hero" mit einem Mann, der lernen musste, mit einer schrecklichen Tat umzugehen, die seinen Alltag vollständig umkrempelte. Der andere Titel, "Ihotose Box" dagegen zeigte Möglichkeiten, durch das Ändern der Vergangenheit die Gegenwart zu manipulieren. Ich habe vor wenigen Stunden den ersten Band einer Serie zu Ende gelesen, die beide Elemente gekonnt miteinander vereint und möchte sie hier deshalb ebenfalls vorstellen. Die Serie ist noch ganz frisch, in Japan erschien der erste Band heute:

    Theseus no fune (dt. "Das Schiff des Theseus") von Higashimoto Toshiya
    erscheint im Magazin "Morning" des Verlags Kōdansha
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:
    Am 24. Juni 1989 starben in der Grundschule in Otousu in Hokkaido 21 Menschen, darunter 6 Kinder. Die Todesursache war eine Zyankalivergiftung. Einer der Dorfpolizisten, Sano Bungo, wurde im Zuge der Ermittlungen dieses Massenmords verhaftet.

    28 Jahre später. Sano wurde zum Tod verurteilt, obwohl er seine Unschuld stets beteuerte. Sein Sohn, Murata Shin, hält es plötzlich für möglich, dass seinem Vater das Verbrechen fälschlicherweise angehängt wird und beginnt eigens in dem Fall zu forschen. Als er den Tatort besucht, umringt ihn ein dicker Nebelschleier und er findet sich plötzlich im Jahre 1989 wieder.

    Kurze Anmerkung:
    Das Schiff des Theseus ist, wie der Titel auch anfänglich erklärt, ein Paradoxon der Philosophie und beschäftigt sich kurz gesagt mit der Frage, ob eine Sache, bspw. das besagte Schiff von Theseus, auch selbiges bleibt, wenn Teile ausgetauscht werden oder gar alles davon ersetzt wird. Diesen Gedankengang führt der Titel weiter, was ist, wenn alle Zellen eines Körpers sterben und neu entstehen, was macht den Menschen dann überhaupt aus, wieso ist man noch man selbst und kein anderer? Sind es die Erinnerungen, Erfahrungen und die Vergangenheit eines Menschen, die ihn auszeichnen?

    Die Vergangenheit ist ein großes Problem für den Hauptcharakter Shin. Er leidet seit jeher unter der Bürde, der Sohn eines Mörders zu sein. In der Schule verachtet, zum Teil einer Verbrecherfamilie degradiert, sind es schmerzhafte Kindheitserinnerungen für den heute Erwachsenen. Damals hatte ihm seine Mutter gesagt, es stehe der Familie eines Mörders nicht zu, jemals in der Öffentlichkeit zu lachen, niemals auch dürften sie weinen. Stattdessen entschuldigte sich seine Mutter mit zahllosen "Es tut mir unendlich Leid" für die Taten eines anderen, während sie unermüdlich alleine für das Überleben ihre Kinder arbeitete.

    Zwar prägt ihn diese Vergangenheit sehr, doch hat Shin inzwischen ein neues Leben, ein neues Ziel. Er ist verheiratet mit der gutherzigen und hochschwangeren Yuki, die ihn nicht nur auf die vermeintlichen Verbrechen seines Vaters reduziert.

    Doch das Glück hält nicht lange an, denn Yuki stirbt bei der Geburt des Kindes. Der Vater von Yuki droht Shin damit, das Neugeborene wegzunehmen, er als Mördersohn könne dem Kind niemals eine glückliche Zukunft bescheren. Diese prekäre Situation, der Wunsch sein Kind nicht zu verlieren und auch die Erkenntnis, dass vor den Giftmorden, die sein Vater begangen haben soll, bereits mysteriöse Todesfälle in dem Dorf geschehen sein sollen, treiben den frisch gebackenen Vater dazu, in die alte Heimat zurückzureisen und dort zu prüfen, ob die Anschuldigungen gegen seinen Vater so zutreffend sind.

    Soviel zur Vorgeschichte, dann passiert das, was inzwischen - zugegeben - nicht mehr allzu originell ist. Ein Zeitsprung in die Vergangenheit. Und obwohl das bereits "Boku dake ga inai machi" ganz hervorragend vorgemacht hat (und auch einge andere, weniger bekannte Genrevertreter), bleibt der Titel spannend.

    Der Zeichenstil ist an einigen Stellen etwas schroff, nicht ganz so ausgefeilt, vor allem wenn man ihn bspw. mit dem nachfolgenden Titel direkt vergleicht. Aber er erfüllt seinen Zweck, er erzeugt Stimmung, ist dabei bodenständig, was der Geschichte gut zu Gesicht steht. Eine Szene direkt am Anfang, als die Frau von Shin stirbt, das Ganze wortlos in nur einigen Panels widergegeben wird, das hat schon etwas eindringliches, das ist sehr emotional und hat mir gut gefallen. Überhaupt, ich finde, der Titel schafft es glaubhaft und nachdenklich zu zeigen, wie sehr auch die Familie eines vermeintlichen Täters unter dessen abscheulichen Taten leiden kann.

    Ich freue mich darauf, wohin der Titel den Leser noch führt. Er bietet sehr viel Potential für eine tolle, spannende Geschichte. Der Hauptcharakter ist motiviert, ich kann seinen Antrieb sehr gut nachvollziehen, seinem Sohn ein ähnliches Schicksal wie das seine mit aller Macht ersparen zu wollen. Da fiebere ich gerne mit und bin gespannt, was und viel wichtiger, wer hinter den grausigen Kindermorden vor fast 30 Jahren steckt. Wer nicht genug von gut gemachten Zeitreisegeschichten in Krimidrama-Verpackung kriegen kann, der sollte hier ruhig einmal genauer hinsehen. Der Titel hat es, finde ich, verdient, auch wenn er in seiner Aufmachung sicherlich weniger "schrill" ist als so mancher anderer in seiner Sparte.

    Leseprobe zu Theseus no fune

    Shigahime von Satō Hirohisa
    erscheint im Magazin "Comic Zenon" beim Verlag Tokuma Shoten
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:
    Den Worten ihrer Königin müssen sie bedingungslos Folge leisten.
    Dies ist das traurige Schicksal der "Diener" dieses Ungeheuers.


    Präfektur Tōkyō, in der Stadt Kunitachi.
    Wieder ein Tag an dem Tachibana Sōichi von seinen Mitschülern gemobbt wird. Wieder ein Tag an dem die Mutter des Jungen in der zugemüllten Wohnung lethargisch dahinvegetiert. Ein Junge, der sonst nirgendwo seinen Platz hat, streift Nacht für Nacht umher, um Schüler in das Haus eines geheimnisvollen Mädchens zu locken.

    Kurze Anmerkung:
    Vorneweg: Ja, die Geschichte wirkt auf mich etwas trashig. Sie nimmt sich zwar durchaus ernst, aber trotzdem kann ich sie nur mit ein wenig Augenzwinkern lesen. Das nackte verführerische Vampirwesen, willenlose Oberschüler, denen das Herz aus der Brust gerissen wird (und ausgepresst an die Vampirin verfüttert wird), Blut, Blut, Blut. Und unter dieser Prämisse gefällt mir der Titel bisher wirklich gut. Man sollte kein epochales Meisterwerk erwarten, aber ein überraschend stimmungsvolles und wahnsinnig überzeugend gezeichnetes Splatterwerk. Ich denke ein Blick in die Leseprobe wirkt hinsichtlich des Zeichenstils überzeugender als das, was ich über die gekonnte Strichführung und die tollen, realistischen Bilder des Künstlers in vielen Absätzen zu sagen vermag. Der Mangaka Satō hat sich bisher durch ein dreibändiges, kurzes aber stimmungsvolles Werk über ein Auftragskillermädchen und einen Waisenjungen auf der Flucht ("Suzuki-san wa tada shizuka ni kurashitai", habe ich hier auch bereits hier vor einem Jahr etwa knapp vorgestellt) ein wenig Prestige erarbeitet.

