Jetzt weiß ich warum die Mauer gefallen ist, wegen den Auswirkungen des "schlechten" Jahrgangs 1988. Das Volk war nicht mehr bei Laune zu halten.
Diese Grundsatzdiskussion können wir ja jetzt vielleicht beenden, am besten mit einem Jein ;-)
Ich habe jetzt auch mal am eigenen Leibe verspürt, dass man manchmal etwas wider besseren Wissens sagt (schreibt), nur weil man sich ärgert.
Und mich, Reni, haben zwei Dinge in deiner Argumentation auf die Palme gebracht:
1. die klare Behauptung, der Verlag hätte im Osten vor der Wende keine Sammelbände verkauft - und das ausschließlich mit dem Ziel, die Auflage der Faxe zu sichern.
Ich finde das falsch und irrational. Falsch, weil 6. Auflage von 1984 in meiner Hand. Irrational, weil die Faxe sich doch schon lange ihre Leser erobert hatten. Einen Teil der Alten und all die Neuen.
Nun war ja die gesamte Wirtschaftspolitik der DDR wider jeder Vernunft, das stimmt. Aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass andere Gründe eine größere Rolle spielten. Den Umstand, daß dir Altenburger 1985 die "Verschwörungsstrategien" des Verlages offenbarte finde ich zwar bemerkenswert, aber ob es tatsächlich die ganze Wahrheit ist???
Selbst in den letzten Jahren wurden die Nachdrucke m.M.n. ohne ausreichende Verkaufsförderung vertrieben - und das hat ja nun mit den Faxen rein gar nichts mehr zu tun. Das hatte einen so schleppenden Absatz zur Folge, daß immer Titel und Serien abkündigte und die Reprintmappen ganz aus dem Programm nahm. Erst seit die lokalen Anzeigeblätter einen direkten Vertrieb gestartet haben und ihre Werbung geschickt im eigenen Blatt präsentieren, wundert (und freut) man sich über die doch noch vorhandene Nachfrage.
2. Die Geschichte mit den vertauschten Haarfarben.
Was hätten sie denn machen sollen? 3 Typen mußte man ja nun mal auf einen Blick unterscheiden können. Aber ich will dir jetzt mal im Großen und Ganzen Recht geben, auch wenn für mich trotz aller kulinarischer Vorlieben zwischen Dag und Califax noch Welten liegen...
Wie man das ganze nun wertet, seht ja auf einem anderen Blatt. Mal abgesehen von den erwähnten letzten 25% der Digedags, fand ich das Spiel der Charaktere im MvHH erheblich angenehmer, weniger aufdringlich.
Abschließend zu diesem Themenkomplex möchte ich mal sagen: Der Wechsel von den Digedags zu den Abrafaxen ist dann wohl doch besser gelungen als ich es bislang gesehen habe. In den Geschichten der Faxe leben doch auch die Daxe zu einem Teil weiter. Welche Storys nun besser sind, soll jeder für sich entscheiden !
.... Und wer weiss ... ohne die "Frischlinge" gäbe es vermutlich auch nur einen Bruchteil von Digedags-Fans der nachgewachsenen Generationen...
Geändert von Uhrviech (03.12.2010 um 13:00 Uhr) Grund: Dig durch Dag ersetzt, Califax bleibt.
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Hatte doch schon eingestanden, dass ich mich da geirrt hatte. Danke noch mal an Kathleen, turbolento, Heinrich, arzach und natürlich Uhrviech für die ganzen Einsprüche, hab sie unten alle noch mal gesammelt zitiert. Tja, so wird man behandelt, wenn man mal einen Fehler freiwillig zugibt.
Von daher kann ich Hegens Verhalten i.A. auch wieder verstehen.
