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Thema: HRW-Filmclub

  1. #101
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    Kurz vor Weihnachten schon erwähnt und angekündigt, hier nun meine Kritik zu "Green Hornet",
    der heute in den deutschen Kinos startet.

    Es ist genau genommen ja keine Comic-Verfilmung,
    aber die Meisten betrachten es einfach als eine.


    The Green Hornet
    action-komödie, usa 2010

    regie
    michel gondry
    drehbuch
    seth rogen, evan goldberg
    cast
    seth rogen,
    jay chou,
    christoph waltz,
    cameron diaz, u.a.
    spielzeit
    119 min.
    kinostart
    13.01.2011
    bewertung
    (8/10 augen)




    Er ist der Erbe eines Zeitungs-Imperiums, doch für Britt Reid (Seth Rogen) empfindet trotzdem niemand Respekt. Schon sein Vater war stets enttäuscht vom planlosen Party-Lebensstil seines Sohnes, und auch nach Vaters Tod scheint sich daran zunächst wenig zu ändern. Doch als Britt sich mit Kato (Jay Chou), dem Chauffeur des Hauses anfreundet, ändert sich die Lage gründlich. Denn Kato entpuppt sich als technisches Genie und nahezu unbesiegbare Kampfmaschine. Da kann Britt zwar nicht so ganz mithalten, doch er ist es immerhin, der die Idee entwickelt fortan als kostümiertes Duo undercover auf Verbrecherjagd zu gehen. Sein Kampfname lautet "Green Hornet" und dieser neue Mitspieler beschäftigt bald nicht nur die Presse von Los Angeles, sondern vor allem auch den bisher unangefochten herrschenden Gangsterboss Chudnofsky (Christoph Waltz). Der ist nur bedingt amüsiert, dass ihm da wer ins Handwerk pfuscht, und beginnt mit der Jagd auf den lästigen Kontrahenten. Als Anfänger in Heldengeschäft sind Britt und Kato nun zwar eigentlich leicht überfordert, aber nicht zuletzt dank der Hilfe ihrer smarten Sekretärin Lenore (Cameron Diaz) entgehen sie zunächst jeder bösen Falle.



    Nein, echte "Superkräfte" besitzt die grüne Hornisse nicht, denn diese Figur ist schließlich sogar schon ein paar Jahr älter als der gute "Superman". Bereits in den 1930er Jahren trat der Held das erste Mal in Radio-Hörspielen in Erscheinung, und in den 60ern war es dann die "Green Hornet"-TV-Serie, an deren Hauptdarsteller sich heute zwar kein Mensch mehr erinnert, die aber immerhin für den jungen Bruce Lee in der Rolle des Kato den Durchbruch bedeutete und ihn dann in den 70ern zum ungekrönten König des Hongkong-Actionkinos machen sollte.
    Die also heutzutage nur noch wenig bekannte Vorlage dürfte daher von allein kaum ein allzu großes Publikum anlocken, und auch bei der Besetzung der Titelfigur setzt das produzierende Sony-Studio auf Risiko, denn den leicht prolligen Pfundskerl Seth Rogen ("Beim ersten Mal", "Ananas Express") konnten sich bisher wohl die wenigsten als Helden vorstellen. Doch die vermeintliche Fehlbesetzung entpuppt sich als einer der Trümpfe des Films, denn klugerweise versucht man gar nicht erst seinem Britt Reid allzu unglaubwürdige Fähigkeiten anzudichten, sondern überlässt alles Superheldenhafte dem gewitzten Kato, während Rogen hier im Grunde einfach nur wieder sich selbst spielen darf, sprich: das unreife Kind im Manne, stets auf der Jagd nach ein wenig Spaß und Nervenkitzel. Die ständigen Reibereien (und sogar Prügeleien) der beiden Egomanen um den Platz im Rampenlicht und die Gunst der schönen Lenore ("Danken Sie nicht ihm, er hat nichts getan") sind dabei für das Genre zwar höchst ungewöhnlich, aber eben auch so herrlich albern, dass man sich ihrem Witz und Charme kaum entziehen kann.



    Wie überhaupt vieles überraschend gut funktioniert in dieser Beinahe-Parodie auf den modernen Comic- und Superheldenfilm. Denn wirklich lustig macht sich der Film nicht über seine Helden, sondern vor allem über den Bösewicht. Dieser leicht reizbare Herr mit dem schwergängigen Namen "Chudnofsky" ist nun also die erste Hollywood-Rolle für "unseren" Oscar-Gewinner Christoph Waltz nach den phänomenalen "Inglourious Basterds". Und obwohl man bei diesem zunächst wie eine typische Schurkenfigur wirkenden Part durchaus skeptisch sein durfte, ob das denn nun so eine kluge Wahl war, so bleibt nach Betrachten des fertigen Films festzustellen: Jeder einzelne Auftritt von Waltz ist erneut ein Genuss, denn der in dieser Rolle erstaunlicherweise um sein Charisma besorgte Darsteller reißt jede seiner Szenen an sich und sorgt auch für einige der größten Lacher.
    Und zu lachen gibt es viel, denn trotz einiger ordentlicher Actionsequenzen überzeugt "The Green Hornet" zuallererst als durchgehend witzige Komödie. Dabei muss man konstatieren, dass dieses Ergebnis erkennbar auf die Arbeit von Seth Rogen zurückzuführen ist, das von ihm mitgeschriebene Drehbuch ähnelt in Art und Ton des Humors nämlich sehr Rogens bisherigen Werken als Autor. Deutlich weniger ist dagegen vom persönlichen Stil eines Michel Gondry zu entdecken, denn genau dieser Fachmann für sonst gern etwas skurrile und vertrackte Geschichten der Marke "Vergiss mein nicht" oder "Science of Sleep" zeichnet hier als Regisseur verantwortlich (die Überraschungen reißen gar nicht mehr ab), was man bei Kenntnis seines bisherigen Schaffens angesichts dieses Films nie vermuten würde. Aber dafür tritt Gondry dann eben mal kurz den Beweis an, dass er also auch recht souverän aufwändiges Blockbuster-Kino abliefern kann.



    Wobei das mit dem potentiellen "Blockbuster" ja im Moment noch offen und fraglich ist, denn die Zahl der zweifelnden Stimmen ist nach wie vor groß. Keine Frage, hätte man sich tatsächlich für eine bierernste Neuauflage der stark angestaubten Vorlage entschieden, hätte daraus kaum etwas Brauchbares entstehen können. Doch das ist eben nicht der Fall und so entpuppt sich "Green Hornet" als ein unkonventioneller und harmloser Spaß, dem man höchstens vorwerfen kann, dass er den Schwung und Witz vom Anfang nicht ganz über die volle Distanz halten kann und sich daher im letzten Drittel dann doch noch in etwas zu lang gezogenen Actionszenen verliert. Den außerordentlich erfreulichen Gesamteindruck vermag das aber kaum zu trüben, und so ist dieser Hornisse der Erfolg beim Publikum eigentlich nur zu wünschen.



    Bilder: Courtesy of Sony Pictures Releasing, Copyright 2010

  2. #102
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    Zusätzlich hab ich im Dezember auch noch Interviews mit den vier Hauptdarstellern geführt,
    wobei das mit dem Taiwanesen Jay Chou nicht allzu ergiebig war (er spricht kaum Englisch und
    benötigte einen Dolmetscher).

    Ich stelle hier daher mal einen Teil meines Gesprächs mit Seth "Green Hornet" Rogen und Cameron Diaz ein,
    die gemeinsam am Tisch saßen und dabei ziemlich rumgelbödelt haben, sowie die Aussagen vom frisch
    gebackenen Oscarpreisträger Christoph Waltz, die sich auf sein Verhältnis zu Comics beziehen.




    Seth, wie schwer war es denn die Produzenten davon zu überzeugen, Dich nicht nur das Skript schreiben sondern auch gleich die Titelfigur spielen zu lassen?

    Seth Rogen: Gar nicht so schwer wie einige vielleicht glauben. Obwohl ich im Film ständig das Gegenteil behaupte, ist natürlich in Wahrheit Kato der Held und ich nur der "Sidekick", noch dazu ein ziemlich inkompetenter. Weil auch mir klar war, dass ich nicht die Art Superheld spielen kann wie man sie einem etwa, sagen wir mal, "anders gebauten" Schauspieler zutrauen würde. Und da ich von vornherein das Konzept auch so präsentiert habe, kamen wir dann auch recht schnell damit durch.

    Cameron Diaz: Es gibt zwar sicher eine kleine Fanbasis für "Green Hornet", aber die junge Generation von heute weiß vermutlich eher nichts über die Serie. Daher konnte man es dann auch wagen das ganze Konzept einfach auf den Kopf zu stellen und die Figurenkonstellation umzudrehen. Dadurch kann Seth dann das machen was er am Besten kann, nämlich die Leute zum Lachen zu bringen. Ich halte das für eine ziemlich clevere Herangehensweise.


    Seth, Du bist sicher ein großer Comic- und Popkultur-Fan. Aber die "Green Hornet" ist doch trotzdem eine recht obskure und schon fast vergessene Figur. Wie bist Du ausgerechnet darauf gekommen?

    Seth Rogen: Sehr obskur, nicht nur hier in Europa, sondern vermutlich überall. Aber weißt Du, wenn man so ein gewaltiger Nerd ist wie ich es bin, dann kennt man solche Sachen natürlich trotzdem. Und ich hab auch fast alle Folgen der alten Fernsehserie gesehen, war ein großer Kung Fu- und Bruce Lee-Fan. Aber dieser Status der Figur als etwas heute eher Unbekanntes hat uns natürlich gerade den Raum gelassen, möglichst viel an eigener Interpretation und Neu-Erfindung dazu zu geben. Ganz einfach, weil es nicht so viele erwartungsvolle Fans gibt, die eine ganz bestimmte Vorstellung davon haben und die wir sonst womöglich verschreckt hätten. Das hätte man mit "Batman" oder "Spider-Man" natürlich nicht machen können. Was nicht heißt, dass wir für die Kenner nicht auch Einiges bereit halten, denn unser Film enthält eine Menge Referenzen an das Original - nicht zuletzt das Auto.