    Eine gewisse Originalität der Geschichte ist zwar grundsätzlich für mich schon irgendwie gegeben, aber trotzdem kennt bzw. erinnert es einen an Handlungsstränge aus diversen Filmen. Die monströse Femme Fatale. Warum frisst das Ungeheuer in verführerischer Mädchengestalt so gerne menschliche Herzen? Warum sehnt sie sich nach den Dingen, die den Jungen so wichtig sind? Freunde, Familie, Mädchen? Was um alles in der Welt ist diese Kreatur überhaupt?
    Den einen oder anderen Story-Kniff hat die neue Serie dann doch zu bieten, um sich etwas aus dem Splattereinerlei abzuheben. Bspw. dann, wenn man denkt, der Junge Sōichi ist der Hauptcharakter dieser Serie und schlagartig etwas stutzt, wenn es auch ihm plötzlich an den Kragen geht. Aber ich will nicht zu viel verraten.

    Die Serie lebt für mich in erster Linie durch die überzogene blutige Präsentation, verpackt in einen durch und durch gekonnten Zeichenstil. Der eindrucksvolle Splatter-Anteil, gemischt mit Anzüglichkeit und Mystik und man erhält eine überzeugende, nicht allzu anspruchsvolle aber kurzweilige Horrorgeschichte für erwachsene Leser. Wer so etwas mag, der sollte mal hineinblicken. Mir gefällt es bisher ganz gut.

    Leseprobe zu Shigahime (nur für erwachsene Leser)


    PS. Die obigen Inhaltsangaben entsprechen denen der Verlage Kōdansha bei "Theseus no fune" bzw. Tokuma Shoten bei "Shigahime" und sind von mir nur an einigen wenigen Stellen angepasst worden.
    Geändert von Kulturkerbe (22.09.2017 um 23:53 Uhr)

  10. #560
    Moderator Manga-Forum Avatar von Zearth
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    Der bekannte Horror-Mangaka Junji Ito (Uzumaki) arbeitet im Moment an einer Manga-Adaption von Osamu Dazais Roman "No Longer Human" von 1948.

    Dabei handelt es sich aber nicht um die erste Adaption des Werks. bereits 2009 erschien eine Version in 3 Bänden von Usumaru Furuya (Gengaku Picasso, Lychee Light Club, Der Selbstmordclub).
    Das Werk lag in englischer Sprache bei Vertical vor, ist aber vergriffen.



    Die ursprünglich autobiographische Geschichte ist transportiert in die Neuzeit. Es geht um den 17 jährigen Yozo Oba, der auf den ersten Blick alles hat, was ein Jugendlicher sich nur wünschen kann. Er sieht gut aus, ist in der Schule und bei den Mädchen beliebt und ein fähiger Schüler. Jedoch ist jede seiner Handlungen kalkuliert, zum Zweck, um ihn im bestmöglichen Licht dastehen zu lassen. Er ist gelangweilt von seinem Leben und flüchtet sich ins Nachtleben. Dort trifft er auf eine Gruppe der Arbeiterbewegung, denen er sich anschließt, wobei er seine Herkunft aus reichem Elternhaus verheimlicht. In Wirklichkeit verabscheut er seinen Vater.

    Ganz nebenbei erfährt der Leser, das der Protagonist seine Schule vernachlässigt hat, woraufhin ihm vom Vater Wohnung und Geldmittel drastisch gestrichen werden. Anstatt nun aber zu jobben und zur Schule zurück zu gehen, lässt er sich weiter gehen. Von hier an geht es nur noch weiter bergab und wir begleiten Yozo weiter auf seinem Weg der 'Verlust seiner Menschlichkeit'.

    'No Longer Human' ist ein erdrückendes Werk. Die Selbstzerstörung des Protagonisten ist selbst verschuldet, und gleichzeitig unausweichlich. Das Gefühl, dass beim Lesen zurück bleibt, ist schwer zu beschreiben. Die Distanz zur Hauptfigur ist zu groß, um echte Empathie aufzubauen, und dennoch ist man bestürzt davon, zu sehen, wie die Geschichte vorangeht.


    Eine andere Adaption des Werks findet man in der 'Aoi Bungaku Series' (https://myanimelist.net/anime/7193/Aoi_Bungaku_Series), einer Anime Anthologie. Leider kann ich dazu nichts sagen, da ich sie noch nicht gesehen habe, aber andere Bewertungen sind sehr positiv.

    Ich hoffe, die neue Junji Ito-version wird auch ihren Weg in den Westen finden, ich würde mich darüber freuen.

  11. #561
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    Hallo Zearth,

    ich bin seit jeher fasziniert von den japanischen Autoren des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts, von denen viele leider bereits sehr früh an Krankheiten gestorben sind. Einige der "großen Namen" dieser bewegten Jahre habe sich dagegen für den Freitod entschieden, darunter Akutagawa oder Dazai. Es ist erstaunlich und erschreckend, wie oft sich die Erlebnisse des sozialen Außenseiters und Hauptcharakter des Romans Ningen Shikkaku, Ōba Yōzo, mit denen der Vita seines Erschaffers Osamu Dazai kreuzen. Mit diesem Wissen erlebt man die Schwere des Lebens, des bemühten Verstehens der Gesellschaft und des unaufhaltbaren Scheiterns aller Versuche, die in der Geschichte gnadenlos schmerzhaft offen geschildert werden, ganz neu. Die irreparable Zersetzung einer gesellschaftlich nicht akzeptablen Person, die schließlich in absoluter Selbstaufgabe, der Vernichtung des Ichs, mündet, das ist harter und vielschichtiger Tobak und darum war ich sehr positiv überrascht, wie gekonnt die moderne Adaption von Furuya gelungen ist. Er hat genug abgeändert, dass man an der Geschichte seinen Spaß hat, auch wenn man die Vorlage in und auswendig kennt, wenn auch die Eck- und Höhepunkte der Handlung im Grunde die gleichen sind. Dies hat er für mich der 1 zu 1 Adaption von Variety Artworks (East Press Verlag) aus dem Jahr 2007 doch etwas voraus, die bei all ihren Umsetzungen so nah wie möglich an der Vorlage bleiben. Es ist schade, dass die Furuya-Serie inzwischen so schwierig zu bekommen ist und es auch nie nach Deutschland geschafft hat, da sie aufgrund der überschaubaren Länge und der Qualität, zudem der Künstler kein Unbekannter auf dem Markt ist, durchaus Potential für eine passionierte Nische gehabt hätte.

    Ich muss gestehen, ich konnte mit dem getriebenen Protagonisten immer mitfühlen, eine vom Umfeld akzeptierte Fasade aufrecht erhalten müssen, um der Angst vor der Bloßstellung zu entgehen und der Demütigung, die Sorge seine Umgebung zu entäuschen oder nicht dazugehören zu können, dürfen - das sind sehr reelle Ängste, die in jeder Gesellschaft, in jeder Epoche aktuell sein werden, denn sie sind einer der Dreh- und Angelpunkte des menschlichen Zusammenlebens.

    Die Umsetzung von Junji Itō verfolge ich derzeit nur sporadisch, warte noch auf den ersten Sammelband Ende Oktober. Er hält sich dabei soweit sehr an das Original, ähnlich seiner Frankenstein-Umsetzung, beginnt mit dem Selbstmord von Dazai. Ich mag diese eher "bodenständigen" Geschichten von Itō, die versetzt mit seinen punktuiert eingesetzten, skurrilen Fratzen und der bedrückenden Atmosphäre einen eigenen, unheimlichen Reiz haben, die mich viel mehr fesseln als der x-te Bodyhorror. Ich habe das Gefühl der Mangaka hat auch seine zeichnerische Qualität, die Detailverliebtheit, bei diesem Titel noch weiter gesteigert, was sicher auch notwendig ist, wenn man sich die atemberaubende Qualität der meisten in Big Comic Original publizierten Serien ansieht.

    Vielen Dank für deinen Beitrag, es ist eine tolle Geschichte, ja, die auf einer wirklich eindringlich deprimierenden Vorlage basiert und dieser sehr gekonnt nachfolgt.

    Außerdem ist vor wenigen Tagen eine interessante neue Serie im Online-Magazin "Shōnen Jump Plus" gestartet. Die von Ogino Jun gezeichnete Serie heißt "Tōmei ningen no hone" ("dt. etwa "Die Knochen einer Unsichtbaren"). Dieser Titel hat für mich einen sehr beeindruckenden, da überraschenden Beginn und blieb mir deshalb im Gedächtnis, weshalb ich ihn hier kurz vorstellen wollte.