Möchte aber noch mal klarstellen, dass ich in dieser Sache nichts verzerren oder verfälschen wollte. Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass die ersten Auflagen zwar vom Verlag Junge Welt herausgegeben wurden, auch mit dem Hinweis, dass sie in der DDR erschienen, aber dann doch nach Westdeutschland gegangen sind. Ich weiß auch 100 pro, dass Altenburger 1985 gesagt hat, dass sie Bücher in die BRD exportieren. (Wofür der Verlag dann Devisen bekam, das hat er zwar nicht gesagt, aber …) Und er hat auch 100 %ig gesagt, daß sie die Auflage begrenzten, um Hegens Verdienst einzuschränken. Oder waren es nicht doch nur die ersten paar Auflagen der Amerikareihe für die BRD, die im Weltkreisverlag erschienen, und die späteren kamen direkt vom Verlag Junge Welt?
Also hier erst noch mal die ganzen Zitate:
OK, und jetzt steht er wieder am Ende der Debatte ....
Pressemitteilung des Tessloff-Verlages
Aber um nun wirklich mal wieder zum Thema des Threads zurückzukommen:
Hier die offizielle Pressemitteilung des Tessloff-Verlages vom 2. Dezember 2010.
Geändert von Uhrviech (03.12.2010 um 13:50 Uhr)
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Hab doch Recht gehabt, als ich vermutete, daß du mein Geschreibsel nicht ganz so gründlich gelesen hast. Dig sollte nicht Califax, sondern Brabax entsprechen. Und zwar einzig und allein aus dem Grunde, weil er der Wissenschaftler und geniale Erfinder ist. (Begründigungsbeispiele siehe oben.)
Allerdings hat Dig schwarze und Brabax rote Haare.
Dag sollte Califax entsprechen, weil z.B. in Heft 46 deutlich wird, dass er sich mehr für's Essen als die Wissenschaft interessiert und in der #57, daß er offenbar ein weniger großer Geistesmensch ist als beispielsweise Dig. Die These steht wohl nicht auf ganz so festem Fundament wie bei Dig, aber ist ausreichend, denke ich. Allerdings hat Dag blonde und Califax schwarze Haare.
Und Digedag ist der Unruhestifter, der das Schießpulver herstellt und zu kriegerischen oder zumindest streiterischen Aktionen aufruft. Damit ist er das Pendant zu Abrax, obwohl dieser blonde und er rote Haare hat.
Einzig so war das mit den vertauschten Haarfarben gemeint, und so auch mit dem "Plagiat", was sich hier nur auf ein paar wesentliche Charaktereigenschaften und Spezies beziehen wollte, weiter nichts.
Ich hatte das alles oben deshalb so aufführlich begründet und mit Beispielen untermauert, weil man mir früher manchmal vorgehalten hat, ich würde bei kritischen Anmerkungen keine richtigen Argumente bringen und nur meine subjektive Meinung kundtun. Aber so war's wohl auch wieder nicht richtig ...?
Übrigens ist mir als Nachtrag noch eingefallen:
Dig und Dag als Köche und Bäcker: auch in der # 71 "Die Torte für Lord Groggy".
Und Digedag als tollkühner Kundschafter, auch noch in der Amerka-Serie in solistischer Aktion:
Heft 179: Er wagt sich auf seinem Beobachtungsposten zu weit vor und wird von Coffins gefangen genommen.
Heft 182: Krabbelt an dem Wolkenkratzer außen herum, um Lobby und General Knocker durchs Fenster zu belauschen.
Naja, das hier Fettgedruckte stimmt ja nun wirklich nicht unbedingt, aber das hat man auch schon so oft gehört ...Die Zeitschrift „Mosaik von Hannes Hegen“, die von 1955 bis 1975
erschien, war das einzige in der ehemaligen DDR veröffentlichte
Comic. ... Als 1975 der politische Einfluss zu groß wurde, zog er es vor, seine
Arbeit zu beenden. ...
Das war nur ein "Verschreiber", natürlich meinte ich Dag .... Dig und Dag sind mir nicht fremd ... aber ich gebe dir jetzt alles Recht dieser Welt, damit auch du endlich glücklich zur Tagesordnung zurückkehren kannst.
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Der Erfinder der Digedags zeigt uns seine Schatzkammer
Artikel im Berliner Kurier vom 3.12.2010
... Im Mosaik-Reich von Hannes Hegen ....
der Meister zeichnet noch ...