    Cameron, was hat Dich dazu gebracht bei diesem Film mitzuspielen?


    Cameron Diaz: Ich hab ja schon bei vergleichbaren Filmen wie "3 Engel für Charlie" mitgemacht und habe nichts gegen leichte Actionfilme. Hier war ich nicht von Anfang an überzeugt, aber das Drehbuch von Seth durchlief dann noch mehrere Änderungen, bis mir meine Rolle auch wirklich gefiel. Wobei mir beim Lesen und auch beim Drehen noch gar nicht so bewusst war, was für eine Menge an kraftvoller Action da am Ende wirklich drin steckt, denn das sieht man erst im fertigen Film. Ich jedenfalls, da ich ja bei diesen ganzen Actionszenen gar nicht mit dabei bin.


    Du wechselst in den letzten Jahren recht regelmäßig zwischen ernsten Dramen und leichten Komödien oder Actionfilmen. Ergibt sich das immer zufällig oder steckt ein Plan dahinter?


    Cameron Diaz: Kein Plan! Das passiert und ergibt sich in diesem Geschäft einfach immer so, ehrlich gesagt. Diesen Film hatte ich zum Beispiel überhaupt nicht geplant, denn nach "Knight & Day" wollte ich ursprünglich etwas kürzer treten und längere Zeit mit meiner Familie verbringen. Aber dann kam der Anruf von Seth und mit ihm zusammenzuarbeiten war für mich genauso reizvoll wie davor mit Tom Cruise. Da steckt wenig Strategie dahinter, denn ich liebe es nach wie vor, Filme zu machen und mit den unterschiedlichsten Leuten zu arbeiten. Und wenn sich eine interessante Möglichkeit ergibt greife ich zu, ganz unabhängig vom Genre. Als Nächstes kommt von mir dann "Bad Teacher" und das wird wieder eine Komödie.




    Herr Waltz, der Film "Green Hornet" ist ja eine Art augenzwinkernde Hommage an die Welt der Groschenromane und auch der Comics. Haben Sie dazu einen persönlichen Bezug?

    Christoph Waltz: Überhaupt nicht, nein. Aber ich habe auch keine Verachtung dafür, sondern eben lediglich bisher keine Berührung, da man sich eben nicht mit allem beschäftigen kann. Anfangs dachte ich, das könnte hier vielleicht ein Defizit sein, habe es dann aber kurzerhand zum Vorteil erklärt, dass ich keinerlei Ahnung habe von der Comic-Welt. Und möglicherweise war es das auch, denn so lässt man sich nicht zu Oberflächlichkeiten oder Ungenauigkeiten verführen, nur weil man meint man weiß schon alles. Bei mir hat es dann aber eher die Aufmerksamkeit erhöht und ich muss wirklich kein Comic-Spezialist sein, um in so einer Verfilmung mitzuspielen.

    Warum haben sie die Rolle angenommen?

    Gereizt hat mich die Kombination verschiedener Dinge. Die Verbindung eines Comic-Themas mit dem Regisseur Michel Gondry etwa oder auch die Tatsache, dass die Heldenfigur von einem etwas knuddeligen und sozial fragwürdig agierenden Comedian dargestellt wird. Insgesamt betrachtet enthält dieser Film einiges an ungewöhnlichen Konstellationen.

    Sie haben mir vor rund einem Jahr erzählt, dass Ihnen völlig klar sei, dass es so schnell keine weitere Rolle geben wird, die der aus "Ingloruious Basterds" standhalten kann. Sind Sie denn trotzdem halbwegs zufrieden mit dem, was nun an Angeboten gekommen ist?


    Ja, ich bin sogar sehr, sehr zufrieden. Ich habe allein in diesem einen Jahr interessantere Dinge gemacht als in zehn Jahren hier. Es braucht halt immer diesen Auslöser, völlig klar. Was mir dabei wohltut - und das im wahren Sinne des Wortes - ist, dass ich das Gefühl habe in Amerika sind die Menschen einfach an "Möglichkeiten" interessiert. Nicht nur den Möglichkeiten, die schon zur Verfügung stehen, sondern eben auch an denen, die sich eventuell schaffen lassen. Dabei wird aus den meisten Projekten gar nichts, aber trotzdem sind alle ständig damit beschäftigt neue zu entwickeln und vielleicht doch die Möglichkeiten dafür zu schaffen. Wahnsinnig umtriebig, irrsinnig fleißig und gewissenhaft. Was übrigens total der Vorstellung und dem Klischee widerspricht, dass wir hier von Amerika haben. Ganz im Gegenteil, da ist nichts mit oberflächlich arbeiten und mit Kohle um sich schmeißen.

    Wenn Leute sagen, sie kennen niemanden, der gleichzeitig so furchterregend und so komisch ist wie Sie - empfinden Sie das dann als Kompliment?

    Ja. Vielleicht nicht, wenn man mich dauerhaft darauf reduziert, aber zur Zeit verstehe ich das absolut als Kompliment.



  3. #103
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Thumbs up Action-Komödie "The Green Hornet" bot 119 Minuten gute Unterhaltung

    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen


    The Green Hornet

    Action-Komödie, USA 2010

    Bewertung (8/10 augen)





    ... Bereits in den 1930er Jahren trat der Held das erste Mal in Radio-Hörspielen in Erscheinung, und in den 60ern war es dann die "Green Hornet"-TV-Serie, an deren Hauptdarsteller sich heute zwar kein Mensch mehr erinnert, die aber immerhin für den jungen Bruce Lee in der Rolle des Kato den Durchbruch bedeutete und ihn dann in den 70ern zum ungekrönten König des Hongkong-Actionkinos machen sollte.

    ... und auch bei der Besetzung der Titelfigur setzt das produzierende Sony-Studio auf Risiko, denn den leicht prolligen Pfundskerl Seth Rogen ("Beim ersten Mal", "Ananas Express") konnten sich bisher wohl die wenigsten als Helden vorstellen. Doch die vermeintliche Fehlbesetzung entpuppt sich als einer der Trümpfe des Films, denn klugerweise versucht man gar nicht erst seinem Britt Reid allzu unglaubwürdige Fähigkeiten anzudichten, sondern überlässt alles Superheldenhafte dem gewitzten Kato, während Rogen hier im Grunde einfach nur wieder sich selbst spielen darf, sprich: das unreife Kind im Manne, stets auf der Jagd nach ein wenig Spaß und Nervenkitzel. Die ständigen Reibereien (und sogar Prügeleien) der beiden Egomanen um den Platz im Rampenlicht und die Gunst der schönen Lenore ("Danken Sie nicht ihm, er hat nichts getan") sind dabei für das Genre zwar höchst ungewöhnlich, aber eben auch so herrlich albern, dass man sich ihrem Witz und Charme kaum entziehen kann.

    Und zu lachen gibt es viel, denn trotz einiger ordentlicher Actionsequenzen überzeugt "The Green Hornet" zuallererst als durchgehend witzige Komödie.

    Bild: Courtesy of Sony Pictures Releasing, Copyright 2010
    Ich habe mir am heutigen Samstagabend, bestens motiviert durch Deine interessante und ausführliche Filmkritik, die "Comic-Verfilmung" The Green Hornet angeschaut und mich dabei im Kino zwei Stunden lang köstlich amüsiert! Du hattest nicht zuviel versprochen. Meine Bewertung: (ebenfalls 8/10 Augen)

    Besten Dank für den schönen Abend, ELDORADO!

    Mit freundlichem Gruß
    Neander
    Geändert von Neander (23.01.2011 um 00:55 Uhr) Grund: Bewertung

  4. #104
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    Nicht mit direktem Comic-Bezug, aber für die Science-Fiction - Freunde unter uns sicher interessant ist "Tron:Legacy",
    die extrem teure und aufwändige Fortsetzung der Disney-Produktion aus den 80ern.
    Kein Fest fürs Hirn, aber ganz siche für die Sinne.



    Tron: Legacy
    science-fiction, usa 2010
    regie: josseph kosinski
    cast: jeff bridges,
    garrett hedlund,
    olivia wilde,
    bruce boxleitner,
    michael sheen, u.a.
    spielzeit: 140 min.
    kinostart
    27.01.2011




    Der Film "Tron" war im jahr 1982 zwar entgegen weit verbreiteter Meinung kein kommerzieller Flop, zu viel mehr als einem moderaten Erfolg und einem überschaubaren Kultfaktor reichte es allerdings trotzdem nicht, jedenfalls nicht beim Publikum. Innerhalb der Branche selbst hatte "Tron" jedoch schon immer einen ganz anderen Stellenwert, denn viele der heutigen Effektzauberer haben oder sehen ihre Wurzeln in diesem Film. Die Idee einen neuen "Tron" zu entwerfen, der natürlich wiederum den jetzt aktuellen und gültigen Stand der visuellen Möglichkeiten zeigen soll, geisterte daher schon länger in den inneren Zirkeln Hollywoods umher, wurde nun nach gut zehn Jahren Vorbereitungszeit umgesetzt und recht passend "Tron: Legacy" betitelt. Und tatsächlich liefert auch der neue Film dem Betrachter genau das Gleiche wie sein Vorgänger vor nunmehr 28 Jahren: Phantastische Bildwelten und eine ziemlich absurde Story.