    Der Titel erzählt vom betrüblichen Leben des Mädchens Aya, welches aufwächst mit einem agressiven, gewalttätigen Vater, einem gleichgültigen Bruder und einer Mutter, die selbstaufopfernd die Schläge ihres Mannes zum Wohle ihrer Kinder abfängt. Aya wünscht sich nur eines, "bloß weg hier, bloß woanders sein" und auf einmal scheint dieser Wunsch gar nicht mehr so fern, denn sie entdeckt die Fähigkeit an sich, unsichtbar werden zu können, wenn sie es will. Was dieses Mädchen mit ihrer Fähigkeit anstellt, ist weitaus düsterer als man es von einer Shōnen-Serie erwarten würde. Der Titel ist wie erwähnt noch ganz frisch, aber der Beginn ist emotional, spannend und recht bedrückend erzählt. Aya reflektiert darin ihr Leben und das Leben derjenigen um sie herum, was anfangs noch wie die besonders pessimistische Weltsicht eines Teenagers wirkt, wandelt sich zügig zu einer nüchternen Nachdenklichkeit, die es scheinbar erlaubt, auch einmal von sich losgelöst Situationen betrachten zu können. Dabei ist die Geschichte schön simpel aber sauber bebildert, irgendwas zwischen dem Stil von Flying Witch und Sankarea.

    Ich denke die Serie zeigt viel Potential, ich bin gespannt, was noch folgt. Ein für mich sehr guter Serienstart auf der digitalen Jump-Plattform. Das erste Kapitel kann man derzeit auf der Website von Shōnen Jump Plus lesen.

    Das erste Kapitel von Tōmei ningen no hone auf der Seite von Shōnen Jump Plus
    Geändert von Kulturkerbe (28.09.2017 um 21:43 Uhr)

  12. #562
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    @ Kulturkerbe und Zearth
    danke euch beiden


  13. #563
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    Hallo zusammen,

    vor kurzem sind die Wahlen auf Bundesebene in Deutschland zu Ende gegangen und dieser sie begleitende mediale Trubel hat mir einen Titel in Erinnerung gerufen, der mir auch nach vielen Jahren noch als sehr lebendig und mitreissend vor Augen ist, darum habe ich mich entschieden, ihn hier vorzustellen.

    Sanctuary (dt. "Zuflucht") von Fumimura Shō (Autor) und Ikegami Ryōichi (Zeichner)
    erschien beim Verlag Shōgakukan
    Erscheinungsjahr: 1990
    Abgeschlossen in 14 Bänden



    Inhaltsangabe:
    Hōjō Akira ist ein eloquenter, charmanter junger Mann, dem man auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde, ein rasant aufsteigender Yakuza-Boss in der Unterwelt Japans zu sein. Asami Chiaki dagegen ist ein fleißiger und ergebener Sekretär eines mächtigen Parlamentariers der liberal-demoraktischen Partei Japans, den man mit seinen perfekt sitzenden Anzügen, der höflichen Art und der strengen Brille weit entfernt von dem gewalttätigen Morast der Organisierten Kriminalität vermuten würde. Tatsächlich jedoch verfolgen die beiden Männer ein und dasselbe Ziel - nicht nur das, sie verfolgen es gemeinsam, in Zusammenarbeit. Diese beiden Männer wollen das bestehende, rigide Gesellschafts- und Politiksystem Japans zerschlagen, die lethargische Bevölkerung wachrütteln und in eine erfolgreiche Zukunft führen. Der eine aus dem Schatten der Unterwelt, der andere im Licht der Scheinwerfer politischer Prominenz.




    Kurze Anmerkung:
    Ich finde, alleine die Rahmenhandlung in ein paar wenige Sätze gepresst, klingt schon wahnsinnig verlockend. Ein Unterweltboss und ein Politiker jagen mit ungeheurer Geschwindigkeit, mit viel List und Strategie und einer gehörigen Portion Idealismus durch die Hierarchien ihrer jeweiligen Wirkbereiche. Warum? Wie gesagt, es ist ein Idealismus, der sie antreibt, eine Angst, denn sie haben erlebt, was schlimmstenfalls durch korrumpierte Machthaber und eine eingeschläferte Gesellschaft passieren kann: beide sind Überlebende des Regimes der Roten Khmer in Kambodscha der 70er Jahre, nur mit unbändigem Lebenswillen und sehr viel Glück, sind sie den Massenmorden dieser Zeit entkommen und konnten nach Japan flüchten, wo sie jedoch eine übersättigte und gleichgültige Gesellschaft getüncht in politische Apathie vorfanden. Sie planen daher bereits seit der Oberschule aus zwei Richtungen kommend, berstend voll junger Ideale, die Politk des Landes zu durchhöhlen. Wer dabei welche Rolle übernimmt, entschieden sie sehr pragmatisch - Schere, Stein, Papier. Akira verließ die Schule und begab sich vermeintlich orientierungslos in die Hände der Unterwelt. Dort zeigte er mit durchdachtem Aktionismus kantigen Charakter, der ihn schnell in höhere Ränge hievte. Asami dagegen blieb im Schulsystem und schloss die Universität mit Topnoten ab, griff sich eine Stelle nah an der Quelle der politischen Macht des Landes, als persönlicher Sekretär eines Mannes im hohen Alter, ein noch immer mächtiges und vor allem durchtriebenes Politikgenie, namens Isaoka, der weit verzweigt in alle Bereiche des Landes, von Justiz über Wirtschaft bis hin zur Unterwelt, einen bedrohlichen Gegenpol und das absolute Feindbild der beiden Protagonisten bildet. Isaoka bildet Asamis Mentor und bald darauf auch seinen größten Widersacher.



    Das ist auch das, was den Großteil der Serie ausmacht - das gegenseitige Ausspielen der jungen Idealisten und ihren alternden Gegnern, die den für sie bequemen Status Quo nur zu gerne beibehalten wollen. Das sich beharkende Katz- und Mausspiel und politische Schach, das sich in vielerlei Listen, in der Yakuza-Welt auch durch Morde und Clankriege, zeigt, ist sehr spannend und durchdacht erzählt. Alleine ist man in einer weit verzweigten, komplexen Welt nicht handlungsfähig, in einem politischen oder organisierten System unbedeutend, daher macht es Sinn und wirkt realistisch, dass sich die beiden Idealisten von Anfang an Gefährten auf der Reise nach oben suchen.

    Dieses Anwerben und Überzeugen der potentiellen Gefolgsleute, das muss ich zugeben, strapaziert hin und wieder die Glaubwürdigkeit des Titels. Die beiden Protagonisten haben wirklich sehr viel Glück, so eindringlich auf viele andere Charaktere einwirken zu können. Eine Menge Unterstützer sind es, die nur aufgrund der eindrucksvoll vorgetragenen Überzeugungen der beiden Hauptcharaktere von ihrem bisherigen Lebenswandel - nach anfänglichem Widerstand - abkehren, um sie in ihrem groß angelegten Umsturzversuch zu unterstützen. Hin und wieder tauchen jedoch auch Charaktere auf, die in ihrem Verhalten weitaus realistischer sind und keinen glohreichen Altruismus an den Tag legen, sondern nur im Gegenzug für persönliche Vorteile aktiv für das Duo werden.

    Ich mag genau diese dubiosen, schmierigen Charaktere hier am liebsten, denn in einem scheinbar realistischen Szenario wie diesem, muss die Glaubwürdigkeit der Welt ganz vorne anstehen, um wirken zu können. Es tut gut, dass man diese unbeirrbaren und scheinbar perfekten Hauptfiguren hat, aber identifizieren kann ich mich mit ihnen weniger, auch wenn ich ihren Erfolg herbeisehne. Manche der so "glücklichen Fügungen" der Handlung lassen sich dabei nur bedingt nachvollziehen, wenn man unsere nüchterne Welt als Vorbild heranzieht, bei anderen hingegen greifen die Rädchen schön ineinander, wenn bspw. mit den Beweisen für Korruption beim abgebrochenen Bau eines Urlaubsressorts erpresst wird oder wenn Kompromisse angeboten werden, die keinem obligatorischen Schwarz-Weiß-Denken entsprechen, sondern das "Wohl" beider Seiten einberechnet. Das ist glaubwürdiges Handeln politischer Akteure und in solchen Momenten zeigt sich auch die erzählerische Stärke des Titels für mich. Nebenbei, was Kritikpunkte der Geschichte angeht, ein notorischer Vergewaltiger, aber den Idealismus der Protagonisten unterstützende fatalistische Nebencharakter Tokai ist genretypisch für Gangstergeschichten, stößt jedoch beim Lesen etwas rüde auf, vor allem im direkten Vergleich zu dem Frauenverführer Akira, der mit einer weniger forschen Art um ein vielfaches "cooler" wirkt.

