44.1) Das "beizubringen" ist nicht leicht... Ich werde dazu aber noch einen How To Punkt beim Erzählen/Schreiben machen, denn das hat weniger mit Zeichentechnik, als mit Erzähltechnik zu tun. Generell ist Paneling aber Stilsache und wird von jedem Zeichner in seiner eigenen Art und nach eigenem Gefühl gemacht. Einige gute Tipps kann man zwar geben - z.B. die Panelform (schräg, gerade, offen, geschlossen) an dem Inhalt orientieren (also z.B. keine schrägen Panels in einer ruhigen, melancholischen Szene) und die Panelgrößen an die Wichtigkeit des Gezeigten anpassen (also z.B. kein ganzseitiges Panel um zu zeigen, wie jemand Kaffee trinkt, während das wirklich wichtige der Szene auf der Folgeseite in einem 5x5cm Panelchen passiert). Natürlich sollte auch der Lesefluss beachtet werden und die Bilder, die gezeigt werden, sollten "sinnvoll" sein - nicht zu viele Panels, wenn nichts Relevantes passiert, alles "Unwichtige" soweit es geht kürzen, Timing beachten, Ruhepausen einlegen, auch mal "Gefühlspanels" einstreuen. Usw. Sind zwar recht abstrakte Tipps, ohne konkrete Beispiele zu arbeiten ist schwer... Hm. Vielleicht mache ich doch mal einen eigenen How-To-Punkt dazu...

46) Das liegt hauptsächlich daran, dass der japanische Markt ungleich größer im Vergleich zum Deutschen ist. Wenn man in Deutschland ein Buch auf den Markt bringen will, ist die allererste Frage "Wie finanziere ich das?". Oft werden Druck- und Bearbeitungskosten vom Verlag vorgeschossen und im Idealfall sollte der Verkauf dieses Geld dann wieder einspielen (nennt sich "Deckungsbeitrag") und wenn's geht noch Gewinn einfahren.

Ab hier kommt viel Mathematik ins Spiel. Eine gewisse Mindestauflage sollte ein Buch haben, damit die Druckkosten möglichst gering sind. Kurz gesagt kostet ein Buch bei einer Auflage von 10 000 weniger, als bei einer Auflage von 1 000. Nun druckt man aber nicht 10 000, wenn man z.B. nur erwartet 500 zu verkaufen, denn nur weil ein Buch weniger kostet, kostet die Gesamtauflage ja immer noch viel, viel mehr und man müsste dann mind. 9 000 wieder einstampfen. Also versucht man realistisch zu rechnen. Eine Auflage von 100 z.B. würde zwar zu 100% weggehen, aber der Deckungsbeitrag wäre unmöglich zu begleichen. Man rechnet also hin und her und nimmt irgendwas dazwischen, damit das Buch sich rechnet.

Nun nehmen wir mal den Markt in Japan. Dort sind Manga so verbreitet, dass selbst ungewöhnliche oder für unsere Augen seltsam aussehende Projekte ihre Nische kriegen. Es gibt also auch für solchen "schlecht gezeichneten" Werke genug Käufer, um den Deckungsbeitrag für ein Buch zu decken. Also werden sie verlegt. Hier in Deutschland, wo der Markt um ein Vielfaches kleiner ist, ist man vorsichtiger. Als Verlag nimmt man nur Werke auf, von denen man zumindest erwarten kann, den Deckungsbeitrag zu decken. Sonst geht man ins Minus, was bei einem einzigen Buch vielleicht verschmerzbar ist, auf die Dauer aber in den Ruin führt. Die Verlage schauen zweimal hin, nicht nur bei den deutschen Zeichnern, sondern auch bei japanischen Werken. Auch da ist nicht immer garantiert, dass sich genug Käufer finden. Hier nach Deutschland kommt also in der Regel die Créme de la Créme. Natürlich haben es dadurch ungewöhnliche Projekte schwerer...

Und deiner Freundin gebe ich den Rat, sich lieber nicht nach unten hin zu orientieren, sondern nach oben. Statt also zu schauen, wer noch schlechter als sie zeichnet und trotzdem verlegt wird, sollte sie lieber schauen, wer noch ungleich besser ist als sie und trotzdem nicht verlegt wird. Auch davon gibt es mit Sicherheit genug Beispiele. Wenn deine Freundin Mangaka werden will, sollte sie üben, bis auch sie ein Projekt zustande bringt, in das ein Verlag sein Geld zu investieren bereit ist.