    Beim ersten Mal kehrte der geniale Spieleentwickler Kevin Flynn (Jeff Bridges) noch unbeschadet aus der virtuellen Realität auf dem "Spieleraster" zurück, doch im Jahr 1989 verschwand er (wie wir nun erfahren) dann spurlos und vermutlich endgültig darin und ließ seinen verstörten kleinen Sohn Sam zurück. Gut 20 Jahre später gefällt sich eben dieser Sam (Garrett Hedlund) in seiner Rolle als Online-Guerilla im Kampf gegen die Praktiken der ehemaligen Firma seines Vaters. Doch als dessen alter Weggefährte Alan (wieder gespielt von Bruce Boxleitner) eine Nachricht aus der längst stillgelegten alten Spielhalle seines Vaters empfängt, lässt die Neugier den jungen Mann dort nachforschen. Er gerät in eine Falle, die ihn unvermittelt in ein virtuelles Parallel-Universum zieht. Dort muss sich Sam als Spielfigur in einer mörderischen Arena verdingen, entschließt sich jedoch bald zur Flucht. Groß ist aber seine Überraschung als er dabei gleich zwei Versionen seines Vaters begegnet: Dem tatsächlichen, gealterten Kevin Flynn sowie dem von diesem selbst geschaffenen Master-Programm, das sich jedoch gegen seinen Schöpfer gewendet hat und nichts Geringeres als die Invasion unserer realen Welt plant. Zusammen mit der attraktiven Kämpferin Quorra (Olivia Wilde) stellen sich Vater und Sohn dem fehlgeleiteten "Wesen" in den Weg.



    Das klingt nicht nur simpel, sondern ist es auch. Dies aber sicher mit voller Absicht und ohne dass man das bereitliegende Opfer nun unbedingt annehmen und aus Kritikersicht ausschlachten muss. Denn natürlich befinden wir uns hier in "Avatar-Terrotorium", wo es in erster Linie darum geht das Publikum mit den Bildern einer so noch nicht gesehenen Welt zu beeindrucken und die Geschichte selbst letztlich nur ein notwendiges Mittel zum Zweck darstellt, das zumindest halbwegs funktionieren sollte. In diesem Punkt fällt "Legacy" zwar deutlich hinter den vor ziemlich genau einem Jahr über uns gekommenen Geniestreich von James Cameron zurück, doch darf das auch hier eigentlich nur diejenigen wirklich stören, die mit ziemlich falschen, zumindest aber diskussionswürdigen Vorstellungen in den Film gehen.
    Mehr als bei "Avatar" könnte das aber diesmal auch auf einen großen Teil des "Mainstream"-Publikums zutreffen, denn eine hübsche allgemeinverträgliche Liebesgeschichte gibt es hier nur in Ansätzen. Stattdessen ist "Tron: Legacy" lupenreines Genrekino und daher vor allem für SF- und Action-Fans ein großes Fest. Die Dimensionen und Animationen in dieser virtuellen Welt sind schlicht gigantisch und ihre Architekten hinter der Kamera und an den Rechnern halten sich kein Stück zurück, sondern präsentieren voller Stolz was sie da geschaffen haben.
    Der erst nach dem Wechsel von Sam in die digitale Welt einsetzende 3D-Effekt wird erwartungsgemäß ebenfalls weit stärker und besser ausgereizt als in den allermeisten Produktionen, die dafür heutzutage einen Aufpreis verlangen. Als Reminiszenz an den Vorgänger spiegeln zudem die ersten Erlebnisse des menschlichen Neuankömmlings fast exakt diejenigen seines Vaters viele Jahre zuvor, wenn Sam sich zunächst als Spielfigur in diversen Kämpfen durchsetzen muss und danach auf seinem virtuellen Motorrad die berühmten Tron-Linien nachziehen darf (so wie es der Autor dieses Textes damals auf seinem Commodore 64 tat). Die Gestaltung dieser vollständig neu geschaffenen Welt erinnert dabei im Look sicher nicht unbeabsichtigt an das düstere und deprimierende Los Angeles aus "Blade Runner", was durch den hypnotischen Synthie-Soundtrack des französischen Elektronik-Duos Daft Punk nur noch verstärkt wird.



    Dass die Handlung dabei aber selbstverständlich nie auch nur ansatzweise die philosophische Komplexität von Ridley Scotts Klassiker erreicht, dürfte eigentlich keinen überraschen. Denn Gut und Böse sind hier klar benannt und im Grunde geht es um nicht viel mehr als von A nach B zu kommen, das aber auf die spektakulärst mögliche Art und Weise. Innerhalb derartiger Effektgewitter herrscht üblicherweise nur bedingt Bedarf an tief gehenden Charakteren und bleibt eh entsprechend wenig Raum für ausgereifte Schauspielerleistungen. So ereilt dann auch die relativen Newcomer Garrett Hedlund und Olivia Wilde das Schicksal einer jeweils auf reine Funktionalität ausgerichteten Figur, welches beide aber ordentlich meistern (und ertragen).
    Aber da ist dann ja doch noch einer, der ein wenig "Old School"-Glanz in die ganze ultramoderne Chose bringt, und das ist natürlich der große Jeff Bridges. Frisch mit einem Oscar geadelt und vermutlich nur kurz vor der Nominierung für den nächsten ("True Grit" von den Coen-Brüdern startet in wenigen Wochen), steht der mittlerweile 61-jährige im Zenit seiner Karriere als Charakterdarsteller und schiebt mal eben kurz großes Blockbuster- und Popcorn-Kino dazwischen. Auch dabei verdient sich Bridges allerdings ein paar Superlative, denn das erneute Verkörpern ein und derselben Filmrolle nach einer Pause von 28 Jahren ist ja an sich schon mal rekordverdächtig. Zur Krönung des Ganzen erleben wir ihn dann aber auch noch gleich zweimal, in der real gealterten und in der zwanzig Jahre jüngeren Version seines Alter Egos. Dessen digital erstellter Kopf ist ebenfalls sehr überzeugend gelungen (weit besser als in den bisherigen "Motion Capture"-Versuchen eines Robert Zemeckis jedenfalls) und lässt zum ersten Mal das Gefühl aufkommen, dass es wohl doch bald möglich sein könnte, einen Schauspieler unabhängig von seinem tatsächlichen Alter und von den begrenzten Möglichkeiten eines Maskenbildners zu besetzen.

    Der "Wow"-Effekt stellt sich also mehrmals ein bei "Tron: Legacy", und das ist weit mehr als man bei den meisten Kinobesuchen geboten bekommt. Die etwas übertriebenen 140 Minuten könnten allerdings von all denen, die sich halt nicht ganz so stark für phantasievolle Science-Fiction-Welten begeistern können, auch als etwas anstrengend und banal empfunden werden. Das wäre zweifellos ebenfalls ein akzeptabler Standpunkt, aber um noch einmal eine Parallele zu "Avatar" zu ziehen: Man kann sich ja auch einfach mal von etwas so noch nicht Gesehenem berauschen lassen.

    Volker Robrahn



    Bilder: Courtesy of Walt Disney Pictures, Copyright 2010

  5. #105
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Filmproduzent und Regisseur Bernd Eichinger überraschend gestorben!

    .
    Deutschlands größter Filmproduzent Bernd Eichinger überraschend gestorben!

    Filmproduzent Bernd Eichinger ist am 24. Januar 2011 im Alter von 61 Jahren überraschend gestorben. Das teilte Just Publicity, PR-Agentur für die Produktionsfirma Constantin Film, mit. Demnach starb Eichinger in Los Angeles am Montagabend während eines Essens im Familienkreis an einem Herzinfarkt.

    Der verstorbene deutsche Produzent Bernd Eichinger war in praktisch allen Kino-Sparten zu Hause. In den 1970er Jahren produzierte er Autorenfilme von Regisseuren wie Wim Wenders („Falsche Bewegung“) oder Alexander Kluge („Der starke Ferdinand“), später gab es kaum eine deutsche Groß-Produktion, für die er nicht verantwortlich zeichnete.

    Darüber hinaus war er mit Filmen wie „Die unendliche Geschichte“, „Der Name der Rose“, „Das Geisterhaus“ oder „Das Parfum“ auch international höchst erfolgreich.

    Den ersten großen Erfolg feierte Eichinger mit der Verfilmung von „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (Regie: Uli Edel). Es folgten vorwiegend deutsche Produktionen wie „Werner - Beinhart !“, „Manta, Manta“, „Der bewegte Mann“, „Das Superweib“, „Nirgendwo in Afrika“, „Der Untergang“ oder „Der Baader Meinhof Komplex“ sowie internationale Arbeiten wie „Der Zementgarten“, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, „Resident Evil“ oder „Fantastic Four“. Zuletzt kam sein Film über den deutschen Rapper Bushido, „Zeiten ändern dich“, in die Kinos.

    Eichinger führte auch selbst Regie, etwa bei Filmen wie „Das Mädchen Rosemarie“ und „Der große Bagarozy“, oder schrieb Drehbücher („Untergang“, „Das Parfum“, „Der Baader Meinhof Komplex“, u.a.). Im Alter von 30 Jahren übernahm er 1979 die damals finanziell angeschlagene Verleihfirma Constantin Film und sanierte sie innerhalb weniger Jahre. Erst 2006 gab er seine Anteile ab.

    Die Nachricht vom plötzlichen Tod des Erfolgsproduzenten hat die Münchner Promi-Szene am Dienstagabend geschockt. Viele langjährige Weggefährten und Kollegen erfuhren vom Tod Eichingers bei der Verleihung des Medien-Preises „Diva“ im Bayerischen Hof.

    „Der Bernd war ein ganz Großer“, sagte ein bewegter Ralph Siegel, der auf dem roten Teppich vom Tod des Produzenten erfuhr. „Es tut mir wahnsinnig Leid.“ Martin Krug, der Ex-Mann von Veronica Ferres, sagte, Eichinger habe Filmgeschichte geschrieben. „Er war einer der Größten in Deutschland.“

    (OÖNachrichten/Just Publicity, PR-Agentur für die Produktionsfirma Constantin Film)


    Leben, Filmografie und Auszeichnungen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_E..._.28Auswahl.29

    Neben der Resident Evil-Trilogie produzierte Bernd Eichinger mit Fantastic Four und Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer sowie dem Zeichentrickfilm Werner - Beinhart! auch einige Erfolgsfilme mit Comic-Bezug.
    .
    Geändert von Neander (26.01.2011 um 01:25 Uhr) Grund: Ergänzung

  6. #106
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    Zitat Zitat von Neander Beitrag anzeigen
    ..übernahm er 1979 die damals finanziell angeschlagene Verleihfirma Constantin Film und sanierte sie innerhalb weniger Jahre. Erst 2006 gab er seine Anteile ab.
    Für alle, die sich nun fragen was mit den gerade erst von Constantin-Film erworbenen Rechten an den Wäscher-Helden geschieht, ist dies der entscheidende Satz.