    Der Zeichenstil ist für viele sicherlich etwas altbacken, doch auch heute noch haben die filigranen, undurchschaubaren Gesichter, die wahnsinnig detaillierten Hintergründe, die stillvolle Ästhetik bei den häufigen Sex und nicht ganz so häufigen Gewaltszenen, eine Anziehungskraft, die auf der einen Seite laut "90er" rufen, auf der anderen Seite für eine solche "Licht-und-Schatten"-Geschichte einen soliden, bequemen Untergrund bilden. Ikegamis Zeichensti, egal ob bei Crying Freeman, bei Heat, Strain oder hier, zeigt, dass seine realistische Darstellung von entschlossenen Männern und lasziven Frauen die perfekte, etwas überzogen dramatisierte Verpackung für Unterweltgeschichten bildet.



    Ich finde, die Handlung wird sehr durchdacht und spannend erzählt. Ein, zwei Handlungsbögen hätte man sicherlich kürzen können, aber im Großen und Ganzen halte ich die Geschichte und Welt für ausreichend komplex, dass es nicht stört oder die Spannung zu sehr torpediert. Alles in allem bin ich froh, dass es einen intelligenten Titel gibt, der so unverhohlen Tacheles mit einigen realsozialen Problemen spricht, ohne dabei (zumindest meistens) zu einem moralischen Zeigefinger zu verkommen. Es werden durchaus beide Seiten angehört, die des verwachsenen "Establishments" und die der jungen und wilden "Umdenker", auch wenn natürlich nicht neutral erzählt wird. Dennoch gibt dies dem Titel eine weitere notwendige Nuance, die seine Überzeugungskraft unterstreicht.

    Ich kann diesen Titel all denjenigen empfehlen, die es lieben, wenn zwei Fraktionen sich durch strategisches Ausspielen gegenseitig bekriegen. Denjenigen, die derbe Gangstergeschichten mit unerschütterlicher Männerfreundschaften mögen. Und denjenigen, die eine sozialkritische Komponente in ihren Geschichten für wertvoll erachten. Es sind leider nicht so viele Mangatitel, die derart "großflächige Kritik" in ihrer Handlung verbauen, meistens sind auch reife und durchaus anklagende Geschichten eher intim gehalten und auf kleinere Lebensbereiche beschränkt. Darum ist dieser Titel sicher auch heute noch erfrischend zu lesen.

    Es gibt einige westliche Ausgaben dieses Titels, meist in der 12-bändigen Bunko-Fassung. Soweit ich weiß, ist die Serie in jedem Land lange out of print, exemplarisch Frankreich oder die USA. Wer das Glück hat, diese Serie noch irgendwo komplett zu ergattern, sollte es meiner Ansicht nach einfach mal wagen, diese beiden getriebenen Träumer bei ihrem großen Versuch zu begleiten, ein Land zu ihrer würdigen Zuflucht zu machen.

    PS. Danke an Akashaura für den wertvollen Hinweis, die Serie ist scheinbar auch in Deutschland erschienen, jedoch nach 10 Heften abgebrochen worden. Wenn die Angaben auf der Seite von Schreiber und Leser stimmen, sind die einzelnen Hefte jedoch nur ca. 80 Seiten lang und decken damit vielleicht ein Drittel der gesamten Handlung ab. Bitte um Korrektur, falls ich damit falsch liege.

    PPS. Es gibt eine ganz aktuelle Serie des Künstlerduos, ebenfalls beim Verlag Shōgakukan, die als eine Art thematische Nachfolgeserie von Sanctuary gilt:

    Begin von (dt. "Beginn") von Fumimura Shō (Autor) und Ikegami Ryōichi (Zeichner)
    erscheint beim Verlag Shōgakukan
    Erscheinungsjahr: 2017
    bisher 2 Bände, fortlaufend



    In dieser Geschichte geht es um einen Auftragsmörder/Gangster und einen Politiker, die "für Japan" einen militärischen Konflikt zwischen China und Japan auf den umstrittenen Senkaku-Inseln provozieren.
    Geändert von Kulturkerbe (29.09.2017 um 21:16 Uhr)

  14. #564
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    Hallo zusammen,

    vor kurzem sind die Wahlen auf Bundesebene in Deutschland zu Ende gegangen und dieser sie begleitende mediale Trubel hat mir einen Titel in Erinnerung gerufen, der mir auch nach vielen Jahren noch als sehr lebendig und mitreissend vor Augen ist, darum habe ich mich entschieden, ihn hier vorzustellen.

    Sanctuary (dt. "Zuflucht") von Fumimura Shō (Autor) und Ikegami Ryōichi (Zeichner)
    erschien beim Verlag Shōgakukan
    Erscheinungsjahr: 1990
    Abgeschlossen in 14 Bänden



    Inhaltsangabe:
    Hōjō Akira ist ein eloquenter, charmanter junger Mann, dem man auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde, ein rasant aufsteigender Yakuza-Boss in der Unterwelt Japans zu sein. Asami Chiaki dagegen ist ein fleißiger und ergebener Sekretär eines mächtigen Parlamentariers der liberal-demoraktischen Partei Japans, den man mit seinen perfekt sitzenden Anzügen, der höflichen Art und der strengen Brille weit entfernt von dem gewalttätigen Morast der Organisierten Kriminalität vermuten würde. Tatsächlich jedoch verfolgen die beiden Männer ein und dasselbe Ziel - nicht nur das, sie verfolgen es gemeinsam, in Zusammenarbeit. Diese beiden Männer wollen das bestehende, rigide Gesellschafts- und Politiksystem Japans zerschlagen, die lethargische Bevölkerung wachrütteln und in eine erfolgreiche Zukunft führen. Der eine aus dem Schatten der Unterwelt, der andere im Licht der Scheinwerfer politischer Prominenz.




    Kurze Anmerkung:
    Ich finde, alleine die Rahmenhandlung in ein paar wenigen Sätzen gepresst, klingt schon wahnsinnig verlockend. Ein Unterweltboss und ein Politiker jagen mit ungeheurer Geschwindigkeit, mit viel List und Strategie und einer gehörigen Portion Idealismus durch die Hierarchien ihrer jeweiligen Lebenswelten. Warum? Wie gesagt, es ist ein Idealismus, der sie antreibt, eine Angst, denn sie haben erlebt, was durch korrumpierte Machthaber und eine eingeschläferte Gesellschaft passieren kann: beide sind Überlebende des Regimes der Roten Khmer in Kambodscha der 70er Jahre, nur mit unbändigem Lebenswillen und sehr viel Glück, sind sie den Massenmorden dieser Zeit entkommen und konnten nach Japan flüchten, wo sie jedoch eine übersättigte und gleichgültige Gesellschaft getüncht in politischer Apathie vorfanden. Sie planen daher bereits in der Oberschule aus zwei Richtungen kommend, berstend mit jungen Idealen, die Politk des Landes zu durchhöhlen. Wer welche Rolle übernimmt, entscheiden sie sehr pragmatisch - Schere, Stein, Papier. Akira verlässt die Schule und begibt sich vermeintlich orientierungslos in die Hände der Unterwelt. Dort zeigt er mit durchdachtem Aktionismus kantigen Charakter, der ihn schnell in höhere Ränge hievt. Asami dagegen bleibt im Schulsystem und schließt es mit Topnoten ab, greift sich eine Stelle nah an der Quelle der politischen Macht des Landes. Zwar im hohen Alter, aber noch immer mächtiges und vor allem durchtriebenes Politikgenie namens Isaoka, verzweigt in alle Bereiche des Landes, von Justiz über Wirtschaft bis hin zur Unterwelt, bildet sein Mentor und bald darauf auch seinen größten Widersacher.