... und das Bundesverdienstkreuz ....
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Bundesverdienstkreuz für die Digedags
Nachricht der Internetzeitung für Eisenhüttenstadt & Umgebung "ODER-NEIßE-JOURNAL"
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Bundesverdienstkreuz für Vater der Digedags
Personalia auf boersenblatt.net - Onlinemagazin für den deutschen Buchhandel
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Das ist ja interessant, auch wegen der neuen Bilder.
55 Jahre Mosaik
Der Erfinder der Digedags zeigt uns seine Schatzkammer
KURIER-Besuch in der Werkstatt von Comic-Ass Hannes Hegen
Im Mosaik-Reich von Hannes Hegen.
Vor genau 55 Jahren erschienen die Abenteuer der Knollennasen-Kerlchen Digedags zum ersten Mal. Ihr Erfinder Hannes Hegen (85) gilt noch immer als Mythos. Denn der Zeichner scheut die Öffentlichkeit. Nur den KURIER ließ er in seine Schatzkammer hinein.
Sein Reich liegt in einer Karlshorster Villa. Dort sind noch immer die Arbeitstische, an denen Hegen und sein Team 20 Jahre lang das "Mosaik" machten. In den Regalen hat er alle Zeichnungen archiviert.
Hegen heißt eigentlich Johannes Hegenbarth. "Weil es einen anderen Zeichner Hegenbarth gab, änderte ich meinen Namen." Warum er sich nie den Fans zeigte? "Das lag mir nicht, wollte in Ruhe arbeiten."
Dig, Dag und Digedag: Auf die Namen der Helden kam Hegen durch das Tick-Tack-Geräusch seiner Pendeluhr. Und für deren Abenteuer bekam Hegen nun das Bundesverdienstkreuz. "Das hat mich überrascht", sagt er. "Aber ich habe schon beim ersten Heft gewusst, dass das ,Mosaik’ ein Erfolg wird."
Doch 1975 kam das Ende der Digedags. "Die Partei wollte, dass die Hefte politischer werden. Ich lehnte ab." Mit den "Mosaik"-Nachfolgern, den Abrafaxen, kann sich Hegen bis heute nicht anfreunden. "Sie sind ein Plagiat", sagt er. Ob Hegen an neue Digedags-Geschichten arbeitet? "Nein, ich male jetzt nur noch zur Freude."
NKK
Berliner Kurier, 03.12. 2010
Habe eben auch einen entsprechenden Artikel auf der Kulturseite der Ostsee-Zeitung von heute gefunden. Neben dem Üblichen, steht dort u.a.:
"Die gewisse Zerrissenheit zwischen Hannes Hegen und seinen Nachfolgern, die teilweise auch auf die Fans abgefärbt hat, dürfte dennoch im Sinne belebender Konkurrenz die Geschäfte mit der ostdeutschen Comic-Tradition befördern. Hegenbarth, der heute zurückgezogen lebt und keinen Kontakt zu seinen Nachfolgern hält, ..."
Verdienstkreuz für den Vater der Digedags
Textarchiv der Berliner Zeitung 1.12.2010
".... Auch anlässlich einer Auszeichnung des 85-jährigen Johannes Hegenbarth, dem ostdeutschen Comicfreund eher unter seinem Künstlernamen Hannes Hegen bekannt, gestern durch Kulturstaatssekretär André Schmitz im Haus der Kulturverwaltung in der Brunnenstraße, wurde wieder an der Legende gestrickt. So hieß es im Zusammenhang mit der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes an Hegenbarth, dass die Mosaik-Hefte, die nach der Ära Hannes Hegen ab 1976 in der DDR erschienen, an die frühere Popularität "nicht anknüpfen" konnten. Was die Realitäten auf den Kopf stellt, denn Hegens Digedags-Hefte (beispielsweise die mit Ritter Runkel) erreichten nie die Auflagen ihrer Nachfolger. Und woran, wenn nicht an den Auflagen, mag man denn Popularität eigentlich sonst noch so festmachen?...."