    Berne Eichinger hat zwar bis zuletzt mit der Firma bei seinen eigenen Produktionen zusammengearbeitet, er hatte aber seit ein paar Jahren keine Anteile mehr daran und daher auch nichts mit den geplanten Wäscher-Verfilmungen zu tun.

    Ich selbst hab leider nie ein Interview mit ihm geführt, ein einziges kurzes Treffen ereignete sich bei der Premiere des ersten "Fantastic Four"-Films im Hamburger Hafen, wo ich ihm mein Mikro für ein kleines Statement hinhalten durfte.

    Diese "Roter Teppich"-Geschichten hat Eichinger ja immer sehr gerne und gut gelaunt mitgemacht, während er sein sonstiges Privatleben doch recht gut von der Öffentlichkeit abschirmen konnte.

  7. #107
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Tron: Legacy

    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen
    Nicht mit direktem Comic-Bezug, aber für die Science-Fiction - Freunde unter uns sicher interessant ist "Tron:Legacy",
    die extrem teure und aufwändige Fortsetzung der Disney-Produktion aus den 80ern. ...


    Tron: Legacy
    science-fiction, usa 2010

    spielzeit: 140 min.

    kinostart
    27.01.2011



    Bilder: Courtesy of Walt Disney Pictures, Copyright 2010

    Einen kleinen Comic-Bezug zum Film "Tron: Legacy" gibt es mit dem Hardcover von ECC ...


    Bilder: Courtesy of Walt Disney Pictures, Copyright 2010

    Disney: Tron Legacy
    Der Comic zum Film
    HC, 80 Seiten, 9,95

    Originaltitel: Disney: Tron Legacy
    ISBN: 978-3-7704-3433-6


    Wer mehr wissen will:
    http://www.youtube.com/watch?v=SinChlesle4

    .

  8. #108
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    laut U-Bahnfernsehen ist Tron in den 80ern gefloppt - wieso wird ein gefloppter Film fortgesetzt? - Wenn das Schule macht, weil genügend Zeit vergangen ist, können ja noch mehr Flops aus den 80ern fortgesetzt werden

  9. #109
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    So ist das eben: Nicht nur die U-Bahnen sind in fast 30 Jahren etwas moderner geworden, auch die filmtechnischen Möglichkeiten für U-Bahnfahrer/Benutzer und Kinogänger haben sich in nahezu fast drei Jahrzehnten rasant weiterentwickelt bzw. in manchen Bereichen verbessert!

    Lehnen wir uns einfach entspannt zurück und warten ab, was uns in der Zukunft auf dem Filmsektor im Remake-/Fortsetzungsbereich noch so alles an Tops oder Flops angeboten wird.

  10. #110
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    @Kai Falke:
    Nein, das ist ein weit verbreiteter Unsinn,
    den dann halt auch das "U-Bahn-Fernsehen" nachgeplappert hat.

    Der erste "Tron" - Film spielte 1982 bei Herstellungskosten von 17 Millionen Dollar
    allein an den US-Kinokassen 26 Millionen Dollar ein.
    In Deutschland hatte er etwas mehr als eine halbe Million Zuschauer.

    Das ist zwar kein Superhit, aber eben auch definitiv kein "Flop".

    Diese Richtigstellung findet sich übrigens auch schon im ersten Absatz meiner Kritik weiter oben.

    Denn merke:
    Wer die echten Fakten sucht, der schaut hier in den Filmclub.

  11. #111
    Mitglied Avatar von FrankDrake
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    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen

    Denn merke:
    Wer die echten Fakten sucht, der schaut hier in den Filmclub.
    Ich schaue dafür direkt auf Eure Seite, die immer einen Besuch wert ist. Aber, Du hast schon recht, hier ist der einzige Bereich unseres Cbubforums wo sich wirklich etwas tut.

  12. #112
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    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen
    Diese Richtigstellung findet sich übrigens auch schon im ersten Absatz meiner Kritik weiter oben.

    Denn merke:
    Wer die echten Fakten sucht, der schaut hier in den Filmclub.
    da mich der Film nicht interessiert, hab ich auch Deinen Artikel dazu nicht gelesen.

  13. #113
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    Heute in den Kinos angelaufen: Die familienfreundliche Neuverfilmung von "Gullivers Reisen".

    Der Comic-Bezug? - Äh ja, es gab da mal einen "Illustrierten Klassiker"
    und eine Heftreihe von Bastei


    Gullivers Reisen
    fantasy-komödie, usa 2010
    original: gulliver's travels
    regie: rob letterman
    cast: jack black, emily blunt, jason segel, chris o'dowd, u.a.
    spielzeit: 87 min.
    kinostart: 10.02.2011
    homepage: www.gulliversreisen-derfilm.de



    Lemuel Gulliver (Jack Black) ist ein kleiner, unzufriedener Angestellter in der Poststelle einer New Yorker Zeitung und hat seit Jahren nicht ernsthaft versucht, daran etwas zu ändern. Auch seine Schwärmerei für die hübsche Redakteurin Darcy (Amanda Peet) ist eher eine heimliche, bis sich für ihn plötzlich doch eine unverhoffte Chance ergibt: Er soll für die Zeitung eine Reisereportage übers Bermuda-Dreieck machen und macht sich sogleich auf den Weg. Ein gewaltiger Sturm spült ihn jedoch an den Strand des bisher vom Rest der Menschheit unentdeckten Landes Lilliput und dort ist der unbedeutende Mann plötzlich ein ganz Großer - im wahrsten Sinne des Wortes. Bewundert und verehrt von den Einheimischen prahlt er bald mit seinen Heldentaten als "Präsident von Manhattan" und verhilft ganz nebenbei dem einfachen Bürger Horatio (Jason Segel) zur Liebschaft mit der bezaubernden Prinzessin Mary (Emily Blunt). Was allerdings zur Folge hat, dass er sich dessen Nebenbuhler, den ehrgeizigen General Edward (Chris O'Dowd) zum Feind macht und der sorgt bald dafür, dass Gullivers Schwindeleien auffliegen. Wird er eine zweite Chance bekommen das Vertrauen seiner neuen Freunde zurückzugewinnen?



    Die Interpretation des Gulliver aus Jonathan Swifts berühmtem Roman als angeberischer Nerd ist nach längerer Zeit natürlich mal wieder eine Paraderolle für Jack Black, die förmlich maßgeschneidert scheint für die Stärken des Komikers. Schon frühere Adaptionen kümmerten sich wenig um die in der Romanvorlage enthaltene satirische Gesellschaftskritik, und das darf man auch von dieser neuen Version nicht erwarten. Man hat sich stattdessen für die Variante "familientaugliche Komödie" entschieden und lässt dabei seinen Hauptdarsteller durchgehend von der Leine, so dass Black vor allem auch seine physische Komik einbringen kann.
    Der heimliche Trumpf des Films ist aber die Riege der Nebendarsteller, die erfreulicherweise auch die eine oder andere Szene stehlen darf. Das gilt insbesondere für Emily Blunt als von den Hofritualen und den im Wochenrhythmus erfolgenden Entführungen ihrer Person entsetzlich angeödete Prinzessin, und noch ein Stückchen mehr für Chris O'Dowd (aus der brillanten englischen Comedy-Serie "The IT Crowd") als steifen und komplett humorlosen General Edward. Allein das aufgesetzte Shakespeare-Englisch, dessen die Figuren selbst überdrüssig sind und sich irgendwann auch laut fragen, warum sie das eigentlich ständig machen müssen, ist (zumindest in der Originalfassung) überaus köstlich anzuhören. Ebenso für Schmunzeln sorgen die zahlreichen popkulturellen Anspielungen, denn Gulliver garniert seine erfundenen Heldentaten gerne mit den Figuren, die er halt kennt, und so erfahren die Lilliputaner also, dass er einst den mächtigen Darth Vader besiegte und fortan mit seinem Vizepräsidenten Yoda die restliche Welt regierte.



    Klingt doch nicht schlecht bis hierhin und tatsächlich entpuppt sich "Gullivers Reisen" auch als durchgehend amüsante und in vielen Details einfallsreiche Komödie. Aber etwas Anderes stimmt leider ganz und gar nicht mit diesem Film, und das ist der Erzählrhythmus. Schon mit der Charaktereinführung hat man es furchtbar eilig und so dauert es keine 15 Minuten, bis wir das deprimierende Leben Gullivers kennengelernt und abgehakt haben, er die Sympathien von Darcy gewonnen hat, sich auf seine Reise begibt und schließlich gefesselt am Strand aufwacht - was für ein Tempo in Sachen Exposition. Ebenso blitzschnell überzeugt der Neuankömmling die Bewohner Lilliputs dann davon, doch ein Freund und Helfer zu sein - wir sind jetzt ziemlich genau bei Minute 18.
    Von da an nimmt man sich aber plötzlich Zeit, stellt die Figuren samt ihren Eigenarten ausführlich vor und räumt dabei der verwickelten Dreiecks-Liebesgeschichte (an der die Hauptfigur noch nicht einmal beteiligt ist) viel zu viel Raum ein. Bekanntlich erlebt Gulliver seine Abenteuer in der Roman-Vorlage nicht nur in Lilliput, sondern hält sich auch genauso lange im Land der Riesen auf, und man durfte doch etwas verwundert sein, dass davon im Trailer rein gar nichts zu sehen war. Nun, die Welt der Riesen kommt tatsächlich vor, wird allerdings in nicht mal fünf Minuten abgehandelt und passt mit ihrer leicht Horror-angehauchten Atmosphäre auch überhaupt nicht zum Rest des Films. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch der finale Konflikt dann in wenigen Minuten zum fröhlichen Ende geführt wird.