    Das ist auch das, was den Großteil der Serie ausmacht - das gegensietig ausspielen von den beiden Idealisten und ihren alternden Gegnern, die den für sie bequemen Status Quo nur zu gerne beibehalten wollen. Das gegenseitig beharkende Katz- und Mausspiel und politische Schach, das sich in vielerlei Listen, in der Yakuza-Welt auch durch Morde und Clankriege, zeigt, ist sehr spannend und durchdacht erzählt. Alleine ist man in einer weit verzweigten, komplexen Welt nicht stark, in einem politischen oder organisierten System unbedeutend, daher macht es Sinn, ist realistisch, dass sich die beiden Idealisten von Anfang an Gefährten auf der Reise suchen.

    Dieses Anwerben und Überzeugen der potentiellen Gefolgsleute, das muss ich zugeben, strapaziert hin und wieder die Glaubwürdigkeit des Titels. Die beiden Protagonisten haben wirklich sehr viel Glück, so eindringlich auf viele andere Charaktere überzeugend einwirken zu können. Eine Menge Unterstützer sind es, die nur aufgrund der eindrucksvoll vorgetragenen Überzeugung der beiden Hauptcharaktere von ihrem bisherigen Lebenswandel - nach anfänglichem Widerstand - abkehren, um sie in ihrem Umsturzversuch zu unterstützen. Hin und wieder zeigen sich jedoch auch Charaktere, die weitaus realistischer sind und keinen glohreichen Altruismus an den Tag legen, sondern nur im Gegenzug für persönliche Vorteile aktiv für das Duo werden.

    Ich mag genau diese dubiosen, schmierigen Charaktere hier am liebsten, denn in einem realistischen Szenario wie diesem, muss die Glaubwürdigkeit des Themas ganz vorne anstehen, um wirken zu können. Es tut gut, dass man diese unbeirrbaren und scheinbar perfekten Hauptfiguren hat, aber identifizieren kann ich mich mit ihnen weniger, auch wenn ich ihren Erfolg herbeisehne. Manche der so "glücklichen Fügungen" lassen sich nur bedingt nachvollziehen, wenn man unsere nüchterne Welt als Vorbild heranzieht, bei anderen hingegen greifen die Rädchen schön ineinander, wenn bspw. mit den Beweisen für Korruption beim Bau eines Urlaubsressorts erpresst wird oder wenn Kompromisse angeboten werden, die keinem obligatorischen Schwarz-Weiß-Denken entsprechen, sondern das "Wohl" beider Seiten einberechnet. Das ist glaubwürdiges Handeln politischer Akteure und in solchen Momenten zeigt sich auch die erzählerische Stärke des Titels für mich. Nebenbei, der notorische Vergewaltiger aber den Idealismus der Protagonisten unterstützende fatalistische Nebencharakter Tokai ist genretypisch für Gangstergeschichten, stößt jedoch beim Lesen etwas rüde auf, vor allem im direkten Vergleich zu dem Frauenverführer Akira, der mit einer weniger forschen Art um ein vielfaches "cooler" wirkt.

    Der Zeichenstil ist, für viele sicherlich, etwas altbacken, doch auch heute nhch haben die filigranen, undurchschaubaren Gesichter, die wahnsinnig detaillierten Hintergründe, die stillvolle Ästhetik bei den häufigen Sex und nicht ganz so häufigen Gewaltszenen, eine Anziehungskraft, die auf der einen Seite laut "90er" rufen, auf der anderen Seite für eine solche "Licht-und-Schatten"-Geschichte einen soliden, bequemen Untergrund bilden. Ikegamis Zeichensti, egal ob bei Crying Freeman, bei Heat, Strain oder hier, zeigt, dass seine realistische Darstellung von entschlossenen Männern und lasziven Frauen die perfekte, etwas überzogene Verpackung für Unterweltgeschichten bildet.



    Ich finde, die Handlung wird sehr durchdacht und spannend erzählt. Ein, zwei Handlungsbögen hätte man sicherlich kürzen können, aber im Großen und Ganzen halte ich die Geschichte für ausreichend komplex, dass es nicht stört oder die Spannung zu sehr torpediert. Alles in allem bin ich froh, dass es einen intelligenten Titel gibt, der so unverhohlen Tacheles mit einigen realsozialen Problemen spricht, ohne dabei (zumindest meistens) zu einem moralischen Zeigefinger zu verkommen. Es werden durchaus beide Seiten angehört, die des verwachsenen "Establishments" und die der jungen und wilden "Umdenker", auch wenn natürlich nicht neutral erzählt wird. Dennoch gibt dies dem Titel eine weitere notwendige Nuance, die seine Überzeugungskraft unterstreicht.

    Ich kann diesen Titel all denjenigen empfehlen, die es lieben, wenn zwei Fraktionen sich durch strategisches Ausspielen gegenseitig bekriegen, diejenigen, die eine sozialkritische Komponente in ihren Geschichten für wertvoll achten, diejenigen, die derbe Gangstergeschichten mit unerschüterlicher Männerfreundschaft mögen. Es sind leider nicht so viele Titel, die derart "großflächige Kritik" in ihrer Handlung verbauen, meistens sind auch reife Geschichten eher intim und auf kleinere Lebensbereiche beschränkt. Das ist auch heute noch erfrischend.

    Es gibt einige westliche Ausgaben, meist in der 12-bändigen Bunko-Fassung, leider jedoch keine deutsche Übersetzung dieses Titels. Soweit ich weiß, ist die Serie in jedem Land lange out of print. Wer das Glück hat, diese Serie noch zu ergattern, sollte es meiner Ansicht nach einfach mal wagen, diese beiden getriebenen Träumer bei ihrem großen Versuch zu begleiten, ein Land zu ihrer würdigen Zuflucht zu machen.
    Es gibt eine Deutsche Fassung ! Sie ist bei Schreiber und Leser erschienen wurde allerdings nach Band 10 abgebrochen!

    Hab die reihe allerdings noch nicht gelesen da sich nur die Bände 3-10 in meinem Besitz befinden.

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  15. #565
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    Hallo Akashaura,

    vielen lieben Dank für den wichtigen Hinweis. Ich habe mich gerade schlau gemacht, da mir diese Ausgabe offensichtlich völlig unbekannt war. Stimmen die auf der Schreiber & Leser-Seite angegebenen Seitenangaben für die 10 Hefte von ca. 80 Seiten? Falls ja, ist noch deutlich weniger als zehn Bände in deutscher Sprache vorliegend. Ich denke, diese Ausgabe basiert auf der Viz-Ausgabe, die neben der Sammelbandversion auch eine Art "Comicbuch"-Version rausgebracht haben, mit ähnlichem Umfang bzw. Aufteilung.

  16. #566
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    Zitat Zitat von Kulturkerbe Beitrag anzeigen
    Hallo Akashaura,

    vielen lieben Dank für den wichtigen Hinweis. Ich habe mich gerade schlau gemacht, da mir diese Ausgabe offensichtlich völlig unbekannt war. Stimmen die auf der Schreiber & Leser-Seite angegebenen Seitenangaben für die 10 Hefte von ca. 80 Seiten? Falls ja, ist noch deutlich weniger als zehn Bände in deutscher Sprache vorliegend. Ich denke, diese Ausgabe basiert auf der Viz-Ausgabe, die neben der Sammelbandversion auch eine Art "Comicbuch"-Version rausgebracht haben, mit ähnlichem Umfang bzw. Aufteilung.
    Bitte gerne

    Ja es sind ca. 80 pro Heft. Und auch das sie auf der Viz- Ausgabe basiert könnte hinkommen da Viz im Impressum genannt wird .

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  17. #567
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    10 Bände a ca. 80 Seiten; 30 Kapitel (deutscher Titel Kapitel 30 "Am Vorabend der Schlacht")

  18. #568
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    Hallo Kulturkerbe

    Ich bin aktuell mal wieder dabei eine JP Manga Bestellung zu tätigen und da sind mir 3 Titel ins auge gesprungen und wollte wissen ob du dazu eventuell was schreiben könntest ( mangaupdates hat zu den ersten beiden Titel kaum bis gar keine Info parat )

    https://www.amazon.co.jp/gp/product/...f_rd_i=desktop

    https://www.amazon.co.jp/%E3%82%B0%E...4HPEXCBYSN5QWV

    https://www.amazon.co.jp/GROUNDLESS-...=UTF8&qid=&sr=


    Und mal wieder meine Standart Frage , gibt es neue Guardien Relationship Manga im stile von Totsukuni no Shouji , Magus Bride ect ?