Allerdings dürfte fraglich sein, ob die Faxe-Hefte durch so viele Hände gehen, wie es die Runkelhefte seinerzeit taten und noch immer tun (inkl. Nachdrucke und Bücher)... Ich kann mich erinnern, daß Hefte die ich mir in der Runkel-Zeit durch Tausch mühsam ersammelte, meist mehrere Vorbesitzer und verdammt viele "Vorleser" hatten. Lt. Lehmstedt war es zu dieser Zeit auch dem Verlag klar, daß der Bedarf selbst durch eine Auflage von 500.000 bei weitem noch nicht ausreichen würde.
Wie hoch schätzt ihr den Kreis der tatsächlichen Mosaikleser in den 60er und 70er Jahren?
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Es betrifft wohl manche Leser, die jetzt Anfang 40 sind (Beispiele siehe unten!). Diese hatten sicherlich die letzten zwei oder drei Jahre der Digedagsabenteuer (wie die Geschichten aus der Karibik und dann im Orient) noch miterlebt, als erste gelesen oder sich vorlesen lassen. Jene Abenteuer, die nicht gerade zu den allerbesten der Digedag-Ära gehören dürften und wo auch die Abgrenzung der Persönlichkeiten weitgehend verloren gegangen war. Von daher verstehe ich heute schon, daß diese Fans den Übergang zu den Abrafaxen nicht so schlimm oder krass fanden und die Betonung der verschiedenen Charaktere vielleicht sogar als Pro empfunden haben.
Hier möchte ich unbedingt auf zwei Artikel in der MosaPedia hinweisen: http://www.mosapedia.de/wiki/index.php/Dig und http://www.mosapedia.de/wiki/index.php/Dag
Hier sind mal die verschiedenen Charaktere von Dig und Dag wunderbar dargestellt!
Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Der TESSLOFF VERLAG gratuliert Johannes Hegenbarth zum Bundesverdienstkreuz
BRANDORA, das weltweit umfangreichste Informationsportal rund um Spielwaren und Lizenzen
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
nu bleib mal fair: es ging bei der diskussion um digedags-leser (aktiv), nicht um digedags vorgelesen bekommen habende! reni und uhrviechl meinten erstere klientel. dass dir die digedagsabenteuer vorgelesen wurden, ist löblich und dass du dich an letztwelche sogar erinnerst, ebenso.
aber die von dir hervorgehobene runkelserie (m. m. n. zu recht) hast du erst "rückwärts" kennengelernt. deshalb bist du eben kein echtes ausnahmebeispiel, welches (lesend!) von den dixen kam und die faxe genauso gut oder gar besser fand als ihre rootlinge.
statistik bereinigt, hypothesenuntermauernde probanden gleich null und tschüssi!
Kein Problem. Ich bin fair:
Wenn sich die Statistik nur aufs Selber-Lesen bezieht, dann kann ich von mir als Lesen-Lernendem behaupten, dass ich also beide Reihen gleichzeitig für mich erschlossen habe.
Und das Ergebnis dieser Erhebung bedeutet: Der Proband fand da gar nicht, dass die eine Reihe besser gewesen sein soll als die andere (außer Runkel, wohlgemerkt).
Statistik aktualisiert, hypothesenuntermauernde Probanden: einer; und hasta la vista, Baby!
Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Alles prima, wie und was dort gesagt wird, manches was ich auch schon erwähnt hatte, aber viel mehr, als mir auf Anhieb eingefallen ist. Zwei wesentliche Sachen allerdings stehen nicht drin: Daß Digs Erfindergeist und Disziplin sehr stark auf Brabax abgefärbt haben und Dags spezielle Koch- und Eßlust (allein nach Heft 46, wo das Eierkarussel erfunden wurde) und die Tatsache, daß er kein so übermäßig großer Geistesmensch ist, ein mögliches Fundament für Califax waren.