    Nein, irgendetwas stimmt hier nicht und man darf spekulieren, dass der Film aus welchen Gründen auch immer offensichtlich mit aller Gewalt auf die nun vorliegenden 90 Minuten zusammengestaucht werden sollte. Was man natürlich machen kann, aber wenn dann beim Schnitt so dilettantisch vorgegangen wird, dass es auch dem unbedarften Zuschauer auffällt, dann muss man sich doch etwas wundern. So ist dieser "Gulliver" daher irgendwie nur ein halbes Vergnügen und hinterlässt gemischte Gefühle. Einerseits überraschend witzig und ideenreich, andererseits aber eben auf eine gewisse Art "unfertig" wirkend - so was erlebt man aus Hollywood ja auch nicht alle Tage, ist aber trotzdem nur bedingt sympathisch.

    Volker Robrahn

    Bilder: Courtesy of 20th Century Fox, Copyright 2010

  14. #114
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    Wer meine Rezension jetzt gelesen hat, der weiß was mich irgendwie gestört hat an dem Film,
    nämlich die Kürze, der Schnitt und das Gefühl, es würde irgendwas fehlen.
    Kritischer und investigativer Journalist der ich nunmal bin (*hüstel*),
    habe ich daher das Interview mit Jack Black dazu genutzt, da auch mal direkt nachzufragen.
    Der hatte zwar zunächst versucht mich mit seinem knalligen Hawaii-Hemd zu schockieren,
    war aber dann doch recht auskunftsfreudig.






    Jack, "Gullivers Reisen" ist ein Film, in dem es massenhaft computergenerierte Effekte gibt und Du vermutlich ständig in einer ziemlich leeren Kulisse spielen musstest. Wie funktionierte das?

    Jack Black: Wir haben uns tatsächlich fast nie gesehen, jedenfalls konnte ich kaum mal meinem Gegenüber in die Augen schauen. Aber weil das wirklich recht schwierig und mit der Zeit frustrierend ist, haben wir für den Film eine ganz neue Technik entwickelt und die sieht so aus: Während die Kollegen etwa vor der realen Palastkulisse spielten, stand ich ein paar Meter dahinter vor der Miniaturkulisse. Und da wir ein simultan arbeitendes und sich bewegendes Kamera-System hatten, konnten wir also unsere Szenen gleichzeitig spielen und durchaus aufeinander reagieren. Das macht es für uns Schauspieler angenehmer und man erzielt meiner Meinung nach auch einen realistischeren Effekt als bei den rein am Computer zusammen geschnittenen Szenen. Vor allem auch, weil wir so das exakt gleiche Sonnenlicht teilten. Schreib bitte, dass ich dieses tolle System mitentwickelt habe.[/B]

    Hast Du Dir damit vielleicht sogar eine Art Kindheitstraum verwirklicht, mal einfach mit allem herumspielen und es zur Not auch kaputtmachen zu dürfen?

    Definitiv, ja. Abgesehen davon vielleicht, das ich auch in ein buntes Röckchen gesteckt wurde. Aber ja, als Riese in dieser Miniaturwelt war ich diesmal praktisch der "King Kong", nicht wie vor ein paar Jahren, als ich noch vor dem weglaufen musste.

    Wie vertraut warst Du vorher mit der Geschichte von "Gullivers Reisen"?


    Die Bücher hatte ich nicht gelesen, es sind ja insgesamt vier. Wie die meisten kannte ich nur die Geschichte über seine Reise nach Lilliput und zu den Riesen. Als dann vor drei Jahren die Anfrage von 20th Century Fox kam, ein Remake zu machen, hab ich es aber natürlich gleich gelesen und mochte es sehr. Das Faszinierende daran ist, dass das vor fast 300 Jahren geschrieben wurde und der Humor heute noch funktioniert. Das geht mir nämlich bei meinen Lieblingsfilmen von vor 20 oder 30 Jahren nicht so, die finde ich heute oft überhaupt nicht mehr witzig. Aber den wenigen Meisterwerken der Literatur gelingt sowas eben.

    Deine Interpretation des Gulliver unterscheidet sich ja aber stark von der Vorlage. Warum ist das so und was hat Dich an der Figur gereizt?

    Wir haben uns natürlich bei der Adaption unsere Freiheiten genommen, klar. Einmal natürlich um die Rolle auf mich und meine Art von Humor zuzuschneiden. Ich wollte dabei ein bisschen mit gesellschaftlichen Themen herumspielen, dem oft schon krankhaften Wunsch der Menschen, berühmt und beliebt zu sein. Der Vorstellung eben, unbedingt eine "große Nummer" sein zu wollen. Ich konnte mir von Anfang an gut vorstellen, solche Themen in diese Fantasy-Geschichte mit einzubauen. Und ich mag natürlich grundsätzlich diese Art von Abenteuerfilmen.

    Gibt es da eine gewisse Identifikation mit dem zunächst nicht besonders respektierten Gulliver? Hast Du in der Schule oder zu Beginn Deiner Karriere aufgrund von Figur und Äußerlichkeiten ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Ja, ich teilte da früher schon einiges von Gullivers Unsicherheit und Schüchternheit - vor allem was die Mädchen anging. Die Antwort auf all diese Probleme war dann für mich unbedingt im Fernsehen auftreten zu wollen, so dass alle meine Freunde mich sehen könnten. Nicht "anonym" zu sein, denn das war damals meine größte Angst. Heute ist es aber ganz unterschiedlich, ob ich mich auf der Leinwand sehen mag. Wenn ich mit meiner Performance oder dem Film nicht so zufrieden bin, dann mag ich das auch nicht gerne anschauen, dann möchte ich sicher kein "Riese" sein, sondern lieber schrumpfen. Aber in diesem Film schaue ich mir sehr gerne selbst zu.

    Der Film ist ja auch wirklich lustig und er ist sehr rasant. Er ist aber auch erstaunlich kurz und man hat manchmal das Gefühl, da fehlt sogar etwas. Warum wurde das so gemacht und wird es dann eine Art "Director's Cut" erst auf der DVD geben?

    Hm, wenn es nach mir allein gegangen wäre, dann wäre der Film tatsächlich etwas länger geworden, ich hätte wohl ein paar Dinge drin gelassen, die ihn dann auf über 100 Minuten gebracht hätten. Aber obwohl ich auch einer der ausführenden Produzenten bin, hatte ich das letztlich nicht zu entscheiden. Doch es gab eben auch gute Gründe und auch die Hinweise aus Testvorführungen, das Ganze doch besser knapp und konzentriert zu halten, die richtige Balance zwischen den lustigen und etwas nachdenklicheren Momenten zu finden. Für den allgemeinen "Fluss" des Films mussten wir dann leider Einiges opfern, aber das ist halt so. Einen "Director's Cut" wird es da wohl tatsächlich später geben.

    Was dürfen wir sonst als nächstes von Dir erwarten?

    Meine Stimme hört ihr bald in "Kung Fu Panda 2", danach kommt "The Big Year", eine Komödie mit Steve Martin und Owen Wilson, und dann habe ich noch einen kleinen, verrückten Film mit meinem Freund Richard Linklater namens "Birdie" gemacht. Und natürlich habe ich noch ein neues Album mit meiner Band "Tenacious D" aufgenommen. Ich warte ja immer noch darauf, auch mal eine "Goldene Schallplatte" in Deutschland zu bekommen. Vielleicht brauche ich dafür dann einen Cameo-Auftritt von David Hasselhoff. Wie macht der das bloß bei euch?

    Interview: Volker Robrahn

  15. #115
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    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen
    Der erste "Tron" - Film spielte 1982 bei Herstellungskosten von 17 Millionen Dollar
    allein an den US-Kinokassen 26 Millionen Dollar ein.
    In Deutschland hatte er etwas mehr als eine halbe Million Zuschauer.
    Laut Box Office Mojo spielte der Film weltweit 33 Mio. Dollar ein – 7 Millionen außerhalb der USA sind in der Tat nicht sehr viel und vermutlich ein Nullsummenspiel.
    Das ICOM-Heft zum Gratis Comic Tag 2012 jetzt herunterladen (7,3 MB)!

  16. #116
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    Vermutlich, und beim neuen "Tron" könnte es ähnlich enden.

    Auch der ist wieder nur ein mittlerer Erfolg, dessen Einnahmen knapp über den Kosten liegen,
    heute natürlich in einer anderen Dimension als damals.

    Es ist einfach so, dass der alte "Tron" für viele Filmschaffende ein großer Einfluß war und daher in der Branche selbst eine große Begeisterung für das Thema und den neuen Film herrschte.
    Er ist sozusagen eine Spielerei und Demonstration der heutigen Möglichkeiten.
    Wenn auch eine ziemlich kostspielige....

  17. #117
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    True Grit - Schneidige Männer aus echtem Schrot und Korn

    Nebenan im gerade neueröffneten Romanclub hat Stefan Meduna bereits den Roman "True Grit" vorgestellt, der als Vorlage sowohl für die Verfilmung mit John Wayne (bei uns als "Der Marshall" gelaufen) als auch für den neuen Film der Coen-Brüder diente. Der läuft diese Woche in den deutschen Kinos an und könnte am Sonntag dann durchaus ein paar Oscars abräumen (was ja auch dem "Duke" damals gelang).

    Hier folgt nun ein Vergleich der beiden Filme, diesmal aber nicht von mir verfaßt sondern von meinem Freund und Kollegen Simon Staake, seines Zeichens ein ausgesprochener Western-Freund und - Fachmann.