  19. #569
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    Hallo Akashaura,
    hallo Alita,

    noch einmal vielen Dank an euch für die Informationen. Man lernt einfach nie aus, ich hätte mich vorher besser informieren müssen. Schade, dass es am Ende nur eine solche unbefriedigende "Freak-Veröffentlichung" ist. Der Titel hätte mehr verdient gehabt. Danke!

    Hallo Desty,

    Ich bin aktuell mal wieder dabei eine JP Manga Bestellung zu tätigen und da sind mir 3 Titel ins auge gesprungen und wollte wissen ob du dazu eventuell was schreiben könntest
    ich habe nachgesehen, leider muss ich dir sagen, dass ich die beiden Serien zwar immer mal wieder im Zenon-Magazin gesehen habe, sie mir aber thematisch nie zugesagt haben, so dass ich mich nicht näher mit ihnen befasst habe. Ich habe jetzt jedoch einmal in die Anfänge gelesen, ich hoffe dir hilft es bei deiner Kaufentscheidung etwas. Sonstige Titel, die in Richtung "Totsukuni no shōjo" gehen, fallen mir derzeit eigentlich nicht ein, zumindest keine, die hier nicht schonmal erwähnt worden sind. Falls mir doch noch was einfällt, sage ich Bescheid, tut mir Leid!

    Shōki no Gasmaskquerade (dt. etwa "Die Miasma-Gasmaskerade") von Mizushiro Mizuki und Tanaka Yoshiki
    erscheint beim Verlag Tokuma Shoten
    bisher 2 Bände, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:
    Wir befinden uns in einem Zeitalter, in der es nicht einmal mehr Kalender gibt. Ein giftiger Dunst, der nur "Miasma" genannt wird, legte sich über Japan und zerstörte es. Die Menschen leben in Schutzzonen, die das giftige Gas normalerweise nicht durchdringen kann. Jedoch brechen durch das Miasma entstandene furchterregende Monster hin und wieder in die Schutzzonen ein und werden dann von sogenannten "Wizards" gejagt und getötet. Yūki Kenga wird von einem dieser "Kampfzauberer" namens Ryō vor dem sicheren Tod bewahrt. Ein Erlebnis, dass sich tief in den Jungen eingebrannt hat.

    Ein Jahr später, der 15-jährige Kenga kann den Zauberer mit der schwarzen Maske noch immer nicht vergessen, ganz im Gegenteil, er hat sich in die "Wizard-Gilde" eingeschrieben - mit Beginnerrank 1 - denn sein inbrünstiges Ziel ist es, ein genau so fähiger Wizard wie Ryō zu werden.



    Kurze Anmerkung:
    Zunächst sei der Zeichenstil erwähnt, vor allem die Farbseiten, das halte ich für sehr sauber gezeichnet, das ist ziemlich beeindruckend. Leider ist das, was ich von der Geschichte bis jetzt mitbekommen habe, dem nicht ganz ebenbürtig. Ein motivierter Junge will seinem Idol nacheifern und will sich seiner Truppe anschließen. Hier sind es "Kampfzauberer" (sie benutzen die Energie, die das giftige Gas ausgibt, also keine "echte Magie") woanders sind es dafür vielleicht Boxer, Kampfsportler oder Fußballspieler, das habe ich schon so oft gelesen, dass es entwas schade um die interessante Grundidee ist. Dennoch hat der Titel eine coole Ästhetik, Gasmaskenzauberer, furchteinflössende Monster, wenn dir dieses postapokalyptische Sci-Fi-Settung zusagt, ist es vielleicht einen Blick wert?

    Grendel von Oikawa Mako
    erscheint beim Verlag Tokuma Shoten
    abgeschlossen in drei Bänden
    Erscheinungsjahr: 2016



    Inhaltsangabe:
    Es gab eine Zeit, in der haben Drachen die Welt regiert. Die Menschen haben still im Schatten der mächtigen Kreaturen gelebt. Eines Tages jedoch erschien ein Held, dem es das erste Mal gelang, einen Drachen zu bezwingen. Bald darauf begannen sich die Menschen gegen die Drachen aufzulehnen und sie zu vernichten.

    Kamelia ist zum Tode verurteilt worden, weil sie ihrer Pflicht als Schutzgarde nicht nachgekommen ist. Kurz vor Vollstreckung der Strafe wird ihr ein Angebot gemacht: Sie muss sich entscheiden, entweder sie wird für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen oder sie akzeptiert, jemanden über die Landesgrenze zu eskortieren. Dieser jemand ist niemand geringeres als ein Nachkomme der als ausgestorben geltenden Drachenspezies. Kamelia will um jeden Preis leben und erklärt sich bereit, das Drachenkind Grendel trotz der zu erwartenden Gefahren zu begleiten.



    Kurze Anmerkung:
    Was mir hier gut gefallen hat, ist die Hauptcharakterin, die zwar als kämpferisch extrem stark angesehen wird, jedoch als charakterlich schwach, weil sie nur für ihr eigenes Wohl ihre Fähigkeiten einsetzt. Wenn sie kämpft muss sie weinen, denn sie erträgt kaum die Schmerzensschreie ihrer Gegner, das Gefühl Fleisch zu zerschneiden, zu töten und doch muss sie es tun, denn in ihr schlummert ein unbändiger Überlebenswille. Diese Frau, die nur für ihr eigenes Wohl zu kämpfen versteht, muss ein anderes, wehrloses Wesen beschützen, um selbst züberleben zu können. Eine kurze und eigentlich doch ganz interessante Fantasy-Serie, die mit einer ungewöhnlichen Heldin aufzuwarten weiß.

    Ein sehr fantasievoll gestalteter Titel, der mir auch optisch überrachend gut gefällt, zumindest das, was ich bisher davon gesehen habe. Hier beschützt ein Mensch ein andersartiges Wesen, also genau andersherum als das, was du sonst vielleicht interessant findest.

    Geändert von Kulturkerbe (30.09.2017 um 15:43 Uhr)

  20. #570
    Ahornbaum Mitglied Avatar von Desty
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    OK dann wird Grendel importiert, danke für die Info und deine einschätzung :3

  21. #571
    Mitglied Avatar von Sakuya
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    Shōki no Gasmaskquerade sieht echt gut aus und hört sich auch interessant an


  22. #572
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    Hallo zusammen,

    nächste Woche erscheint in Frankreich ein Titel, den ich hier bereits vor einiger Zeit vorgestellt und auch immer mal wieder im Nachgang angesprochen habe. Da es nun ein wenig mehr Promotionsmaterial auch in französischer Sprache gibt, habe ich es um Anlass genommen, auf diesen wunderbaren Ausnahmetitel hinzuweisen. Jeder, der an einer wunderschönen und neugierig erzählten Geschichte über eine westliche Entdeckerin im Japan des 19. Jahrhunderts interessiert ist, sollte wirklich einmal genauer hinsehen. Es lohnt sich, versprochen.

    Fushigi no kuni no Bird (dt. "Bird im Wunderland") von Sassa Taiga
    erscheint im Seinen-Magazin Harta beim Verlag Kadokawa/Enterbrain
    Erscheinungsjahr: 2015
    Bisher 1 Band, fortlaufend




    Inhaltsangabe:

    Discover Japan - dies ist eine Geschichte, um die gute alte japanische Kultur wiederzuerlangen.
    Die beginnende Meiji-Ära. Von Tōkyō bis Ezo bereist eine Engländerin Japan ganz ohne Karte. Ihr Name ist Isabella Bird, ihres Zeichens Abenteurerin. Der Grund dafür ist einzig und allein, das niedergehende altjapanische Alltagsleben in ihren Aufzeichnungen zu erhalten. Itō Tsurukichi, ihr Dolmetscher, ist dabei der einzige Begleiter auf der Reise in die entlegensten Gefilde Japans, die selbst die meisten Japaner nie betreten haben.

    Eigene kurze Meinung:
    Was für ein großartiger Manga. "Fushigi no kuni", so heißt das Wunderland aus dem Roman des britischen Schriftstellers Lewis Carroll in Japan. Und in zeitgenössischer Anspielung darauf, muss es für die westlichen Reisenden damals teilweise wirklich wie ein "Wunderland" gewirkt haben. Eine fremde Welt, das Inselreich Japan, über Jahre isoliert, in ureigenen, westlichen Augen fremdwirkenden Traditionen aufgeblüht. Und dann kam die Meiji-Ära, die einem westlichen Ideal in großen Schritten nacheiferte und damit unmittelbar Gefahr lief, ureigene Bräuche und Kultur aus den Augen zu verlieren, gar zu verwerfen. Das ist der Hintergrund, vor dem sich die lebensfrohe Engländerin Isabella Bird aufmacht, dieses noch fremde Land zu erkunden.