Es war ja auch - wie gesagt - nicht nur an deine Adresse gerichtet, sondern an alle, die die Ansicht vertreten und verbreitet haben, dass die Digedags annähernd gleichgeschaltet seien, und die vielleicht etwa im selben Alter sind. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass die Abgrenzung der Charaktere von Dig und Dag allein in der Runkel-Serie ebenfalls nicht so deutlich wurde. Das einzige, was mir auf Anhieb einfällt und wohl auch das Einzige, was dazu in der Mosapedia steht, ist noch einmal die übliche Auseinandersetzung zwischen Dig und Dag im Heft 90. Wie Dig den Dag hereinlegt, der sich auch in Positur stellt und von Dig mit der Turnierlanze naßgespritzt wird. Was zu Dags Wutausbruch und der anschließenden üblichen kleinen Keilerei führt. Aus der später erschienenen Dia-Film-Fassung wurde diese Szene übrigens entfernt, auch die, wie sich Dig und Dag auf dem Schlußbild versehentlich mit Pflaumenmus einsauen, mit dem die Turnierlanzen gefüllt waren. Vielleicht fand Hannes Hegen solche Späße später nicht mehr sehr zeitgemäß?
Irgendwie sind wir derzeit weitab von der Diskussion um Hegens Verdienstkreuz. Trotzdem an deine Adresse, Reni:
Du begehst mMn den methodischen Fehler, das MvHH als erratischen Block, als festen literarischen Kanon, als in sich geschlossenes Gesamtkunstwerk zu betrachten. Das erlaubt es dir, winzige, halbversteckte Hinweise aus allen Ecken und Enden zusammenzusuchen und daraus eine Theorie zu konstruieren. Das ist aber unzulässig, weil das Mosaik eben NICHT von Anfang an durchgeplant war. Man kann also Beobachtungen aus den ersten 12 Heften NICHT für die Römer- oder Neosserie und schon gar nicht für die späteren Serien verallgemeinern, und vice versa. In der MP haben wir natürlich so getan, als ob, das stimmt, weil wir dort bei der inneren Beschreibung des Mosaik diese Fiktion eines Kanons aufrechterhalten. Hier aber diskutieren wir auf einer ganz anderen Ebene - daher kann man Beispiele aus dem Dig- und dem Dag-Artikel nur bedingt heranziehen.
In meinen Augen hat es lediglich gelegentliche, von einander verschiedene ANSÄTZE zu einer Charakterisierung der einzelnen Digedags gegeben, keinesfalls ein durchdachtes System, und vor allem KEINESFALLS KOHÄRENT. [Daß Dig in der von dir gerade genannten Szene Dag mit der Lanze abspritzt, widerspricht z.B. diametral den charakterlichen Andeutungen, die man in der Neosserie finden kann (Disziplin etc.); andersrum wäre vielleicht ein Schuh draus geworden.] Die Macher in der Spinnstube haben sich halt immer situationsbedingt verhalten. Wenn sie einen Konflikt oder eine Differenzierung innerhalb der Digedags brauchten, haben sie sie akut herbeigeführt und manchmal auch "charakterlich begründet", ohne aber darauf zu achten, ob das auch mit allem übereinstimmt, was sie 10, 15, 20 Jahre vorher geschrieben haben.
Zu diesen Ansätzen gehört sicherlich, Digedag ab der Runkelserie manchmal draufgängerischer darzustellen, als seine beiden Kollegen. Zu den Ansätzen gehören sicher auch die drei Indianernamen. Aber da solche Sachen immer ad hoc eingeführt wurden, muß man sich über Inkonsistenzen nicht wundern, genausowenig darüber, daß es Serien gibt, wo die Differenzierung brachliegt (namentlich die Orientserie, aber auch die Runkelserie bzgl. des Binnenverhältnisses Dig-Dag).