    Die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) kommt nach Fort Smith, Arkansas, um zwei Dinge zu finden: Den Leichnam ihres Vaters, der in die Heimat zurückgeschickt wird, und dann einen Gesetzeshüter mit echtem Mumm in den Knochen ("true grit"), der den Killer ihres Vaters jagt und zur Strecke bringt. Der härteste, aber auch kontroverseste (da - wenn es die Situation gebietet - dem feigen Schuss in den Rücken nicht abgeneigte) Marshall in der Gegend ist Reuben, genannt "Rooster", Cogburn (Jeff Bridges). Oder er ist es zumindest dann, wenn er nicht gerade seinen Rausch ausschläft, was angesichts von Roosters Trinksucht sehr häufig vorkommt. Auch sonst ist der missmutige Cogburn nicht unbedingt so, wie man sich einen gewieften Kopfgeldjäger im ersten Moment vorstellt: übergewichtig und einäugig. Aber Mattie wird im Verlaufe der Jagd auf Tom Chaney (Josh Brolin), den Mörder ihres Vaters, feststellen, dass Cogburn mehr Fähigkeiten hat, als man ihm auf den ersten Blick zuschreibt. Ebenfalls auf der Fährte von Chaney befindet sich Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon), der Chaney lebend fangen will, um eine Belohnung zu kassieren. Es geht das Gerücht um, Chaney sei ins Indianergebiet geflohen und habe sich dort der Outlawbande von 'Lucky' Ned Pepper (Barry Pepper) angeschlossen. Eine gefährliche Reise wartet also auf die drei ungleichen Jäger, in deren Verlauf sich zeigen wird, wer hier wirklich Mumm in den Knochen hat...



    Für die wenigsten Remakes, mit denen Hollywood uns jedes Jahr bewirft, gibt es eine gute Daseinsberechtigung. Die meisten schaffen nur eins: daran zu erinnern, wie sehr viel besser das Original doch war. Manche Filme allerdings laden durchaus zu einer erfolgreichen Neuauflage ein, nämlich die Filme, die Schwächen aufweisen, die ein Remake im besten Falle ausmerzt. Und "True Grit" ist so ein Fall. Das Original aus dem Jahr 1969 - hierzulande bekannt als "Der Marshall" - ist genau genommen kein sonderlich guter Film, sondern blieb hauptsächlich in Erinnerung als der Streifen, der John Wayne einen (heftig diskutierten) Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte. Klar, der Duke und seine Augenklappe machen schon Laune, aber "Der Marshall" hat bei einer Laufzeit von zwei Stunden ziemlich viel Leerlauf und mit Popstar Glen Campbell als Texas Ranger LaBoeuf eine wirklich schlimme Fehlbesetzung (und dazu darf Campbell auch noch den Titelsong singen, eine wirklich grausame Schnulze). Kein schlechter Film, aber eindeutig kein Klassiker, bei dem man eine Neuverfilmung automatisch verteufelt.
    Wobei die Coen-Brüder darauf bestehen, dass ihr "True Grit" kein Remake des früheren Films ist, sondern vielmehr eine neue und authentischere Adaptation des zu Grunde liegenden Romans von Charles Portis. Und tatsächlich: Selbst wer den Wayne-Film auswendig kennt, wird hier in der Tat erstaunt sein, wie sehr sich die neue Version von der alten unterscheidet.
    Klar, die Grundpfeiler der Story sind gleich, oftmals auch einzelne Szenen. Wichtigste Addition der Coens ist ein aus dem Roman stammender Epilog, auf den das Original hinsichtlich eines "Feelgood"-Endes verzichtet hat. Aber vor allem eines ist anders beim Betrachten von "True Grit": Das Gefühl, man habe es wirklich mit dem Westen zu tun. Bei "Der Marshall" sieht der Western noch aus wie in den 1950ern: Die Kostüme ein bisschen zu bunt und die durchaus beeindruckenden, typisch pittoresken Außenaufnahmen aus den Rocky Mountains nicht wirklich mit dem Schauplatz in Arkansas zu vereinbaren. Dies hat sich hier nun grundlegend geändert. In "True Grit" ist alles "grittier", sprich: schmutziger, härter, realistischer.



    Dazu trägt vor allem das Ensemble bei, in dem alle drei Hauptfiguren überzeugender sind als im vorherigen Film. John Wayne war nicht der subtilste Schauspieler und Jeff Bridges ist hier im Vergleich seinem Vorgänger in der Rolle klar überlegen. Wo Wayne chargierend hinter seiner Augenklappe eher eine Reihe von Stereotypen darstellte, ist Bridges' Oscar-nominiertes Porträt kompletter und zeigt die Menschlichkeit hinter Cogburns schlechter Laune und wüsten Sprüchen. Die typische Knorrigkeit, mit der Bridges zunehmend seine Rollen bestreitet, funktioniert hier wunderbar und seine Interpretation des Rooster Cogburn geht über die Karikatur hinaus, weil sich in ihr halbbetrunkene Kaspereien mit Szenen abwechseln, in denen die tödlichen Fähigkeiten und Attitüden durchscheinen, die ihm seinen Job überhaupt erst eingebracht haben.
    Wie Bridges ebenfalls völlig zurecht mit einer Oscarnominierung bedacht ist die junge Hailee Steinfeld als Mattie Ross. Sie ist allein schon aus offensichtlicher Realitätsnähe besser als Kim Darby in "Der Marshall". Wo Darby über 20 war und ziemlich vergeblich versuchte, eine 14-jährige zu spielen, war Steinfeld erst 13 während der Dreharbeiten. Umso beeindruckender ihre Leistung, die über Darbys Lausbubigkeit hinaus geht und der so jungen Mattie eine alte Seele einhaucht. Wie sie beim Ponyverkauf den windigen Colonel Stonehill mit ihrem eisernen Willen so sehr entnervt, dass er sich geschlagen gibt - das sorgt wie in "Der Marshall" für ein frühes Highlight des Films. Auch das erste Rededuell mit Laboeuf hat sich gewaschen und endet aufgrund Steinfelds knallharten Repliken gegenüber dem Erwachsenen mit einem tollen Lacher auf Kosten von Matt Damons Figur. Steinfeld lässt dann, sobald die Gewalt sich steigert, auch Furcht und Unsicherheit durchblicken und gibt ihrer Figur damit die nötige Balance. "True Grit" ist damit in gewissem Sinne auch eine Variation des Bildungsromans, in der ein junges Mädchen lernt, was es heißt, sich in einer harten, Männer-dominierten Welt zu behaupten. Durch den hier im Gegensatz zu "Der Marshall" vorhandenen Epilog wird dies noch betont.
    Das Triumvirat der exzellenten Darsteller vervollständigt Matt Damon, dessen Darstellung des Texas Rangers Laboeuf (den auch hier jeder "LaBeef" nennt) die größte Verbesserung zum "Marshall" darstellt. Während dort der unerfahrene Campbell ziemlich fürchterlich spielte, macht Damon mindestens so viel Spaß wie Bridges. Sein LaBoeuf ist wie Rooster Cogburn ein Mann der Widersprüche: auf der einen Seite ein aufgeblasener Geck, der mit seinem Lateinwissen und vornehmem Redestil protzt, auf der anderen aber auch ein mutiger Mann, der sich selbst ausweglosen Situationen stellt. Das ausgerechnet Damon nicht für einen Oscar nominiert ist, ist eigentlich ungerecht, denn während Bridges letztlich doch wieder eine Variation seiner bekannten Leinwandfiguren der letzten Jahre gibt, verschwindet Damon komplett unter der Eigenwilligkeit seiner Figur.
    Abgerundet wird das Ensemble von einem Josh Brolin, der wenig zu tun bekommt, und einem kaum wiederzuerkennenden Barry Pepper als Namensvetter "Lucky" Ned Pepper, dessen Frisur und Bart eine kaum zu verhehlende Hommage an Dennis Hopper (der in "Der Marshall" den jungen Moon spielte) darstellt.



    Eine Klasse für sich - und sehr viel besser als die Arbeit in "Der Marshall" - sind die technischen Aspekte des Films. Der Stammkameramann der Coens, Roger Deakins, zaubert wieder einmal grandiose Bilder auf die Leinwand, und man kann nur hoffen, dass ihm dafür endlich einmal der längst überfällige Oscar verliehen wird. Auch Carter Burwell - ebenfalls seit Jahren Kollaborateur der Coens - erschafft wieder einen bemerkenswerten Filmscore, der im Gegensatz zu der pompösen Westernheroik von Jerry Goldsmiths Orchestermusik im Originalfilm sehr viel zurückgenommener, auch trauriger daherkommt. Burwell hat sich bei den meisten Stücken von Kirchenhymnen aus der dargestellten Zeit inspirieren lassen, die dem Film neben sehr einprägsamer Musik auch noch ein Stück mehr Authentizität verleihen.
    Von den Kostümen bis hin zu Barry Peppers fauligen Zähnen ist Authentizität hier sowieso Trumpf und insgesamt zeichnet "True Grit" ein sehr viel realistischeres Bild des Westens als der naive "Marshall". So gibt es hier Sklaven zu sehen und Cogburn und LaBoeuf streiten sich in einem der starken Wortduelle zwischen Bridges und Damon über die sehr subjektiven Meriten von William Quantrill und ihre eigenen Errungenschaften im amerikanischen Bürgerkrieg.
    Somit ist "True Grit" ein intelligenter Augen- und Ohrenschmaus geworden, den sich Cineasten auch bei Genre-Aversion allein deswegen anschauen müssen, weil es derart wunderbar umgesetztes Kinohandwerk nicht sehr häufig zu sehen gibt.