    Anders als Otōto no otto, dem ich eine gewisse Chance auf eine nichtjapanische Veröffentlichung, gerade im Hinblick auf die jüngst aufgeblühte Debatte um homosexuelle Eheschließung, ausrechne, geht es hier thematisch ins kulturell Eingemachte. Garniert mit einem für das Magazin typischen, nicht allzu harten, aber wunderbar detaillierten, gefühlt runden, rosigen Zeichenstil zwischen Seinen- und Josei-Ästhetik, in deutlicher Anlehnung an die zeichnerische Gestaltung von Otoyomegatari oder Rudolph Turkey, bereist der Leser in den einzelnen Kapiteln zahlreiche japanische Orte. Von der Hafenstadt Yokohama aus, ist das Ziel der Reise Ezo, das heutige Hokkaidō weit im Norden Japans, das Land der Ainu. Dort, wo Schnee und eisiges Wasser ihr Heim haben. Bis dahin gibt es aber viele Sitten und Bräuche, viel Fremdartiges zu entdecken. Und genau das macht der Titel ganz hervorragend. Man hat dieses Gefühl der Entdeckung einer fremden Kultur, eines unbekannten Landes, so als wäre man an der Seite von Engelbert Kaempfer, auf den Spuren A. B. Mitfords und entdeckt lebhaft, was lange schon vergangen. Das ist der mir wichtige Grund, warum ich den Titel hier empfehlen möchte.

    Isabella Bird, später Bishop, war im Übrigen eine reale Person, welche Japan damals tatsächlich besuchte und auch ihren Dolmetscher Itō Tsurukichi gab es. Doch die Entdeckerin bereiste nicht nur Japan, sondern auch viele andere Länder Asiens und schrieb darüber. Ich verweise auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel für weitere Informationen über dieses zweifelsfrei mehr als aufregende Leben.

    PS. Auch hier wie üblich die Anmerkung, dass die Inhaltsbeschreibung eng an der offiziellen Verlagsbeschreibung angelehnt ist.
    Die französische Version wird den Titel "Femme exploratrice" inne haben und beim Verlag Ki-oon erscheinen. Im ersten Kapitel der unten verlinkten Leseprobe ist die frisch in Japan angedockte Entdeckerin auf der verzweifelten Suche nach einem guten Englisch-Japanisch-Übersetzer, der es wagt, mit ihr in die unerfroschten nördlichen Gefilde Japans, das spätere Hokkaidō, zu reisen.

    Promotionstrailer des französischen Verlags Ki-oon zu "Isabella Bird - Femme exploratrice" (jap. "Fushigi no kuni no Bird" von Sassa Taiga, Kadokawa/Enterbrain):



    Leseprobe zum 1. Kapitel von Isabella Bird - Femme exploratrice (jap. "Fushigi no kuni no Bird" von Sassa Taiga, Kadokawa/Enterbrain)



    Außerdem ist der zweite Doppelband einer weiteren wunderbar atmosphärischen Serie in Frankreich erschienen, die ich ebenfalls hier schon einmal kurz erwähnt habe. Wer einmal in einem Izakaya war, der weiß, wie heimisch und wohl man sich inmitten von einfach zubereiteten Speisen, die einem heiß dampfend zu später Stunde serviert werden, fühlen kann. Shinya shokudō (Verlag Shōgakukan) oder wie die französische Version betitelt wurde, La cantine de minuit (Verlag Le Lézard noir), von Abe Yarō, fängt dieses warme Gefühl sehr gut ein und erzählt dabei mithilfe simpler Hausmannskost von außergewöhnlichen und doch sehr alltäglichen Gästen und ihren eben solchen Problemen.



    Französischer Promotionstrailer vom französischen Verlag Le Lézard Noir zu "La cantine de minuit" von Abe Yarō (jap. Shinya shokudō, Verlag Shōgakukan), erstellt von Cindy Bertet:






    Außerdem möchte ich eine interessante Serie vorstellen, die sich mit dem inzwischen sehr häufig verarbeiteten Thema der "Zeitreise" oder "Timeslip" beschäftigt, dies jedoch in einem sehr originellen Rahmen macht. Die Serie kann ich mir im nächsten oder übernächsten Programm von Carlsen Manga thematisch und ästhetisch sehr gut vorstellen.

    Man in the Window von Anajiro und Masatoki
    erscheint beim Verlag Square Enix
    bisher 2 Bände, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2015



    Inhaltsangabe:
    Takagi Shūhei ist ein 16-jähriger Oberschüler, mit dem Wunsch auf die prestigeträchtige Universität von Tokio zu gehen und Medizin zu studieren. Ein Junge voller Hoffnung und Ambitionen für seine Zukunft. Eines Tages erhält Shūhei eine Nachricht von seiner Kindheitsfreundin und heimlichen Schwarm Ayaka, in dem er darum gebeten wird, an das Fenster auf der linken Seite in der Seitenstraße gegenüber der Buchhandlung Doi zu klopfen. Da der Junge der Versuchung nicht widerstehen kann, folgt er den Anweisungen schließlich. Mit dem darauf folgenden Blick durch eben jenes Fenster ändert sich allerdings schlagartig alles in seinem Leben.

    Durch das Fenster starrt ihn ein verwahrloster junger Mann an. Ein Mann, der alles über Shūhei zu wissen scheint - noch schlimmer! - der behauptet, der drei Jahre ältere Shūhei zu sein. Er prophezeit ihm, im Leben gänzlich zu versagen, die Aufnahmeprüfung der Universität nicht zu bestehen. Und er sagt ihm voraus, dass seine Sandkastenliebe Ayaka ermordet werden wird.

    Kurze Anmerkung:
    Ein Junge, der versucht, das ihm auferlegte Schicksal zu ändern, auch wenn er dem Fremden im Fenster verständlicherweise zunächst nicht glaubt. Doch als der Shūhei aus der Zukunft ihm die korrekten Lottozahlen voraussagt, ihm von einem Popsternchen, das aufgrund einer aufgedeckten Affäre Selbstmord begeht, berichtet und dieses sich am nächsten Tag tatsächlich von einem Haus stürzt, muss der Junge einsehen, dass etwas Wahres an den niederschmetternden Worten des heruntergekommenden Mannes zu sein scheint. Ein Titel, der sich mit der Konsequenz der eigenen Entscheidungen auf die Zukunft beschäftigt, mit Ursache und Wirkung des eigenen Handelns.

    Der Zeichenstil ist sehr sauber und klar lesbar. Er sticht jetzt nicht unbedingt als überbordend detailliert hervor, aber erfüllt seine Aufgabe, eine ansehnliche, bodenständige Spielwiese für die spannende Geschichte zu bieten. Die Cover sind meiner Meinung nach dagegen optisch herausragend und stechen für mich im Regal deutlich hervor.

    Der dritte Band wird vermutlich der Abschlussband sein. Wie gesagt, eine zeitnahe Veröffentlichung in Deutschland, vorrangig bei Carlsen Manga, sehe ich als durchaus wahrscheinlich. Mal sehen...

