Die Klon-Saga zählt zu den Geschichten, die das Lager der Fans spaltet wie kaum eine andere. Der Versuch einen neuen Spider-Man zu etablieren und dadurch Peter Parker zu einem Klon zu degradieren, entrüstete so viele Fans, dass sich die Kreativen entschieden diese Änderung wieder rückgängig zu machen. Doch auch Ben Reilly konnte viele Anhänger auf seine Seite ziehen und so kommt es noch heute zu heftigen Diskussionen, wer der wahre Spider-Man ist.


Spider-Man: Die wahre Klon-Saga nimmt sich erneut des bekannten Stoffs an und präsentiert die ursprünglich geplante Version der Klon-Saga. In der Filmbranche schon lange etabliert hält der berüchtigte "Directors Cut" nun auch Einzug in die Welt des Comics.


Die Geschichte beginnt recht vielversprechend. Einzig die Tatsache, dass hier eine Handlung neu erzählt wird, die einige Jahre zurück liegt, sorgt bei Lesern, die sich nur im derzeitigen Marvel-Universum auskennen für Verwirrung. Zu groß sind die Unterschiede zwischen dem, was war und dem, was ist. Und so wird der Leser ins kalte Wasser gestoßen und muss sich gleich auf der ersten Seite mit einem toten Harry Osborn beschäftigen. Hat man die zeitliche Hürde gemeistert, präsentiert sich ein bunter Reigen an Schurken und spektakulären Kämpfen. Am Ende eines jeden Kapitels wird ein neuer geheimnisvoller Drahtzieher offenbart, der sich aber schnell als weitere Marionette entpuppt. Wer tatsächlich im Hintergrund die Fäden zieht, bleibt bis zuletzt geheimnisvoll. Durch die Fülle an vermeintlichen Verantwortlichen und des, im Vergleich zur epischen Erzählweise der ursprünglichen Klon-Saga eher kurz geratenen Directors Cut entsteht eine sehr gehetzt wirkende Erzählung in der die Beweggründe der Protagonisten kaum erklärt werden.


Die Zusammenarbeit zwischen Peter und Ben kann überzeugen. Die Autoren verstehen es, die verschiedenen Persönlichkeiten glaubhaft darzustellen und auch die inneren Zweifel der Figuren können nachvollzogen werden. Ganz anders sieht das auf der Gegenseite aus. Die Gegner sind in ihrem Handeln stets inkonsequent und so mancher Wandel in der Gesinnung wirkt doch stark an den Haaren herbei gezogen. Dementsprechend wirkt auch das Ende stark konstruiert und kann wenig überzeugen.

Todd Nauck liefert ganze Arbeit ab. Seine Spider-Man Zeichnungen überzeugen und spiegeln die hohe Beweglichkeit des Charakters wieder. Die Bilder bestechen durch einen hohen Grad an Details. Der Künstler sorgt dafür, dass der Leser auch bei den sehr dynamischen und actionreichen Kämpfen, trotz der vielen Explosionen und Beteiligten, nicht die Übersicht verliert.


Die Aufteilung der Seiten passt sehr gut zum Inhalt. Oft wählt der Künstler ein recht großes Bild als Hintergrund und platziert die kleineren Panels frei auf dem Bild. Dadurch entsteht eine lose Komposition, die die Dynamik der Handlung unterstützt. In manchen Szenen geht es etwas härter zu. Der Künstler hat dort allerdings an den brutalsten Stellen geschickt Geräuschwörter platziert. Dadurch wird die sichtbare Gewalt auf ein Maß, das sich auch für jüngere Leser eignet reduziert.

Als Bonus enthält der Band alle Cover der US-Ausgaben. Außerdem gibt es eine kurze Vita der Autoren und Zeichner. Das Vorwort gibt einen Überblick über die original Klon-Saga und nennt alle relevanten Veröffentlichungen in Deutschland.



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