    Angesichts des Ergebnisses erscheint auch die Entscheidung der Coen-Brüder für diesen Stoff im Nachhinein absolut logisch. Nicht wenige hatten sich ja gewundert, warum die Coens sich nun ausgerechnet eines Westernremakes annehmen, aber den Look des Westerns haben sie ja zuletzt im Oscar-prämierten "No Country For Old Men" schon erfolgreich ausprobiert, und auch ein Film wie ihr Erstling "Blood Simple" hatte ja schon viel mit dem Western und seinen Mythen gemein. Zudem haben die Coens aus dem anderen Teil ihrer Filmographie, den absurden Komödien, einiges hier mit herübergerettet.
    Das Ergebnis ist eine Art "Best of Coen" mit Cowboyhut, ein Western der zwar realistisch und brutal ist, gleichzeitig aber auch einen hohen Humorgehalt hat. Es ist eigentlich erstaunlich, wie oft und laut man hier lacht, wenn man denn grundsätzlich mit dem Humor der Coens etwas anfangen kann. Das fängt bei Bridges' konstant murmelnder Performance an und intensiviert sich, wenn er erstmal anfängt, aus dem Nähkästchen über die Exfrauen zu plaudern. Auch das Wettschießen zwischen Cogburn und Laboeuf sorgt für beste Laune. Eine Westernkomödie ist "True Grit" zwar wirklich nicht geworden, aber eine einzigartige Mischung zwischen ernstem Realismus und Humor, die so wohl nur aus der Feder der Coens stammen kann.



    "True Grit" ist vielleicht kein Meisterwerk und will dies auch gar nicht sein. Der Film will schlicht gut unterhalten und dies gelingt ihm famos. Es ist außerdem der Beweis, dass "Remake" manchmal kein Schimpfwort sein muss. Angesichts dieser wunderbar umgesetzten Adaption eines ungewöhnlichen Westernromans, der in genau den richtigen Händen gelandet ist, kann man sich nur wünschen, dass derart erfolgreiche Neuauflagen öfter daherkommen. Auch wenn die Chance darauf etwa so groß ist wie die auf einen Rooster Cogburn, der länger als zwei Tage ohne Alkohol auskommt.

    Simon Staake


    Bilder: Courtesy of Paramount Pictures, Copyright 1969 & 2010

  18. #118
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    Dann kümmere ich mich auch noch kurz um den zweiten "Rooster Cogburn"-Film, der im Original auch genauso heißt,
    bei uns aber den albernen Titel "Mit Dynamit und frommen Sprüchen" verpasst bekam.





    1975 schlüpfte John Wayne nämlich noch ein zweites Mal in die Erfolgsrolle des einäugigen Marshalls, die ihm den langersehnten Oscar eingebracht hatte.

    Er tat dies auf Wunsch des Produzenten Hal Wallis, der auch gleich seine eigene Ehefrau das Drehbuch verfassen ließ.
    Dieses war jedoch so schwach, dass "True Grit"-Regisseur Henry Hathaway dankend abwinkte und stattdessen der unerfahrene Stuart Millar auf dem Registuhl Platz nahm, mit dem sich der "Duke" dann auch prompt und mehrfach anlegte.

    Ein Clou war jedoch zweifelsohne die Verpflichtung von Katherine Hepburn als Partnerin für Wayne.
    Die beiden Altstars hatten noch nie zuvor zusammen gespielt, mochten sich aber und entwickelten auch eine recht gute Chemie auf der Leinwand.

    In der neuen Geschichte tun sich Rooster Cogburn (Wayne) und die bibelfeste Missionarin Eula Goodnight (Hepburn) zusammen,
    um den Mörder von Eulas Vater zu finden und die Tat zu rächen. Aus der anfänglichen Abneigung entwickelt sich dabei im Verlauf der Handlung eine herzliche Beziehung.



    Das ist nicht sehr originell und im Grunde lediglich die Wiederholung der vorherigen Geschichte, denn wieder hilft der rauhbeinige Rooster zunächst nur widerwillig einer Frau dabei, den Mörder ihres Vaters zu finden, nur dass die diesmal etwa älter ist und sich daher zusätzlich noch eine kleine Liebesgeschichte entwickeln kann. Und bei Katherine Hepburn als "bibelfester Missionarin" denkt man natürlich sofort an den Klassiker "African Queen", in dem sie eine ganz ähnliche Figur als Kontrast zum lebensfreudigen Humphrey Bogart spielte.

    An den Witz und die Klasse von "African Queen" kommt "Mit Dynamit und frommen Sprüchen" jedoch genauso wenig heran, wie an die Qualität des "Marshalls". Der Film ist mitunter amüsant, die meiste Zeit aber schlicht langatmig und bemüht, und auch die eingebauten Gags zünden meist nicht richtig.
    In der Spätphase der Produktion wurde daher auch noch Charles Portis, der Autor der "True Grit"-Romanvorlage hinzugezogen, aber auch der konnte letztlich nicht mehr viel retten.

    Obwohl zunächst sogar noch ein dritter "Rooster Cogburn" - Film geplant war, sollte es dazu nicht mehr kommen.
    Das lag einerseits an den mäßigen Einspielergebnisen des zweiten Films, aber auch am Gesundheitszustand des Duke,
    der sich zusehends verschlechterte. Dies war sein vorletzter Film, bevor er dann in "Der Scharfschütze" praktisch sich
    selbst spielen durfte - einen vom Krebs zerfressenen, alternden Revolvehelden. Nicht wenige meinen, John Wayne hätte für diesen Schwanengesang sogar eher den Oscar verdient gehabt, den er aber bereits für den "Marshall" bekommen hatte.




    Bilder: Courtesy of Universal Pictures, 1975

  19. #119
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    Wo wir gerade dabei sind, hier mal die Liste meiner persönlichen John Wayne-Favoriten.

    Der "Duke" steht ja allgemein eher für die Verkörperung eines bestimmten Typus und zwar den des
    aufrechten, mutigen und für eine (aus seiner Sicht) gerechte Sache kämpfenden Amerikaners und er hat natürlich
    auch viel Durschschnitts- und Massenware gedreht.
    Es gibt aber in seiner Filmographie doch einige Bespiele für wirklich herausragenden schauspielerische Leistungen,
    die nicht immer entsprechend gewürdigt werden, gerade von denjenigen, die Wayne aufgrund seiner politischen Haltung und
    Ansichten grundsätzlich eher kritisch gegenüberstehen.



    Meine Top 10:
    (Kommentare und Widerspruch durchaus erwünscht )




    1. "The Searchers" ("Der Schwarze Falke") - 1956
    Das ist, zugegeben, keine besonders originelle Wahl, taucht dieser Film doch in nahezu allen Bestenlisten auf,
    aber es nützt ja nix. Der vielleicht kraftvollste Western überhaupt, grandios inszeniert von John Ford, mit einem von Trauer, Wut und Haß zerfressenen John Wayne
    als Ethan Edwards, ein Mann der keine Heimat mehr hat und sich in einer Zeit und Welt bewegt, in der für Menschen wie ihn kein Platz mehr ist.


    2. "Rio Bravo" - 1959
    Die Antwort von Wayne und Howard Hawks auf " 12 Uhr Mittags" und Gary Cooper. Motto: Ein Sheriff jammert nicht und bettelt um Hilfe sondern stellt sich der Situation. Meisterhaft im dramaturgischen Aufbau und mit einem gehörigen Schuß Humor. Die mittlerweile klassische 4er-Konstellation aus dem Helden, seinem trunkenen Helfer, einem alten Schlitzohr und einer hübschen Herzdame wurde nicht nur von Wayne und Hawks noch zwei weitere Male variiert ("Eldorado" und "Rio Lobo") sondern diente auch als Vorlage für das berühmte Blueberry-Comicalbum "Der Sheriff" bzw. "Der Mann mit dem Silberstern".


    3. "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" - 1962
    Ein später Schwarzweiß-Film, aber ein recht früher Abgesang auf das klassische Western-Genre. Wayne spielt hier zwar nur die zweite Geige nach Jimmy Stewart, aber die Story ist sehr unkonventionell und stellt die fast schon philosophische Frage, was denn wichtiger und richtiger ist: Die reine Wahrheit oder eine gute und nützliche Legende.


    4. "She wore a Yellow Ribbon" ("Der Teufelshauptmann") - 1949
    Der beste der drei "Kavallerie-Western des Gespanns Ford/Wayne. Letzterer bietet als zwanzig Jahre älter geschminnkter Hauptmann kurz vor der Pensionierung die erste schauspielerisch anspruchsvolle Leistung seiner Karriere.


    5. "The Quiet Man" ("Der Sieger") - 1952
    Irreführender deutscher Titel für meinen persönlichen Favoriten unter den "Nicht-Western" von John Wayne. Der gibt hier einen Boxer auf Brautschau in Irland und liefert sich herrliche Duelle mit seiner widerspenstigen Lieblingspartnerin Maureen O'Hara.




    6. "Stagecoach ("Ringo" / "Höllenfahrt nach Santa Fé") - 1939
    Der große Durchbruch für John Wayne, nach vielen Jahren billig runtergekurbelter Serials und Fließbandwestern. Die Szene in der er als Ringo die Postkutsche anhält ist die vielleicht imposanteste Einführung einer großen Filmfigur überhaupt. Die Geschichte mit der bunt zusammengewürfelten Postkutschengesellschaft wurde später übrigens im Lucky Luke-Album "Die Postkutsche" herrlich parodiert.


    7. "The Shootoist - der letzte Scharfschütze" - 1976
    John Waynes letzter Film ist mit der Darstellung eines alten, vom Krebs zerfressenen Revolverhelden, der in Würde abtreten will, ziemlich nah an dessen realer Situation zu diesem Zeitpunkt. Ein schöner, leiser Film und eine perfekter Abschied.


    8. "Sands of Iwo Jima" ("Todeskommando") - 1949
    Der bei uns kaum bekannte, wohl beste Kriegsfilm von John Wayne, mit einer frühen Aufrabeitung der berühmten Schlacht von Iwo Jima. Dabei ist der Film (jedenfalls für damalige Verhältnisse) erstaunlich glaubwürdig und realistisch. Einer der wenigen Filme, in denen Waynes Filmfigur am Ende stibrt und das noch nicht mal heroisch sondern unspektakulär und hinterrücks durch einen Heckenschützen.
    Erste Oscarnominierung für Wayne.