    Französische Leseprobe vom französischen Verlag Ki-oon zum 1. Kapitel von Man in the Window von Anajiro & Masatoki, japanischer Verlag ist Square Enix

    Französischer Promotionstrailer vom französischen Verlag Ki-oon zu "Man in the Window" von Anajiro & Masatoki (japanischer Verlag ist Square Enix)




    Geändert von Kulturkerbe (08.10.2017 um 09:47 Uhr)

  23. #573
    Weeaboo Avatar von Miss Morpheus
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    Man in the Window finde ich recht interessant (hat Aya-tan auch schon in den Wunschtreads der Verlage gepostet und ich hab ihn unterstütz ), find auch das der Titel gut zu Carlsen passen würde
    A Centaur's Life | Boys on the Run | Bread&Butter | Blood on the Tracks | Dai-3 no Gideon | Heartbroken Chocolatier | Honto Yajuu | Ibitsu | Non non Biyori | Shimauma | Tourou no Ori | Twittering Birds never Fly | Uwasa no Midori-kun!! | Watamote | Zetman



  24. #574
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    Fushigi no Kuni no Bird ist in der Tat ein Klasse Titel. Dank deiner Werbung habe ich ihn angelesen und konnte nicht mehr aufhoeren.
    Ich hoffe doch, dass er auch bei uns rauskommt.
    Wunsch Manga:

    7 Seeds
    von TAMURA Yumi__Beelzebub 28 von Ryuhei Tamura__Ranma 1/2 New Edition__Neko Mix Genkitan Toraji von Yumi Tamura__Cat's Eye von Tsukasa Hojo__Crayon Shin-Chan von Yoshito Usui __City Hunter von Tsukasa Hojo__Georgie von Man Izawa & Yumiko Igarashi__Aishite Knight von Kaoru Tada__Akazukin Chacha von Min Ayahana__Hungry Marie von Ryuhei Tamura__~ alles unveroeffentlichte von Yuu Watase

  25. #575
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    Hallo zusammen,

    ich habe heute zwei erst wenige Tage alte Titel, die ich kurz vorstellen möchte. Beide stehen unter dem übergeordneten Thema "Merkwürdige Liebe":

    Genshijin kareshi (dt. etwa "Mein Freund, der Urmensch") von Kitafuku Yoshineko
    erscheint beim Verlag Hakusensha
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:

    Kamigomi Mito will sich verlieben! Die hübschen Kerle stehen auch auf sie, aber diese ganzen Schwächlinge hängen ihr zum Hals raus. Eines Tages erscheint vor ihr die Götting der Landwirtschaft, Spika und befördert sie unter dem Vorwand der "Heiratsvermittlung" in die Vergangenheit. Sie landet auf der Erde vor 2,5 Millionen Jahren, eine Zeit, in der gigantische Lebewesen die Welt bevölkerten. Trifft Mito etwa hier den einen für die Ewigkeit?

    Kurze Anmerkung:
    Ja, ich gebe es zu, die Serie ist kein Josei und kein Seinen-Manga, aber da mit den Ziel- bzw. Altersgruppenbezeichnungen in Japan ohnehin eher lax umgegangen wird, will ich mich nicht allzu sehr darauf versteifen und eine wirklich gute, unterhaltsame Shōjo-Serie vorgestellt wissen, die den meisten aufgrund der Optik eventuell durchgehen würde.

    Mito gefällt mir als erfrischend selbstständige, forsche Figur sehr gut. Sie ist ein hartes Mädchen, als Tochter eines Bauern, liebt sie die Landwirtschaft und alles was damit zu tun hat. Die erste Szene im Manga verdeutlicht das sehr gut; Mito wünscht sich einen Hinweis der Götter, wenn es so etwas wie die schicksalhafte Liebe, den in Japan sogenanten "roten Faden" geben sollte. Doch anstelle des roten Fadens der Liebe kommt ein ganz anderer, nämlich ein Spinnfaden ins Bild. Anders als genretypisch zu erwarten wäre, davon aufgeschreckt umherzuspringen, predigt Mito dagegen, man müsse der Spinne Dankbarkeit zollen, da diese als Beschützerin der Reisären gilt (sie frisst Schädlinge). Mito ist auch sehr traditionsbewusst: sie ermahnt einen muskulösen Footballspieler (der ihr optisch durchaus gut gefällt), keine Reiskörner übrig zu lassen, da in einem jeden die Götter hausen. Der entgegnet nur, dass in ihr wohl eher eine alte Oma hausen würde.

    Der Zeichenstil ist im Gegensatz zu der originellen Hauptfigur nichts besonderes, heraus sticht hier nur die doch sehr überraschend "rau" gehaltene Gestaltung des Australopiticus ghari, den Mito liebevoll nur Ghari nennt. Das ist witzig, das ist neu und das ist ein interessanter Ansatz unter den unzähligen Isekai-Titeln oder von mir aus auch den vielen Zeitreisegeschichten.... Wer auf abgefahrene Comedy-Romantik steht, sollte hier definitiv ein Auge drauf haben, der Titel hat ausreichend Potential schnell auch international Fanfavorit werden zu können. Und sei es anfangs auch nur "für die Lacher".

    Leseprobe zu Genshijin kareshi von Kitafuku Yoshineko (Verlag Hakusensha)



    Subaru to Suu-san von Takahashi Natsuko
    erscheint beim Verlag Kadokawa/Enterbrain
    bisher 1 Band, fortlaufend
    Erscheinungsjahr: 2017



    Inhaltsangabe:
    Stets bemüht abseits fremder Blicke zu bleiben, leben Mio und Subaru zusammen in einer kleinen Wohnung. Wo man als Außenstehender an ein Geschwisterpaar mit einigen Jahren Altersunterschied denken könnte, verbirgt sich jedoch ein Geheimnis.

    Kurze Anmerkung:
    Detective Conan, Benjamin Button, Ran aus der grauen Welt, alles Helden, die mir spontan einfallen, die mit einer ähnlichen Prämisse ans Werk gehen, wie Subaru. Ein ehemals gleichaltriges Paar, bei dem ein Part plötzlich einen großen Altersunterschied aufweist. Denn Subaru ist eigentlich im selben Alter wie Mio, hat nun jedoch den Körper eines Kindes inne. Den Körper, nicht den Geist. Was also macht den Titel so besonders? Zwei Sachen, meiner Meinung nach. Der wunderbar detaillierte, wahnsinnig gefühlvolle Zeichenstil, der oft mehr mit kleinen Pinselstrichen zu vermitteln vermag, als es viele ergänzende Worte könnten. Und die ebenso einfühlsame Erzählweise. Der Titel ist durch und durch ein Harta-Werk, auch wenn ich zugegeben noch nicht weit hineingelesen habe. Doch bereits der Anfang versprüht schon diese feine atmosphärische "besondere" Note, die nur dieses Magazin seinen stets ungewöhnlichen und qualitativ hochwertig erzählten Titeln zu verpassen vermag.

    Subaru verkleidet sich als Grundschüler, geht einkaufen, um seiner am Telefon sichtlich durch die Arbeit gestressten Freundin ein feines Abendessen zuzubereiten. Eigentlich hasst er das, aber trotzdem mimt er den kleinen Jungen bei seiner Shopping-Tour. Und jedes Mal, wenn ihn einer der Verkäufer lobt und ihm sagt, dass es doch schwer sein müsse, für so ein Kind, allein einzukaufen, dann entgegnet er: "Meine große Schwester hat es doch viel schwerer". Oder aber wenn Mio über den ungewohnten Anblick von Subaru kichern muss und er sich darüber aufregt. Das ist eine subtil erzählte Zuneigung, die dadurch schneller ans Herz geht. Und so geht es unversehens, das man mehr von dem sympathischen, vom Schicksal geplagten jungen Paar lesen will und natürlich den Grund erfahren möchte, warum Subaru denn jünger wurde.

    Klar, diese Charakterkonstellation kann heikel sein, je nachdem wie man es verpackt, sogar mehr als das, aber hier ist es sehr warm und feinfühlig und nicht anrüchig erzählt. Zumindest das, was ich bisher von dem Titel kenne, spiegelt eine gekonnte und lesenswerte Verarbeitung dieses bereits häufig durchgekauten Themas wider. Das Cover allein, ein vermeintlicher Grundschüler mit Zigarette im Mund, kann den einen oder anderen von dem Titel wegtreiben, mich dagegen zieht die Lässigkeit, die Melancholie, die detaillierte Alltagsszene dagegen total an. Haare wehen im Abendwind, eine leise Unterhaltung vor offenem Fenster, zu große Gummilatschen in knallgelb, darin kindergleiche Füße. Und Zigarettenqualm, der alles in ein blasses graublaues Licht tüncht. Allem voran, ist genau das der Reiz des Titels, für mich besitzt diese liebevolle, nachdenkliche Gestaltung einen wahnsinnigen Sog, das ist einfach alles schlicht und einfach sehr schön erzählt. Deshalb bleibe ich dran.

    Leseprobe zu Subaru to Suu-san von Takahashi Natsuko (Verlag Kadokawa/Enterbrain)

    PS. Die obigen Inhaltsangaben orientieren sich eng an den offiziellen Inhaltsangaben der japanischen Verlage Hakusensha bzw. Kadokawa/Enterbrain.
    Geändert von Kulturkerbe (12.10.2017 um 01:08 Uhr)

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