Als Dräger die Faxe schuf, war es ihm ganz offensichtlich bewußt, daß die Digedags keine festen Charaktere hatten; DAS insbesondere wollte er mit seinen neuen Figuren ändern. Natürlich waren ihm die erwähnten Versuche erinnerlich, den Digedags ein charakterliches Profil zu geben, aber so wie ich ihn einschätze - wesentlich strukturierter denkend und arbeitend als Hegenbarth -, empfand er das wohl als Manko, das er nun, da er die Fäden allein in der Hand hielt, endlich einmal RICHTIG machen konnte. Inwieweit er sich dabei von den Ansätzen bei den Digedags inspirieren ließ, kann man diskutieren; es ist aber eindeutig keine 1:1-Übertragung (kann ja angesichts des Gesagten auch gar nicht sein).
Abrax hat als mutiger Draufgänger natürlich Eigenschaften, die bisher manchmal Digedag zugeschrieben wurden. Aber in seiner gelegentlichen Gedankenlosigkeit erinnert er genausogut an Dagsche Szenen auf dem Neos. Und seine Schützenkunst kann man mit manchen Dig-Szenen vergleichen.
Brabax als Schlaukopf und Wissenschaftler erinnert unsereinen sicherlich vage daran, wie Dig einst in den ersten beiden Serien hie und da etwas konstruiert hat. Aber auch auf diese Eigenschaft wird im MvHH mit Ausnahme des Indianernamens "Kluger Biber" nicht wieder zurückgekommen. Außerdem wird Brabax weniger als Ingenieur oder Konstrukteur oder Praktiker eingeführt, sondern als Gelehrter, als Büchernarr, dessen theoretische Erwägungen nicht zwangsläufig in die Tat umzusetzen sind (sieht man auch im ersten Heft gleich schön). Das ist schonmal ein deutlicher Unterschied zu den besprochenen Dig-Szenen (vor allem bei der Verteidigung von Rom).
Califax als gute Seele und Freßsack, als wortwörtliches "Mädchen für alles" (Cal[i]fax=Kalfaktor, ein typisches Drägerwortspiel, siehe Runkel als Kaiserlicher Flottenkalfaktor) läßt sich mit bestimmten Szenen vergleichen, in denen Dig und Dag gerne essen. Darin unterscheiden sie sich aber kaum voneinander; beide treten gelegentlich als Gourmets auf, keinesfalls freilich als Vielfraße (WENN sie mal übermäßig viel essen, bekommt es ihnen zudem gar nicht). Am ehesten mag man daher den Leibesumfang von Califax mit dem von Dig vergleichen. Wie du, Reni, darauf kommst, Califax ausgerechnet mit Dag gleichsetzen zu wollen, erschließt sich mir überhaupt nicht; aber das nur nebenbei. Die typische Califax-Rolle als etwas ängstlicher, körperliche Strapazen scheuender Zögerer und Zauderer, der nur dann, wenn er auf Solopfaden unterwegs ist, selbständig agieren kann, findet sich überdies bei keinem der Digedags jemals.
Zusammengefaßt: Die drei Charaktere der Abrafaxe, wie Dräger sie angelegt und in den ersten Jahren meist konsequent genutzt hat, gehen NICHT auf einzelne Digedags zurück. Man kann die Faxe NICHT 1:1 mit ihren Vorgängern vergleichen. Das liegt zum einen daran, daß es, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, keine fest definierten und dauerhaften Digedags-Charaktere gibt, und zum anderen daran, daß diese wenigen Ansätze, die es gibt, sich nicht klar voneinander geschieden bei den Abrafaxen wiederfinden. Insbesondere ist Califax eine komplette Neuschöpfung; für dessen Charakter finden sich gar keine Vorbilder bei den Digedags.
Ja, Dräger hat sich bei der Schöpfung der Abrafaxe von den Digedags inspirieren lassen - aber nicht im positivistischen Sinne, sondern indem er eine von ihm empfundene Leerstelle nun bei seinen eigenen Figuren gefüllt hat.
Übrigens haben auch die Abrafaxe charakterliche Wandlungen durchgemacht; sowohl bei späteren Drägerjahrgängen, als auch - und vor allem - bei den jüngeren Autoren. Aber das gehört nicht mehr hierher.
"Wir pfeifen immer noch darauf, wenn es der Story dienlich ist!"
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