    9. Red River (Panik am roten Fluß) - 1948
    Ein großartiges Schauspieler-Duell zwischen John Wayne und Montgomery Clift,mit dem der Duke aufgrund von Clifts Homesexualität auch persönliche Probeme hatte. Lediglich das versöhnende Happy-End wirkt hier etwas aufgesetzt.


    10. "Angel and the Badman" ("Der schwarze Reiter") - 1947
    Mein Geheimtipp. Der erste von Wayne selbst produzierte Film ist eine erstaunlich leise und feine Geschichte. Die Geschichte vom Zeugen eines Bankraubs, der sich bei einer etwas weltfremden Quäker-Familie versteckt wurde 1985 leicht abgewandelt als "Der einzige Zeuge" mit Harrison Ford neu verfilmt.




    Aber auch die größten Fehlgriffe sollen nicht verschwiegen werden,
    hier meine Flop 3:





    1. "Der Eroberer"
    - 1956
    Gleich in mehrfacher Hinsicht eine Tragödie. John Wayne ist als "Dschingis Khan völlig felhbesetzt und der Film voller lachhafter unfreiwillig komischer Dialoge.
    In der deutschen Fassung fällt immerhin das merkwürdige, archaische Englisch der Filmfiguren nicht so auf.
    Auf lange Sicht viel schlimmer ist aber, dass dieser wirklich grottenschlechte Film fast die Hälfte der daran Beteiligten vermutlich Jahre später das Leben kostete. Denn 90 von 220 Mitwirkenden starben an Krebs, darunter auch Regisseur Powell und sämtliche drei Hauptdatsteller. einschließlich John Wayne.
    Der Drehort in der Wüste war radioaktiv verseucht, da sich der Fallout von vorher in der Nähe veranstalteten Atombombentests dorthin verlagert hatte,
    ohne dass das den Beteiligten bewusst war.


    2. "Circus-Welt" - 1964
    Wenn John Wayne seine gewohnte Western-Umgebung verließ, ging das oft nicht besonders gut. Das gilt auch für diesen überlangen und ziemlich konfusen Film, aus dem Frank Capra und David Niven noch rechtzeitig ausstiegen, während Wayne dabei blieb und später feststellen musste: "Ich habe den schlechtesten Zirkus-Film aller Zeiten gedreht".

    3. "Rio Lobo" - 1970
    "El Dorado" war bereits eine ziemlich dreiste Kopie von "Rio Bravo" (und das sagt jemand mit meinem Forums-Namen), aber zumindest noch leidlich unterhaltsam. Auf "Rio Lobo", den dritten und diesmal wirklich nur noch müden Aufguß der gleichen Geschichte trifft das aber nicht mehr zu und diesmal blieb sogar das Publikum fern. Zu recht.


  20. #120
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    also Rio Grande wäre bei mir an Top 1 !!

    alleine schon wegen der Unterrichtsstunden auf einem Pferd und zwei Pferden!!

  21. #121
    Moderator HRW-Forum & Sprechblase-Forum Avatar von Neander
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    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen
    Wo wir gerade dabei sind, hier mal die Liste meiner persönlichen John Wayne-Favoriten.

    Meine Top 10:

    1. "The Searchers" ("Der Schwarze Falke") - 1956

    2. "Rio Bravo" - 1959

    3. "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" - 1962

    4. "She wore a Yellow Ribbon" ("Der Teufelshauptmann") - 1949

    5. "The Quiet Man" ("Der Sieger") - 1952

    6. "Stagecoach ("Ringo" / "Höllenfahrt nach Santa Fé") - 1939

    7. "The Shootoist - der letzte Scharfschütze" - 1976

    8. "Sands of Iwo Jima" ("Todeskommando") - 1949

    9. Red River (Panik am roten Fluß) - 1948

    10. "Angel and the Badman" ("Der schwarze Reiter") - 1947

    (Kommentare und Widerspruch durchaus erwünscht )

    Hallo ELDORADO,

    erst einmal herzlichen Dank für Dein tolles Engagement und dafür, dass Du jetzt auch "den John Wayne aufarbeitest". Habe diesbezüglich auch mal in meinen nostalgischen Erinnerungen "gekramt". Ohne dass ich jetzt den Ehrgeiz entwickele, hierfür eine "Top Ten" zu erstellen, fallen mir ad hoc die untenstehenden vier Titel ein, die mir seinerzeit sehr gut gefallen haben. Ob "Rio Bravo" von 1959 oder das Remake "El Dorado" (1966) der bessere Film ist, darüber könnte man streiten - will ich nicht. Während ich mich 1959 als Vierjähriger noch nicht für John Wayne-Western interessierte, lernte ich "El Dorado" im Alter von elf Jahren kennen und verbinde deshalb mit dem Remake doch mehr Erinnerungen als mit dem "Vorgänger".

    Rio Bravo (Rio Bravo, 1959)
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi762249241/

    Alamo (The Alamo, 1960)
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi3886286105/

    Die vier Söhne der Katie Elder (The Sons of Katie Elder, 1965)
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi157745177/

    El Dorado (El Dorado, 1966)
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi3499950617/
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi3751608857/
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi3533505049/

    Parallel zu diesen Filmen begann ich mich relativ schnell sehr für Clint Eastwood zu interessieren, dessen Film "Für eine Handvoll Dollar" (1964) der erste "richtige" Kino-Western war, den ich mit meinem Großvater als Kontrastprogramm zu den Karl-May-Filmen sehen durfte. Auch die beiden Fortsetzungsfilme "Für ein paar Dollar mehr" (1965) und "Zwei glorreiche Halunken" (1966), die - jeweils mit Clint Eastwood und Lee Van Cleef - die sogenannte "Dollar-Trilogie" bildeten, habe ich als "Prototypen" des italienischen "Spaghetti-Western" - auch "Euro-Western" genannt - damals sehr gerne gesehen.

    Für eine Handvoll Dollar (1964)
    http://www.zuguide.com/#A-Fistful-of-Dollars

    Für ein paar Dollar mehr (1965)
    http://www.alltrailers.net/for-a-few-dollars-more.html

    Zwei glorreiche Halunken (1966)
    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi2789278233/

    Falls nach John Wayne auch die "sehr breite Palette" der Filme mit und von Clint Eastwood - bei weitem nicht nur Western - behandelt werden könnte, würde mich dies ebenfalls sehr freuen.

    .
    Geändert von Neander (07.03.2011 um 23:15 Uhr) Grund: Ergänzung

  22. #122
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    Klar, Clint Eastwood ist auch bei mir noch ein ganzes Stück höher angesiedelt als John Wayne, gerade was seine Entwicklung und Vielseitigkeit angeht.
    Leider gibt der Mann ja schon seit Jahren so gut wie keine Interviews mehr.

    Filmtechnisch knöpf ich mir den aber sicher bei Gelegenheit auch noch vor.

  23. #123
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Zitat Zitat von ELDORADO Beitrag anzeigen
    Aber auch die größten Fehlgriffe sollen nicht verschwiegen werden,
    hier meine Flop 3:



    1. "Der Eroberer" - 1956
    Gleich in mehrfacher Hinsicht eine Tragödie. John Wayne ist als "Dschingis Khan völlig felhbesetzt und der Film voller lachhafter unfreiwillig komischer Dialoge.
    In der deutschen Fassung fällt immerhin das merkwürdige, archaische Englisch der Filmfiguren nicht so auf.
    Auf lange Sicht viel schlimmer ist aber, dass dieser wirklich grottenschlechte Film fast die Hälfte der daran Beteiligten vermutlich Jahre später das Leben kostete. Denn 90 von 220 Mitwirkenden starben an Krebs, darunter auch Regisseur Powell und sämtliche drei Hauptdatsteller. einschließlich John Wayne.
    Der Drehort in der Wüste war radioaktiv verseucht, da sich der Fallout von vorher in der Nähe veranstalteten Atombombentests dorthin verlagert hatte,
    ohne dass das den Beteiligten bewusst war.
    Bittere Ironie. John Wayne war sicher ein Fan der Atombombentests.

    Wo ordnest du eigentlich die "Green Berets" ein?

  24. #124
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    Tja, die berüchtigten "Grünen Teufel".

    Die waren zunächst zwar auch ein Kandidat für meine "Flop 3",
    aber das hab ich dann aus zwei Gründen wieder verworfen:

    1. Es wäre ein zu offensichtliches und "billiges" Opfer.
    Es gehört ja unter Journalisten praktisch zum guten Ton, bei der Erwähnung dieses Films reflexartig zusammen zu zucken
    und sofort die Keule mit dem "revanchistischen Machwerk" rauszuholen.
    Was aber wohl weniger am eigentlichen Film liegt, als an der offensiven und lauten Art und Weise mit der John Wayne damals
    seinen Beitrag zum Vietnam-Krieg als dringend notwendige, patriotische Truppen-Unterstützung anpries.

    2. Der Film selbst ist nicht besonders gut, viel zu lang und mit David "Dr. Kimble" Janssen in der zweiten Hauptrolle
    als eingebetteter Journalist meiner Meinung nach fehlbesetzt.
    Aber da gibt es Schlimmerers und eigentlich ist das Werk die große Aufregung nicht wert (zumindest aus heutiger Sicht nicht).

  25. #125
    Mitglied Avatar von FrankDrake
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    Ich habe mir eben noch den Titelsong von "Rio Bravo" angehört. Das Dean Martin, der alte Suffkopp, den Text immer noch so auf die Reihe gebracht hat ist schon ein kleines Wunder.
    Ansonsten, einer der wenigen John Wayne Filme in meiner DVD Sammlung. Er war mir, genau wie Charlton Heston, Politisch immer zu weit rechts.

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